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Eine kleine Boxsensation mit deutscher Beteiligung

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Letzten Samstag, dem 21. Januar 2017, gab es in Preston, England, eine Veranstaltung mit deutscher Beteiligung. Den Hauptkampf bestritten Robbie Davies Jr. (15 Kämpfe, 15 Siege, 11 durch KO) und Zoltan Szabo (17 Kämpfe, 13 Siege, 6 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO). Dabei ging es um den WBA Continental Titel im Super Leichtgewicht. Im Vorprogramm boxte, ebenfalls im Super Leichtgewicht, der Engländer Atif Shafiq (18 Kämpfe, 16 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Dabei hatte er es mit Andreas Maier (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) zu tun. Der 32-jährige Maier hatte bis dato nur fünf Kämpfe bestritten. Seine bisherigen Gegner waren typische, wenn auch solide, Aufbaugegner. Offensichtlich hatte das Management von Shafiq geglaubt, Maier selbst sei ein Aufbaugegner.

Der Kampfverlauf ist schnell erzählt. Shafiq schlug relativ viele Führhände. Die wirkten aber weder besonders explosiv noch waren sie präzise. Maier schlug sehr viel weniger und pendelte die Schläge seines Gegners aus. Er wirkte dabei aber sehr viel konzentrierter als Shafiq. Nach 25 Sekunden konterte Maier ihn dann mit einem rechten Cross ab, der den Heimboxer schon etwas beeindruckte. In der unmittelbar folgenden Szene stellte sich Shafiq mit lässiger Deckung hin und fing sich prompt einen harten, langen rechten Cross aufs Kinn, der ihn fällte. Shafiq kam wackelnd wieder hoch, aber der Ringrichter John Latham nahm den noch auf den Beinen unsicheren Shafiq aus dem Kampf. Nach 42 Sekunden war der Kampf aus. Sieger durch TKO: Andreas Maier.
(C) Uwe Betker

Ein neuer deutscher Schwergewichtler: Patrick Korte

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Gut, ein 32-jähriger Boxer ist vielleicht nicht gerade ein wirklich „neuer“ Schwergewichtler. Aber auch als Spätberufener, mit bisher nur 6 Kämpfen, hat er doch schon für ein Aufhorchen gesorgt. Patrick Korte (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) ist Essener. Er wurde in Essen geboren. Er lebt und trainiert in Essen. Er gehört also einer wirklich raren Spezies an, er ist nämlich ein deutscher Schwergewichtler.

(C) Matthias Olbrich

(C) Matthias Olbrich

Korte hat als Amateur nur 11 Kämpfe bestritten, von denen er 9 für sich entscheiden konnte. Er wurde bei den Deutschen Meisterschaften Vizemeister bei den Junioren. Dann hörte er mit dem Amateurboxen auf und fing mit Bodybuilding an. Auch hier wurde er Vizemeister bei Deutschen Meisterschaften. Irgendwann machte er dann noch mal zwei Amateurkämpfe, bevor er sich dann Anfang 2015 entschloss, Profiboxer zu werden.

(C) Matthias Olbrich

(C) Matthias Olbrich

Kortes Stärken sind seine Dynamik und seine Schlagkraft. Wenn er trifft, fallen seine Gegner um. Nur ein Gegner, Ismael Altintas, erreichte bislang den Schlussgong. Alle anderen kamen noch nicht einmal bis zur zweiten Runde. Dabei muss man natürlich sagen, dass es auch Aufbaugegner waren. Wer Korte jedoch boxen gesehen hat, ist schon beeindruckt. Sein Trainer Sebastian Tlatlik ist sich darüber im Klaren, dass Korte technische Defizite hat. Aber sein Schützling, den er zusammen mit Frank Rose betreut, ist extrem fleißig im Training.

(C) Matthias Olbrich

(C) Matthias Olbrich

Korte ist hungrig. Er will den Erfolg. Dabei ist er zugleich ein erwachsener Mann (verheiratet, zwei Kinder), der realistisch ist. Das gilt auch, wenn er scherzt, dass er bis mindestens 40 boxen will. Das erste erklärte Ziel ist die Deutsche Meisterschaft im Schwergewicht, die man für 2017 anstrebt. Problem ist hier aber, dass Korte erst noch zeigen muss, ob er auch 6, 8 oder 10 Runden mit einem Gegner gehen kann. Im Sparring hat er das schon gezeigt, unter anderen auch mit Francesco Pianeta. Das war aber eben Sparring und kein Kampf. Auf jeden Fall darf man sehr gespannt sein, wie Patrick Korte sich weiter entwickelt.
© Uwe Betker

Die ultimativ subjektive Liste 2015

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Boxer des Jahres 2015
Tyson Fury (25 Kämpfe, 25 Siege, 18 durch KO), der neue Weltmeister der WBO und Super Champion der WBA, hat alles richtig gemacht. Er kam nach Deutschland, um zu gewinnen und nicht, wie viele vor ihm, nur um sich eine Börse abzuholen. Er hatte einen Plan und den zog er erfolgreich durch. Im Vorfeld des Kampfes machte er alles, um in das Gehirn von Wladimir Klitschko zu kriechen. Er nutzte jede Gelegenheit, ihm immer wieder zu zeigen: „Ich bin nicht berechenbar!“ Er und sein Team kümmerten sich um jedes Detail und gingen keiner Konfrontation aus dem Weg. Jedes Detail war wichtig: die Passform der Handschuhe, die Härte des Ringbodenbelags … Dass er auf alles achtete, das war wiederum etwas, womit er den Titelverteidiger auch gründlich nerven konnte. Vor allem hatte Fury einen simplen Kampfplan: Klitschko lang boxen, schnelle Beine und schnelle Hände. Sobald er Klitschko seinen Kampf aufzwingen konnte, sah der alt und planlos aus, was er wohl auch war. Es war kein schöner Kampf, aber Fury war erfolgreich, und der Erfolg gibt ihm schließlich Recht.

Boxer des Jahres 2015 (ehrenhalber)
Alexander Mengis boxte am 23. Mai 2013 in Berlin um die Internationale Deutsche Meisterschaft der GBA im Weltergewicht. Sein Gegner hieß Stefan Worth. Es war der fünfte Kampf des Stuttgarters. Erst einen Kampf vorher, am 18.11.2012, hatte er diesen Titel gewonnen. Gegen Worth ging er in der achten Runde schwer KO und fiel ins Koma. Es hat dann wohl eine Notoperation gegeben. Heute lebt Mengis irgendwo als Pflegefall. Alexander Mengis steht für den brennenden Wunsch aller Boxer und Boxerinnen, mit dem, was sie tun, Geld und Ruhm zu erringen. Er steht aber auch dafür, dass das Profiboxen, das wir alle so lieben, sehr gefährlich ist. Eine Tatsache, die immer und immer wieder von allen Beteiligten und Zuschauern vergessen wird. Um das Bewusstsein dafür wach zu halten, möchte ich Alexander Mengis zum Boxer des Jahres 2015 ernennen – ehrenhalber.

Boxerin des Jahres
Nicole Wesner (11 Kämpfe, 11 Siege, 5 durch KO) wurde am 06.09.2015 in der Markthalle in Wismar Weltmeisterin der WBF, WIBF und der GBU im Leichtgewicht. Sie besiegte Irma Balijagic Adler klar nach Punkten. Damit ist sie in Deutschland die Beste im Leichtgewicht und in der Welt unter den Top Ten.

KO des Jahres
Am 14.08.2015 verlor Marco Huck (42 Kämpfe, 38 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden), in Newark, New Jersey, gegen den nicht sehr hoch eingeschätzten Krzysztof Głowacki (25 Kämpfe, 25 Siege, 16 durch KO) durch KO in Runde 11 nach 2.39 Minuten. Głowacki brachte einen linken Haken an die Schläfe und dann eine Rechte mitten auf die Stirn – und Huck ging zum ersten Mal in dieser Runde zu Boden. Er kam zwar wieder hoch, war aber doch sichtlich angeschlagen. Głowacki setzte nach. Mit einem rechten und einem linken Körperhaken, gefolgt von einem linken Kopfhaken sowie einem Volltreffer mit links auf die Schläfe knockte er Huck schließlich aus. Aber Huck musste, bevor er zuletzt zu Boden sackte, noch einen rechten Wischer und drei linke Kopfhaken nehmen. Ringrichter David Fields brach den Kampf dann ab, um Huck, der zwar schon KO war aber durch die Seile vor dem Fall zu Boden noch gehindert wurde, vor weiteren Schlägen zu schützen – klassischer KO. Huck hat durch den KO jetzt ja wohl einen TV-Vertrag bei RTL bekommen.

Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.

Rookie des Jahres (männlich)
Gerade mal 17 Jahre ist Leon Bauer (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO), der Löwe aus der Pfalz. Der Super Mittelgewichtler hat zwar bis jetzt nur gegen sogenannte Aufbaugegner geboxt, aber die waren klug ausgesucht und nicht die schlechtesten. Wir dürfen gespannt sein, was er in den nächsten Jahren noch so zeigen wird.

Rookie des Jahres (weiblich)
Die von Kai Gutmann trainierte Leichtgewichtlerin Beke Bas (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) ist die Entdeckung des Jahres im Frauenboxen. Die 21-Jährige hat Talent, einen gewissen Punch und eine gute Technik. Vor allem hat sie aber ein Kämpferherz: Eine Boxerin, die man im Auge behalten muss.

Überschätzter Boxer des Jahres
Habe keine schlüssige Antwort.

Überschätze Boxerin des Jahres
Alicia Melina Kummer (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlagen), die ehemalige Miss Schleswig Holstein, versuchte sich im Profiboxen. Zum Teil spektakuläre KOs überdeckten ihre technischen Mängel. Die wurden ihr dann aber am 31. Oktober 2015 in Hamburg, im Universum Gym, von Derya Saki (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO) aufgezeigt. Die Leichtgewichtlerin ist damit für zu leicht befunden worden.

Ringrichter des Jahres
Rosario Triolo vom BDB. Der älteste deutsche Boxverband in Deutschland ist nicht nur die Heimat von Ringrichtern wie Manfred Küchler, die es wohl nicht ertragen können, wenn ein Heimboxer verliert; daher tun sie alles, wohl wirklich alles, um das zu verhindern. Der Bund Deutscher Berufsboxer ist ein eingetragener Verein, dessen Führung in stalingradhafter Treue zu Männern wie Küchler steht. Aber es gibt hier auch einen Ringrichter wie Rosario Triolo, einen jungen Mann, der offensichtlich das Ziel verfolgt, Boxkämpfe einfach nur zu leiten bzw. deren Ergebnis durch eine Punktwertung widerzuspiegeln.

Absteiger des Jahres (männlich)
Der ehemalige Weltmeister im Mittelgewicht Felix Sturm (48 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) verlor seinen IBF-Titel am 31.05.2014 gegen Sam Solimann. Danach erreichte er gegen Robert Stieglitz, am 08.11.2014, noch ein Unentschieden. Seine letzte Begegnung, einen WM-Kampf der WBA, verlor er am 05.06.2015 in Frankfurt/Main gegen Fedor Chudinov auch. Ausbeute: Ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Eigentlich wollte er am 05. Dezember in einem Rückkampf gegen Chudinov antreten. Sein TV-Sender SAT.1 wollte ihm dafür angeblich nur einen Sendeplatz wie Culcay, also nach den zwei Spielfilmen anbieten. Das dürfte wohl seiner Einschaltquote geschuldet sein. Nun boxt er am 20.02.1016 in Oberhausen.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Es gibt da eine in Deutschland boxende Frau, die sich Weltmeisterin nennt. In ihrem letzten WM-Kampf traf sie auf eine Gegnerin, die von ihren letzten sechs Kämpfen fünf verloren und im sechsten ein Unentschieden erreicht hatte. Das wurde ernsthaft als WM sanktioniert. Den Namen nenne ich hier nicht, weil ich versprochen habe, ihn nie wieder zu schreiben.

Aufsteiger des Jahres (männlich)
Die Karriere von Samy Raid Musa (9 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO) dürfte nach seinem letzten Kampf Schwung bekommen haben. Er besiegte am 28.11.2015, auf der Undercard von Klitschko vs. Fury, den ungeschlagenen Jay Spencer (11 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage).

Aufsteiger des Jahres (weiblich)
Derya Saki (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO) hat mit ihrem Sieg über Alicia Melina Kummer (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlagen) gezeigt, dass mit ihr im Leichtgewicht zu rechnen ist.

Aussteiger des Jahres
Der 2015 sportlich nicht ganz so erfolgreiche ehemalige Weltmeister im Mittelgewicht Felix Sturm (48 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) entzog für seinen letzten Kampf dem dienstältesten und renommiertesten Boxsportjournalisten Deutschlands, Hartmut Scherzer seine Akkreditierung. Der hatte sich in einem Vorbericht nämlich kritisch über ihn geäußert. Die Presseabteilung von Sturm-Box-Promotion hatte es über Monate vor dem Kampf nicht geschafft, die Legitimität der zu boxenden WM zu kommunizieren. Natürlich ist es schwer, mit Kritik umzugehen. Aber eine Person des öffentlichen Lebens, die von der Öffentlichkeit lebt – und das tut Felix Sturm ja schließlich -, sollte mit Kritik doch souveräner umgehen können. Veranstalter, die hingehen und unliebsamen Journalisten die Akkreditierung verweigern oder entziehen oder sie mit Hausverboten belegen, respektieren einfach nicht die Pressefreiheit. Die Pressefreiheit ist ein Grundrecht und eine der Säulen einer demokratischen Gesellschaft – und die gilt es zu verteidigen.

Veranstalter des Jahres
Der Hamburger Holger Petersen hat 2015 dreimal in der Boxsporthalle Braamkamp in Hamburg veranstaltet. Petersen, ein Unternehmer aus Hamburg, von dem man wenig weiß, hat einfach angefangen, gute und solide Boxveranstaltungen zu organisieren. Man kann nur hoffen, dass er weitermacht und noch besser wird.

Veranstaltung des Jahres
„Kingsvillage Beatdown“ im Foyer des Abtei Gymnasiums in Pulheim (12.12.2015) war für mich die beste Veranstaltung des Jahres. Wenn man sich diese Veranstaltung von Bihes Barakat anschaut und mit denen vergleicht, die von Veranstaltern mit TV-Verträgen organisiert werden, kann man sich nur fragen: Wieso gibt es auf einer „Kleinringveranstaltung“ besseres Boxen zu sehen als bei den Großen?

Boxevent des Jahres
Keines jedenfalls, das ich gesehen hätte. Das kann allerdings auch damit zu tun haben, dass ich bei dem einen Veranstalter Hausverbot habe, von einem anderen schriftlich bekommen habe, niemals eine Akkreditierung zu bekommen und von einem dritten immer nur sehr höfliche Ablehnungen kriege, auch wenn dort sonst jeder Pressevertreter rein kommt.

Fehlentscheidung des Jahres
Der Punktsieg von Vincent Feigenbutz (22 Kämpfe, 21 Siege, 19 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gegen Giovanni De Carolis (29 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden). Die Punktrichter Erkki Meronen, Jesus Morata Garcia und Jean-Francois Toupin sahen offenbar einen anderen Kampf als die Zuschauer in der Halle und an den Fernsehgeräten. Alle drei gaben Feigenbutz den Sieg. Selbst wenn man als Punktrichter so etwas wie einen Heimvorteil geben will und sich vielleicht auch dem Veranstalter verpflichtet fühlt, weil der einen ja bezahlt, darf dabei m. E. doch höchstens ein geschenktes Unentschieden rauskommen. Ich hoffe aufrichtig, dass Erkki Meronen, Jesus Morata Garcia und Jean-Francois Toupin in den nächsten zehn Jahren nicht mehr in Deutschland punkten.

Trainer des Jahres
Die Qualität eines Trainers kann nicht an seinen TV-Auftritten, sondern nur an seiner Arbeit gemessen werden. Wer durch die Republik fährt und sich Trainings ansieht, der wird schnell feststellen, dass es hierzulande viele gute Trainer gibt, Trainer, deren Hauptaugenmerk auf der Ausbildung ihrer Boxer liegt. Hier eine kurze Liste guter Trainer: Manni Faber, Stefan Freudenreich, Sini Ivanisevic, Steven Küchler, Kai Gutmann, Frank Lubitz, Rüdiger May, Youssef Ramadan und Michael Siegel. Das sind jetzt nur die, die mir gerade spontan eingefallen sind. Ich habe einige vergessen. Entschuldigung!

Entgleisung des Jahres
Im letzten Jahr war Vincent Feigenbutz (22 Kämpfe, 21 Siege, 19 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) hier noch „Rookie des Jahres (männlich)“. Inzwischen wurde er Interim Champion der WBA im Super Mittelgewicht. In seinem letzten Kampf, am 17.10.2015, gegen einen soliden aber nicht sehr starken Giovanni De Carolis (29 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden) gewann er zwar nach Punkten, sein eigenes Publikum aber sah in seiner Heimatstadt den Italiener als Sieger und tat dies auch kund. Feigenbutz sah das aber ganz anders. Er sah sich selbst als klaren Sieger und dann sprach er davon, seinem Gegner die Fresse polieren zu wollen – wirklich kein guter Stil.

Boxkampf des Jahres (männlich)
Der Kampf zwischen Yusuf Kangül (10 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Tiran Metz (18 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 4 Unentschieden) im Super Mittelgewicht ist ein Klassiker. Zwölf Runden lang schenkten sich die beiden, die offensichtlich eine gepflegte, dafür aber tiefe gegenseitige Abneigung verbindet, nichts. Wenn ein Fighter und ein Techniker aufeinandertreffen, ist das immer wieder ein Erlebnis. Am Ende der knappen Europameisterschaft der WBU sollte eigentlich ein klarer Punktsieger stehen, aber einige Zuschauer verhinderten, dass ein Urteil gefällt werden konnte. Bis heute steht das offizielle Urteil des Kampfes vom 19.12.2015 aus.

Boxkampf des Jahres (weiblich)
Am 07.11.2015 verlor Özlem Sahin (20 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) gegen Gretchen Abaniel (24 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO) ihre WM-Titel im Minimumgewicht. Sahin fand zu keinem Zeitpunkt vor heimischem Publikum in den Kampf, daher fightete sie. Es war ein sehr enger Kampf, den man auch knapp für Sahin oder als Unentschieden hätte werten können. In der Tat hatte ein Punktrichter Abaniel mit zwei Runden vorne und ein anderer Sahin. Aber der BDB-Punktrichter Jürgen Langos wertet 91:99 für Abaniel. Keine Ahnung, weshalb er das machte. Auf jeden Fall war es ein großartiger Kampf.

Comeback des Jahres (männlich)
Ahmet Öner ist wieder – oder besser – immer noch da. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, veranstaltete er 2015 neun Shows, davon 2 in der Türkei und eine in den USA. Zurzeit hat er keinen Boxer unter Vertrag, der (oder die) die Phantasie der breiten Boxöffentlichkeit anregen könnte. Aber er lässt seine Boxer arbeiten und hofft, dass sich einer von ihnen durchsetzt.

Comeback des Jahres (weiblich)
Alesia Graf (32 Kämpfe, 27 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen), die ehemalige Weltmeisterin im Super Fliegengewicht und Super Bantamgewicht, kassierte 2014 zwei Niederlagen in Folge, jeweils in WM Kämpfen, nachdem sie 2013 gar nicht geboxt hatte. Im letzten November stieg sie gegen die Ungarin Marianna Gulyas (34 Kämpfe, 13 Siege, 2 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO) nun wieder in den Ring und gewann durch KO in Runde 2.

Bester Show Act des Jahres
Tyson Fury mit seinem Sieges-Liebes-Lied.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Leichtgewichtler Zapir Rasulov (30 Kämpfe, 30 Siege, 28 durch KO) boxte bisher in Deutschland, in der Schweiz (1 Mal), in Panama (4 Mal) und in den USA (2 Mal). Der Charlottenburger ist die Nummer 11 der WBA-Rangliste. Er hat eine KO Quote von 90%. Muss man noch mehr sagen?

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Lucia Morelli (25 Kämpfe, 19 Siege, 9 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO) boxt im Super Leichtgewicht. Alle ihre fünf Niederlagen kassierte sie im Ausland bei WM-Kämpfen, also im Wohnzimmer ihrer Gegnerinnen. Sie unterlag Cecilia Braekhus, Myriam Lamare, Delfine Persoon (zweimal) und Klara Svensson. Morelli verdient es, einmal vor heimischem Publikum einen WM Kampf bestreiten zu können.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Agron Dzilla (24 Kämpfe, 23 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage), der in der Schweiz lebende Cruisergewichtler aus Mazedonien, stahl am 21.03.015 auf der Sauerland Veranstaltung in Rostock allen, Jürgen Brähmer, Vincent Feigenbutz, Timo Schwarzkopf, Denis Boytsov, Stefan Härtel und Orhan Davis, die Show. Sein Kampf gegen Bernard Adie dürfte der beste Kampf des Abends gewesen sein. Dzilla gewann klar nach Punkten und damit den Titel der Global Boxing Union, aber einen Vertrag gewann er nicht.

Boxkampf, den wir 2016 sehen wollen (männlich)
Jack Robert Culcay-Keth (22 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage), genannt Jack Culcay, alias Golden Jack, ist Interims Champion der WBA im Super Weltergewicht. Er wird gerne als eine der deutschen Boxhoffnungen für eine Weltmeisterschaft vermarktet. Schön wäre es, wenn er und sein Management, Sauerland Event, sich dazu entschließen könnten, auch unter Beweis zu stellen, dass er der beste deutsche Super Weltergewichtler ist. Dafür müsste er aber schon gegen Besar Nimani (21 Kämpfe, 20 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) antreten. Den Kampf will wohl jeder sehen.

Boxkampf, den wir 2016 sehen wollen (weiblich)
Bis jetzt kam es nicht zum Rückkampf zwischen Christina Hammer (19 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO) und Anne Sophie Mathis (32 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO). Wir erinnern uns: Der BDB Ringrichter Manfred Küchler, der immer noch gerne von seinem Verband eingesetzt wird, sorgte mit seinem ganzen Können dafür, dass die Mittelgewichtlerin Hammer den Kampf nicht durch KO verlor. Wenn nun Hammer, was wir auch schon etwas verstehen könnten, nun nicht mehr gegen Mathis antreten will, so könnte sie aber doch wenigstens gegen die Super Mittelgewichtlerin Nikki Adler (14 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO) antreten.
© Uwe Betker

Written by betker

31. Dezember 2015 at 23:59

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King of the Ring 1

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Der Veranstalter Henryk Adam Boxpromotion wählte für seine „King of the Ring 1“ am 07.06.2014 die schöne Turbinenhalle in Oberhausen als Austragungsort. Bevor ich dort ankam, waren zwei Kämpfe bereits vorbei. Im Super Mittelgewicht besiegte Ziso Poulitsa (3 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) einen gewissen Fendi Sancar. Und im Halbschwergewicht gewann Timur Zaslavskiy (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) gegen einen gewissen Giovanni Trinchera. Sancar und Trinchera verloren beide durch TKO in der ersten Runde. Beide hatten sich irgendwie verletzt. Beide sind Boxer von Suleyman Dag.
Der erste Kampf, den ich dann sah, also der dritte Kampf des Abends, war auch schnell, nämlich nach exakt 2 Minuten, zu Ende. In ihm trafen Weltergewicht Nawid Hakimsadeh (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO) und Gökhan Uear (19 Kämpfe, 19 Niederlagen, 14 durch KO) aufeinander. Der Kampf war kurz und heftig, aber auch etwas seltsam anzusehen. Bei Uear, auch ein Mann von Dag, handelte es sich um einen Rechtsausleger und dementsprechend boxte er auch. Hakimsadeh schlug häufig eine unvorbereitete Rechte. Den KO bereitete er mit einem linken Körperhaken vor, dem ein rechter Kopfhaken folgte. Uear wurde auf allen Vieren kniend ausgezählt.
Der folgende Kampf im Halbschwergewicht zwischen Jaron Benjamin Transfeld (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Selim Sarialioglu (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO) war, man glaubt es kaum, noch kürzer. Sarialioglu begann gut. Er boxte hinter einer Doppeldeckung agierend. Transfeld hielt gegen und es kam zu einem kurzen Schlagabtausch. Hiernach ging Sarialioglu zu seinem Trainer, um sich seine linke Hand untersuchen zu lassen. Es wurde die Ringärztin hinzugezogen und er gab auf, weil er sich seine Hand bzw. die Kapsel von seinem Daumen angeblich verletzt hatte. Ich schreibe bewusst angeblich, weil schon ein paar Sekunden später kratzte er sich mit seiner ach so schmerzenden Hand die Nase. Der Kampf war nach einer Minute und 10 Sekunden beendet: TKO 1. Natürlich wünsche ich Sarialioglu, ein Boxer von Dag, gute Genesung, aber mir persönlich wünsche ich, ihn nie wieder in einem Ring zu sehen zu bekommen.
Der nun folgende Kampf entschädigte das Publikum allerdings. Samy Raid Musa (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Francis Kojo Ennin (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 durch KO) trafen im Supermittelgewicht aufeinander. Ennin, offensichtlich Thaiboxer, versuchte sich an Musa heranzuschieben, um seinen Reichweitennachteil auszugleichen. Ein ums andere Mal kam er mit einem rechten Kopfhaken durch, wenn Musa seine Führhand nicht hoch genug hatte oder sie nicht schnell genug zurückzog. Musa zeigte technisch gutes Boxen und wurde auch von Runde zu Runde stärker. Mit zunehmender Kampfdauer hielt er sich seinen Gegner immer besser vom Leib. Er boxte lang und punktete. Ab der dritten Runde ging er dann vermehrt zum Körper. Ende des vierten Durchgangs zeigten seine Bemühungen Wirkung. Ennin wirkte angeschlagen, jedoch konnte er sich zum Schlussgong retten. Der Punktsieg von Musa war deutlich.
Der nächste Kampf, der im Halbmittelgewicht ausgetragen wurde, war wieder kurz. Granit Shala (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) traf auf Manuel Posada (10 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO). Bevor aber der Kampf begann, trug eine Sängerin für Shala ein Lied vor, sozusagen als persönliche Hymne. Posada hatte leichte Reichweitenvorteile, die er aber nicht für sich nutzen konnte. Beide Boxer agierten verhalten und arbeiteten viel zum Körper. Mitte der ersten Runde gab es einen Schlagabtausch, bei dem Shala wohl den linken Ellenbogen von Posada traf. Danach hatte er jedenfalls Probleme mit ihm. Zur zweiten Runde trat Posada, aufgrund seiner Verletzung, nicht mehr an.
Der folgende Kampf im Leichtgewicht zwischen Slaibi Slaibi (4 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 2 Unentschieden) und Waqar Mahmood (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 4 durch KO) war dann wieder noch kürzer als der vorangegangene. Slaibi drosch mit harten Schwingern so lange auf seinen Gegner ein, bis dieser in der neutralen Ecke zu Boden ging und auf allen Vieren ausgezählt wurde. Der Kampf war nach 1 Minute 20 zu Ende.
Der folgende Kampf, der im Super Mittelgewicht ausgetragen wurde, hatte immerhin einen hohen Unterhaltungswert. Yusuf Kanguel (5 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) traf auf Suleyman Dag (68 Kämpfe, 11 Siege, 5 durch KO, 58 Niederlagen, 38 durch KO). Dag, der Aufbaugegner für nahezu alle Boxer in Deutschland und gleichzeitig Manager und Trainer der Aufbaugegner, die sich so häufig und so schwer in der ersten Runde schon verletzen, zeigte nun selbst sein Können. Aber er zeigte seinen Schützlingen auch, dass man gegen einen hart schlagenden Gegner länger als eine Runde im Ring stehen kann.
Dag kam natürlich nicht nach Oberhausen, um zu gewinnen, sondern um zu überleben. Daher machte er auch alles, um den Kampf von Kanguel kaputt zu machen. Er klammerte und steckte Körperteile und Kopf durch alles, was immer sich ihm bot. Er machte sich klein und ließ die Schläge an seiner guten Doppeldeckung abprallen oder pendelte sie aus. Kanguel machte ihm das Leben allerdings auch etwas zu leicht, weil er zu übermotiviert ans Werk ging. Nach der zweiten Runde gab dann Dag auf. Er hatte sich, genau wie seine Schützlinge, verletzt. Irgendetwas mit seinen rechten Ellenbogen. Es kann aber auch etwas ganz anderes gewesen sein. Immerhin hatte er doppelt so lange gearbeitet wie seine Leute. Es würde mich nicht wundern, wenn er bereits, am nächsten Wochenende wieder in einen Ring steigt.
Der folgende Kampf im Halbschwergewicht ging tatsächlich über die angesetzten vier Runden. Badien Hasso (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) boxte gegen Ismael Altintas (15 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 8 Niederlagen 2 durch KO, 4 Unentschieden). In der ersten Runde verschanzte sich Altintas hinter seiner Doppeldeckung. Das meine ich ganz buchstäblich so. Er war bis auf die letzten 15 Sekunden, in denen er zweimal seine Faust Richtung Gegner bewegte, nur mit seiner Deckung beschäftigt. Man hätte schon den Eindruck gewinnen können, einer Lehrstunde in Pazifismus beizuwohnen. Hasso zeigte eine gute Linke, die er variabel einsetzte. In der zweiten Runde schlug Altintas dann zurück, was Hasso zunächst irritierte. Danach wurde noch ein guter Kampf daraus. Im dritten Durchgang verlor Hasso zeitweise seine boxerische Linie und schien auch leichte Konditionsprobleme zu haben. Er schlug vermehrt Innenhandschwinger. Hierdurch ließ er seinen Gegner besser aussehen. In der vierten und letzten Runde war Hasso dann aber wieder da. Er verteilte seine Schläge wieder besser, ging mehr zum Körper und versucht die Deckung zu knacken. Das gelang ihm aber nicht. Sein Punktsieg war ungefährdet und sehr deutlich. Ich traue Badien Hasso zu, noch einiges im Profiboxen zu erreichen.
In der folgenden Begegnung im Weltergewicht trafen Deniz Ilbay (11 Kämpfe 11 Siege, 6 durch KO) und Sabri Ulas Goecmen (24 Kämpfe, 10 Siege, 14 Niederlagen, 13 durch KO) aufeinander. Ilbay, der Supermann-Strümpfe trug und auf seiner Hose Aufnäher von Asterix und Obelix, ein Smiley, ein Supermann-Abzeichen, Goofy und andere. Über den Kampf selber kann man eigentlich nicht viel sagen, denn er war nach exakt einer Minute zu Ende. Ilbay stellte Goecmen in der neutralen Ecke zu einem Schlagabtausch, bei dem Goecmen einen Leberhaken kassierte, zu Boden ging und ausgezählt wurde. Ilbay floh wutentbrannt aus dem Ring, weil er meinte, sein Gegner hätte eine Verletzung simuliert. Dem war aber offensichtlich nicht so. Goecmen hatte sich die Schulter ausgekugelt und wurde nach einer Viertelstunde von Rettungssanitätern behandelt. Zur Siegerehrung kam dann Ilbay doch noch wieder in den Ring. Schade, dass der Kampf nicht länger dauerte, denn Ilbay ist ein Boxer, den man im Auge behalten sollte.
Der Hauptkampf des Abend war die Internationale Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht zwischen Niko Lohmann (6 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 2 Niederlagen) und Jay Spencer (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO). Der Kampf dieser Beiden begann mit einem Paukenschlag. Mitte der ersten Runde brachte ein rechter Kopfhaken von Spencer “Karl Stahl” zu Boden. Nur mit Mühe konnte der die Rundenpause erreichen. Aber Lohmann kam wieder. In der nächsten Runde wurde er aktiver und die dritte Runde gewann er auf meinem Punktezettel sogar. Dies war aber die einzige Runde, die er gewann. Spencer war schlicht zu stark. Spencer boxte diszipliniert. Hinter einer Doppeldeckung agierend, machte er Druck und arbeitete konzentriert. In der fünften Runde verletzte sich Spencer am Rücken, wodurch er seine Rechte praktisch nicht mehr benutzen konnte. Hierdurch war er gezwungen, seinen Kampf komplett über die Führhand zu führen, was er bravourös machte. Lohmann zeigte, warum er „Karl Stahl“ genannt wird. Runde um Runde, Minute um Minute ging er auf den Gegner zu, um seine Chance, die er an diesen Abend allerdings nicht hatte, zu suchen. Einen Boxer, der so hart zu sich selber ist, sieht man selten. Respekt! Am Ende stand ein haushoher Punktsieg für Spencer (100:90. 99:90 und 100:90). Jay Spencer ist zurzeit der einzige Deutsche Meister im Halbschwergewicht.
© Uwe Betker

Die junge Garde von SES Boxing in Potsdam

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In der schönen und neuen MSB Arena in Potsdam konnten 3.000 Zuschauer eine Show von SES Boxing sehen, in der einige Boxer antraten, die vermutlich die Zukunft des deutschen Profiboxens verkörpern. Im Publikum war viel Prominenz aus Sport, Musik und Politik. Am Ring saßen unter anderen der Ministerpräsident des Landes Brandenburg Matthias Platzeck und SPD Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier.
Den Anfang machte der Supermittelgewichtler Dario Bredicean, der sein Profidebüt gab. Der aus Fort Myers USA stammende Bredicean hatte dort einige Amateurkämpfe bestritten, bevor er von Axel Schulz entdeckt wurde, der ihn jetzt auch managt. Bevor Bredicean zum Ring ging, wurde eine Videogrußbotschaft von Heino gezeigt, in der er ihm Glück wünschte. Dazu passte auch die Einmarschmusik, ein von Heino gesungenes Lied. Sein Gegner war Vladimir Fecko (62 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO, 55 Niederlagen, 27 durch Ko, 3 Unentschieden)aus der Tschechischen Republik. Fecko ist seit Jahren ein beliebter Aufbaugegner. In der Vergangenheit stand er u.a. schon mit Alexander Sipos, Alexander Abraham, Dirk Demski und Michel Trabant im Ring und bringt dementsprechend viel Erfahrung mit.
Die Qualität eines Boxers ist nur sehr selten an seinem Profidebüt abzulesen. Entsprechend wenig kann ich auch über den Rechtsausleger Bredicean sagen. Er dominierte den Kampf. Seine Führhand hielt er lässig tief und sein linker Cross war sein bester Schlag. Alle Punktrichter werteten 40:36 für den 19jährigen Bredicean.
Im zweiten Kampf des Abend trafen Nicole Wesner (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Helga Petukov (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 durch KO) aufeinander. Die Begegnung fand im Leichtgewicht statt. Es war eine sehr einseitige Angelegenheit. Wesner war sehr viel stärker als die Ungarin. Immer wieder traf sie mit 1-2-Kombinationen. Ende der ersten Runde ging Petukov in ihrer eigenen Ecke zu Boden.
In der darauffolgenden Runde unterbrach der Ringrichter Klaus Griesel die erste Aktion und nahm aus mir unerfindlichen Gründen Petukov aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 0:21 Minuten Nicole Wesner.
Im nächsten Kampf boxten im Junior Weltergewicht Felix Lamm (6 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage) und Nico Schröder (17 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch Ko, 10 Niederlagen 7 durch KO, 1 Unentschieden)gegeneinander. Schröder ist amtierender deutscher Meister der GBA im Leichtgewicht. Der 23jährige Lamm war allerdings der bessere Boxer. Er hielt seine Fäuste niedrig – das ist wohl im Augenblick Mode – und boxte unspektakulär systematisch. Umso spektakulärer war dann sein kurzer linker Kopfhaken, der seinen Gegner am Ende der zweiten Runde fällte. Sieger durch KO in Runde 2 nach 2:22 Minuten: Felix Lamm.
Im vierten Kampf des Abends boxten im Mittelgewicht Ronny Mittag (20 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) und Rabie Ben Lakhbhar Inoubli (15 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO)gegeneinander. Mittag war überlegen, und er boxte auch überlegen. Er ging schön zum Körper und stellte seinen Gegner immer wieder an den Seilen. Inoubli verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte mit als Innenhand geschlagenen Schwingern zu punkten. Am Ende feierte er die Tatsache, dass er das Ende der sechsten Runder erreicht hatte, als einen Sieg. Die Punktrichter werteten 60:54, 60:54 und 60:55 für Mittag.
Im nachfolgenden Kampf ging es um die vakante Deutsche Meisterschaft der GBA im Weltergewicht. Hier trafen Mathias Zemski (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) und Stefan Schröder (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO)aufeinander. Am Anfang war der Kampf dieser beiden noch eine muntere Keilerei, die den Zuschauen Spaß machte. Dann wandelte sich das Geschehen immer mehr zu einem ermüdenden Geklammer zweier sehr müder Boxer. Schröder, der Mann mit der größeren Reichweite und dem härteren Puncher, benutzte seine Führhand zu wenig. Zemski, der kleinere Mann und vermutlich bessere Boxer, arbeitete nicht in der Halbdistanz und im Infight. Je länger der Kampf dauerte umso häufiger klammerten sich die beiden aneinander, wenn sie sich nicht gerade zu Boden schubsten, rangen, sich beim Ringrichter beschwerten, sich über die Seile zu werfen versuchten oder was man sonst noch so macht. Es wurde viel ermahnt und die verschiedensten Punkte abgezogen. Am Ende torkelte Schröder nur noch durch den Ring und ging immer wieder vom Schwung seiner Schläge zu Boden. Trotzdem sah die Mehrheit der Punktrichter ihn vorne (92:97, 95:92 und 95:92): In meinen Augen ein groteskes Fehlurteil.
Der folgende Kampf entschädigte, obwohl er nur 2:24 Minuten dauerte, dann aber wieder für den vorangegangenen. Der Supermittelgewichtler Moritz Stahl (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO)setzte seine Sieges- und KO-Serie weiter fort. Sein Gegenüber, der nicht schlechte Aufbaugegner Ratislav Kovac (47 Kämpfe, 26 Siege, 9 durch KO, 20 Niederlagen, 13 durch KO, 1 Unentschieden), hatte nicht den Hauch einer Chance. Strahl, eigentlich Islam Nusaevich Suleymanov, schickte bereits am Anfang der Runde, mit einer schönen Links-Rechts-Kombination, seinen Gegner in dessen Ecke zu Boden. Hiernach jagte er ihn, sehr unaufgeregt durch den Ring. Ein Körpertreffer schickte Ratislav in die Seile, wo er später dann, ohne sichtbare Schlagwirkung zu Boden ging. Der Ringrichter brach den ungleichen Kampf ab.
Der vorletzte Kampf des Abends, zwischen Domenic Bösel (11 Kämpfe, 11 Siege, 4 durch KO) und Harut Sahakyan (7 Kämpfe, 5 Sieg, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden), war wieder ein Titelkampf, u.z. ging es um die Jugendweltmeisterschaft der WBO im Halbschwergewicht. Bösel dominierte den Kampf. Sein technisch sauberes Boxen, sein Reichweitenvorteil und seine gute Führhand drückten dem Kampf seinen Stempel auf. Immer wieder stellte er Sahakyan an den Seilen. Dieser versuchte mit Haken zum Ziel zu kommen. Nach der fünften Runde verflachte der Kampf ein wenig. Bösel spürte, dass er nicht vorzeitig gewinnen konnte und boxte seine Stiefel runter, um seinen ersten Titel zu erringen. Sahakyan seinerseits merkte, dass es nicht sein Abend war und schaltete einen Gang runter. In der zehnten und letzten Runde erhöhte Bösel noch einmal den Druck, aber für einen vorzeitigen Erfolg war es schon zu spät. Sein Punktsieg war sehr deutlich. Die Punktrichter werteten 100:90, 100:90 und 99:91.
Vor dem Hauptkampf des Abends habe ich mich, offen gesagt, gefragt: Wie kann man nur so eine Gegnerin holen? Als Gegnerin von Ramona Kühne (21 Kämpfe, 20 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch Ko), die immerhin amtierende Weltmeisterin der WBO, WBF und WIBF im Super Federgewicht ist, trat die Brasilianerin Halanna Dos Santos (19 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO) an, die Nummer 41 der unabhängigen Weltrangliste. Von ihren letzten 8 Kämpfen verlor sie 4. Ihre 4 Siege errang sie drei gegen Gegnerinnen, die gegen sie ihr Profidebüt gaben. Und einmal trat sie gegen eine Frau an, die vorher nur ein einziges Mal als Profi im Ring gestanden und dann auch noch verloren hatte.
Die Wahl der Gegnerin erwies sich aber erstaunlicherweise als gut. Dos Santos war, wie zu erwarten, technisch limitiert. Mehr als ein wenig Führhand und Schlaghand hatte sie nicht im Repertoire. – Ihre Haken schlug sie immer als Innenhand und holte dabei noch recht weit aus. Dennoch war sie die richtige Gegnerin für Kühne, denn diese bestritt nach einer einjährigen Zwangspause – sie hatte sich das Knie verletzt – ihren ersten Kampf. Kühne war ohne Zweifel Herrin im Ring. Sie gewann auf meinem Punktzettel jede Runde, aber es war ihr ihre Auszeit anzumerken. Es fehlte ihr an Explosivität. Ihr Timing war häufig nicht richtig. Sie stand oft zu nahe oder zu weit links an der Gegnerin. Sie hatte offensichtlich Ringrost angesetzt. Dementsprechend war ihr Erfolg nicht mehr als ein Arbeitssieg. Es war ein ungefährdeter und sehr eindeutiger, aber doch ein Arbeitssieg, der allerdings nach ihrer Verletzung sehr wichtig war. Die Punkrichter werteten 100:90, 100:90 und 99:91.
Mein Fazit der Veranstaltung: Auf Dario Bredicean, Felix Lamm, Moritz Stahl und Domenic Bösel werde in Zukunft achten, denn eventuell gehört ihnen ja die Zukunft.
© Uwe Betker