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Die seltsame Lebensgeschichte des Karl-Heinz Guder

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Es gibt Dinge, die man von Karl-Heinz Guder weiß. Dann gibt es noch ganz viele Geschichten, die von ihm selbst in die Welt gesetzt worden sind und die wahr, halbwahr oder falsch sind. Und, damit es noch schwieriger wird, gibt es noch einen Autor, der in einem seiner Bücher auch noch eine Version der Lebensgeschichte Guders wiedergibt. Die ist nun leider unter einem Blickwinkel geschrieben worden, der die Bundesrepublik Deutschland als schlecht, ihre Organe als kriminell oder unfähig, Profiboxen prinzipiell als korrupt, Profiboxer als Menschen, die unglaubliche Summen verdienen, und ähnliches mehr darstellt. Und nicht zuletzt finden sich auch noch Informationen und Fehlinformationen im Internet. Daher möchte ich hier die Lebensgeschichte von Karl-Heinz Guder als Fiktion verstanden wissen, auch wenn ich versuchen will, sie so gut wie irgend möglich zu rekonstruieren.
Karl-Heinz Guder wurde am 10. Juni 1934 in Gelsenkirchen geboren. Er besuchte die Volksschule und arbeitete als Schlosser und Maurer. Mit dem Boxen hat er vermutlich mit 15 Jahren begonnen. Nach eigenen Angaben bestritt er bis 1954 etwa 150 Amateurkämpfe in mehreren Gewichtsklassen, vom Bantam- bis zum Halbmittelgewicht. Man kann diesen Angaben getrost misstrauen, denn Guder behauptet auch, er sei Deutscher Meister geworden, was aber nicht stimmt. Auch die Behauptung seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki und sein vierter Platz dort, war von ihm in die Welt gesetzt worden. Gleichwohl kann man ihm wohl boxerisches Talent unterstellen, denn, was er später als Profi zeigte, spricht schon dafür.
Mit 21 Jahren bestritt Guder 1954 sein Profidebüt. Ein Jahr später wurde er von dem Manager Riethmüller (Sportterrassen Riethmüller Essen) vertreten. Bis Mai 1957 absolvierte er im Welter- und Mittelgewicht in Deutschland und Holland 22 Profikämpfe. Von denen konnte er ganze 18 gewinnen, 13 durch KO. Die drei Boxern, denen er sich geschlagen geben musste, waren keine geringeren als Siegfried Burrow (01.07.1956, Westfalenhalle, Dortmund, TKO 9), Hans Werner Wohlers (30.12.1956, Arena Westfalenhalle, Dortmund, PTS 8) und Erich Walter (08.02.1957, Ernst Merck Halle, Hamburg KO 4). Aber diese Niederlagen zeigen auch die boxerischen Grenzen von Guder.
1957 ging Guder dann in die USA. Zuerst wurde er von Al Bachmann und Gunther Duhn vertreten. Bachmann, ein bekannter Cutman, trainierte auch Bob Cleroux (54 Kämpfe, 47 Siege, 37 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden), einen richtig guten kanadischen Schwergewichtler der späten 50er und der 60er Jahre. Später wurde Guder von dem schillernden Baron Henry von Stumme vertreten. Dieser war kein Baron und war auch nicht adlig, aber er war von Juni 1948 bis Juni 1950 Matchmaker des Hollywood Legion Stadium und danach Matchmaker von kleineren Arenen und Manager von vielen Boxern. Ich meine mich erinnern zu können, dass der „Boxprinz“ Norbert Grupe alias Wilhelm von Homburg, der deutsche Schwergewichtler, auch unter ihnen war.
Guder war ein „rauer, aggressiver Schläger“, was vor allem das amerikanische Publikum zu schätzen wusste. Er bestritt bis März 1961 27 Kämpfe in den USA, von denen er 18 verlor, 6 aber für sich entscheiden konnte. In seinem Kampfrekord finden sich so illustre Namen wie Don Jordan (15.02.1958, L SD 10), Gaspar Ortega (26.051960, L UD 10 und 13.09.1960, L RTD 6) und Joe Miceli (08.03.1958, L DU 10 und 11.10.1958 L TKO 8). Von den letzten elf Kämpfen, konnte er keinen einzigen für sich entscheiden, was wohl bedeutet, dass er boxerisch bereits mit 26 Jahren am Ende war. Einem Autor zufolge soll er in den USA mit seinem Boxen etwa 200.000 $ verdient haben, was ich für absolut unrealistisch halte.
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1961 erhielt Guder die amerikanische Staatsbürgerschaft. In den folgenden Jahren schlug er sich vermutlich als Trainer, Sparringspartner, Maurer, Hilfsarbeiter, Maschinist, Bankangestellter und mit anderen Jobs durch. Angeblich hatte er vor, mit Norbert Grupe ein Unternehmen zu gründen, erhielt dafür von den amerikanischen Behörden aber keine Lizenz. Dieser Information ist allerdings mit Skepsis zu begegnen.
Um diese Zeit begann dann auch die kriminelle Laufbahn von Guder. Wie FBI-Akten zu entnehmen ist, fiel er bis 1966 18-mal durch kriminelle Aktivitäten auf, darunter Diebstahl, mehrere Raubüberfälle und ein „Angriff mit einer tödlichen Waffe“. Im Juni 1966 überfiel er eine Bar in Los Angeles, wurde verhaftet und auf Kaution entlassen. Er setzte sich nach Paris ab, tauchte in verschiedenen europäischen Großstädten auf und kehrte im Herbst 1966 nach Deutschland zurück. Hier soll er im November und Dezember Sparring mit Willy Quator und Norbert Grupe gemacht haben. Am 19.11.1966 konnte er seinen Comeback-Kampf gegen Siegfried Gross in Berlin, im Vorprogramm von Norbert Gruppe, durch TKO in Runde 4 gewinnen. In seinem nächsten Kampf, am 09.12.1966 in Essen gegen Albert Duscha, der mit einem negativen Kampfrekord in den Ring stieg, konnte er nur ein Unentschieden erreichen. Das war dann auch sein letzter Profiboxkampf. Karl-Heinz Guders Kampfrekord: 51 Kämpfe, 313 Runden, 25 Siege, 19 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO, 5 Unentschieden.
Wenige Tage nach seinem letzten Kampf, am 17. Dezember 1966, knackte er mit einem Komplizen in Minden Automaten. Er wurde festgenommen und im Februar 1967 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er musste nicht ins Gefängnis, weil er seine Strafe durch die Untersuchungshaft bereits verbüßt hatte.
Kurze Zeit später wurde Guder erneut verhaftet. Er war an einem Lohngeldraub beteiligt. Im Mai 1967 wurde er zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Guder legte gegen das Urteil Revision ein und wurde auf freien Fuß gesetzt. Bereits am 5. Juli 1967 überfiel er um ca. 16 Uhr die Sparkasse in Gohfeld-Wittel. Er und seine zwei Komplizen bedrohten die einzige Angestellte mit einer echt aussehenden Spielzeigpistole und erbeuteten dabei 19.500 DM. Sie flohen in einem hellen Opel Rekord. Guder versteckte sich auf einem Campingplatz bei Gütersloh in einem gestohlenen Wohnwagen. Nur wenige Stunden nach der Tat, wurde einer seiner Komplizen, ein 22-jähriger Bundeswehrdeserteur gefasst. Er hatte seinen Anteil von der Beute, 4.245 DM, bei sich.
Der Festgenommen verriet der Polizei, ein Karl-Heinz, ein Boxer aus Amerika, sei Chef und die treibende Kraft für den Bankraub gewesen. Die Polizei fand den gestohlenen Campingwagen, aber Guder war entkommen. Einen Tag nach dem Überfall wurde er jedoch festgenommen. Als Anhalter hatte er ein Zivilfahrzeug der Polizei angehalten.
Im Dezember 1967 verurteilte die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Bielefeld ihn zu einer Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren Zuchthaus. Guder legte auch gegen dieses Urteil Revision ein, aber er wurde diesmal nicht auf freien Fuß gesetzt und der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofes verwarf im Juni 1968 den Einspruch auch als unbegründet. Auch sein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahren vom August 1968 wurde abgelehnt.
Guder wurde zur Verbüßung seiner Haftstrafe ins Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen überstellt. Zusammen mit einem Mitgefangenen brach er am 20. Januar 1969 von dort aus. Unbekannte Komplizen versorgten ihn mit Geld, einem Fluchtfahrzeug und falschen Papieren. Guder floh über London in die USA. Angeblich konnte er als naturalisierter Amerikaner nicht nach Deutschland ausgeliefert werden. Am 28. Oktober 1969 versuchte er, in Yorba Linda oder in Placentia in Orange County/Kalifornien – beide Orte liegen unmittelbar nebeneinander – zusammen mit einem Komplizen einen Barbesitzer zu überfallen. Von dem wurde er mit vier Schüssen niedergestreckt und starb. Guder wurde nur 35 Jahre alt.
Eine Quelle im Internet erzählt die Geschichte anders herum. Hiernach soll Guder der Barbesitzer gewesen sein, der von einem Räuber erschossen wurde. Legt man aber seine Vorgeschichte zugrunde, so erscheint diese Version aber ziemlich unwahrscheinlich. Karlheinz Guder wurde jedenfalls auf dem Forest Lawn Memorial Park (Glendale) beerdigt.
Auf dem Grabstein steht:
HERE REST IN PEACE
MY BIG DADDY
OUR SON
KARL.HEINZ GUDER
BORNE JUNE 10, 1934
DIED OCTOBER, 28. 1996
Irgendwann vor seinem Tod, gab es also eine Beziehung zu einer Frau – ich hoffe, eine glückliche und romantische. Er hatte offenbar auch eine Tochter oder einen Sohn, die oder der um ihn bei seinem Tod trauerte. Und seine Eltern beerdigten ihn. Aber über all das wissen wir nichts.
Das Dunkel der Geschichte hat sich mit seinem Vergessen über die Lebensgeschichte von Karl-Heinz Guder gelegt. Man könnte versuchen Verwandte von Guder ausfindig zu machen, um sie zu befragen, wenn man noch mehr erfahren will. Aber die seltsame Lebensgeschichte von Karl-Heinz Guder gefällt mir auch so, wie sie jetzt ist, mit all ihren Lücken und Widersprüchen.
© Uwe Betker

Markus Lanz und Marco Huck

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Wenn man sich eine Weile die publizistischen Reaktionen auf die im Internet kursierende Onlinepetition „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!“, dann bemerkt man eine gewisse Ratlosigkeit der Kommentatoren. Innerhalb von wenigen Tagen unterzeichneten 230.000 Menschen diese Petition. Darüber, wie viele sie noch unterschrieben hätten, kann man nur mutmaßen, denn die Petition ist von der Autorin aus dem Netz genommen worden. Nun kann man die Meinung von fast einer Viertelmillion Zuschauer nicht einfach ignorieren. Gleichzeitig ist aber das Misstrauen gegen Menschen, die Onlinepetitionen verfassen und unterzeichnen, groß. Da wird gefragt, ob es sich hier nicht um eine „von sich selbst berauschte Internetöffentlichkeit“, um einen Mob handelt.
Der Kabarettist Ottfried Fischer sprach von „Menschenjagd“, die, seiner Meinung nach, seit Christian Wulff salonfähig geworden sei. Fischer rief das ZDF auf, stark zu bleiben und zu ihrem Moderator zu halten. Der öffentlich-rechtliche Sender dürfe „Markus Lanz auf keinen Fall dem Pöbel vorwerfen“. Der „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe rückte den Protest gegen Lanz gar in die Nähe der Nazi-Kampagne gegen jüdische Geschäfte. Mich brachte das ganze publizistische Getöse auf die Idee, dass der Moderator Markus Lanz und der Boxer Marco Huck sehr viel gemeinsam haben.
Sowohl Lanz als auch Huck müssen sich im Internet Hohn, Spott und auch offene Ablehnung gefallen lassen: Lanz für seine Art zu moderieren und Huck unter anderem für seine Art zu boxen. Beide sind außerhalb von Deutschland geboren. Markus Josef Lanz Bruneck, Italien und Muamer Hukić in Ugao, Serbien. Lanz hat eine italienische Staatsangehörigkeit und Huck die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Beide verdienen ihr Geld bei einer öffentlich rechtlichen Fernsehanstalt. Lanz beim ZDF, dem Zweiten Deutschen Fernsehen, und Huck bei der ARD, der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland.
Beide waren und sind gut aussehende Männer, die eine Affinität zu Nahrungsmitteln und Kochen haben. Seit Oktober 2009 ist Lanz der Nachfolger von Johannes Baptist Kerner und ist nun auch der Namensgeber für die Sendung „Lanz kocht“. Er ist wohl so etwas wie ein Kerner Light. In ihr plaudert er charmant mit Spitzenköchen und gibt gerne zum Besten, dass er hin und wieder in Restaurants speist. Huck ist genauso charmant und dem Kochen zugetan. Er gab nach seinem Rückkampf gegen Firat Arslan zum Besten: „Wenn ich rohes Fleisch rieche, lasse ich nicht mehr los.“
Was den Umgang mit Kritik angeht, kann der italienische Moderator noch viel von dem eingedeutschten Boxer lernen. Der ZDF-Moderator gestand nach seinem gescheiterten Versuch, den Journalisten zu geben, gemeint ist hier das Gespräch mit der Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht, lauwarm Fehler ein. „Das war sicher an der einen oder anderen Stelle verbesserungswürdig.“ Huck ist da sehr viel gradliniger und sympathischer. Er veröffentlicht munter Videos, auf denen er erzählt, dass immer, wenn er etwas veröffentlicht, er gleich Hasskommentare bekommt. Huck ist zwar weniger diplomatisch als Lanz, aber wohl sehr viel ehrlicher.
Andererseits schafft es Lanz, wenn er öffentlich kritisiert wird, sich persönlich zu entschuldigen. So hat er „in einem längeren Telefonat“ persönlich sein Bedauern wegen des Interviews ausgedrückt und sich entschuldigt. So etwas hat Huck (40 Kämpfe, 37 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) noch nicht geschafft. Sonst hätte er sich doch wohl bei Denis Lebedev für seine verbalen Entgleisungen entschuldigt. Hier ist der Moderator sehr viel mutiger als der Boxer.
Beide scheinen sich vom weiblichen Geschlecht zur Leistungssteigerung animieren zu lassen. Lanz, der, sofern ich das richtig sehe, eigentlich der Meister der Harmlosigkeit und der Weichgespültheit ist, der nie irgendwelche kritischen Fragen stellt, oder gar nachfragt, versucht sich bei einem weiblichen Studiogast als kritisch fragender Journalist. Sein Versuch, den Michel Friedmann zu geben, wurde vom Publikum allerdings nicht so gewürdigt, wie er es sich offenbar erhofft hatte.
Da Huck ja nicht gegen Frauen öffentlich boxen kann, er aber auch den weiblichen Gegner sucht, versucht er es mit Selbstsuggestion. So verkündete er vor dem Rückkampf mit Arslan. „Diesmal mache ich Arslan im Ring zu meinem Mädchen“. Der Erfolg gibt Huck recht. Kaum stellte er sich sein Gegenüber als Frau vor, brachte er auch schon die beste Leistung seiner Karriere.
Sowohl das ZDF als auch die ARD werden vermutlich dem Druck der Zuschauer in absehbarer Zeit nicht nachgeben. Auch wenn beide ihre Plattform für ihr öffentliches Tun verlieren würden, bräuchte man aber nicht gleich eine Kollekte für die Geschassten veranstalten. Huck dürfte gut verdient haben. Lanz dürfte sogar noch erheblich wohlhabender sein, denn er ist auch Produzent seiner Sendungen und verdient daher mit seinem charmanten Plaudern gleich doppelt.
Man kann wohl davon ausgehen, dass die beiden gut aussehenden Herren, Lanz und Huck, uns noch eine Weile erhalten bleiben. Lanz wird voraussichtlich nach seinem desaströsen Ausflug in den Bereich Journalismus, bei seinem Interview mit Sarah Wagenknecht, zu seinem „Flachland-Entertainment“ zurückkehren. Da seine Quoten gut sind und mittlerweile nicht wenige glauben, dass er Opfer eines digitalen Mobbing ist, wird er weiterhin plaudern und dabei gut aussehen. Und es ist zu befürchten, dass er dies noch Jahrzehnte lang weiter durchhalten kann.
Huck wird wohl nach seinem letzten guten Kampf gegen Firat Arslan, zu seinen leichten, handverlesenen Gegnern zurückkehren und sie verprügeln. Solange die ARD noch das Boxen der Sauerland Event GmbH überträgt, wird er beim Ersten zu sehen sein. Seine Bedeutung beschrieb sein Trainer Ulli Wegner mit den Worten: „Marco ist der Garant für die Zukunft des gesamten Sauerland-Boxstalls.“ Sein Problem ist, dass der Vertrag von Sauerland Ende des Jahres ausläuft und im Augenblick fraglich ist, ob er verlängert wird. Zur Erinnerung: Vor kurzem kursierte das Gerücht, dass Huck vergeblich versucht hat, selber einen Vertrag mit der ARD zu bekommen.
Nur wenige haben in der Beurteilung der Onlinepetition gegen Markus Lanz erkannt, dass es sich hier um ein legitimes Mittel der Öffentlichkeit handelt. Es ist geradezu grotesk, wenn den Lanz-Kritikern empfohlen wird, einfach abzuschalten oder den Kanal zu wechseln. Markus Lanz, aber auch Marco Huck, verdient schließlich sein Geld im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Nachdem nun mal praktisch jeder Bürger der Bundesrepublik Deutschland per Gesetz gezwungen ist, Rundfunkgebühren zu zahlen, hat er da nicht auch das Recht und die Pflicht, Fernsehprogramme, Fernsehformate, Moderatoren oder auch Sportler zu kritisieren?
Je länger ich mir Markus Lanz und Marco Huck so ansehe, umso ähnlicher finde ich sie. Kann es nicht sein, dass sie Brüder sind? Oder zumindest Seelenverwandte?
© Uwe Betker

Ein Hauptkampf Jürgen Brähmer vs. Tony Averlant?

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Eduard Gutknecht (26 Kämpfe, 24 Siege, 9 durch KO, 2 Niederlagen) verlor am 02.02.2013 gegen Jürgen Brähmer (41 Kämpfe, 39 Siege, 30 durch KO, 2 Niederlagen) seinen Europameistertitel der EBU, European Boxing Union, im Halbschwergewicht. Der frischgebackene Europameister heißt Jürgen Brähmer. Jener Jürgen Brähmer, der einst als Jahrhunderttalent gehandelt wurde, dann vom Boulevard das Etikett Knastboxer bekam und heute als geläuterter Paulus des deutschen Profiboxens gilt.
Auch seine sportliche Karriere war ein auf und ab. Sein unaufhaltsam erscheinender Aufstieg wurde am 27.05.2007 jäh gestoppt durch eine überraschende Punktniederlage gegen seinen Stallkollegen Mario Veit. Dann stand zwischen ihm und dem Weltmeister-Titel nur Hugo Hernan Garay. Am 22.11.2008 gewann Garay klar nach Punkten. 2009 wurde er, dank der cleveren Stallregie von Universum Box-Promotion, doch noch Weltmeister der WBO, World Boxing Organisation – und das kampflos. Genauso kampflos, verlor er den Titel dann auch ein Jahr später wieder.
Aus der Konkursmasse von Universum Box-Promotion wechselte Brähmer Anfang dieses Jahres zu Sauerland Event. Dort gab er sein erfolgreiches sportliches Comeback. Er siegte über seinen Stallkollegen Eduard Gutknecht. Nun soll er am 27. April in Hamburg gegen Tony Averlant (27 Kämpfe, 18 Siege, 4 durch KO, 7 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) kämpfen. Averlant verlor nicht nur seinen letzten Kampf. Vorher hat er, ausgerechnet gegen Gutknecht, verloren. Dieser Kampf soll nun der Hauptkampf von Sauerland für die ARD sein.
Der geplante Hauptkämpfer Marco Huck (38 Kämpfe, 35 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) muss seinen WM Titel der WBO im Cruisergewicht bei einem anderen Veranstalter, nämlich Don King, verteidigen. Also wurde kurzerhand Brähmers Europameisterschaft zum Hauptkampf. Aber hätte man nicht einen besseren Gegner finden können? Muss es denn gerade der Gegner sein, den Gutknecht geschlagen hat, u. z. im letzten Kampf vor seinem Titelverlust? Muss es ein Gegner sein, der seinen letzten Kampf verloren hat? Ist sich Sauerland Event denn nicht bewusst, dass alle Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland mit ihrem Rundfunkbeitrag für sie und ihre Veranstaltungen bezahlen? Kann man da nicht zumindest eine bessere Kampfansetzung verlangen?
© Uwe Betker

Die Rundfunkgebühr und das Boxen

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Unlängst hatte ich ein Telefongespräch mit einem Herrn, dessen Name wie auch der Anlass des Gesprächs hier nicht von Bedeutung sind. Während dieses Gespräches brüllte besagter Herr -vermutlich weil seine Telefonanlage defekt war oder er eben gerne brüllt oder aus einem anderen Grund – immer wieder: „Was ich verdiene, geht keinen etwas an!“ Warum machen die Menschen nur so ein großes Geheimnis darum, was sie verdienen oder einnehmen?
Seit dem 01. Januar 2013 muss bekanntlich jede Wohnung in der Bundesrepublik Deutschland monatlich eine Pauschale in Höhe von 17,98 Euro als Rundfunkbeitrag zahlen. Die bisherige Rundfunkgebühr wurde durch einen geräteunabhängigen Rundfunkbeitrag ersetzt. Die Pauschale ist unabhängig davon, wie viele Personen in einer Wohnung leben, ob und wie viele Rundfunkgeräte dort vorhanden sind oder ob die dort lebenden Menschen sich Boxen in der ARD ansehen oder nicht. D.h. wir haben erstmals eine Pflicht zur Zahlung der Rundfunkbeiträge.
Ich bin ein großer Freund des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Daher ist es für mich eine Selbstverständlichkeit meinen Obolus zu entrichten, um dieses System zu erhalten. Allerdings erwarte ich dann aber auch mehr Transparenz, wenn die Bürger der BRD schon gezwungen werden, die öffentlich rechtlichen Rundfunkgesellschaften zu finanzieren. Ich finde, ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was die einzelnen Fernsehanstalten mit meinem Geld machen. Ich möchte zum Beispiel wissen, wie viel Geld der berliner Veranstalter Sauerland Event GmbH von der ARD für seine Boxveranstaltungen bekommt.
Es kursieren gerüchteweise ziemlich große Zahlen. So war vor geraumer Zeit auf http://www.boxen.de zu lesen: „die ARD hatte im vergangenen Jahr mit Sauerland einen Dreijahres-Vertrag über insgesamt 54 Millionen Euro abgeschlossen.“ Das würde heißen, dass Sauerland Event pro Jahr bis zu 18 Millionen Euro bekommt. Nun, vermutlich sind das Maximalsummen, die nur bei einer entsprechenden Einschaltquote bezahlt werden.
Der Zahler der Rundfunkgebühr hat also m.E. ein Recht darauf zu erfahren, was mit seinem Geld passiert. Er hat ein Recht zu erfahren, was jede einzelne Show von Sauerland Event ihn konkret gekostet hat. Es ist natürlich toll, dass die ARD Boxen zeigt. Aber als derjenige, der zahlt, überlege ich mir auch, ob die Preis-Qualitäts-Relation stimmt. Wenn man sich aber mal so umhört, sind die Zuschauer in den Hallen und vor den Bildschirmen es einfach leid, dass immer wieder Boxer zu Siegern erklärt werden, die, nach ihrer Meinung, den Kampf verloren haben. Würde die ARD nun transparent machen, wie viele Millionen sie zum Beispiel für Yoan Pablo Hernández Suárez gegen Troy Ross am 15.09.2012 oder Muamer Hukić alias Marco Huck gegen Firat Arslan am 03.11.2012 gezahlt haben, dann könnten sich die Gebührenzahler ja auch überlegen, ob ihnen so etwas so viel wert ist.
Natürlich will eine GmbH wie Sauerland Event nicht das deutsche Boxen fördern; sie will Geld verdienen. Dementsprechend hat sie auch kein Interesse daran, eine ihrer Boxer verlieren zu sehen, auch wenn das dem Kampfverlauf eigentlich entsprechen würde. Sauerland Event hat auch kein gesteigertes Interesse daran, Kämpfe zu veranstalten, bei denen einer seiner Boxer – womöglich noch ein Weltmeister – verlieren kann. Das Problem ist aber, dass das Geld, das Sauerland bekommt, eben kein privates, sondern öffentlich-rechtliches ist. Damit haben m.E. die Entscheidungsträger von Sauerland Event auch eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit, ob sie die nun wollen oder nicht.
Die Zahler der Rundfunkgebühr also, die sich Boxen ansehen, sind es leid, immer und immer wieder Boxer zu Siegern erklärt zu sehen, die ihre Kämpfe, ihrer Meinung nach nicht gewonnen haben. Sie sind es leid, dass der Veranstalter von solchen Kämpfen dafür dann auch noch Millionen bekommt – Millionen, die vom Gebührenzahler aufgebracht werden müssen. Sie sind es nicht zuletzt leid, für mittelmäßige Kämpfe erstklassig zu zahlen.
Nun höre ich fast die ein oder andere Stimme in der Hanns-Braun-Strasse in Berlin sagen, aber so viel Geld, wie immer geschrieben wird, bekommen wir doch gar nicht. Dem kann ich nur einfach entgegnen: Macht doch transparent, was ihr für die einzelnen Veranstaltungen an Geld von uns bekommt. Dann können wir ja von Fall zu Fall entscheiden, ob die Veranstaltung das Geld auch wert war.
© Uwe Betker