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Überlegungen zum Angebot von Jan Jungmayr an Tom Schwarz und Ulf Steinforth

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Das Angebot liegt auf dem Tisch. Jan Jungmayr will nach einer über zwanzigjährigen Pause innerhalb eines Jahres Deutscher Meister im Schwergewicht bei den Profis werden. Dabei hat er bis jetzt nichts, was ihn zu einem solchen Titelkampf qualifiziert. Er war ein erfolgreicher DDR-Amateurboxer, aber die DDR gibt es ja nun schon lange nicht mehr. Jungmayr ist auch schon 46 Jahre alt und seinen einzigen Profikampf hat er am 05.10.1997 bestritten. Er verlor damals nach Punkten gegen Peter Hrivnak, der damals folgenden Kampfrekord hatte: 10 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 6 durch KO. Auf dem ersten Blick erscheint die Herausforderung von Tom Schwarz (21 Kämpfe, 21 Siege, 13 durch KO), dem Deutschen Meister im Schwergewicht, also mutig und abwegig.
Studiert man das Angebot aber mal genauer, so kommt man nicht umhin zu festzustellen: Da ist jemand, der sich Gedanken gemacht und sich seine Sache sehr ganz genau überlegt hat. Das Angebot sieht nämlich so aus, dass jeder der Beteiligten dabei nur gewinnen kann. Der einzige, der etwas zu verlieren hat, ist Jan Jungmayr, der das Risiko eingeht, sich womöglich lächerlich zu machen.
Im einzelnen beinhaltet das Angebot: Das Profiboxen in Deutschland bekommt einen neuen TV-Sender, der Boxen überträgt. Das ist etwas, das jeder Boxfan sich nur wünschen kann. Dieser TV-Sender ist offensichtlich bereit, zwei Veranstaltungen mit Jungmayr zu übertragen und eine Öffentlichkeit hierfür zu schaffen. Es soll nämlich nicht nur die Veranstaltung übertragen werden, sondern der Sender will auch noch die Vorbereitungsphase von Jungmayr begleiten und hierüber berichten. Auch sieht es danach aus, als stünde der MDR, der Haussender von Steinforth, dem Projekt von Jungmayr positiv gegenüber.
Sollten Tom Schwarz und sein Veranstalter Ulf Steinforth das Angebot annehmen, dann können sich beide erst mal zurücklehnen und entspannt der Dinge harren, die da kommen. Jungmayr ist schließlich derjenige, der liefern muss. Er muss unter Beweis stellen, dass er ein würdiger Herausforderer für die Deutsche Meisterschaft ist. Dass er richtiger Herausforderer ist, will und muss er vor dem Kampf gegen Schwarz in einem anderen Kampf erstmal beweisen. Er muss gegen einen Schwergewichtler gewinnen, der in der Weltrangliste so weit oben steht, dass er um die Deutsche Meisterschaft boxen könnte, wenn er denn Deutscher wäre. M.a.W, das Risiko liegt bei Jungmayr.
Ein sehr schöner Nebeneffekt des ganzen Plans wäre noch, dass bei den Kämpfen von Jungmayr vorbildliche Dopingkontrollen nach den WADA-Richtlinien durchgeführt würden. Hinzu käme, dass erstmals eine reelle Chance besteht, dass alle deutschen Profiboxverbände, wenigsten in einer Gewichtsklasse, einen gemeinsamen Titelträger hätten.
Wenn also Tom Schwarz und sein Veranstalter Ulf Steinforth das Angebot annehmen, dann kann Schwarz nicht nur die wohl höchste Börse seiner Karriere kassieren, sondern er kann womöglich, sollten BDB, GBA, BDF mitspielen, nach fast 14 Jahren der erste Deutsche Meister im Profiboxen werden, der keinen Gegen-Meister hat.
Letztlich fallen mir also keine vernünftigen Gründe ein, die gegen einen Kampf zwischen Tom Schwarz und Jan Jungmayr sprechen könnten. Bleiben noch die irrationalen Gründe. Was kann gegen einen solchen Kampf sprechen? Eigentlich kann ich mir nur einen Grund vorstellen: Angst. Wenn es nicht zu diesem Kampf kommt, dann heißt das für mich, Ulf Steinforth und Tom Schwarz haben Angst. Steinforth hätte Angst davor, sein Deutscher Meister im Schwergewicht könnte einen dann 47-jährigen Mann womöglich nicht besiegen. Mit einer Niederlage würde sich seine Investition in Schwarz allerdings in Rauch auflösen. Und Schwarz hätte Angst, einen Mann zu boxen, von dem er nur einen Kampf zu sehen bekommen hat und den er folglich nicht vollständig ausrechnen kann.
Wir werden sehen, wie Steinforth und Schwarz auf das vorliegende Angebot reagieren werden.
Jeder kann das Angebot nun lesen.
(C) Uwe Betker

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Wie ein Porsche: Der 1. Paderborner Boxabend im Porsche Zentrum

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Wenn ein Autohaus von Porsche seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, um darin einen Ring aufstellen zu lassen, und wenn dann auch noch da geboxt wird, dann kann man schon viel erwarten. Sofern diese Erwartungen positiv waren, hat sie die Veranstaltung von Kai Gutmann auch alle erfüllt, ja übererfüllt. Um es vorab zu sagen: Die Veranstaltung hatte einfach Klasse. Der Veranstaltungsort war gut. Die Amateurkämpfe waren toll. Die Profiboxkämpfe waren unterhaltsam und spannend. Die Punkt- und Ringrichter waren gut und unauffällig. Die Nummerngirls hatte Klasse. Der Nummerboy war auch ansehnlich.
Die 500 Zuschauer der restlos ausverkauften Show sahen insgesamt 8 Boxkämpfe: drei Amateur- und fünf Profiboxkämpfe. Die drei Amateurboxkämpfe waren geradezu sensationell gut und hart. In den Ringschlachten siegten die Lokalmatadoren aus Lemgo: Sören Güse, David Terentschenko und Christen Wienig. Der Letztgenannte wurde dabei auch noch Deutscher Meister der GBA im Superweltergewicht.

Den ersten Profiboxkampf bestritten Maik Kurzweil (25 Kämpfe, 18 Siege, 18 durch KO, 7 Niederlagen, 5 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (16 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO) im Cruisergewicht. Die Begegnung war auf sechs Runden angesetzt. Es begann verhalten. Beide tasteten sich gegenseitig ab und versuchten nur einzelne Hände ins Ziel zu bringen. Es gab nur wenige Aktionen, wobei Kurzweil wohl eine Hand mehr im Ziel hatte. Die zweite Runde war dann schon sehr viel munterer. Kurzweil bearbeitete Bilgetekins Körper. Dieser schien alles ohne Problem wegzustecken. Dann kam Kurzweil plötzlich mit einem harten linken Haken durch, der Bilgetekin buchstäblich von den Füßen riss. Der Ringrichter Jens-Uwe Baum zählte bis zehn. Sieger durch KO in Runde 2, nach 1.25 Minuten: Maik Kurzweil.

Danach stiegen Beke Bas (9 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO) und Karina Kopinska (30 Kämpfe, 9 Siege, 3 durch KO, 18 Niederlagen, 2 durch KO, 3 Unentschieden) für eine Vierrunder im Leichtgewicht in den Ring. Beide schenkten sich von der ersten Sekunde an nichts. Bas, als die Kleinere, musste immer erst an der langen Führhand von Kopinska vorbei, um Treffer zu setzen. Kopinska wiederum versuchte ihre Gegnerin schlicht zu überrollen. Immer wieder schlug sie lange linke Grade, gefolgt von einem rechten Schwinger. Spätestens in der zweiten Runde hatte Bas, die eine schöne und schnelle Beinarbeit zeigte, ihre Gegnerin im Griff. Am Ende der Runde ließen zwei Aufwärtshaken zum Kopf Kopinska einknicken. Im dritten Durchgang bearbeitete Bas mehr den Körper ihrer Gegnerin, um besser mit ihren Aufwärtshaken durchzukommen. Kopinska musste mehrfach klammern, weil ihre Beine wohl nachgaben. In der vierten Runde nahm Kopinska noch mehr und erreichte mit Müh und Not und Klammern den Schlussgong. Der Ringrichter Arno Pockrandt hatte in diesem sehr unterhaltsamen Kampf praktisch nichts zu tun. Einstimmiger Punktsieger: Beke Bas (40:36, 40:36 und 40:36).

Es folgte ein Sechsrunder im Super Mittelgewicht zwischen René Oeffner (10 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO) und Dogan Kurnaz (13 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 10 Niederlagen, 9 durch KO). Der Kampf war einseitig. Oeffner boxte sehr verhalten, spielte geradezu mit Kurnaz. Er ließ seine Führhand rausschnellen und schaute sich an, was Kurnaz ihm so anbot, so dass er dann darauf reagieren konnte. Ringrichter Jens Kluge hatte nichts zu tun. Kurnaz versuchte, irgendwie über die Zeit zu kommen. Er boxte, er gab den Showman und er klammerte. Zur vierten Runde trat Kurnaz nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 4: René Oeffner.

Den zweiten Frauenboxkampf und den ersten Hauptkampf des Abends bestritten Leonie Giebel (12 Kämpfe, 11 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Maja Milenkovic (15 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 19 Niederlagen, 3 durch KO) im Superfedergewicht. Es ging um den vakanten Titel der Eurasiameisterschaft der WBF, World Boxing Federation. Die beiden Boxerinnen zeigten insgesamt ein technisch gutes Boxen, wobei Giebel in allen Bereichen ihrer Gegnerin überlegen war. Sie beherrschte nach Belieben das Geschehen im Ring. Sie zeigte schöne Links-Rechts-Kombinationen und einen knackigen rechten Cross, der immer wieder traf. In der sechsten und siebten Runde sah es danach aus, als könnte Giebel vorzeitig gewinnen, aber Milenkovic schaffte es immer wieder, nicht zu Boden zu gehen. Am Ende der acht Runden stand als Punktsiegerin fest: Leonie Giebel (79:72, 80:72 und 79:73).

Den Abschluss bildete die vakante Internationale Deutsche Meisterschaft der GBA, German Boxing Association, im Weltergewicht. Ausgetragen wurde sie von Artur Müller (5 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO) und Bilal Messoudi (8 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden). Auch dieser Kampf ging über die Distanz. Müller boxte aufrecht und gerade. Er versuchte, seinen Reichweitenvorteil mit seiner guten Führhand zu nutzen. Seine Deckung war stabil. Messoudi ging schnell in die Halbdistanz, um dort Haken zum Körper zu schlagen. Er zeigte schöne Meidbewegungen.
Die drei Runden des Kampfs gehörten alle Müller. Messoudi konnte ihn zwar immer wieder überraschen, aber die meisten seiner Schläge trafen nur Müllers Deckung. Der ließ sich auch nicht durch kleine Showeinlagen provozieren. In der vierten und fünften Runde kam Messoudi auf. Er kam mehrfach überraschend hart durch, musste aber auch einstecken. In der sechsten Runde kam Müller wieder besser rein und dominierte mit seiner Graden. Mitte der achten Runde kippte der Kampf. Messoudi kam mehrfach mit harten Kopfhaken durch und es sah so aus, als sei Müller angeschlagen. Im weiteren Verlauf beherrschte er dann den Kampf. Am Ende des neunten Durchgangs machte er noch ein paar Faxen und lief dabei in eine Rechte hinein, die ihn einknicken ließ. Nur mit Mühe ereichte er noch das Rundenende. Der Kampf hatte sich ein weiteres Mal gedreht. In der zehnten und letzten Runde konnten beide Boxer nicht mehr, aber sie suchten beide noch den KO. Zwar war Müller irgendwann am Boden, aber das erwies sich als Ausrutscher. Bis zur letzten Sekunde prügelten Müller und Messoudi aufeinander ein. Sieger nach Punkten blieb schließlich: Artur Müller (97:93, 98:92 und 97:93).
Die Veranstaltung von Kai Gutmann im Porsche Zentrum in Paderborn war wie ein Porsche: gediegen, kraftvoll und sehr gut.
© Uwe Betker

Die seltsame Lebensgeschichte des Karl-Heinz Guder

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Es gibt Dinge, die man von Karl-Heinz Guder weiß. Dann gibt es noch ganz viele Geschichten, die von ihm selbst in die Welt gesetzt worden sind und die wahr, halbwahr oder falsch sind. Und, damit es noch schwieriger wird, gibt es noch einen Autor, der in einem seiner Bücher auch noch eine Version der Lebensgeschichte Guders wiedergibt. Die ist nun leider unter einem Blickwinkel geschrieben worden, der die Bundesrepublik Deutschland als schlecht, ihre Organe als kriminell oder unfähig, Profiboxen prinzipiell als korrupt, Profiboxer als Menschen, die unglaubliche Summen verdienen, und ähnliches mehr darstellt. Und nicht zuletzt finden sich auch noch Informationen und Fehlinformationen im Internet. Daher möchte ich hier die Lebensgeschichte von Karl-Heinz Guder als Fiktion verstanden wissen, auch wenn ich versuchen will, sie so gut wie irgend möglich zu rekonstruieren.
Karl-Heinz Guder wurde am 10. Juni 1934 in Gelsenkirchen geboren. Er besuchte die Volksschule und arbeitete als Schlosser und Maurer. Mit dem Boxen hat er vermutlich mit 15 Jahren begonnen. Nach eigenen Angaben bestritt er bis 1954 etwa 150 Amateurkämpfe in mehreren Gewichtsklassen, vom Bantam- bis zum Halbmittelgewicht. Man kann diesen Angaben getrost misstrauen, denn Guder behauptet auch, er sei Deutscher Meister geworden, was aber nicht stimmt. Auch die Behauptung seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki und sein vierter Platz dort, war von ihm in die Welt gesetzt worden. Gleichwohl kann man ihm wohl boxerisches Talent unterstellen, denn, was er später als Profi zeigte, spricht schon dafür.
Mit 21 Jahren bestritt Guder 1954 sein Profidebüt. Ein Jahr später wurde er von dem Manager Riethmüller (Sportterrassen Riethmüller Essen) vertreten. Bis Mai 1957 absolvierte er im Welter- und Mittelgewicht in Deutschland und Holland 22 Profikämpfe. Von denen konnte er ganze 18 gewinnen, 13 durch KO. Die drei Boxern, denen er sich geschlagen geben musste, waren keine geringeren als Siegfried Burrow (01.07.1956, Westfalenhalle, Dortmund, TKO 9), Hans Werner Wohlers (30.12.1956, Arena Westfalenhalle, Dortmund, PTS 8) und Erich Walter (08.02.1957, Ernst Merck Halle, Hamburg KO 4). Aber diese Niederlagen zeigen auch die boxerischen Grenzen von Guder.
1957 ging Guder dann in die USA. Zuerst wurde er von Al Bachmann und Gunther Duhn vertreten. Bachmann, ein bekannter Cutman, trainierte auch Bob Cleroux (54 Kämpfe, 47 Siege, 37 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden), einen richtig guten kanadischen Schwergewichtler der späten 50er und der 60er Jahre. Später wurde Guder von dem schillernden Baron Henry von Stumme vertreten. Dieser war kein Baron und war auch nicht adlig, aber er war von Juni 1948 bis Juni 1950 Matchmaker des Hollywood Legion Stadium und danach Matchmaker von kleineren Arenen und Manager von vielen Boxern. Ich meine mich erinnern zu können, dass der „Boxprinz“ Norbert Grupe alias Wilhelm von Homburg, der deutsche Schwergewichtler, auch unter ihnen war.
Guder war ein „rauer, aggressiver Schläger“, was vor allem das amerikanische Publikum zu schätzen wusste. Er bestritt bis März 1961 27 Kämpfe in den USA, von denen er 18 verlor, 6 aber für sich entscheiden konnte. In seinem Kampfrekord finden sich so illustre Namen wie Don Jordan (15.02.1958, L SD 10), Gaspar Ortega (26.051960, L UD 10 und 13.09.1960, L RTD 6) und Joe Miceli (08.03.1958, L DU 10 und 11.10.1958 L TKO 8). Von den letzten elf Kämpfen, konnte er keinen einzigen für sich entscheiden, was wohl bedeutet, dass er boxerisch bereits mit 26 Jahren am Ende war. Einem Autor zufolge soll er in den USA mit seinem Boxen etwa 200.000 $ verdient haben, was ich für absolut unrealistisch halte.
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1961 erhielt Guder die amerikanische Staatsbürgerschaft. In den folgenden Jahren schlug er sich vermutlich als Trainer, Sparringspartner, Maurer, Hilfsarbeiter, Maschinist, Bankangestellter und mit anderen Jobs durch. Angeblich hatte er vor, mit Norbert Grupe ein Unternehmen zu gründen, erhielt dafür von den amerikanischen Behörden aber keine Lizenz. Dieser Information ist allerdings mit Skepsis zu begegnen.
Um diese Zeit begann dann auch die kriminelle Laufbahn von Guder. Wie FBI-Akten zu entnehmen ist, fiel er bis 1966 18-mal durch kriminelle Aktivitäten auf, darunter Diebstahl, mehrere Raubüberfälle und ein „Angriff mit einer tödlichen Waffe“. Im Juni 1966 überfiel er eine Bar in Los Angeles, wurde verhaftet und auf Kaution entlassen. Er setzte sich nach Paris ab, tauchte in verschiedenen europäischen Großstädten auf und kehrte im Herbst 1966 nach Deutschland zurück. Hier soll er im November und Dezember Sparring mit Willy Quator und Norbert Grupe gemacht haben. Am 19.11.1966 konnte er seinen Comeback-Kampf gegen Siegfried Gross in Berlin, im Vorprogramm von Norbert Gruppe, durch TKO in Runde 4 gewinnen. In seinem nächsten Kampf, am 09.12.1966 in Essen gegen Albert Duscha, der mit einem negativen Kampfrekord in den Ring stieg, konnte er nur ein Unentschieden erreichen. Das war dann auch sein letzter Profiboxkampf. Karl-Heinz Guders Kampfrekord: 51 Kämpfe, 313 Runden, 25 Siege, 19 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO, 5 Unentschieden.
Wenige Tage nach seinem letzten Kampf, am 17. Dezember 1966, knackte er mit einem Komplizen in Minden Automaten. Er wurde festgenommen und im Februar 1967 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er musste nicht ins Gefängnis, weil er seine Strafe durch die Untersuchungshaft bereits verbüßt hatte.
Kurze Zeit später wurde Guder erneut verhaftet. Er war an einem Lohngeldraub beteiligt. Im Mai 1967 wurde er zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Guder legte gegen das Urteil Revision ein und wurde auf freien Fuß gesetzt. Bereits am 5. Juli 1967 überfiel er um ca. 16 Uhr die Sparkasse in Gohfeld-Wittel. Er und seine zwei Komplizen bedrohten die einzige Angestellte mit einer echt aussehenden Spielzeigpistole und erbeuteten dabei 19.500 DM. Sie flohen in einem hellen Opel Rekord. Guder versteckte sich auf einem Campingplatz bei Gütersloh in einem gestohlenen Wohnwagen. Nur wenige Stunden nach der Tat, wurde einer seiner Komplizen, ein 22-jähriger Bundeswehrdeserteur gefasst. Er hatte seinen Anteil von der Beute, 4.245 DM, bei sich.
Der Festgenommen verriet der Polizei, ein Karl-Heinz, ein Boxer aus Amerika, sei Chef und die treibende Kraft für den Bankraub gewesen. Die Polizei fand den gestohlenen Campingwagen, aber Guder war entkommen. Einen Tag nach dem Überfall wurde er jedoch festgenommen. Als Anhalter hatte er ein Zivilfahrzeug der Polizei angehalten.
Im Dezember 1967 verurteilte die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Bielefeld ihn zu einer Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren Zuchthaus. Guder legte auch gegen dieses Urteil Revision ein, aber er wurde diesmal nicht auf freien Fuß gesetzt und der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofes verwarf im Juni 1968 den Einspruch auch als unbegründet. Auch sein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahren vom August 1968 wurde abgelehnt.
Guder wurde zur Verbüßung seiner Haftstrafe ins Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen überstellt. Zusammen mit einem Mitgefangenen brach er am 20. Januar 1969 von dort aus. Unbekannte Komplizen versorgten ihn mit Geld, einem Fluchtfahrzeug und falschen Papieren. Guder floh über London in die USA. Angeblich konnte er als naturalisierter Amerikaner nicht nach Deutschland ausgeliefert werden. Am 28. Oktober 1969 versuchte er, in Yorba Linda oder in Placentia in Orange County/Kalifornien – beide Orte liegen unmittelbar nebeneinander – zusammen mit einem Komplizen einen Barbesitzer zu überfallen. Von dem wurde er mit vier Schüssen niedergestreckt und starb. Guder wurde nur 35 Jahre alt.
Eine Quelle im Internet erzählt die Geschichte anders herum. Hiernach soll Guder der Barbesitzer gewesen sein, der von einem Räuber erschossen wurde. Legt man aber seine Vorgeschichte zugrunde, so erscheint diese Version aber ziemlich unwahrscheinlich. Karlheinz Guder wurde jedenfalls auf dem Forest Lawn Memorial Park (Glendale) beerdigt.
Auf dem Grabstein steht:
HERE REST IN PEACE
MY BIG DADDY
OUR SON
KARL.HEINZ GUDER
BORNE JUNE 10, 1934
DIED OCTOBER, 28. 1996
Irgendwann vor seinem Tod, gab es also eine Beziehung zu einer Frau – ich hoffe, eine glückliche und romantische. Er hatte offenbar auch eine Tochter oder einen Sohn, die oder der um ihn bei seinem Tod trauerte. Und seine Eltern beerdigten ihn. Aber über all das wissen wir nichts.
Das Dunkel der Geschichte hat sich mit seinem Vergessen über die Lebensgeschichte von Karl-Heinz Guder gelegt. Man könnte versuchen Verwandte von Guder ausfindig zu machen, um sie zu befragen, wenn man noch mehr erfahren will. Aber die seltsame Lebensgeschichte von Karl-Heinz Guder gefällt mir auch so, wie sie jetzt ist, mit all ihren Lücken und Widersprüchen.
© Uwe Betker

Addition: Ein Debüt + ein Talent + eine kleine Sensation + ein bemerkenswerter Schwergewichtler = ein guter Boxabend

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Trotz Europameisterschaftsviertelfinale im Fußball war der Recover Fight Club in Essen am Freitag, dem 01.07.2016, ausverkauft – und das schon Wochen im Voraus. Dementsprechend wurden dann noch Dutzende möglicher Zuschauer an der Türe abgewiesen. Zu sehen gab es vier Profiboxkämpfe und zwei Amateurboxkämpfe. Um es gleich vorab zu sagen: Es war ein guter Boxabend.
Den Anfang machten im Halbweltergewicht Evgeniy Melzer und Lorans Elyas, die beide ihr Profidebüt gaben. Der Kampf artete über weite Strecken in eine wilde Prügelei aus. Melzer gelangen im letzten Drittel der ersten Runde ein paar gerade Führhände bei seinen sonstigen Schwingern, was auch direkt Wirkung erzielte. Elyas wackelte. Nach diesem Muster ging es dann weiter. Elyas, der es immer wieder tapfer mit Angriffen versuchte, wenn er nicht damit beschäftigt war, sich zu retten, bekam Prügel. Ende der dritten Runde ging er dann zu Boden und wurde von Ringrichter Thomas Hackenberg ausgezählt. Ich glaube, er war mehr vor Erschöpfung zu Boden gegangen. Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:44 Minuten: Evgeniy Melzer.
Es folgte ein Kampf im Super Leichtgewicht, der zwar erheblich kürzer, boxerisch aber um Welten besser war. In ihm bekam es Andreas Maier (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) mit Mohamet John Karemi (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 2 durch KO) zu tun. Kaum war die erste Runde angegongt, kam Maier auch schon aus seiner Ecke und deckte sein Gegenüber mit harten und präzisen Kombinationen ein. Er verteilte gut. Karemi wurde mehrfach hart getroffen und ging zu Boden, wo er ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:25 Minute: Andreas Maier. Der von First Punch Boxpromotion gemanagte Maier ist offensichtlich ein Talent, das es gilt, im Auge zu behalten. Wir dürfen gespannt sein, wie weit der 31-jährige Maier kommen wird
Es folgte der Kampf um die vakante deutsche Meisterschaft im Mittelgewicht nach Version GBA, zwischen Dominik Tietz (8 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) und Rustem Trott (10 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Eigentlich hätte dieser Kampf für Tietz, der 18 Jahre ist und damit 27 Jahre jünger als sein Gegner, ein Leichtes sein können. Auch boxerisch waren die Vorteile bei ihm. Gleichwohl fand er nie in den Kampf. Aus einem unerfindlichen Grund boxte er praktisch ohne Führhand. Trott wiederum konzentrierte sich darauf, klare Treffer zu setzen und den Kampf des anderen zu zerstören. Tietz boxte seltsam gehemmt und meist aus der Defensive. Trott wechselte immer wieder die Auslage, womit Tietz nicht zurecht kam. Praktisch immer wenn Trott in die Rechtsauslage wechselte, kam er mit einer rechten Graden zum Kopf durch. So gewann Trott Runde um Runde. Am Ende stand ein einstimmiger Punktsieg für Trott. Die Punkrichter werteten: Kornelius Bernds 96:94, Patryk Wolke 98:92 und Michael Erdinc 98:94. Der 45jähige Rustem Trott ist damit neuer Deutscher Meister im Mittelgewicht nach Version GBA. Das ist schon eine kleine Sensation.
Der Hauptkampf des Abends war der fünfte Profikampf des Essener Schwergewichtlers Patrick Korte (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO). Er traf auf Aldin Avdic (7 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 6 Niederlagen, 6 durch KO). Korte, der von Sebastian Tlatlik trainiert wird, stellte unter Beweis, weshalb er eine der deutschen Schwergewichtshoffungen ist. Er pulverisierte seinen Gegner in kürzester Zeit. Korte hat Schlagkraft und er ist schnell. Dementsprechend stürmt er auf seinen Gegner zu und hämmert ihn nieder. Avdic ging zweimal zu Boden. Beim zweiten Mal kam er nicht mehr hoch und Ringrichter Bernds zählte ihn aus. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:49 Minuten: Patrick Korte – ein Namen, den man sich wohl merken muss.
Die Addition ist simpel: Ein Debüt/eine Keilerei + ein boxerisches Talent + eine kleine Sensation in einem Titelkampf + ein bemerkenswerter Schwergewichtler mit enormem Potential = ein guter Boxabend.
(C) Uwe Betker

Gastbeitrag: „Der Löwe“ brüllt zum Kampf“

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Der Düsseldorfer Boxer Robert Tlatlik steht vor einer weiteren schweren Aufgabe in seiner Karriere. In seinem 19. Profikampf tritt er am 15. Juli auf den Wahl-Münchener Howik „der Löwe“ Bebraham. Für Experten steigt der 27-jährige Halbweltergewichtler aus NRW leicht favorisiert in den Ring.

„Ich trete nicht an, um zu verlieren“, zeigt sich Taltlik selbstbewusst auf der Pressekonferenz. Für ihn spreche unter anderem seine Kampferfahrung und Routine bei den Profis, die bei jetzt 18. Kämpfen liege – „ungeschlagen“ wie er in Richtung seines Kontrahenten hinzufügte. Bebraham hat dagegen bisher drei Profikämpfe ausgefochten, zwar allesamt siegreich, jedoch einen davon – seinen Titelkampf – durch Abbruch wegen der Verletzung seines Gegners. Somit treffen am 15. Juli in München zwei Titelträger aufeinander: Tlatlik als internationaler Deutscher Meister und Bebraham als Deutscher Meister, beide vom Bund Deutscher Berufsboxer (BDB).

Bebraham hat sich bewusst den Düsseldorfer als bundesweite Nummer eins zur Verteidigung seines Titels als Gegner ausgesucht. Denn für ihn soll Tlatlik Sprungbrett zu höheren Weihen werden. Aber nur für Ihn?

Für beide Boxer geht es an diesem Abend um mehr, um viel mehr. Der Kampf soll als Ausgangspunkt für eine internationale Karriere dienen. Insbesondere das Management des gebürtigen Armeniers Bebraham äußerte ambitionierte Pläne. „Howik muss nach seinen wirklich guten Kämpfen zu Beginn der Profi-Laufbahn jetzt da durch, wenn wir ganz nach oben wollen. Nicht nur in Deutschland. Das Ziel sind die großen internationalen Kämpfe“, sagte Nadine Rasche von Petkos Box-Promotion. „Wir fahren zuversichtlich nach München, und dann sehen wir weiter“, schmunzelte der Düsseldorfer Erfolgstrainer Stefan Freudenreich angesichts solcher Pläne des gegnerischen Lagers. Als Amateure trafen beide schon einmal aufeinander. Damals verließ der Wahlbayer Bebraham den Ring als Sieger nach Punkten. „Diesmal werden die Vorzeichen geändert“, so Tlatlik, der sich mit seinem Cheftrainer Stefan Freudenreich nun intensiv auf den Kampf vorbereitet.

(C) Manfred Fammler/Freudenreich Professional Boxing

Gastbeitrag: Düsseldorfer Profi-Boxer kämpft um EM-Titel

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Superfedergewichtler Sebastian Tlatlik fordert amtierenden Champion heraus
Der Düsseldorfer Boxprofi Sebastian Tlatlik kämpft um die WBO- Europameisterschaft im Superfedergewicht (bis 59 kg). Am 6. Mai tritt er als Herausforderer gegen den amtierenden Champ Evgeny Chuprakov in Ekaterinburg, Russland, an. „Das ist die größte sportliche Aufgabe meiner Trainerkarriere“, so Stefan Freudenreich von Freudenreich Professional Boxing.
Dass der 25-jährige Russe mit dem Spitznamen „Happy Gilmore“ als Favorit in den Kampf gehen wird, ist fraglos. Dafür spricht seine makellose Bilanz von 15 Siegen, davon acht vorzeitig durch KO, die Qualität der Gegner, die um 118 Plätze bessere Position in der Weltrangliste und der Heimvorteil, denn Chuprakov stammt aus Ekaterinenburg. Trotzdem: Bange machen gilt nicht. „Wir fahren nicht nach Russland, um zu verlieren“, sagt Freudenreich selbstbewusst, der dabei auf die Qualitäten seines Schützlinges verweist. Freudenreich: „Sebastian ist amtierender deutscher Meister und hat mit zehn Siegen ebenfalls eine makellose Weste und mit neun KOs sogar noch einen mehr aufzuweisen als Chuprakov.“
„Ich werde den Titel nach Deutschland holen“, unterstreicht Sebastian Tlatlik den Optimismus seines Trainers. Daran ändert auch die erste Videoanalyse seines Gegners nicht, wobei er anerkennt: „Chuprakov ist sehr, sehr stark, aber eben nicht unschlagbar.“ Er freue sich jedenfalls auf den „sportlichen Vergleich“. Dafür muss sich Tlatlik erstmals für einen Kampf über eine Distanz von zwölf Runden vorbereiten. Eine zusätzliche Herausforderung, da bislang seine Kämpfe meistens auf zehn Runden angesetzt waren, jedoch häufig nach der sechsten Runde endeten.
Mit welcher Taktik sich die beiden Düsseldorfer dem favorisierten Russen stellen, soll in den kommenden Wochen erarbeitet werden. Nur soviel verrät der Freudenreich: „Wenn wir mit dem Training fertig sind, wird Sebastian ein anderer Boxer sein.“

Weitere Hinweise:
• Evgeny Chuprakov, *4. April 1990, Ekaterinburg, Profidebut 1. Dez. 2011, Linksausleger (Quelle: boxrec.com)
• Sebastian Tlatlik, *26. Mai 1982, Bytom (Polen), Profidebut 23. März 2014, Linksausleger (Quelle: boxrec.com)
• Ekaterienburg (auch Jekaterinburg), mit rund 1,4 Millionen Einwohner viertgrößte Stadt Russlands, liegt am Uralgebirge
(C) Freudenreich Professional Boxing/Manfred Fammler

Zwei Dinosaurier in China

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Evander Holyfield (57 Kämpfe, 44 Siege, 29 durch KO, 10 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) und Andreas Sidon (56 Kämpfe, 44 Siege, 35 durch KO, 11 Niederlagen, 6 durch KO) sind zwei Dinosaurier des Boxens. Sie kommen aus einer anderen Zeit. Sie sind Wesen, die, schon aufgrund ihres Alters, eigentlich nicht mehr unter den aktiven Boxern weilen dürften. Holyfield ist 53 und Sidon ist 52. Beide aber trotzen standhaft den nachgefolgten Generationen. Sie sind boxerische Relikte aus einer vergangenen Zeit.
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Holyfield, dem ein Platz in der International Boxing Hall of Fame sicher ist, war von 1987 bis 1988 Weltmeister im Cruisergewicht. Er schlug 1990 Buster Douglas in der dritten Runde KO. Vorher, im gleichen Jahr, hatte der Mike Tyson in der zehnten Runde KO geschlagen. So wurde Holyfield Weltmeister im Schwergewicht. Danach schlug er George Foreman und Larry Holmes. Es folgten 1992, 1993 und 1995 seine drei legendären Ringschlachten mit Riddick Bowe. 1996 und 1997 waren seine beiden unvergessenen Kämpfe mit Mike Tyson, in denen er den Mythos Tyson geradezu pulverisierte. Bis heute ist er aktiv und er will immer noch Weltmeister werden.received_1261770330515293
Andreas Sidon ist fast genauso alt wie Holyfield und auch seine Kampfstatistik weist eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der von Holyfield auf. Aber er ist natürlich schon ein anderes Kaliber. Sidon war nie das Supertalent, das von einem Veranstalter aufgebaut und gefördert worden wäre. Er musste sich immer alleine durchschlagen und stieg oft als Außenseiter in den Ring. In seinem zweiten Profikampf 1999 stieg er gegen Nicolay Valuev, der damals in 19 Kämpfen ungeschlagen war, in den Ring. Der Kampf steht zwar als No Contest im Kampfrekord, aber jeder, der dabei war, oder ein Video davon gesehen hat weiß, dass Sidon gewann. Das ist wohl auch der Grund, warum Valuev einem Rückkampf nie zustimmte.
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Sidon war und ist auch boxerisch immer für eine Überraschung gut. Und er ist ein Kämpfer. Persönliche Schicksalsschläge hielten den alleinerziehenden Vater von drei Kindern nicht ab davon, seine Ziele weiter zu verfolgen. Auch als der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB), dessen deutscher Meister im Schwergewicht Sidon war, ihm aus gesundheitlichen Gründen die Lizenz entzog, kämpfte und kämpft er weiter. Seitdem gibt es einen Rechtsstreit zwischen ihm und den Verband. Sidon fordert vom BDB die entgangenen Börsen.
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Sidon ist, wie Holyfield zurzeit in Shanghai in China. Beide sind zu einer Profiboxveranstaltung eingeladen worden. Sidon erklärte kurz vor dem Abflug, dass er mit zweierlei Hoffnungen zum zweiten Mal nach China reist. Zum einen würde er gerne in China als Profiboxer und als Trainer Fuß fassen. Zum anderen will er versuchen, einen Kampf gegen Evander Holyfield zu bekommen. Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Gespräche hierüber. Ein Kampf mit ihm wäre ein würdiger Höhepunkt für die Karriere von Andreas Sidon.
(c) Uwe Betker
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Die ultimativ subjektive Liste 2014

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Boxer des Jahres
Gennady Golovkin (31 Kämpfe, 31 Siege, 28 durch KO) ist zurzeit der beste Mittelgewichtler der Welt. In allen Pound for pound Listen steht er ganz oben. Warum hat kein deutscher Veranstalter ihn unter Vertrag genommen, nachdem Universum Box-Promotion seine Tore geschlossen hatte?

Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Der IBF Cruisergewichtsweltmeister Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) hat sich 2014 mehrfach politisch geäußert und gegen den Völkermord an den Jesiden im Nordirak demonstriert. Das ist nicht nur sehr ehrenwert. Normalerweise äußern sich Profiboxer in Deutschland ja nicht politisch, es sei denn, dass sie ihrer Bewunderung für Wladimir Wladimirowitsch Putin Ausdruck verleihen wollen, oder wenn sie darüber sprechen, dass die Bevölkerung in Russland noch nicht reif sei für eine Demokratie. Dies Engagement vom Hernandez bringt ihm den Titel Boxer des Jahres (ehrenhalber) ein.

Boxerin des Jahres
Özlem Sahin (19 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 1 Unentschieden) wurde am 21.06.2014 Weltmeisterin der WIBF, WBF und GBU im Minimumgewicht. Ohne Veranstalter und ohne Manager erreichte sie dies. Seit 2007 boxt sie nun als Profiboxerin unter wechselnden Trainern. Sie ist ohne Zweifel eine der attraktivsten Boxerinnen der Welt.

KO des Jahres
Habe ich verpasst.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.

Rookie des Jahres (männlich)
Manager Rainer Gottwald verkündete lautstark, sein Schützling Vincent Feigenbutz (19 Kämpfe, 18 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) könne jetzt Arthur Abraham schlagen. Nun, das bezweifle ich schon. Aber Feigenbutz hat einen guten Punch, und mit einem Mehr an Technik kann der Karlsruher noch weit kommen. Er ist auch seit kurzem bei Sauerland Event unter Vertrag.

Rookie des Jahres (weiblich)
Die Weltergewichtlerin Ornella Domini (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO) aus der Schweiz hat zwar erst 8 Kämpfe bestritten, ist aber bereits auf Position 6 der unabhängigen Weltrangliste – und das ohne Titelkampf.

Ringrichter des Jahres
Manfred Küchler vom BDB. Bereits am 14.10.2011 hatte er einem Heimboxer, nämlich Alexander Petkovic, eine Niederlage erspart, indem er beherzt eingriff. Am 26.07.2014 wurde er nun noch zum Wiederholungstäter. Er sorgte nämlich dafür, dass Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO), die von Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) ganz regelkonform KO geschlagen worden war, doch ihren WM Titel behalten durfte. Das schaffte er, indem er kurzerhand die Siegerin disqualifizierte.
Ich möchte hier noch mal bemerken, dass es mir persönlich absolut schleierhaft ist, wieso der Bund Deutscher Berufsboxer einen solchen Mann, der offensichtlich das Boxen so sehr hasst, dass er immer wieder versucht, dessen Glaubwürdigkeit zu zerstören, in seinen Reihen duldet. Manfred Küchler vom BDB gebührt eigentlich nicht der Titel Ringrichter des Jahres, sondern wohl eher skandalösester Ringrichter aller Zeiten oder schlechtester Ringrichter aller Zeiten.

Absteiger des Jahres (männlich)
2014 war für Robert Stieglitz (52 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ein Seuchenjahr. Erst verlor er den Rückkampf gegen Arthur Abraham und war damit auch seinen WBO Titel im Super Mittelgewicht los. Und dann erreichte er gegen Felix Sturm nur ein Unentschieden.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Elina Tissen (20 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen) bestritt im Oktober 2013 erst einen Kampf ohne sanktionierenden Verband, den sie gewann. 2014 boxte sie nur einmal. Sie gewann auch wieder. Ihre Gegnerin kam mit einem Rekord von 9 Kämpfen, 4 Siegen, 4 Niederlagen und ein Unentschieden in den Kampf. Das war dann auch noch ein WM Kampf im Federgewicht nach Version WIBF und GBU. – Ich werde mich ehrlich bemühen, nie wieder über diese Frau zu schreiben, die sich selber Maschine nennt.

Aufsteiger des Jahres (männlich)
Der Weltergewichtler Robert Tlatlik (16 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO) schickt sich an, in die europäische Spitze vorzustoßen.

Aufsteiger des Jahres (weiblich)
Nicole Wesner – Leichtgewicht – 9 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, bereits Weltmeisterin der WIBF und WBF, Nummer 8 der unabhängigen Weltrangliste – Was soll ich mehr schreiben?

Aussteiger des Jahres (männlich)
Markus Tomala (11 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen) erklärte mir vor ein paar Monaten, er sei noch im Training und warte auf Kämpfe. Aber ich habe den Verdacht, dass er nie wieder in den Ring steigt. Seinen letzten Kampf bestritt Tomala am 16.12.2012. In ihm zeigte er, was aus ihm hätte werden können. Ich habe dem Düsseldorfer Schwergewichtler locker zugetraut, Deutscher Meister zu werden. Auch eine Europameisterschaft traute ich ihm zu. Man mag mich für einen Träumer halten, aber sogar einen heißen Tanz mit einem der Klitschkos habe ich für möglich gehalten. Schade!

Aussteiger des Jahres (weiblich)
Die Federgewichtlerin Goda Dailydaite (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) boxte 2013 zum letzten Mal. Sie verlor gegen Ina Menzer (31 Kämpfe, 30 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) in deren Abschiedskampf. Offensichtlich konzentriert sie sich jetzt auf ihr Lehramtsstudium.

Veranstalter des Jahres
Veranstalter des Jahres kann nur sehr schwer ein großer Veranstalter mit TV Vertrag werden. Die Großen bekommen viel Geld für ihre Veranstaltungen, aber häufig wirken ihre Shows billig und die Gegner ihrer Boxer sehen schlecht aus. Offensichtlich verschwindet einfach zu viel Geld in den Taschen der Veranstalter, die dann eben zu wenig Geld für ihre Veranstaltungen ausgeben. Da lobe ich mir die vielen Kleinen, die mit viel Mut, viel Enthusiasmus und Liebe – und wenig Geld – veranstalten.
Drei möchte ich hier stellvertretend für viele andere nennen: Benedikt Poelchau, Patrick Driessen, Timor Khalil und Peter M. Pospichal.
Der Veranstalter Benedikt Poelchau ist erneut Veranstalter des Jahres geworden. Zwar veranstaltet er nur selten, aber wenn, dann richtig gut. Seine Show im Volkshaus in Zürich, am 30.08.2014 war einfach vorbildlich. An Poelchau sollten sich die großen und mit TV-Verträgen ausgestatteten Promoter ein Beispiel nehmen. Noch besser wäre es aber, wenn ein Fernsehsender seine Show übertragen würde.

Veranstaltung des Jahres
Die Veranstaltung im Volkshaus in Zürich am 30.08.2014 von Benedikt Poelchau war so gut, dass einer dieser ewigen Nörglern nur bemängeln konnte, dass bei seiner Show die Nummerngirls zu schnell waren.

Boxevent des Jahres
Diese Kategorie sollte ich eventuell ganz streichen. Wenn es nämlich ein Event, also eine Großveranstaltung, nicht schafft, Veranstaltung des Jahres zu werden, warum sollte man ihr dann noch den Trostpreis „Boxevent des Jahres“ zukommen lassen, nur weil die Veranstalter viel Geld dafür bekommen haben?

Fehlentscheidung des Jahres
Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) hat Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) absolut regelkonform KO geschlagen. Der Ringrichter Manfred Küchler vom BDB hat seiner Verachtung für den Sport und das Publikum Ausdruck verliehen, indem er Mathis disqualifizierte. Dass die Entscheidung später in ein No Contest umgewandelt wurde, ändert nichts an dem Skandal.

Trainer des Jahres
Fritz Sdunek (geb. am 18. April 1947 in Lüssow – gest. am 22. Dezember 2014 in Hamburg). Der große Fritz ist tot. Wie kein anderer verkörperte er den Trainer, der bei und mit seinen Schützlingen war. Man hatte nie den Eindruck, dass er seine Boxer als Mittel zum Zweck des Geldverdienens sah. Er war vielleicht der beste und ehrlichste deutsche Trainer aller Zeiten.

Entgleisung des Jahres
Die Entgleisung des Jahres ist eigentlich nichts weiter als eine unglaublich ehrliche Reaktion. Als Ulli Wegner auf der Pressekonferenz mitgeteilt wurde, was der ARD Experte Henry Maske über den Sieg von Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) über Firat Arslan (44 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) gesagt hatte, war er empört. Wegner polterte: „Dass Henry von einem Fehlurteil spricht, ist eine Schweinerei von ihm. Wer das so sieht, der kann nicht mehr mein Freund sein.“

Boxkampf (männlich) des Jahres
fand nicht in Deutschland statt.

Boxkampf (weiblich) des Jahres
Özlem Sahin (18 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden) bestritt am 21.06.2014 ihren ersten WM Kampf. Es ging um die WIBF, WBF und GBU Titel im Minimumgewicht. Eindrucksvoll besiegte sie Thuion Thanyathada alias Buangern OnesongchaiGym (18 Kämpfe, 11 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden). Von Runde zu Runde stärker werdend, schickte sie ihre Gegnerin in der sechsten Runde nach einer längeren Kombination zu Boden. Wieder auf den Beinen, deckte Sahin sie weiter mit Schlägen ein, unter denen Thanyathada zusammenbrach und ausgezählt wurde. – Ein großartiger Kampf von eine großartige Weltmeisterin.

Comeback des Jahres (männlich)
Graciano Rocchigiani versucht sein Comeback. Nachdem 2012 bekannt wurde, dass er sein komplettes Vermögen durchgebracht hat und Hartz IV bezieht. Nun betreibt er ein eigenes Box Gym.

Comeback des Jahres (weiblich)
2013 musste Rola El Halabi (15 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) bei ihrem Comebackkampf, nachdem sie sich von ihren Verletzungen erholt hatte, eine bittere Niederlage einstecken. Damals zeigte sie sich als große und faire Verliererin. Mittlerweile ist sie die Nummer 6 in der unabhängigen Weltrangliste im Junior Weltergewicht und Weltmeisterin der Verbände WIBF, WIBA und UBF.

Bester Show Act des Jahres
Was ist besser als Nummerngirls? – Nummerngirls und Gogo-Tänzerinnen oder Sambatänzerinnen. Auf der Veranstaltung von Patrick Driessen, am 08.11.2014 in Voerendaal bei Heerlen, gab es nicht nur gutes Boxen zu sehen, sondern auch Gogo-Tänzerinnen. Wieso gibt es eigentlich nicht auf allen Profiboxveranstaltungen Gogo-Tänzerinnen?

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Mittelgewichtler Istvan Szili (20 Kämpfe, 18 Siege, 7 durch KO, 2 Unentschieden) könnte innerhalb eines halben Jahres Weltmeister werden. Absolut unverständlich warum kein deutscher Veranstalter mit TV-Vertrag den sympathischen, deutsch sprechenden und klasse boxenden Szili unter Vertrag nimmt. Aber vielleicht sind es ja genau diese drei Eigenschaften, die man nicht haben will.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Melanie Zwecker (6 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) ist eine Federgewichtlerin aus Karlsruhe, die sich innerhalb ihrer zwei Jahre als Profi sehr schnell entwickelt hat. In ihrem letzten Kampf wurde sie World Boxing Federation International Champion. Wenn sie sich weiter in dem Tempo entwickelt, traue ich ihr Ende 2015 einen WM Titel zu.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Der Berliner Mittelgewichtler Arthur Hermann (15 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage) wird hier meist übersehen, schlicht weil er in London lebt und trainiert und vor allem in Großbritannien boxt. Hermann ist jedoch ein Mann mit Potential.

Boxkampf, den wir 2015 sehen wollen (männlich)
Schön wäre, wenn der WBA Weltmeister im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer (47 Kämpfe, 45 Siege, 33 durch KO, 2 Niederlagen) mal wieder gegen einen halbwegs guten Boxer antreten würde. Zsolt Erdei (35 Kämpfe, 34 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage), der von 2004 bis 2009 Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht war, wäre da eine gute Wahl.

Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (weiblich)
Wenn es einen Rückkampf geben muss, dann den zwischen Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) und Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO).
© Uwe Betker

Written by betker

30. Dezember 2014 at 23:59

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Nachdenken über Hagen Döring

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Erst war es nur ein Gerücht, und dann kam am 10. Juli sehr schnell die Bestätigung, dass Hagen Döring nicht mehr Mitarbeiter von Sauerland Event ist. „Sauerland Event bestätigt die Trennung von Hagen Döring!“, so die Stellungsname des ehemaligen Arbeitgebers. Angeblich musste er kurzfristig seinen Schreibtisch räumen und sein Mobiltelefon abgeben. Auch von einem Hausverbot ist die Rede. Sein Gehalt bekommt er angeblich bis zum Ende des Jahres weiter bezahlt. Man kann davon ausgehen, dass die Entlassung wohl nicht direkt im Zusammenhang steht mit dem Niedergang und dem drohenden Verlust des TV Vertrags von Sauerland. Wäre das der Fall, so würde man Döring doch bis zum Ende des Jahres für sein Gehalt auch arbeiten lassen. Offensichtlich gibt es andere Gründe für seinen Rauswurf.
Döring kam zum 01.08.2002 zu Sauerland. Er sollte Jean-Marcel Nartz ersetzen. Er war Amateurboxer und wurde Deutscher Meister der Junioren und Vizemeister bei den Senioren. Nach seinem Jurastudium war er Referent von Norbert Blüm, dem ehemaligen Bundesarbeitsminister. Wilfried Sauerland sagte damals über ihn: „Ich schätze die menschliche und fachliche Seite von Hagen Döring sowie seine Liebe zum Boxsport.“
Wieso also wird dem fachlich und menschlich so geschätzten Mitarbeiter nun der Stuhl vor die Türe gestellt? Sauerland und Döring halten sich bedeckt: Wenn man aber diejenigen, die doch gewöhnlich immer gut informiert sind, fragt, dann fällt immer wieder ein Name: Zastrow. Die Gebrüder Zastrow schicken sich nun an, offiziell ins Boxgeschäft einzusteigen. Ihre beiden besten Boxer dürften der Junior Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (14 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO) und der Schwergewichtler Erkan Teper (13 Kämpfe, 13 Siege, 9 durch KO) sein. Hinzu kommen noch einige Nachwuchsboxer.
Sollte an diesem Zusammenhang etwas dran sein, dann würde das allerdings kein sonderlich gutes Licht auf Döring werfen. Davon kann auch nicht ablenken, dass die Lichtgestalt des deutschen Boxens, Henry Maske, ihn tatkräftig unterstützt. Döring war schließlich unter Vertrag bei Sauerland Event und es steht zu vermuten, dass in seinem Vertrag auch drinsteht, dass er nicht für andere Veranstalter tätig sein darf. Somit hätte er mutwillig seinen Vertrag gebrochen und seinen Arbeitgeber Sauerland betrogen. – Aber wie schon gesagt, wenn die Gerüchte denn richtig sind.
Es wird auch betont, dass Herr Döring erst mit Z! Promotion zusammenarbeitet, seit er die interne Kündigung erhalten hat. Dann wäre natürlich interessant zu wissen, wann diese Kündigung nun erfolgt ist. Seit Mitte letzten Jahres war nämlich kursierte das Gerücht über die Tätigkeit von Döring für Zastrow. Immer wieder wurde er vor dem Beginn von Zastrow Veranstaltungen gesichtet. Einige Kollegen hat er gebeten, das nicht zu veröffentlichen, mit dem Hinweis, er sei privat da oder er habe nur jemandem einen Gefallen getan usw.
Ob sein Vertragsbruch – oder kann man sagen, sein Hintergehen von Sauerland Event? -, so er denn stattgefunden hat, juristisch zu beweisen ist, ist vermutlich eher unwahrscheinlich. Auch vor Schadenersatzforderungen dürfte er somit sicher sein. Eigentlich müsste er sogar noch regelmäßig bei Sauerland Event vorbei gehen, denn er ist immer noch Vorstand der Boxabteilung von Hertha BSC.
Von der anderen Seite aus gesehen, macht es für die Gebrüder Zastrow durchaus Sinn, sich gerade Hagen Döring ins Boot zu holen. Er ist schließlich ein erfahrener Matchmaker mit exzellenten Kontakten auf der ganzen Welt.
Man könnte aber natürlich auch hingehen und Döring für den Niedergang von Sauerland Event persönlich verantwortlich machen. Schließlich war er der Matchmaker und damit ist er verantwortlich für Kampfpaarungen, die keiner sehen wollte. Er war es auch, der immer dieselben devoten und willfährigen Punkt- und Ringrichter eingeladen hat, die dann dafür sorgten, dass die Sauerland Boxer auch solche Kämpfe gewannen, die sie verloren hatten. Damit aber wurde die Glaubwürdigkeit des Boxens nachhaltig beschädigt. Folgt man dieser Argumentation, so ist er tatsächlich persönlich der Hauptverantwortliche für den Verlust des TV Vertrags mit der ARD.
Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass Hagen Döring schon bald wieder an deutschen Boxringen zu sehen sein wird. Und dann wird er wohl nicht erklären, er sei eigentlich gar nicht da, er sei hier nur ganz privat oder wolle nur jemandem einen Gefallen tun. Vermutlich wird er dann auch nicht darum bitten, dies nicht zu verbreiten. Es wird sich zeigen, ob dann Henry Maske und die Gebrüder Z an seiner Seite sein werden.
© Uwe Betker

Die junge Garde von SES Boxing in Potsdam

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In der schönen und neuen MSB Arena in Potsdam konnten 3.000 Zuschauer eine Show von SES Boxing sehen, in der einige Boxer antraten, die vermutlich die Zukunft des deutschen Profiboxens verkörpern. Im Publikum war viel Prominenz aus Sport, Musik und Politik. Am Ring saßen unter anderen der Ministerpräsident des Landes Brandenburg Matthias Platzeck und SPD Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier.
Den Anfang machte der Supermittelgewichtler Dario Bredicean, der sein Profidebüt gab. Der aus Fort Myers USA stammende Bredicean hatte dort einige Amateurkämpfe bestritten, bevor er von Axel Schulz entdeckt wurde, der ihn jetzt auch managt. Bevor Bredicean zum Ring ging, wurde eine Videogrußbotschaft von Heino gezeigt, in der er ihm Glück wünschte. Dazu passte auch die Einmarschmusik, ein von Heino gesungenes Lied. Sein Gegner war Vladimir Fecko (62 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO, 55 Niederlagen, 27 durch Ko, 3 Unentschieden)aus der Tschechischen Republik. Fecko ist seit Jahren ein beliebter Aufbaugegner. In der Vergangenheit stand er u.a. schon mit Alexander Sipos, Alexander Abraham, Dirk Demski und Michel Trabant im Ring und bringt dementsprechend viel Erfahrung mit.
Die Qualität eines Boxers ist nur sehr selten an seinem Profidebüt abzulesen. Entsprechend wenig kann ich auch über den Rechtsausleger Bredicean sagen. Er dominierte den Kampf. Seine Führhand hielt er lässig tief und sein linker Cross war sein bester Schlag. Alle Punktrichter werteten 40:36 für den 19jährigen Bredicean.
Im zweiten Kampf des Abend trafen Nicole Wesner (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Helga Petukov (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 durch KO) aufeinander. Die Begegnung fand im Leichtgewicht statt. Es war eine sehr einseitige Angelegenheit. Wesner war sehr viel stärker als die Ungarin. Immer wieder traf sie mit 1-2-Kombinationen. Ende der ersten Runde ging Petukov in ihrer eigenen Ecke zu Boden.
In der darauffolgenden Runde unterbrach der Ringrichter Klaus Griesel die erste Aktion und nahm aus mir unerfindlichen Gründen Petukov aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 0:21 Minuten Nicole Wesner.
Im nächsten Kampf boxten im Junior Weltergewicht Felix Lamm (6 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage) und Nico Schröder (17 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch Ko, 10 Niederlagen 7 durch KO, 1 Unentschieden)gegeneinander. Schröder ist amtierender deutscher Meister der GBA im Leichtgewicht. Der 23jährige Lamm war allerdings der bessere Boxer. Er hielt seine Fäuste niedrig – das ist wohl im Augenblick Mode – und boxte unspektakulär systematisch. Umso spektakulärer war dann sein kurzer linker Kopfhaken, der seinen Gegner am Ende der zweiten Runde fällte. Sieger durch KO in Runde 2 nach 2:22 Minuten: Felix Lamm.
Im vierten Kampf des Abends boxten im Mittelgewicht Ronny Mittag (20 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) und Rabie Ben Lakhbhar Inoubli (15 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO)gegeneinander. Mittag war überlegen, und er boxte auch überlegen. Er ging schön zum Körper und stellte seinen Gegner immer wieder an den Seilen. Inoubli verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte mit als Innenhand geschlagenen Schwingern zu punkten. Am Ende feierte er die Tatsache, dass er das Ende der sechsten Runder erreicht hatte, als einen Sieg. Die Punktrichter werteten 60:54, 60:54 und 60:55 für Mittag.
Im nachfolgenden Kampf ging es um die vakante Deutsche Meisterschaft der GBA im Weltergewicht. Hier trafen Mathias Zemski (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) und Stefan Schröder (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO)aufeinander. Am Anfang war der Kampf dieser beiden noch eine muntere Keilerei, die den Zuschauen Spaß machte. Dann wandelte sich das Geschehen immer mehr zu einem ermüdenden Geklammer zweier sehr müder Boxer. Schröder, der Mann mit der größeren Reichweite und dem härteren Puncher, benutzte seine Führhand zu wenig. Zemski, der kleinere Mann und vermutlich bessere Boxer, arbeitete nicht in der Halbdistanz und im Infight. Je länger der Kampf dauerte umso häufiger klammerten sich die beiden aneinander, wenn sie sich nicht gerade zu Boden schubsten, rangen, sich beim Ringrichter beschwerten, sich über die Seile zu werfen versuchten oder was man sonst noch so macht. Es wurde viel ermahnt und die verschiedensten Punkte abgezogen. Am Ende torkelte Schröder nur noch durch den Ring und ging immer wieder vom Schwung seiner Schläge zu Boden. Trotzdem sah die Mehrheit der Punktrichter ihn vorne (92:97, 95:92 und 95:92): In meinen Augen ein groteskes Fehlurteil.
Der folgende Kampf entschädigte, obwohl er nur 2:24 Minuten dauerte, dann aber wieder für den vorangegangenen. Der Supermittelgewichtler Moritz Stahl (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO)setzte seine Sieges- und KO-Serie weiter fort. Sein Gegenüber, der nicht schlechte Aufbaugegner Ratislav Kovac (47 Kämpfe, 26 Siege, 9 durch KO, 20 Niederlagen, 13 durch KO, 1 Unentschieden), hatte nicht den Hauch einer Chance. Strahl, eigentlich Islam Nusaevich Suleymanov, schickte bereits am Anfang der Runde, mit einer schönen Links-Rechts-Kombination, seinen Gegner in dessen Ecke zu Boden. Hiernach jagte er ihn, sehr unaufgeregt durch den Ring. Ein Körpertreffer schickte Ratislav in die Seile, wo er später dann, ohne sichtbare Schlagwirkung zu Boden ging. Der Ringrichter brach den ungleichen Kampf ab.
Der vorletzte Kampf des Abends, zwischen Domenic Bösel (11 Kämpfe, 11 Siege, 4 durch KO) und Harut Sahakyan (7 Kämpfe, 5 Sieg, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden), war wieder ein Titelkampf, u.z. ging es um die Jugendweltmeisterschaft der WBO im Halbschwergewicht. Bösel dominierte den Kampf. Sein technisch sauberes Boxen, sein Reichweitenvorteil und seine gute Führhand drückten dem Kampf seinen Stempel auf. Immer wieder stellte er Sahakyan an den Seilen. Dieser versuchte mit Haken zum Ziel zu kommen. Nach der fünften Runde verflachte der Kampf ein wenig. Bösel spürte, dass er nicht vorzeitig gewinnen konnte und boxte seine Stiefel runter, um seinen ersten Titel zu erringen. Sahakyan seinerseits merkte, dass es nicht sein Abend war und schaltete einen Gang runter. In der zehnten und letzten Runde erhöhte Bösel noch einmal den Druck, aber für einen vorzeitigen Erfolg war es schon zu spät. Sein Punktsieg war sehr deutlich. Die Punktrichter werteten 100:90, 100:90 und 99:91.
Vor dem Hauptkampf des Abends habe ich mich, offen gesagt, gefragt: Wie kann man nur so eine Gegnerin holen? Als Gegnerin von Ramona Kühne (21 Kämpfe, 20 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch Ko), die immerhin amtierende Weltmeisterin der WBO, WBF und WIBF im Super Federgewicht ist, trat die Brasilianerin Halanna Dos Santos (19 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO) an, die Nummer 41 der unabhängigen Weltrangliste. Von ihren letzten 8 Kämpfen verlor sie 4. Ihre 4 Siege errang sie drei gegen Gegnerinnen, die gegen sie ihr Profidebüt gaben. Und einmal trat sie gegen eine Frau an, die vorher nur ein einziges Mal als Profi im Ring gestanden und dann auch noch verloren hatte.
Die Wahl der Gegnerin erwies sich aber erstaunlicherweise als gut. Dos Santos war, wie zu erwarten, technisch limitiert. Mehr als ein wenig Führhand und Schlaghand hatte sie nicht im Repertoire. – Ihre Haken schlug sie immer als Innenhand und holte dabei noch recht weit aus. Dennoch war sie die richtige Gegnerin für Kühne, denn diese bestritt nach einer einjährigen Zwangspause – sie hatte sich das Knie verletzt – ihren ersten Kampf. Kühne war ohne Zweifel Herrin im Ring. Sie gewann auf meinem Punktzettel jede Runde, aber es war ihr ihre Auszeit anzumerken. Es fehlte ihr an Explosivität. Ihr Timing war häufig nicht richtig. Sie stand oft zu nahe oder zu weit links an der Gegnerin. Sie hatte offensichtlich Ringrost angesetzt. Dementsprechend war ihr Erfolg nicht mehr als ein Arbeitssieg. Es war ein ungefährdeter und sehr eindeutiger, aber doch ein Arbeitssieg, der allerdings nach ihrer Verletzung sehr wichtig war. Die Punkrichter werteten 100:90, 100:90 und 99:91.
Mein Fazit der Veranstaltung: Auf Dario Bredicean, Felix Lamm, Moritz Stahl und Domenic Bösel werde in Zukunft achten, denn eventuell gehört ihnen ja die Zukunft.
© Uwe Betker