Posts Tagged ‘Firat Arslan’
„Blaue Flecke für soziale Zwecke 2“
Zwei Jahre Zeit ließen sich Uwe Hück und Luan Krasniqi für ihre Neuauflage von „Blaue Flecke für soziale Zwecke“ in Ludwigsburg. Was dann aber der Konzern-Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG und der ehemalige Europameister im Schwergewicht auf die Beine stellten, war schon bemerkenswert. Es begann mit einer lauten und beeindruckenden Pyro- und Lichtshow, bei der die Boxer und Boxerinnen vorgestellt wurden. Dann sang Nathalie Dorra, die mit ihrer Band auftrat, was bei den Zuschauern sehr gut ankam. Sie sang später noch häufiger. Dann machten Hück und Krasniqi noch Werbung für ihre Stiftungen für benachteiligte Kinder.
Der erste Kampf des Abends fand im Muay Thai statt. Die beiden Kontrahenten kamen, wie alle Boxer, über die Bühne zum Ring. Da gab es für sie ein Spalier von Cheerleadern mit goldenen Puscheln. Es trafen Alex Schmitt und Leo Bönning für einen WM Kampf im Mittelgewicht, nach Version ISKA, aufeinander. Schmitt gewann klar nach Punkten. Der Kampf war wohl gut – aber ich kann nun mal Sportarten, bei denen man tritt, und sei es nur gegen einen Ball, nicht wirklich etwas abgewinnen.
Dann kam aber auch richtiges Boxen. Als erstes gab es zwei Frauenboxkämpfe. Alesia Graf (32 Kämpfe, 27 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen) und Marianna Gulyas (34 Kämpfe, 13 Siege, 2 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO) stiegen als erste für einen Sechsrunder im Bantamgewicht in den Ring. Graf hatte seit 16 Monaten nicht mehr geboxt. Dennoch gestaltete sich der Kampf einseitig. Schon nach der ersten Aktion war klar, dass er nicht über die angesetzte Distanz gehen würde. Eine Links-Rechts-Kombination traf gleich den Kopf von Gulyas und ließ ihn nach hinten schnellen. Nahezu jeder Schlag von Graf fand sein Ziel. In der zweiten Runde erhöhte Graf dann noch mal den Druck. Eine Kombination zum Körper – und Gulyas ging zu Boden, wo sie dann ausgezählt wurde. Siegerin durch KO in Runde 2 nach 1:04: Alesia Graf.
Es folgte ein WM Kampf im Minimumgewicht. Özlem Sahin (20 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) traf auf auf Gretchen Abaniel (24 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO). Die ungeschlagene Sahin boxte zum ersten Mal um eine WM in ihrer Heimatstadt Ludwigsburg. Sahin startete gewohnt langsam. Sie besetzte die Ringmitte und arbeitet mit der Führhand. Manchmal schlug sie einen rechten Haken, wirkte insgesamt aber verkrampft. Abaniel arbeitete mehr. Sie schlug viel, auch viele Innenhände, und kam denn auch gelegentlich durch. Am Ende der ersten Runde platzierte sie einen schönen rechten Kopfhaken. Auch die zweite Runde ging an Abaniel. Dann kam Sahin zwar besser, aber sie fand nie richtig in den Kampf. In der siebten Runde kam Abaniel mit einer Rechten zum Kopf durch, die Sahin in die Seile schlug. Sahin überstand die kritische Situation aber gut. In der neunten Runde wurde sie dann angezählt, als sie plötzlich auf dem Boden saß. Ob dies allerdings wirklich als Niederschlag zu werten war, ist m. E. Geschmackssache. Für mich war es eine ausgeglichene Ringschlacht und mit Abstand der beste Boxkampf des Abends. Am Ende werteten die Punktrichter 96:94, 94:96 und 99:91. Punktsiegerin durch eine Mehrheitsentscheidung: Gretchen Abaniel.
Eine kurze Anmerkung zu der Entscheidung der Punktrichter: Die Wertungen der beiden Punktrichter, die 96:94 gewertet hatten, gaben den Kampfverlauf schon ziemlich genau wieder: Meine Wertung war 95:95. Der BDB-Punktrichter Jürgen Langos wertete den Kampf jedoch anders als alle anderen. Das lässt mich dann unwillkürlich fragen, welchen Kampf er denn wohl gewertet hat oder wieso er in seiner Wertung so von den anderen abwich. Nach meiner Einschätzung hat diese Wertung von Jürgen Langos vom Bund Deutscher Berufsboxer durchaus Chancen auf den Titel der schlechtesten Punktrichterentscheidung des Jahres.
Anshließend traten im Cruisergewicht Firat Arslan (46 Kämpfe, 36 Siege, 22 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) und Paata Aduashvili (29 Kämpfe, 17 Siege, 10 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO, 2 Unentschieden) gegeneinander an. Dabei ging es um die Eurasia Pacific Meisterschaft der WBC, was immer das nun auch wieder sein mag. Da Aduashvili kurzfristig einsprang, war der Kampf kurz und einseitig. Arslan war seinem Gegner in allen Bereichen überlegen. Wie immer verschanzte er sich hinter seiner Doppeldeckung, um auf seine Chance zu warten. Sein Gegner versuchte dagegen mit hektisch vorgetragenen Angriffen, die aus Schwingern bestanden, zum Erfolg zu kommen, ein von Anfang an zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Am Ende der Runde konterte Arslan dann noch mal mit einem schönen Kopfhaken, der Aduashvili beeindruckte. In der folgenden Runde kam dann auch das überfällige Ende. Drei Rechte schickten Aduashvili zum ersten Mal zu Boden. Es folgten dann noch zwei weitere Niederschläge, jeweils durch Kopfhaken. Nach dem dritten Niederschlag zählte der Ringrichter ihn aus. Sieger durch KO in Runde 2 nach 2:33: Firat Arslan.
Mit diesem Sieg hat sich der 45-jährige Arslan die Chance bewahrt, noch einmal um eine Weltmeisterschaft boxen zu können. Sein Wunschgegner dürfte wohl Grigory Drozd (41 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) sein, der amtierende Weltmeister der WBC, dem er am 28.10.2006 sein einzige Niederlage zugefügte.
Dann gab es die zwei Charity Kämpfe, die jeweils auf acht mal zwei Minuten angesetzt waren. Die Schwergewichtsbegegnung zwischen Uwe Hück und Francois Botha war durchaus unterhaltsam. Sie ging über 8 Runden zu 2 Minuten. Botha schlug präzise linke und rechte Graden und schöne punktgenaue Haken, sowohl zum Körper als auch zum Kopf, ganz so wie es sich für eine Partnerarbeit im Training gehört. Botha gab Hück genug Raum, damit er mit großartigen Schwingern die Oberarme bearbeiten konnte. Der Kampf wogte hin und her. Botha, ganz der böse Junge, foulte, indem er Hück auf den Hinterkopf schlug – oder war es doch eher so was wie ein Streicheln. Hück war jedenfalls sichtlich benommen und musste seinen Kopf schütteln. Es gab keinen Punktabzug. Dafür rächte sich der Porsche Mann, indem er Botha mit einer langen Schlagkombination die Oberarme massierte. Alle Beteiligten, auch die Zuschauer, hatten ihren Spaß. Am Ende stand ein Unentschieden. Die Punktrichter werteten 75:73, 73:75 und 76:76. Weil beide Kontrahenten mit diesem, für sie so ungerechten Urteil nicht leben konnten, wurde direkt ein Rückkampf in Südafrika verabredet. Botha sammelt nämlich auch Geld für benachteiligte Kinder in seinem Land.
Sichtlich Spaß hatte auch Luan Krasniqi, der gegen Danny Williams (73 Kämpfe, 48 Siege, 36 durch KO, 25 Niederlagen, 12 durch KO) boxte. Sah die Begegnung zwischen Hück und Botha mehr nach einer Partnerübung im Training oder einer Choreographie aus, so lagen die Dinge mit Krasniqi und Williams anders. Ich fühlte mich schon erinnert an einen richtigen Kampf. Es entstand tatsächlich der Eindruck, dass hier richtig geboxt wurde. Es war aber vor allem offensichtlich, dass Krasniqi Williams, der seinen angekündigt letzten Kampf bestritt, in allen Belangen überlegen war. Krasniqi machte richtig Druck. Immer wieder kam er mit harten Treffern durch. In der vierten Runde kam dann das befürchtete Ende. Eine Rechte zum Kopf ließ Williams einknicken und langsam zu Boden gehen. Während Williams langsam in sich zusammen sackte, gab Krasniqi ihm unnötigerweise noch zwei Rechte zum Kopf mit. Williams wurde ausgezählt. Es dauerte lange bis er, nur mit Hilfe seiner Betreuer, wieder auf die Beine kam. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch Charity Boxen nennen möchte. Ganz sicher bin ich mir jedoch, dass ich Danny Williams nie wieder boxen sehen möchte. Sieger durch KO in Runde 4 nach 1:10 Minuten: Luan Krasniqi.
Zwischen den Kämpfen traten noch der Kabarettist Christoph Sonntag, die Tanzgruppe Jonny M., die auch die Nummerngirls stellte, Nu Addition und Peter Freudenthaler von Fools Garden auf. Eine Verlosung gab es auch, mit einer Harley Davidson als Hauptgewinn. Leider hat aber nicht der gutaussehende Journalist gewonnen.
Auf der Veranstaltung „Blaue Flecke für soziale Zwecke 2“ gab es einen Muay Thai, zwei Frauenboxkämpfe, einen Männerboxkampf, einen Charity Boxkampf und einen etwas anderen Charity Boxkampf zu sehen. Insgesamt ein Kessel Buntes, der beim Publikum ankam. Man darf gespannt sein, ob Uwe Hück und Luan Krasniqi wieder zwei Jahre brauchen werden für eine Wiederauflage.
(C) Uwe Betker
Von Boxexperten im Fernsehen
Wikipedia definiert den Experten wie folgt: „Experte, von lateinisch expertus ‚erprobt‘, (auch Fachmann/Fachfrau, Pl. Fachleute , Fach- oder Sachkundiger, Spezialist) ist ein Schlagwort und bezeichnet als solches eine Person, die über überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet oder mehreren bestimmten Sacherschließungen oder über spezielle Fähigkeiten verfügt oder der diese Eigenschaften zugeschrieben werden. Neben dem theoretischen Wissen kann eine kompetente Anwendung desselben, also praktisches Handlungswissen, für einen Experten kennzeichnend sein.“ Also ein Experte ist ein Fachmann. Ein Boxexperte ist dann ein Fachmann in Sachen Boxen. So weit, so banal.
Ein Grundproblem mit Experten ist nun aber, dass sie zwar fachkundig sein mögen, also über ein überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet verfügen, nur heißt das noch lange nicht, dass sie Andere auch daran teilhaben lassen – und das auch dann nicht, wenn sie öffentlich als Experten auftreten. Als bestes Beispiel können da die Boxexperten im Fernsehen herangezogen werden. Einschränkend muss ich hier sagen: Das gilt vor allem für Experten im deutschen Fernsehen. Z.B. die amerikanischen Experten nämlich sind sehr viel kritischer als die deutschen. Das hat grob gesagt vor allem drei Gründe: 1. Die Bindung zwischen TV Sender und Veranstalter ist in den Staaten nicht so eng. 2. In den USA gibt es mehr Zuschauer, die sich tatsächlich fürs Boxen interessieren. 3. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es dort eine wirklich kritische Berichterstattung über Boxen, die sogar Tradition hat. Hierzulande herrscht dagegen mehr so was wie Hofberichterstattung.
Ein Beispiel zur Illustration:
Henry Maske, der ehemalige Weltmeister im Halbschwergewicht, nutzte seine Popularität als Boxer, um nach Beendigung seiner Karriere als Boxexperte für die ARD zu fungieren. Von 2007 an kommentierte er die Veranstaltungen seines ehemaligen Veranstalters Sauerland Event. Hierbei wurde er, positiv ausgedrückt, seinem Image als Gentleman gerecht. Negativ ausgedrückt, beschönigte er, was gezeigt wurde und er schreckte auch nicht davor zurück, die schlimmsten Fehlentscheidungen, wie z.B. den Punktsieg von Marco Huck über Denis Lebedev am 19.12.2010, schönzureden. Willfährig versicherte er den Zuschauern und dem ihn bezahlenden TV Sender, das, was sie zu sehen bekamen, sei gut gewesen.
Erst nachdem die ARD ihren Ausstieg aus dem Boxen à la Sauerland verkündet hatte, zeigte sich Maske ein einziges Mal kritisch. Nach dem Kampf von Firat Arslan gegen den IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez am 16.08.2014 sagte er in der ARD, er habe Arslan als Sieger gesehen. Nun könnte man ja meinen, dass Maske zum Ende seiner ARD-Experten-Karriere doch wenigsten einmal die Fernsehzuschauer von seinem überdurchschnittlich umfangreichen Wissen hätte profitieren lassen. Man kann die Sache aber auch anders verstehen. Zur selben Zeit nämlich ging das Gerücht um, Henry Maske werde in Zukunft für Z! Promotion der Brüder Zastrow tätig sein und die hätten sich nun um einen TV-Vertrag bei der ARD bemüht. Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf zeigten sich die Verantwortlichen von Sauerland recht dünnhäutig. Ulli Wegner kündigte Maske öffentlich seine Freundschaft auf und Wilfried Sauerland stellte Maskes Fähigkeit als Experte fürs Boxen in Frage. Leider habe ich das Video von der Pressekonferenz nicht mehr im Internet gefunden.
Kritik ist ja nun auch nicht gerade etwas, was ein TV-Sender oder ein Veranstalter von einem Experten hören will. So wurde z.B. Axel Schulz als Experte bei SAT.1 abgelöst, als er es doch am 25.06.2011 tatsächlich gewagt hatte, die Leistung von Felix Sturm gegen Matthew Macklin zu kritisieren.
Man kann natürlich verstehen, dass ein TV-Sender, der schließlich Geld zahlt für eine Veranstaltung, von einem Experten, den er auch bezahlt, nicht unbedingt hören will, dass das, was da gekauft wurde von schlechter Qualität ist. Gleichzeitig möchte ich den Verantwortlichen der Fernsehsender aber zu bedenken geben, dass mit jeder Show die schöngeredet und mit jeder Fehlentscheidung, die weggeredet wird, ihr Produkt an Glaubwürdigkeit verliert – genauso wie auch die Experten. Allen Beteiligten würde ein mehr an Mut und Rückgrat da m. E. schon gut tun.
© Uwe Betker
Über die Adidas/ Double D Boxhandschuhe bei Sauerland Event
Vor dem Rückkampf zwischen Marco Huck (40 Kämpfe, 37 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (42 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) um den Weltmeistertitel der WBO im Cruisergewicht gab es einen Skandal. Huck sollte, laut Medienberichten, ursprünglich mit zwei verschiedenen Handschuhen in den Ring steigen. Ein Handschuh hatte eine normale Schaumstofffüllung. Der andere, jener für die Schlaghand, war mit Rosshaar gefüllt, was definitiv die Schlagwirkung weniger absorbiert. Das heißt aber nun nichts anderes, als dass der Schlag sehr viel härter wird.
Wären diese Handschuhe nun benutzt worden, hätte sich daraus eine klare Benachteiligung von Arslan ergeben, was zumindest eine Wettbewerbsverzerrung gewesen wäre. Es lag dann auch der Verdacht von Straftaten wie Betrug und vorsätzlicher Körperverletzung in der Luft. Der Veranstalter Sauerland Event hat bis heute den Sachverhalt nicht aufgeklärt, bzw. sich hierzu nicht öffentlich geäußert. Auch Adidas tat dies nicht.
Adidas kann man dabei in gewisser Weise noch verstehen. Die Boxhandschuhe von Adidas werden nicht von Adidas im fränkischen Herzogenaurach hergestellt. Die Boxhandschuhe werden von der französische Firma Double D in Lizenz herstellt und vertrieben.
Ich wandte mich dennoch an Adidas mit folgender Email, die ich dreimal, im Abstand von je einer Woche verschickte:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Laut Medienberichten gab es im Vorfeld des WM Kampfes zwischen Marco Huck und Firat Arslan gravierende Probleme mit den Adidas Boxhandschuhen. Bei dem Paar Handschuhe, mit dem Marco Huck boxen sollte, bestand wohl die Dämmung des einen aus Schaumstoff und die des anderen aus Rosshaar. Wie sie selber wissen, dämmt Rosshaar sehr viel weniger die Schlagwirkung und wird daher eigentlich von nahezu keinem Hersteller von Boxhandschuhen mehr verwendet.
Nun stellen sich mehrere Fragen: Produziert Adidas noch Handschuhe mir Rosshaarfüllung? Wie ist es möglich, dass Handschuhe aus zwei verschiedenen Produktionslinien zusammen in eine gemeinsame Verpackung kommen? Wie viele ungleiche Paare von Handschuhen sind produziert und verkauft worden? Ist eine Rückrufaktion geplant oder soll eine Verbraucherwarnung veröffentlicht werden, die darauf hinweist, dass diese Handschuhe ein größeres Verletzungsrisiko darstellen und sportliche Wertkämpfe massiv beeinflussen? Oder ist Adidas das Opfer von Manipulationen Dritter? Es wäre sehr freundlich, wenn Sie mir die Fragen beantworten könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Betker
Freier Sportjournalist
Als Antwort bekam ich folgende Standardantwort:
Liebe/r Uwe Betker,
Danke, dass du adidas kontaktiert hast. Dein Feedback ist wichtig für uns. (…)
Wir werden dir so schnell wie möglich eine hilfreiche Antwort senden.
Vielen Dank für deine Anfrage
adidas
Drei Anfragen, dreimal dieselbe Standardantwort und genug Zeit über diese Antwort nachzudenken. Zuerst mal: Wieso glauben die Menschen, die diese Antwort programmiert haben, eigentlich, alle duzen zu können? Will Herbert Hainer, der Vorstandsvorsitzende der adidas AG, etwa auch bei einem Geschäftsessen vom Kellner geduzt werden? Dann kann ich mir vorstellen, dass Herr Hainer deshalb alle duzen lässt.
Wie dem auch sei, bevor ich dieselbe Frage wieder an Adidas schickte, suchte ich erneut im Internet, u. z. nach anderen Kontaktadressen. Ich fand dann die Emailadressen der PR-Abteilung und schickte vier Personen die schon bekannte Mail.
Einer von diesen Vieren antwortete mir auch schnell. An dieser Stelle würde ich gerne den Emailwechsel einfach wiedergeben. Aber leider wurde meine Frage, ob ich die Ausführungen zitieren dürfe, verneint. Vielmehr wurde ich darauf hingewiesen, dass die Ausführungen „allgemeine adidas-Statements“ sind und keine direkten Zitate. Schade!
Der Herr aus der PR-Abteilung also teilte mir mit, natürlich entsprächen alle Füllungen der Adidas Boxhandschuhe dem aktuellen Stand der Technik und dementsprechend bestünde auch keine Veranlassung, eine Verbraucherwarnung auszusprechen. Auch wurden im Kampf Huck gegen Arslan baugleiche Handschuhe verwendet.
Bezüglich des nunmehr berühmt berüchtigten Paares für die Veranstaltung von der Sauerland Event GmbH führte er sinngemäß aus:
Der Veranstalter Sauerland Event verwaltet die Boxhandschuhe selber und gibt sie dann sowohl den eigenen Boxern als auch deren Gegnern. Bei dem Paar unterschiedlicher Boxhandschuhe handele es sich nicht um das Paar von Marco Huck. Vielmehr war dies ein Paar, das von einem „technischen Mitarbeiter“ von Sauerland Arslan „freundlicherweise im Vorfeld des Kampfes“ zur Verfügung gestellt worden ist, „um sich an die Handschuhe zu gewöhnen.“ Bedauerlicherweise habe jener besagte technische Mitarbeiter von Sauerland, welcher mittlerweile sein Missgeschick bedauert, zwei Handschuhe der gleichen Farbe, aber mit unterschiedlicher Füllung, mit Rosshaarfüllung und mit „Sandwich Foam“, kombiniert.
In einer weiteren Mail führte der Herr der PR-Abteilung von Adidas weiter aus, dass Adidas vier verschiedene Modelle von Boxhandschuhen für Profis hat. Natürlich sind diese in Zusammenarbeit mit namhaften Profiboxern entwickelt wurden. Sie unterscheiden sich in Passform, Dämpfung und Gelenkunterstützung. Und sie unterscheiden sich auch durch ihre Füllungen. Zwei der vier Modelle sind „mit einem so genannten Sandwich Foam (drei Schaumstofflagen aufeinander)“ gefüllt, eines mit einem „Injection Foam“ und eines eben auch mit Rosshaar.
Auf meine Frage, welches Modell denn eine Rosshaarfüllung habe, kam keine Antwort. Hier brach der Emailverkehr ab.
Natürlich schreibt die PR-Abteilung nicht, dass Adidas gar keine Handschuhe selber herstellt, sondern sie von einem französischer Hersteller von Judozubehör, Double D, in Lizenz in Pakistan produzieren lässt. Selbstverständlich hatte auch keiner erwartet, dass der pakistanische Lieferant Handschuhe verschiedener Produktionslinien zusammen packt. Auch hätte mich noch interessiert, welche namhaften Profiboxer Double D bei der Entwicklung ihrer Handschuhe unterstützen.
Immerhin ist nun raus, dass das Zusammenbringen der verschieden Boxhandschuhe ein „technischer Mitarbeiter“ von Sauerland Event besorgte. Warum nun dieser zwei Handschuhe zusammenbrachte, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit getrennt waren, ist bis heute nicht geklärt. Selbst Neuntklässler, die zum ersten Mal ein Praktikum machen, machen nicht solch einen Unsinn. Schließlich muss man doch wohl davon ausgehen, dass es sich hier um neue Handschuhe handelte. Würde das denn nicht heißen, ein „technischer Mitarbeiter“ von Sauerland, was immer das auch heißen mag, nahm zwei Paar Boxhandschuhe, holte sie aus ihrer Verpackung heraus, vertauschte sie und schob sie wieder in die Verpackung. Nehmen wir an, es war so, dann wissen wir ja noch nicht, warum jemand so etwas macht. Eventuell war es aber auch ganz anders. Das können wir aber nicht beurteilen, da die Sauerland Event GmbH in Berlin bis heute noch keine diesbezügliche Pressemeldung veröffentlicht hat.
Ganz seltsam kommt mir auch vor, dass jener unbekannte „technische Mitarbeiter“ dieses neu zusammengestellte Paar genommen und es Firat Arslan „freundlicherweise“ vor dem Kampf zukommen gelassen haben soll, damit der sich an die Handschuhe gewöhnen könne. Hier bin ich doch etwas ratlos. Sprechen wir hier eigentlich noch von Profiboxen beim größten Boxstall in Europa. Und da wird dann einem ehemaligen Weltmeister im Cruisergwicht ein Paar Boxhandschuhe zur Verfügung gestellt, damit er sich daran gewöhnt? Was gibt das denn? Und das soll tatsächlich die Erklärung sein, die Sauerland Event seinem Ausrüster Adidas gegeben hat?
Wieso will Adidas mir nicht sagen, welcher Handschuh eine Rosshaarfüllung hat? Ich würde gerne dieses Modell mit den anderen vergleichen. Einfach nur um zu sehen, ob es ein Modell gibt, was genauso aussieht.
© Uwe Betker
Gedanken über die Adidas/ Double D Boxhandschuhe
Wenn ich die Übertragung der ARD von dem Rückkampf zwischen Marco Huck (40 Kämpfe, 37 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (42 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) um den Weltmeistertitel der WBO im Cruisergewicht Revue passieren lasse, vermisse ich etwas. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dass im Vorbericht, während der Übertragung, in einer Pressemitteilung von Sauerland Event oder auch danach darüber berichtet worden wäre, dass Huck, laut Medienberichten, ursprünglich mit zwei verschiedenen Handschuhen in den Ring steigen sollte. Dies ist umso erstaunlicher als doch eigentlich alle Beteiligten ein Interesse an der Klärung des Sachverhaltes haben müssten.
Die Boxhandschuhe von Adidas werden nicht von Adidas im fränkischen Herzogenaurach hergestellt. Die französische Firma Double D lässt die Handschuhe herstellen und vertreibt sie. Die Firma gehört David Douillet, der Olympiasieger der Judokas 1996 und 2000 sowie Weltmeister 1993, 1995 und 1997 wurde. Er hat gute politische Kontakte. So war er zwischen 2011 und 2012 Sportminister.
Die Adidas Boxhandschuhe, Double D, hatten nicht das erste Mal gravierende Qualitätsprobleme. Schon im letzten Jahr fielen vor einem WM Kampf von Sauerland Event Handschuhe auf, die nicht das erforderliche Gewicht hatten. Wer mit Handschuhen in den Ring steigt, die mit Rosshaar gefüllt sind, hat einen klaren Vorteil gegenüber einem, der Handschuhe mit normaler Schaumstofffüllung trägt. Sein Schlag ist nämlich sehr viel härter. Sollte Double D/Adidas viele von diesen Handschuhen verkauft haben und sollten diese dann in Wettkämpfen verwendet worden sein, müssten dann die Ergebnisse dieser Kämpfe nicht annulliert werden? Jeder KO oder TKO, der mit Handschuhen von Double D erreicht wurde, kann angezweifelt werden. Boxt nicht der DBV, Deutsche Boxsport Verband, generell mit den französisch/pakistanischen Handschuhen?
Wenn nun Adidas/ Double D wirklich Handschuhe produziert und verkauft hat, die so ein eklatantes Qualitätsproblem haben, müssten die dann nicht durch eine Rückrufaktion eingezogen werden? Oder sollte Adidas alias Double D vielleicht besser eine Verbraucherwarnung veröffentlichen, die darauf hinweist, dass diese Handschuhe ein größeres Verletzungsrisiko darstellen und sportliche Wertkämpfe massiv beeinflussen könnten?
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Adidas Opfer von Manipulationen Dritter wurde. Müssten wir dann aber nicht davon ausgehen, dass eine oder mehrere Personen der Sauerland Event GmbH oder aus deren Umkreis versucht hätten, den Ausgang des Rückkampfes zwischen Marco Huck und Firat Arslan zu beeinflussen? Würde das dann aber nicht bedeuten, wir wären da wohl in kriminellen Gefilden angelangt. Betrug und vorsätzliche Körperverletzung, wenn auch nur versuchte, sind für mich jedenfalls keine Kavaliersdelikte, sondern Straftaten.
Es besteht also noch erheblicher Klärungsbedarf.
© Uwe Betker
Sauerland Event und die Adidas Boxhandschuhe
Es scheint sich zu einer unendlichen Geschichte auszuweiten, die Beziehung zwischen der Sauerland Event GmbH und den Adidas Boxhandschuhen. Adidas ist kein Hersteller von Boxhandschuhen mit Tradition. Eigentlich ist Adidas selber überhaupt kein direkter Hersteller von Boxhandschuhen. Wenn ich richtig unterrichtet bin, stellt Adidas die Handschuhe nicht selber her, sondern hat die Rechte an die französische Firma Double D abgegeben, die im Namen von Adidas Handschuhe nun herstellen lässt und verkauft. Double D hatte, bevor sie Lieferant und Vertreiber von Adidas-Boxhandschuhen wurde, praktisch keine Erfahrungen mit den Erfordernissen des Boxens sammeln können. Das Hauptgeschäft von Double D ist und war die Produktion von Judo Zubehör.
Nun kämpfen die Boxer von Sauerland Event schon seit geraumer Zeit mit Handschuhen von Adidas bzw. Double D. Vermutlich bekommt der Berliner Veranstalter ja Geld dafür. Soweit so gut – soweit so legitim. Problematisch ist diese Geschäftsbeziehung im März 2013 geworden. Damals fiel nämlich dem Trainer Dirk Dzemski auf, dass die Double D/Adidas Handschuhe von Arthur Abraham nicht die vorgeschriebenen 10 Unzen (283,5 Gramm) auf die Waage brachten, sondern schlappe 10% leichter waren. Leider darf es beim Boxen eben nicht wie beim Metzger, „etwas mehr sein“ oder meinetwegen auch etwas weniger. Die 1 Unze weniger nämlich hätte für Abraham ein Mehr an Schlaghärte bedeutet.
Sauerland hat seinerzeit versucht, den Skandal zu bagatellisieren, indem er eine launige Pressemeldung verbreitete mit dem Titel: „Handschuh-Tricks lassen Abraham kalt“. Die Meldung endete mit den Worten: Abraham trocken: „Na dann haue ich ihn doch einfach k.o.” Es kam anders als gedacht. Abraham boxte mit regelkonformen Handschuhen und gab nach der dritten Runde gegen Robert Stieglitz auf.
Adidas nahm die Schuld für das zu leichte Paar Handschuhe auf sich. Angeblich soll es bei der Fertigung in Pakistan, wo nahezu alle Boxhandschuhanbieter fertigen lassen, zu Fehlern gekommen sein. So etwas nennt man wohl Qualitätsmängel.
Was aber nun kurz vor dem Rückkampf zwischen Marco Huck (39 Kämpfe, 36 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (41 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) um den Weltmeistertitel der WBO im Cruisergewicht wohl passiert ist, ist schon unglaublich. Einer Zeitungsmeldung zufolge, die als Scan im Internet kursiert, war folgendes passiert:
Tomas Künzel, dem technischen Leiter und Betreuer von Arslan fiel auf, dass einer der beiden Handschuhe von Huck, die man ihm zur Begutachtung vorgelegt hatte, sich stabiler anfühlte. Künzel zerschnitt daraufhin kurzerhand beide Handschuhe und stellte dann fest, dass der linke Handschuh, der für die Führhand, mit Rosshaar gefüllt war und der rechte Handschuh hatte „im vorderen Bereich eine verklebte Verbundschaumstoffplatte“ . Der rechte Handschuh, also der für Hucks Schlaghand, war viel härter als der linke. Dabei muss man hier außerdem noch anmerken, dass ein mit Rosshaar gefüllter Handschuh die Schlagwirkung sehr viel weniger dämpft, als ein mit dem heute üblichen Schaumstoff gefüllter Handschuh.
Hier nun muss man sich fragen, wie so etwas eigentlich passieren kann. Es gibt natürlich die theoretische Möglichkeit, dass Double D Handschuhe noch gravierendere Qualitätsmängel aufweisen als bisher bekannt. Obwohl ich einen der ersten Boxhandschuhe von Adidas/ Double D schon einmal an den Fingern hatte, kann ich mir das nun aber doch beim besten Willen nicht vorstellen. Soweit ich informiert bin, werden in Pakistan auch nur Handschuhe mit Kunststofffüllung produziert. Die mit Rosshaar kommen aus Mexiko.
Sollte sich herausstellen, dass es sich auch bei diesem Vorfall wieder um ein Resultat von Qualitätsmängeln bei Adidas bzw. Double D gehandelt haben soll, so bekommt die Firma doch wenigstens ein beträchtliches Imageproblem. Wenn ein Hersteller nicht mal garantieren kann, woraus die Polsterung besteht, wie soll man da künftig überhaupt noch wissen, was drin ist. Können sich dann nicht auch Glas, Eisen oder Steine in die Polsterung eingeschlichen haben?
Sollte nun aber Adidas alias Double D schuldlos sein, so erhebt sich doch die Frage: Wie kommen dann zwei verschiedene Handschuhe aus zwei unterschiedlichen Produktionslinien, die vermutlich auf zwei verschiedenen Kontinenten hergestellt wurden, zusammen in eine Verpackung? Da keimt doch der Verdacht auf, dass irgendjemand versucht hat, den Ausgang des Kampfes zu manipulieren – von dem Versuch einer vorsätzlichen Körperverletzung mal ganz zu schweigen.
Ich bin ehrlich gespannt, ob sich die Meldung bewahrheitetet und wie mit dem Vorfall dann weiter umgegangen wird. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn die ARD den Sachverhalt juristisch klären lassen würde.
© Uwe Betker
Eine Prognose: Marco Huck vs. Firat Arslan – der Rückkampf
Der Rückkampf zwischen Marco Huck (39 Kämpfe, 36 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (41 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden), der am 25.01.2014 in der Hanns-Martin-Schleyer Halle in Stuttgart stattfinden soll, kommt spät, aber immerhin kommt er. Mit der ersten Begegnung der beiden, die am 03.11.2011 stattgefundenen hat, konnten schließlich nur der amtierende WBO Weltmeister im Cruisergewicht und sein Veranstalter Sauerland Event zufrieden sein. Obwohl die drei Punktrichter Paul Thomas (115:113), Mickey Vann (115:113) und Giustino Di Giovanni (117:111) Huck einstimmig als Punktsieger gesehen hatten, wurde er vom Publikum ausgepfiffen. Die meisten Zuschauer im Garry Weber Stadion in Halle und an den Fernsehgeräten sahen offenbar Arslan als Sieger.
In der Übertragung fiel sogar das böse B-Wort – Betrug. Einmal öffentlich ausgesprochen, entwickelte es dann seine eigene Dynamik. Der übertragende TV Sender ARD verwahrte sich noch während der Übertragung gegen den Vorwurf, die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland sei an einem Betrug beteiligt. Auch der Veranstalter Sauerland Event wies den Vorwurf weit von sich, drohte mit rechtlichen Schritten und forderte eine öffentliche Entschuldigung.
Vor dem Rückkampf sieht die Situation nun anders aus als noch vor 14 Monaten. Um sicher zu gehen, dass der Titel der World Boxing Organisation auch wirklich bei Sauerland Event bleibt, bekam Firat Arslan schon gleich einen Vertrag. Natürlich bekam er den Vertrag nicht aus altruistischen Gründen oder weil Sauerland ein schlechtes Gewissen hätte wegen des Ausgangs des ersten Kampfes. Die GmbH aus Berlin braucht schlicht und einfach die WBO Titelkämpfe. Zum einen geht es darum, den Vertrag gegenüber der ARD zu erfüllen, und zum anderen will sie sich die Möglichkeit einer Vertragsverlängerung offenhalten.
Auf diesem Hintergrund und weil Huck im ersten Kampf auch so eine schlechte Leistung gezeigt hat, gehen viele davon aus, dass Firat Arslan den Rückkampf gewinnen wird, es sei denn die Punktrichter fällen wieder eine Entscheidung, für die außer dem Weltmeister und seinem Veranstalter keiner Verständnis hat. Diesem allgemeinen Trend, Arslan als Favoriten zu sehen, kann ich mich nun allerdings nicht anschließen. Vielmehr möchte ich die Prognose wagen, dass Muamer Hukic alias Käpt’n Huck alias Marco Huck den Kampf eindrucksvoll gewinnen wird.
Hiermit gehe ich ein relativ großes Risiko ein, denn bei öffentlichen Prognosen kann man sich sehr gut blamieren. Das letzte Mal nämlich, als ich eine Prognose abgeben bzw. eine Wette angenommen habe, lag ich schwer daneben. Ich verlor eine Dose Coca Cola. Die Dose steht immer noch auf meinem Schreibtisch und ich hoffe, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, bevor ich die Gelegenheit habe, sie dem Gewinner auszuhändigen. Bei Boxwetten bin ich ein schlechter Verlierer.
Warum aber glaube ich nun, dass der Mann aus Ugao, Serbien gewinnen wird?
Huck wird nicht noch einmal Arslan unterschätzen. Arslan ist ein Phänomen. Was der 43-jährige Arslan aus seinem Körper herausholt, ist wirklich sensationell. Er wird mit Sicherheit wieder topfit sein. Aber Huck ist gewarnt. Er hat ihn ein Mal unterschätzt, und diesen Fehler wird er nicht noch mal machen. Bereits im Dezember hat Huck, der im Ruf steht, sein Training nicht immer so ganz ernst zu nehmen, Fotos von sich veröffentlicht, auf denen er sehr austrainiert aussieht. Wenn nun aber beide Boxer austrainiert gegeneinander antreten, ist Huck, mit seinen 29 Jahren der deutlich jüngere Boxer, im Vorteil.
Hinzu kommt, dass sich Huck in seinem letzten Kampf am 08.06.2013 deutlich verbessert gezeigt hat. Gegen Ola Afolabi, dem er am 05.12.2009 umstritten seinen WM Titel abgenommen hatte und gegen den er am 05.05.2012 nur ein sehr schmeichelhaftes Unentschieden erreichen konnte, zeigte er zuletzt die beste Leistung seiner Karriere. Wieso sollte er hinter diese Leistung zurückfallen?
Ich tippe auf Marco Huck.
© Uwe Betker
Marco Huck vs. Firat Arslan – der Rückkampf
Dass am 25.01.2014 in der Hanns-Martin-Schleyer Halle in Stuttgart Marco Huck (39 Kämpfe, 36 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (41 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) aufeinandertreffen, ist fast schon eine Sensation. Am 03.11.2011 standen sich die beiden schon einmal gegenüber: Dabei sah der Weltmeister der WBO im Cruisergewicht, Huck, alles andere als weltmeisterlich aus. Viele sahen den Herausforderer Arslan als Sieger. In der Übertragung fiel sogar das B-Wort – Betrug. Natürlich verwahrten sich der Veranstalter Sauerland Event und der übertragende TV Sender ARD gegen einen solchen Vorwurf.
Sicher, so ungewöhnlich ist das nicht, dass bei einer Veranstaltung von Sauerland Event der Boxer von Sauerland zum Sieger erklärt wird, aber die Zuschauer den Gegner als Sieger sehen. Aber hier war das B-Wort ausgesprochen worden und die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland sah sich gezwungen, darauf zu reagiere. Zumindest implizit musste sich nun das öffentlich rechtliche Fernsehen damit auseinandersetzen, dass es in der Wahrnehmung der Zuschauer Fehlentscheidungen gibt, die immer zugunsten des Heimboxers ausfallen.
Wenn nun Huck seinen Titel der World Boxing Organization gegen Arslan erneut verteidigt, so hat er sich dafür nahezu 14 Monate Zeit gelassen. Obwohl Sauerland mittlerweile auch Arslan unter Vertrag hat, hatte man es mit dem Rückkampf also nicht eilig. Zeit ist schließlich ein wichtiger Faktor für den Ausgang des Kampfes. Arslan ist immerhin schon 43 Jahre alt und Huck erst 29.
Bemerkenswert ist aber, dass überhaupt ein Rückkampf angesetzt wurde, wenn auch, nach meiner Meinung, zehn Monate zu spät. Sauerland Event scheint doch Rückkämpfe von umstrittenen Kämpfen eher zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Dafür kann man natürlich auch Verständnis aufbringen, denn Sauerland Event ist eine GmbH und will Gewinne machen. Und dicke Gewinne macht die GmbH aus Berlin nur mit einem Weltmeister. Gleichzeitig muss man den größten Veranstalter in Deutschland aber auch an seiner Verantwortung messen, denn der Großteil des Umsatzes besteht aus dem Geld der Gebührenzahler. Daher finde ich es schon berechtigt, an die Veranstaltungen von Sauerland Event auch einen moralischen Maßstab anzulegen.
An dieser Stelle möchte ich an eine andere Ära von Sauerland Event erinnern. Als Henry Maske am 27.05.1997 umstritten gegen Graciano Rocchigiani gewann, gab es direkt im nächsten Kampf den Rückkampf.
© Uwe Betker