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Über das Doping im deutschen Profiboxen und die Verantwortung der TV-Sender

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Wenn man sich auf Boxveranstaltungen umhört, dann gibt es eine Frage die alle umtreibt: Wie werden sich aber die deutschen TV-Sender im Allgemeinen und Sat.1 im Besonderen zu dem immer größer werdenden Problem des Doping beim Profiboxen positionieren? Der Dopingfall Felix Sturm kann als Nagelprobe dafür betrachtet werden, wie die deutschen TV-Sender mit Doping im Berufsboxen umgehen wollen.
Es ist ruhig geworden um Felix Sturm. Wir erinnern uns: Felix Sturm war am 20.02.2016, in seinem Kampf gegen Fjodor Tschudinow – dabei ging es um den Titel Super Champion der WBA im Super Mittelgewicht – vermutlich gedopt. In seiner A-Probe fand sich die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol. Als dies bekannt wurde, stellte sich „ran“-Sportchef Alexander Rösner noch hinter Sturm. „Wir kennen Felix Sturm nur als fairen Sportsmann“. Der 37-jährige Sturm selbst stritt damals jegliches Fehlverhalten ab und kündigte an, die Öffnung der B-Probe veranlassen zu wollen. Seither hat aber keiner mehr etwas von der Öffnung der B-Probe gehört.
Nun sind verschiedene Möglichkeiten denkbar, wieso man nichts mehr vom Dopingfall Sturm gehört hat. Mir persönlich erscheinen die folgenden zwei am plausibelsten:
– Sturm hat die B-Probe öffnen lassen, seine Unschuld wurde bewiesen und dann hat er einfach nur vergessen, es der Öffentlichkeit auch mitzuteilen.
– Sturm hat die B-Probe gar nicht öffnen lassen.
Falls nun Sturm die B-Probe nicht hat öffnen lassen, kann man das wohl getrost als Schuldeingeständnis ansehen.
Spinnen wir den Gedanken einfach weiter: Wir werden weiter nichts von Sturms Urin und dem Hydroxy-Stanozolol hören. Sturm pausiert und steckt damit dann die bekannt drakonische Strafe des BDBs – die Höchststrafe für Doping ist, soweit ich weiß, ein Jahr, locker weg. Dann wird Sturm vermutlich wieder boxen wollen. Und er will natürlich, dass Sat.1 seinen Kampf überträgt und ihm dafür eine erkleckliche Summe auf sein Konto überweist. Wird Sat.1 dann wohl mitmachen?
Hier stellt sich eine grundsätzliche Frage: Sind die deutschen Fernsehsender außer der Einschaltquote noch irgendwem oder -was verpflichtet, z.B. so etwas wie Ethik oder Moral?
Verlassen wir aber mal den Fall Sturm und stellen wir uns einfach vor, ein Boxer X will oder kann einen gegen ihn erhobenen Dopingvorwurf nicht entkräften. Damit ist er ein Doper. Punkt. Jemand der wissentlich dopt, betrügt ganz einfach jemand anderen. Dementsprechend ist ein Doper kein Sünder („Dopingsünder“), sondern ein Betrüger. Er hat einen Anderen gegebenenfalls um den Sieg, um einen Titel und um viel Geld betrogen.
Sollte sich der Eindruck verfestigen, dass Profiboxer alle dopen, so ist davon auszugehen, dass solche kriminellen Betrüger den Sport für mindestens eine Generation zerstören. So etwas konnte man ja schon wunderbar am Radsport beobachten. Ein Jan Ulrich hat einer ganzen Generation von deutschen Fahrern die Möglichkeit auf Ruhm und gutes Geld genommen.
Jemand, der dopt, ist m. E. schlicht ein Krimineller. Wird ein TV-Sender dann weiter die Kämpfe des kriminellen Betrügers übertragen, nur weil er ein Quotengarant ist? Oder wird er die Kämpfe nicht übertragen, weil ein TV-Sender einen Betrüger nicht zusätzlich noch belohnen will.
Wie schon gesagt, es geht hier nicht um Adnan Catic, denn eventuell ist ja seine Unschuld bereits bewiesen. Es geht hier darum, ob deutsche TV Sender kriminelle Betrüger grundsätzlich belohnen wollen.
© Uwe Betker

Die tödliche Krankheit des Profiboxens: Doping

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Eine Krankheit breitet sich in rasendem Tempo aus. Sie birgt das Potential in sich, das Profiboxen in Deutschland zu töten. Zwar kann man das Profiboxen nicht direkt töten – es sei denn, der Staat entschließt sich, es zu verbieten. Aber es kann in die Bedeutungslosigkeit absinken. Die Gefahr ist bekannt, denn diese tödliche Krankheit hat bereits einen Sport auf dem Gewissen. Dennoch ist offensichtlich kaum jemand willens, etwas gegen diese Krankheit zu tun.
Die Krankheit heißt Doping. Und Doping hat das einst medial groß vertretene Radrennen fast zum Verschwinden gebracht. Jeder Radrennfahrer muss heute, d.h. nach Jan Ullrich und Lance Armstrong, erst einmal versichern, dass er nicht dopt. Eigentlich gehen wohl alle Zuschauer mittlerweile davon aus, dass Radrennfahrer grundsätzlich gedopt sind. Dass es soweit gekommen ist, dazu haben viele beigetragen: Veranstalter, Sponsoren, Verbände und TV-Sender. Alle haben jedenfalls gegen Doper, die doch nichts anderes als Betrüger sind, nichts getan. Und genau das scheint im deutschen Profiboxen oder im Boxen allgemein auch zu passieren.
Hier eine kleine Liste der Dopingfälle – dabei ist noch anzumerken, dass einige dieser „Fälle“ später offiziell als so etwas wie eine lässliche Sünde oder ein unbedeutendes Fehlverhalten eingestuft wurden:
– Erkan Teper war am 13.06.2014, in seinem Kampf gegen Newfel Ouatah gedopt – dabei ging es um den EBU-EU (European Union) Schwergewichtstitel. Teper gab wohl sein Doping zu.
– Zwischen Februar und März 2015 sollen bei Tyson Fury bei einer Dopingprobe erhöhte Werte des anabolen Steroids Nandrolon nachgewiesen worden sein.
– Erkan Teper war am 17.07.2015 in seinem Kampf gegen David Price vermutlich erneut gedopt – es ging um den EBU Schwergewichtstitel. Diesmal argumentierte sein Management dahingehend, dass es sich bei der Auswertung der A-Probe nicht um Mess-, sondern um Schätzwerte handele, es also „keine aussagekräftige Analyse“ sei und sich das Ergebnis auch noch in einem Bereich befinde, in dem ohnehin „nur Abschätzungen getroffen werden können, welche keine (insbesondere juristische) Verwertbarkeit haben“.
– Alexander Povetkin wurde Anfang des Jahres positiv auf Meldonium getestet. Meldonium ist ein in Osteuropa verbreitetes Herzmittel (!).
– Felix Sturm war am 20.02.2016, in seinem Kampf gegen Fjodor Tschudinow vermutlich gedopt – dabei ging es um den Titel des Super Champion der WBA im Super Mittelgewicht. In seiner A-Probe fanden sich anabole Steroide.
– Lucas Browne war am 05.03.2016 in seinem Kampf gegen Ruslan Chagaev gedopt, bei dem es um den WM Titel im Schwergewicht nach Version WBA ging.
– Igor Mikhalkin war am 12.03.2016 in seinem Kampf gegen Patrick Bois positiv auf Meldonium getestet worden – es ging um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht. Da fragt man sich doch, ob ein Profiboxer tatsächlich so herzkrank sein kann, dass er auf der einen Seite medikamentiert werden muss und auf der anderen Seite aber gleichzeitig Hochleistungssport treiben kann.
In dieser Liste sind nur die Fälle aufgelistet, die mir auffielen. Man kann also getrost davon ausgehen, dass es noch viel mehr Dopingfälle im Profiboxen waren. Schließlich meine ich mich doch daran zu erinnern, dass es nationale Verbände geben soll, die die internationalen Verbände nicht über positive Dopingergebnisse informiert und Doping auch nicht öffentlich gemacht haben. Bei Strafen von wenigen Monaten fallen überführte Doper auch nicht weiter auf.
Doping ist Betrug. Aber es will irgendwie keiner etwas dagegen machen. Die Strafen für Doping sind lächerlich. Ich habe den bösen Verdacht, dass die Beteiligten selbst dann nichts ändern wollen, wenn es einen zweiten Fall Jupp Elze gibt. Zu sehr hängt die Existenz der Verbände, Veranstalter und Manager am Erfolg ihrer Boxer.
Für mich stellt sich hier aber die Frage: Wie werden nun die deutschen TV Sender mit Dopingfällen umgehen? Werden sie das Thema einfach ignorieren und totschweigen – nach dem Motto: „The show must go on“? Werden sie die Kämpfe von Dopern weiter übertragen und damit Betrüger belohnen? – Wir werden es sehen.
© Uwe Betker

Über Flüssigkeiten, Felix Sturm und Muttertag

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Der diesjährige Muttertag, am 08. Mai, war ein schöner sonniger Tag. Und es war der letzte Tag, an dem sich Felix Sturm überlegen konnte, ob er denn die B-Probe öffnen lassen will. Wir erinnern uns: Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) steht im Verdacht, in seinem letzten Kampf gegen Fjodor Tschudinow (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage), am 20. Februar in Oberhausen, gedopt gewesen zu sein. Die WM-Revanche konnte Sturm nicht unumstritten nach Punkten für sich entscheiden. Laut Presseberichten wurde in der A-Probe die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol gefunden. Die Frist für die Öffnung der B-Probe lief, soweit ich es richtig mitbekommen habe, am 09. Mai ab.
Nun hätte ich doch eigentlich gedacht, dass der amtierende Super Champion der WBA nun an die Öffentlichkeit gehen will, zumal er schließlich bis jetzt seine Unschuld beteuert. Da wäre es doch folgerichtig, dass er, wie öffentlich angedacht, versucht, durch die B-Probe seine Unschuld zu beweisen. Gut, wir wissen nicht wirklich, ob Adnan Ćatić nicht doch die Analyse der zweiten Probe veranlasst hat. Was mich nur wundert, ist, dass er hierüber bis jetzt die Öffentlichkeit nicht informiert hat. Schließlich kann man doch wohl davon ausgehen, dass eine Nichtöffnung der B-Probe einem Schuldeingeständnis gleichkommt. Da darf man gespannt sein, ob sein Haussender Sat.1 noch weiter seine Kämpfe übertragen wird.
Sturm jedenfalls hat sich offensichtlich in der Zwischenzeit mit anderen Flüssigkeiten als seinen Urin beschäftigt, nämlich mit den Energy-Drinks Heavy 1. Auf der Konferenz des Sarajevo Business Forums kündigte Ćatić nämlich unlängst den Produktionsstart seines Energy-Drinks in Bosnien an. Das Getränk ist bereits in Deutschland und, ich glaube, 24 anderen Ländern erhältlich und soll bald auch im arabischen Raum angeboten werden. Laut Eigenwerbung ist Heavy 1 „der neue kristallklare Energy Drink – Made in Germany. Ohne Aspartam und ohne Farbstoff!“ Zu den Inhaltsstoffe wird gesagt: „Echter Rohrzucker, Vitamin B6/B12 sowie 86,1% reines Mineralwasser aus dem Herzen der Vulkaneifel sind nur ein Teil der Premium Inhaltsstoffe.“ Es enthält vermutlich 32 mg Koffein pro 100 ml, was wohl der in Deutschland zugelassenen Höchstmenge entspricht.
Ehrlich gesagt: Ich trinke keine Energy-Drinks, daher werde ich nie sagen können, wie Heavy 1 schmeckt. Mich interessieren auch diese Flüssigkeiten, ehrlich gesagt, nicht. Was mich interessiert, ist, ob nun Felix Sturm tatsächlich gedopt hat. Das ist doch schlicht und ergreifend das Vorzeichen, unter dem die Karriere von Sturm zu betrachten ist. Ist Sturm nun der Fünffachweltmeister, der Neunfachchampion und der Champion der Herzen, ein fairer Sportsmann oder ist er ein Doper und damit ein Betrüger?
© Uwe Betker

Ein Blick in die Zukunft: Der Dopingfall Felix Sturm

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Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) sieht sich dem Verdacht ausgesetzt, in seinem letzten Kampf gegen Fjodor Tschudinow (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) am 20. Februar in Oberhausen gedopt gewesen zu sein. Die WM-Revanche konnte Sturm, nicht unumstritten, nach Punkten für sich entscheiden. Laut Presseberichten wurde in der A-Probe die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol gefunden. Bis Anfang Mai soll die B-Probe geöffnet und analysiert werden. Hieraus ergeben sich drei Möglichkeiten:
1.
Felix Sturm ist unschuldig und die B-Probe ist negativ. Das wäre das Ergebnis, das sich jeder wünscht. Es gäbe eventuell ein paar Kommentare, in denen die Vorverurteilung eines fairen Sportmannes beklagt werden würde. Sturm würde seinen Weg weitergehen.
2.
Felix Sturm beteuert seine Unschuld, obwohl auch die B-Probe negativ ist. Dann werden die Testmethoden angezweifelt, nach dem Motto: zwar seien im Urin anabole Steroide nachgewiesen worden aber die Menge sei zu unbedeutend, nicht genau genug gemessen oder sonst irgendetwas. Oder es wird eine Verschwörungstheorie gebastelt. Denkbar wären hier kontaminierte Nahrungsergänzungsmittel oder die Manipulation einer Zahnpastatube.
3.
Felix Sturm gesteht sein Doping. Kaum jemand kann sich diese Variante allerdings als realistisch vorstellen – aber es ist eine Variante. Ein geständiger Doper würde endlich Doping als Problem des deutschen Boxens so sichtbar machen, dass es nicht mehr zu ignorieren wäre.
Und jetzt können wir alle einen Tipp abgeben. „Ob du Recht hast oder nicht, sagt dir gleich …“
© Uwe Betker

Die Aufgabe des Alleinstellungsmerkmals vom BDB

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Der Bund Deutscher Berufsboxer steht unter Druck. Er wird kritisiert wegen seines Verhaltens im Dopingfall Erkan Teper. Der sportliche Direktor von Tepers Veranstalter Z!-Promotion, Hagen Döring, droht sogar öffentlich mit einer Schadensersatzforderung von einer Millionen Euro. – Unter einer Millionen macht man es wohl nicht mehr. – Über der ganzen Geschichte liegt ein Ruch von Vertuschung. Unzählige Fragen sind noch nicht geklärt: Warum wurde die EBU über Tepers auffällige A-Probe, bei dem Price Kampf, erst in Helsinki, unmittelbar vor dem Europameisterschaftskampf, informiert? Warum wurde das Ergebnis des Kampfes gegen Newfel Ouatah nicht annulliert, obwohl Teper doch erwiesenermaßen gedopt war? Wieso wurde dieses Doping der EBU nicht fristgerecht mitgeteilt? Die Liste der offenen Fragen ist noch um ein Vielfaches verlängerbar.
Die EBU geht öffentlich auf Distanz zum BDB. Dass sie über die auffällige A-Probe nicht durch den deutschen Verband informiert wurde, ist ein massiver Verstoß gegen grundlegende Regeln. Das hatte dann auch die Herabstufung des BDB zur Folge, der nun kein vollwertiges Mitglied der europäischen Boxgemeinschaft mehr ist, sondern nur noch ein vorübergehendes. Über den Verbleib soll in der nächsten Vollversammlung der EBU entschieden werden.
Was unterscheidet den Bund Deutscher Berufsboxer von der German Boxing Association? Nicht viel. Die eine Vereinigung ist älter als die andere, die dafür aber mehr Mitglieder hat. Die eine sanktioniert die größeren Veranstaltungen, die andere sanktioniert aber mehr. Die Gebühren sind unterschiedlich. Der Unterschied zwischen BDB und GBA ist allerdings in fast allen Bereichen nur ein gradueller. Das einzige, was den BDB wirklich von der GBA unterscheidet, ist die Mitgliedschaft bei der Europäischen Box Union. Die EBU nimmt pro Land nämlich nur einen nationalen Verband auf. Dadurch sind es die ältesten nationalen Verbände, die Mitglieder sind.
Wie schon gesagt der BDB und dessen Präsidium steht unter Druck. Dies ist eventuell auch der Grund dafür, dass sich Thomas Pütz, der Präsident des ältesten deutschen Profiboxverbandes, so äußert, wie er sich äußert. Das führt zu Schlagzeilen wie „Herabstufung durch EBU lässt den Bund Deutscher Berufsboxer kalt“ oder „Den Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) lässt die vorübergehende Herabstufung durch die European Boxing Union (EBU) auf ein „vorläufiges Mitglied“ völlig kalt.“
Präsident Pütz zeigt sich stark und selbstbewusst. „Wir sind kein vollwertiges Mitglied mehr, sondern nur noch ein vorübergehendes“, sagte er. „Mir ist aber nicht bekannt, dass das Folgen haben wird. Die EBU braucht uns mehr als wir die EBU.“ An anderer Stelle sagt er: „Ja und? Im Prinzip ändert sich nichts, wir haben in den letzten zwei, drei Jahren vielleicht dreimal mit der EBU zusammengearbeitet“, und weiter: „Ich habe kein Problem mit der EBU, lasse mich von denen aber auch nicht wie eine Sau durchs Dorf treiben.“
Wie schon gesagt, dass klingt stark und selbstbewusst. Ich bin allerdings intellektuell etwas überfordert mit dem Satz von der Sau und dem Dorf. Denn wieso bedeutet es, eine Sau durch das Dorf zu treiben, wenn auf der Einhaltung von Regeln bestanden wird? Sei’s drum. Für problematisch halte ich vor allem diese Abwertung der EBU, nämlich dieses „die EBU braucht uns mehr als wir die EBU“ und „wir haben in den letzten zwei, drei Jahren vielleicht dreimal mit der EBU zusammengearbeitet“. In meinen Augen stellt die EBU so etwas wie das Alleinstellungsmerkmal des BDB dar. Es ist m. E. das einzig Wichtige, nämlich eben das, was ihn noch von seinem Konkurrenten unterscheidet. Und das so lapidar mal eben zur Seite zu schieben, halte ich für regelrecht fahrlässig.
(C) Uwe Betker

Der verhaltensoriginelle Herr Pütz und der Dopingfall Soliman

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Man kann wohl sagen, dass das Verhalten des Präsidenten des BDB, Bund Deutscher Berufsboxer, manchmal schon etwas verhaltensoriginell ist. Manchmal nämlich begleitet Thomas Pütz einen Boxer zum Ring. Dabei weiß dann wohl keiner so genau, ob er dies nun als Präsident des BDB oder eher als Personenschützer tut. Leider habe ich ihn das noch nie auf einer kleinen Veranstaltung machen sehen. Auch kontrolliert er beim Wiegen gerne mal selber das Gewicht, auch wenn er nicht als Supervisor tätig ist. Das könnte man dann so verstehen, dass er seinem Supervisor nicht zutraut die Skala einer Waage abzulesen. Leider habe ich ihn auch das noch nie auf einer kleinen Veranstaltung machen sehen. Das kann natürlich daran liegen, dass Herr Pütz und ich nicht bei jeder Veranstaltung sein können. Es kann aber auch daran liegen, dass er es eben nur dann macht, wenn die Presse es auch sieht.
Wenn meine Informationen richtig sind, ist das Verhalten von Herrn Pütz im Dopingfall Soliman noch sehr viel origineller. Aber erzählen wir die Geschichte mal der Reihe nach. Bevor der Australier Sam Soliman (54 Kämpfe, 43 Siege, 17 durch KO, 11 Niederlagen, 1 durch KO) nach Deutschland kam, um gegen den ehemaligen Silver Champion des Verbandes WBA (World Boxing Association), Felix Sturm (43 Kämpfe, 37 Siege, 16 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden), zu boxen, forderte er vehement eine Dopingkontrolle von Sturm. Die deutsche Presse reagierte mit Unverständnis und Empörung auf dieses Anliegen. Schließlich gehören Dopingkontrollen zum Standardprozedere bei Weltmeisterschaften. Aber Soliman forderte Dopingkontrollen, die weit über das hinausgehen sollte, was in Deutschland üblich ist.
Im deutschen Boxen geht man recht lax mit dem Problem Doping um. Es gibt nur einen Urintest nach dem Kampf. Es gibt keine Trainingskontrollen. Bluttests, die sehr viel genauer sind und viel häufiger verbotene Substanzen entdecken, werden nicht durchgeführt. Da muss man sich schon fragen, warum der BDB solche Tests, wie sie in anderen Sportarten ja auch schon lange üblich sind, nicht machen will. Eigentlich sollte man auch meinen, der BDB kassiert auch genug von seinen Mitgliedern, um so was durchführen zu können. – Soliman jedenfalls wollte nun genau so einen Bluttest mehrere Wochen vor dem Kampf durchgeführt wissen.
Nach dem Kampf wurde jetzt aber Soliman selber positiv getestet. Man fand in seiner Urinprobe „Methylsynephrine“, das ist ein Bestandteil einer leistungsfördernden Designerdroge. Wenn man die einschlägigen Boulevardzeitungen ließt, kann man den Eindruck bekommen, dass sich Pütz, nachdem er das Ergebnis erfuhr, direkt an die BILD Zeitung bzw. an die BILD am Sonntag gewandt hat. In der BILD vom 02.03.2013 war zu lesen:
„Nach dem Kampf am 1. Februar in Düsseldorf um das WM-Herausforderungsrecht gegen Felix Sturm (34) wurde der Australier Sam Soliman (39) positiv getestet. Unglaublich! Das Institut für Bio-Chemie in Köln hat die Urin-Probe des Punktsiegers analysiert. Thomas Pütz, Präsident des Bundes deutscher Berufsboxer (BDB) zu BamS: `Es wurde eine schwer nachweisbare Designer-Droge gefunden, die aufputschende Wirkung hat.´
Die anonyme A-Probe konnte von Pütz dem Australier zugeordnet werden. Pütz: `Sam Soliman hat nun Gelegenheit zu einer Anhörung. Ich werde die Doping-Behörde NADA und den Weltverband IBF informieren.´“
Die Enthüllungen von Herrn Pütz in der Zeitung mit den großen Lettern sind medienwirksam, aber nicht eben üblich für einen, der mit Doping zu tun hat. Die übliche Vorgehensweise bei Doping im Boxsport sieht anders aus: Der BDB bekommt das Laborergebnis. Dann informiert der BDB die NADA, den Weltverband, hier die IBF und den Verband, der den Boxer lizensiert hat. Letzterer Verband informiert dann den Boxer, der sich dazu äußern und die Öffnung der B-Probe verlangen kann. Bis dahin ist das Ergebnis geheim, weil – ein schwebendes Verfahren.
Herr Pütz wählte wohl einen anderen Weg und ging an die Öffentlichkeit. Soliman beschwerte sich, von seiner A – Probe erst durch die internationale Presse erfahren zu haben. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, dann könnte das bedeuten, dass der Präsident des BDB womöglich mutwillig aufs Schwerste nationale und internationale Regeln gebrochen hat. Das Regelwerk des BDB ist eindeutig und unmissverständlich. In § 14 Absatz 3 im Abschnitt zu Doping heißt es: „Der Vorstand des BDB e.V. teilt dem Boxer/der Boxerin ein positives Analyseergebnis der A-Probe mit. Der /die Boxer/in kann innerhalb von zehn Tagen nach Empfang der Mitteilung eines positiven Analyseergebnisses eine Untersuchung der B-Probe bei der gleichen oder auf seine/ihre Kosten bei einer anderen, ebenso qualifizierten Untersuchungsstelle (…) verlangen. (…) Bei Nichteinhaltung der Frist gilt das Ergebnis der A-Probe als anerkannt.“
Also, die Regularien sehen eindeutig vor, dass der BDB als erstes den betroffenen Boxer informiert. Im Falle von Soliman hätte also wohl der amerikanische oder der australische Verband, der Soliman lizensiert hat, zuerst informiert werden müssen, damit dieser dann seinen Boxer informiert. Zur Erinnerung: Soliman behauptet, aus der Presse von seinem angeblichen Doping erfahren zu haben. – Im Regelwerk des BDB steht nicht, dass sich der Präsident des BDB als erstes an die BILD Zeitung zu wenden kann. Das aber legen die Äußerungen von Herrn Pütz nahe, der in der BILD sagt: „Ich [Pütz] werde die Doping-Behörde NADA und den Weltverband IBF informieren.“ Das hört sich doch so an, als hätte Pütz erst mit der BILD geredet, bevor er NADA und IBF unterrichtet hat. Ein solches Verhalten finde ich dann allerdings nicht mehr verhaltensoriginell, sondern skandalös.
Falls Pütz wirklich erst die BILD und dann erst den australischen Verband informiert haben sollte, könnte sein Verhalten womöglich sogar strafrechtliche Relevanz haben.
© Uwe Betker