Posts Tagged ‘Bernd Boente’
Uwe Hück fordert Wladimir Klitschko heraus
Uwe Hück, den Konzern-Betriebsratsvorsitzenden und stellv. Aufsichtsratsvorsitzenden der Porsche AG, nur einmal getroffen hat, der glaubt durchaus, was da in der Überschrift steht und hält es keineswegs für ausgeschlossen, dass er sich traut, gegen Klitschko zu kämpfen. Aber gemeint ist etwas anderes; die Herausforderung ist von einer anderen Art.
Bis vor wenigen Tagen schien unbestritten, dass die Veranstaltung von K2 Promotions am 24. Oktober 2015 das Boxevent des Jahres in Deutschland werden würde. Der 39-jährige Wladimir Klitschko (67 Kämpfe, 64 Siege, 3 Niederlagen, 3 durch KO) wird dann gegen Tyson Fury (24 Kämpfe, 24 Siege, 18 durch KO) antreten, um seine WM-Titel der IBF und WBO im Schwergewicht und den Super Champion Titel der WBA zu verteidigen. Fury ist ein Showman und der zurzeit beste Herausforderer. Er ist vermutlich sogar der beste der letzten Jahre. Es spricht also alles für einen wirklich guten Schwergewichtskampf. Es könnte sogar der beste der letzten Jahre werden.
Dem hat Uwe Hück sportlich nichts oder fast nichts entgegenzusetzen. Hück ist 53 Jahre alt und nur ein „Hobbykampfsportler“. Er war vor ewigen Zeiten wohl mal zweifacher Europameister im Thaiboxen. Am 16. November 2013 machte er einen Charity-Boxkampf gegen den ehemaligen Profiboxer Luan Krasniqi. Nun, zwei Jahre später, will er am 07. November erneut in den Ring steigen und wieder in der MHP-Arena in Ludwigsburg. Der neue Gegner ist ein hierzulande alter bekannter: Frans, oder Francois Johannes Botha. Der inzwischen auch schon 46-jährige Botha (63 Kämpfe, 48 Siege, 29 durch KO, 11 Niederlagen, 9 durch KO, 3 Unentschieden) wurde gegen Axel Schulz am 09.12.1995 in Stuttgart durch einen Punktsieg Weltmeister der IBF. Ihm wurde der Titel jedoch kurze Zeit später wieder aberkannt, nachdem er positiv auf Steroide getestet worden war. Er verlor dann noch WM Kämpfe gegen Michael Moorer, am 09.11.1996 durch TKO 12, Lennox Lewis, am 15.07.2000 durch TKO 2, und Wladimir Klitschko, am 16.03.2002. In Nichttitelkämpfen unterlag er Mike Tyson, am 16.01.1999 durch KO 5, Evander Holyfield, am 10.04.2010, Michael Grant, am 19.11.1011, und Francesco Pianeta, am 07.09.2012. Seine letzten sechs Kämpfe hat er alle verloren und bis zum Kampf am 07. November hat er eine eineinhalbjährige Ringabstinenz hinter sich. Aber immerhin, er ist auch ein Showman.
Nun also zur Herausforderung von Hück: Er und sein Veranstalter, die Ferbermarketing GmbH, wollen sich anschicken, das Boxevent des Jahres auf die Beine zu stellen. Natürlich liegen, sportlich gesehen, Galaxien zwischen den beiden Hauptkämpfen. Auch der Show Act von K2 Promotions dürfte kaum zu toppen sein. Immerhin gibt sich der Commander of the Order of the British Empire, Rod Steward, die Ehre. Und wer nun bei der Charity Gala der Lern-Stiftung Hück auftreten soll, ist noch nicht bekannt. Außer Acht lassen wollen wir hier mal, dass der Gewinn der Klitschko Veranstaltung in die Taschen von Wladimir Klitschko, Vitali Klitschko und Bernd Bönte wandert und der von Hück benachteiligten Kindern zu Gute kommen soll.
Wenn wir also mal absehen von der Wohltätigkeit, wodurch könnte denn die Veranstaltung in Ludwigsburg die in Düsseldorf übertreffen? Die Antwort lautet: Schlicht durch drei Faktoren: Spaß, Sport und Prominente. Veranstalter behaupten gerne, Boxen im Stadion sei etwas Besonderes. Das ist schon richtig. Boxen im Stadion ist in der Regel ein Großevent – aber eines ohne Atmosphäre. Der Ring steht zu weit weg. Der Spaßfaktor in einem Stadion geht, jedenfalls meiner Meinung nach, gegen Null. Hier schlägt Hück Klitschko, um im Bild zu bleiben, KO.
Was nun den Sport bzw. dessen Qualität angeht, so sind Events im Stadion halt auch so eine Sache. Alle warten nur auf den Hauptkampf. Das Vorprogramm ist meist schlecht bis grottenschlecht. Nur sehr selten steht es in einer angemessenen Relation zum Hauptkampf. K2 Promotions Interesse am Vorprogramm reduziert sich vermutlich auf dessen Existenz und wahrscheinlich noch darauf, dass es möglichst wenig kosten soll. Ganz anders bei Hück. Hier treten im Vorprogramm Luan Krasniqi (35 Kämpfe, 30 Siege, 14 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO, 1 Unentschieden), Firat Arslan (45 Kämpfe, 35 Siege, 21 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) und Özlem Sahin (20 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 1 Unentschieden) auf. Krasniqi, der Ex-Europameister im Schwergewicht, boxt gegen Danny Williams (74 Kämpfe, 48 Siege, 36 durch KO, 25 Niederlagen, 12 durch KO). Ob das jetzt ein „realer“ Kampf wird oder nur ein Showkampf zugunsten seiner eigenen Charity Projekte (SOS Kinderdörfer im Kosovo), habe ich noch nicht erfahren. Auch Firat Arslan, der Ex-Weltmeister der WBA im Cruisergewicht, wird in den Ring steigen. Den sportlichen Hauptkampf stellt aber die Doppelweltmeisterschaft im Minimumgewicht der Women`s International Boxing Federation und Global Boxing Union dar. Die ungeschlagene Sahin verteidigt ihre Titel gegen Gretchen Abaniel (23 Kämpfe, 15 Siege, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO). Mit diesem Vorprogramm erreicht Hück, um im Bild zu bleiben, schon mal ein Unentschieden gegen Klitschko.
Dritter Faktor – Prominenz. An beiden Ringen werden viele Prominente sitzen. RTL wird viel RTL Prominenz auffahren. Hinzu kommen prominente Fans von Klitschko und natürlich der Show Act Rod Steward. Welcher Show Act bei Hück zu sehen sein wird, ist, wie gesagt, noch nicht bekannt. Man kann aber noch nicht davon ausgehen, dass der nicht auch besser sein könnte als Steward. Nun zur Prominenz am Ring, da darf man nicht unterschätzen, wer so alles kommt, wenn Uwe Hück ruft. Beim letzten „Blaue Flecke für soziale Zwecke“ kam unter anderen Udo Lindenberg. Viele Prominente, die bei Hück am Ring sitzen, sind allerdings anders prominent als die Sportler und Showgrößen bei Klitschko. Bei Hück sitzen Größen aus der Wirtschaft am Ring, z.B. von Porsche, Mercedes und Bosch. Die Boschler dürften wohl hauptsächlich wegen Özlem Sahin kommen, die selber Boschlerin ist. Extra für sie kam auch die Werksleitung von Bosch aus Waiblingen zur ersten Pressekonferenz in Ludwigsburg. Man kann außerdem davon ausgehen, dass sich schon auch ein paar Politiker einfinden werden. Auch hier dürfte Sahin ihren Beitrag leisten. Sie kommt schließlich aus der Region kommt und hat Werbung gemacht für die Einbürgerungskampagne des Landes Baden-Württemberg. Mit der Prominenz am Ring rechne ich für Hück mit einem klaren Punktsieg. Hück schlägt Klitschko, um im Bild zu bleiben, auch hier knapp nach Punkten.
Mit seiner Veranstaltung „Blaue Flecke für soziale Zwecke 2“ wird Uwe Hück wohl schlicht die Boxveranstaltung des Jahres 2015 auf die Beine stellen. Damit ist dann auch geklärt, wo ich mich am 07. November aufhalten werde, nämlich in Ludwigsburg.
© Uwe Betker
Eine perfekte Inszenierung: Die erste PK zu Wladimir Klitschko vs. Tyson Fury
Am 24. Oktober 2015 sollen Wladimir Klitschko (67 Kämpfe, 64 Siege, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Tyson Fury (24 Kämpfe, 24 Siege, 18 durch KO) im ehemaligen Rheinstadion in Düsseldorf gegeneinander boxen. Also in 3 Monaten geht es um die WM Titel der IBF, WBO im Schwergewicht und um den Super Champion Titel der WBA, den zwar Klitschko verlieren, aber allerdings Fury nicht gewinnen kann. Wie gesagt, der Kampf findet in drei Monaten statt. Aber es gab bereits am 21. Juli die erste Pressekonferenz.
Pressekonferenzen, besonders wenn sie lange vor dem angesetzten Termin für die Veranstaltung stattfinden, sind in der Regel relativ lahm und überraschungsarm. Eine Spannung muss sich erst aufbauen und jeder der Anwesenden weiß, dass es hier darum geht, die PR-Welle allererst anzuschieben. Aber diesmal war es doch etwas anders. Und das lag vor allem an der perfekten Inszenierung der PK.
Ort des Geschehens war der VIP Bereich des Rheinstadions. Auf der Terrasse war ein kleines Buffet mit Currywurst, Brötchen und Kanapees hergerichtet. In der Ecke stand ein Kühlschrank mit einem alkoholfreien Bier und auf den Stehtischen standen Etageren mit Spanschiffchen, die zwei Minifrikadellen mit Senf und Kartoffelsalat enthielten. Kellner brachten auf Wunsch Kaffee und Erfrischungsgetränke. Eine leichte Brise wehte durch das Stadion. Man stand im Schatten und schaute auf das satte Grün des Rasens inmitten des großen Ovals, man unterhielt sich und wurde verköstigt. Was will man als Journalist mehr?
Ein halbe Stunde vor Beginn setze dann ein wummerndes, wie ich finde, nerviges, Geräusch ein, einem Herzschlag nicht unähnlich.
Dann ging man in den vorbereiteten Raum im VIP-Bereich. Dort fand sich am Kopfende eine Reihe mit Tischen, auf denen fünf Weltmeistergürtel standen, dahinter eine Reihe Stühle für Klitschko und Co. und davor fünf Stuhlreihen für die Journalisten. An den Seiten war je ein großer Monitor angebracht. An einer Seite gab es noch Stehtische mit Hockern. Geschätzte 100 Journalisten aus dem In- und Ausland waren gekommen. Einer von ihnen war der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht Johnny Nelson.
Es wurden quasi gleich zwei Pressekonferenzen abgehalten, eine auf Deutsch, ohne Tyson Fury, der erst später dazukam und dann noch eine mit ihm gemeinsam. Die erste von diesen beiden Pressekonferenzen begann mit einem Video über das „unschlagbare Team“ RTL und Klitschko, das auf den beiden Monitoren eingespielt wurde. Da wurde vor allem stolz auf die Zahlen verwiesen. „Im Durchschnitt sahen 8,94 Millionen Zuschauer die bislang 18 Kämpfe von Wladimir Klitschko bei RTL, der Marktanteil liegt bei herausragenden 48,3 Prozent.“ Dann verkündete Frank Hoffmann, Geschäftsführer und Programmdirektor von RTL, dass Klitschko für weitere fünf Kämpfe bei RTL unterschrieben hat. Hoffmann und Bernd Bönte, der Geschäftsführer und Mitinhaber der „Klitschko Management Group GmbH“ und Manager von Klitschko und Klitschko, der eine bewundernswerte Eloquenz demonstrierte, zeigten sich dann noch hoch zufrieden mit ihrer Zusammenarbeit und der Vertragsverlängerung.
In der zweiten Pressekonferenz, die zweisprachig, in Deutsch und Englisch, geführt wurde, ging es dann um den bevorstehen Kampf in drei Monaten. Als erster trat Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, ans Pult und betonte die Bedeutung der Veranstaltungen von Klitschko für den BDB. Ihm auf dem Fuß folgte Bernd Bönte, der Klitschko in eine Reihe mit Joe Luis, Larry Holmes und Muhammad Ali stellte und vor allem Werbung für die Veranstaltung machte. Er sagte, es sei ein Showact der Extraklasse geplant und werde bald angekündigt. Die Eintrittskarten sollen zwischen 29 und 890 Euro kosten. In über 150 Länder soll übertragen werden; HBO überträgt in den USA, mit vier britischen TV-Stationen werde noch verhandelt. Und überhaupt sei der Kampf gegen Fury das Beste, was zur Zeit möglich sei.
Es folgten Mike Hennessy, der Manager, und Peter Fury, der Trainer von Fury, am Rednerpult. Hennessy führte aus, dass der bevorstehende Kampf die Erfüllung eines Traumes sei. „Tyson Fury ist vorherbestimmt, Weltmeister zu werden.“ Sein Schützling sei einer der besten Schwergewichtler aller Zeiten. Mike Fury, der Tysons Vater ist, machte deutlich, sein Sohn komme zum Gewinnen und nicht, um sich auf die Matte zu legen.
Es folgte ein weiterer Einspieler, diesmal über Tyson Fury, der dann auch selbst ans Pult trat. Gut gelaunt begrüßte er die Anwesenden auf Deutsch. Dann witzelte er, nach seinem Sieg über Klitschko auch bereit zu sein, den TV Vertrag mit RTL zu übernehmen. Dann betonte er noch, er sei einzigartig und einen Boxer wie ihn, gäbe es nur alle 1.000 Jahre mal.
Wieder gab es einen Einspieler, diesmal über Wladimir Klitschko, der dann zum zweiten Mal ans Pult trat. Er reagierte souverän und witzig auf eine Äußerung von Fury über sein Alter und lobte ihn als Boxer und als Entertainer. Er nehme den Herausforderer Fury sehr ernst, und er verspreche, 100% vorbereitet zu sein. Nebenbei bemerkt, brauchte Klitschko keinen Übersetzter. Er übersetze sich selbst.
Sodann durften die Pressevertreter ihre Fragen stellen. Wie üblich, taten das aber nur wenige Kollegen. Klitschko nahm das zum Anlass einzugreifen: „Ihr müsst euch Fragen überlegen und fragen!“ Also stellte er eben selber eine Frage an Fury, oder besser: Er drückte auf den richtigen Knopf und Fury reagierte genau so, wie er es haben wollte. Fury wurde emotional – und dabei war er sehr unterhaltsam. Er beteuerte, die Welt von diesem Langeweiler Klitschko befreien zu wollen. Klitschko sei doch ein alter Mann und er werden ihn KO schlagen.Er prahlte: Er sei unberechenbar. Er sei der Beste. … Klitschko warf zwischendurch einen Satz ein und Fury reagierte prompt darauf. Wladimir Klitschko hatte alles unter Kontrolle.
Zum Abschluss dann das übliche chaotische Staredown für die Photographen und später noch die Möglichkeit, die beiden Boxer im Stadion zu fotografieren.
Die erste Pressekonferenz zu Klitschko vs. Fury war eine perfekte Inszenierung. Was dabei auffiel, war, dass Wladimir Klitschko nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Regisseur der PK war.
© Uwe Betker