Box-Blog

Archive for November 2011

„Der Trainer“ – ein großartiger Film

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Es gibt nur wenige gute Dokumentarfilme über das Profiboxen. Meist kranken sie an einem Zuviel oder einem Zuwenig. Entweder ist das Thema zu uninteressant, oder die Person ist so berühmt, dass schon alles über sie gesagt wurde, oder der Film langweilt denjenigen, der sich schon etwas mit Boxen beschäftigt, oder …
Hinzu kommt ein ästhetisches Problem: Die meisten Regisseure schaffen es nur, die immer gleichen schwitzenden Körper zu zeigen, ein Mehr an Bildern können sie dem Boxen kaum abringen . Das führt dann oft genug auch dazu, dass die Filmemacher ihren eigenen Bildern nicht vertrauen. Dann belästigt schon mal eine Stimme aus dem Off den Zuschauer mit unnötigen Kommentaren und Belanglosigkeiten.
Der Film von Regisseur Thomas Landenberger ist da von einem ganz anderen Kaliber. Landenberger vertraut, zu Recht, seinen Bildern. Er zeigt Boxen in seiner ganzen Schönheit und das mit ganz eigenwilligen Blickwinkeln. Immer wieder ist die Kamera ganz nah an der Person. Je länger der Film dauert umso näher kommen auch die Zuschauer den Personen. Der Kameramann Maximilian Hoever wählt zum Teil ungewöhnliche Bildausschnitte, die uns ganz neuartige Bilder vom Boxen bescheren – Bilder, die dem selbst Gesehenen am Ring ähnlicher sind, als die üblichen Filmbilder.
Die Hauptstärke des Films ist aber, dass der Regisseur seinem Helden, Conny Mittermeier, vertraut. Mittermeier trägt den ganzen Film. Dabei gewährt er uns Einblick in seine Arbeit und sein Denken. Mittermeier ist ein großer Boxtrainer, der jedoch noch von vielen unterschätzt wird. Ihm wurde in seiner Karriere als Trainer einige Male sehr böse mitgespielt. Aber er kartet nicht nach, sondern er macht weiter und konzentriert sich auf seine Arbeit. Sein Tun als Trainer bekommen wir exemplarisch vorgeführt in seiner Arbeit mit dem Weltergewichtstalent Timo Schwarzkopf, der hier noch Festim Kryeziu heißt. Der Film zeigt den Trainer und seinen Boxer vor und während den ersten beiden Profikämpfen von Schwarzkopf.
Um es noch mal deutlich zu sagen: Der Film „Der Trainer“ ist ein großartiger Film. Ich hoffe, er findet möglichst viele Zuschauer. Ob und wann er zu sehen sein wird, ist allerdings noch ungewiss. Es lohnt sich aber, nach ihm Ausschau zu halten.
© Uwe Betker

Photo aus dem Film „Der Trainer“ (Timo Schwarzkopf vs. Suleyman Dag)

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(C) Filmakademie Baden Würtenberg

Written by betker

30. November 2011 at 23:59

Photo aus dem Film „Der Trainer“ (Conny Mittermeier und Timo Schwarzkopf)

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(C) Filmakademie Baden Würtenberg

Die „wilde“ GBA und der „zahme“ BDB

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Ein von mir sehr geschätzter Kollege schrieb für den Boxsport einen Artikel über die letzte Hattersheimer Boxnacht. Dort war zu lesen: „Herausforderer Toni Thess, ein ehemaliger Thai Boxer, ist Mitglied des „wilden“ Verbandes der German Boxing Association“ (GBA) und nicht des BDB.“ Gegen die Bezeichnung „wild“ verwehrt sich die GBA und fordert von der Zeitschrift und dem Autor eine Gegendarstellung.
Ich frage mich, was eigentlich an der GBA wild sein soll. Die GBA hat mit ihren bisherigen 125 sanktionierten Veranstaltungen in diesem Jahre sehr viel mehr Veranstaltungen gemacht als der BDB. Vermutlich hat sie auch sehr viel mehr Mitglieder. Und nach meiner Wahrnehmung boxen die meisten viel versprechenden Talente mit einer GBA Lizenz. Das klingt für mich jedenfalls alles doch ganz seriös.
Wenn man nun nicht erkennt, was an der GBA wild ist, sollte man sich dem BDB zuwenden. Der ist ja offensichtlich das Gegenteil der wilden GBA. Das Gegenteil von „wild“ ist „zahm“. Nun ist der BDB für mich vor allem „zahm“ gegenüber den heimischen Veranstaltern. Ich erinnere mich an skandalöse Punkturteile und groteske Schiedsrichterleistungen – alle immer zugunsten des heimischen Veranstalters und seiner Boxer.
Der „zahme“ BDB hat dem Ruf des deutschen Boxens im Ausland massiven Schaden zugefügt. Ich mag es, wenn ein Verband wild ist, denn das heißt ja wohl, der Sieger eines Kampfes muss für seinen Sieg etwas mehr tun als nur aus der richtigen Ecke herauszukommen.
(C) Uwe Betker

Plakat: Freudenreich Professional Boxing, VII. House Box-Gala

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27. November 2011 at 23:59

Photo: Markus Tomala

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(C) Uwe Betker

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27. November 2011 at 23:59

Selcuk Aydin vs. Ionut Dan Ion – eine Standortsbestimmung

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Der WBC Silbergürtelträger im Weltergewicht Selcuk Aydin (22 Kämpfe, 22 Siege, 17 durch KO) verteidigt am 26.11.2011 seinen Titel gegen Ionut Dan Ion (30 Kämpfe, 29 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage). Das Aufeinandertreffen der Beiden ist ein Rückkampf. Am 05.06.2010 wurde Aydin in Istanbul gegen Ion durch Mehrheitsentscheidung Silberweltmeister. Einige Beobachter des Kampfes sahen Aydin als Verlierer.
Nach seinem Titelgewinn nahm Aydins Karriere keine Fahrt auf, sondern stagnierte. Üblicherweise bekommt ein Weltmeister nach seinem Titelgewinn einen leichten Gegner in seiner ersten Titelverteidigung vorgesetzt, bevor man ihn weiter aufbaut. Aydin verteidigte seinen Titel in den letzten 15 Monaten kein einziges Mal. Stattdessen boxte er zwei Boxer, die wohl noch nicht einmal ein leichtes Sparring mit ihm ausgehalten hätten. Bei beiden Kämpfen sah der Mann aus Trabzon unmotiviert, uninspiriert und untrainiert aus.
Eigentlich sollte ein Sieg vor heimischem Publikum für Aydin eine sichere Sache sein. Der Puncher schlägt den Techniker. Das Problem scheint mir jedoch zu sein, dass Aydin eigentlich noch nie seine Fähigkeiten zeigen konnte. Bis jetzt wirkte er auf mich wie ein uneingelöstes Versprechen.
Aydin hat einen Gürtel, aber er ist nur die Nummer 16 der unabhängigen Weltrangliste. Das liegt vermutlich nicht daran, dass die Weltspitze Angst vor seinem Punch hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Manny Pacquiao, Floyd Mayweather Jr., Andre Berto und Shane Mosley, um nur die besten Vier zu nennen, sich ernsthafte Sorgen vor einer Auseinandersetzung mut Aydin machen. Dementsprechend ist der Kampf gegen den in Kanada lebenden Rumänen eher eine Standortbestimmung. Gewinnt Aydin nicht wirklich überzeugend und beeindruckend, dürfte wohl nicht mehr von ihm zu erwarten sein.
© Uwe Betker

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25. November 2011 at 23:59

Photo: Selcuk Aydin vs. Ionut Dan Ion

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(C) Uwe Betker

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25. November 2011 at 23:59

Photo: Selcuk Aydin vs. Ionut Dan Ion

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(C) Arena

Written by betker

25. November 2011 at 23:59

Tom Cribb (2)

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10.12.1810 trafen Cribb und Molineaux in Shenington Hollow, Oxfordshire das erste Mal aufeinander. In Molineauxs Ecke stand Bill Richmond, der 1805 nur knapp gegen Cribb verloren hatte. Die Boxfans und wohl auch Cribb erwarteten einen Kampf, der nicht lange dauern sollte. Aber hier hatten sie den US-Amerikaner unterschätzt. Dieser war ein starker und intelligenter Boxer. Es kam zu einer Ringschlacht, in der beide Boxer viele schwere und harte Treffer nehmen mussten. In der 19ten Runde entstand eine Pattsituation, die in einen Tumult mündete. Molineaux und Cribb hielten sich gegenseitig in einem Ringergriff, was zu jener Zeit, den Regeln entsprach. Keiner von beiden konnte den anderen schlagen und keiner sich konnte sich aus dem Griff des anderen befreien.
Der Ringrichter war mit der Situation überfordert – auch damals gab es schlechte Ringrichter. Er konnte sich nicht dazu durchringen, die beiden Kämpfer zu trennen. Die unzufriedenen Zuschauer drückten in den Ring hinein. Dabei verletzte Molineaux sich die linke Hand. Später gab es noch einen Disput darüber, ob Cribb sich rechtzeitig nach einer Rundenpause von 30 Sekunden wieder zum Kampf gestellt hatte. Wenn ein Boxer sich damals nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeit zum Kampf stellte, hatte er verloren. Aber auch hier zeigte sich der Ringrichter als nicht souverän. Nach der 34ten Runde wollte Molineaux nicht mehr antreten, aber sein Sekundant Richmond überredeten ihn, sich wieder zu stellen. In Runde 35 ging er dann KO. Cribb wurde durch diesen Sieg zum englischen Meister, was gleich bedeutend mit Weltmeister war. – Offiziell gab es noch keine Weltmeisterschaft und auch keine britischen Meisterschaften. Denn offiziell war auch das Boxen, was noch mit bloßer Faust gemacht wurde, verboten.
1811 trat Cribb wieder gegen Molineaux an. Der Kampf fand in Thistleton Gap in Lancashire vor einer großen Menschenmenge statt. Diesmal unterschätzte Cribb seinen Gegner nicht. Er war sogar vorher nach Schottland gereist, um sich neun Wochen auf den Kampf vorzubereiten. Das gute Leben in London hatte ihn fett und kurzatmig gemacht. Er begann mit langen Spaziergängen und steigerte dann sein Pensum. Er verzichtete auch auf Alkohol, was ihm besonders schwer gefallen sein soll. Sichtbar leichter und austrainierter trat er an. 15.000 Zuschauer waren gekommen, um das zweite Aufeinandertreffen der beiden großen Boxer zu sehen. Der Kampf war, für damalige Zeit sehr kurz – dafür aber brutal. Molineaux dominierte die ersten Runden. Cribb blutete aus Nase und Mund und seine Augen waren geschwollen. Danach verlegte er sich darauf, zum Körper zu gehen. In der neunten Runde traf er Molineaux mit einer Linken am Kiefer, die diesen brach und den Amerikaner zu Boden schickte. Molineaux schaffte es nicht früh genug wieder hoch zu kommen, doch Cribb erlaubte es, dass der Kampf weiter geführt wurde. In der 11. Runde ging Molineaux endgültig KO.
Nach dem Kampf trennten sich die Wege von Molineaux und seinem Trainer Bill Richmond. Molineaux starb bereits 1815 mit 34 Jahren in bitterer Armut an Leberzirrhose.
Cribb bestritt in den folgenden Jahren sowohl einige Kämpfe als auch Schaukämpfe. Gerade die Schaukämpfe fanden vor den „Reichen und Schönen” der Zeit statt. Viele Adlige waren Förderer des Boxsports in England. Am 19.07.1821 wurde George IV in Westminster Abbey zum König gekrönt. 18 der führenden Boxer der Zeit waren durch den König ausgesucht worden, als Diener und Pagen dabei zu sein. Unter ihnen befand sich auch Tom Cribb.
1822 zog sich Cribb vom Boxsport zück. Er wurde erst Kohlenhändler. Danach machte er einen Pub, dass „Kings Arms”, auf, den er aber bald schon wieder aufgab. Später, nämlich 1820, eröffnete er das „Union Arms“, dass heutige „Tom Cribb“. Das Union Arms, oder auch „Cribbs´s Parlour“ genannt, wurde ein Treffpunkt für Boxer und Aristokraten. Die Gegend rund um den Pub, war eine Hochburg des Boxens im 19ten Jahrhundert. Die Wände der Gaststätte waren, im Geschmack der Zeit, dicht mit vielen Bildern behängt, vorwiegend Portraits und Szenen aus dem Sport.
Cribb gab 1838/39 den Pub, wohl aufgrund finanzieller Probleme, auf und zog zu einem seiner Söhne, William Frederick Cribb. Er starb am 11.05.1848 mit 68 Jahren. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: “The actions still there but the steams all gone.” Er wurde auf dem Friedhof von St. Mary`s Church in Woolwich, in den Dockland von London beigesetzt. Zu seinen Ehren wurde ein großer steinerner Löwe aufgestellt, der auch heute noch zu sehen ist.
Cribb war einer von Englands gefeiertsten Champions. Er war es, der das das Boxen im Rückwärtsgang, das „milling on the retreat“ zu einer akzeptierten Kampfform machte. Einige behaupten sogar, dass er der Erfinder des Trainingslagers ist. Er wurde 1991 in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen.
Das „Tom Cribb“ ist ein ausgesprochen angenehmer und ruhiger Pub. Hier kann man bei einem schönen Pinte Ale überlegen, ob man nicht am nächsten Tag in die National Portrait Gallery geht, um sich dort das sehr schöne Molineaux Portrait von George MacDonald Fraser anzusehen.
© Uwe Betker

Written by betker

20. November 2011 at 23:59

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