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Beginn eines neuen Zeitalters

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8Mit der Veranstaltung am 07.04.2017 in Wuppertal schaffte Werner Kreiskott den Beginn eines neuen Zeitalters. Bislang war Kreiskott selbst immer auch Hauptkämpfer oder agierte zumindest als möglicher Hauptkämpfer im Hintergrund. Nun aber, nachdem er seine Handschuhe an den berühmten Nagel gehängt hat, fungiert er „nur“ noch als Veranstalter. Die Veranstaltung am Samstag war nun die erste ohne Kreiskott als Boxer und – sie war ein voller Erfolg. Die verkleinerte Unihalle war mit 1.000 verkauften Karten restlos ausverkauft. Und, was das wichtigste ist, es gab guten Kampfsport zu sehen.
Der erste Profiboxkampf, den ich gesehen habe – und ich war relativ früh da – war ein Vierrunder im Leichtgewicht. Susan Kolukisa (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Unentschieden) traf auf die Debütantin Leila Chebabi. Die erste Runde wurde von beiden Frauen relativ verhalten geführt. Sie zeigten beide ein gutes technisches Boxen, wobei Kolukisa die besseren und härteren Treffer setzen konnte. Zur zweiten Runde trat Chebabi verletzungsbedingt nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Susan Kolukisa.
Danach stiegen, ebenfalls für einen Vierrunder Marc Dube (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Ziya Goekalp (17 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 16 Niederlagen, 11 durch KO) in den Ring. Die Begegnung im Super Weltergewicht wurde von Anfang an sehr intensiv geführt. Der Kampf war nichts für die Technikfreunde, sondern eher einer für Freunde der harten Keilerei. Mitte der ersten Runde war Dube etwas übereifrig. Er hörte nicht auf das Break Kommando von Goran Morawiec, was ihm eine Ermahnung einbrachte. In der zweiten Hälfte der Runde musste Goekalp viele Treffer nehmen. Immer wieder wurde er an den Seilen gestellt und steckte einen Schlag nach dem anderen zum Kopf ein. Zu diesem Zeitpunkt konnte er froh sein, dass er nicht vom GBA Ringrichter aus den Kampf genommen wurde. Auch die folgenden Runden verliefen ähnlich munter, wenn auch nicht ganz so einseitig. Goekalp verließ sich dabei mehr auf seine Nehmerfähigkeit als auf seine Deckung. Dube schaffte es jedenfalls nicht, ihn mit seinen Schwingern zu fällen. Einstimmer Punktsieger: Marc Dube.
Im Super Mittelgewicht gab sodann Edison Demaj sein Profidebüt gegen Yesilat Berkta (44 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 38 Niederlagen, 23 durch KO). Der Kampf wurde verbissen und hart geführt. Die beiden Kontrahenten standen Fuß an Fuß und deckten sich gegenseitig mit Schlägen ein. Zur zweiten Runde trat Berkta, verletzungsbedingt, nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Edison Demaj.
Anschließend gab es wieder einen Frauenboxkampf. Özlem Sahin (26 Kämpfe, 24 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) traf im Minimumgewicht auf Teona Pirosmanashvili (5 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO). Sahin trieb ihre Gegnerin vor sich her. Mehrfach kam sie mit schönen Treffern durch, so in der zweiten Runde mit einem schönen Körpertreffer und einem rechten Cross, die Pirosmanashvili beide deutlich gespürt haben dürfte. In der dritten Runde erhöhte Sahin dann den Druck. Mehrfach kam sie mit dem rechten Cross durch, der Pirosmanashvili immer wieder erschütterte. Zur vierten Runde trat Pirosmanashvili nicht mehr an. Angeblich hatte sei sich verletzt. Ich persönlich vermute eher, sie wollte nicht KO gehen. Später am Abend habe ich sie sogar tanzen gesehen; dabei schien sie mir auch keine Schmerzen gehabt zu haben. Der Ringrichter Jens-Uwe Baum hatte in dem Kampf nichts zu tun. Sieger durch TKO 4: Özlem Sahin
Im Mittelgewicht maßen Ercan Tuncel (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Emir Recepaga (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 1 durch KO) ihre Kräfte. Beide zeigten gutes und technisches Boxen. Tuncel präsentierte sich aber als der physisch stärkere und schnellere Boxer; vor allem war er der härtere Puncher. Ende der ersten Runde kam Tuncel dann mit einer Rechten zum Kopf durch, die Recepaga sichtlich beeindruckte. In der zweiten Runde erhöhte Tuncel langsam den Druck, aber Recepaga hielt dagegen. Die dritte Runde war geprägt von vielen Schlagabtäuschen. In der vierten Runde sah es sogar so aus, als könnte Recepaga den Kampf drehen. Dann aber kam Tuncel erst mit einer Rechten und später mit einer Linken zum Kopf durch, beides Volltreffer. Am Ende der Runde nahm Recepaga noch mehr harte Kopftreffer, ging aber nicht runter. In der fünften Runde spielte Tuncel ein wenig mit seinem Gegner und machte weniger Druck. In der sechsten Runde erhöhte Tuncel noch mal den Druck, stellte Recepaga und ließ ihn nicht mehr weg. Als Ringrichter Morawiec gerade den Kampf abbrechen wollte, weil Recepaga sich nicht mehr verteidigen konnte, flog auch ein Handtuch in den Ring. Sieger durch TKO in der 6. Runde, nach 2:26 Minuten: Ercan Tuncel.
Im Leichtgewicht gab Manuel Steffan gegen Attila Csereklye (20 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 13 Niederlagen, 7 durch KO) sein Profidebüt. Csereklye versuchte Steffan den Kampf kaputt zu machen. Überfallartig sprang er Steffan an, um ihm den Infight aufzuzwingen und/oder er versuchte zu klammern. Nur selten konnte Steffan ihn abkontern. In der zweiten Runde gelang es Steffan aber, mehr und mehr seinen Kampf zu etablieren. Er kam mehrfach mit Kontern zu Kopf und Körper durch, wodurch Csereklye langsamer wurde. In der dritten Runde hatte Steffan seinen Gegner dann im Griff. Er bestimmte das Kampfgeschehen. Csereklye kam nicht mehr an ihn ran. In der vierten Runde boxte Steffan schön lang und grade, ein vorzeitiger Sieg blieb ihm jedoch verwehrt. Punktsieger: Manuel Steffan.
Eine Gewichtklasse höher boxten Nawid Hakimsadeh (10 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) und Bilal Messoudi (9 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) in einem Vierrunder gegeneinander. Es war ein intensives Aufeinandertreffen. Beide wollten den KO. Hakimsadeh wollte ihn eher erboxen, Messoudi durch harte Schwinger erzwingen. Es gab viele harte Schlagabtäusche. In der zweiten Runde punktete Messoudi durch harte Körpertreffer. In der dritten Runde wurde Hakimsadeh in einer neutralen Ecke von Ringrichter Baum angezählt. Eine Rechte zum Kopf hatte ihn zu Boden gezwungen. Es war ein wüster Kampf. Messoudi wurde ein Punkt abgezogen, wegen mehrfachen Hinterkopfschlagens. Danach ging die Ringschlacht weiter. In der vierten Runde war von einer boxerischen Linie nichts mehr zu sehen. Es war ein ununterbrochener wilder Schlagabtausch, bei dem Hakimsadeh viele Schläge zum Kopf nahm. Punksieger: Bilal Messoudi.

(C) Andreas Bornewasser


Es folgte der Titelkampf des Abends. Dabei ging es um den vakanten World Boxing Federation International Titel im Super Weltergewicht. Marco Martini (18 Kämpfe, 15 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen) und Yaser Yüksel (6 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage). Es war das klassische Aufeinandertreffen eines Fighters und eines Boxers. Beide fingen sehr verhalten an. Es gab nur wenige Aktionen und nur wenige Hände fanden ihr Ziel. Martini beherrschte die Ringmitte, schob sich an seinen Gegner heran und suchte den Abtausch. Yüksel beschränkte sich aufs Kontern. In den folgenden Runden wurde das Tempo kontinuierlich höher. Die ersten Runden gehörten Martini. Er machte mehr und traf häufiger. In der vierten Runde konterte Yüksel Martini häufiger ab und kam dann auch häufiger mit seinen Schlägen durch. In der fünften machte Martini wieder mehr. Die sechste Runde war extrem eng. Hiernach wurde die Begegnung härter. In der siebten konnte Yüksel dann mehr Hände ins Ziel bringen. In der achten Runde wiederum erzielte Martini wieder mehr Treffer. Runde neun war wieder sehr eng und in der zehnten Runde suchte Yüksel den KO, der aber nicht kam. Die Punktrichter werteten 96:94, 98:92 und 98:92. Einstimmiger Punktsieger: Marco Martini.

(C) Andreas Bornewasser


Es folgte ein Sechsrunder im Weltergewicht. Sherif Morina (7 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO) boxte gegen Giorgi Gviniashvili (26 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 11 Niederlagen, 4 durch KO). Morina setzte seinen Gegner von Anfang an unter Druck, obwohl er, wie so oft, der Kleinere ist. Ende der ersten Runde schien Gviniashvili durch einen Körperhaken, gefolgt von einem Kopfhaken, beeindruckt zu sein. In der zweiten Runde erhöhte Morina den Druck, aber Gviniashvili steckte nicht auf. Er versuchte, selber durch Körpertreffer und Schläge auf dem Hinterkopf Morina langsamer zu machen. Dafür wurde er dann auch zweimal von Ringrichter Baum ermahnt. Mitte der dritten Runde kam Morina mehrfach mit schönen Rechten zum Kopf durch, die Gviniashvili einknicken ließen. In den verbleibenden drei Runden versuchte Gviniashvili zu überleben. Er machte Faxen, er schlug Innenhände, er monierte Tiefschläge die nicht existierten. Morina suchte den KO. In der sechsten Runde knickte Gviniashvili nach schweren Treffern sichtlich ein, aber er erreichte den Schlussgong. Punktsieger: Sherif Morina.

(C) Andreas Bornewasser


Den letzten Kampf des Abends bestritten Timo Rost (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO) und Diego Shamatava (13 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO) im Super Mittelgewicht mit einem Sechsrunder. Shamatava, der gut einen Kopf kleiner als Rost ist, stürmte auf seinen Gegner zu und schlug dabei wilde Schwinger. Rost nutzte seinen Reichweitenvorteil und deckte seinen Gegner mit Schlägen zum Kopf ein. Die erste Runde war extrem schnell. In der zweiten Runde normalisierte sich das Tempo, aber es war immer noch sehr hoch. Rost ließ sich von dem unsauber Boxenden Shamatava nicht provozieren und boxte seinen Kampf weiter. Shamatava nutzte jede Gelegenheit zum Klammern. In der vierten Runde zeigte Shamatava eine kleine Catcheinlage mit Schlagen auf den Hinterkopf. Dafür wackelte er dann nach einem Körper- und Kopftreffer. In den folgenden Runden nahm Shamatava unglaublich viele Schläge gegen den Kopf, aber er fiel nicht. Punktsieger: Timo Rost.
© Uwe Betker

Written by betker

8. April 2018 at 23:59

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Eine laue Sommernacht 2017

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An dem lauen Sommerabend des 08. Juli 2017 war das Amphitheater in Gelsenkirchen, direkt am Rhein-Herne-Kanal gelegen, Austragungsort einer Veranstaltung von Alexander Petkovic. Die Zuschauer saßen entweder auf Betonstufen oder auf Stühlen rund um den Ring. Über dem Ring und der Bestuhlung war ein großes Segel gespannt. Hin und wieder wehte eine kühlende Brise vom Wasser her durchs Theater. – Das Ambiente stimmte.
Den ersten Boxkampf bestritten Antonio Hoffmann (17 Kämpfe, 16 Siege, 12 durch KO, 1 Niederlage) und Nikola Ivkovic (7 Kämpfe, 1 Sieg, 6 Niederlagen. 3 durch KO). Sie trafen für einen Sechsrunder im Super Weltergewicht aufeinander. Hoffmann trieb sein Gegenüber sehr gemächlich vor sich her. Hin und wieder schlug er Kombinationen zum Körper. Ivkovic beschränkte sich im Großen und Ganzen aufs Ausweichen. Hin und wieder schlug er auch mal Schwinger und reklamierte ein vermeintliches Foul. In der zweiten Runde erhöhte Hoffmann den Druck, was Ivkovic schon in Schwierigkeiten brachte. Der versuchte nun vermehrt zu klammern, wodurch der souveräne Ringrichter vom Bund Deutscher Berufsboxer, Uwe Lorch, mehr zu tun bekam. Mitte der dritten Runde stellte Hoffmann seinen Gegner an den Seilen und brachte ihn durch eine Links-Rechts-Kombination zum Kopf an den Rand eines Niederschlags. Der kam auch kurze Zeit später, als Ivkovic nach einer Kombination, die gar nicht so hart aussah, zu Boden ging und angezählt wurde. Nun wollte Hoffmann den Sack zumachen. Er trieb sein Gegenüber vor sich her und fällte ihn schließlich mit einem schönen rechten Aufwärtshaken. Zwar kam Ivkovic noch einmal hoch, aber der Ringrichter winkte ab. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2:54: Antonio Hoffmann.

Es folgte ein auf sechs Runden angesetzter Kampf im Super Leichtgewicht zwischen Nawid Hakimsadeh (8 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO) und Sabri Ulas Goecmen (28 Kämpfe, 10 Siege, 18 Niederlagen, 17 durch KO). Hakimsadeh boxte sehr souverän. Er boxte an und schlug zum Abschluss zum Körper. Goecmen versuchte auszuweichen. In der zweiten Runde zog Hakimsadeh den rechten Abschlussschlag zum Kopf durch und fällte Goecmen. Sehr beeindruckend. Sieger durch KO Runde 2, nach 1:01 Minuten: Nawid Hakimsadeh.

Der nachfolgende Kampf im Halbschwergewicht war schon zu Ende bevor er erst richtig begonnen hatte. Spas Genov (9 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO) holte seinen Gegner Mladen Ponjevic (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) mit einem brutalen rechten Körperhaken bereits bei der ersten richtigen Aktion von den Beinen. Sieger durch KO in Runde 1, nach 47 Sekunden: Spas Genov.

Es folgte ein nur unerheblich längerer Kampf. Nick Morsink, der sein Profidebüt im Halbschwergewicht gab, traf auf Dragoljub Stanojevic. Bereits am Anfang kam Morsink mit einer Rechten zur Schläfe durch, die seinen Gegner einknicken ließ. Danach deckte er ihn mit einem regelrechten Schlaghagel ein und ließ ihn nicht mehr von den Seilen weg. Irgendwann, nach gefühlten mehreren Dutzend nicht erwiderter Schläge, brach der Ringrichter – richtigerweise – ab. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 59 Sekunden: Nick Morsink.
Im Anschluss stiegen Andrej Pesic (9 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Zeljko Bojic (26 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO, 21 Niederlagen, 20 durch KO) für eine Sechsrunder im Cruisergewicht in den Ring. Pesic boxte schön gerade und zeigte eine gute und schnelle Führhand. Eine Führhand, gefolgt von einer Rechten zum Körper schickte Bojic in dessen Ecke dann auch zu Boden. Danach griff Bojic dann wild an. Aber die Angriffe verpufften schnell und Pesic dominierte den Rest der Runde. Im zweiten Durchgang machte Pesic da weiter, wo er in der Rundenpause aufgehört hatte. Er jagte seinen Gegner durch den Ring: Mitte der Runde schlug er eine schöne grade Links-Rechts-Kombination zum Kopf. Bojic ging schwer zu Boden. Obwohl er wieder hoch kam, nahm der Ringrichter den wackelnden Mann aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:25 Minuten: Andrej Pesic.

Im Supermittelgewicht trafen Vartan Avetisyan (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Unentschieden) und Adnan Zilic (43 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO, 29 Niederlagen, 18 durch KO) aufeinander. Avetisyan begann verhalten und überlegt. Er boxte und suchte seine Chance ohne zu überhasten. Er bestimmte den Kampf. Zilic war aber boxerisch gut genug, um Widerstand zu leisten und um einen ansehnlichen Kampf auf hohem technischem Niveau zu ermöglichen. In der dritten erhöhte Avetisyan den Druck. Er stellte seinen Gegner mehrfach an den Seilen und kam mit Kopfhaken durch, die Zilic erschütterten. Dann kam er erneut mit einem rechten Kopfhaken durch, der Zilic von den Beinen holte. Der kam aber wieder hoch und schaffte die restlichen 40 Sekunden bis zum Rundenende. In der vierten Runde versuchte Zilic ein „Rope the Dope“ und nahm Schlagkombination um Schlagkombination. Gegen Ende der Runde sackte er dann an den Seilen zu Boden, überlebte aber erneut die Runde. Im fünften Durchgang stellte Avetisyan seinen Gegner wieder an den Seilen und wieder musste Zilic zu Boden. Auch diesmal kam er wieder hoch, musste aber schon bald wieder zu Boden. Nun hatte der souverän agierende BDB Ringrichter Oliver Priem genug gesehen und winkte den sehr ungleich gewordenen Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 5, nach 1:56 Minuten: Vartan Avetisyan.
Es folgte ein Titelkampf im Leichtgewicht, bei dem Howik Bebraham (10 Kämpfe, 10 Siege, 2 durch KO) und Cristian Ruben Mino (20 Kämpfe, 19 Siege, 17 durch KO) ihre Kräfte maßen. Es ging um den vakanten International Titel der International Boxing Organization. Mit der ersten Szene setzte Bebraham schon ein ummissverständliches Zeichen: Er schlug eine unvorbereitete Rechte als Kopfhaken – und sie traf. Der rechte Cross sollte bis zum Schluss die beste Waffe von Bebraham sein. Er beherrschte die Ringmitte und versuchte seinen kleinen Reichweitenvorteil zu nutzen. Mino setzte mehr auf seine schnellen Beine und auf seine Schlagkraft. Immer wieder versuchte er es mit Schlägen über die Außenbahn. Ende der ersten Runde trieb Bebraham Mino durch den Ring und traf ihn mehrfach mit Kopfhaken. In der zweiten Runde machte Mino dann mehr und kam besser an Bebraham ran. Ende der Runde stellte Bebraham Mino an den Seilen und holte ihn mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf von den Beinen. Damit war der Rhythmus des Kampfes etabliert. Mino versuchte durch die Mitte rein und raus zu gehen, dabei zu schlagen und ansonsten um Bebraham zu kreisen. Bebraham stapfte Mino hinterher, versuchte ihm den Weg abzuschneiden und vor allem mit dem rechten Cross Mino in Schwierigkeiten zu bringen. Immer wieder sah es danach aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, wann Mino KO gehen würde. In der achten Runde schlug Mino lange nach einem Break-Kommando noch einmal zu, was zu einem Punktabzug führte. Ende der neunten Runde musste Mino nach einem linken Körperhaken zu Boden, aber er schaffte es schließlich, nicht nur den Pausen-, sondern auch den Schlussgong des bis zur letzten Sekunde intensiv geführten Gefechts zu erreichen. Die Punkrichter werteten 99:88, 100:87 und 100:97. Einstimmiger Punktsieger: Howik Bebraham.
Vor dem Hauptkampf sang der Ringsprecher Dave Kaufmann „New York, New York“. Diese Showeinlage war eine der besten, die ich je gesehen bzw. gehört habe.
Den Hauptkampf des Abends im Schwergewicht bestritten Francesco Pianeta (37 Kämpfe, 33 Siege, 20 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, I Unentschieden) und Oezcan Cetinkaya (40 Kämpfe, 26 Siege, 19 durch KO, 12 Niederlagen, 6 durch KO, 2 Unentschieden). Dabei ging es um den vakanten International Titel der International Boxing Organization. Der Kampf war eine einzige Pianeta-Show. Er boxte schließlich auch zum ersten Mal in seiner Heimatstatt. Er trieb Cetinkaya vor sich her und verteilte gut. Zum Teil schleuderten Pianetas Schläge Cetinkaya geradezu quer durch den Ring. Dreimal musste Cetinkaya zu Boden und er ging benommen in die Rundenpause. Danach nahm er noch einen harten Treffer zum Kopf, der ihn erneut auf die Bretter schickte. Der Ringrichter nahm ihn dann aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:11 Minuten: Francesco Pianeta.
Das Gelsenkirchener Amphitheater ist ein guter Ort fürs Boxen. Ich würde mir wünschen, noch mal eine „Petko`s Fight Night“ dort sehen zu können.
© Uwe Betker

Die 2. Veranstaltung von Holger Petersen in Hamburg

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„Es ist immer die erste Veranstaltung!“ – So lautet ein Spruch eines langjährigen Veranstalters. Was damit ausgedrückt werden soll, ist: Viele stellen die 1. XYZ- Veranstaltung auf die Beine, aber dann ist jedes Mal die Frage, ob dieser Veranstaltung dann noch weitere folgen oder aber nicht. Holger Petersen, der am 30. Mai 2015 seine erste Veranstaltung machte, ließ, früher als gedacht, am 25. Juli 2015 seine zweite Show folgen. Sie war auf 36 Runden angesetzt. Und, um es vorab zu sagen, das Profiboxen in der Boxsporthalle Braamkamp war wirklich gut.
Den ersten Kampf des Abends bestritten Ion Barsan (8 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Yunus Oezcan (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) im Super Mittelgewicht. Oezcan, der Mann mit dem Reichweitenvorteil, kam nicht richtig in den Kampf. Barsan war in der ersten Runde nämlich extrem druckvoll. Dem hatte Oezcan wenig entgegen zu setzen. Immer wieder fand er sich an den Ringseilen wieder, wo er hinter seiner Doppeldeckung die Schläge über sich ergehen lassen musste. Im Infight wirkte er ideenlos. Die zweite Runde verlief ähnlich wie die erste, nur dass Barsan jetzt mehr klammerte, womit Oezcan nicht wirklich zurechtkam. In der dritten Runde baute dann Barsan konditionell ab, wodurch nun Oezcan besser in den Kampf kam und mit seinen Schlägen auch besser durchkam. Der Kampf wurde aber nun immer unsauberer von beiden geführt. Die vierte Runde war munter und unterhaltsam. Barsan versuchte nur noch an Oezcan heranzustürmen, um sich an ihm festzuklammern. Oezcan versuchte, sich den Klammernden mit Schubsen, Runterdrücken und was sonst noch für Mitteln vom Hals zu halten, wobei er in diesen Mitteln nicht gerade zimperlich war. Am Ende entschied die Mehrheit der BDB Punktrichter zugunsten eines Punktsieges für Yunus Oezcan. Ich persönlich hatte den Kampf unentschieden gewertet.
Danach stiegen Nikoloz Berkatsashvili (39 Kämpfe, 25 Siege, 9 durch KO, 14 Niederlagen, 12 durch KO) und Aram Khachatryan (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) im Super Bantamgewicht in den Ring. Dieser Kampf war dann um Klassen besser als der vorangegangene. Von Berkatsashvili kann man sagen, dass er ein guter und erfahrener Haudegen ist. Einen jungen Boxer in seinem fünften Kampf gegen ihn antreten zu lassen, kann man nur als eine sehr mutige Ansetzung bezeichnen. Khachatryan begann nervös. Gleich zweimal ging er zu Boden, weil er ausrutschte. Dennoch bestimmte er den Kampf. Er boxte schnell und explosiv. In der zweiten Runde ging
Berkatsashvili zu Boden und wurde angezählt. Eine Führhand zum Kopf hatte ihn erwischt, als er außer Balance war. Khachatryan ging systematisch ans Werk. Meist schlug er eine einzelne Führhand, gefolgt von einer harten rechten Geraden oder einem Haken zum Kopf. Wenn dann Berkatsashvili stehen blieb, deckte er ihn mit Kombinationen ein. Allerdings ging er dabei etwas übermotiviert ans Werk. So feuerte er nach einem Break Kommando noch eine ganze Kombination ab. Dafür musste er dann auch prompt einen Punktabzug hinnehmen. Ende der dritten Runde stellte Khachatryan seinen Gegner an den Seilen, und brachte ihn mit Körperhaken zu Boden. In der vierten Runde war dann die Flucht von Berkatsashvili zu Ende. Khachatryan stellte ihn an den Seilen und ließ ihn nicht mehr weg. Ein brutaler Leberhaken schickte Berkatsashvili auf die Matte, wo er, sich vor Schmerzen krümmend, ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 3, nach 1:36 Minuten: Aram Khachatryan. Mich würde es nicht wundern, wenn wir noch viel von Khachatryan in der Zukunft zu hören bekämen.
Im Weltergewicht maßen anschließend Renat Samedovi (29 Kämpfe, 14 Siege, 4 durch KO, 14 Niederlagen, 10 durch KO, 1 Unentschieden) und Elias Espadas (10 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage) die Kräfte. Wobei es aber eigentlich kein Kräftemessen war, denn dafür war Elias Espadas zu stark. Espadas spielte geradezu mit seinem Gegner. Er hat eine extrem schnelle Führhand, mit der er punktete. Dann schlug er einen sauberen harten Konter als Rechte zum Kopf, als Samedovi selber schlug, und dadurch wurde dieser dann gefällt. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:43: Elias Espadas. Samedovi wurde noch lange in der Kabine behandelt. Vermutlich verbrachte er auch noch einen Teil der Nacht im Krankenhaus. Man darf gespannt sein, was die Zukunft für Elias Espadas noch bringt. Ich jedenfalls freue mich schon auf seinen nächsten Kampf.
Es folgte der einzige Frauenboxkampf des Abends. Melinda Lazar (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden) traf auf Maria Lindberg (16 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 3 Unentschieden). Um es gleich vorweg zu sagen: Der auf sechs Runden angesetzte Kampf ging nicht über die Runden. Lindberg boxte abgeklärt und souverän. Sie hatte immer eine Hand mehr drin als Lazar. Die hatte zwar in der ersten Hälfte der zweiten Runde auch ihre Momente, einfach weil sie mutiger wurde und mehr probierte. Aber die zweite Hälfte der Runde gehörte dann wieder Lindberg, die physisch und boxerisch einfach zu stark war. Zur Hälfte der dritten Runde gab es einen Schlagabtausch in einer neutralen Ecke. Hierbei stießen beide Boxerinnen mit den Köpfen zusammen, wodurch Lazar einen Riss auf dem rechten Oberlid bekam. Der Kampf musste abgebrochen werden: Also, ein technisches Unentschieden nach 1:10 Minuten in der 3. Runde.
In diesem Kampf trat dann auch erstmals das Nummerngirl auf, das aber leider so schnell war, dass ich es nicht sehen konnte. In den folgenden Kämpfen nahm sie sich dann mehr Zeit für das Hochhalten der Karte. Ich war aber dummerweise so mit meinen Notizen beschäftigt, dass ich sie nicht so richtig goutieren konnte.
Im vorletzten Kampf des Abends boxten im Super Mittelgewicht George Aduashvili (35 Kämpfe, 19 Siege, 8 durch KO, 16 Niederlagen, 14 durch KO, 1 Unentschieden) und Jürgen Doberstein (21 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) gegeneinander. In diesem Kampf habe ich dann einen ganz neuen Doberstein gesehen, quasi Doberstein 2.0. Sowohl technisch als auch physisch wirkte er deutlich stärker. Er strahlte Selbstbewusstsein aus. Seine Schläge kamen explosiv. In der ersten Runde ging er vor allem zum Kopf. Mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf schickte er seinen Gegner dann auch auf die Bretter. Aduashvili wurde angezählt. Im zweiten Durchgang ging er dann mehr zum Körper und im dritten verteilte er seine Schläge. Mit einer schönen Kombination zwang er seinen Gegner erneut zu Boden, so dass er wieder angezählt wurde. Aduashvili stellte sich aber noch mal zum Kampf und Doberstein wollte den KO. Er griff an und ließ ihn nicht mehr weg. Wieder ging Aduashvili zu Boden. Während der Ringrichter noch zählte, erlöste das Handtuch Aduashvili. Sieger durch TKO in Runde 3: Jürgen Doberstein.
Jürgen Doberstein sah noch nie so stark aus. Der Austausch seines Teams/ Trainerstabes – jetzt wird er von dem Kubaner Pedro Diaz trainiert – hat sich offensichtlich positiv ausgewirkt. Man darf gespannt sein, wie es jetzt mit Doberstein weitergeht.
Den Hauptkampf des Abends schließlich bestritten, ebenfalls im Super Mittelgewicht, Zura Mekereshvili (14 Kämpfe, 10 Siege, 8 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Rafael Bejaran (20 Kämpfe, 18 Siege, 9 durch KO, 2 Niederlagen). Der auf sechs Runden angesetzte Kampf war gut und ein würdiger Hauptkampf. Obwohl Bejaran verhalten begann, kam er ein ums andere Mal gut durch. Mekereshvili machte Faxen, um zu zeigen, dass ihm die Treffer nichts ausgemachten. Aber schon in der nächsten Runde ließ er das sein. Er hatte keine Zeit mehr dafür, denn Bejaran erhöhte den Druck. Ein sehr schöner rechter Cross erschütterte Mekereshvili. Bejaran suchte den KO – aber er fand ihn nicht. Er schaffte es nur, seinem Gegner den Mundschutz aus den Mund zu schlagen. Die nächsten vier Runden entwickelten sich nachgerade zu einer Ringschlacht, die hin und her wogte. Zwar war Bejaran der Aggressor, brachte auch sehr viel mehr Hände ins Ziel, aber Mekereshvili blieb bis zum Schluss gefährlich. Bis zur letzten Sekunde feuerte er seine Haken ab. Aber er bezahlte auch einen hohen Preis für seine Tapferkeit. In der dritten Runde bekam er Nasenbluten und zog sich eine Cutverletzung in der linken Augenbraue zu. Von Runde zu Runde wurde der Kampf härter. Die letzte Runde war geradezu unglaublich intensiv. Bejaran versuchte Mekereshvili KO zu schlagen, der aber erwehrte sich seiner Haut, was zu vielen harten und verbissenen Schlagabtäuschen führte. Am Ende stand ein eindeutiger und einstimmiger Punktsieg für Rafael Bejaran. Bejaran, der schon bald um einen Europameistertitel boxen soll, ist einer der unterhaltsamsten Super Mittelgewichtler überhaupt. Man wird sehen, wie weit er kommen wird. Auf jeden Fall freue ich mich schon auf seinen nächsten Auftritt.
Die zweite Veranstaltung von Holger Petersen in Hamburg hat weiter gemacht, was er schon mit seiner ersten begonnen hat: Gutes Boxen in einer kleinen Halle, ein gutes Matchmaking, bei dem die Gewinner nicht alle vorher schon feststanden und gutes Frauenboxen. Die nächste Veranstaltung soll am 03. Oktober stattfinden. Wenn ich es schaffe, werde ich wieder hinfahren.
(C) Uwe Betker