Box-Blog

Posts Tagged ‘Boxästheten

Boxen im Stahlwerk

leave a comment »

Freudenreich Professional Boxing stellte zum vierten Mal an einem Freitag im Stahlwerk in Düsseldorf eine Boxveranstaltung auf die Beine. Damit dürften sich sowohl der Veranstalter als auch der Veranstaltungsort etabliert haben. Die Halle war denn auch sehr gut gefüllt. Die Stimmung war gut und es gab gute Kämpfe zu sehen. Zehn Kämpfe waren es insgesamt, vier Amateurkämpfe, mit einem Jugendkampf und sechs Profikämpfe. Um es vorab zu sagen, es war die beste Veranstaltung, die ich im Stahlwerk bislang gesehen habe.
Den Anfang bei den Profis machten Moukhliss El Gars (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Dominik Tietz (14 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 8 Niederlagen, 5 durch KO) im Super Mittelgewicht. Beide Boxer begannen verhalten. Beide arbeiteten konsequent mit der Führhand, wobei El Gars mehr Hände ins Ziel brachte. Der zweite Durchgang wurde dann schon munterer. El Gars erhöhte das Tempo und zog auch die Rechte nach. Zum Ende der Runde hatte dann auch Tietz seine Momente. Die erste Hälfte der nächsten Runde gehörte wieder Tietz. Immer wieder brachte er mit Führhand und Rechter El Gars in Schwierigkeiten. Zum Ende der Runde kam dieser dann aber wieder in den Kampf und beeindruckte Tietz mehrfach mit seiner rechten Graden. Die vierte Runde war noch härter umkämpft. Immer wenn El Gars seine rechte Grade einsetzte, sah er gut aus und punktete. Immer wenn er sich auf Schlagabtäusche einließ, was aber nur selten vorkam, hatte Tietz eine Hand mehr im Ziel. Es war ein Kampf ohne Unterbrechungen. Der GBA Ringrichter Kornelius Bernds hatte praktisch nichts zu tun. Am Ende der vier Runden stand als einstimmiger Punktsieger: Moukhliss El Gars. Anschließend stiegen Vittorio Buonanno, ein Debütant, und Bilal Messoudi (7 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) für einen Vierrunder im Weltergewicht in den Ring. Die erste Runde wurde von beiden Boxern hektisch geführt. Es gab viele Schlagabtäusche, aber wenig boxerische Linie. In den folgenden Runden entwickelte sich eine Ringschlacht, bei der zwei Männer mehr oder weniger ohne Pause aufeinander einschlugen. Kein Kampf für Boxästheten oder Freunde des Fechtens mit der Faust. Es war ein extrem hart und intensiv geführtes Gefecht, bei dem sich Erfahrung und Kondition durchsetzten. Sieger durch Mehrheitsentscheidung: Bilal Messoudi.

Nach einer kurzen Pause folgten drei Kämpfe im Schwergewicht, Es begann mit einem Sechsrunder, bei dem Patrick Korte (10 Kämpfe, 10 Siege, 8 durch KO)
auf Emre Altintas (23 Kämpfe, 10 Siege, 6 durch KO, 12 Niederlagen, 11 durch KO, 1 Unentschieden) traf. Korte begann verhalten. Er trieb sein Gegenüber durch den Ring. Aktionen gab es aber nur wenige. In der Ringpause wurde der Ringarzt in die Ecke von Altintas gerufen, um sich dessen rechte Hand anzusehen. Das dürfte allerdings eine Unmöglichkeit sein, ohne den Handschuh auszuziehen. Offensichtlich hatte er sich verletzt. Dennoch boxte er weiter. In der zweiten Runde erhöhte Korte den Druck und trieb Altintas vor sich her. Als er ihn das erste Mal an den Seilen stellte und mit einer Rechten durchkam, die Altintas in die Seile schlug, gab das oberste Seil nach und hing dann durch. Nach einer kurzen Pause, in der der Schaden repariert wurde, ging es dann weiter. Korte nahm die Jagd erneut auf. Kurze Zeit später hatte er Altintas in einer neutralen Ecke gestellt und ließ ihn nicht mehr raus. Erst deckte er ihn mit Schwingern ein, dann ging er einen Schritt zurück und feuerte nunmehr Graden auf ihn ab, die Altintas zu Boden sinken ließen. Der Ringrichter Thomas Hackenberg zählte ihn an, wobei Altintas anzeigte, seine rechte Hand sei verletzt. Dennoch wollte sich Altintas wieder zum Kampf stellen. Seine Ecke warf aber das Handtuch in den Ring: Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:55 Minuten: Patrick Korte.

Danach traf Dominic Vial in seinem Profidebüt auf Ismael Altintas (34 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 27 Niederlagen, 12 durch KO, 4 Unentschieden). Ich muss sagen, das war schon eine sehr mutige Ansetzung, denn Altintas ist ein mit allen Wassern gewaschener Veteran des Boxrings. Er boxte wie er immer. Er verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung, schob sich an seinen Gegner heran und versuchte mit Schwingern zum Ziel zu kommen. Vial zeigte von der ersten Runde an einen schönen Jab und hielt sich damit Altintas weitestgehend vom Hals. Von Runde zu Runde erhöhte Vial den Druck. Dabei half, dass er immer häufiger und bessere seine Rechte einsetzte. Er zeigte schönes technisches Boxen und wir dürfen gespannt sein, wie es mit ihm weitergeht. Einstimmiger Punktsieger: Dominic Vial.

Als nächste stiegen Robert Filipovic (6 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Baran Özdemir in den Ring. Filipovic begann überhastet aber auch erfolgreich. Die erste Kombi, oder besser gesagt der erste Schwingerschlaghagel, zwang Özdemir zu Boden. Er wurde angezählt. Danach boxte Filipovic für den Rest der Runde ziemlich unkontrolliert weiter. Ab der zweiten Runde fand er dann besser in den Kampf, nutzte seinen Reichweitenvorteil und etablierte seinen Jab. Hierdurch wurde der Kampf besser. Özdemir versucht an seinen Gegner heranzukommen, um selber Schwinger zu landen, aber das gelang ihm nur sehr selten. Der Kampf war unterhaltsam und relativ eng. Punktsieger durch Mehrheitsentscheidung: Robert Filipovic.

Den Abschluss bildete ein Sechsrundenkampf im Mittelgewicht zwischen Faton Vukshinaj (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Javad Sadeghi (8 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Der Boxer mit der geringeren Profiboxerfahrung, Vukshinaj, beherrschte die Ringmitte und trieb Sadeghi vor sich her, wobei er ökonomisch boxte. Sadeghi boxte mit und hatte am Ende der ersten Runde auch seinen Moment, als er Vukshinaj eindeckte. In der zweiten Runde dominierte dann wieder Vukshinaj seinen Gegner. Er zeigte schöne Meidbewegungen und schnelle Hände. Er verteilte gute und harte Schläge. In der dritten Runde erhöhte Sadeghi seine Schlagfrequenz und konnte diese Runde für sich entscheiden. In der vierten Runde wurde der Kampf härter, schneller und verbissener. Die erste Minute gehörte Sadeghi. Vukshinaj erhöhte dann aber kontinuierlich den Druck und das Tempo. Er ging rein und raus und verteilte seine harten Schläge gut. Am Ende der fünften Runde nahm Sadeghi mehrere harte Treffer, die ihn einknicken ließen. Nur mit Müh und Not erreichet er die Rundenpause. In der sechsten und letzten Runde stellte Vukshinaj Sadeghi in seiner Ecke und ließ ihn nicht mehr raus. Er deckte ihn mit brutalen Schlägen ein. Nur mit Mühe konnte Kornelius Bernds sein Breakkommando durchsetzten und den zu Boden sinkenden Sadeghi anzählen. Sadeghi stellte sich wieder zum Kampf wurde aber bereits in der nächsten Situation wieder in einer Ecke gestellt, diesmal seiner eigenen, und nicht mehr rausgelassen. Sadeghi nahm viele harte Treffer, vor allem zum Kopf, die ihn schließlich zusammenbrechen ließen. Sieger durch KO in Runde 6, nach 1:20 Minuten: Faton Vukshinaj.

Abschließend bleibt zu sagen: Die vierte Freitagabendveranstaltung von Freudenreich Professional Boxing im Stahlwerk in Düsseldorf war wirklich sehr sehr sehenswert. Wer als Boxfan aus der Region nicht da war, hat etwas verpasst. Man darf gespannt sein, ob die nächste Veranstaltung noch mal besser wird.
© Uwe Betker

Ein Kessel Buntes: Arthur Abraham, Robert Stieglitz, Vincent Feigenbutz und viele andere

leave a comment »

Wer zu spät losfährt, muss sich auch nicht wundern, wenn er Kämpfe verpasst. Das ist mir passiert. Den ersten Kampf, Leon Bauer (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) gegen Misa Nikolic (58 Kämpfe, 20 Siege, 9 durch KO, 36 Niederlagen, 24 durch KO, 2 Unentschieden) im Super Mittelgewicht, habe ich verpasst. Und das tut mir sehr leid. Ich hatte mich nämlich darauf gefreut, mir Leon Bauer anzusehen, von dem ich schon viel gehört habe. Bauer gewann durch TKO in Runde zwei. Offensichtlich war man mit seiner Leistung zufrieden, denn Team Sauerland unterzeichnete mit ihm später, auf der Pressekonferenz, einen Vertrag.
Angekommen bin ich erst zur Mitte des zweiten Kampfes. Es schlugen sich Enrico Kölling (19 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) und Vasyl Kondor (34 Kämpfe, 18 Siege, 5 durch KO, 15 Niederlagen, 8 durch KO, 1 Unentschieden) im Halb Schwergewicht. Kölling, der seinen vorletzten Kampf, am 25.04.2015 gegen Andrej Mauer, verloren hatte, traf hier auf einen soliden Aufbaugegner aus der Ukraine. Kondor hat einen Reichweitenvorteil, den er auch zu nutzen versuchte, indem bestrebt war, lang zu boxen. Kölling gelang es aber, sich, hinter seiner kompakten Doppeldeckung verschanzt, an ihn heranzuschieben und schöne Kombinationen zu Körper und Kopf zu schlagen. Er zeigte schönes und sauberes Boxen. Immer wieder kam er mit Schlägen, besonders zum Kopf, durch. In den letzten vier Runden – der Kampf war auf acht Runden angesetzt – gab es in jeder Runde zwei Situationen, in denen Kondor, der immerhin schon achtmal KO gegangen ist, wackelte. Mitte der letzten Runde wackelte Kondor nicht nur, sondern er torkelte. Kölling konnte oder wollte aber die Gelegenheit nicht nutzen. Schon nach geschätzten fünfzehn Sekunden suchte Kölling nicht mehr den KO. Sieger nach Punkten: Enrico Kölling.
Es folgte dann erst mal die WKU Kickbox WM im Leichtgewicht, in der Marie Lang Viktoria Emma Lomax nach Punkten besiegte.
Dann wurde aber nur noch klassisch geboxt. Im Mittelgewicht trafen Anthony Ogogo (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO) und Ruslan Schelev (15 Kämpfe, 11 Siege, 4 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) aufeinander. – Ein seltsamer Kampf! Es begann damit, dass der ungeschlagene Ogogo, der von einigen als ganz großes Talent gehandelt wird, mit einer braunen Maske oder einem Helm – irgendetwas Richtung Gladiator – in den Ring kam und damit natürlich Erwartungen, große Erwartungen, weckte, die er auch ein bis zwei Runden lang, zumindest ein wenig, halten konnte. Seine linke Führhand kam schnell und präzise zum Kopf. Aber es kam dann nur sehr wenig nach. Die Haken trafen nicht und die rechte Gerade, nachgezogen, kam zu selten. Ogogo sah gut aus, wenn er nach vorne ging. Im Rückwärtsgang hatte er seine Probleme. Er boxte sehr breitbeinig. Den Infight unterband er durch Klammern. Ab der dritten Runde versuchte Schelev, die Ringmitte zu besetzen und durch mehr Aktivität Ogogo in die Defensive zu drängen. Der Kampf wurde sehr unansehnlich. Schelev zerstörte den Kampf und Ogogo konnte ihn nicht führen. Es wurde viel geklammert und durchgesteckt, und nur sehr wenige Schläge fanden ihr Ziel. Am Ende der sechs Runden stand eine einstimmiger Punktsieg für Anthony Ogogo. Leider hat er, als er den Ring und die Halle verließ, seine Maske nicht wieder angezogen.
Auch Stefan Härtel (6 Kämpfe, 6 Siege) bestritt einen Sechsrunder und auch er musste über die Distanz gehen, aber er sah sehr viel besser aus als Ogogo. Er boxte im Super Mittelgewicht gegen Maurice Possiti (17 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO). Härtel boxte sehr souverän und abgeklärt. Man hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, er könnte nicht Herr der Situation sein, auch wenn er sich an die Ringseile stellte und ihn der Franzose mit Schlägen eindeckte. Härtel boxt einen schönen klassischen Stil. Possiti hielt manchmal lässig seine Führhand auf Höhe des Hosenbundes. In der zweiten Runde kam Härtel mit einer schönen Linken durch, die Possiti, der schlecht stand, ins Straucheln brachte. Härtel zog eine Rechte nach. Wenn ich es richtig gesehen habe, traf der Schlag nur die Brust, aber Possiti ging zu Boden und wurde angezählt. Die nächsten drei Runden boxte Härtel lässig seinen Stiefel runter. In der sechsten und letzten Runde versuchte Possiti noch ein paar überfallartige Angriffe, aber die konterte Härtel locker. Es war ein Kampf für Boxästheten. Einstimmiger Punktsieger: Stefan Härtel.
Der folgende Kampf war das Gegenteil des Vorangegangenen. Es war ein Titelkampf. Dabei ging es um den vakanten Eurasia Pacific Titel oder die Euro-Asia Meisterschaft im Mittelgewicht der WBC, was immer dies auch für ein Titel sein mag. Mike Keta (22 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) traf auf Aliklych Kanbolatov (15 Kämpfe, 11 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO). Der Kampf gestaltete sich als kurzweilige Keilerei. Der kleinere Keta stürmte auf seinen Gegner los und schlug, meist Schwinger, aus allen Positionen. Der größere Kanbolatov versuchte nur sehr kurze Zeit boxen und beteilige sich dann an der Keilerei. In den ersten beiden Runden ging er jeweils zweimal zu Boden. Zum Ende der dritten Runde kam dann das endgültige Aus. Keta kam mit zwei hintereinander geschlagenen Rechten zum Kopf durch, die Kanbolatov erneut zu Boden zwangen. Dann stellte Keta seinen Gegner in der neutralen Ecke, wo dieser ohne Deckung stand und schlug ihm, praktisch mit Anlauf, eine Rechte gegen die Schläfe. Kanbolatov ging schwer runter und der Ringrichter winkte den Kampf sofort ab. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 3:00 Minuten: Mike Keta.
Nach einer kleinen Pause wurde wieder geboxt – und das gut. Im Cruisergewicht boxten Noel Gevor (18 Kämpfe, 18 Siege, 10 durch KO) und Lukasz Rusiewicz (41 Kämpfe, 20 Siege, 11 durch KO, 21 Niederlagen, 2 durch KO) gegeneinander. Gevor zeigte gegen Rusiewicz „Fechten mit der Faust“. Mitte der dritten Runde stellte Gevor sein Gegenüber in der Ringmitte und deckte ihn mit einer langen Schlagkombination ein, die seinen Gegner sichtlich beeindruckte und leicht einknicken ließ. Ende der Runde schlug Gevor Rusiewicz noch einmal leicht an. Auch die folgenden zwei Runden dominierte Gevor. Am Ende der fünften Runde sah es wieder so aus, als ob Rusiewicz wackeln würde. Dann kamen die besten zwei Runden von Rusiewicz. Ich hatte den Eindruck, ein Leberhaken, den Gevor Anfang der sechsten Runde nehmen musste, war dafür die Ursache. Die letzte Runde gehörte aber wieder Gevor, obwohl sie zäh umkämpft war. Am Ende der Runde sah es noch mal so aus, als würde Rusiewicz wackeln. Punktsieger nach acht Runden: Noel Gevor.
Während dieses Kampfes traten dann auch das erste Mal Nummerngirls auf. Sie trugen einen schwarzen Tennis Rock und ein schwarzes Top von Adidas. Es ist, glaube ich, das erste Mal, dass ich Nummerngirls in Adidas gekleidet sah. Die hochhackigen Schuhe der Damen waren vermutlich nicht vom Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach, denn sie hatten keine Streifen.
Als nächstes kam die erwartete einseitige Interim Weltmeisterschaft der WBA im Super Mittelgewicht. Vincent Feigenbutz (21 Kämpfe, 20 Siege, 19 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) machte seine Sache gegen Mauricio Reynoso (18 Kämpfe, 15 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) gut, und das Publikum in der Halle war begeistert. Während der ersten zwei Minuten der ersten Runde blieb Feigenputz passiv, studierte seinen Gegner und beschränkte sich aufs Mitschlagen. Dann kam er mit einem rechten Körperhaken durch und startete seine Attacke. Von da an bestimmte er das Geschehen im Ring und suchte den Schlagabtausch. Der KO war nur noch eine Frage der Zeit.
Anfang der zweiten Runde zwang ein rechter Kopfhaken Reynoso zu Boden. Danach ging Feigenbutz regelrecht auf die Jagd. Der Mann aus Peru versuchte sein Bestes. Er stellte sogar Feigenbutz zweimal an den Ringseilen, musste dafür aber jedesmal direkt einen hohen Preis bezahlen. Gleich in der ersten Szene nach Wiederangongen nahm Reynoso ein harte Rechte zum Kopf, die ihn einknicken ließ. Ca. eine Minute später kam Feigenputz mit einem rechten und einem linken Körperhaken, gefolgt von einem linken Kopfhaken, durch, die Reynoso zu Boden schickten. Er kam zwar wieder hoch, ging aber nach einem rechten Kopfhaken direkt wieder runter. Er versuchte noch bei acht aufzustehen, aber der Ringrichter Giuseppe Quartarone winkte den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1:31 Minuten: Vincent Feigenbutz. – Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass das Management von Feigenbutz über diese Kampfansetzung nicht glücklich war.
Hauptkampf des Abends war dann das vierte Aufeinandertreffen von Arthur Abraham (47 Kämpfe, 43 Siege, 29 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) und Robert Stieglitz (53 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO). Dabei ging es um Abrahams Weltmeistertitel der WBO im Super Mittelgewicht.
Beide Boxer gingen in der ersten Runde ein hohes Tempo. Abraham boxte von Anfang an mit, was er, wie wir uns erinnern, nicht in allen seinen Kämpfen macht und er versuchte seine harte Rechte ins Ziel zu bringen. Stieglitz griff unermüdlich an, traf aber meist nur die Deckung. In der zweiten Runde kam Abraham zweimal mit seiner Rechten durch. Bei einem Zusammenprall der Köpfe verletzte/beschädigte sich Abraham einen Zahn, was ihn für den Rest des Kampfes sichtlich störte. In der dritten Runde ließ der Tempo ein wenig nach, wodurch Stieglitz stärker wurde. In der vierten Runde wurde Stieglitz angezählt – für etwas, das halb nach Ausrutscher, halb nach Schlag aussah. In der sechsten Runde kam dann das Ende für Stieglitz. Abraham traf in sehr hart mit zwei Rechten an der Schläfe. Stieglitz knickte leicht ein. Abraham setzte nach, ging kurz zum Körper, um dann wieder mit einer Rechten zur Schläfe durchzukommen. Stieglitz sackte in sich zusammen. Der Ringrichter, zählte Earl Brown Stieglitz an und wollte den Kampf wieder freigeben. Abraham wies ihn aber darauf hin, dass Stieglitz Trainer Dirk Dzemski das Handtuch als Zeichen der Aufgabe hoch hielt. Sieger durch TKO in Runde 6, nach 1:14 Minuten: Arthur Abraham.
Dieser vierte Kampf von Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz war richtig gut: Er wurde intensiv geführt und lebte geradezu von den unterschiedlichen Boxstilen. Eine fünfte Auflage, die, wie ich finde, auch wenig bis gar keinen Sinn machen würde, wird es, dem Vernehmen nach, nicht mehr geben. Die Frage drängt sich nun auf: Was wird sportlich aus Stieglitz?
Auf der Veranstaltung von Team Sauerland am 18.07.2015 im Gerry Weber Stadion, Halle in Westfalen gab es einen Kessel Buntes. Es gab einen tollen Kampf zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz, einen soliden, beeindruckenden Vincent Feigenbutz, Noel Gevor und Stefan Härtel die durchaus überzeugten, allerdings auch einen Enrico Kölling, der mich nicht überzeugen konnte und einen Anthony Ogogo, der mich geradezu enttäuschte. Geboten wurde auch noch eine WM im Kickboxen der Frauen und eine amüsante Keilerei mit Mike Keta, einen Leon Bauer, den ich aber nicht gesehen habe, und Nummerngirls in Adidas. Zusammen ein Kessel Buntes, der viel Unterhaltsames zu bieten hatte und auf jeden Fall sehr viel unterhaltsamer war als jene Unterhaltungsshow gleichen Namens, die es einmal gab.
(C) Uwe Betker