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Rezension: “Henry Cooper’s Book of boxing”

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Vorab möchte ich schon mal klarstellen: Das 1982 erschienene Buch von Henry Cooper (55 Kämpfe, 40 Siege, 27 durch KO, 14 Niederlagen, 8 durch KO, 1 Unentschieden) ist vermutlich das beste und intelligenteste Buch, das je ein Boxer übers Boxen geschrieben hat. Zwar steht auf der Rückseite neben dem Preis, es handele sich um eine Autobiographie. Tatsächlich aber ist es doch mehr ein Sachbuch übers Boxen.
Anekdoten hat der große Henry Cooper natürlich auch beizutragen. Immerhin hatte er Muhammad Ali am Boden und am Rand einer Niederlage. Der konnte dann nur noch gewinnen, weil dessen Trainer Angelo Dundee ganz-ganz tief in die Trickkiste, u. z. die schmutzige, griff. Henry Cooper war Britischer Meister, Commonwealth Meister und Europameister im Schwergewicht – und dann sind da natürlich auch noch seine zwei Kämpfe gegen Muhammad Ali.
Aber Cooper ist viel zu uneitel und viel zu sehr Gentleman, um in einem Buch übers Boxen sich selbst in den Vordergrund zu stellen.
Cooper beleuchtet viele Aspekte des Amateur- und Profiboxens (Ausrüstung, Geld, Manager, Matchmaker, Medien, Promoter, Ringrichter, Trainer, Sekundanten, Verbände, Zeitnehmer und vieles mehr. Und gegenüber allem vertritt er eine dezidierte Meinung. So spricht er sich für einen Pensionsfonds für Boxer und für eine Zusammenarbeit von Profis und Amateuren aus.
Wer einen Eindruck bekommen möchte, wieso Henry Cooper noch immer so populär ist in Großbritannien und von Königin Elisabeth II. im Jahr 2000 sogar in den Ritterstand erhoben worden ist, der sollte dieses Buch lesen. Wer etwas über Profiboxen lernen und besser verstehen möchte, wie es funktioniert, der sollte dieses Buch lesen. Aber auch der, der einfach nur gut unterhalten werden möchte, sollte das Buch lesen.
© Uwe Betker

Der Boxer als Objekt in der bildenden Kunst

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Geht man durch die verschiedenen Museen, so fällt auf, dass in der bildenden Kunst Sport nur sehr selten zum Gegenstand wird. Mehr und mehr Menschen gucken Fußball. Überall ist Fußball präsent. Fußballer machen Werbung für Wasser, Sportartikel, Mobiltelefonanbieter, Salzgebäck, Banken und vieles mehr. Wohin man auch blickt, allerorten trifft man auf Fußball und seine Protagonisten. Nicht so in der Kunst. Oder kennt irgendjemand ein Kunstwerk, das mit Fußball zu tun hat?
Besonders aufgefallen ist mir das in der National Portrait Gallery in London, jenem Ort, an dem die Portraits der national bedeutendsten Persönlichkeiten aus allen Bereichen versammelt sind. Hier findet sich, wenn ich niemanden übersehen habe, lediglich ein einziger Fußballspieler, nämlich David Beckham. Sam Taylor-Wood schuf 2004 den Digitalfilm, mit dem Titel David, der auf einen Plasmamonitor gezeigt wird. Da sieht man den Kopf und den nackten Oberkörper des schlafenden Beckham in einem Bett. Entstanden ist das Werk, das die entspannten Gesichtszüge des Fußballstars zeigt, in Madrid nach einem Training. Das mag jetzt seltsam klingen, aber ich finde, der Film ist ein gutes Portrait.
Diesem einen Fußballer steht mindestens die doppelte Anzahl an Boxern gegenüber. Da ist einmal das Ölbild von Thomas Burke „Len Harvey“, das um 1938 gemalt wurde. Man sieht Len Harvey (141 Kämpfe, 117 Siege, 55 durch KO, 14 Niederlagen, 2 durch KO, 10 Unentschieden), oder vollständig: Leonard Austen Harvey. Harvey war ein Megastar in der Zwischenkriegszeit. Bereits mit 12 Jahren begann er professionell zu boxen und er hörte 24 Jahre später wieder auf. Er war ein guter Techniker und Defensivboxer. Im Laufe seiner Karriere wurde er Britischer Meister im Mittel-, im Halbschwer- und im Schwergewicht und British Empire Championchip im Halbschwer- und Schwergewicht. Zwischen 1939 und 1942 galt er auch in Großbritannien als Weltmeister im Halbschwergewicht.
Auf dem relativ großen Portrait (1112 mm x 865 mm) schaut ein sitzender Boxer im geöffneten Samtbademantel, ein weißes Handtuch lässig im Nacken, zur Seite. Seine Linke ruht flach auf seinem Knie, die Rechte, zur Faust geballt, liegt auf seinem Oberschenkel. – Ein beeindruckendes Portrait von einem Volkshelden.
Sofern ich mich richtig erinnere, war bei meinem vorletzten Besuch auch noch eine Bronzebüste von Sir Henry Cooper (55 Kämpfe, 40 Siege, 27 durch KO, 14 Niederlagen, 8 durch KO, 1 Unentschieden), dem großen englischen Schwergewichtler zu sehen. Beim letzten Mal habe ich „Sir Henry“ aber nicht mehr gefunden.
Mein absolutes Lieblingsbild aber ist das Portrait von John (Jack) Broughton des großartigen William Hogarth. Das Bild entstand 1730. Hogarth gilt zusammen mit Thomas Gainsborough und Joshua Reynolds zu den bedeutendsten englischen Malern des 18. Jahrhunderts.
John ‚Jack‘ Broughton gilt als Vater des Boxens in England. Er war von 1729 (einige sagen von 1738) bis 1750 Champion. Auf heutige Verhältnisse übertragen wäre er so etwas wie der Champion aller Verbände in allen Gewichtsklassen. Er führte die ersten Boxregeln ein. Außerdem etablierte er ein Viereck als Kampffläche, eine Pause nach einem Niederschlag und Handschuhe.
Das Portrait ist relativ klein (434 mm x 308 mm). Auf ihm sieht man Broughton nicht etwa in Boxpose, sondern auf einem Weg durch eine ländliche Gegend gehen. Er tänzelt geradezu leichtfüßig dahin und vollführt so was wie einen Tanzschritt. Er trägt Alltagskleidung, d.h. eine graue Jacke und Kniebundhosen, ein weißes offenes Hemd und gleichfarbige Strümpfe sowie schwarze Schnallenschuhe dazu. In der rechten Hand hält er einen dicken langen Stock. Lediglich sein kahl rasierter Schädel kann als Hinweis darauf betrachtet werden, dass Broughton Boxer war. Zu jener Zeit nämlich stieg ein Boxer ohne Perücke und mit rasiertem Kopf in den Ring. An Haaren kann man ja schließlich ziehen.
Was das Portrait so bemerkenswert macht – nach meiner Meinung ist es eines der besten Portraits überhaupt – ist der Gesichtsausdruck von Broughton. Er hat den Kopf zur linken Seite geneigt und schaut den Betrachter direkt an. Ein leicht ironisch amüsiertes Lächeln umspielt seine Lippen. Er sieht keck und leicht verwegen aus. Seinen Gesichtsausdruck kann ich nicht abschließend deuten. Aber jedes mal wenn ich in London bin, gehe ich ihn besuchen.
Natürlich ist die Anzahl von Kunstwerken, die sich mit einer bestimmten Sportart beschäftigen, noch kein Indikator für deren gesellschaftliche Bedeutung. Aber erstens gibt es ja auch Photos und zweitens scheint Boxen zumindest noch immer für mehr Künstler interessant zu sein in der künstlerischen Auseinandersetzung als Fußball.
(C) Uwe Betker

Blaue Flecke für soziale Zwecke

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Wenn an 16. November in Ludwigsburg die Fäuste fliegen, tun sie das für gute Zwecke. Der Gewinn und die Spenden dieses Abends gehen je zur Hälfte an die Lern-Stiftung Hück in Pforzheim und an die Weltorganisation der SOS-Kinderdörfer. Hauptkampf des Abends ist das Aufeinandertreffen von Uwe Hück und Luan Krasniqi im Schwergewicht. Der Ex- Europameister Krasniqi macht kein Comeback, sondern er stellt sich in einem Boxkampf Uwe Hück, dem Konzern-Betriebsratsvorsitzenden und stellv. Aufsichtsratsvorsitzenden der Porsche AG, der auch zweifacher Europameister im Thaiboxen ist. Hück engagiert sich für die von ihm gegründete Lern-Stiftung Hück, die sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen helfen soll. Für Kinder steigt er und Krasniqi in den Ring.
Es wäre ungerecht, über den sportlichen Wert des Charity-Boxens die Nase zu rümpfen. Zumal das Vorprogramm einige absolute Leckerbissen für Boxfans bereithält. Die ersten vier Kämpfe stehen unter dem Motto: Die Jungen Wilden – Nachwuchs-Profiboxer – die Stars von übermorgen. Hier sind der 21jährige Cruisergewichtler Tobias Voss (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) der vom K1 und Thaiboxen kommt, der 25jährige Halbschergewichtler Arijan Sherifi (2 Kämpfe, 2 Siege) und der 23jährige belgische Halbschwergewichtler Marc De Bonte (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO) der vom Kickboxen kommt. Alle drei Boxer sind mir unbekannt, aber sie hören sich viel versprechend an. Den Hauptkampf der Jungen Wilden bestreitet im Schwergewicht der 25jährige Franz Rill (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO). Dieser relativ unerfahrene Profiboxer bekommt es mit Fabio Tuiach (28 Kämpfe, 25 Siege, 15 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) zu tun. Was eine gute und aber auch mutige Kampfansetzung ist.
Der zweite Teil der Vorkämpfe stehet unter dem Mott: Die Stars von Morgen. Hier tritt als Erstes der ungeschlagene Timo Schwarzkopf (12 Kämpfe, 12 Siege, 7 durch KO) gegen Junior Witters (49 Kämpfe, 41 Siege, 22 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) im Weltregewicht an. Witter „the Hitter“ war einer der dominierenden Persönlichkeiten des Junior Weltergewichts Ende des letzten Jahrzehnts. Im Jahr 2000 unterlag er dem großen Zab Judah in einem IBF WM Kampf nach Punkten. 2002 wurde er Britischer Meister und Commonwealth Meister. Ein Jahr später wurde er Europameister und schlug er die guten Salvatore Battaglia und Andriy Kotelnik. Am 15.09.2006 wurde er durch einen Punktsieg gegen DeMarcus Corley Weltmeister der WBC. Seinen Titel verteidigte er zweimal erfolgreich, wobei er am 07.09.2007 Vivian Harris in der siebten Runde KO schlug. Jener Harris der Oktay Urkal zweimal in Deutschland besiegt hatte. Am 10.05.2008 verlor er seinen Titel gegen seht starken Timothy Bradley, der zurzeit als bestes Weltergewichtler gilt. Es folgten weitere Niederlagen, u. a. gegen Davon Alexander, um den WBC Titel, den heutigen IBF Champion im Weltergewicht, Von seinen letzten fünf Kämpfen konnte er vier gewinnen.
Für Schwarzkopf spricht, dass Witter seinen letzten Kampf, der mehr als ein Jahr zurück liegt verloren hatte und dass er ungeschlagen ist. Witter boxt sehr offen und lässt seine Linke tief hängen, Mit seinen 39 Jahren dürften seine Reflexe nicht mehr so gut sein wie früher, wodurch er anfälliger ist. Für Witter spricht die Erfahrung und seine Fähigkeit Schläge zu absorbieren. Ich muss gestehen, dass ich diese Kampfansetzung vom Management von Schwarzkopf für sehr mutig halte. Der Kampf könnte ein Jahr zu früh für Schwarzkopf kommen. Wenn er jedoch gewinnt, ist er schon in naher Zukunft bereit einen WM Kampf zu machen.
In dem folgenden Kampf kämpft im Schwergewicht Erkan Teper (11 Kämpfe, 11 Siege, 7 durch KO) gegen Martin Rogan (20 Kämpfe, 16 Siege, 8 durch KO). Der Nordire ist die Nummer 39 der unabhängigen Weltrangliste, sieben Plätze hinter Teper. Teper ist zwar Favorit in dieser Begegnung, aber ein Selbstläufer ist diese für ihn nicht.
Im letzten Kampf des Abends, bevor Hück und Krasniqi den Ring betreten, bestreitet der ludwigsburger Lokalmatador Özlem Sahin (16 Kämpfe, 15 Siege, 5 durch KO, 1 Unetschiden). Die Minimumgewichtlerin tritt gegen Maria Rosa Tabbuso (20 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unetschiden). Tabbuso boxte zweimal gegen Regina Halmich, war Europameisterin in Super Fliegengewicht und kämpfte zweimal um eine Weltmeisterschaft. Auch diese Ansetzung verspricht spannend zu werden. Zumal, wenn die Gerüchte zutreffend sind, dieser Kampf der letzte von Sahin, der amtierenden Interims Weltmeisterin WIBF im Junior Fliegengewicht, vor einem WM Kampf im Minimumgewicht Anfang nächsten Jahres. Für ein letztes Aufgallop vor einen WM Kampf ist Tabbuso eigentlich zu stark und zu gefährlich.
Wie schon geschrieben, über den sportlichen Wert des Hauptkampfe Hück gegen Krasniqi kann man diskutieren, das Vorprogramm ist so gut und, dass es nicht wenige Veranstaltungen, die von den großen Veranstaltern und TV Sendern so gezeigt werden in den Schatten stellen wird.
© Uwe Betker