Archive for Februar 2012
Der Theaterkritiker Ahmet Öner
Die Aufführung von Kabale und Liebe im Schlosstheater habe ich nicht gesehen – „Da habe ich wirklich Besseres zu tun“. Aber „nach allem, was ich gehört habe,“ war die Verteilung der Garderobe „danach, sowieso wieder viel spannender als“ die Inszenierung selber. Es gab Tumulte und sogar eine Schlägerei. „Will man denn wirklich warten, bis irgendwann jemand ernsthaft zu Schaden kommt oder stirbt, oder stoppt vielleicht mal irgendwer vorher diesen Wahnsinn?“ Daher und, weil ich das Stück von Schiller kenne, sollte der Hauptdarsteller zurücktreten und den Regisseur „gleich mit in den Ruhestand nehmen!“
Würde eine Theaterkritik so etwas schreiben, würde der geneigte Leser sich fragen: Wie kommt der Kritiker dazu, eine Inszenierung zu kritisieren, die er nicht gesehen hat? Eine solche Frage scheint sich Ahmet Öner jedoch nicht zu stellen. Er nutzt die Aufmerksamkeit des letzten Kampfes, bzw. der nachfolgenden Pressekonferenz, von Vitali Klitschko mit Dereck Chisora bzw. von Dereck Chisora mit David Haye für einen Rundumschlag gegen den Weltmeister im Schwergewicht der WBC, Vitali Klitschko, und seinen Manager Bernd Bönte.
Nun ist es kein Geheimnis, dass die Brüder Klitschko und Bernd Bönte auf der einen Seite und Ahmet Öner auf der anderen Seite eine herzliche Abneigung verbindet. Gleichwohl wäre es nett gewesen, wenn Herr Öner nicht so sehr mit seiner Missachtung der Klitschko Kämpfe kokettiert hätte. Denn einige der Fragen, die er in seiner Pressemeldung „Vitali Klitschko beendet seine Karriere – das hoffe ich jedenfalls für ihn“ stellt, haben ihre Berechtigung. Aber durch sein trotziges „da habe ich wirklich Besseres zu tun“ als mir einen Klitschko Kampf anzusehen, diskreditiert er sich selber.
© Uwe Betker
Ola Afolabi und Tony Harrison im Freudenreich Professional Boxing Gym
Die im Vorprogramm zu der WBA, IBF und WBO Weltmeisterschaft im Schwergewicht zwischen Wladimir Klitschko (59 Kämpfe, 56 Siege, 49 durch KO, 3 Niederlagen 3 durch KO) und Jean-Marc Mormeck (40 Kämpfe, 36 Siege, 22 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) boxen Ola Afolabi und Tony Harrison. Sie trainierten heute im Freudenreich Professional Boxing Gym in Düsseldorf. Der Cruisergewichtler Afolabi (23 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO, 2 Niederlagen, 3 Unentschieden) arbeitete nur etwas an den Geräten. In Deutschland dürfte er noch bekannt sein durch seinen verlorenen WM-Kampf gegen Marco Huck vom 05.12.2009. Am 03.03.2012 boxt er um den Interims Titel der WBO gegen Valery Brudov (42 Kämpfe, 39 Siege, 28 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO).
Der im Junior Mittelgewicht boxende Tony Harrison (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) – er boxte noch nie länger als eine Runde als Profi – absolvierte fünf Runden Sparring mit dem Weltergewichtler Robert Tlatlik (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO). Harrison bekommt es in seinem fünften Profikampf mit Harun Akcabelen (15 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) zu tun.
© Uwe Betker
Das Boxen lebt – auch in Krefeld
Am gleichen Tag, an dem Marco Huck (36 Kämpfe, 34 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlage, 1 durch KO) und Alexander Povetkin (24 Kämpfe, 24 Sieg, 16 durch KO) ihren spektakulären Kampf in der stuttgarter Porsche Arena zeigten, gab es im South Side Gym in Krefeld eine kleine Veranstaltung. Die von Manni Faber auf die Beine gestellte 2. Newcomer Fight-Night war eine kleine, aber feine Show, in der es sechs Amateur- und einen Profikampf zu sehen gab.
Bemerkenswert war sowohl die Qualität der Kämpfe, als auch die der Delegierten der GBA, der German Boxing Association. Es gab gute und spannende Kämpfe zu sehen, bei denen ausschließlich die zum Sieger erklärt wurden, die auch wirklich den Sieg verdient hatten, unabhängig davon, ob sie Heim- oder Gastboxer waren – etwas, was man nicht immer so zu sehen bekommt. Besonders hervorzuheben ist die Ringrichterleistung von Michael Siegel aus Karlsruhe. Selten hat man einen Ringrichter so gut und souverän seine Aufgabe erfüllen sehen. Gerade in den Kämpfen von Anfängern zeigte er sehr viel Fingerspitzengefühl. Er unterbrach, um auf der Einhaltung der Regeln zu bestehen, unterbrach aber nicht allzu oft, so dass der Kampfverlauf nicht gestört wurde. Ansonsten war sein Agieren unauffällig und uneitel. Wenn es mehr solcher Ring- und Punktrichter (Alexander Hermann aus Karlsruhe und Jürgen Seyda aus Krefeld) gäbe, hätte das deutsche Boxen im Ausland nicht so einen schlechten Ruf.
In dem einzigen Profikampf des Abends besiegte Meike Samek (1 Kampf, 1 Sieg) Patryk Wolke (6 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO). In den ersten zwei Runden sah es danach aus, als würde der unorthodox boxende Debütant Samek einen leichten Sieg nach Hause fahren. Er boxte aufreizend lässig, ohne Deckung, und verließ sich auf seine guten Reflexe. Mit schnellen Händen traf er Wolke, der stoisch seine Chance suchte. Viele seiner Schläge, auf der Außenbahn kommend, trafen dabei die Deckung. In der dritten Runde wurde Wolke stärker und traf häufiger. In dieser Runde knickte auch Samek mit dem rechten Fuß um, was seine Mobilität in der Folgezeit sichtbar einschränkte. Die vierte Runde war hart und verbissen umkämpft. Es gab viele sehenswerte Schlagabtäusche, bei denen Wolke knapp die Oberhand behielt. Am Ende siegte Samek verdient nach Punkten.
Mein Fazit: Das Boxen lebt – auch in Krefeld – und ich freue mich schon auf die 3. Newcomer Fight- Night.
© Uwe Betker
Marco Huck im Schwergewicht
Marco Huck (35 Kämpfe, 34 Siege, 25 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) ist amtierender Weltmeister im Cruisergwicht nach Version WBO. Nun will er sein Glück im Schwergewicht versuchen, nachdem er schon mehrfach die Klitschkos herausgefordert hat. Er tritt aber nicht gegen einen der Herausgeforderten an, sondern gegen seinen Stallgefährten bei Sauerland Event Alexander Povetkin (23 Kämpfe, 23 Sieg, 16 durch KO). Povetkin darf sich Weltmeister im Schwergewicht nennen, weil die WBA Wladimir Klitschko (59 Kämpfe, 56 Siege, 49 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) zum Superchampion machte und dadurch einen weiteren Weltmeister erfinden konnte. Dabei dürfte allerdings wohl niemand auf der Welt Povetkin als richtigen Weltmeister ansehen.
Muamer Hukic, der sich jetzt Marco Huck nennt, will nun seine Kräfte mit Schwergewichtlern messen. Ich persönlich hätte mit gewünscht, dass er vorher noch gegen ein paar starke Cruisergewichtler geboxt hätte. Aber die will er offensichtlich nicht. Er äußerte niemals vernehmbar den Wunsch, jedenfalls habe ich es nie gehört, seine TKO-Niederlage gegen Steve Cunningham vom 29.12.2007 auszuwetzen. Auch seinen m.E. beschämend zu nennender Sieg über Denis Lebedev vom 18.12.2010 wollte er nicht geraderücken. Vielmehr besiegte er fleißig Gegner, die er besiegen konnte.
Nun also trifft er auf Alexander Povetkin, der sich über lange Jahre den Ruf eines zaghaften Boxers erarbeitet hat, weshalb er auch in Abwandlung seines Kampfnamens von mir „Zaghafter Zar“ genannt wurde. Für einen Sieg von Huck spricht, dass Povetkin sich vor kurzem von seinem us-amerikanischen Trainer Teddy Atlas getrennt hat. Das dürfte mit Sicherheit Auswirkungen auf die Vorbereitung gehabt haben. Gegen einen Sieg spricht, dass kaum ein Cruisergwichtler es schafft, Weltmeister im Schwergewicht zu werden. – Die alles überstrahlende Ausnahme stellt Evander Holyfield dar.
Man darf gespannt sein, wie der Kampf ausgeht.
© Uwe Betker