Box-Blog

Über den Umgang mit Niederlagen

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„Gewinnen kann jeder. Größe zeigt sich beim Verlieren.“ Dieser Spruch trifft auch beim Boxen zu. Es ist einfach, einen Sieg zu feiern, aber es ist schwer, eine Niederlage zu verdauen, insbesondere, wenn es die erste ist. Das ist unlängst erst Timo Schwarzkopf (15 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) und Besar Nimani (19 Kämpfe, 18 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) passiert. Der eine verlor am Samstag, dem 21.03.2015, der andere am 11.04.2015. Der erste unterlag Anthony Yigit (14 Kämpfe, 13 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden) nach Punkten, der zweite Frank Haroche Horta (57 Kämpfe, 38 Siege, 15 durch KO, 14 Niederlagen, 2 durch KO, 5 Unentschieden) durch TKO in Runde 4.
Wenn ein Boxer bei einem großen Veranstalter unter Vertrag steht, stellen sich bestimmte Fragen nicht. Jedenfalls nicht bei der ersten Niederlage. Er kann relativ sicher sein, dass er nicht rausgeschmissen wird und dass man ihm noch eine weitere Chance geben wird. Es ist also nicht gleich seine Existenz bedroht. Der Promoter sagt dann so etwas in die Mikrofone wie: „Das war eine Niederlage zur rechten Zeit.“ oder: „Aus diesem Kampf kann und wird XY viel lernen.“ Der Verlierer muss also beim ersten Mal „nur“ die Niederlage als solche verdauen.
Ist der Boxer nicht unter Vertrag bei einem großen Veranstalter, sieht die Situation komplett anders aus. Entweder er arbeitet hauptberuflich/nebenbei, um sein Profiboxen selber zu finanzieren, oder andere finanzieren sie. Eher selten finden sich richtige Sponsoren. Meist glaubt die Familie an ihren Boxer und finanziert ihn. D.h. Familienangehörige gehen arbeiten, damit er sich aufs Boxen konzentrieren kann, in der Hoffnung, dass ihr Familienmitglied für sie den großen Traum leben kann.
Jeder geht anders mit Niederlagen um. Aber egal wie er das auch macht, zwei Fragen muss er sich auf jeden Fall beantworten: Wie kam es zu der Niederlage? und Was kann ich mit meinem Boxen erreichen? Hinter beiden Fragen steht natürlich die existenzielle Frage, die lautet: Ist es überhaupt sinnvoll weiter zu boxen oder wäre es nicht besser, sich auf einen Beruf zu konzentrieren, mit dem man sein Geld verdienen kann?
Reaktionen, die man häufig beobachten kann, die aber nur selten zielführend sind, sind Trainerwechsel oder Bestehen auf einem Rückkampf. Wir dürfen gespannt sein, wie Timo Schwarzkopf und Besar Nimani ihre ersten Niederlagen wegstecken. Ich persönlich würde mir wünschen, dass sie beide weitermachen.
© Uwe Betker

5 Antworten

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  1. Ein Super-Artikel!!!

    Jungmayr

    1. Mai 2015 at 23:59

    • danke

      betker

      27. Mai 2015 at 23:59

      • Es ist eben so und soll so sein. Was mich zur Zeit ein bisschen Traurig stimmt ist der Umgang der Medien mit den Profiboxen und die Berichterstattung von Boxen-Heute sowie die Internetseite von der Fachzeitschrift Box-Sport. Nur mal eine Frage am Rande: Wieviel Leute greifen auf Ihre Seite pro Tag / Woche und Monat zurück?
        Es grüßt Sie Jan „Mönch“ Jungmayr

        Jan Jungmayr

        27. Mai 2015 at 23:59

      • Bin mir nicht sicher, ob ich meine Zahlen auf den Tisch legen will. Ich habe auf jeden Fall mehr Leser als der BoxSport (Zeitschrift). Die Grundprobleme mit Sport und Journalisten sind: 1. Viele Journalisten sind Fans, die es hinter die Absperrung geschafft haben. 2. Das fast alle Journalsiten keine Zeit und keine Lust haben sich kritisch mit „ihrem“ Sport zu beschäfigen. Denn dann wäre man nicht mehr Teil des Systems und bekäme kein oder weniger Interviews, Akkredetierungen und Einladungen zu After-Show-Partys mehr.

        betker

        28. Mai 2015 at 23:59

      • Haben Sie eine Mail-Adresse!

        Jan Jungmayr

        29. Mai 2015 at 23:59


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