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Gastbeitrag: Düsseldorf feiert Timo Rost

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Düsseldorf feiert seinen neuen Lokalmatador im klassischen Faustkampf in der Classic Remise. Nach acht Runden stand Timo Rost als einstimmiger Sieger nach Punkten im Super Mittelgewicht fest. Eine Tatsache, die sein beherzt kämpfender Gegner Tiran Metz nicht wahrhaben wollte und noch lange nach der Urteilsverkündung wütend als „Fehlurteil“ wertete. Sein größter Fehler an diesem Abend.

Dabei zeigte sich Metz als die erwartet harte Nuss, die der 27-jährige Timo Rost zu knacken hatte. Der Essener sollte ein ernstzunehmender Gegner in der noch jungen Profikarriere des Düsseldorfers werden. Um den anfangs übermotivierten Rost jedoch in die Grenzen zu zwingen, geschweige denn an den Rand einer Niederlage zu bringen und sich ernsthaft über das Urteil beschweren zu können, hätte Metz mehr Leistung zeigen müssen. Doch Einzelaktionen reichen im heutigen Profiboxen nicht mehr aus, insbesondere in einer Gewichtsklasse in der zwischen unterschiedlichen Distanzen hin- und hergependelt werden und Schnelligkeit und Beinarbeit eine gewisse Rolle spielen kann. Kurzum: Metz zeigte zu wenig. Rost wurde seiner Rolle als Favorit gerecht und ließ sich durch den auf acht Runden angesetzten Kampf von Beginn auf einer Welle der Euphorie tragen.

Zum Kampf: Erst ab der dritten Runde konnte Timo Rost seine besseren boxerischen und konditionellen Qualitäten zeigen. Vorher hielten sich beide Boxer zu sehr damit auf, sich durch klammern zu neutralisieren. Unabhängig, von wem dieses Stilmittel hauptsächlich eingesetzt wurde. Erst als sich Rost in der dritten Runde mehr bewegte, dadurch zwar längere Wege an den Ringseilen gehen musste, nahm sein Kampf Gestalt an und er bekam Zugriff auf den 32-jährigen Metz, der mit einer Bilanz von 22 Kämpfen, davon 15 Siege, drei Niederlagen und vier Unentschieden in die Düsseldorfer Classic Remise anreiste.

Rosts bis dato schönste Kombination, die mit einem linken Haken zum Kopf aus der „neuen“ Halbdistanz ins Ziel fand, schoss der Lokalmatador in der vierten Runde ab. In diesem Moment hatte er die exakte Entfernung gefunden. Metz reagierte wie häufig an diesem Abend mit Einzelaktionen, die allerdings selten trafen oder Rost in Verlegenheit brachten. Wobei es der Lokalmatador seinem Gegner auch zeitweise sehr leicht machte. Seine Deckung befand sich wiederholt nicht dort, wo sie der Erfinder des Spiels sowie Rosts Trainer Rüdiger May sehen wollte.

Wobei Deckung ein Thema ist, die richtige Distanz ein anderes. Ab der sechsten Runde zeigte sich Rost häufig zu weit vom Gegner entfernt, um nach diversen Kombinationen nachsetzen zu können. Ein bis zwei Schritte in Richtung Gegner aber außerhalb dessen Reichweite hätten den Druck auf Metz erhöhen können, der durch die zu große Entfernung die Gelegenheit bekam, sich positionieren und Einzelaktionen starten zu können.

Groß war der Schrecken unter den Besuchern allerdings in der siebten Runde als der Ringarzt in Rosts Ecke gerufen wurde. Nach einem unabsichtlichen Kopfstoß zeigte sich ein Cut über Rosts linkem Auge. Doch er boxte weiter, wobei Metz diese Verletzung auch nicht in den letzten beiden Runden konkret anvisierte, im Gegensatz zu anderen Kämpfern. So gelangten beide Sportler in die letzte Runde, in der Rost noch einmal Druck machte und signalisierte, dass er über mindestens acht Runden gehen kann. Ein deutliches Signal für künftige Herausforderungen?

Ein abschließendes Wort zu Tiran Metz, der sich nach dem einstimmigen Urteil zugunsten von Timo Rost ungerecht behandelt fühlte. Er hat gut gekämpft und damit einen interessanten Boxabend mitgestaltet – und ein guter Kämpfer sollte kein schlechter Verlierer sein.

Während Timo Rost sein vorgegebenes Soll erfüllte, blieb Sherif Morina (Dinslaken) dahinter zurück. Sechs Runden im Weltergewicht à drei Minuten bekam er, um den neun Jahre älteren Juma Waswa (Uganda) von seinen boxerischen Fähigkeiten zu überzeugen, geschafft hat er es nicht. So endete der Vergleich mit einem Unentschieden, das Teile des Publikums zu Ungunsten des Uganders als Fehlurteil werteten. Der 37-jährige hatte sich mit einer couragierten Leistung in die Herzen des Publikums gekämpft.

Dabei schien zu Beginn des Vergleichs alles seinen gewohnten Lauf zu gehen. In den ersten beiden Runden setzte Sherif seinen Gegner dermaßen unter Druck, als wolle er in seinem achten Profikampf den fünften KO feiern. Geschickt entschärfte er durch eine starke Deckung die linke Schlaghand des Rechtsauslegers Wasma zum Körper oder zum Kopf und setzte seinerseits gute Akzente.

Doch ab der dritten Runde zeigte sich Sherif immer ratloser. Ein Plan B schien nicht im Handgepäck versteckt worden zu sein. Seinen Ausdruck erreichte die scheinbare Unsicherheit Sherifs mit einer Tiki-Taka-Boxserie, als er Wasma an den Ringseilen stellen konnte. Doch statt eines willensstarken Auftretens passierte – nichts. Ohne Herz, ohne Dynamik, fast gleichgültig, gleichwohl als würde im Kino eine falsche Filmspule eingelegt werden und der Vorführer merkt es nicht, vergab Morina diese Situation.

Somit wurde Wasma mit zunehmendem Kampfverlauf mutiger. Der Ugander entzog sich den Attacken des 28-jährigen Deutschen und setzte hier und da seine Nadelspitzen, zumal Sherif zunehmend seine Deckung vernachlässigte. Wasma konterte, wenn er die Chance sah, wich aus, wenn er Platz fand, blieb stets gefährlich und trug seinerseits viel dazu bei, dass sich am Ende das Unentschieden für Sherif eher als eine Niederlage anfühlte.

Zwei interessante Begegnungen, bleibt die dritte Paarung des Kampfabends. Darin traf der Kölner René Oeffner (22) im Halbschwergewicht auf Marko Kuvac (Bosnien und Herzegowina). Um es vorweg zu nehmen: Oeffner verbrachte mehr Zeit beim Aufwärmen als im Ring. Drei Mal ging der 31-jährige Kovac bereits in der ersten von sechs Runden zu Boden. Danach hatte der BDB Ringrichter Maurizio Rinaudo ein Einsehen mit allen Beteiligten. Oeffner verbesserte seine Kampfbilanz damit auf 13 Siege bei 14 Kämpfen, davon neun durch KO.

Übrigens: Einen Europameister bekamen die rund 600 Besucher doch zu sehen. Die Cheerleader des SC Unterrath überbrückten als amtierende Deutscher Meister und Europameister die Kampfpause und begeisterten.

Die zahlreichen Fans von Rost feierten noch lange den Sieg ihres Helden in der Düsseldorfer Classic Remise, welche ein toller Rahmen für die Veranstaltung war.

(C) Manfred Fammler

Drei Boxer – drei Perspektiven

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Es ist die MGM Grand Garden Arena in Las Vegas, wo am 09. April 2016 gleich drei deutsche Boxer, im Vorprogramm von dem Pacquiao-Bradley-Kampf, auftreten und dem amerikanischen Publikum ihr Können zeigen wollen. Für die drei deutschen Boxer und ihre zukünftige Karriere hat der Kampf dabei jeweils eine andere Bedeutung.
Hauptkampf des Abends aber soll das Aufeinandertreffen von Manny Pacquiao (65 Kämpfe, 57 Siege, 38 durch, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) und Timothy Bradley Jr. (36 Kämpfe, 33 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) werden. Es geht um den vakanten WBO International Titel im Weltergewicht. Emmanuel Dapidran Pacquiao, der wohl zurzeit beste Weltergewichtler der Welt, trifft auf den vermutlich Zweitbesten dieser Gewichtsklasse. Der Kampf verspricht auf den ersten Blick ein Knaller zu werden – aber leider nur auf den ersten Blick. Beide standen bereits zweimal miteinander im Ring. Am 09.06.2012 gewann Bradley durch eine sehr umstrittene Mehrheitsentscheidung und am 21.04.2014 unterlag er klar nach Punkten. Es ist wohl kaum davon auszugehen, dass Bradley inzwischen ein Rezept gegen Pacquiao gefunden hat. Auch der letzte Kampf von Pacquiao, gegen Floyd Mayweather Jr., im Mai 2015, hielt nicht das, was man sich von ihm erhofft hatte. Es war ein Langeweilerkampf. Pacquiao scheint sich am Ende seiner Karriere als Profiboxer doch eher auf seine Politikerkarriere und auf seine Homophobie zu konzentrieren. Gleichwohl ist die dritte Auflage des Kampfes Pacquiao – Bradley Hauptkampf der Veranstaltung von Bob Arum (Top Rank). Ein WM-Kampf ist es aber nicht.
Außerdem verteidigt Arthur Abraham (48 Kämpfe, 44 Siege, 29 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) seinen Weltermeistertitel der WBO im Super Mittelgewicht gegen Gilberto Ramirez (33 Kämpfe, 24 durch KO). Abraham ist, laut Boxrec, der Beste seiner Gewichtsklasse. Ramirez rangiert auf Position 10. Diese Ansetzung kann man als Aufeinandertreffen von Alter und Jugend betrachten. Abraham ist bereits 36 Jahre alt und Ramirez ist erst 24. Der Mexikaner ist bis jetzt ungeschlagen und mit einer KO Quote von 73% nicht zu unterschätzen. Der Titelverteidiger hat angekündigt, dass in diesem Kampf der beste Abraham aller Zeiten zu sehen sein wird. Ramirez ist Rechtsausleger und 14 Zentimeter größer; dementsprechend hat er einen Reichweitenvorteil von 8 Zentimeter. – Nun, wir dürfen gespannt sein. Abraham wird es sich kaum leisten können, die ersten Runden zu verschlafen, wie er es schon so häufig gemacht hat. Auch wird er sein Arbeitspensum schon deutlich erhöhen müssen, auch wenn er als Heimboxer und Titelverteidiger in den Ring steigt.
Wenn Abraham gewinnt, hat er seinen Führungsanspruch für seine Gewichtsklasse unter Beweis gestellt. Wenn er dann noch eindrucksvoll gewinnt, wird er für den sehr lukrativen us-amerikanischen Fersehmarkt wieder interessant. Verliert er aber, hat er ein Problem. Er hat dann keinen Titel mehr und ob der übertragende deutsche TV Sender dann noch weiter auf ihn setzen will, ist fraglich.
Der zweite Deutsche, der in Las Vegas boxen will, ist Deniz Ilbay (15 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO). Er trifft auf Egidijus Kavaliauskas (12 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO). Der in Litauen geborene und in Kalifornien lebende Kavaliauskas ist in diesem Kampf sowohl der Favorit als auch der Heimboxer. Er ist bereits die Nummer 42 in der Welt. Der 21-jährige Kölner ist nur die Nummer 137. Auch die KO-Rate von 92% spricht für Kavaliauskas. Gleichwohl stellt der Kampf für Ilbay eine große Chance dar. Gewinnt er, wird es kaum noch möglich sein, ihn zu übersehen bzw. zu ignorieren. Verliert er, ist das zwar schon ein Rückschlag, aber bedeutet noch nicht das Ende der Karriere.
Schließlich boxt noch Leon Bauer (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO), der zweitjüngste deutsche Profiboxer. Für ihn ist es das erste Mal, dass er im Ausland kämpft. Der Super Mittelgewichtler wurde bis jetzt solide aufgebaut von seinem Management. Er trifft auf Ilshat Khusnulgatin (13 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Bauer geht als Favorit in die Begegnung. Dennoch ist die Ansetzung des Kampfes der 165 gegen die 323 in der Welt eine gute. Auch wenn Bauer verlieren sollte, wovon ich aber nicht ausgehe, hätte dies keine gravierenden Folgen. Im jetzigen Stadium seiner Karriere wäre eine Niederlage nichts weiter als ein verkraftbarer Rückschlag. Sollte er aber gewinnen, dann hat er im Ausland einen guten Auftritt gezeigt und sich bewiesen.
(C) Uwe Betker

Gastbeitrag: Düsseldorfer Profi-Boxer kämpft um EM-Titel

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Superfedergewichtler Sebastian Tlatlik fordert amtierenden Champion heraus
Der Düsseldorfer Boxprofi Sebastian Tlatlik kämpft um die WBO- Europameisterschaft im Superfedergewicht (bis 59 kg). Am 6. Mai tritt er als Herausforderer gegen den amtierenden Champ Evgeny Chuprakov in Ekaterinburg, Russland, an. „Das ist die größte sportliche Aufgabe meiner Trainerkarriere“, so Stefan Freudenreich von Freudenreich Professional Boxing.
Dass der 25-jährige Russe mit dem Spitznamen „Happy Gilmore“ als Favorit in den Kampf gehen wird, ist fraglos. Dafür spricht seine makellose Bilanz von 15 Siegen, davon acht vorzeitig durch KO, die Qualität der Gegner, die um 118 Plätze bessere Position in der Weltrangliste und der Heimvorteil, denn Chuprakov stammt aus Ekaterinenburg. Trotzdem: Bange machen gilt nicht. „Wir fahren nicht nach Russland, um zu verlieren“, sagt Freudenreich selbstbewusst, der dabei auf die Qualitäten seines Schützlinges verweist. Freudenreich: „Sebastian ist amtierender deutscher Meister und hat mit zehn Siegen ebenfalls eine makellose Weste und mit neun KOs sogar noch einen mehr aufzuweisen als Chuprakov.“
„Ich werde den Titel nach Deutschland holen“, unterstreicht Sebastian Tlatlik den Optimismus seines Trainers. Daran ändert auch die erste Videoanalyse seines Gegners nicht, wobei er anerkennt: „Chuprakov ist sehr, sehr stark, aber eben nicht unschlagbar.“ Er freue sich jedenfalls auf den „sportlichen Vergleich“. Dafür muss sich Tlatlik erstmals für einen Kampf über eine Distanz von zwölf Runden vorbereiten. Eine zusätzliche Herausforderung, da bislang seine Kämpfe meistens auf zehn Runden angesetzt waren, jedoch häufig nach der sechsten Runde endeten.
Mit welcher Taktik sich die beiden Düsseldorfer dem favorisierten Russen stellen, soll in den kommenden Wochen erarbeitet werden. Nur soviel verrät der Freudenreich: „Wenn wir mit dem Training fertig sind, wird Sebastian ein anderer Boxer sein.“

Weitere Hinweise:
• Evgeny Chuprakov, *4. April 1990, Ekaterinburg, Profidebut 1. Dez. 2011, Linksausleger (Quelle: boxrec.com)
• Sebastian Tlatlik, *26. Mai 1982, Bytom (Polen), Profidebut 23. März 2014, Linksausleger (Quelle: boxrec.com)
• Ekaterienburg (auch Jekaterinburg), mit rund 1,4 Millionen Einwohner viertgrößte Stadt Russlands, liegt am Uralgebirge
(C) Freudenreich Professional Boxing/Manfred Fammler

Andy Bowen vs. Jack Burke – Der längste Boxkampf aller Zeiten

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Am 06. April 1893 fand im „Olympic Club“ von New Orleans der längste Boxkampf aller Zeiten statt. Der Kampf ging über sage und schreibe 110 (!) Runden und er dauerte über sieben Stunden. Es standen sich Andy Bowen und Jack Burke dabei gegenüber, die ihre Kräfte miteinander maßen. Es ging um die „Meisterschaft des Südens“ im Leichtgewicht. Das Preisgeld für den Sieger betrug 2.500 Dollar. Dass an diesem Tag allerdings Geschichte geschrieben werden sollte, konnte vorher keiner wissen.
Nur wenige Jahre vorher war das Preisboxen in den gesamten Vereinigten Staaten noch verboten gewesen. Erst 1890 wurde es im Bundesstaat Louisiana wieder erlaubt. New Orleans entwickelte sich zu einer der Box-Metropolen der USA. Man hielt sich zwar an die „Queensberry“-Regeln, aber das Boxen jener Zeit, war erheblich härter als heute. Viele Männer wurden damals Preisboxer, weil das für sie einfach eine Möglichkeit war, ihre prekären Lebensumstände zu verbessern. Und für diese Chance waren diese Männer damals bereit, alles zu geben. Sie waren sogar bereit, ihr Leben dafür zu geben, denn viele starben tatsächlich erheblich früher.
Die „Queensberry“-Regeln sind in den 1880er Jahren eingeführt worden und hatten sich 1893 durchgesetzt. Damit waren viele Standards, die wir heute kennen, ins Regelwerk aufgenommen: das Tragen von Boxhandschuhen, eine Rundendauer von drei Minuten, Pausen von einer Minute und das Anzählen bei Niederschlägen bis zehn. Die Rundenzahl war aber, wenn nicht anders vereinbart, noch nicht begrenzt und der Kampf war erst dann zu Ende, wenn ein eindeutiger Sieger feststand. Wie schon gesagt: Preisboxen war damals härter als heute.
Andy Bowen wurde am 05.02.1864 in New Orleans geboren. Er war 165cm groß und wirkte stämmig. Er war hart und zäh. Er konnte austeilen und er konnte nehmen. Er vertraute, zu Recht, mehr seiner Ausdauer und seiner Kraft als seinem doch überschaubaren boxerischen Können. Er arbeitete als Schmied und auf Baumwollfeldern. Seinen Kampfrekord kann man, wie bei allen seinen Zeitgenossen, nur näherungsweise rekonstruieren. Verbürgt sind jedenfalls 26 Kämpfe (15 Siege, 7 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO, 5 Unentschieden).
Er hatte es schwer sich in New Orleans als „Heimboxer“ zu etablieren, denn er hatte einen duklen Teint. Er wehrt sich zeitlebens gegen die Kategorie „Farbiger“. Er behauptet von sich spanische Vorfahren gehabt zu haben. Obwohl einige Zeitungen über ihn als Farbigen berichteten schaffte er es, vom Publikum angenommen zu werden.
An dem besagten Tag, am Donnerstag, dem 06. April 1893, stieg Andy Bowen als Favorit in den Ring. Er war der erfahrenere Boxer und er war der Heimboxer. Er hatte 1890 sogar einen Kampf bestritten, der als Weltmeisterschaft im Leichtgewicht promoted worden war. Dabei unterlag er Jimmy Caroll durch KO in Runden 21. Bowen war vorher schon mehrmals im „Olympic Club“ in New Orleans aufgetreten. 8.500 Zuschauer wollten den Kampf um die „Meisterschaft des Südens“ im Leichtgewicht sehen. Bowen wog 129 und Burke 130 Pfund, also 58,51 bzw. 58,96 Kg.
Bowen traf auf den erst 18-jährigen Jack Burke. Burke wurde am 01.01.1869 in Chicago, Illinois, geboren. Weil er in Galveston, Texas, lebte, vermarktete er sich als „Texas“ Jack Burke und das ermöglichte es den Veranstaltern, diesen Kampf als „Meisterschaft des Südens“ zu bewerben. – Schon damals verwendeten Promoter, wie man sieht, windige Titel, um das Publikum zu ziehen. – Burke hatte bis dahin siebenmal geboxt. Fünfmal hatte er gewonnen, einmal durch KO verloren und einmal hatte er ein Unentschieden erreicht. Einmal, bei einem Sieg, hatte er 43 Runden geboxt.
Der Kampf begann um 21 Uhr. Beide Kontrahenten gingen ein hohes Tempo. Offensichtlich waren beide bemüht, ein schnelles und vorzeitiges Ende des Kampfes herbeizuführen. – Dazu kam es aber nicht. In diesem Kampf gab es keinen Niederschlag, ein Novum in dieser Zeit. Stunde um Stunde prügelten Bowen und Burke aufeinander ein. Keiner wollte aufgeben.
In der 50. Runde wurden die beiden Boxer sichtlich langsamer. In der 51. Runde fragte Bowen Burke, warum er nicht mehr so hart zurückschlüge. Burke antwortete: “I can’t both my hands are gone.“ Burke hatte sich an beiden Händen Fingerknöchel gebrochen. Aber er kämpfte weiter.
Je länger der Kampf dauerte, umso müder wurden die Akteure und die Zuschauer. Die Zuschauer, die blieben, führten ihren Kampf – gegen den Schlaf. Ein Kollege von der Lokalzeitung „Daily Picayune“ gab auf: „Die 89. Runde ist soeben eingeläutet worden und über Bowen wird gesagt, er hätte sich ein Handgelenk gebrochen. Angesichts der Länge des Kampfes und der Uhrzeit halte ich es nicht für ratsam, noch weiter über den Fight zu berichten oder auf das Ende zu warten.“ Bowen boxte trotz seines gebrochenen Handgelenks weiter.
Irgendwann konnten auch Andy Bowen und Jack Burke nicht mehr. Keinem von ihnen gelang es mehr, als der Gong zur 111. Runde ertönte, aus seiner Ecke aufzustehen und sich wieder zum Kampf zu stellen. Der Ringrichter John Duffy brach den epischen Kampf ab und er klärte ihn zu einem „no contest“. Es war 04:43 Uhr morgens. 7 Stunden und 19 Minuten hatten sie gekämpft.
Einen Monat später schon, am 31. Mai 1893, stieg Andy Bowen erneut in den Ring. Er boxte gegen Jack Everhardt. Um die siebzehnte Runde herum brach er sich die linke Hand. Er boxte mit einer Hand weiter. Der Kampf dauerte 85 Runden, also über vier Stunden. Er gewann. Es folgten 1884 zwei Unentschieden.
Am 14.12.1894 folgte eine Niederlage gegen Kid Lavigne, “The Saginaw Kid”. Er boxte erneut im Auditorium Club, New Orleans. In der 18. Runde wurde er niedergeschlagen und ging zu Boden. Dabei schlug sein Kopf auf dem Boden auf und wachte nicht mehr auf. Er zog sich einen Schädelbruch zu. Einen Tag später starb Andy Bowen im Krankenhaus. – Andy Bowen ist einer der ganz Großen.
George (Kid) Lavigne, oder besser George Henry Lavigne, geboren am 06.12.1869, gestorben am 09.03.1928, boxte bis 1909 weiter. Sein vermutlicher Rekord: 58 Kämpfe, 37 Siege, 21 durch KO, 9 Niederlagen, 4 durch KO, 11 Unentschieden. Er war vom 01.06.1896 bis zum 03.07.1899 Weltmeister im Leichtgewicht. Mehr an Informationen fand ich nicht.
Über Jack Burke wissen wir nur unwesentlich mehr. Es ist nicht zweifelfrei bewiesen, ob er nach seiner epischen Ringschlacht jemals wieder in den Ring stieg. Eine sehr seriöse us-amerikanische boxhistorische Internetseite geht davon aus, dass er noch sechs Mal in Ring stieg. Andere Darstellungen widersprechen. Aus romantischen Gründen hoffe ich, dass er nie wieder geboxt hat. Sicher ist, dass er zuletzt in Plainfield, New Jersey lebte und dort im April 1942 an den Folgen eines Autounfalls im Mublenberg Hospital verstarb. In seiner Heimatstadt war allgemein bekannt, dass er einen 110-Runden-Kampf bestritten hatte.
© Uwe Betker

Erkan Teper vs. David Price: Ein Vorbericht

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Am 17. Juli soll Erkan Teper (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) in Ludwigsburger MHP Arena gegen David Price (21 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) boxen. Dabei geht es um den vakanten Europameistertitel (EBU) im Schwergewicht. Teper gegen Price ist eine gute Ansetzung. Teper ist die Nummer 17 der unabhängigen Weltrangliste und Price die Nummer 26. Das heißt, beide Athleten sind in der Rangliste nahe genug beieinander, um sich einen guten Kampf liefern zu können. Teper ist aber wohl der Favorit und Price eher der Außenseiter, der nur durch KO gewinnen kann.
Der Deutsche Teper wurde zuletzt gut aufgebaut. In seinen letzten Kämpfen besiegte er Johann Duhaupas (14.03.2015, W 12), Newfel Ouatah (13.06.2014, TKO 6), Martin Rogan (16.11.2013, KO 1) und Michael Sprott (31.08.2013, TKO 1). Er ist ungeschlagen. Der Brite Price wechselte erst vor ca. einem Jahr zu Sauerland Event. Davor musste er zwei Niederlagen gegen Tony Thompson (23.02.1013, TKO 2 und 06.07.2013, TKO 5) hinnehmen. Dementsprechend ist er auch relativ vorsichtig wieder aufgebaut worden, um sein Selbstvertrauen zu stärken. Dies ist auch eines der Argumente, die für einen Sieg von Teper sprechen.
Interessant ist, dass der Veranstalter Z!-Promotion sich gegen Sauerland Event bei der Kampfversteigerung durchgesetzt hat. Sie boten 252.500 Euro, Sauerland nur 23.979,55 Euro. Das kann man verschieden interpretieren. Zum einen kann das heißen, dass Z!-Promotion von Alexander und Boris Zastrow sowie Matchmaker Hagen Döring nun zu den großen in der Branche gehört. Es kann aber auch heißen, dass der Berliner Veranstalter einfach nicht mehr so viel Geld hat wie früher. Oder, dass er einfach kein gesteigertes Interesse an dem Kampf von Price hat. Jedenfalls, zu Zeiten, als Sauerland noch einen TV Vertrag mit der ARD hatte, wäre ein solches Ergebnis einer Versteigerung gar nicht denkbar gewesen. Gleichzeitig heißt das aber auch, dass die Brüder Zastrow – mit Hilfe von Hagen Döring – zu einer Größe im deutschen Boxsport geworden sind. Mit dem Bezahlsender Sky Select haben sie auch einen starken Partner an ihrer Seite.
Sollte Teper gewinnen, so hätte Z!-Promotion einen Schwergewichtler unter Vertrag, der gegen Wladimir Klitschko (67 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO), den Schwergewichtsweltmeister der IBF und WBO und Super Champion der WBA, oder gegen den Weltmeister light der WBA, Ruslan Chagaev (37 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 2 Niederlagen. 1 durch KO) antreten könnte.
Persönlich bin ich gespannt, ob der Super Leichtgewichtler Timo Schwarzkopf (5 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) nach seiner Niederlage gegen Anthony Yigit, am 21.03.2015, wieder boxt. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Schwarzkopf, Festim Kryeziu, zu Z!-Promotion gegangen ist.
(C) Uwe Betker

Der vermutlich älteste Bericht über einen Boxkampf

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Homer der Autor der Ilias und Odyssee gilt als erster Dichter des Abendlandes. Über sein Leben ist nichts bekannt. Es ist noch nicht einmal sicher, ob Homer überhaupt gelebt an. Aber es gibt eben diese zwei Werke, die mit seinem Namen verbunden sind und die ein paar hundert Jahre vor der Geburt Christi geschrieben worden sind. Wahrscheinlich hat er, wenn es ihn gab, etwa „in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts und/oder in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gelebt“.
In der Odyssee stoßen wir im 18. Gesang auf die Beschreibung eines Boxkampfes. In ihm kämpfen Odysseus und der Bettler Iros gegeneinander. Odysseus, der nach dem trojanischen Krieg 10 Jahre lang auf einer Irrfahrt war, kommt unerkannt, als Bettler verkleidet, nach Ithaka zurück. Er kommt zu seinem Königshof, wo er viele Fürsten seine Frau Penelope bedrängen sieht. Dort trifft er dann auf Iros, einen Bettler, der in ihm einen Konkurrenten als Bettler am Hofe sieht und ihn vertreiben will.
Antinoos, einer derjenigen, der Penelope heiraten will, fungiert als Promoter. Er lobt auch die Börse aus, nämlich einen Ziegenmagen, voll Blut und Fett, der schon auf dem Grill liegt und die Garantie, dass der Sieger in Zukunft der einzige ist, der im Saal betteln darf. Den übrigen Freiern gefällt dies und sie feuern die beiden Boxer an. Iros gilt, aufgrund seiner überlegenen Körpergröße, als Favorit. Das Stare Down geht aber schon mal klar für Odysseus aus, denn Iros zeigt sich beeindruckt, als er Odysseus erstmalig mit gegürtetem Gewand und nicht in einfacher Kampfkleidung sieht.
Der Kampf als solcher ist kurz. Iros hat den ersten Schlag, trifft aber nur die Schulter. Odysseus kontert mit einem Schlag, vermutlich einem Haken aufs Ohr. Dabei zerschlägt er einen Knochen und Blut schießt aus dem Mund von Iros, der zu Boden geht. Sieger durch KO in der ersten Runde: Odysseus.
© Uwe Betker

In der Odyssee von Homer, übersetzt von Johann Heinrich Voß, liest sich die vermutlich erste Beschreibung eines Boxkampfes, im ersten Teil des XVIII. Gesangs, so:

Jetzo kam ein Bettler von Ithaka, welcher die Gassen
Haus bei Haus durchlief, ein weitberüchtigter Vielfraß:
Immer füllt‘ er den Bauch mit Essen und Trinken und hatte
Weder Stärke noch Kraft, so groß auch seine Gestalt war.
Dieser hieß Arnaios; denn also nannt ihn die Mutter
Bei der Geburt; allein die Jünglinge nannten ihn Iros,
Weil er gerne mit Botschaft ging, wenn es einer verlangte.
Dieser kam, Odysseus von seinem eigenen Hause
Wegzutreiben; er schalt ihn und sprach die geflügelten Worte:
Geh von der Türe, du Greis, daß man nicht beim Fuße dich schleppe!
Merkst du nicht, wie man rings mit den Augenwimpern mir zuwinkt,
Dich von hinnen zu schleppen? Allein ich scheue mich dennoch.
Auf denn! oder es kommt noch zwischen uns beiden zum Faustkampf!
Zürnend schaute auf ihn und sprach der weise Odysseus:
Elender, hab ich doch nimmer mit Wort oder Tat dich beleidigt!
Auch mißgönn ich’s dir nicht, wieviel dir einer auch schenke.
Und die Schwelle hat Raum für uns beide. Du mußt nicht so neidisch
Sehn bei anderer Milde; du scheinst mir ein irrender Fremdling,
Eben wie ich; der Reichtum kommt von den seligen Göttern.
Aber fordre mich nicht so übermütig zum Faustkampf,
Daß ich nicht zürn und dir, trotz meines Alters, mit Blute
Brust und Lippen besudle! Dann säß ich morgen vermutlich
Noch geruhiger hier; denn schwerlich kehrtest du jemals
Wieder zurück in das Haus des Laertiaden Odysseus!
Und mit zürnendem Blick antwortete Iros, der Bettler:
All ihr Götter, wie rasch der verhungerte Bettler da plappert,
Recht wie ein Heizerweib! Ich möcht es ihm übel gedenken,
Rechts und links ihn zerdreschen und alle Zähn aus dem Maul ihm
Schlagen wie einer Sau, die fremde Saaten verwüstet!
Auf und gürte dich jetzo, damit sie alle des Kampfes
Zeugen sei’n. Wie willst du des Jüngeren Stärke bestehen?
Also zankten sie sich vor der hohen Pforte des Saales,
Auf der geglätteten Schwelle, mit heftig erbitterten Worten.
Ihre Worte vernahm Antinoos‘ heilige Stärke,
Und mit herzlicher Lache begann er unter den Freiern:
So was, ihr Lieben, ist uns bisher noch nimmer begegnet!
Welche Freude beschert uns Gott in diesem Palaste!
Jener Fremdling und Iros, die fordern sich jetzo einander
Zum Faustkampfe heraus. Kommt eilig, wir wollen sie hetzen.
Also sprach er, und schnell erhuben sich alle mit Lachen
Und versammelten sich um die schlechtgekleideten Bettler.
Aber Eupeithes‘ Sohn Antinoos sprach zur Versammlung:
Höret, was ich euch sage, ihr edelmütigen Freier!
Hier sind Ziegenmagen, mit Fett und Blute gefüllet,
Die wir zum Abendschmaus auf glühende Kohlen geleget.
Wer nun am tapfersten kämpft und seinen Gegner besieget,
Dieser wähle sich selbst die beste der bratenden Würste.
Künftig find er auch immer an unserem Mahle sein Anteil,
Und kein anderer Bettler soll diese Schwelle betreten.
Also sprach er; und allen gefiel Antinoos‘ Rede.
Listensinnend begann der erfindungsreiche Odysseus:
Lieben, ich alter Mann, durch so viel Elend entkräftet,
Kann unmöglich die Stärke des jüngeren Mannes bestehen.
Aber mich zwingt der Hunger, die härtesten Schläge zu dulden!
Nun wohlan! Verheißt mir denn alle mit heiligem Eidschwur,
Daß nicht Iros zuliebe mich einer mit nervichter Rechter
Freventlich schlagen will, ihm seinen Sieg zu erleichtern.
Also sprach er, und alle beschwuren, was er verlangte.
Und die heilige Kraft Telemachos‘ redete jetzo:
Fremdling, gebeut es dein Herz und deine mutige Seele,
Treib ihn getrost hinweg und fürchte der andern Achaier
Keinen! Wer dich verletzt, der hat mit mehren zu kämpfen!
Dein Beschützer bin ich, und beide verständige Fürsten
Hegen, Antinoos dort und Eurymachos, gleiche Gesinnung.
Seine Rede lobten die übrigen. Aber Odysseus
Gürtete sich um die Scham mit seinen Lumpen und zeigte
Schöne, rüstige Lenden; auch seine nervichten Arme
Wurden entblößt, die Brust und die breite Schulter; Athene
Schmückt‘ unsichtbar mit Kraft und Größe den Hirten der Völker.
Aber die Freier alle umstaunten die Wundererscheinung.
Einer wendete sich zu seinem Nachbarn und sagte:
Iros, der arme Iros, bereitet sich wahrlich ein Unglück!
Welche fleischichte Lende der Greis aus den Lumpen hervorstreckt!
Also sprachen die Freier, und Iros ward übel zumute.
Aber es gürteten ihn mit Gewalt die Diener und führten
Ihn, wie er zitterte, fort, und sein Fleisch umbebte die Glieder.
Und Antinoos schalt ihn und sprach mit drohender Stimme:
Wärst du doch tot, Großprahler, ja wärst du nimmer geboren,
Da du vor diesem so bebst und so entsetzlich dich anstellst
Vor dem alten Manne, den mancherlei Elend geschwächt hat!
Aber ich sage dir an, und das wird wahrlich erfüllet:
Schlägt dich dieser zu Boden und geht als Sieger vom Kampfplatz,
Siehe, dann send ich dich gleich im schwarzen Schiffe zum König
Echetos in Epeiros, dem Schrecken des Menschengeschlechtes,
Daß er dir Nas und Ohren mit grausamem Erze verstümmle
Und die entrissene Scham den Hunden gebe zu fressen!
Sprach’s; da zitterte jener noch stärker an Händen und Füßen.
Aber sie führten ihn hin, und beide erhoben die Fäuste.
Nun ratschlagte bei sich der herrliche Dulder Odysseus,
Ob er ihn schlüge, daß gleich auf der Stelle sein Leben entflöhe,
Oder mit sanftem Schlage nur bloß auf den Boden ihn streckte.
Dieser Gedanke schien dem Zweifelnden endlich der beste:
Sanft zu schlagen, um nicht den Achaiern Verdacht zu erwecken.
Iros schlug mit der Faust die rechte Schulter Odysseus‘,
Dieser ihm unter das Ohr an den Hals, daß der Kiefer des Bettlers
Knirschend zerbrach und purpurnes Blut dem Rachen entstürzte.
Schreiend fiel er zu Boden, ihm klappten die Zahn‘, und die Füße
Zappelten stäubend im Sand. Da erhuben die mutigen Freier
Jauchzend die Händ‘ und lachten sich atemlos. Aber Odysseus
Zog ihn beim Fuß aus der Tür und schleppt‘ ihn über den Vorhof
Durch die Pforte der Halle; da lehnt‘ er ihn mit dem Rücken
Gegen die Mauer des Hofs und gab ihm den Stab in die Rechte;
Und er redet‘ ihn an und sprach die geflügelten Worte:
Sitze nun ruhig hier und scheuche die Hund‘ und die Schweine!
Hüte dich ferner, den Armen und Fremdlingen hier zu befehlen,
Elender Mensch, damit dir kein größeres Übel begegne!

Blaue Flecke für soziale Zwecke

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Wenn an 16. November in Ludwigsburg die Fäuste fliegen, tun sie das für gute Zwecke. Der Gewinn und die Spenden dieses Abends gehen je zur Hälfte an die Lern-Stiftung Hück in Pforzheim und an die Weltorganisation der SOS-Kinderdörfer. Hauptkampf des Abends ist das Aufeinandertreffen von Uwe Hück und Luan Krasniqi im Schwergewicht. Der Ex- Europameister Krasniqi macht kein Comeback, sondern er stellt sich in einem Boxkampf Uwe Hück, dem Konzern-Betriebsratsvorsitzenden und stellv. Aufsichtsratsvorsitzenden der Porsche AG, der auch zweifacher Europameister im Thaiboxen ist. Hück engagiert sich für die von ihm gegründete Lern-Stiftung Hück, die sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen helfen soll. Für Kinder steigt er und Krasniqi in den Ring.
Es wäre ungerecht, über den sportlichen Wert des Charity-Boxens die Nase zu rümpfen. Zumal das Vorprogramm einige absolute Leckerbissen für Boxfans bereithält. Die ersten vier Kämpfe stehen unter dem Motto: Die Jungen Wilden – Nachwuchs-Profiboxer – die Stars von übermorgen. Hier sind der 21jährige Cruisergewichtler Tobias Voss (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) der vom K1 und Thaiboxen kommt, der 25jährige Halbschergewichtler Arijan Sherifi (2 Kämpfe, 2 Siege) und der 23jährige belgische Halbschwergewichtler Marc De Bonte (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO) der vom Kickboxen kommt. Alle drei Boxer sind mir unbekannt, aber sie hören sich viel versprechend an. Den Hauptkampf der Jungen Wilden bestreitet im Schwergewicht der 25jährige Franz Rill (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO). Dieser relativ unerfahrene Profiboxer bekommt es mit Fabio Tuiach (28 Kämpfe, 25 Siege, 15 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) zu tun. Was eine gute und aber auch mutige Kampfansetzung ist.
Der zweite Teil der Vorkämpfe stehet unter dem Mott: Die Stars von Morgen. Hier tritt als Erstes der ungeschlagene Timo Schwarzkopf (12 Kämpfe, 12 Siege, 7 durch KO) gegen Junior Witters (49 Kämpfe, 41 Siege, 22 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) im Weltregewicht an. Witter „the Hitter“ war einer der dominierenden Persönlichkeiten des Junior Weltergewichts Ende des letzten Jahrzehnts. Im Jahr 2000 unterlag er dem großen Zab Judah in einem IBF WM Kampf nach Punkten. 2002 wurde er Britischer Meister und Commonwealth Meister. Ein Jahr später wurde er Europameister und schlug er die guten Salvatore Battaglia und Andriy Kotelnik. Am 15.09.2006 wurde er durch einen Punktsieg gegen DeMarcus Corley Weltmeister der WBC. Seinen Titel verteidigte er zweimal erfolgreich, wobei er am 07.09.2007 Vivian Harris in der siebten Runde KO schlug. Jener Harris der Oktay Urkal zweimal in Deutschland besiegt hatte. Am 10.05.2008 verlor er seinen Titel gegen seht starken Timothy Bradley, der zurzeit als bestes Weltergewichtler gilt. Es folgten weitere Niederlagen, u. a. gegen Davon Alexander, um den WBC Titel, den heutigen IBF Champion im Weltergewicht, Von seinen letzten fünf Kämpfen konnte er vier gewinnen.
Für Schwarzkopf spricht, dass Witter seinen letzten Kampf, der mehr als ein Jahr zurück liegt verloren hatte und dass er ungeschlagen ist. Witter boxt sehr offen und lässt seine Linke tief hängen, Mit seinen 39 Jahren dürften seine Reflexe nicht mehr so gut sein wie früher, wodurch er anfälliger ist. Für Witter spricht die Erfahrung und seine Fähigkeit Schläge zu absorbieren. Ich muss gestehen, dass ich diese Kampfansetzung vom Management von Schwarzkopf für sehr mutig halte. Der Kampf könnte ein Jahr zu früh für Schwarzkopf kommen. Wenn er jedoch gewinnt, ist er schon in naher Zukunft bereit einen WM Kampf zu machen.
In dem folgenden Kampf kämpft im Schwergewicht Erkan Teper (11 Kämpfe, 11 Siege, 7 durch KO) gegen Martin Rogan (20 Kämpfe, 16 Siege, 8 durch KO). Der Nordire ist die Nummer 39 der unabhängigen Weltrangliste, sieben Plätze hinter Teper. Teper ist zwar Favorit in dieser Begegnung, aber ein Selbstläufer ist diese für ihn nicht.
Im letzten Kampf des Abends, bevor Hück und Krasniqi den Ring betreten, bestreitet der ludwigsburger Lokalmatador Özlem Sahin (16 Kämpfe, 15 Siege, 5 durch KO, 1 Unetschiden). Die Minimumgewichtlerin tritt gegen Maria Rosa Tabbuso (20 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unetschiden). Tabbuso boxte zweimal gegen Regina Halmich, war Europameisterin in Super Fliegengewicht und kämpfte zweimal um eine Weltmeisterschaft. Auch diese Ansetzung verspricht spannend zu werden. Zumal, wenn die Gerüchte zutreffend sind, dieser Kampf der letzte von Sahin, der amtierenden Interims Weltmeisterin WIBF im Junior Fliegengewicht, vor einem WM Kampf im Minimumgewicht Anfang nächsten Jahres. Für ein letztes Aufgallop vor einen WM Kampf ist Tabbuso eigentlich zu stark und zu gefährlich.
Wie schon geschrieben, über den sportlichen Wert des Hauptkampfe Hück gegen Krasniqi kann man diskutieren, das Vorprogramm ist so gut und, dass es nicht wenige Veranstaltungen, die von den großen Veranstaltern und TV Sendern so gezeigt werden in den Schatten stellen wird.
© Uwe Betker