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Pressemeldung: Ken Burns‘ Doku-Epos über Boxlegende Muhammad Ali am 11. und 12. Januar auf ARTE
Er gilt als eine der bekanntesten und legendärsten Figuren des 20. Jahrhunderts, der dreifache Weltmeister im Schwergewichtsboxen Cassius Clay alias Muhammad Ali. Der preisgekrönte amerikanische Regisseur Ken Burns hat ihm, gemeinsam mit Sarah Burns und David McMahon, mit einer Dokureihe ein filmisches Denkmal gesetzt. In acht Stunden erzählt der Vierteiler die Geschichte dieses herausragenden Athleten, dessen Einfluss weit über den Boxring hinausging. Zu sehen ist „Muhammad Ali“ ab Montag, den 20. Dezember in der ARTE Mediathek und in einer Sonderprogrammierung am 11. und 12. Januar 2022 jeweils ab 20.15 Uhr im TV.
Provozierendes Selbstbewusstsein und sportliche Megaerfolge – Muhammad Ali war Weltmeister im Boxen und ein Genie der Selbstvermarktung. Die vierteilige Dokumentation „Muhammad Ali“ zeichnet den Werdegang Alis nach, der am 17. Januar 2022 seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte. Mit seiner absoluten Willenskraft, seiner Prinzipientreue und durch sein charismatisches Auftreten inspirierte der dreifache Weltmeister im Schwergewichtsboxen Menschen auf der ganzen Welt und wird, auch für sein aktivistisches Engagement und seinen Einsatz für Frieden und Verständigung, bis heute verehrt.
Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Ken Burns („The War“, „Vietnam“) nähert sich gemeinsam mit seinen Co-RegisseurInnen Sarah Burns und David McMahon dem Phänomen und Menschen Muhammad Ali. Der Film- und Fernsehschauspieler Charly Hübner, selbst ein bekennender Ali-Bewunderer, spricht den deutschen Kommentar.
4-teilige Dokureihe von Ken Burns, Sarah Burns und David McMahon
Erzählt von Charly Hübner
ARTE GEIE, PBS, USA 2021, 4×120 Min., Erstausstrahlung
Die Folgen mit Sendedaten im Überblick:
Erste Runde: Der Größte (1942-1964)
Online 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Dienstag, 11. Januar 2022, 20.15 Uhr
Zweite Runde: Wie heiße ich? (1964-1970)
Online: 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Dienstag, 11. Januar 2022, 22.30 Uhr
Dritte Runde: Rivalen (1970-1974)
Online: 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Mittwoch, 12. Januar 2022, 20.15 Uhr
Vierte Runde: Der Zauber bleibt (1974-2016)
Online: 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Mittwoch, 12. Januar 2022, 22.10 Uhr
© ARTE TV
Gastbeitrag: „Boxkampf für direkte Demokratie von Joseph Beuys“
„Anlässlich der documenta 5 von Harald Szeemann (unter der Mitwirkung von Jean-Christophe Ammann) in Kassel 1972, fand am letzten Tag der Ausstellung im Museum Fridericianum als Abschiedsaktion ein Boxkampf statt zwischen Joseph Beuys (1921–1986) und dem jungen Kasseler Kunststudenten Abraham David Christian (*1952). Beuys, der seit 1964 sehr prominent auf allen documenta Ausstellungen vertreten war, hatte 1972 sein Düsseldorfer Informationsbüro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung für 100 Tage nach Kassel verlegt. Während dieser Zeit war er persönlich anwesend und diskutierte unermüdlich mit den Ausstellungsbesuchern über das Parteiensystem und direkte Demokratie durch Volksabstimmung. Er konstatierte dazu „Rede stehen ist auch eine Kunstform“ und bezeichnete ganz generell „Sprache als die erste Form von Plastik“. Für Beuys, der das Museum immer als einen Ort der permanenten Konferenz begriff, war das Büro für direkte Demokratie sein künstlerischer Beitrag und die Realisierung seines erweiterten Kunstbegriffes der „sozialen Plastik“.
Der ebenfalls aus Düsseldorf stammende Bildhauer Abraham David Christian hatte Beuys bereits in den ersten Tagen der documenta in einem hitzigen Streitgespräch zu einem Boxkampf herausgefordert. Dieser Kampf fand schließlich am 8. Oktober 1972 um 15 Uhr im sogenannten „Denk-Raum“ des Konzept- und Nouveau Realiste-Künstlers Ben Vautier statt. In der Raummitte war auf einem flachen Podest ein klassischer Boxring errichtet. Beide Akteure kämpften mit freiem Oberkörper und mit Boxhandschuhen. Christian trug zusätzlich einen Kopfschutz aus Leder und einen Zahnschutz. Beuys blieb bis auf die Boxhandschuhe ungeschützt. Unter reger Anteilnahme zahlreicher Zuschauer gewann er schließtlich den Dreirundenkampf nach Punkten.
Die aus der Aktion resultierende Plastik Boxkampf für direkte Demokratie zeigt in einer extrem schmalen, fünf Meter breiten Zinkblech-Vitrine die Aktionsrelikte des Boxkampfes. Das Werk war richtungsweisend für die documenta-Arbeiten von Joseph Beuys, der wie kein anderer Künstler die documenta bis 1986 geprägt hat. Sein gesellschaftspolitischer Ansatz Anfang der 1970er-Jahre kann als Maßstab für folgende documenta-Ausstellungen bis in die unmittelbare Gegenwart gesehen werden.
1978 äußert sich Beuys zum Boxkampf wie folgt: „Ich bin überhaupt kämpferisch. In einem solchen Zeitalter, in dem wir leben, in dem der Mensch angelegt ist auf tatsächliche Freiheit, muss dieser Kampf natürlich anders sein als jemals in der Geschichte. Er muss sich ganz ins Innere verlegen, muss ein Kampf der Ideen, des Geistes sein. Jeder andere Kampf ist ein sinnloser Kampf. Wenn ich zum Beispiel, wie auf der documenta 1972, einen Boxkampf bestreite, dann ist das ein Boxkampf für direkte Demokratie, das heißt: Für einige Zuschauer wird eine Kampfsituation dargestellt. Die drückt aber symbolisch nichts anderes aus als diesen Kampf für eine humane Zukunft.“ (Joseph Beuys im Gespräch mit Gerd Courts, Kölner Stadtanzeiger, 1978)“ [Pressetext]
Das Werk ist seit kurzem im MMk, im MUSEUMMMK FÜR MODERNE KUNST, in Frankfurt am Main zu sehen.
Eine Annäherung an das Phänomen Granit Shala
Wer zum Profiboxen geht, d.h. zum Profiboxen außerhalb der Eventkultur der Arenen und Stadien, stolpert irgendwann über „Don“ Granit Shala. Er ist Veranstalter. Einem Artikel von 2013 zufolge ist er der jüngste Box-Promoter Europas. Er ist Gastronom im Ruhrgebiet und wird bald sein fünftes Restaurant eröffnen. Er ist Profiboxer. Er boxt im Super Weltergewicht und ist ungeschlagen. Alle seine sechs Profikämpfe hat er durch KO gewonnen. Und er ist so etwas wie ein Star in Albanien. Schon zweimal spielte er in albanischen Filmen mit, das eine Mal als „Don“ Granit, einen Boxer, und das andere Mal als Flüchtling. Unlängst war er Juror bei der Wahl der Miss Albanien und Miss Kosovo. Am 29.10.2016 wird er in Essen um zwei WBC Titel kämpfen, um den Europa Titel und den International Titel. Ein albanischer TV Sender überträgt. – Soweit die Fakten.
Die nackten Fakten erklären aber nicht, warum ein Boxer, der laut boxrec nur die Nummer 30 in Deutschland und die 1009 in der Welt ist, so viel Aufmerksamkeit bekommt. Um das Phänomen Granit Shala zu verstehen, muss man ihn in einen seiner Restaurants besuchen und ihn dort beobachten. Shala ist Vollblutgastronom. Er umsorgt sein Gäste, gibt ihnen, was sie möchten und vermittelt ihnen, dass er das, was er tut, gerne macht. Genau so ist er auch im Boxring.
Shala gibt seinen Zuschauern das, was sie möchten – nämlich eine Show. Welcher Boxer kommt schon zu einem Vierrunder in einem folkloristischen Kostüm in den Ring und lässt dann noch vorher ein Lied live singen? Wer würde so etwas überhaupt wagen? Aber genau so ist „Don“ Granit Shala. Die Zuschauer, die für ihn in die Halle kommen, wollen gar nicht sehen, wie zwei Boxer ihre Kräfte aneinander messen. – Das interessiert sie überhaupt nicht. Nein, sie kommen, um Shala seine Show machen zu sehen – und er gibt seinen Zuschauern auch, was sie wollen.
Nun gibt es jedoch wohl auch einige in der Profiboxszene, für die Shala ein rotes Tuch ist.
Ich kann mich an eine Veranstaltung erinnern, bei der Shala gegen einen Gegner boxte, den ich mir selbst auch zugetraut hätte. Nach dem Kampf kam ich mit einem Ehepaar ins Gespräch. Sie erzählten mir, dass sie öfter in ein von Shalas Restaurants zum Essen gehen, weil sie ihn persönlich mögen. Zum Boxen würden sie nur sehr selten gehen, aber für Shala würden sie es eben machen, weil sie ihn mögen. – Die Qualität des Gegners war denen vollkommen egal. Sie wollten eine Show mit Shala, und die bekamen sie. Also waren sie zufrieden. – „Don“ Granit Shala ist ein Phänomen.
© Uwe Betker
Unarten in Boxgyms
Es gibt Unarten, die man vor allem in Boxgyms findet. Ich meine nicht die Unfähigkeit, eine Tageszeit ansagen zu können, wenn man das Gym betritt. Diese armen Kreaturen sind schließlich nur Opfer ihrer Sozialisation. Ihre Mütter haben schlicht versäumt, ihnen das Grüßen beizubringen. Ich spreche auch nicht von den entkräfteten Sportlern, die es nicht schaffen, die Trainingsgeräte zurückzulegen oder leere Shampooflaschen in den Müll zu schmeißen. Was ich meine, sind vielmehr ganz boxspezifische Unarten.
1.Unart: In Boxstiefeln trainieren
In jedem Gym sind sie zu sehen: Boxerinnen und Boxer, die in Boxstiefeln trainieren. Boxstiefel sind für den Boxring konzipiert. Der Boxring ist in der Regel eine leicht federnde Konstruktion, die mit einer Filzmatte gedämmt und mit einer Stoffplane überspannt ist. Dementsprechend hat ein Boxstiefel eine extrem flache und flexible Sohle und keine Dämpfung. Da man aber in der Regel nicht in einem Ring trainiert, sondern in der Boxhalle, deren Böden nie so gedämmt sind wie Boxringe, sind Boxstiefel schlicht das falsche Schuhwerk. Die vernünftigste Erklärung gab mir eine Boxerin. Sie erklärte: Schwarze Boxstiefel machen einen schlanken Fuß. Wer nicht unbedingt einen schlanken Fuß haben muss, sollte in Boxhallen lieber in gut gedämpften Turnschuhen mit einer durchgängigen Sohle trainieren.
2. Unart: Zwischen den Fingern bandagieren
Die Hand des Menschen ist von der Natur oder von Gott, je nach Anschauung, zum Greifen und nicht zum Schlagen gemacht. Dementsprechend muss man die Hände vor Verletzungen schützen – und das tut man mit Bandagen. Was ist also die Funktion des Bandagierens?
a.) Man stabilisiert das Handgelenk, um es vor dem Umknicken zu schützen.
b.) Man dämpft die Schlagfläche, um sich vor Prellungen zu schützen.
c.) Man stabilisiert die Mittelhandknochen, um Brüche zu verhindern.
Wenn man sich zwischen den Fingern bandagiert, fühlt sich die Hand zwar größer und „stärker“ an, aber man drückt dadurch die Mittelhandknochen auseinander. Dadurch verändert sich die Statik der Hand. Natürlich gibt es Menschen, die glauben, sie seien klüger als die Evolution oder Gott. Aber wirklich vernünftig ist das nicht. Profis haben zum Beispiel zwischen den Fingern nur ein zusammengedrücktes und zum Teil halbiertes Stück Tape.
3. Unart: Mit Boxhandschuhen Liegestütz machen
Wer kam eigentlich auf diese blödsinnige Idee, mit Boxhandschuhen Liegestütz zu machen? Es besteht nämlich kein Grund, mutwillig die Dämpfung von Boxhandschuhen dadurch kaputt zu machen. Aber es wird gemacht. Boxhandschuhe sind prinzipiell fürs Boxen und fürs Sparring gemacht. Selbst für die Gerätearbeit gibt es eigene Handschuhe. Aber für Liegestütz gibt es keine eigenen Handschuhe. Dementsprechend kann man das getrost auch ohne machen.
© Uwe Betker