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Äußerungen von von BDB Präsident Thomas Pütz

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Thomas Pütz ist der Präsident des BDB, Bund Deutscher Berufsboxer, also eines von wohl mindestens drei eingetragenen Vereinen in Deutschland, die Profiboxkämpfe sanktionieren. In seiner Funktion als Präsident des BDB äußerte sich Herr Pütz in einem Interview ausführlich über die Entwicklungen und Perspektiven von Sauerland Event. Nun veranstaltet Sauerland aber gar nicht beim BDB, sondern bei FVA, Faustkämpfer Verband Austria. Wenn sich nun also Herr Pütz – wie schon gesagt, in seiner Funktion als Präsident des BDB – über Sauerland auslässt, so ist das doch wohl so, als würde sich Wolfgang Niersbach vom Deutschen Fußball Bund, DFB, über die Entwicklungen und Perspektiven vom AC Mailand ergehen. Das wäre ja doch wohl ziemlich ungewöhnlich. Deshalb sind es mir einige von Pütz‘ Äußerungen eine nähere Betrachtung wert.
Pütz merkt zu Recht an, dass Sauerland viel von seiner Glaubwürdigkeit durch fragwürdige Punktrichterentscheidungen eingebüßt hat. Er führt weiter aus: „Ich bin überzeugt davon, dass es Sauerland in der jetzigen Form im kommenden Jahr nicht mehr geben wird, was ich deshalb bedaure, weil der Kurs, den sie jetzt fahren, indem sie mehr auf deutschen Nachwuchs setzen, gut ist.“ So weit so gut – das sind doch Ansichten, die wohl alle teilen.
Die Ausführungen von Pütz bekommen dann allerdings noch mal eine überraschende Wende, wenn er über das „schwach aufgestellte“ Management von Sauerland referiert: „Auf einer Convention habe ich ihn [Kalle Sauerland] noch nie gesehen. Dort ist immer nur Hagen Doering, Sauerlands Technischer Leiter, den ich für den am meisten unterschätzten Mann im deutschen Boxen halte. Er ist der einzige, der bei Sauerland vom Boxen Ahnung hat.“ Die Expertise von Doering ist unbestritten, aber wie kann Pütz so was sagen? Ist Döring denn nicht für die vielen unsäglichen Paarungen verantwortlich? Ist er nicht auch verantwortlich dafür, dass immer die gleichen willfährig devoten Punktrichter am Ring saßen? War er nicht verantwortlich für die Auswahl der Boxer? Und ist er nicht schließlich der Hauptverantwortliche für den Niedergang von Sauerland Event?
Wieso also lobt BDB-Präsident Pütz ausgerechnet den Mann, der für die Zustände verantwortlich ist, die er vorher im Interview kritisiert hat? Eventuell liegt es ja daran, dass er in Hagen Döring, bzw. in Z! Promotion der Brüder Zastrow, den kommenden Promoter sieht. Z! Promotion hat schon mehrfach mit dem BDB veranstaltet. Und Hagen Döring soll bei diesen Veranstaltungen maßgeblich beteiligt gewesen sein – und das zu einer Zeit, zu der er noch offiziell bei Sauerland Event gearbeitet hat. Was sagt mir das nun aber über Thomas Pütz?
© Uwe Betker

Eine Frage des Stils: Das Ballyhoo um den Wladimir Klitschko – Kubrat Pulev Kampf

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Wikipedia definiert ein Ballyhoo als „eine marktschreierische Werbung, die vor allem das Ziel verfolgt, den Preis für ein Produkt auf dem Markt hoch zu treiben“ und wird als „theatralische Prahlerei in den Medien, insbesondere vor Boxkämpfen“, eingesetzt. Aktuell, finde ich, läuft ein ziemlich aufdringliches Ballyhoo, um die Werbung für den Kampf zwischen Wladimir Klitschko (65 Kämpfe, 62 Sieg, 52 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO)und Kubrat Pulev (20 Kämpfe, 20 Siege, 11 durch KO) anzukurbeln. Dabei sollte man doch meinen, dass die Tatsache eigentlich reichen müsste, dass der beste Schwergewichtler der Zeit seine drei Weltmeistertitel, IBF (International Boxing Federation), WBO (World Boxing Organization) und Super Champion WBA (World Boxing Association), verteidigt.
Das Ballyhoo um die Show am 06.09.2014 in einer Arena in Hamburg Altona wirkt auf mich eher unangenehm, weil hier ein ernstes Thema, wie ich finde, unseriös instrumentalisiert wird. Den Anlass für den verbalen Schlagabtausch bietet die Tatsache, dass Klitschko und Pulev unter zwei verschiedene Dopingregeln fallen. Da der Titelverteidiger mit einer BDB Lizenz boxt, muss er nur die Dopingkontrolle nach dem Kampf über sich ergehen lassen. Der Herausforderer boxt aber mit einer FVA Lizenz, was bedeutet, dass er jederzeit mit Trainingskontrollen rechnen muss. Hier nun ist der Aufhänger für das unerquickliche Ballyhoo: Pulev fordert, dass auch Klitschko sich dem strengeren Reglement der Weltdopingagentur (Wada) aussetzen soll. Natürlich weiß er, genau wie sein Management, dass die Ablehnung eines solchen Anliegens immer etwas seltsam aussieht und auch den Hauch eines Anfangsverdachts zurücklässt.
Pulev argumentiert: „Dopingkontrollen nach einem Kampf? Das hat vor 30 Jahren vielleicht was gebracht. Wer dopen will, hat heute doch ganz andere Möglichkeiten. Und das mit dem Verband und dem Geld glaube ich sowieso nicht. Die laufen einfach dem Thema davon. Unser Team zahlt, glaube ich, 80.000 Euro im Jahr für die Kontrollen. Wenn Klitschko allein 30.000 kosten würde und der BDB nicht zahlt, würde ich das an seiner Stelle aus eigener Tasche tun. Für ihn sind 30.000 wie für mich 500. Warum setzt er sich einem möglichen Verdacht aus? Weil etwas dran ist?“
Der Bund Deutscher Berufsboxer sieht in seinen Regularien aus Kostengründen nur eine Dopingkontrolle nach dem Kampf vor. Wie Pulev aber zu recht anmerkt, dürften diese Kosten bei dem Mulitmillionenunternehmen Klitschkos keine auch nur marginale Rolle spielen. Hinzu kommt, dass der Name Klitschko, um genau zu sein der Name Vitali Klitschko, für immer mit Doping verbunden ist. Vitali Klitschko wurde seinerzeit die Einnahme des Steroids Nandrolon nachgewiesen, weshalb er auch nicht an den Olympischen Spiele 1996 von Atlanta teilnehmen durfte.
Wenn Klitschko-Manager Bernd Bönte dem entgegenhält, dass der BDB schon Dopingsünder überführt hat, ist dies nur ein schwaches Argument. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie BDB Präsident Thomas Pütz sich im Dopingfall Sam Soliman recht originell verhalten hat. Damals sprach er zunächst mit der BILD Zeitung, dann informierte er erst die Doping-Behörde NADA und den Weltverband IBF. Die übliche Vorgehensweise sieht jedoch anders aus und eine Vorabinformation der BILD ist auch nicht vorgesehen. Die Frage, die sich hier stellt, ist, ob Pütz hier als BDB Präsident oder als Personenschützer handelte?
Pütz springt nun auch für Klitschko in die Breche. Die Argumente, die anführt, warum ein Klitschko nicht nach Wada Kriterien auf Doping kontrolliert werden soll, sind dabei mehr als fadenscheinig. „Das Problem ist die Umsetzung der Trainingskontrollen. Wladimir würde sich jederzeit testen lassen, ist als Weltbürger aber überall zu Hause und nicht in der Lage, seinen Standort schon Monate voraus anzugeben. Das ist nicht praktikabel.“ Denn wer dreimal nicht angetroffen wird (missed tests), muss mit einer Sperre rechnen. „Das Risiko kann Wladimir aufgrund seiner ständigen Ortswechsel nicht eingehen“, sagte BDB Präsident Pütz.
Das Pütz hingeht und so argumentiert ist wirklich bemerkenswert. Ein „Weltenbürger“ Klitschko, der überall zu Hause ist, ist demnach nicht zu testen, im Gegensatz zu den vielen anderen Topathleten auf der Erde, die überall auf der Erde trainierten und ihre Wettkämpfe bestreiten. Auch hier kann man fragen, äußerte sich Pütz hier als Präsident des eingetragenen Vereins beim Amtsgericht Kiel oder als Bodyguard von Wladimir Klitschko?
Man kann aber schon den Eindruck gewinnen, dass der Veranstalter von Pulev, Sauerland Event, versucht, vorab die sehr wahrscheinliche Niederlage seines Schützlings zu entschuldigen, oder Klitschko und sein Management zumindest ein wenig zu ärgern. Wenn Bönte hier argumentiert, „Pulews Management hätte den Kampf ja auch ersteigern können“, dann führt er Sauerland Event öffentlich vor. Sauerland hatte nämlich für den Kampf 3,9 Millionen Euro, die Vermarktungsfirma des Ukrainers aber 5,35 Millionen Euro. Man könnte auch davon ausgehen, dass Sauerland mehr geboten hätte, wenn sie von einem Sieg ihres bulgarischen Schwergewichtlers überzeugt gewesen wären.
Bei dem verbalen Schlagabtausch zwischen Klitschko/Bönte und Pulev/Sauerland Event scheint es nicht wirklich um das Thema Doping zu gehen. Hier geht es offensichtlich nur darum, kräftig Werbung für sich zu machen oder mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Das würde dann auch die verbale Entgleisung erklären, die sich Herr Bönte leistete. Im Eifer des Gefechts sagte er nämlich über den Faustkämpfer Verband Austria. „Dieser Heimatverband ist eine Lachpille, macht außer Sauerland-Kämpfen nur Dorfveranstaltungen.“
Man kann nur mutmaßen, was den Multimillionär Bernd Bönte dazu treibt, einen seriösen Verband wie den FVA so abzukanzeln. Über den BDB könnte man auch sagen: „Dieser Heimatverband ist eine Lachpille, macht außer ganz wenigen Klitschko- und Sturm-Kämpfen nur Dorfveranstaltungen.“ Ich persönlich finde diese Äußerung ziemlich übel, zumal ich erst unlängst in Österreich eine wirklich gute „Dorfveranstaltung“ gesehen habe. Auf wie vielen „Dorfveranstaltungen“ der FVA war denn Herr Bönte, dass er sich ein solches Urteil anmaßen könnte? Aber vermutlich sind ihm argumentativ die Pferde durchgegangen, als er seinen Geschäftspartner Volodymyr Volodymyrovych Klychko vor lästigen Dopingkontrollen schützen wollte. Irgendwie erinnert mich diese Äußerung an eine sensible Aussage voller Empathie eines Herrn Hilmar Kopper, der, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang, über Erdnüsse plauderte.
© Uwe Betker

Vom Umgang mit Sperren

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Der im Super Mittelgewicht boxende Baker Barakat (52 Kämpfe, 36 Siege, 24 durch KO, 12 Niederlagen, 5 durch KO, 4 Unentschieden) ist ein fleißiger Boxer. Er boxte 2011 23-mal. Manchmal lag nur eine Woche zwischen den Kämpfen und im August waren es sogar nur 3 Tage. Schade, einige dieser Veranstaltungen hätte ich gerne besucht.
Seinen vorletzten Kampf bestritt er am 10.12.2011 gegen Khoren Gevor, den er dann nach Punkten gewann. Wir erinnern uns: Gevor war, wohl zu Recht, mit dem Punkturteil unzufrieden, verlor die Kontrolle über sich und schlug nach dem Ringrichter Hans Joachim Karge. Hiernach brach die Hölle los. Es kam zu Ausschreitungen. Der Ringsprecher Dirk Spiekermann hetzte verbal und Sicherheitskräfte real gegen Gevor. Hiernach wurde Baker Barakat, soweit ich informiert bin, von der GBA (German Boxing Association) gesperrt.
Eine Sperre kann aber wohl einen fleißigen Boxer nicht daran hindern zu boxen. So stieg er denn am 25.02.2012 wieder in den Ring. Nun könnte man vermuten, dass ein gesperrter deutscher Boxer, auch wenn er in Syrien geboren wurde, nur auf irgendeiner Kleinveranstaltung im nichteuropäischen Ausland noch einen Kampf bekommt. Weit gefehlt. Er boxte gegen Marcos Nader (15 Kämpfe, 15 Siege, 2 durch KO) in der Porsche-Arena in Stuttgart, im Vorprogramm zu der sogenannten Schwergewichtsweltmeisterschaft zwischen Alexander Povetkin und Marco Huck. Also der größte deutsche Veranstalter – und damit einer der größten Veranstalter der Welt -, Sauerland Event, verpflichtet einen gesperrten Boxer.
Hagen Döring, der Sportdirektor und Matchmaker von Sauerland Event interessierte es offensichtlich nicht, dass Barakat gesperrt war. Den Faustkämpfer Verband Austria (FVA)interessierte es ebenfalls nicht, dass Barakat gesperrt war. Auch die ARD, die wohl den Kampf gezeigt hatte – jedenfalls findet man ihn im Internet – interessierte nicht, dass Barakat gesperrt war.
Formalrechtlich hat schon alles irgendwie seine Richtigkeit. Barakat hatte sich wohl eine ausländische Lizenz besorgt, wie man mir erzählt hat eine niederländische, und damit durfte er dann wieder boxen.
Das Problem scheint mir hier zu sein, dass einige nationale Verbände einander nicht anerkennen. Hinzu kommt, dass jeder europäische Boxer sich eine außereuropäische Lizenz besorgen kann, um Sperren oder in Europa vorgeschriebene Gesundheitstests zu umgehen. Das ist schlicht den riesigen Lücken in den Regelwerken der einzelnen Verbände geschuldet. Das Schlimmste ist aber, dass diejenigen, die wirklich etwas gegen diesen Missstand tun könnten, nichts machen. Weder Veranstalter und noch Fernsehanstalten übernehmen hier Verantwortung. Es ist ihnen offensichtlich schlicht gleichgültig, ob ein Boxer irgendwo gesperrt ist oder nicht, solange er nur irgendeine Lizenz vorweisen kann, um den spärlichen Regeln Genüge zu tun.
In meinen Augen bestand doch für Sauerland Event und die ARD keine zwingende sportliche Notwenigkeit, Baker Barakat für Marcos Nader zu verpflichten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie von der Sperre nichts wussten. Warum als wurde ausgerechnet Barakat verpflichtet?
© Uwe Betker

Sauerland Event, WBO, Faustkämpfer Verband Austria und ein Mondmeister

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Es muss wohl eine unerträgliche Vorstellung sein, einen Kampf im Fernsehen zu übertragen, in dem es nicht um irgendeinen Titel geht. Wie kann man sich sonst diese Farce erklären: Arthur Abraham (36 Kämpfe, 33 Siege, 27 durch KO, 3 Niederlagen) gewann am Samstag, dem 14.01.2012 in Offenburg gegen Pablo Oscar Natalio Farias (21 Kämpfe, 19 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und wurde damit tatsächlich European Champion, also Europameister der WBO im Super Mittelgewicht. Wohlgemerkt gegen einen Gegner, der in Buenos Aires geboren wurde, der dort lebt und der auch die argentinische Staatsangehörigkeit hat.
Diese monströse Absurdität war nur möglich, weil Sauerland Event es so wollte, die Word Boxing Organisation (WBO) und der Faustkämpfer Verband Austria (FVA) dies sanktionierten und die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) es sich gefallen ließ. Natürlich wussten die entsprechenden Herren aus Berlin, Puerto Rico und Wien, dass Argentinien nicht in Europa liegt. Daher versah man Pablo Oscar Natalio Farias kurzerhand mit einer österreichischen Notlizenz. Hier könnte man natürlich die Frage stellen, ob denn damit der Argentinier nun auch wirklich berechtigt war, um die „Europameisterschaft“ der WBO zu boxen. Hätte er dann nicht eigentlich nur um eine „internationale“ Meisterschaft boxen dürfen?
Sei es, wie es ist. Sauerland Event, WBO und Faustkämpfer Verband Austria haben ihr Ziel erreicht: Arthur Abraham darf sich wieder Champion nennen. Wenn es denn ohne Titel nun mal nicht geht, kann man aber noch kreativer werden. Wieso lässt man beispielsweise Männer nicht um Frauen Weltmeisterschaften boxen? Wenn Nicht-Europäer um europäische Titel boxen können, sollten doch wohl auch Männer um Frauentitel boxen dürfen. Man muss ihnen nur eine entsprechende Lizenz ausstellen. Ich könnte mir da sogar vorstellen, dass eine solche Weltmeisterin dann auch die Akzeptanz des Frauenboxens bei der ARD und bei Wilfried Sauerland erhöht.
Ich hätte da noch einen Vorschlag für Sauerland Event, WBO und FVA. Wenn man schon aus Arthur Abraham nicht einfach so einen „World Champion“ machen kann, warum macht man aus ihm keinen „Moon Champion“. Anstatt sich mit anderen Weltmeistern herum zu schlagen, könnte man ihn gegen irgendeinen Boxer antreten lassen und ihn zum „Mondmeister“ küren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die WBO und der Faustkämpfer Verband Austria das sanktionieren und die ARD es auch übertragen würde.
© Uwe Betker