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Rezension: „Mit Links und 40 Fieber“ von Monty Gräßner

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Monty Gräßners Buch „Mit Links und 40 Fieber“ hat den Untertitel „Die außergewöhnliche Karriere des Boxweltmeisters Markus Beyer“. Es erschien 2009. Es ist haptisch ein ungewöhnlich schönes Buch. Es ist ca. 20 mal 13 Zentimeter groß, liegt gut in der Hand und ist sogar fadengeheftet. Für meinen Geschmack sind die Fotos allerdings etwas zu klein.
Die Karriere von Beyer wird über die klassische 15 Runden/Kapitel Distanz erzählt. Das Buch in ungewöhnlich gut und klar strukturiert. In jedem einzelnen Kapitel wechseln sich Gräßner und Beyer, wohl O-Töne aus Interviews, ab, und am Ende steht immer ein kurzes Interview mit einer dritten Person. Da das Buch von 2009 ist, finden sich hier auch Dinge, die in einer Neuauflage oder einer Überarbeitung wohl so nicht mehr stehen würden. Eineinhalb Kapitel haben sich auf jeden Fall überholt, weil sie über die Hochzeit und Liebe zu Daniela Haak gehen. Soweit ich es mitbekommen habe, gehen Beyer und Haak mittlerweile getrennte Wege. Das Kapitel über die diversen TV-Auftritte bei Stefan Raab und Co. interessierten mich auch nur mäßig.
Als primär am Boxen Interessiertem kommt mir der Boxer Beyer und seine Kämpfe doch etwas zu kurz. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob Kollege Gräßner ein Boxfachmann ist. Jedenfalls sehen die Interviews, in denen sowohl Weggefährten als auch Freunde und Verwandte von Beyer zu Wort kommen, nicht so danach aus. Einige Zuschreibungen von Personen sind zumindest ungenau. Andere fehlen komplett. Das Interview mit Kai Ebel ist absolut nichtssagend. Dafür ist das mit Ulli Wegner zu kurz; hier hätte man schon mal nachfragen können. Mit dem mit Joey Kelly konnte ich einfach nichts anfangen. Wilfried Sauerland erzählt, eigentlich hätte er Thomas Ullrich haben wollen, am Ende hätte es dann aber Streit um Geld gegeben. Leider wurde auch hier nicht nachgefragt. Ein Register wäre auch nicht schlecht gewesen. Gut gefiel mir dagegen, dass Gräßner schreibt, dass der Ex-Bundestrainer der Amateure Helmut Ranzer alle Interviewanfragen ignoriert hat.
„Mit Links und 40 Fieber“ lässt sich gut und flüssig lesen. Man bekommt es an einem verregneten Sonntagnachmittag durch. Besonders gut gefallen hat mir immer, wenn Beyer selber zu Wort kommt. Viele meiner Erwartungen wurden nicht erfüllt. Aber empfehlen kann man das Buch dennoch – schon, weil es im Internet sehr preiswert zu haben ist.
(C) Uwe Betker

Rezension: „The Hurt Business“ von George Kimball und John Schulian

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Sind sie gut, dann finden sich in Sammlungen von Artikeln über Boxen immer die gleichen Autoren. Da sind einmal die Klassiker: unter anderem Jack London, W.C. Heinz, John Lardener, A.J. Liebing, George Plimpton, Norman Mailer, Leonard Gardener, Budd Schulberg, Thomas Hauser, Joyce Caroll Oates … – alles Autoren, auf die man eben in gut sortierten Bibliotheken von Boxbüchern so stößt. Natürlich sind sie auch in dem Reader von George Kimball und John Schulian zu finden.
Gleichwohl stellt die Sammlung „The Hurt Business“ auch für den gut sortierten Bibliotheksbesitzer eine Bereicherung dar. Erstmal gefällt mir, dass jedem Artikel eine kurze, durchaus instruktive, biographische Notiz zum Autor vorangestellt ist. Dann sind in diesem Buch aber auch noch außerordentlich lesenswerte Artikel von „Edelfedern“ us-amerikanischer Zeitungen und Zeitschriften zu lesen, die sich nicht so häufig mit dem Profiboxen beschäftigt haben. Wir haben hier also Reportagen, die sich in besagten Bibliotheken sonst eben nicht finden. Insgesamt enthält das Buch 50 Reportagen.
Es fällt dabei auf, dass diese „Edelfedern“ nicht nur exzellent schreiben können, sondern sie verfügen tatsächlich auch über ein großes Fachwissen. Ein Mehr an solchem Fachwissen würde man auch Redakteuren deutscher Zeitschriften wünschen. Auch kann man wieder einmal feststellen, dass es im englischen und us-amerikanischen Journalismus eine Form der Berichterstattung übers Profiboxen gibt, die Hierzulande kaum oder gar nicht gepflegt wird. Was es dafür nämlich einfach braucht, ist: Fachwissen, guter Stil, Sympathie und gleichzeitig Distanz zum Gegenstand, die Fähigkeit, eine eigene Meinung auszudrücken, sowie die Fähigkeit und der Wille zur Kritik.
Am meisten hat mich ein Artikel von James Baldwin (The Fight: Liston vs. Patterson) überrascht, zum einen, weil Baldwin definitiv noch nie ein Lieblingsschriftsteller von mir war und zum anderen, weil er auch sicher kein Boxfachmann ist. Dennoch fand ich den Baldwin-Artikel über Floyd Patterson und Sonny Liston absolut großartig geschrieben. – Was ich sagen will: Das Buch ist ganz besonders lesenswert und eine Bereicherung für jede Bibliothek.
(C) Uwe Betker