Archive for Oktober 2010
Kein Grund zum Jubeln
Wenn man den Gerüchten aus dem Ausland Glauben schenken kann, wird es bald einen Titelvereinigungskampf mit deutscher Beteiligung geben. Angeblich soll der WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht aus Kasachstan, Beibut Shumenov (11 Kämpfe, 10 Siege, davon 6 durch KO und 1 Niederlage), gegen den WBO-Weltmeister Jürgen Brähmer (38 Kämpfe, 36 Siege, davon 29 durch KO und 2 Niederlagen) antreten. Eigentlich ist eine Titelvereinigung ein Grund zur Freude. Die will sich aber bei mir irgendwie nicht einstellen. Der Grund dafür heißt Zsolt Erdei.
Eigentlich heißt der Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht doch Zsolt Erdei (31 Kämpfe, 31 Siege, 17 durch KO). Jedenfalls war er das von 2004 bis 2009, bis – ja bis sein damaliger Veranstalter Klaus-Peter Kohl ihn wohl gezwungen hat, seinen Titel aufzugeben, um eine Gewichtsklasse höher, im Cruisergewicht, zu boxen. Zwar wurde er direkt, durch eine Mehrheits-Punktentscheidung Weltmeister vom Verband WBC, gleichzeitig aber war unübersehbar, dass der 1,78 Meter große Erdei hier nichts zu suchen hat.
Erdei folgte der Stallregie von Universum Box-Promotion, die dem Stralsunder Brähmer unbedingt einen WM-Titel zuschanzen wollte. Brähmer war sein WBA-Titel vorher (22.11.2008) von dem Argentinier Hugo Hernan Geray abgenommen worden. Aber Kohl setzte und setzt weiter auf Brähmer – jenen Brähmer, der medial vom „Jahrhunderttalent“ zum „Knastboxer“ abstieg. Erdei, der zwölfmal um den WBO-Titel erfolgreich geboxt hat, hat sich mittlerweile einen anderen, einen amerikanischen Veranstalter gesucht.
Was hat das nun aber mit meiner Unzufriedenheit über eine Titelvereinigung zu tun?
Nun, ich kann mich halt des Eindrucks nicht erwehren, dass Brähmers Veranstalter lieber eine solche Titelvereinigung will als einen Kampf gegen den, so nenne ich ihn mal, legitimen Weltmeister Erdei. Der 27jährige Shumenov ist wohl die einfachere Aufgabe für das ehemalige „Jahrhunderttalent“. Ich hoffe, das Erdeis neuer Veranstalter Lou DiBella es seinem neuen Schützling ermöglicht, bald doch noch gegen seinen ehemaligen Stallgefährten um diesen Gürtel zu boxen. Als WBO-Super-Champion kann er jederzeit den Weltmeister herausfordern.
Ich gestehe: Ich mag diese Verschiebereien von Titeln innerhalb eines Boxstalles nicht. Titel gehören sich, nach meiner Meinung, im Ring gewonnen und verloren. Was soll das denn, dem einen eigenen Boxer den Titel wegzunehmen, um ihn dann dem anderen zuzuschanzen? – Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich die Gründe dafür in diesem Fall wirklich wissen möchte.
© Uwe Betker
Mit Netz und doppeltem Boden
Eigentlich kann man gegen einen Kampf zwischen Sebastian Sylvester und Mahir Oral nicht wirklich etwas sagen. Der Weltmeister der IBF im Mittelgewicht boxt die Nummer 10 der IBF-Rangliste. Ein normaler Vorgang im Profiboxen – so sollte man meinen. Merkwürdigkeiten gibt es trotzdem; die haben allerdings nicht direkt mit der Paarung zu tun. Zunächst gibt es im Kampfrekord von Sylvester (37 Kämpfe, 33 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO und 1 Unentschieden) und in der Rangliste der IBF gibt es ein paar Auffälligkeiten.
Der „Hurrikan“ aus Greifswald ist kein Boxer, der vorsichtig aufgebaut wurde. Seinen ersten Kampf verlor er durch KO, dann wurde er Deutscher Meister und Europameister. Sein erster Versuch Weltmeister zu werden misslang. Der WBA-Weltmeister im Mittelgewicht, Felix Sturm, besiegte ihn klar nach Punkten (01.11.2008). Dann bekam er die Chance, um den vakanten IBF-Titel zu boxen, den Arthur Abraham aufgeben hatte, um am Super-Six-Turnier teilzunehmen. Er wurde durch einen Punktsieg gegen Giovanni Lorenzo (19.09.2009) Weltmeister. Zwei der drei Punktrichter sahen ihn als Sieger.
„Lion“ Oral (32 Kämpfe, 28 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO und 2 Unentschieden) zeigte seine beste Leistung in der letzten Titelverteidigung (27.06.2009) von Arthur Abraham. Oral verlor zwar durch TKO in Runde 10, aber in den ersten vier Runden sah er sehr gut.
Was an der IBF-Rangliste so erstaunlich ist, ist die Tatsache, dass die ersten beiden Plätze hinter dem Weltmeister nicht besetzt sind. Dies halte ich für eine Unsitte. Wieso sind die Plätze nicht besetzt? Können sich die verantwortlichen Herren nicht entscheiden? Oder gibt es keine Boxer, die würdig sind, diese Plätze einzunehmen?
Stattdessen veranstalten die IBF jedes Mal einen Ausscheidungskampf um den Platz des Pflichtherausforderers, der zwischen dem bereits 37-jährigen Roman Karmasin (46 Kämpfe, 40 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO und 2 Unentschieden) und dem Australier Daniel Geale (24 Kämpfe, 23 Siege, 14 durch KO und 1 Niederlage) ausgetragen werden soll.
Diese Maßnahme entbehrt nicht eines gewissen Zynismus’, denn Karmasin war unlängst erst Pflichtherausforderer. In seinem letzten Kampf nämlich (05.06.2010) boxte er gegen Sylvester und gewann sogar eigentlich nach Punkten. Die Punktrichter werteten 117:111, 114:113 für Karmasin und118:111 für Sylvester. Da aber der eine Punkrichter, der 114:113 gepunktet hatte, eine Runde Unentschieden gegeben hatte und ein Unentschieden seit kurzem im Regelwerk der IBF nicht mehr vorgesehen ist, wurde diese Runde Sylvester zugeschlagen, womit er insgesamt ein Unentschieden erreichte und Weltmeister blieb.
Würde es mehr um Sport als ums Geschäft gehen, hätte Sauerland Event einen sofortigen Rückkampf angeboten. Das taten sie aber nicht. So suchte Karmasin Hilfe bei der IBF. Würde es mehr um Sport als ums Geschäft gehen, hätte die IBF einen sofortigen Rückkampf angeordnet. Stattdessen ordnete sie einen vorherigen Ausscheidungskampf an. – Man könnte schon auf die Idee kommen, dass dies den traditionell guten Beziehungen zwischen der IBF und Sauerland Event geschuldet ist.
Sylvester darf sich noch weiter Weltmeister nennen und seinen Titel jetzt freiwillig verteidigen. Was einen bei der Kampfansetzung nun stutzig machen kann, ist, dass Sauerland Event Oral kurzfristig bei Arena rausgekauft hat, um ihm einen eigenen Vertrag zu geben. Wieso machen die das? Hat Sauerland etwa Angst, dass Sylvester gegen Oral verlieren könnte?
Für mich sieht das fast so aus, als ob Sauerland Event hier ganz auf Nummer Sicher gehen will, sozusagen veranstalten mit Netz und doppeltem Boden. Es soll halt auf jeden Fall gewährleistet werden, dass der Titel beim Veranstalter bleibt. Man kann schließlich nicht immer so ein Glück mit uninformierten Punktrichtern haben.
© Uwe Betker
Notizen zu Timo Hoffmann
Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, lief die Sache damals doch so ab: Timo Hoffmann qualifizierte sich beim Chemiepokal für die Olympischen Spiele in Atlanta 1996, wurde dann aber in einem wohl extra für ihn einberufen Trainingslehrgang wieder aus dem Kader rausgeschmissen. – Mir kommt heute noch die Galle hoch, wenn ich daran denke. Seit dieser Zeit habe ich jedenfalls ein Faible für Timo Hoffmann.
Die „deutsche Eiche“ (48 Kämpfe, 39 Siege, 23 durch KO, 7 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) gehörte nie zu den besten Schwergewichtlern der Welt, aber ich mochte ihn trotzdem immer. Er war nie der Typ Boxer, dem das Talent in die Wiege gelegt war. Er war immer limitiert, aber durch harte Arbeit und seine Physis konnte er doch eine lange Zeit relativ weit oben im Schwergewicht mitmischen. Eine Eigenschaft, die ihn immer schon auszeichnete, war: Er hat keine Angst, im Gegensatz zu einigen anderen Schwergewichtlern, die man so kennt.
Genau diese Furchtlosigkeit beunruhigt mich ein wenig. In seinem letzten Kampf gegen den ehemaligen Herausforderer im Cruisergewicht Alexander Petkovic erreichte er nur ein sehr schmeichelhaftes Unentschieden. Damit schaffte er es nicht, den WBO (!) Europameister Titel zu erringen. Zum einen freut es mich, dass es Hoffmann immer noch gelingt, Kämpfe und damit Börsen zu bekommen. Zum anderen frage ich mich aber schon, wie lange er noch in den Ring steigen will.
Hoffmann zeigte früher eine nicht schlechte Doppeldeckung und manchmal auch einen guten Jab. Seine rechte Gerade und seine Aufwärtshaken waren druckvoll, aber manchmal auch unpräzise. Ich hatte auch schon immer den Eindruck, dass seine Schläge zu langsam kommen. Seine Schlagkraft war nie die größte. Mit zunehmendem Alter sind nicht nur seine Schwächen stärker, sondern auch seine Stärken noch schwächer geworden.
Hoffmanns beste Zeit als Boxer ist vorbei. Offensichtlich baut er ab. Ich mache mir Sorgen um ihn.
© Uwe Betker
Budoboxen
Amateurboxveranstaltungen sind meist relativ langweilig. Äußerlich betrachtet sehen sie häufig so aus: In der Turnhalle einer Schule steht an einem Samstagnachmittag ein Ring. Um den Ring stehen einige Vereinsmitglieder und Verwandte, die zusammen mit einer Handvoll Interessierter sich in der Halle verlieren. Die Boxer tragen verwaschene Leibchen und Kopfschutz.
Die Veranstaltungen sind lang, nicht zuletzt durch die durch Regeln vorgeschriebene Unsitte, dass, auch wenn einer der Gegner nicht erscheint, der Kampf trotzdem angesetzt wird und der anwesende Boxer in den Ring steigt, um sogleich zum Sieger erklärt zu werden.
Auch durch die Umbenennung in Olympisches Boxen sind die Veranstaltungen nicht attraktiver geworden.
Es geht auch anders. Die Alternative ist Budoboxen. Budoboxen ist das, was das Amateurboxen vor Jahrzehnten wohl einmal war. Es gibt nur sechs Gewichtsklassen. Das macht den Wettbewerb innerhalb der einzelnen Gewichtsklassen härter. In der Regel wird ohne Hemd und Kopfschutz geboxt. Ausnahmen sind Frauen und Boxer, die als Anfänger eingestuft werden. Allein hierdurch werden die Kämpfe für die Zuschauer schon attraktiver. Zwar sind streng genommen Dreh- und Sprungschläge erlaubt. Da aber die meisten Kämpfer aktive Amateurboxer sind, werden diese Schläge vorher per Vereinbarung ausgeschlossen. Selten treten nur Vereine oder Gyms gegeneinander an. Es gibt vielmehr, wie bei den Profis, einen Matchmaker, der attraktive Paarungen zusammenstellt. Und die Veranstaltungen finden an einem Freitag- oder Samstagabend statt. Auch das ist zuschauerfreundlich.
Ob sich Budoboxen als eigenständige Sportart etablieren wird, ist ungewiss. Gewiss ist aber, dass es den Beteiligten und den Zuschauern Spaß macht. Wie sonst ist es zu erklären, dass so viele Amateurboxer für Veranstaltungen immer wieder zum Budoboxen wechseln? Die Zuschauerzahlen sprechen außerdem für sich.
Hauptvertreter des Budoboxens in Düsseldorf ist das Freudenreich Professional Boxing Gym. In diesem Box-Gym auf der Duisburgerstraße 15, in dem schon Eddy Chambers sich auf seinen Kampf gegen Wladimir Klitschko vorbereitete und der düsseldorfer Schwergewichtsprofi Markus Tomala immer wieder mal trainiert, findet am Freitagabend (05.11.2010) die nun bereits fünfte „House Box-Gala“ statt. Es wird zehn Kämpfe zu sehen geben, darunter einen Frauenkampf, einen im Schwergewicht und zwei im Superschwergewicht.
(c) Uwe Betker
Povetkin ein Cruisergewichtler?
Offenbar will die Kalkulation einfach nicht aufgehen. Da nimmt einer der größten Veranstalter für Profiboxen, Sauerland Event, den viel versprechenden Amateurboxer Alexander Povetkin unter Vertrag, um mit ihm Weltmeister zu werden, und dann will und will es einfach nicht dazu kommen. Oder besser gesagt, immer wenn der Russe gegen den Ukrainer (Wladimir Klitschko) boxen soll, kommt ihm eine Verletzung oder womöglich eine (vorgetäuschte) Erkältung dazwischen.
Dabei war man bei Sauerland Event so stolz gewesen, als Kalle Sauerland das Rennen um den zweifachen Europameister, Weltmeister und Olympiasieger von Athen 2004 gemacht hatte und ihn unter Vertrag nehmen konnte. Aber was keiner ahnen konnte, der Mann, der das Superschwergewicht der Amateure so sehr dominiert hatte, entwickelte sich nicht zu dem erhofften Schwergewichtler bei den Profis.
Wenn die Website von Povetkin ein Indiz dafür ist, wie sehr er von dem Wunsch beseelt ist, gegen Wladimir Klitschko Weltmeister im Schwergewicht zu werden, dann ist es damit nicht weit her. Die letzte Meldung lautet: „Alexander Povetkin hat die attraktivste Frau ausgezeichnet, die von Lesern der FHM Russia gewählt wurde.“ Diese Meldung stammt von Ende Mai.
Es kommt mir so vor, als ob alle Beteiligten (Povetkin selber, sein Veranstalter Sauerland Event und Trainer Teddy Atlas) wissen, dass Povetkin nicht Weltmeister im Schwergewicht werden kann und will, zumindest solange die Klitschkos noch aktiv sind. Aber keiner traut sich diese Wahrheit auszusprechen.
Diese Idee ist nicht von mir: Wenn Povetkin gar kein Schwergewichtler ist, warum versucht er es nicht eine Gewichtsklasse tiefer? Wenn man sich seine körperlichen Parameter genauer ansieht, Größe 188, Kampfgewicht zwischen 93 und 122 KG spricht einiges für den Cruisergewichtler Povetkin. Anstatt weiter den „zaghaften Zaren“ zu geben und in Aufbaukämpfen in Russland schlecht auszusehen, sollte er versuchen seiner Karriere wieder Schwung zu geben und es eine Gewichtsklasse tiefer versuchen. Wieso soll er nicht im Cruisergewicht boxen? Natürlich sind weder die Börsen noch das Renommee in dieser Gewichtsklasse so hoch wie im Schwergewicht. Aber ist das nicht immer noch besser, als so weiterzumachen wie bisher? Jetzt sieht es jedenfalls eher so aus, als würde er von Kampf zu Kampf immer schlechter, so dass er ganz folgerichtig vor einem Kampf mit Wladimir Klitschko kneift.
© Uwe Betker
Ein stallinternes Duell
Wenn zwei Boxer aus dem gleichen Boxstall gegeneinander antreten, so bedeutet das meist, die beiden Boxer stehen an einem Scheideweg ihrer Karriere.
Am 12. November treffen die Schwergewichtler Konstantin Airich (20 Kämpfe, 16 Siege, 13 durch KO, 2 Niederlagen und 2 Unentschieden) und Yakup Saglam (26 Kämpfe, 26 Siege, 23 durch KO) in Stralsund aufeinander. Dabei geht es um den vakanten PABA Titel im Schwergewicht. Der Titel selbst hat keinen besonderen Wert, aber der Sieger des Duells soll, laut Arena Boxpromotion, in die Top 15 der WBA-Weltrangliste vorstoßen. Die Karriere des Verlierers wird wohl im Dunkel verschwinden.
Der in Astana, Kasachstan geborene Airich konnte in den letzten drei Jahren nicht wirklich überzeugen. Erst erreichte er gegen Oleksiy Mazykin (14.03.2008) nur ein Unentschieden, und auch den Rückkampf (23.10.2010) konnte er nur sehr knapp und nicht unumstritten nach Punkten für sich entscheiden. Niederlagen gegen den alten Haudegen Danny Williams (30.05.2008) und Ondrej Pala (06.03.2009) vervollständigen das Bild.
Bei dem in Arsin, Türkei geborene Yakup Saglam liegt die Sache etwas anders. Saglam ist zwar ungeschlagen, aber auch weitestgehend ungetestet.
Mit Airich und Saglam treffen die Nummer 134 der unabhängigen Weltrangliste bzw. die Nummer 7 in Deutschland und die Nummer 89 der Weltrangliste bzw. die Nummer 3 in Deutschland aufeinander. Dies ist eine Konstellation, die einen spannenden Kampf verspricht, zumal die Boxstile der beiden vermutlich gut zueinander passen. Airich boxt eher einen an der osteuropäischen Amateur-Boxschule angelehnten Stil und Saglam liebt es, mit weiten Schwingern auf seine Gegner loszugehen.
Man darf gespannt sein, welche Karrierenkurve nach oben führen und welche sich nach unten entwickeln wird.
© Uwe Betker
Ein hinkender Vergleich
Man kennt die Situation zur Genüge: Kaum hat der Athlet seine sportliche Leistung beendet, so wird ihm auch schon ein Mikrofon vor den Mund gehalten und er muss irgendetwas sagen. Dass dabei selten etwas Vernünftiges herauskommt, ist geschenkt. Man kennt natürlich auch die Situation, wo man sich sagt: na ja, aber boxen/Fußball spielen/Rhythmische Sportgymnastik kann er/sie ja.
Aber bei Vitali Klitschko und Emanuel Steward liegt die Sache wohl etwas anders. Wenn beide nach dem sehr einseitigen Kampf, der mit einem schweren KO von Samuel Peter in Runde 10 endete, Wladimir Klitschko mit Muhammad Ali vergleichen, dann ist dies nicht Erschöpfung und mangelnder intellektueller Fähigkeit geschuldet, denn beides ist definitiv nicht zutreffend.
Steward sagte: „Wladimir hat geboxt wie Ali im dritten Kampf gegen Frazier. Er hat Samuel Peter systematisch zerbrochen.“ Man kann natürlich jeden Boxer mit jedem anderen Boxer vergleichen, einfach weil beide Boxer sind. So könnte man also Wladimir Klitschko mit Svetla Taskova vergleichen. Beide sind gute und harte Boxer. Es gibt aber einen kleinen Unterschied zwischen den Beiden. Taskova ist eine Frau, boxt im Fliegengewicht und hat von ihren 36 Kämpfen 30 verloren. Na ja und Wladimir Klitschko ist ein Mann, boxt…
Also was sagt ein Vergleich von Klitschko mit Taskova? Nichts.
Wenn es denn sein muss, vergleichen wir also Wladimir Klitschko mit Muhammad Ali. Ich mache es kurz, Ali wird deswegen „der Größte“ genannt, weil er in einer Zeit Weltmeister im Schwergewicht war, in der diese Gewichtsklasse so gut besetzt war niemals vorher oder nachher. Ali ist keinem aus dem Weg gegangen, und er war „der Weltmeister“. Er war nicht ein oder ein zweiviertel oder ein dreiviertel Weltmeister. Nein, Ali war einfach nur Weltmeister und musste sich diesen Titel nicht teilen, zumindest für die meiste Zeit, auch nicht mit irgendwelchen Brüdern und anderen Boxern. Bei aller Wertschätzung für die Fähigkeiten eines Wladimir Klitschko: Er ist nicht „der“ Weltmeister im Schwergewicht, er ist lediglich einer von dreien.
Und was den Vergleich von Samuel Peter mit Joe Frazier betrifft, der ist einfach nur noch so lächerlich, dass ich mir weitere Worte spare.
Ein Vergleich von Wlademir Klitschko mit Muhammad Ali hinkt, er hinkt sogar gewaltig. Wenn Klitschko weiter gegen solche Gegner boxt, wie zuletzt, ist er, für mich einer Svetla Taskova näher als einem Muhammad Ali.
Ich weiß: Auch dieser Vergleich hinkt.
© Uwe Betker