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Die Fight Club Night in Wuppertal ist Kult
Wenn Werner Kreiskott, der amtierende Weltmeister der WBU im Schwergewicht eine Veranstaltung auf die Beine stellt ist die Kult. So wieder geschehen am 29.10.2016. Austragung war das Gym von Kreiskott, der Fight Club Wuppertal. Es gab viele gute K1 Kämpfe zu sehen und vier Profiboxkämpfe.
Als erstes stiegen die beiden Debütanten Ercan Tuncel und Cemil Kilnic für einen Mittelgewichtskampf in den Ring. Tuncel übernahm von der ersten Sekunde an das Kommando im Ring. Kilnic boxte defensiv und konnte seinen Reichweitenvorteil nicht nutzen. Schon bald stellte Tuncel ihn an den Seilen, wo er ihm eine harten rechten Kopfhaken zukommen ließ. Zwar kam Kilnic schon leicht benommen kurz aus dieser Situation heraus, aber weniger Meter weiter wurde er erneut an den Ringseilen gestellt. Wieder nahm er einen harten Kopfhaken, der ihn einknicken ließ. Dann flog das Handtuch und erlöste Kilnic. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:56 Minuten: Ercan Tuncel.
Im folgenden Kampf meldete sich Slim Ben Khalifa (8 Kämpfe, 5 Siege, 2 Niederlagen, 1 durch KO) nach seinen zwei Niederlagen in Folge zurück. Sein Gegner, in dem Super Mittelgewichtskampf war Yesilat Berkta (36 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 30 Niederlagen, 15 durch KO). Der Kampf ist recht einseitig. Berkta boxte, wie Berkta immer boxt. Hinter einer Doppeldeckung versuchte er mit weit ausgeholten Schwingern und viel Tapferkeit den Kampf für sich zu entscheiden. Khalifa begann aggressiv. Immer wieder schlug er sehr harte Kombinationen zum Körper. Er wollte seinen Gegner so schnell wie möglich fällen. Dieser kam aber selber mit einem harten Kopfhaken durch. Khalifa schlug einen Power-Punch nach dem anderen. Die zweite Runde verlief nach dem gleichen Muster, nur mit dem Unterschied, dass Khalifa kontrollierter ans Werk ging. Am Ende der Runde rutschte Berkta in seiner eigenen Ecke aus, weil dort zu viel Wasser auf dem Boden war. Dabei verletzte er sich das reche Hüftgelenk. Er brachte zwar die Runde noch zu Ende, aber zur nächsten trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Slim Ben Khalifa.
Im folgenden Kampf, ebenfalls im Super Mittelgewicht trafen zwei ungeschlagene Boxer gegeneinander an: Ranato Goman (6 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) und René Oeffner (8 Kämpfe, 8 Siege, 6 durch KO). Beide zeigten schönes sauberes technisches Boxen. Goman schlug schnelle Hände, kam aber durch die Deckung von Oeffner nicht durch. Dieser schlug am Anfang weniger erhöhte dann aber den Druck immer mehr. Ab der zweiten Runde hatte Oeffner seinen Gegner im Griff und begann sein Werk. Ruhig, langsam und systematisch zerlegte er ihn. Oeffner überhastete nichts. Immer wenn Goman hart getroffen wurde, versuchte er einen Gegenangriff. Dies verpuffte aber. Ab Mitte der dritten Runde versuchte Goman Zeit durchs Klammern zu gewinnen, weil die Treffer, die er nehmen musste, ihm langsam zusetzenden. In der vierten Runde wurde er immer wieder an den Seilen gestellt und er musste noch mehr nehmen als in der runde zuvor. In der fünften Runde kam dann sein Ende. Ein linker Körperhaken zwang ihn zu Boden. Ohne sein tempo zu erhöhen demontierte Oeffner ihn weiter. Ein rechter Kopfhaken, zwang Goman erneut zu Boden. Als er dann nach einem erneuten linken Körperhaken runter musste, brach der unauffällig souverän agierende GBA Ringrichter Thomas Hackenberg der Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 5, nach 1:56 Minuten: René Oeffner.
In dem letzten Kampf des Abend trafen im Mittelgewicht Marco Martini (11 Kämpfe, 8 Siege, 3 durch KO, 3 Niederlagen) und Bilal Messoudi (5 Kämpfe, 3 1Siege, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) aufeinander. War der Oeffner-Kampf ein Technikbetonter, so war dieser ein Kampfbetonter Kampf. Es war ein enger Kampf, der mit zunehmender Dauer immer intensiver geführt wurde. Martini begann verhalten und ließ Messoudi Raum sich zu entfalten. Als dieser dann anfing Faxen zu machen, wurde er schon von Links-rechts-Kombinationen dafür belohnt. Ab der zweiten Runde standen beide Kontrahenten Fuß an Fuß und suchten den Abtausch. Auch hier hatte Martini seine besten Momente mit Konter, wenn Messoudi den Clown spielte. In der dritten Runde sah es so aus, als ob Martini seinen Gegner in den Griff bekommen würde. Er erhöhte den Druck, aber vor allem schlug er häufiger zu. Die letzten drei Runden gehörten Messoudi. Er brachte mehr Hände ins Ziel und wurde nur noch selten bei seinem Faxenmachen abgekontert. Am ende der sechs Runden stand ein knapper Punktsieg für Bilal Messoudi.
Die Veranstaltungen von Werner Kreiskott sind Kult. Es sind kleine aber großartige Shows, bei dem der besser Boxer gewinnt. Bei einem anderen Veranstalter und bei einem anderen Kampfgericht hätte Marco Martini seinen Kampf gewonnen. Denn Martini ist nicht nur der Lokalmatador sondern auch noch mit dem Promoter verwandt. Aber Kreiskott verschiebt keine Kämpfe, auch nicht, wenn er selbst als Trainer in der Ecke seines Verwandten steht. Respekt! – auch dem Kampfgericht. Ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung von Werner Kreiskott.
© Uwe Betker
„Blaue Flecke für soziale Zwecke 2“
Zwei Jahre Zeit ließen sich Uwe Hück und Luan Krasniqi für ihre Neuauflage von „Blaue Flecke für soziale Zwecke“ in Ludwigsburg. Was dann aber der Konzern-Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG und der ehemalige Europameister im Schwergewicht auf die Beine stellten, war schon bemerkenswert. Es begann mit einer lauten und beeindruckenden Pyro- und Lichtshow, bei der die Boxer und Boxerinnen vorgestellt wurden. Dann sang Nathalie Dorra, die mit ihrer Band auftrat, was bei den Zuschauern sehr gut ankam. Sie sang später noch häufiger. Dann machten Hück und Krasniqi noch Werbung für ihre Stiftungen für benachteiligte Kinder.
Der erste Kampf des Abends fand im Muay Thai statt. Die beiden Kontrahenten kamen, wie alle Boxer, über die Bühne zum Ring. Da gab es für sie ein Spalier von Cheerleadern mit goldenen Puscheln. Es trafen Alex Schmitt und Leo Bönning für einen WM Kampf im Mittelgewicht, nach Version ISKA, aufeinander. Schmitt gewann klar nach Punkten. Der Kampf war wohl gut – aber ich kann nun mal Sportarten, bei denen man tritt, und sei es nur gegen einen Ball, nicht wirklich etwas abgewinnen.
Dann kam aber auch richtiges Boxen. Als erstes gab es zwei Frauenboxkämpfe. Alesia Graf (32 Kämpfe, 27 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen) und Marianna Gulyas (34 Kämpfe, 13 Siege, 2 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO) stiegen als erste für einen Sechsrunder im Bantamgewicht in den Ring. Graf hatte seit 16 Monaten nicht mehr geboxt. Dennoch gestaltete sich der Kampf einseitig. Schon nach der ersten Aktion war klar, dass er nicht über die angesetzte Distanz gehen würde. Eine Links-Rechts-Kombination traf gleich den Kopf von Gulyas und ließ ihn nach hinten schnellen. Nahezu jeder Schlag von Graf fand sein Ziel. In der zweiten Runde erhöhte Graf dann noch mal den Druck. Eine Kombination zum Körper – und Gulyas ging zu Boden, wo sie dann ausgezählt wurde. Siegerin durch KO in Runde 2 nach 1:04: Alesia Graf.
Es folgte ein WM Kampf im Minimumgewicht. Özlem Sahin (20 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) traf auf auf Gretchen Abaniel (24 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO). Die ungeschlagene Sahin boxte zum ersten Mal um eine WM in ihrer Heimatstadt Ludwigsburg. Sahin startete gewohnt langsam. Sie besetzte die Ringmitte und arbeitet mit der Führhand. Manchmal schlug sie einen rechten Haken, wirkte insgesamt aber verkrampft. Abaniel arbeitete mehr. Sie schlug viel, auch viele Innenhände, und kam denn auch gelegentlich durch. Am Ende der ersten Runde platzierte sie einen schönen rechten Kopfhaken. Auch die zweite Runde ging an Abaniel. Dann kam Sahin zwar besser, aber sie fand nie richtig in den Kampf. In der siebten Runde kam Abaniel mit einer Rechten zum Kopf durch, die Sahin in die Seile schlug. Sahin überstand die kritische Situation aber gut. In der neunten Runde wurde sie dann angezählt, als sie plötzlich auf dem Boden saß. Ob dies allerdings wirklich als Niederschlag zu werten war, ist m. E. Geschmackssache. Für mich war es eine ausgeglichene Ringschlacht und mit Abstand der beste Boxkampf des Abends. Am Ende werteten die Punktrichter 96:94, 94:96 und 99:91. Punktsiegerin durch eine Mehrheitsentscheidung: Gretchen Abaniel.
Eine kurze Anmerkung zu der Entscheidung der Punktrichter: Die Wertungen der beiden Punktrichter, die 96:94 gewertet hatten, gaben den Kampfverlauf schon ziemlich genau wieder: Meine Wertung war 95:95. Der BDB-Punktrichter Jürgen Langos wertete den Kampf jedoch anders als alle anderen. Das lässt mich dann unwillkürlich fragen, welchen Kampf er denn wohl gewertet hat oder wieso er in seiner Wertung so von den anderen abwich. Nach meiner Einschätzung hat diese Wertung von Jürgen Langos vom Bund Deutscher Berufsboxer durchaus Chancen auf den Titel der schlechtesten Punktrichterentscheidung des Jahres.
Anshließend traten im Cruisergewicht Firat Arslan (46 Kämpfe, 36 Siege, 22 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) und Paata Aduashvili (29 Kämpfe, 17 Siege, 10 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO, 2 Unentschieden) gegeneinander an. Dabei ging es um die Eurasia Pacific Meisterschaft der WBC, was immer das nun auch wieder sein mag. Da Aduashvili kurzfristig einsprang, war der Kampf kurz und einseitig. Arslan war seinem Gegner in allen Bereichen überlegen. Wie immer verschanzte er sich hinter seiner Doppeldeckung, um auf seine Chance zu warten. Sein Gegner versuchte dagegen mit hektisch vorgetragenen Angriffen, die aus Schwingern bestanden, zum Erfolg zu kommen, ein von Anfang an zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Am Ende der Runde konterte Arslan dann noch mal mit einem schönen Kopfhaken, der Aduashvili beeindruckte. In der folgenden Runde kam dann auch das überfällige Ende. Drei Rechte schickten Aduashvili zum ersten Mal zu Boden. Es folgten dann noch zwei weitere Niederschläge, jeweils durch Kopfhaken. Nach dem dritten Niederschlag zählte der Ringrichter ihn aus. Sieger durch KO in Runde 2 nach 2:33: Firat Arslan.
Mit diesem Sieg hat sich der 45-jährige Arslan die Chance bewahrt, noch einmal um eine Weltmeisterschaft boxen zu können. Sein Wunschgegner dürfte wohl Grigory Drozd (41 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) sein, der amtierende Weltmeister der WBC, dem er am 28.10.2006 sein einzige Niederlage zugefügte.
Dann gab es die zwei Charity Kämpfe, die jeweils auf acht mal zwei Minuten angesetzt waren. Die Schwergewichtsbegegnung zwischen Uwe Hück und Francois Botha war durchaus unterhaltsam. Sie ging über 8 Runden zu 2 Minuten. Botha schlug präzise linke und rechte Graden und schöne punktgenaue Haken, sowohl zum Körper als auch zum Kopf, ganz so wie es sich für eine Partnerarbeit im Training gehört. Botha gab Hück genug Raum, damit er mit großartigen Schwingern die Oberarme bearbeiten konnte. Der Kampf wogte hin und her. Botha, ganz der böse Junge, foulte, indem er Hück auf den Hinterkopf schlug – oder war es doch eher so was wie ein Streicheln. Hück war jedenfalls sichtlich benommen und musste seinen Kopf schütteln. Es gab keinen Punktabzug. Dafür rächte sich der Porsche Mann, indem er Botha mit einer langen Schlagkombination die Oberarme massierte. Alle Beteiligten, auch die Zuschauer, hatten ihren Spaß. Am Ende stand ein Unentschieden. Die Punktrichter werteten 75:73, 73:75 und 76:76. Weil beide Kontrahenten mit diesem, für sie so ungerechten Urteil nicht leben konnten, wurde direkt ein Rückkampf in Südafrika verabredet. Botha sammelt nämlich auch Geld für benachteiligte Kinder in seinem Land.
Sichtlich Spaß hatte auch Luan Krasniqi, der gegen Danny Williams (73 Kämpfe, 48 Siege, 36 durch KO, 25 Niederlagen, 12 durch KO) boxte. Sah die Begegnung zwischen Hück und Botha mehr nach einer Partnerübung im Training oder einer Choreographie aus, so lagen die Dinge mit Krasniqi und Williams anders. Ich fühlte mich schon erinnert an einen richtigen Kampf. Es entstand tatsächlich der Eindruck, dass hier richtig geboxt wurde. Es war aber vor allem offensichtlich, dass Krasniqi Williams, der seinen angekündigt letzten Kampf bestritt, in allen Belangen überlegen war. Krasniqi machte richtig Druck. Immer wieder kam er mit harten Treffern durch. In der vierten Runde kam dann das befürchtete Ende. Eine Rechte zum Kopf ließ Williams einknicken und langsam zu Boden gehen. Während Williams langsam in sich zusammen sackte, gab Krasniqi ihm unnötigerweise noch zwei Rechte zum Kopf mit. Williams wurde ausgezählt. Es dauerte lange bis er, nur mit Hilfe seiner Betreuer, wieder auf die Beine kam. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch Charity Boxen nennen möchte. Ganz sicher bin ich mir jedoch, dass ich Danny Williams nie wieder boxen sehen möchte. Sieger durch KO in Runde 4 nach 1:10 Minuten: Luan Krasniqi.
Zwischen den Kämpfen traten noch der Kabarettist Christoph Sonntag, die Tanzgruppe Jonny M., die auch die Nummerngirls stellte, Nu Addition und Peter Freudenthaler von Fools Garden auf. Eine Verlosung gab es auch, mit einer Harley Davidson als Hauptgewinn. Leider hat aber nicht der gutaussehende Journalist gewonnen.
Auf der Veranstaltung „Blaue Flecke für soziale Zwecke 2“ gab es einen Muay Thai, zwei Frauenboxkämpfe, einen Männerboxkampf, einen Charity Boxkampf und einen etwas anderen Charity Boxkampf zu sehen. Insgesamt ein Kessel Buntes, der beim Publikum ankam. Man darf gespannt sein, ob Uwe Hück und Luan Krasniqi wieder zwei Jahre brauchen werden für eine Wiederauflage.
(C) Uwe Betker