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Rezension: „Believe“ von Nicola Adams
Die Buchhandlung „Foyles“ 107 Charing Cross Road, Soho, London, ist, meiner Meinung nach, einer der besten Orte der Welt. Da findet man zwei bis drei Regalbretter mit ausgewählten Boxbüchern. Auf der obersten Etage gibt es ein angenehmes Café, das wunderbare Scones mit Clotted Cream und einer leicht säuerlichen Marmelade bietet. M.a.W. ich fühle mich wohl an diesem Ort. Ob es nun aber dieses Wohlgefühl oder eher die Scones oder mein Faible fürs Frauenboxen oder der Aufkleber (Signed First Edition) war, der mich dazu verführte, das Buch zu kaufen, ist dabei schwer zu sagen. Jedenfalls habe ich nun dieses Buch.
Nicola Adams legt zusammen mit Jordan Paramor ihre Autobiographie vor. Sie schreibt über ihre Allergien als Kind, die Trennung ihre Eltern, das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, ihre Liebe zu ihrer Mutter, ihre Liebe zum Boxen, ihre Liebe zu ihrer Freundin, ihre zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen und vieles mehr. Sie ist die erste Frau, die bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewann. Sie ist ein Darling der englischen Medien, mit Gastauftritten in TV-Shows und Serien.
Das Buch lässt sich sehr schnell und flüssig runter lesen. Trotzdem hat es mich leider überhaupt nicht gepackt. Ich habe einfach keinen Zugang zu ihm gefunden. Interessant fand ich lediglich die Stellen, an denen sie die Borniertheit und Ignoranz der Offiziellen des britischen Amateurboxverbandes beschreibt.
Vielleicht sollte ich die Wirkung von Cream Tea auf meine Kaufentscheidung von Boxbüchern mehr beobachten.
© Uwe Betker
Rezension: „The Hurt Business“ von George Kimball und John Schulian
Sind sie gut, dann finden sich in Sammlungen von Artikeln über Boxen immer die gleichen Autoren. Da sind einmal die Klassiker: unter anderem Jack London, W.C. Heinz, John Lardener, A.J. Liebing, George Plimpton, Norman Mailer, Leonard Gardener, Budd Schulberg, Thomas Hauser, Joyce Caroll Oates … – alles Autoren, auf die man eben in gut sortierten Bibliotheken von Boxbüchern so stößt. Natürlich sind sie auch in dem Reader von George Kimball und John Schulian zu finden.
Gleichwohl stellt die Sammlung „The Hurt Business“ auch für den gut sortierten Bibliotheksbesitzer eine Bereicherung dar. Erstmal gefällt mir, dass jedem Artikel eine kurze, durchaus instruktive, biographische Notiz zum Autor vorangestellt ist. Dann sind in diesem Buch aber auch noch außerordentlich lesenswerte Artikel von „Edelfedern“ us-amerikanischer Zeitungen und Zeitschriften zu lesen, die sich nicht so häufig mit dem Profiboxen beschäftigt haben. Wir haben hier also Reportagen, die sich in besagten Bibliotheken sonst eben nicht finden. Insgesamt enthält das Buch 50 Reportagen.
Es fällt dabei auf, dass diese „Edelfedern“ nicht nur exzellent schreiben können, sondern sie verfügen tatsächlich auch über ein großes Fachwissen. Ein Mehr an solchem Fachwissen würde man auch Redakteuren deutscher Zeitschriften wünschen. Auch kann man wieder einmal feststellen, dass es im englischen und us-amerikanischen Journalismus eine Form der Berichterstattung übers Profiboxen gibt, die Hierzulande kaum oder gar nicht gepflegt wird. Was es dafür nämlich einfach braucht, ist: Fachwissen, guter Stil, Sympathie und gleichzeitig Distanz zum Gegenstand, die Fähigkeit, eine eigene Meinung auszudrücken, sowie die Fähigkeit und der Wille zur Kritik.
Am meisten hat mich ein Artikel von James Baldwin (The Fight: Liston vs. Patterson) überrascht, zum einen, weil Baldwin definitiv noch nie ein Lieblingsschriftsteller von mir war und zum anderen, weil er auch sicher kein Boxfachmann ist. Dennoch fand ich den Baldwin-Artikel über Floyd Patterson und Sonny Liston absolut großartig geschrieben. – Was ich sagen will: Das Buch ist ganz besonders lesenswert und eine Bereicherung für jede Bibliothek.
(C) Uwe Betker