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Profiboxen in Leverkusen: Ein Hauch von Las Vegas

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Wenn man an Profiboxen in Leverkusen denkt, fällt einem direkt Bekim Hoxhaj von No Limit Boxing ein, der am 07.03.2020 in seinem Gym eine sehr schöne Veranstaltung mit vielen guten Kämpfen auf die Beine stellte. Zu sehen gab es 14 Boxkämpfe, von denen 10 von Profis bestritten wurden.
Den Anfang bei den Profis machten Samir Abedine (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Robert Grguric (5 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage) mit einem Achtrunder im Cruisergewicht. Grguric, der letzte Woche seine erste Niederlage hinnehmen musste, hämmerte auf seinen Gegner so lange ein, bis er zu Boden sank und nicht mehr hoch kam.
Sieger durch KO in Runde 1, nach 50 Sekunden: Robert Grguric.

Im ersten Frauenboxkampf des Abends gaben zwei junge Damen ihr Profidebüt im Leichtgewicht, Nicole Schäfer und Sarah Czegled. Schäfer stellte schon nach kurzer Zeit ihre Gegnerin in ihrer Ecke und ließ sie nicht mehr raus. Nach mehreren unbeantworteten Treffern brach der GBA Ringrichter Hans Joachim Karge den Kampf ab.
Siegerin durch TKO in Runde 1, nach 38 Sekunden: Nicole Schäfer.

Im Super Mittelgewicht bestritten Hossam El Sleiman (5 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 1 Unentschieden) und Simon Krebs (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden) einen Sechsrunder. Krebs versuchte seinen Reichweitenvorteil zu nutzen und sich seinen Gegner durch lange Hände vom Hals zu halten. El Sleiman versuchte seinerseits die Distanz zu verkürzen, um dann mit Haken zum Erfolg zu kommen. In der ersten Runde hatten beide Boxer ihre Momente. Im zweiten Durchgang kam El Sleiman häufiger an den Mann von Benjamin Blindert heran und es gab mehr und härtere Schlagabtausche. Anfang der dritten Runde stellte El Sleiman sein Gegenüber an den Seilen und deckte ihn mit Schlägen, vor allem solchen zum Körper, ein. In der zweiten Hälfte der Runde kam Krebs auf und punkte seinerseits mit Körpertreffern. In Runde vier wurde der Kampf etwas langsamer, wovon vor allem Krebs profitierte. In Runde fünf erhöhte El Sleiman wieder den Druck, den er immer weiter steigerte. In der sechsten Runde setzte Krebs die klareren Treffer, aber El Sleiman war der aggressivere Mann, der Krebs immer wieder den Schlagabtausch antrug.
Die Punktrichter werteten 60:54, 59:57, 58:56. Sieger nach Punkten: Hossam El Sleiman.

Lulzim Ismaili (5 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO) und Kobiljon Hushvaktaliev (4 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) maßen im Superweltergewicht ihre Kräfte. Der auf sechs Runden angesetzte Kampf begann spektakulär. Der etwas kleinere Hushvaktaliev trug seinem Gegenüber immer wieder den Kampf an und konnte harte Treffer ins Ziel bringen. Auch in der zweiten Runde sprang er immer wieder in den Mann hinein, um die Distanz zu überwinden. Ismaili konnte zwar sehr viel weniger Aktionen für dich verbuchen, die waren dafür aber sauberer. Ende der dritten Runde kam er mehrfach schön durch und es sah für mich so aus, als sei Hushvaktaliev beeindruckt gewesen. In der nächsten Runde ging Hushvaktaliev dann dreimal zu Boden, vor allem nach Körpertreffern. Die Ecke hatte nun von ihm genug gesehen und warf das Handtuch.
Sieger durch TKO in Runde 4, nach 2:32 Minuten: Lulzim Ismaili.

Im zweiten Frauenboxkampf des Abends stieg im Leichtgewicht die ungeschlagene Beke Bas (14 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO) in den Ring. Dort traf sie auf Nana Chakhvashvili (21 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 14 Niederlagen, 12 durch KO) für einen Sechsrunder. Die kleinere Bas spielte in der ersten Runde mit ihrer Gegnerin. Sie boxte ohne Druck. In der zweiten Runde dann fing sie an, Ernst zu machen. Immer wieder stellte sie ihre Gegnerin an den Seilen und deckte sie mit Treffern ein. Besonders schön war ein Leberhaken und mehrere Aufwärtshaken. In der dritten Runde wurde es für Chakhvashvili noch schlimmer. Am Ende der Runde nahm sie mehrere Dutzend Schläge zu Körper und Kopf ohne sie beantworten zu können. Daher nahm Ringrichter Kazim Kurnaz sie auch mit dem Schlussgong aus dem Kampf. Sieger durch TKO: Beke Bas.

Alexander Schurhoff (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) und Markus Knoop (5 Kämpfe, 3 Siege, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden) boxten im Cruisergewicht einen Sechsrunder. Schurhoff zeigte technisch schönes Boxen. Er trieb seinen Gegner vor sich her, der ihm nichts entgegen zu setzen hatte. Nach mehreren Treffern ging er dann zu Boden. Er stellte sich zwar noch einmal zum Kampf, wurde aber dann durch eine brutale Rechte zum Kopf gefällt. Ringrichter Karge zählte gar nicht zu Ende, sondern beendete den Kampf sofort, damit man sich um den schwer Getroffenen kümmern konnte.
Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:01 Minuten: Alexander Schurhoff.

Es folgte ein Sechsrunder im Super Weltergewicht. In ihm trafen Islam Ashabov (10 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 4 durch KO) und Sumbu Nsasi (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO) aufeinander. Beide zeigten technisch sehr gutes Boxen. Beide studierten einander in der ersten Runde, wodurch es nur sehr wenige Aktionen gab. Die zweite Runde war sehr viel härter. Mitte der Runde kam Nsasi mit einer harten Linken und einer harten Rechten zum Kopf durch, die Schurhoff wohl beeindruckten. Im dritten Durchgang suchten beide die Entscheidung. Es gab viele harte Schlagabtausche, in denen beide harte Treffer nehmen mussten. Ashabov musste aber mehr einstecken. In der letzten Aktion nahm er einen brutalen Uppercut, der ihn sichtlich erschütterte. Zur nächsten Runde trat er dann nicht mehr.
Sieger durch TKO in Runde 4: Sumbu Nsasi.

Ebenfalls im Super Weltergewicht bekam es Sergej Wotschel (19 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO, 4 Niederlagen, 1 Unentschieden) mit Valentyn Zbozhek (19 Kämpfe, 5 Siege, 14 Niederlagen, 1 Unentschieden) zu tun. Nach einer elfmonatigen Pause aufgrund eines Unfalls bestritt Wotschel einen Vierrunder. Zbozhek versuchte seinen Rechweitenvorteil zu nutzen und mit seiner Führhand zu punkten. Wotschel schob sich an seinen Gegner heran, um in der Halb- und Nahdistanz zu arbeiten. Sehr viel mehr gibt es über diesen Kampf nicht zu berichten. Wotschel erarbeitete sich einen Sieg in einem Kampf, in dem er mehr gegen die Folgen seines Unfalls als gegen seinen Gegner an boxte.
Die Punktrichter werteten 40:36, 40:37 und 40:36. Sieger nach Punkten: Sergej Wotschel.

Im Halbschwergewicht bestritten Nick Morsink (11 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage) und Ata Dogan (57 Kämpfe, 14 Siege, 5 durch KO, 42 Niederlagen, 12 durch KO, 1 Unentschieden) einen Achtrunder. Morsink wollte den Kampf schnell beenden. Mit seiner schönen Führhand trieb er Dogan vor sich her, stellte ihn an den Seilen und tat ihm weh. Immer wieder kam er mit harten Treffern, besonders zum Körper, durch. Zweimal ging Dogan nach Körpertreffern zu Boden. Zur zweiten Runde, trat er dann nicht mehr an.
Sieger durch RTD: Nick Morsink.

Im Hauptkampf des Abends wurde die vakante Deutsche Meisterschaft der GBA im Mittelgewicht ausgeboxt. Es kämpften die ungeschlagenen Armel Mbumba (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) und Stas Kindsvater (6 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Beide Boxer begannen verhalten. Kindsvater erarbeitete sich leichte Vorteile aufgrund seines Reichweitenvorteils, den er mit seiner Führhand nutzte. In der zweiten Runde machten beide mehr. Mbumba trieb und Kindsvater lief die Seile entlang, nutzte seine lange Führhand und konterte. Die dritte Runde verlief nach dem gleichen Muster, nur dass der Kampf immer intensiver geführt wurde. In der folgenden Runde stellte sich Kindsvater immer öfter den Schlagabtauschen. Ende der Runde ging Kindsvater in einer neutralen Ecke nach mehreren Körperhaken zu Boden. Der entscheidende Schlag war ein Leberhaken. Der Pausengong ertönte doch Ringrichter Arno Pockrand zählte, wie es die Regel verlangt, Kindsvater aus.
Sieger durch KO in Runde 4: Armel Mbumba.

Die Veranstaltung im No Limit Boxing Gym in Leverkusen war außerordentlich kurzweilig und unterhaltsam. Nicht nur gab es überdurchschnittlich viele gute Kämpfe zu sehen, es breitete sich auch ein Hauch von Las Vegas in Leverkusen aus. Einige der Boxer von Bekim Hoxhaj kamen verkleidet in den Ring. Einer trug ein Cape mit Maske, ein anderer wurde von Togaträgern begleitet und wiederum ein anderer trug Sonnenbrille. Nette Show – guter Boxabend.
© Uwe Betker

Die ultimativ subjektive Liste 2017

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Boxer des Jahres
Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) stieg am 29.04.2017 im Wembley Stadion in London zum letzten Mal in den Ring. Er verlor gegen Anthony Joshua. Es hätte vermutlich keiner vorher ernsthaft erwartet, dass Klitschko im Herbst seiner Karriere noch einmal zu einer solchen Leistung fähig wäre.

Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Alexander Mengis und Eduard Gutknecht zahlen einen hohen Preis für ihre Liebe zum Boxen.

Boxerin des Jahres
2017 sah ich in Deutschland keine Boxerin, die diesen Titel verdient hätte.

KO des Jahres
Im Viertelfinale der World Boxing Super Series, im Turnier im Cruisergewicht, knockte der Kubaner Yunier Dorticos (22 Kämpfe, 22 Siege, 21 durch KO) den Russen Dmitry Kudryashov (23 Kämpfe, 21 Siege, 21 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) in der zweiten Runde durch eine perfekte Rechte zur Schläfe aus.

Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben und bei denen Boxer um den Sieg betrogen wurden.

Rookie des Jahres
Sherif Morina (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO) ist seit eineinhalb Jahren Profi. Er boxt im Weltergewicht und boxt mit hohem Risiko, sowohl was seinen Kampfstil als auch was die Auswahl seiner Gegner anbelangt.

Überschätzter Boxer des Jahres
Christian Hammer (27 Kämpfe, 22 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO) alias Cristian Ciocan boxte am 15. Dezember 2017 um den WBO International Titel im Schwergewicht gegen Alexander Povetkin (34 Kämpfe, 33 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage). Auf meinem Punktzettel gewann er keine Runde.

Überschätzte Boxerin des Jahres
Es gibt sie, aber ich will sie hier nicht mit einer Nennung ehren.

Punktrichter des Jahres
Urs Schneider (BDB), ein Punktrichter der in seiner ganzen Karriere noch kein einziges Fehlurteil gefällt hat: Hinzu kommt ein vorbildlicher Auftritt als Supervisor.

Ringrichter des Jahres
Jens-Uwe Baum (GBA) agiert unauffällig und unaufgeregt, auch wenn es im Ring hektisch wird.

Absteiger des Jahres (männlich)
Der am 22.12.2014 verstorbene Erfolgstrainer Fritz Sdunek war so etwas wie der Säulenheilige des deutschen Boxens. Eine Reportage im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zeigte, dass er wohl doch so heilig nicht war.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Gab es sie?

Aussteiger des Jahres
Der Wuppertaler Schwergewichtler und Kultboxer Werner Kreiskott (46 Kämpfe, 25 Siege, 17 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) machte im Oktober seinen letzten Kampf. Er war ein Boxer, der seine Kämpfe gewann, der aber auch verlor und beides machte er mit Würde. Viele werden ihn im Ring vermissen. Alle aber sind, wie ich, froh, dass er den richtigen Zeitpunkt für seinen Rücktritt gewählt hat.

Veranstalter des Jahres
Die 15-jährige Ranee Schröder dürfte wahrscheinlich immer noch die jüngste Promoterin der Welt sein. Sie war Veranstalterin des WBF WM-Kampfes im Cruisergewicht zwischen Serdar Sahin und Javier Sanabria auf der Messe „Mode, Heim und Handwerk“ am 18. November 2017 in der Messe Essen.

Veranstaltung des Jahres
Die GBA ging am 18. November 2017 neue Wege, um Werbung für das Profiboxen in Deutschland zu machen: Sie veranstaltete selber eine Profiboxveranstaltung, und zwar in der Messehalle Halle 7 der Messe Essen. Auf der Messe „Mode, Heim und Handwerk“, einer Verbrauchermesse, gab es Profiboxen zu sehen und die Zuschauer waren die Messebesucher, die vorbei kamen.

Boxevent des Jahres
Da findet eine Schwergewichtsweltmeisterschaft in Deutschland statt und die Halle ist nicht ausverkauft. Da wird jemand, der seit ewiger Zeit in Deutschland lebt, Weltmeister im Schwergewicht und ein Teil der Presse fragt nach seinem Pass. In der Arena Oberhausen fand am 15.11.2017 eines der seltsamsten Boxevents aller Zeiten statt: Manuel Charr vs. Alexander Ustinov.

Fehlentscheidung des Jahres
Am 04. März 2017 gab Araik Marutjan sein Profidebüt gegen Serhii Ksendzov. Sauerlands neuer Mittelgewichtler Marutjan dominierte den Kampf. Dann erlitt er einen Achillessehnen-Abriss und konnte nicht weiter boxen. Im Ring wurde offenbar ein “No Contest“ verkündet. Später wandelte der BDB das Urteil in einen Sieg für Marutjan um.

Trainer des Jahres
Habe ich nicht gesehen.

Entgleisung des Jahres
Malte Müller-Michaelis und Gerhard Pfeil schrieben in „Der Spiegel“: „Die Promoter witterten das schnelle Geld. Statt Talente ordentlich auszubilden, schickten sie unfertige Athleten ins Feuer. Durchschnittsboxer wie Sven Ottke oder Markus Beyer wurden zu Weltmeistern hochgejazzt.“

Boxkampf des Jahres (männlich)
Im Wembley Stadion in London versuchte Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) am 29.04.2017 gegen Anthony Joshua noch mal Weltmeister im Schwergewicht zu werden. Vorher hatte kaum jemand geglaubt, dass der einundvierzigjährige Herausforderer Klitschko zu einer solchen Leistung, wie er sie dann zeigte, nochmal fähig sein würde. Womöglich hätte er den Kampf sogar gewinnen können, hätte er in den Kunstpausen von Joshua nur konsequent angegriffen. Seine Ecke aber, allen voran sein Bruder Vitali, verhinderten dies.

Boxkampf des Jahres (weiblich)
Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) besiegte am 05.08.2017 in Essen auf sehr beeindruckende Weise Sandy Coget (16 Kämpfe, 8 Siege, 7 Niederlagen, 1 Unentschieden). Durch einen technisch sehr gut und hart geführten Kampf verteidigte Sahin ihren UBO Weltmeister- und ihren WBF Interconti-Titel.

Comeback des Jahres (männlich)
Habe ich übersehen.

Comeback des Jahres (weiblich)
Habe ich übersehen.

Bester Show Act des Jahres
Der Ringsprecher Dave Kaufmann sang bei der Freiluftveranstaltung in Gelsenkirchen am 08. Juli 2017 „New York, New York“ – großartig.

Ringsprecher des Jahres
Thomas Bielefeld ist die Stimme des Profiboxens in Deutschland.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Leichtgewichtler Gabor Veto (31 Kämpfe, 31 Siege, 23 durch KO) hat 2017 nicht geboxt. Dennoch verdient er einen WM Kampf. Er sitzt in einer Falle: Er lebt in der Schweiz, ist Ungar und ist zu stark, um ohne Not eine Chance auf einen Titelkampf zu bekommem.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Die Leichtgewichtlerin Beke Bas (10 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO) dürfte reif für eine WM sein. Sie eine Kriegerin, die nach vorne geht und den Sieg erkämpfen will.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird (männlich)
Der in Kanada lebende Kolumbianer Oscar Rivas (22 Kämpfe, 22 Siege, 16 durch KO) wird nie genannt, wenn es um einen WM Kampf geht. Der 22-jährige ist einer denen, die im Schwergewicht ganz weit oben mitmischen könnten.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird (weiblich)
Verena Kaiser (10 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO) ist Weltmeisterin der WIBF und GBU im Weltergewicht.

Boxkampf, den wir 2018 nicht sehen wollen (männlich)
Irgendwelche Come-Back-Kämpfe von Boxern, die durch sind und nur noch einmal Kasse machen wollen, obwohl sie schon genug Geld verdient haben.

Boxkampf, den wir 2018 nicht sehen wollen (weiblich)
Alle schlechten.

Boxkampf, den wir 2018 sehen wollen (männlich)
Einen Kampf von Agit Kabayel (17 Kämpfe, 17 Siege, 12 durch KO) gegen einen Top-Ten Mann im Schwergewicht.

Boxkampf, den wir 2018 sehen wollen (weiblich)
Ein Aufeinandertreffer der beiden deutschen Minimumgewichtlerinnen Tina Rupprecht (7 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO) und Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) wäre einer der besten Frauenboxkämpfe, die 2018 weltweit möglich wären.
© Uwe Betker

Written by betker

31. Dezember 2017 at 23:59

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Foto: Beke Bas vs. Karina Kopinska

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(C) Uwe Betker

Written by betker

24. Juli 2017 at 23:59

Wie ein Porsche: Der 1. Paderborner Boxabend im Porsche Zentrum

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Wenn ein Autohaus von Porsche seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, um darin einen Ring aufstellen zu lassen, und wenn dann auch noch da geboxt wird, dann kann man schon viel erwarten. Sofern diese Erwartungen positiv waren, hat sie die Veranstaltung von Kai Gutmann auch alle erfüllt, ja übererfüllt. Um es vorab zu sagen: Die Veranstaltung hatte einfach Klasse. Der Veranstaltungsort war gut. Die Amateurkämpfe waren toll. Die Profiboxkämpfe waren unterhaltsam und spannend. Die Punkt- und Ringrichter waren gut und unauffällig. Die Nummerngirls hatte Klasse. Der Nummerboy war auch ansehnlich.
Die 500 Zuschauer der restlos ausverkauften Show sahen insgesamt 8 Boxkämpfe: drei Amateur- und fünf Profiboxkämpfe. Die drei Amateurboxkämpfe waren geradezu sensationell gut und hart. In den Ringschlachten siegten die Lokalmatadoren aus Lemgo: Sören Güse, David Terentschenko und Christen Wienig. Der Letztgenannte wurde dabei auch noch Deutscher Meister der GBA im Superweltergewicht.

Den ersten Profiboxkampf bestritten Maik Kurzweil (25 Kämpfe, 18 Siege, 18 durch KO, 7 Niederlagen, 5 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (16 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO) im Cruisergewicht. Die Begegnung war auf sechs Runden angesetzt. Es begann verhalten. Beide tasteten sich gegenseitig ab und versuchten nur einzelne Hände ins Ziel zu bringen. Es gab nur wenige Aktionen, wobei Kurzweil wohl eine Hand mehr im Ziel hatte. Die zweite Runde war dann schon sehr viel munterer. Kurzweil bearbeitete Bilgetekins Körper. Dieser schien alles ohne Problem wegzustecken. Dann kam Kurzweil plötzlich mit einem harten linken Haken durch, der Bilgetekin buchstäblich von den Füßen riss. Der Ringrichter Jens-Uwe Baum zählte bis zehn. Sieger durch KO in Runde 2, nach 1.25 Minuten: Maik Kurzweil.

Danach stiegen Beke Bas (9 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO) und Karina Kopinska (30 Kämpfe, 9 Siege, 3 durch KO, 18 Niederlagen, 2 durch KO, 3 Unentschieden) für eine Vierrunder im Leichtgewicht in den Ring. Beide schenkten sich von der ersten Sekunde an nichts. Bas, als die Kleinere, musste immer erst an der langen Führhand von Kopinska vorbei, um Treffer zu setzen. Kopinska wiederum versuchte ihre Gegnerin schlicht zu überrollen. Immer wieder schlug sie lange linke Grade, gefolgt von einem rechten Schwinger. Spätestens in der zweiten Runde hatte Bas, die eine schöne und schnelle Beinarbeit zeigte, ihre Gegnerin im Griff. Am Ende der Runde ließen zwei Aufwärtshaken zum Kopf Kopinska einknicken. Im dritten Durchgang bearbeitete Bas mehr den Körper ihrer Gegnerin, um besser mit ihren Aufwärtshaken durchzukommen. Kopinska musste mehrfach klammern, weil ihre Beine wohl nachgaben. In der vierten Runde nahm Kopinska noch mehr und erreichte mit Müh und Not und Klammern den Schlussgong. Der Ringrichter Arno Pockrandt hatte in diesem sehr unterhaltsamen Kampf praktisch nichts zu tun. Einstimmiger Punktsieger: Beke Bas (40:36, 40:36 und 40:36).

Es folgte ein Sechsrunder im Super Mittelgewicht zwischen René Oeffner (10 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO) und Dogan Kurnaz (13 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 10 Niederlagen, 9 durch KO). Der Kampf war einseitig. Oeffner boxte sehr verhalten, spielte geradezu mit Kurnaz. Er ließ seine Führhand rausschnellen und schaute sich an, was Kurnaz ihm so anbot, so dass er dann darauf reagieren konnte. Ringrichter Jens Kluge hatte nichts zu tun. Kurnaz versuchte, irgendwie über die Zeit zu kommen. Er boxte, er gab den Showman und er klammerte. Zur vierten Runde trat Kurnaz nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 4: René Oeffner.

Den zweiten Frauenboxkampf und den ersten Hauptkampf des Abends bestritten Leonie Giebel (12 Kämpfe, 11 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Maja Milenkovic (15 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 19 Niederlagen, 3 durch KO) im Superfedergewicht. Es ging um den vakanten Titel der Eurasiameisterschaft der WBF, World Boxing Federation. Die beiden Boxerinnen zeigten insgesamt ein technisch gutes Boxen, wobei Giebel in allen Bereichen ihrer Gegnerin überlegen war. Sie beherrschte nach Belieben das Geschehen im Ring. Sie zeigte schöne Links-Rechts-Kombinationen und einen knackigen rechten Cross, der immer wieder traf. In der sechsten und siebten Runde sah es danach aus, als könnte Giebel vorzeitig gewinnen, aber Milenkovic schaffte es immer wieder, nicht zu Boden zu gehen. Am Ende der acht Runden stand als Punktsiegerin fest: Leonie Giebel (79:72, 80:72 und 79:73).

Den Abschluss bildete die vakante Internationale Deutsche Meisterschaft der GBA, German Boxing Association, im Weltergewicht. Ausgetragen wurde sie von Artur Müller (5 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO) und Bilal Messoudi (8 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden). Auch dieser Kampf ging über die Distanz. Müller boxte aufrecht und gerade. Er versuchte, seinen Reichweitenvorteil mit seiner guten Führhand zu nutzen. Seine Deckung war stabil. Messoudi ging schnell in die Halbdistanz, um dort Haken zum Körper zu schlagen. Er zeigte schöne Meidbewegungen.
Die drei Runden des Kampfs gehörten alle Müller. Messoudi konnte ihn zwar immer wieder überraschen, aber die meisten seiner Schläge trafen nur Müllers Deckung. Der ließ sich auch nicht durch kleine Showeinlagen provozieren. In der vierten und fünften Runde kam Messoudi auf. Er kam mehrfach überraschend hart durch, musste aber auch einstecken. In der sechsten Runde kam Müller wieder besser rein und dominierte mit seiner Graden. Mitte der achten Runde kippte der Kampf. Messoudi kam mehrfach mit harten Kopfhaken durch und es sah so aus, als sei Müller angeschlagen. Im weiteren Verlauf beherrschte er dann den Kampf. Am Ende des neunten Durchgangs machte er noch ein paar Faxen und lief dabei in eine Rechte hinein, die ihn einknicken ließ. Nur mit Mühe ereichte er noch das Rundenende. Der Kampf hatte sich ein weiteres Mal gedreht. In der zehnten und letzten Runde konnten beide Boxer nicht mehr, aber sie suchten beide noch den KO. Zwar war Müller irgendwann am Boden, aber das erwies sich als Ausrutscher. Bis zur letzten Sekunde prügelten Müller und Messoudi aufeinander ein. Sieger nach Punkten blieb schließlich: Artur Müller (97:93, 98:92 und 97:93).
Die Veranstaltung von Kai Gutmann im Porsche Zentrum in Paderborn war wie ein Porsche: gediegen, kraftvoll und sehr gut.
© Uwe Betker

Die ultimativ subjektive Liste 2016

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Boxer des Jahres
Tyson Fury (25 Kämpfe, 25 Siege, 18 durch KO) boxte 2016 nicht. Er hatte mit psychischen Problemen, Drogen, Alkohol und einem positiven Dopingtest zu tun. Der Weltmeister der WBO und Super Champion der WBA verlor kampflos seine Titel. Aber immer war er in den Medien präsent. Wir dürfen gespannt sein, ob er den Weg zurück in den Ring findet.
Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Die Liste der Boxer, die einen zu hohen Preis für ihr Tun bezahlen, wird immer länger. Erst war es Alexander Mengis, der nach seinem Kampf am 23. Mai 2013 in Berlin ins Koma fiel. Nun kam am 18. November 2016 Eduard Gutknecht hinzu. Boxfans, Manager, Veranstalter und Journalisten vergessen gerne, dass Boxen gefährlich ist. Alexander Mengis und Eduard Gutknecht sind die Boxer des Jahres 2016 ehrenhalber.
Boxerin des Jahres
2016 sah ich in Deutschland keine Boxerin, die diesen Titel verdient hätte.
KO des Jahres
Marek Jedrzejewski (11 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO) boxte am 05.11.2016 in Plettenberg um den Titel des GBU Europameisters im Super Federgewicht. Dabei traf er auf Manuel Buchheit (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Jedrzejewski boxte überlegt und kontrolliert bis in die letzte Runde. Dann stellte Jedrzejewski Buchheit an den Seilen und deckte ihn mit Links-rechts-Kombinationen zum Kopf ein. Buchheit stürzte KO durch die Seile auf den Tisch der Offiziellen.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.
Feiglinge des Jahres
Zwei Schläger bedrohten im Rahmen der Veranstaltung am 04. Dezember in Hamburg den renommierten Boxsportjournalisten Per Ake Persson. Ein Boxer oder eine Boxerin fühlte sich wohl von Persson nicht nett genug behandelt. Der Boxer oder die Boxerin hat erst einmal ein intellektuelles Problem, weil er oder sie meint, Journalisten hätten Hofberichterstatter zu sein. Zum anderen scheint er oder sie auch feige zu sein, weil er oder sie nicht das Gespräch gesucht hat.
Rookie des Jahres
Ein 32-jähriger Boxer soll ein Rookie sein? Ja. Der Schwergewichtler Patrick Korte hat bis jetzt nur 8 Profikämpfe bestritten. Er ist ein Spätberufener. Aber als Typ ist er interessant und als Boxer viel versprechend. Den Rest wird die Zukunft zeigen.
Überschätzter Boxer des Jahres
Erkan Teper (17 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) hat am 15.10.2016 in Christian Hammer seinen Meister gefunden. Der Schwergewichtler war und ist die Hoffung von Z!-Promotion. Inwieweit Teper die in ihn gesetzten Hoffnungen aber erfüllen kann, wird sich zeigen.
Überschätzte Boxerin des Jahres
Es gibt sie, aber ich will sie hier nicht mit einer Nennung ehren.
Ringrichter des Jahres
Drei Ringrichter sind mir sehr positiv aufgefallen: Goran Filipovic vom BDB, Thomas Hackenberg von der GBA und Alexander Plumanns von dem FVA.
Absteiger des Jahres (männlich)
Alexander Zastrow und Boris Zastrow, die Besitzer von Z!-Promotion wollten von Deutschland aus das Schwergewichtsboxen erobern. Sie holten sich Hagen Döring als Mastermind, Oktay Urkal als Trainer und drei Schwergewichtler, Erkan Teper, Christian Lewandowski und Franz Rill. Die Dopingskandale um Erkan Teper wurden ausgesessen. Dann kam aber noch der 15.10.2016 und alle drei Schwergewichtler verloren. Lewandowski und Urkal verloren wohl sogar ihren Vertrag. Unbeschädigt blieb nur ein Nicht-Schwergewichtler, nämlich der Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (17 Kämpfe, 16 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage).
Absteiger des Jahres (weiblich)
Maria Lindberg (19 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 2 Unentschieden) ist die Nummer sechs im Super Weltergewicht. Dennoch boxte sie in ihrem letzten Kampf am 04. Dezember in Hamburg gegen eine Debütantin, Selma Music aus Kroatien.
Aufsteiger des Jahres
Felix Sturm (48 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) ist aufgestiegen in den Sportolymp, u. z. in den, in dem schon die Großen Lance Armstrong, Ben Johnson und Jan Ullrich sind. Wie vermutlich bei all den oben Genannten enthielten auch die Körperausscheidungen von Sturm Substanzen, die dort nicht hinein gehören.
Aussteiger des Jahres
Der BDB ist zum zweiten Mal von der EBU in ihrer Mitgliedschaft herabgestuft worden. Grund war wohl jeweils der Umgang des BDBs mit Doping. Man könnte die Informationspolitik des BDB gegenüber der EBU als Ausstieg aus der EBU verstehen.
Veranstalter des Jahres
Der Veranstalter des Jahres ist eine Frau, um es noch präziser zu sagen, eine sehr junge Frau. Die erst 14 Jahre alte Ranee Schröder, stellte am 18.12.2016 in Bielefeld einen Box-Frühschoppen auf die Beine. Und es war eine richtig gute Veranstaltung. Ranee Schröder ist wohl der/die jüngste Boxpromoter/in der Welt sein. Hoffen wir, dass sie weiter macht.
Veranstaltung des Jahres
Christoph Jan Jaszczuk (First Punch Boxpromotion) stellte am 05.11.2016 in Plettenberg eine großartige Veranstaltung auf die Beine. Es gab einfach nur richtig gutes Boxen zu sehen. Im Hauptkampf des Abends wurde Marek Jedrzejewski (11 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO) GBU Europameister im Super Federgewicht.
Boxevent des Jahres
Gab es überhaupt ein gutes großes Boxevent 2016?
Fehlentscheidung des Jahres
Felix Sturm (48 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) gewann am 20.09.2016 seinen Rückkampf gegen Fedor Chudinov (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage). Das wenigstens sahen die Punktrichter Jean-Louis Legland (115:113), Giuseppe Quartarone (115:113) und Ignacio Robles (114:114). Die meisten Boxfans allerdings, sofern sie nicht gerade Felix Sturm Fans waren, sahen das wohl anders.
Trainer des Jahres
Kai Gutmann aus Lemgo hat mit zwei Boxerinnen das Frauenboxen in Deutschland aufgemischt und bereichert: Beke Bas (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO) und Leonie Giebel (11 Kämpfe, 10 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden).
Entgleisung des Jahres
Doping fängt an, das Profiboxen in Deutschland zu zerstören. Erkan Teper, Felix Sturm und Alexander Povetkin sind 2016 im Zusammenhang mit Doping in Erscheinung getreten. Aber das interessiert offenbar keinen, am wenigsten die Verbände, deren Strafen für Doping nach wie vor geradezu lächerlich sind.
Boxkampf des Jahres (männlich)
Der Kampf zwischen Milos Janjanin und Atilla Kayabasi um den WBU International Titel im Super Leichtgewicht am 21.05.2016 in Dorsten, im Rahmen der zweiten Assassin Fighting Championship. Beide gingen von der ersten Sekunde an ein unglaublich hohes Tempo. Ein Schlagabtausch folgte auf den nächsten. In der sechsten Runde zog sich Kayabasi einen stark blutenden Cut über dem rechten Auge zu. Danach verwandelte sich der klasse Kampf in eine geradezu epische Ringschlacht, die Atilla Kayabasi schließlich nach Punkten für sich entscheiden konnte.
Boxkampf des Jahres (weiblich)
Es fand kein wirklich großer in Deutschland statt, oder ich habe weder von ihm gehört noch habe ich ihn gesehen.
Comeback des Jahres (männlich)
Markus Bott ist wieder da. Der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht nach Version WBO trainiert seit kurzem Vincent Feigenbutz.
Comeback des Jahres (weiblich)
Habe ich übersehen.
Bester Show Act des Jahres
Troy Afflick, ein unglaublich guter Soulsänger, sang mehrfach beim Box-Frühschoppen von Ranee Schröder in Bielefeld. – Eine super Stimme.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Cruisergewichtler Noel Gevor (22 Kämpfe, 22 Siege, 10 durch KO) ist vermutlich der Boxer von Sauerland Event mit dem größten Potential. Er ist WBO International Champion und die Nummer 22 der unabhängigen Weltrangliste.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Die Super Federgewichtlerin Leonie Giebel (11 Kämpfe, 10 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) dürfte reif für eine WM sein. Sie hat zwar keinen richtigen Punch, dafür hat sie aber eine gute boxerische Grundausbildung. Mit ihren 24 Jahren hat sie noch viele Jahre vor sich.
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Der Schwede Adrian Grant (14 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO) ist zurzeit der vielversprechendste unter den in Deutschland boxenden Schwergewichtlern. Und er ist erst 25 Jahre alt. D.h. für einen Schwergewichtler ist er noch richtig jung. In der unabhängigen Weltrangliste wird er bereits auf Position 27 geführt.
Boxerin, die zu Unrecht übersehen wird
Die erst 22 Jahre alte Leichtgewichtlerin Beke Bas (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO) ist eine Kriegerin und so boxt sie auch.
Boxkampf, den wir 2017 nicht sehen wollen (männlich)
Laut Internet-Gerüchteküche ist ein Aufeinandertreffen von Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) und Arthur Abraham (50 Kämpfe, 45 Siege, 30 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO) geplant. Vor fünf Jahren wäre das ein Weltklassefight gewesen, jetzt, fürchte ich, ginge es nur noch ums Kasse-Machen. Außerdem stellt sich noch eine moralische Frage: Soll man Boxer, die doch wohl des Dopings überführt sind, auch noch mit einer vermutlichen Millionenbörse belohnen?
Boxkampf, den wir 2017 nicht sehen wollen (weiblich)
Es soll da eine Boxerin in Deutschland geben, eine Weltmeisterin, die angeblich in ihren letzten sechs Titelkämpfen, in den letzten drei Jahren, keine Frau mit einem positiven Kampfrekord geboxt hat.
Boxkampf, den wir 2017 sehen wollen (männlich)
Wladimir Klitschko (68 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) vs. Anthony Joshua (18 Kämpfe, 18 Siege,18 durch KO) – Eventuell werden wir den Kampf auch zu sehen bekommen, den wir wollen. Der Gewinner dürfte dann der neue oder der alte Herrscher über das Schwergewicht sein.
Boxkampf, den wir 2017 sehen wollen (weiblich)

Bis jetzt kam es immer noch nicht zum Rückkampf zwischen Christina Hammer (21 Kämpfe, 20 Siege, 9 durch KO) und Anne Sophie Mathis (33 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 4 Niederlagen, 12 durch KO). Wir erinnern uns noch mit Entsetzen an Ringrichter Manfred Küchler und daran, dass Hammer den Kampf nicht durch KO verlor. Nun wird es langsam Zeit, denn Mathis ist bereits 39 Jahre alt und sie hat ihren letzten Kampf gegen Cecilia Braekhus durch TKO in Runde 2 verloren.
© Uwe Betker

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31. Dezember 2016 at 23:59

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Die ultimativ subjektive Liste 2015

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Boxer des Jahres 2015
Tyson Fury (25 Kämpfe, 25 Siege, 18 durch KO), der neue Weltmeister der WBO und Super Champion der WBA, hat alles richtig gemacht. Er kam nach Deutschland, um zu gewinnen und nicht, wie viele vor ihm, nur um sich eine Börse abzuholen. Er hatte einen Plan und den zog er erfolgreich durch. Im Vorfeld des Kampfes machte er alles, um in das Gehirn von Wladimir Klitschko zu kriechen. Er nutzte jede Gelegenheit, ihm immer wieder zu zeigen: „Ich bin nicht berechenbar!“ Er und sein Team kümmerten sich um jedes Detail und gingen keiner Konfrontation aus dem Weg. Jedes Detail war wichtig: die Passform der Handschuhe, die Härte des Ringbodenbelags … Dass er auf alles achtete, das war wiederum etwas, womit er den Titelverteidiger auch gründlich nerven konnte. Vor allem hatte Fury einen simplen Kampfplan: Klitschko lang boxen, schnelle Beine und schnelle Hände. Sobald er Klitschko seinen Kampf aufzwingen konnte, sah der alt und planlos aus, was er wohl auch war. Es war kein schöner Kampf, aber Fury war erfolgreich, und der Erfolg gibt ihm schließlich Recht.

Boxer des Jahres 2015 (ehrenhalber)
Alexander Mengis boxte am 23. Mai 2013 in Berlin um die Internationale Deutsche Meisterschaft der GBA im Weltergewicht. Sein Gegner hieß Stefan Worth. Es war der fünfte Kampf des Stuttgarters. Erst einen Kampf vorher, am 18.11.2012, hatte er diesen Titel gewonnen. Gegen Worth ging er in der achten Runde schwer KO und fiel ins Koma. Es hat dann wohl eine Notoperation gegeben. Heute lebt Mengis irgendwo als Pflegefall. Alexander Mengis steht für den brennenden Wunsch aller Boxer und Boxerinnen, mit dem, was sie tun, Geld und Ruhm zu erringen. Er steht aber auch dafür, dass das Profiboxen, das wir alle so lieben, sehr gefährlich ist. Eine Tatsache, die immer und immer wieder von allen Beteiligten und Zuschauern vergessen wird. Um das Bewusstsein dafür wach zu halten, möchte ich Alexander Mengis zum Boxer des Jahres 2015 ernennen – ehrenhalber.

Boxerin des Jahres
Nicole Wesner (11 Kämpfe, 11 Siege, 5 durch KO) wurde am 06.09.2015 in der Markthalle in Wismar Weltmeisterin der WBF, WIBF und der GBU im Leichtgewicht. Sie besiegte Irma Balijagic Adler klar nach Punkten. Damit ist sie in Deutschland die Beste im Leichtgewicht und in der Welt unter den Top Ten.

KO des Jahres
Am 14.08.2015 verlor Marco Huck (42 Kämpfe, 38 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden), in Newark, New Jersey, gegen den nicht sehr hoch eingeschätzten Krzysztof Głowacki (25 Kämpfe, 25 Siege, 16 durch KO) durch KO in Runde 11 nach 2.39 Minuten. Głowacki brachte einen linken Haken an die Schläfe und dann eine Rechte mitten auf die Stirn – und Huck ging zum ersten Mal in dieser Runde zu Boden. Er kam zwar wieder hoch, war aber doch sichtlich angeschlagen. Głowacki setzte nach. Mit einem rechten und einem linken Körperhaken, gefolgt von einem linken Kopfhaken sowie einem Volltreffer mit links auf die Schläfe knockte er Huck schließlich aus. Aber Huck musste, bevor er zuletzt zu Boden sackte, noch einen rechten Wischer und drei linke Kopfhaken nehmen. Ringrichter David Fields brach den Kampf dann ab, um Huck, der zwar schon KO war aber durch die Seile vor dem Fall zu Boden noch gehindert wurde, vor weiteren Schlägen zu schützen – klassischer KO. Huck hat durch den KO jetzt ja wohl einen TV-Vertrag bei RTL bekommen.

Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.

Rookie des Jahres (männlich)
Gerade mal 17 Jahre ist Leon Bauer (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO), der Löwe aus der Pfalz. Der Super Mittelgewichtler hat zwar bis jetzt nur gegen sogenannte Aufbaugegner geboxt, aber die waren klug ausgesucht und nicht die schlechtesten. Wir dürfen gespannt sein, was er in den nächsten Jahren noch so zeigen wird.

Rookie des Jahres (weiblich)
Die von Kai Gutmann trainierte Leichtgewichtlerin Beke Bas (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) ist die Entdeckung des Jahres im Frauenboxen. Die 21-Jährige hat Talent, einen gewissen Punch und eine gute Technik. Vor allem hat sie aber ein Kämpferherz: Eine Boxerin, die man im Auge behalten muss.

Überschätzter Boxer des Jahres
Habe keine schlüssige Antwort.

Überschätze Boxerin des Jahres
Alicia Melina Kummer (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlagen), die ehemalige Miss Schleswig Holstein, versuchte sich im Profiboxen. Zum Teil spektakuläre KOs überdeckten ihre technischen Mängel. Die wurden ihr dann aber am 31. Oktober 2015 in Hamburg, im Universum Gym, von Derya Saki (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO) aufgezeigt. Die Leichtgewichtlerin ist damit für zu leicht befunden worden.

Ringrichter des Jahres
Rosario Triolo vom BDB. Der älteste deutsche Boxverband in Deutschland ist nicht nur die Heimat von Ringrichtern wie Manfred Küchler, die es wohl nicht ertragen können, wenn ein Heimboxer verliert; daher tun sie alles, wohl wirklich alles, um das zu verhindern. Der Bund Deutscher Berufsboxer ist ein eingetragener Verein, dessen Führung in stalingradhafter Treue zu Männern wie Küchler steht. Aber es gibt hier auch einen Ringrichter wie Rosario Triolo, einen jungen Mann, der offensichtlich das Ziel verfolgt, Boxkämpfe einfach nur zu leiten bzw. deren Ergebnis durch eine Punktwertung widerzuspiegeln.

Absteiger des Jahres (männlich)
Der ehemalige Weltmeister im Mittelgewicht Felix Sturm (48 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) verlor seinen IBF-Titel am 31.05.2014 gegen Sam Solimann. Danach erreichte er gegen Robert Stieglitz, am 08.11.2014, noch ein Unentschieden. Seine letzte Begegnung, einen WM-Kampf der WBA, verlor er am 05.06.2015 in Frankfurt/Main gegen Fedor Chudinov auch. Ausbeute: Ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Eigentlich wollte er am 05. Dezember in einem Rückkampf gegen Chudinov antreten. Sein TV-Sender SAT.1 wollte ihm dafür angeblich nur einen Sendeplatz wie Culcay, also nach den zwei Spielfilmen anbieten. Das dürfte wohl seiner Einschaltquote geschuldet sein. Nun boxt er am 20.02.1016 in Oberhausen.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Es gibt da eine in Deutschland boxende Frau, die sich Weltmeisterin nennt. In ihrem letzten WM-Kampf traf sie auf eine Gegnerin, die von ihren letzten sechs Kämpfen fünf verloren und im sechsten ein Unentschieden erreicht hatte. Das wurde ernsthaft als WM sanktioniert. Den Namen nenne ich hier nicht, weil ich versprochen habe, ihn nie wieder zu schreiben.

Aufsteiger des Jahres (männlich)
Die Karriere von Samy Raid Musa (9 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO) dürfte nach seinem letzten Kampf Schwung bekommen haben. Er besiegte am 28.11.2015, auf der Undercard von Klitschko vs. Fury, den ungeschlagenen Jay Spencer (11 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage).

Aufsteiger des Jahres (weiblich)
Derya Saki (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO) hat mit ihrem Sieg über Alicia Melina Kummer (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlagen) gezeigt, dass mit ihr im Leichtgewicht zu rechnen ist.

Aussteiger des Jahres
Der 2015 sportlich nicht ganz so erfolgreiche ehemalige Weltmeister im Mittelgewicht Felix Sturm (48 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) entzog für seinen letzten Kampf dem dienstältesten und renommiertesten Boxsportjournalisten Deutschlands, Hartmut Scherzer seine Akkreditierung. Der hatte sich in einem Vorbericht nämlich kritisch über ihn geäußert. Die Presseabteilung von Sturm-Box-Promotion hatte es über Monate vor dem Kampf nicht geschafft, die Legitimität der zu boxenden WM zu kommunizieren. Natürlich ist es schwer, mit Kritik umzugehen. Aber eine Person des öffentlichen Lebens, die von der Öffentlichkeit lebt – und das tut Felix Sturm ja schließlich -, sollte mit Kritik doch souveräner umgehen können. Veranstalter, die hingehen und unliebsamen Journalisten die Akkreditierung verweigern oder entziehen oder sie mit Hausverboten belegen, respektieren einfach nicht die Pressefreiheit. Die Pressefreiheit ist ein Grundrecht und eine der Säulen einer demokratischen Gesellschaft – und die gilt es zu verteidigen.

Veranstalter des Jahres
Der Hamburger Holger Petersen hat 2015 dreimal in der Boxsporthalle Braamkamp in Hamburg veranstaltet. Petersen, ein Unternehmer aus Hamburg, von dem man wenig weiß, hat einfach angefangen, gute und solide Boxveranstaltungen zu organisieren. Man kann nur hoffen, dass er weitermacht und noch besser wird.

Veranstaltung des Jahres
„Kingsvillage Beatdown“ im Foyer des Abtei Gymnasiums in Pulheim (12.12.2015) war für mich die beste Veranstaltung des Jahres. Wenn man sich diese Veranstaltung von Bihes Barakat anschaut und mit denen vergleicht, die von Veranstaltern mit TV-Verträgen organisiert werden, kann man sich nur fragen: Wieso gibt es auf einer „Kleinringveranstaltung“ besseres Boxen zu sehen als bei den Großen?

Boxevent des Jahres
Keines jedenfalls, das ich gesehen hätte. Das kann allerdings auch damit zu tun haben, dass ich bei dem einen Veranstalter Hausverbot habe, von einem anderen schriftlich bekommen habe, niemals eine Akkreditierung zu bekommen und von einem dritten immer nur sehr höfliche Ablehnungen kriege, auch wenn dort sonst jeder Pressevertreter rein kommt.

Fehlentscheidung des Jahres
Der Punktsieg von Vincent Feigenbutz (22 Kämpfe, 21 Siege, 19 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gegen Giovanni De Carolis (29 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden). Die Punktrichter Erkki Meronen, Jesus Morata Garcia und Jean-Francois Toupin sahen offenbar einen anderen Kampf als die Zuschauer in der Halle und an den Fernsehgeräten. Alle drei gaben Feigenbutz den Sieg. Selbst wenn man als Punktrichter so etwas wie einen Heimvorteil geben will und sich vielleicht auch dem Veranstalter verpflichtet fühlt, weil der einen ja bezahlt, darf dabei m. E. doch höchstens ein geschenktes Unentschieden rauskommen. Ich hoffe aufrichtig, dass Erkki Meronen, Jesus Morata Garcia und Jean-Francois Toupin in den nächsten zehn Jahren nicht mehr in Deutschland punkten.

Trainer des Jahres
Die Qualität eines Trainers kann nicht an seinen TV-Auftritten, sondern nur an seiner Arbeit gemessen werden. Wer durch die Republik fährt und sich Trainings ansieht, der wird schnell feststellen, dass es hierzulande viele gute Trainer gibt, Trainer, deren Hauptaugenmerk auf der Ausbildung ihrer Boxer liegt. Hier eine kurze Liste guter Trainer: Manni Faber, Stefan Freudenreich, Sini Ivanisevic, Steven Küchler, Kai Gutmann, Frank Lubitz, Rüdiger May, Youssef Ramadan und Michael Siegel. Das sind jetzt nur die, die mir gerade spontan eingefallen sind. Ich habe einige vergessen. Entschuldigung!

Entgleisung des Jahres
Im letzten Jahr war Vincent Feigenbutz (22 Kämpfe, 21 Siege, 19 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) hier noch „Rookie des Jahres (männlich)“. Inzwischen wurde er Interim Champion der WBA im Super Mittelgewicht. In seinem letzten Kampf, am 17.10.2015, gegen einen soliden aber nicht sehr starken Giovanni De Carolis (29 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden) gewann er zwar nach Punkten, sein eigenes Publikum aber sah in seiner Heimatstadt den Italiener als Sieger und tat dies auch kund. Feigenbutz sah das aber ganz anders. Er sah sich selbst als klaren Sieger und dann sprach er davon, seinem Gegner die Fresse polieren zu wollen – wirklich kein guter Stil.

Boxkampf des Jahres (männlich)
Der Kampf zwischen Yusuf Kangül (10 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Tiran Metz (18 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 4 Unentschieden) im Super Mittelgewicht ist ein Klassiker. Zwölf Runden lang schenkten sich die beiden, die offensichtlich eine gepflegte, dafür aber tiefe gegenseitige Abneigung verbindet, nichts. Wenn ein Fighter und ein Techniker aufeinandertreffen, ist das immer wieder ein Erlebnis. Am Ende der knappen Europameisterschaft der WBU sollte eigentlich ein klarer Punktsieger stehen, aber einige Zuschauer verhinderten, dass ein Urteil gefällt werden konnte. Bis heute steht das offizielle Urteil des Kampfes vom 19.12.2015 aus.

Boxkampf des Jahres (weiblich)
Am 07.11.2015 verlor Özlem Sahin (20 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) gegen Gretchen Abaniel (24 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO) ihre WM-Titel im Minimumgewicht. Sahin fand zu keinem Zeitpunkt vor heimischem Publikum in den Kampf, daher fightete sie. Es war ein sehr enger Kampf, den man auch knapp für Sahin oder als Unentschieden hätte werten können. In der Tat hatte ein Punktrichter Abaniel mit zwei Runden vorne und ein anderer Sahin. Aber der BDB-Punktrichter Jürgen Langos wertet 91:99 für Abaniel. Keine Ahnung, weshalb er das machte. Auf jeden Fall war es ein großartiger Kampf.

Comeback des Jahres (männlich)
Ahmet Öner ist wieder – oder besser – immer noch da. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, veranstaltete er 2015 neun Shows, davon 2 in der Türkei und eine in den USA. Zurzeit hat er keinen Boxer unter Vertrag, der (oder die) die Phantasie der breiten Boxöffentlichkeit anregen könnte. Aber er lässt seine Boxer arbeiten und hofft, dass sich einer von ihnen durchsetzt.

Comeback des Jahres (weiblich)
Alesia Graf (32 Kämpfe, 27 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen), die ehemalige Weltmeisterin im Super Fliegengewicht und Super Bantamgewicht, kassierte 2014 zwei Niederlagen in Folge, jeweils in WM Kämpfen, nachdem sie 2013 gar nicht geboxt hatte. Im letzten November stieg sie gegen die Ungarin Marianna Gulyas (34 Kämpfe, 13 Siege, 2 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO) nun wieder in den Ring und gewann durch KO in Runde 2.

Bester Show Act des Jahres
Tyson Fury mit seinem Sieges-Liebes-Lied.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Leichtgewichtler Zapir Rasulov (30 Kämpfe, 30 Siege, 28 durch KO) boxte bisher in Deutschland, in der Schweiz (1 Mal), in Panama (4 Mal) und in den USA (2 Mal). Der Charlottenburger ist die Nummer 11 der WBA-Rangliste. Er hat eine KO Quote von 90%. Muss man noch mehr sagen?

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Lucia Morelli (25 Kämpfe, 19 Siege, 9 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO) boxt im Super Leichtgewicht. Alle ihre fünf Niederlagen kassierte sie im Ausland bei WM-Kämpfen, also im Wohnzimmer ihrer Gegnerinnen. Sie unterlag Cecilia Braekhus, Myriam Lamare, Delfine Persoon (zweimal) und Klara Svensson. Morelli verdient es, einmal vor heimischem Publikum einen WM Kampf bestreiten zu können.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Agron Dzilla (24 Kämpfe, 23 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage), der in der Schweiz lebende Cruisergewichtler aus Mazedonien, stahl am 21.03.015 auf der Sauerland Veranstaltung in Rostock allen, Jürgen Brähmer, Vincent Feigenbutz, Timo Schwarzkopf, Denis Boytsov, Stefan Härtel und Orhan Davis, die Show. Sein Kampf gegen Bernard Adie dürfte der beste Kampf des Abends gewesen sein. Dzilla gewann klar nach Punkten und damit den Titel der Global Boxing Union, aber einen Vertrag gewann er nicht.

Boxkampf, den wir 2016 sehen wollen (männlich)
Jack Robert Culcay-Keth (22 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage), genannt Jack Culcay, alias Golden Jack, ist Interims Champion der WBA im Super Weltergewicht. Er wird gerne als eine der deutschen Boxhoffnungen für eine Weltmeisterschaft vermarktet. Schön wäre es, wenn er und sein Management, Sauerland Event, sich dazu entschließen könnten, auch unter Beweis zu stellen, dass er der beste deutsche Super Weltergewichtler ist. Dafür müsste er aber schon gegen Besar Nimani (21 Kämpfe, 20 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) antreten. Den Kampf will wohl jeder sehen.

Boxkampf, den wir 2016 sehen wollen (weiblich)
Bis jetzt kam es nicht zum Rückkampf zwischen Christina Hammer (19 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO) und Anne Sophie Mathis (32 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO). Wir erinnern uns: Der BDB Ringrichter Manfred Küchler, der immer noch gerne von seinem Verband eingesetzt wird, sorgte mit seinem ganzen Können dafür, dass die Mittelgewichtlerin Hammer den Kampf nicht durch KO verlor. Wenn nun Hammer, was wir auch schon etwas verstehen könnten, nun nicht mehr gegen Mathis antreten will, so könnte sie aber doch wenigstens gegen die Super Mittelgewichtlerin Nikki Adler (14 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO) antreten.
© Uwe Betker

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31. Dezember 2015 at 23:59

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Gutes Boxen in Detmold

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Am 10. Oktober gab es in der Stadthalle Detmold eine bemerkenswert gute Boxveranstaltung zu sehen. Kai Gutmann stellte sie auf die Beine. Die Stadthalle ist ein ausgesprochen schöner Veranstaltungsort; sie hat etwas von einem Theater. An zwei Seiten des Rings stiegen 12 Theaterstuhlreihen an. Auf der einen Längsseite war eine Empore.
Es gab fünf gute Amateurkämpfe, davon ein Frauenkampf. Außerdem waren vier Profiboxkämpfe zu sehen, von denen zwei von Frauen bestritten wurden. Geschätzte 400 Zuschauer sahen eine außerordentlich gute Veranstaltung.
Es begann schon gleich sehr gut. Jammy Kummande gab sein Profidebüt gegen Remo Arns (20 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 13 Niederlagen, 7 durch KO) im Halbschwergewicht. Gegen Arns sein Debüt zu geben, zeugt schon von einem großen Selbstbewusstsein. Der Schützling von Ralf und Graciano „Rocky“ Rocchigiani boxte auch wie ein Erfahrener. Seine linke Führhand war schnell und präzise. Er dominierte das Geschehen von der ersten Minute an. Der erfahrene Arns hatte tatsächlich keine Chance. Am Ende der ersten Runde wurde er an den Seilen gestellt, wo er zwei linke Haken zum Kopf, gefolgt von einer Rechten nehmen musste, die ihn sichtlich erschütterten. Arns versuchte zu Beginn der zweiten Runde schneller an Kummande heranzukommen, um ihn mit Schwingern einzudecken, aber die trafen nur die Deckung. Kummande konterte ihn vielmehr souverän und erhöhte seinerseits den Druck. Dann war es plötzlich auch schon zu Ende. Kummande kam mit einem schönen harten linken Haken zur Schläfe durch. Es folgte noch eine Rechte und Arns ging zu Boden. Bevor der Ringrichter anfangen konnte zu zählen, flog auch schon das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 2:27 Minuten Jammy Kummande. – Ein beeindruckendes Profidebüt. Wir können gespannt sein, wie sich Kummande weiter entwickelt.
Graciano Rocchigiani und Mario Achour zeigten sich nach dem Kampf zufrieden mit dem Ausgang. Sie plauderten noch über ihr neues Gym, ihre Pläne für eine Box-Casting-Show und ihre Zusammenarbeit mit Holger Petersent, dem neuen und sehr umtriebigen Veranstalter aus Hamburg. In diesem Zusammenhang wurde auch von einer Achse Berlin-Hamburg und von der Website boxen-im-norden.de gesprochen.
Der folgende, von zwei Frauen geführte Kampf stand dem vorangegangenen in nichts nach. Im Leichtgewicht traf Beke Bas (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) auf Zsofia Bedo (49 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 35 Niederlagen, 10 durch KO, 1 Unentschieden). In der ersten Runde tasteten sich die beiden noch ab. Bedo, die größere Boxerin, versuchte lang zu bleiben. Bas versuchte, den Abstand zu verkürzen und in die Halbdistanz und den Infight zu kommen. Bas war in ihren Bemühungen sehr viel erfolgreicher als ihre Gegnerin. Sie erhöhte kontinuierlich den Druck, ohne dabei zu überhasten. Im zweiten Durchgang zeigte sie mehrfach ein sehr schönes „bob and weave“, wobei sie schöne Treffer setzte. Aber auch mit der klassischen Führhand-Schlaghand-Kombination kam sie durch. In der dritten Runde kam dann das Ende für Bedo. Erst nahm sie eine harte Rechte zum Kopf, die sie wackeln ließ. Dann wurde sie in den Seilen gestellt und nahm eine Rechte an die Schläfe, die sie zu Boden schickte. Auf dem Boden sitzend wurde sie ausgezählt. Siegerin durch KO in Runde 3 nach 2:00 Minuten Beke Bas. Auch hier dürfen wir gespannt sein, wie sich die talentierte Bas weiter entwickeln wird.
Hiernach stiegen Christian Pawlak (33 Kämpfe, 24 Siege, 14 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Norbert Szerkeres (64 Kämpfe, 16 Siege, 9 durch KO, 45 Niederlagen, 11 durch KO, 3 Unentschieden) für einen Vierrunder im Super Mittelgewicht in den Ring. Pawlak, der auch wohl sehr kurzfristig den Kampf angenommen hat, wirkte unkonzentriert. Vier Runden lang schlug Pawlak, bis auf eine einzige Ausnahme immer nur zum Kopf. Sehr erstaunlich war, dass ein so erfahrener Mann wie Szerkeres konsequent falsch herum ging, d.h. immer in die Schlaghand von Pawlak. Dessen Ecke coachte auch fast gar nicht, dafür hörte Pawlak aber offensichtlich auf Graciano Rocchigiani, der im Saal stand und Anweisungen gab. Auch in den Ringpausen suchte Pawlak Augenkontakt zu Rocchigiani. Was kann man noch über den Kampf sagen? Szerkeres kann nehmen und er nimmt viel. Er nimmt so viel, dass das einfach nicht gesund sein kann. Am Ende stand ein etwas glanzloser Punktsieg für Christian Pawlak.
Der Hauptkampf des Abends war ein Frauenboxkampf. Leonie Giebel (9 Kämpfe, 8 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) traf im Super Federgewicht auf Daniela Graf (12 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden). Bei dem Aufeinandertreffen ging es um die vakante deutsche Meisterschaft der GBA. Bei dem Achtrunder handelte es sich um eine regelrechte Ringschlacht, die sicher noch lange diskutiert werden wird. Graf war die aggressivere Boxerin, die ihrer Gegnerin den Schlagabtausch antrug. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ging sie nach vorne. Sie schlug aus jeder Position Haken. Giebel, die etwas größer war, boxte den aufrechten Stil und schlug schöne Graden. Sie setzte die saubereren Treffer, vor allem zum Kopf. Manchmal brachte sie auch Aufwärtshaken zum Kopf, die dann auch Wirkung erzielten. Im Infight und meist auch in der Halbdistanz aber war sie unterlegen. Der Kampf wogte hin und her und wurde von Runde zu Runde verbissener geführt. Die sechste Runde wurde dann vom Zeitnehmer – wohl aus Versehen – 45 Sekunden zu früh abgegongt. Die Ecke von Graf vermutete lautstark ein Komplott gegen sie, wodurch die verbleibenden zwei Runden dann noch giftiger ausgetragen wurden. Die Punktrichter der GBA werteten 77:75, 75:77 und 79:75, wodurch Giebel der Sieg zugesprochen wurde.
Dieser Ausgang wurde nach dem Kampf aber noch lange und hitzig diskutiert. Ich persönlich hatte den Kampf unentschieden gepunktet. Man muss dazu aber sagen, dass es schon extrem schwer war zu punkten. In jeder Runde musste die Workrate (Graf) gegen klarere Treffer (Giebel) abgewogen werden, und hier schwingen dann natürlich persönliche Vorlieben mit. Ein Sieg für Graf hätte mich auch nicht gewundert. Egal wie die Punktrichter auch noch hätten entscheiden können, die Entscheidung wäre, meine ich, in jedem Fall diskutiert worden. Vor allen Dingen lässt sich festhalten, es war ein großer Kampf von beiden Boxerinnen.
Die Veranstaltung, die Kai Gutmann in der Stadthalle Detmold da auf die Beine gestellt hat, war wirklich gut. Was ich persönlich schon bemerkenswert fand, war, dass sich Gutmann nicht scheute, auf Frauenboxen zu setzen. Das Publikum wusste das wohl auch zu schätzen. Jedenfalls saßen im Zuschauerraum erstaunlich viele Frauen. Denen wurde auch in den Ringpausen etwas geboten. Bei den Boxkämpfen der Männer zeigten zwei Nummerngirls im rückenfreien kleinen Schwarzen die Runde an. Bei den Frauenboxkämpfen wurde dieser Part dann von einem Mann mit nacktem Oberkörper übernommen. So war für jeden etwas dabei. Ich werde wieder hinfahren.
(C) Uwe Betker

Freitagnacht in der Diskothek: 10 Profiboxkämpfe incl. einer dicken Überraschung und einer Beinahetragödie

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Nun bin ich schon zum zweiten Mal nach Essen gefahren, um dort in die Diskothek Essence zu gehen. Nicht die Musik und die Go-Go-Tänzerinnen lockten mich, die dort immer zu finden sind, sondern 10 Profiboxkämpfe der zweiten M.A.S. Fight Night. Wie sonst auch bei einer richtigen Nacht in einer Diskothek, wurde der Abend mit zunehmender Dauer immer heißer und interessanter – sogar richtig dramatisch.
Es begann mit einem Amateurkampf, sozusagen als Aufwärmer. Es folgten vier Profikämpfe, die alle sehr kurzrundig waren. Im ersten von ihnen trafen im Halbweltergewicht Rotjar Bilgetekin und Mahir Celik aufeinander. Die Begegnung wirkte etwas seltsam. Bilgetekin begann verhalten, um nicht zu sagen passiv. Celik, der aufgrund seines Alters eigentlich der erfahrenere Mann hätte sein sollen, war aktiver und startete immer wieder kleinere Aktionen, die aber keine Wirkung erzielten. Dann plötzlich wurde Bilgetekin aktiver. Er traf mit einem Körperhaken und sein Gegenüber ging zu Boden. Er kam dann zwar wieder hoch, aber bereits die nächste Aktion zwang ihn wieder zu Boden. Der Ringrichter hatte genug gesehen und brach den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 1 nach 2:16 Minuten: Rotjar Bilgetekin.
Der folgende Kampf war nur unerheblich länger. Im Mittelgewicht traten Kasimir Gashi und Azad Dogan gegeneinander an. Gashi der aufreizend lässig ohne Deckung boxte, studierte seinen Gegner am Anfang in Ruhe. Er wirkte sehr überlegen und abgeklärt. Dogan suchte sein Heil in Überfällen, die Gashi locker auspendelte. Dann, ohne Vorbereitung, schlug Gashi eine wunderschöne Rechte zur Schläfe, die Dogan dann auch fällte. Dogan wurde mit dem Rücken auf dem Boden liegend ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:29 Minuten: Kasimir Gashi.
Hiernach kam ein kleiner Showact mit Sprechgesang und dann der Auftritt von Granit Shala (6 Kämpfe, 6 Siege, 6 durch KO). Das passte, denn Shala ist ein Boxer, der seinen Fans eine Show bietet. Allein schon sein Einmarsch ist immer sehenswert. Er traf im Leichtgewicht auf Yilmaz Carder. Shala deckte seinen Gegner von Anfang an mit Schlagkombinationen ein. Immer wieder ging er zum Körper, um die Deckung herunter zu ziehen. Dann stellte er Carder in dessen Ecke und ließ ihn nicht mehr heraus. Ein rechter Kopfhaken zwang Carder zu Boden. Er kam nicht mehr rechtzeitig hoch und wurde ausgezählt. KO Sieg in Runde 1, nach 1:21 Minuten: Granit Shala.
Der vierte Kampf war der kürzeste des Abends. Der Super Mittelgewichtler René Oeffner (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO)traf auf Pierre Kerstan (6 Kämpfe, 6 Niederlagen, 5 durch KO). Oeffner erzielte bereits mit seiner ersten Aktion Wirkung. Eine linke Grade zum Kopf, dann eine linke Grade zum Körper, die nächste linke Grade zum Kopf – und das war auch schon das Ende des Kampfes. Die folgenden zwei, drei Haken zum Kopf des Torkelnden waren dann nur noch Makulatur. Kerstan ging zu Boden und wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1, nach 38 Sekunden René Oeffner.
Dann folgte der einzige Frauboxkampf des Abends. Im Leichtgewicht standen sich Beke Bas, die ihr Profidebüt gab, und Cagla Acar (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 1 durch KO) gegenüber. Um es gleich vorweg zu sagen, der Kampf den beiden Frauen war, in meinen Augen, regelrecht eine Werbung fürs Frauenboxen. Bas, die kleiner ist als ihre Gegnerin, war die aggressivere Boxerin. Sie ging vier Runden nach vorne. Acar, die vom Kickboxen kommt, hielt dagegen. Immer wieder kam es zum Schlagabtausch, wobei meist Bas die Oberhand behielt. Aber sie musste auch einige Schläge einstecken, weil Acar bis zur letzten Sekunde mitkämpfte. Punktsiegerin nach 4 Runden: Beke Bas.
Im nächsten Kampf traten Super Mittelgewicht David Sardic (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO)und Cemal Gülsen (3 Kämpfe, 1 Sieg, 2 Niederlagen, 2 durch KO) gegeneinander an. Sardic, der größere von beiden, boxte schön lang. Gülsen suchte den Erfolg mit Schwingern zu erzwingen, die aber ihr Ziel nicht fanden. Sardic verteilte seine Schläge gut. In der zweiten Runde deckte Sardic seinen Gegner mit Körperhaken ein, die ihn zweimal zu Boden zwangen. Der Trainer warf das Handtuch, um seinen Schützling vor Schlimmerem zu bewahren. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 40 Sekunden: David Sardic.
Mohamed Bekdasch (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO)bestritt seinen zweiten Profikampf. Er trat im Cruisergewicht gegen den schlaksigen Timur Octatürk an. Bekdasch dominierte die erste Runde mit seinen Graden, die er durch die Mitte zum Kopf schlug. Jedoch war er nach diesen Aktionen offen und nahm deshalb auch immer wieder die Konter von Octatürk. Bekdasch erhöhte in der folgenden Runde den Druck. Er kam mit zwei Körperhaken durch, die seinen Gegner in Schwierigkeiten brachten. Bekdasch setzte nach und drängte ihn an die Seile. Octatürk versuchte auszuweichen, fand sich aber nur in der neutralen Ecke wieder wo ihn Bekdasch nicht mehr herausließ. Nachdem Octatürk dort geschätzte zwei dutzend Schläge genommen hatte, während er selber keinen einzigen Schlag versucht hatte, nahm der Ringrichter ihn aus dem Kampf. Octatürk und seine Ecke beschwerten sich dann über diese Entscheidung, aber sie war absolut regelkonform und daher korrekt. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:59 Minuten: Mohamed Bekdasch.
Der folgende achte Kampf, sollte einer der Höhepunkte des Abends werden. In ihm trafen Nawid Hakimsadeh (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO)und Ziya Koklap, der sein Profidebüt gab, aufeinander. Was auf dem Papier wie eine einfache Sache für Hakimsadeh aussah, entwickelte sich zu einer geradezu epischen Ringschlacht. Was die beiden Krieger, denn es war ein Krieg, den die beiden ausfochten, zeigten, war einer der besten Vierrunder, die ich je gesehen habe.
Von der ersten bis zur letzten Sekunde suchte Hakimsadeh den KO-Erfolg. Er griff seinen Gegner nahezu ununterbrochen an. Der aber fightetet mit. Hakimsadeh war der klar bessere Boxer, aber er ging immer und immer wieder relativ offen in den Schlagabtausch. Zwar behielt er dabei so gut wie immer die Oberhand, aber er musste auch viele sehr harte Kopftreffer nehmen, die ihr Ziel durch die Deckung von Hakimsadeh fanden. In der dritten Runde wurde ihm ein Punkt abgezogen, weil er seit der zweiten Runde viermal seinen Mundschutz verloren hatte. Der unglaublich intensiv geführte Kampf endete mit einem klaren und eindeutigen Punktsieg für Nawid Hakimsadeh.
Nach dem Kampf verzögerte sich dann der Fortgang der Veranstaltung. Hakimsadeh war in seiner Kabine zusammengebrochen. Es wurde kolportiert, er habe hyperventiliert. Andere behaupteten, er habe gekrampft. Die am Ring sitzenden Rettungssanitäter, die sofort reagierten, schafften ihn jedenfalls mit dem vor der Halle stehenden Krankenwagen in ein Krankenhaus. Hakimsadehs Trainer Youssef Ramadan teilte später via Facebook mit, es ginge ihm inzwischen besser. Hakimsadeh ist wohl noch immer im Krankenhaus. Für seinen großartigen Kampf zahlt er einen hohen Preis. Wir können nur hoffen, dass Hakimsadeh vollständig genesen wird.
Im vorletzte Kampf des Abends maßen im Super Mittelgewicht Tiran Metz alias Tiran Mkrtschjan (16 Kämpfe, 11 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 4 Unentschieden)und Moris Markowitsch (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) ihre Kräfte. Der Kampf ging über die angesetzten vier Runden und war relativ knapp. Metz war zwar der bessere Boxer, aber Markowitsch hatte auch seine Momente. Er bekam in der zweiten Runde einen Cut im Haaransatz, der aber den Kampfverlauf nicht beeinflusste. Am Ende des hart geführten Kampfes gab es einen Sieger nach Punkten: Tiran Mkrtschjan.
Im Hauptkampf kämpften schließlich Christian Pawlak (30 Kämpfe, 21 Siege, 12 durch KO, 8 Niederlagen. 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Yesilat Berkta (20 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 17 Niederlagen, 7 durch KO) im Super Mittelgewicht gegeneinander. Hier erlebte das Publikum nun eine faustdicke Überraschung. Irgendwann nach nicht einmal einer Minute stand Pawlak an den Ringseilen und kam nicht mehr weg. Offensichtlich hatte der krasse Außenseiter Berkta ihn hart getroffen – ein Schlag, den ich aber nicht so gesehen habe. Pawlak jedenfalls stand in den Seilen und kam einfach nicht mehr weg. Er versuchte zwar durch Wegschupsen des Gegners noch mal raus zu kommen, aber Berkta machte seine Sache gut. Schlagkombination auf Schlagkombination prasselte auf Pawlak ein. Da konnte die Ecke von Pawlak noch so laut schreien, er kam einfach von den Seilen nicht weg. Mittlerweile hatte sich unter seiner rechten Braue auch ein tiefer Cut geöffnete, der stark blutete. Immer weniger Gegenwehr konnte er leisten. Als er dann in der neutralen Ecke gestellt wurde und nur noch nahm, ging der Ringrichter schließlich dazwischen. Er zählte ihn im Stehen an. Dann rief er den Ringarzt, der sich die Platzwunde ansah und zum Abbruch riet. Der Ringrichter beendete den Kampf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:50 Minute: Yesilat Berkta.
Diskothek Essence ist ein guter Ort für Profiboxen, und M.A.S. Boxpromotion hat eine wirklich gute Veranstaltung auf die Beine gestellt. Es waren Talente zu sehen, denen eventuell die Zukunft gehört. Es wurden gute, sehr gute und sogar richtig dramatische Kämpfe geboten – und das ist schließlich mehr, als man von den meisten Veranstaltungen sagen kann. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass Nawid Hakimsadeh als gesunder Mann das Krankenhaus wieder verlassen kann.
© Uwe Betker