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Posts Tagged ‘Enad Licina

Eine wirklich gute Veranstaltung

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Die ca. 5.000 Zuschauer fassende Fraport Arena in Frankfurt war nicht gut gefüllt. Die Oberränge waren geschlossen, eine Seite war gesperrt und der Rest war auch nicht voll. Angeblich haben 3.000 den Weg in die Halle gefunden. In diesem Fall ist das bedauerlich! Sauerland Event hatte nämlich eine wirklich gute Veranstaltung auf die Beine gestellt.
Dabei fing es eher enttäuschend an. Der ungeschlagene deutsche Cruisergewichtler David Graf bekam es im ersten Kampf des Abends mit Paul Morris aus Großbritannien zu tun. Graf, von dem es vorher hieß „Graf mag es gerne schnell!“, konnte den zwar auf sechs Runden angesetzten Kampf einstimmig nach Punkten für sich entscheiden, aber er überzeugte nicht. Morris (12 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) zwang Graf (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO), zum ersten Mal in seiner Profikarriere über die volle Distanz zu gehen. Es schien fast so, als wäre Graf überrascht gewesen, dass sein Gegner nicht umfiel. Für die boxerische Entwicklung von Graf war diese Erfahrung bestimmt wichtig. Für die Zuschauer war der Kampf aber eher langweilig.
Obwohl der zweite Kampf des Abends einen auch nicht vom Stuhl gerissen hat, war er aber doch sehr viel interessanter. Angekündigt wurde, dass der Sieger des Kampfes gegen den Sieger von Hernandez gegen Cunningham antreten dürfe. Das war natürlich ein Scherz. Der Pole Lukasz Rusiewicz (22 Kämpfe, 10 Siege, 3 durch KO, 12 Niederlagen 1 durch KO) wäre ein geradezu grotesk unwürdiger Herausforderer. Und selbst wenn er denn gewonnen hätte, wäre er damit niemals auf eine Weltranglistenposition gerutscht, die die Sanktionierung durch den Verband IBF gerechtfertigt hätte. Es ging also lediglich darum, dass Troy Ross (27 Kämpfe, 25 Siege, 16 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) aus Kanada noch einmal gewinnt.
Ross, der am 05.06.2010 durch TKO gegen Cunningham einen WM Kampf verloren hatte, entledigte sich seiner Aufgabe pflichtgemäß. Nach dem Kampf erklärte er mir, dass es nur darum gegangen sei zu gewinnen und keine Verletzung zu bekommen. Er hatte Rusiewicz zweimal hart getroffen und gemerkt, dass dieser nicht schnell umfällt. Daraufhin hat sein Trainer ihn immer ermahnt mit Kopf und mit so wenig Risiko wie möglich zu boxen. Für den Zuschauer war es interessant sich vorzustellen, wie der mit 182 cm doch recht kleine Ross sich wohl gegen Hernandez oder Cunningham schlagen würde. Ross gewann also den Achtrunder einstimmig nach Punkten.
Der dritte Kampf war die Europameisterschaft im Halbschwergewicht. Es boxten Vyacheslav Uzelkov (27 Kämpfe, 25 Siege, 16 durch KO, 2 Niederlagen) aus der Ukraine gegen Eduard Gutknecht (23 Kämpfe, 22 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage) aus Deutschland. Es handelte sich hier um eine richtige Europameisterschaft, sanktioniert von der Europäischen Box Union, und nicht um eine dieser Pseudo-Europameisterschaften, bei der jeder boxen darf. Das merkte man der Qualität des Kampfes auch an. Gutknecht zeigte in seiner Pflichtverteidigung eine große Leistung, die nicht alle ihm zugetraut hätten. Gutknecht hielt nicht nur dem enormen Druck von Uzelkov stand und punktete mit schönen Kontern. Im Laufe des Kampfes bestimmte er sogar mehr und mehr das Geschehen im Ring. Je länger der Kampf dauerte, umso einseitiger wurde er. In den letzten Runden schien es fast so, als ob Gutknecht, der wirklich kein Puncher ist, sogar noch den KO suchen würde. Gutknecht gewann beeindruckend einstimmig nach Punkten.
Die nächste Begegnung war die IBF-Weltmeisterschaft im Cruisergewicht zwischen dem Herausforderer und vormaligen Weltmeister Steve Cunningham (27 Kämpfe, 24 Siege, 12 durch KO, 3 Niederlagen) und dem Titelverteidiger Yoan Pablo Hernandez (26 Kämpfe, 25 Siege, 13 Siege, 1 Niederlage, 1 durch KO). Den Kampf verdankt die Boxwelt der IBF, die einen Rückkampf angeordnet hatte, nachdem Cunningham am 01.10.2011 unter zumindest etwas dubiosen Umständen seinen Titel an Hernandez verloren hatte. Der Hauptakteur des ersten Kampfes, Prof. Dr. Dr. Walter Wagner, Facharzt für Allgemeine Chirurgie in Bayreuth, war bei diesem Kampf auf Druck von Cunningham, nicht als Ringarzt bestellt. Mit diesem Kampf haben wir eine großartige Ringschlacht gesehen. In den ersten Runden versuchte Cunningham offensichtlich, der Linken, also der Schlaghand von Hernandez aus dem Weg zu gehen. In der vierten Runde kam Hernandez dann aber mit einem harten kurzen linken Kopfhaken durch, und der US-Amerikaner ging schwer zu Boden. Kaum stand er wieder, musste er erneut runter. In den verbleibenden 35 Sekunden war er nur noch damit beschäftigt, den Gong zu erreichen. Es gibt vermutlich kaum einen Cruisergewichtler der Welt, der dies gegen den Kubaner in einer solchen Verfassung geschafft hätte. Wie schon des Öfteren in seiner Karriere, kam Cunningham nach diesem Niederschlag stärker wieder zurück in den Kampf. Die folgenden Runden waren bis zur letzten Sekunde spannend. Am Ende gewann Yoan Pablo Hernandez verdient und einstimmig nach Punkten. Der offensichtlich beste Cruisergewichtler der Welt besiegte den wohl zweitbesten der Welt.
Die folgende Europameisterschaft, ebenfalls im Cruisergewicht, hatte Ähnlichkeit mit einer öffentlichen Schlachtung. Der aus Serbien stammende Lokalmatador Enad Licina (24 Kämpfe, 21 Siege, 11 durch KO, 3 Niederlagen) hatte gegen den Russen Alexander Alekseev (24 Kämpfe, 22 Siege, 20 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) nicht die geringste Chance. Licina, hinter seiner Doppeldeckung agierend, war einfach zu statisch, um Alekseev in Gefahr zu bringen. Vielmehr kassierte er Treffer um Treffer. Die Verkündung des einstimmigen Punktsieges war reine Formsache. Licina muss sich jetzt fragen, welche boxerischen Ziele er noch erreichen kann, nachdem er eine Niederlage in einem WM-Kampf, am 12.02.2011 gegen Cunningham, und nun in einem EM-Kampf einstecken musste.
Den letzten Kampf des Abend bestritten Michael Simms (40 Kämpfe, 22 Siege, 14 durch KO, 16 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) aus den USA und Mateusz Masternak (24 Kämpfe, 24 Siege, 18 durch KO) aus Polen. Der als KO-Sensation angekündigte Masternak hatte mit dem Überlebenskünstler Simms, ganz klar seine Schwierigkeiten. Er sah gegen den Routinier regelrecht durchschnittlich aus. Dass der Kampf in der vierten Runde abgebrochen wurde, hat er nicht seiner Schlaghärte zu verdanken, sondern lediglich einer engen Regelauslegung durch den Ringrichter Gerhard Sigl. Masternak hatte Simms an den Seilen gestellt und mit einem Schlaghagel eingedeckt, der aber nur die Deckung traf. Der Ringrichter brach den Kampf ab, weil Simms auf die Schläge nicht mit einer eigenen Aktion geantwortet hatte. Ich persönlich hätte dem Kampf noch gerne etwas länger zugesehen.
Sauerland Event hat eine wirklich gute Veranstaltung auf die Beine gestellt. Es gab interessante und spannende Paarungen und sogar einen richtig phantastischen Kampf zu sehen. Was will man mehr? ! – Nun, vielleicht noch einen schönen KO in einem der Hauptkämpfe. Aber als Veranstalter kann man hoffentlich eben doch nicht alles planen.
© Uwe Betker

Zwei bemerkenswerte Kämpfe

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Wann konnte man sich schon mal auf das Vorprogramm eines Klitschko in Deutschland freuen, weil hier eine viel versprechende Begegnung angekündigt war ? Ich jedenfalls kann mich nicht erinnern. Tatsächlich hatte ich für meinen Teil abgespeichert, dass bei hiesigen Auftritten der Klitschkos das Vorprogramm immer nur grottenschlecht ist. Und nun soll es vor dem Aufeinandertreffen von Vitali Klitschko und Odlanier Solis nicht nur einen bemerkenswerten Kampf geben, sondern sogar gleich zwei Boxkämpfe, die wirklich interessant zu werden versprechen.
Der in Tirana, Albanien geboren Schwergewichtler Nuri Seferi (35 Kämpfe, 29 Siege, 18 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) ist die Nummer 71 der unabhängigen Weltrangliste. Der in der Schweiz lebende „Albanian Tyson“ hatte es bereits mit Denis Bakhtov, Taras Bydenko, Marco Huck und Herbie Hide zu tun bekommen. Zwar konnte er gegen sie alle nicht gewinnen, aber er lieferte ihnen jedes Mal einen guten Kampf. Jetzt ist ein Aufeinandertreffen mit Jozsef Nagy (33 Kämpfe, 24 Siege, 15 durch KO, 9 Niederlagen, 6 durch KO), der Nummer 139 der unabhängigen Rangliste, angekündigt. Der in Debrecen (Ungarn) geborene „Hangman“ kämpfte schon gegen Denis Inkin und Alexander Frenkel. Seferi und Nagy haben wohl nicht das Zeug jemals in Reichweite eines WM-Kampfes zu kommen, aber sie sind solide Boxer. Der Kampf der Beiden verspricht spannend zu werden.
Dann boxen noch im Cruisergewicht Ola „Kryptonite“ Afolabi (20 Kämpfe, 15 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen, 3 Unentschieden) und Lubos Suda (28 Kämpfe, 23 Siege, 15 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) gegeneinander. Afolabi ist bereits die Nummer 7 und Suda die Nummer 34 der unabhängigen Weltrangliste. Afolaby aus London war einer der Sparringspartner von Klitschko, was auch wohl bedeutet, das Klitschko sich auf einen sehr schnellen und beweglichen Solis vorbereitet hat. Der Tscheche Sudo boxte schon gegen Firat Arslan, Enad Licina, Juan Manuel Garay und Steve Herelius, wobei er gegen Arslan und Garay gewann. Es ist zu erwarten, dass der Gewinner dieses Kampfes, hier geht es um den Interkontinental Titel der WBO, wohl bald WM-Herausforder werden dürfte.
© Uwe Betker

Ein Kaugummi am Absatz

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Ein guter Freund wies mich in einer Email darauf hin, dass von mir unbemerkt der spanische Punktrichter Manuel Oliver Palomo wieder in Deutschland und wieder auf einer Veranstaltung von Sauerland Event aktiv war. Dabei drängte sich mit sogleich die Vorstellung eines Kaugummis am Absatz auf.
Es handelte sich bei diesem Punktrichter nämlich um genau den Manuel Oliver Palomo, der am 18.12.2010 allen Ernstes Muamer Hukic alias Marco Huck gegen Denis Lebedev mit 115-113 in seiner Wertung vorne hatte. Bei jenem Auftritt damals fungierte er als Punktrichter der WBO. Am 12.02.2011 trat er nun als Punktrichter der IBF im Kampf zwischen Steve Cunningham und Enad Licina auf. Auch diesmal punktete er 115-113. Jetzt entschied er sich aber glücklicherweise für die richtige Seite. Ich frage mich nun aber, ob ein Veranstalter wie Sauerland Event, der schließlich nicht weniger ist als einer der mächtigsten der Welt, nicht auch ein gewisses Mitspracherecht bei den Punktrichtern hat.
Wenn ich richtig informiert bin, fliegt ein Punktrichter in der Business Class zu der jeweiligen Veranstaltung. Er wohnt in einem Vier Sterne Hotel. Und er bekommt eine Aufwandsentschädigung von 500 Dollar. All das bezahlt der Veranstalter. Das heißt auch, dass zumindest ein Teil von dem, was die Auftritte von Herrn Manuel Oliver Palomo in Deutschland kosten, durch die Rundfunkgebühren der Fernsehzuschauer finanziert wird. Da darf man sich doch wohl schon fragen, wie ein seriöser Veranstalter einen Punktrichter akzeptieren kann, der sich so diskreditiert und das Boxen so beschädigt hat?
© Uwe Betker

Mülheimer Nachlese (2)

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5. Kampf im Mittelgewicht über 8 Runden: Joe Rea (Großbritannien) vs. Dominik Britsch (Deutschland): Sieger Britsch (einstimmig) nach Punkten
Dominik Britsch (jetzt 21 Kämpfe, 21 Siege, 7 durch KO) hat mich richtig beeindruckt. Sein Gegner, der Nordire Joe Rea (jetzt 11 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden), war ein sehr zäher Gegner, der sich wirklich bemühte, es ihm schwer zu machen. In diesem Kampf zeigte sich dann, warum sein Trainer Ulli Wegner so große Stücke auf Britsch hält. Besonders gefallen hat mir, wie er zum Körper arbeitet. Seine Körperhaken waren wirklich sehr sehenswert.
6. Kampf im Cruisergewicht über 12 Runden, IBF-Weltmeisterschaft: Steve Cunningham (USA) vs. Enad Licina (Deutschland): Sieger Cunningham (einstimmig) nach Punkten
Das Aufeinandertreffen von Steve Cunningham (jetzt 25 Kämpfe, 23 Siege, 12 durch KO, 2 Niederlagen) und Enad Licina (jetzt 21 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlagen) hielt das, was ich von ihm erwartet hatte. Cunningham zeigte seine unglaublich elegante und effektive Deckungsarbeit. Dies minimalistische Anheben der Schulter, mit dem er Schläge abwehrt, ist einfach großartig. Auch sonst zeigte er sich als Minimalist. Die ganze Zeit über war er stets nur ein bisschen besser als sein Gegner. Bei der Pressekonferenz nach der Veranstaltung erklärte er, er sei in der Woche vor dem Kampf drei Tage lang krank gewesen. Ein grippaler Infekt hat ich geschwächt und er spürte ein Brennen in der Lunge, auch während des Kampfes. Aber auch Licina zeigte eine so starke Leistung, dass man von ihm noch einiges erwarten kann. Wenn Cunningham einen richtigen Punch hätte, den er aber leider nicht hat, wäre er wohl der Megastar des Boxens. Aber es war trotzdem ein Genuss, ihn boxen zu sehen.
7. Kampf im Cruisergewicht über 12 Runden, WBA-Interims-Weltmeisterschaft: Steve Herelius (Frankreich) vs. Yoan Pablo Hernandez (Kuba): Sieger Hernandez durch KO in der siebten Runde
Jeder hat gesehen, wie Herelius (jetzt 24 Kämpfe, 21 Siege, 12 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, I Unentschieden) den Hinterausgang suchte. Interessant fand ich, dass Hernandez (jetzt 25 Kämpfe, 24 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) mit dem ihm von Ulli Wegner antrainierten Boxstil Erfolg hatte. Zwar hatte ich zwischendurch schon auch das Gefühl, dass es dem Boxstil von Hernandez nicht so gut getan hat, das Kubanische ausgetrieben zu bekommen. Aber wen kümmern Stilfragen. Er ist immerhin so Weltmeister geworden. Da muss ich meine Meinung wohl revidieren. Beeindruckt hat mich schließlich, wie Hernandez – sehr unkubanisch – abwartete, sich Zeit ließ, als offensichtlich wurde, dass Herelius reif für den KO war.
8. Kampf im Super-Mittelgewicht über 10 Runden: Stjepan Bozic (Kroatien) vs. Arthur Abraham (Deutschland): Sieger Abraham durch technischen KO in der zweiten Runde
Der Kampf selber brachte wohl keinen Erkenntnisgewinn. Bemerkenswert fand ich, dass sich in der Pressekonferenz ein Kommunikationsproblem bemerkbar machte. Abraham (jetzt 34 Kämpfe, 32 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen) sprach davon, dass er mit diesem Kampf das Ringgefühl hätte wiederbekommen wollen. Wegner widersprach ihm und sagte, Ringgefühl bekäme man auch im Training. Es sei vielmehr in diesem Kampf darum gegangen zu beweisen, wie gut sie trainieren würden.
© Uwe Betker

Den besten Kampf zeigt die ARD nicht

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Erst kürzlich habe ich noch geschrieben, dass die Veranstaltung am 12.02.2011 in Mühlheim an der Ruhr eine schöne Abwechslung zu dem üblichen Eventeinerlei zu werden verspricht. Nun fürchte ich, im Fernsehen wird das aber leider nicht so ganz nachvollziehbar sein. Aus unerfindlichen Gründen scheint nämlich die ARD den besten Kampf der Veranstaltung überhaupt nicht zeigen zu wollen.
Wie bekannt, versucht Sauerland Event, den einst so unwiderstehlichen Arthur Abraham (33 Kämpfe, 31 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen) nach zwei Niederlagen in Folge wieder aufzubauen. Dabei wird er vor eine recht schwere aber lösbare Aufgabe gestellt. Diese Aufgabe heißt Stjepan Bozic (28 Kämpfe, 24 Siege, 15 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) und kommt aus Kroatien. Die Nummer 39 der unabhängigen Weltrangliste dürfte Abraham fordern, aber nicht überfordern. Der vorprogrammierte Sieg dürfte Abraham Selbstvertrauen geben. Abraham gegen Bozic verspricht ein interessanter Kampf zu werden, aber er bezieht seinen Reiz nur aus der Person Abrahams und aus dessen Standortbestimmung.
Sehr viel interessanter verspricht der Versuch von Yoan Pablo Hernandez (24 Kämpfe, 23 Siege, 12 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), Interims Weltmeister der WBA im Cruisergewicht gegen Steve Herelius (23 Kämpfe, 21 Siege, 12 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden) zu werden. Bei diesem Kampf steht der Sieger jedenfalls vorher noch nicht fest. Dementsprechend ist er auch sportlich sehr viel höher anzusiedeln als der Abraham-Auftritt.
Der Höhepunkt des Abend dürfte allerdings das Aufeinandertreffen von IBF-Weltmeister Steve Cunningham (25 Kämpfe, 23 Siege, 12 durch KO, 2 Niederlagen) und Enad Licina (21 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlagen) sein. Cunningham gilt zurzeit als der beste Cruisergewichtler der Welt. Und hier trifft er auf die Nummer 15 der Welt, auf Licina. Und genau diesen Kampf will die ARD nun nicht zeigen, jedenfalls nicht live. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Es zeugt aber nicht gerade von Sachverstand, wenn man den Zuschauern den besten Kampf des Abends vorenthält.
Was mich dabei, gerade auf dem Hintergrund der letzten WM im Cruisergewicht von Sauerland Event, auch noch etwas beunruhigt, ist die Tatsache, dass Cunningham die Rote Ecke zugeteilt worden ist. Alle Boxer von Sauerland kommen aber aus der blauen Ecke. Der amtierende Weltmeister bekommt also in dem stallinternen Duell Cunningham gegen Licina die Ecke des Gegners zugewiesen und der Herausforderer die des Heimboxers. Damit will Sauerland Event wohl sagen: zwar ist Cunningham bei uns unter Vertrag, aber lieber würden wir Licina als Weltmeister sehen. Solche Signale verstehen Punktrichter meist sehr gut. Ich hoffe aber trotzdem aufrichtig, dass objektiv gepunktet wird.
Mag wohl sein, dass wir mit der ARD in der ersten Reihe sitzen, den vermutlich besten Kampf des Abends werden wir von da aber voraussichtlich nicht zu sehen kriegen. Dafür muss man schon nach Mühlheim fahren.
© Uwe Betker

Eine Abwechselung im Eventeinerlei

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Wann gab es das zum letzten Mal noch, eine Veranstaltung mit zwei Hauptkämpfen, die den Titel Weltmeisterschaftskämpfe, auch wenn hier eine Interims WM dabei ist, wirklich verdient hätte? Ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Aber am 12.02.2011 bekommen wir genau das in Mühlheim an der Ruhr geboten.
Yoan Pablo Hernandez aus Kuba versucht den Interims WM-Titel der WBA im Cruisergewicht Steve Herelius aus Frankreich abzunehmen. Die Kampfrekorde von beiden, Hernandez (24 Kämpfe, 23 Siege, 12 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Herelius (23 Kämpfe, 21 Siege, 12 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden), ähneln sich stark. Herelius’ größter Sieg war wohl der über Firat Arslan (03.07.2010), wodurch er auch Interims Weltmeister wurde. Seine einzige Niederlage musste er gegen Albers Sosnowski (08.06.2007) im Schwergewicht hinnehmen. Wir erinnern uns: Sosnowski war einer der letzten Gegner von Vitali Klitschko (29.05.2010). Klitschko schien dabei allerdings einen wenig anstrengenden Arbeitstag gehabt zu haben.
Der Herausforderer Hernandez musste seine einzige Niederlage gegen den damals sehr starken Wayne Braithwaite (29.03.2008) hinnehmen. Seinen besten Kampf lieferte er in einem stallinternen Duell gegen (17.10.2009) Enad Licina. Hernandez boxt für Sauerland Event. Er steht in der unabhängigen Weltrangliste auf Position 5 und dürfte als leichter Favorit in den Kampf gehen, denn er ist 9 cm größer. Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn Herelius, der auf Position 13 steht, den Sieg davontrüge, weil ich schon seit geraumer Zeit das Gefühl habe, dass Hernandez sich zwingt einen Stil zu boxen, der nicht der seinige ist.
Die Begegnung zwischen Steve Cunningham (25 Kämpfe, 23 Siege, 12 durch KO, 2 Niederlagen) und dem Herausforderer Enad Licina (21 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlagen), die beide bei Sauerland unter Vertrag sind, dürfte dann der wahre Hauptkampf des Abend werden. Steve Cunningham gilt zurzeit als der beste Cruisergewichtler der Welt. Seine Leistungen sind manchmal ein wenig inkonsistent. Gegen zwei Polen musste er seine Niederlagen hinnehmen. Er verlor gegen Krzysztof Wlodarczyk (25.11.2006), den er aber im Rückkampf (26.05.2007) dann knapp besiegen konnte, und gegen Tomasz Adamek (11.12.2008), der in diesem Jahr noch gegen einen der Klitschkos antreten soll. Der Kampf, mit dem er mich am meisten beeindruckte, war sein TKO-Sieg gegen Marco Huck (29.12.2007). Dort zeigte er eine unglaublich elegante Deckungsarbeit, bei der er scheinbar mühelos die Schläge von Muamer Hukic abwehrte, indem er nur jeweils die Schulter kurz hoch zog.
Der oben schon angesprochene Licina, die Nummer 15 der Welt, sah zuletzt in seinem Kampf gegen Felix Cora Jr. (13.11.2010) sehr überzeugend aus. Er konnte nicht nur einen relativ starken Gegner besiegen, sondern er tat dies außerdem noch in Manchester; somit hielt er dem Druck stand, nicht als Heimboxer anzutreten und gewann dennoch. Cunningham dürfte hier aber als Favorit gelten.
Diese Veranstaltung kann man nicht als ein typisches Event betrachten. Dafür sind die Hauptkämpfe einfach zu gut und die Hauptkämpfer gleichzeitig zu unbekannt. Auch ist die Halle zu klein. Ich rechne aber damit, dass ich dafür großartiges Boxen zu sehen bekommen werde. Und das ist ja mal eine schöne Abwechselung zu dem Eventeinerlei, das uns sonst so häufig geboten wird.
© Uwe Betker

Eine sehr gute Kampfansetzung

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Nun wird der Kampfrekord von Sebastian Sylvester (38 Kämpfe, 34 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) also weiter aufpoliert, in dem er einen, wie es im Neudeutschen heißt, No-Hoper verprügeln darf. Es müsste schon ein mittelgroßes Box-Wunder passieren, damit der Weltmeister im Mittelgewicht nach Version IBF seinen Titel nicht eindrucksvoll verteidigt. Der Herausforderer Mehdi Bouadla (24 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO, 3 Niederlagen) aus Frankreich dürfte eigentlich nicht den Schlussgong erreichen.
So unnötig und so sportlich uninteressant der Hauptkampf am 22.01.2011 in Neubrandenburg auch sein mag, so dürfte der zweite Hauptkampf des Abends dafür doch entschädigen. In ihm soll nämlich der wohl beste Cruisergewichtler der Welt, Steve Cunningham (25 Kämpfe, 23 Siege, 12 durch KO, 2 Niederlagen), seinen WM-Titel der IBF gegen Enad Licina (21 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlagen), der immerhin die Nummer 14 der unabhängigen Weltrangliste ist, verteidigen. Bei dem Aufeinandertreffen der beiden handelt es sich um ein stallinternes Duell von Sauerland Event.
Der inzwischen bereits 34 Jahre alte Cunningham aus Philadelphia kam zu Sauerland Event, nachdem er Muamer Hukic alias Marco Huck (29.12.2007) erst eine Lektion im Sachen Boxen erteilte und ihn dann in der letzten Runde buchstäblich durch den Ring prügelte, so dass die Ecke von Huck das Handtuch warf, um ihren Schützling vor weiteren Volltreffern zum Kopf zu schützen. Zwischenzeitlich verlor er seinen Titel, nicht unumstritten, an Tomasz Adamek (11.12.2008) in einem Kampf, der einer der besten der letzten Jahre war.
Der in Novo Pazar/Serbien geborene Licina unterlag in einem stallinternen Duell gegen Yuan Pablo Hernandez (17.10.2009) nach Punkten. Er wurde dann durch seinen Punktsieg gegen Felix Cora Jr. in Manchester (13.11.2010) zum Pflichtherausforderer von Cunningham.
Meiner Meinung nach ist der Kampf Cunningham gegen Licina der wahre Hauptkampf des Abends. Weshalb aber die Wir-Schlagen-Einen-Franzosen-KO-Nummer das sein soll, hat wohl andere als sportliche Gründe.
© Uwe Betker

Etikettenschwindel

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Als ich die Meldung las „Enad Licina kämpft am 13. November in der MEN-Arena in Manchester…“ dachte ich noch, Sauerland Event will da weitermachen, wo sie bei ihrem letzten Ausflug nach England aufgehört hatten – mit ausgeglichen Paarungen, die klasse Kämpfe versprechen. Dann las ich aber weiter: „… gegen Felix Cora Jr.“
In diesem Kampf soll nun allen Ernstes der 1. Platz der Weltrangliste der IBF im Cruisergewicht ausgefochten werden. Der Sieger wird dann also Pflichtherausforderer des Weltmeisters Steve Cunningham. Meiner Meinung nach kann es doch wohl nur ein ganz schlechter Scherz sein, einen solchen Kampf als Ausscheidungskampf für eine WM anzusetzen. Wie konnte es passieren, dass es Felix Cora Jr. (27 Kämpfe, 22 Siege, 12 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) geschafft hat, bei der IBF auf Platz 10 zu gelangen? Bei den anderen Weltverbänden ist er nicht unter den Top 15 und in der unabhängigen Weltrangliste rangiert er auf Platz 83.
Es sind keine hellseherischen Fähigkeiten nötig, um voraussagen, dass Enad Licina (20 Kämpfe, 18 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlagen) wohl gewinnen wird, und zwar vermutlich durch KO. Der in Novi Pazar/Serbien geboren Licina tut brav sein Pflicht, wenn er sagt: „Felix Cora ist ein starker Mann. Er ist Rechtsausleger und geht gerne nach vorne. Da muss man ständig auf der Hut sei.“ Ich widerspreche Herrn Licina nur sehr ungern, weil er ja nur sagt, was sein Veranstalter von ihm erwartet. Aber Herr Cora Jr. aus Galveston/Texas ist für mich nun mal nicht mehr als ein Aufbaugegner. Darum halte ich es für einen Etikettenschwindel, wenn uns dieser Kampf nun als WM-Ausscheidungskampf verkauft wird.
© Uwe Betker