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Profiboxen in Messehalle 7
Halle 7 der Messe Essen, auf der „Mode, Heim und Handwerk“, fand am Freitag, dem 16.11.2018, zum zweiten Mal eine Veranstaltung der German Boxing Association statt. Die GBA machte damit einerseits auf einer großen Verbrauchermesse Werbung fürs Profiboxen. Andererseits wurde das karitative Projekt GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) unterstützt, das sich im Senegal engagiert.
Bevor noch der Berichterstatter in der Halle angekommen war, hatte bereits Christian Hiller (12 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) seinen Comebackfight im Cruisergewicht bestritten. Hiller hatte mehr als zweieinhalb Jahre nicht mehr im Ring gestanden. Er besiegte Mirko Crnovic (11 Kämpfe, 11 Niederlagen, 10 durch KO) durch KO in Runde 1 nach 2:17.
Der ersten Profiboxkampf, den der Berichtersatter dann sah, war die Begegnung im Super Weltergewicht zwischen Hayk Harutunyan (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Cankan Guenyuezlue (16 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 14 Niederlagen, 13 durch KO). Der Sechsrunder war kurz und einseitig. Harutunyan machte den Kampf und Guenyuezlue war überfordert. Bereits bei der ersten Aktion ging Guenyuezlue zu Boden. Hiernach ging er nach einer Rechten aufs Ohr zu Boden und zum dritten Mal nach einer Rechten zum Körper. Dann hatte Ringrichter Kornelius Bernds genug gesehen und brach die Begegnung ab. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:08 Minuten: Hayk Harutunyan.
Maher Ayada (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) und Dogan Kurnaz (20 Kämpfe, 3 Siege, 17 Niederlagen, 16 durch KO) trugen einen Sechsrunder im Mittelgewicht aus. Der Kampf war munter. Beide gingen ein hohes Tempo. Nach zirka einer Minute schlug Kurnaz ins Leere und verletzte sich dabei die Schulter. Er wurde vom Ringarzt behandelt und stellte sich erneut. Nach kurzer Zeit signalisierte er seiner Ecke, dass er nicht mehr weiter boxen könne und es kam ein Handtuch geflogen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2 Minuten: Maher Ayada.
Ebenfalls im Mittelgewicht boxten Ibrahim Ayada (7 Kämpfe, 7 Siege, 7 durch KO) und Ahmed Akit Beide (8 Kämpfe, 8 Niederlagen, 8 durch KO) einen Sechsrunder. Ayada machte Druck und trieb seinen Gegner vor sich her. Er versuchte, vor allem durch Körperhaken zum Ziel zu kommen. Akit Beide versuchte, am Anfang lang zu boxen. Aber schon bald verschanzte er sich oft hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, an den Seilen entlang wegzukommen. In der zweiten Runde ging es so weiter, wobei Ayada den Druck erhöhte und Akit Beide immer wieder sein Heil in Angriffen suchte. Dann wurde er an den Seilen gestellt und mit Körpertreffern eingedeckt, so dass er zu Boden ging. Ringrichter Jens-Uwe Baum zählte bis acht. Akit Beide stellte sich wieder zum Kampf. Kurze Zeit später wurde er von einer harten Rechten zum Kinn schwer zu Boden geschickt, wo er lange lag und ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 2, nach 2:42 Minuten: Ibrahim Ayada.
Den Hauptkampf des Nachmittags bildete die Deutsche Meisterschaft der GBA im Schwergewicht, die von Djuar El Scheich (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (25 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 16 Niederlagen, 14 durch KO) ausgeboxt wurde. Beide boxten hinter einer kompakten Doppeldeckung. Beide boxten gut an, wobei El Scheich mehr machte. In der zweiten Runde wurde nun Bilgetekin aktiver, wodurch er sich seine Momente erarbeitete, aber El Scheich auch die Möglichkeit eröffnete, gute Treffer zu landen. Ende der Runde wurde Bilgetekin in seiner Ecke gestellt und er musste mehrere Treffer nehmen. Im dritten Durchgang war er wiederum so passiv, dass er dafür am Ende von Ringrichter Mike Wissenbach ermahnt wurde. In der vierten Runde musste Bilgetekin dann harte Treffer zum Körper und eine Rechte zum Kopf nehmen, die ihn zu Boden zwang. Am Ende der Runde nahm er noch mehrere harte Kopftreffer, die ihn erneut zu Boden zwangen. Zwar stellte er sich nochmal zum Kampf und holte, durch den Verlust seines Mundschutzes, noch etwas Erholungszeit heraus aber bereits bei der nächsten Aktion nahm er sofort wieder drei Volltreffer zum Kopf. Der Ringrichter ging dazwischen und beendete den ungleich gewordenen Kampf. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 2:33 Minuten: Djuar El Scheich.
Eine Messe ist schon ein ungewöhnlicher Ort für eine Profiboxveranstaltung. Gleichwohl erschien es mir ganz richtig, hier für den Sport zu werben. Gleichzeitig ist GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) eine Organisation, die Unterstützung verdient. Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr zu einer Neuauflage kommt.
(C) Uwe Betker
Eine sehr ungewöhnliche Boxveranstaltung
Profiboxveranstaltungen finden an den verschiedensten Orten statt: Hallen jeglicher Größe, Auto- und Möbelhäuser, Fußballstadien und Aschenplätze, Marktplätze und Säle von Kneipen. Auch Messehallen waren schon häufig Austragungsort. Aber eine Messehalle während einer laufenden Publikumsmesse, das ist mir noch nicht unter gekommen. Die Zuschauer der Boxkämpfe waren m.a.W. die Messebesucher.
Halle 7 der Messe Essen war der Ort, wo am 18. November 2017, also am Samstag, mittags die Fäuste flogen. Die Messe „Mode, Heim und Handwerk“ selber ist eine Verbrauchermesse, auf der man wohl so ziemlich alles, was es auf er Welt gibt, kaufen kann: japanische Automobile, Handtaschen, Rolltore, heilende Steine, Rückenmassagen, Hosen und Mäntel, Schmuck und Dinge, die ich noch nie gesehen habe. Hinzu kommen die verschiedensten Selbsthilfegruppen, Imbisse, Hilfsorganisationen, Feldjäger, Handwerksorganisationen und Vereine. In besagter Halle 7 stellten sich hauptsächlich die verschiedensten lokalen Vereine vor, vor allem Sportvereine. Und hier nun wurde geboxt.
Bereits beim Wiegen am Vortag zeichnete sich ab, dass die Veranstaltung sehr ungewöhnlich werden würde. Im Vorprogramm zum Wiegen wurde schon mal Bauchtanz und Rockabilly Tanz und Gesang geboten. Letztgenanntes wurde von Mitgliedern der „Wirtschaftswunder-Revue“ grandios aufgeführt. Und zum Bauchtanz wäre zu sagen: Gab es je vorher Bauchtanz im Rahmen einer Boxveranstaltung? Am Kampftag selbst traten auch alle wieder auf, verstärkt durch eine Sängerin. Für mich sollte es ruhig mehr Bauchtänzerinnen und mehr Tänzer- und Sängerinnen von der „Erdbeerbrause“ Revue geben. Ringsprecher und Conférencier war Thomas Bielefeld, die Stimme des Boxens in Deutschland.
So ungewöhnlich wie der Veranstaltungsort war auch der Veranstalter. Denn dieser war die German Boxing Association. Vermutlich war es das erste Mal, dass ein deutscher Boxverband selber als Veranstalter fungierte. Das liegt wohl daran, dass die GBA hier zum einen Werbung für den Boxsport machen und zum anderen das karitative Projekt GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) unterstützen wollte. Veranstalterin des WBF WM-Kampfes war die 15-jährige Ranee Schröder, die wohl immer noch die jüngste Promoterin der Welt sein dürfte.
Leider gab es insgesamt nur zwei Kämpfe zu sehen. Allein am Kampftag wurden drei Kämpfe krankheitsbedingt abgesagt. Mustafa Isa und Issac Maganga gaben ihr Profidebüt im Cruisergewicht. Isa, ein syrischer Flüchtling, dessen Lebensgeschichte schon durch die Medien gegangen ist, boxte abgeklärt und ruhig. Er machte von Anfang an Druck und trieb Maganga vor sich her. Mehrfach stellte er ihn an den Seilen und deckte ihn ein. Magangas etwas unorthodoxe Doppeldeckung blockte jedoch viele Schläge ab. Mit seinen Schlägen auf der Außenbahn war Maganga auch nicht ungefährlich. Die erste Runde war munter. Die zweite Runde wurde dann härter geführt. Das lag zum einen daran, dass Isa den Druck erhöhte, zum anderen daran, dass Maganga nun auch durch die Mitte schlug. In der dritten Runde erhöhte Isa erneut den Druck. Die Ecke von Maganga kam mit dem Wurf des Handtuchs einem Niederschlag zuvor.
Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1:35 Minuten: Mustafa Isa.
Der Hauptkampf des Tages war die Weltmeisterschaft nach Version WBF im Cruisergewicht zwischen Serdar Sahin (29 Kämpfe, 27 Siege, 18 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Diego Javier Sanabria (82 Kämpfe, 60 Siege, 46 durch KO, 9 Niederlagen, 6 durch KO, 3 Unentschieden). Sahin, der über ein Jahr nicht geboxt hatte, zeigte schön systematisches und ruhiges Boxen. Besonders gefiel mir seine steife linke Führhand, mit der er den Kampf bestimmte. Nur wenige Male setzte Sahin, der Sven Ottke in der Ecke hatte, seine Rechte ein. Sanabria versuchte nur selten Aktionen, und wenn er es tat, dann kamen sie über die Außenbahn und waren für Sahin nur mäßig gefährlich. Die erste Runde war von Abtasten geprägt. Anfang der zweiten Runde stellte Sahin seinen Gegner an den Seilen. Eine Rechte zum Kopf über die Deckung, gefolgt von drei weiteren Schlägen – und Sanabria knickte ein, ging aber nicht zu Boden. Die gleiche Aktion, an gleicher Stelle, nur mit ein paar Schlägen mehr, ließ Sanabria am Ende der Runde erneut einknicken. Damit hatte Sahin den Schlüssel gefunden, mit dem Sanabria zu knacken war. In der dritten Runde nahm Sahin sich die Zeit, die Lücke zu suchen, die er dann auch fand. Ein harter Leberhaken, gefolgt von einer Rechten zum Kopf fällte Sanabria. Der kam zwar noch mal hoch, aber Ringrichter Mike Wissenbach zählte den noch schwankenden Mann aus.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:55 Minuten: Serdar Sahin.
Es war eine sehr ungewöhnliche Boxveranstaltung, eine, die Werbung für den Boxsport machte. Es ist jetzt auch Zeit, Werbung fürs Boxen zu machen und das Publikum zurück an den Ring zu locken. Ich persönlich würde mir wünschen, dass jedes Jahr im Rahmen der „Mode, Heim und Handwerk“ so eine Veranstaltung stattfindet, mit hoffentlich dann mehr Kämpfen.
© Uwe Betker
Boxen auf dem Fußballplatz
Boxveranstaltungen auf Fußballplätzen kennt man eigentlich aus den zwanziger und fünfziger Jahren. Aber Björn Sothmann wählte für seine erste Veranstaltung einen Aschenplatz in Essen. Die Veranstaltung stand unter keinem guten Stern oder besser gesagt unter keinen guten Wolken. Denn bis kurz vor dem Beginn regnete es. Da aber im Vorverkauf bereits fast alle Eintrittskarten verkauft worden waren, stand dem Beginn der Show nichts im Wege. Das Problem war nur der Weg an den Ring und zu den Stühlen. Es war matschig.
Den Anfang machten zwei weibliche Debütantinnen im Super Leichtgewicht, Susan Kolukisa und Maike Sieberger. Kolukisa begann gut, verlor aber nach 30 Sekunden die Linie und Sieberger punkte mit der Führhand. In der zweiten Runde war Kolukisa wieder stärker, sie schob sich an ihre Gegnerin ran und brachte einige gute und harte Hände ins Ziel. Die dritte Runde war fast ausgeglichen und es gab viele Schlagabtausche. In der vierten Runde begann Kolukisa stark und stellte Sieberger in einer neutralen Ecke und deckte sie ein. Hiernach wogte der Kampf hin und her. Am Ende stand ein Unentschieden.
Es folgte ein Kampf im Schwergewicht zwischen Hasan Kurnaz (7 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (17 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO, 9 Niederlagen, 8 durch KO). Kurnaz bestimmte weitest gehend den Kampf. Er hatte seine besten Momente, wenn er mit seiner Linken zum Körper ging. Bilgetekin beherrschte im zweiten Durchgang die Ringmitte und hatte seine Momente, wenn er eine Links-rechts-Kombination schlug. In der dritten Runde drehte Kurnaz auf. Er stellte Bilgetekin in dessen eigener Ecke und deckte ihn mit Kombinationen ein. Kaum war dieser aus der Ecke heraus, wurde er erneut an den Seilen gestellt und ging nach vielen Schlägen und vor allem einen einem Linken Kopfhaken zu Boden. Er wurde von GBA Ringrichter Roman Morawiec angezählt. Er stellte sich wieder, aber er wurde direkt wieder gestellt und musste nach einem rechten Kopfhaken wieder zu Boden. Während er angezählt wurde signalisierte er, dass er nicht mehr wolle. Sein Trainier reagierte und warf das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 50 Sekunden: Hasan Kurnaz.
Hiernach gab es den ersten Titelkampf des Abends. Sandro Lütke Bordewick (13 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 7 Niederlagen, 6 durch KO) und Sergej Vib (16 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO, 8 Niederlagen, 6 durch KO) boxten die vakante Deutsche Meisterschaft im Leichtgewicht der German Boxing Association aus. Von der ersten Sekunde an, wurde der Kampf verbissen und hart geführt. Bordewick versuchte seinen Reichweitenvorteil zu nutzen, was ihm aber nicht gelang. Vib brachte die härteren Treffer ins Ziel. Immer wieder kam er mit dem Rechten Cross durch. Schon nach der ersten Runde sah es so aus, als ob Bordewick Konditionsproblem hätte. Ab der zweiten Runde versuchte Bordewick nur noch ganz selten lang zu boxen. Oft machte er sich klein, boxte nicht an und versuchte Haken zu schlagen, weshalb er immer mehr Schläge kassierte. In der Ringpause nach der zweiten runde wollte sein Trainer ihn schon aus dem Kampf nehmen, wenn er nicht mehr und besser boxen würde. Die dritte und vierte Runde war etwas verhaltener, aber Bordewick bekam dennoch weiter Prügel. Anfang der fünften Runde hatte er seine beste Szene, als er Vib in dessen eigener Ecke stellte. Aber nahezu alle Schläge trafen nur die Deckung. Im siebten Durchgang war nicht mehr zu übersehen, dass Bordewick tapferer ist, als für seine Gesundheit zuträglich. Irgendwann signalisierte er dann endlich seiner Ecke, dass er genug hat. Ein Handtuch flog. Sieger durch TKO in Runde 7 nach 2:35: Sergej Vib.
Den sportlichen Hauptkampf des Abends bestritten zwei Frauen, Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Sandy Coget (16 Kämpfe, 9 Siege, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden). Dabei ging es um den WM Titel der UBO, Universal Boxing Organization, und dem Intercontinentaltitel der WBF von Sahin. In der ersten runde beherrschte Sahin, wie weitestgehend im ganzen Kampf, die Ringmitte und trieb Coget vor sich her und sammelte ihre Punkte. Coget wich zurück und versuchte gar nicht ihren erheblichen Reichweitenvorteil zu nutzen. In der zweiten Runde machte sie dann mehr, wodurch die Runde ausgeglichener war. In der dritten Runde erwischte Sahin Coget mit einer Rechten, als sie außer Balance war, wodurch diese dann sich auf dem Ringboden wieder fand. Der Ringrichter Thomas Hackenberg zählte bis acht. Die folgende Runde war hart umkämpft, wobei Sahin am Ende die klareren Treffer in Ziel brachte. Die sechste Runde ging an Coget. Sie boxte lang, nutzte ihren Reichweitenvorteil, wodurch Sahin nicht an sie heran kam. Die folgende Runde war wieder ausgeglichener. Beide Boxerinnen hatten ihre Momente. In der achten Runde konnte Coget, obwohl sie mehrfach gut durch kam sich Sahin nicht mehr vom Hals halten. In der folgende Runde bestimmet Sahin weitest gehend das Ringgeschehen. In der zehnten Runde gaben beide Boxerinnen noch einmal Gas. Es gab viel Schlagabtausche, aber wenig Treffer. Die Punktrichter werteten 95:94, 95:93 und 98:91. Einstimmige Punktsiegerin: Özlem Sahin.
Nach einer Pause, in der Cheerleader tanzten, trafen die beiden Schwergewichtler Ali Kiydin (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Muhammed Ali Durmaz (34 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO, 24 Niederlagen, 21 durch KO) aufeinander. Kiydin deckte seinen Gegner von der ersten Sekunde an mit Schlägen ein und ließ ihm keine Chance. Nach drei Niederschlägen nahm Ringrichter Thomas Hackenberg Durmaz aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:15: Ali Kiydin.
Shokran Parwani (8 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO) und Frank Blümle (19 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) boxten um den International Titel der World Boxing Federation im Cruisergewicht. Die Vorteile in dem schönen Kampf wechselten von Runde zu Runde. Parwani begann verhalten. Er zeigte eine schöne lange Führhand. Blümle ersuchte mit überraschenden Angriffen ans Ziel zu kommen. Wobei die Runde ab Blümle ging. In der zweiten Runde erhöhte Parwani den Druck. Es sah so aus, als ob Blümle nach einem rechten Kopftreffer kurz wackelte. In den folgenden Runden zeigten beide Boxer gutes Boxen, wobei Blümle mehr Hände ins Ziel brachte. Die vierte Runde ging wiederum an Parwani. In der fünften Runde kam wie aus dem Nichts ein perfekt getimter Leberhaken, der Blümle zu Boden schickte. Blümle kam nicht mehr rechtzeitig hoch. Sieger durch KO in Runde 5 nach 2:05 Minuten: Shokran Parwani.
Den Hauptkampf des Abend bestritt der Essener Lokalmatador Patrick Korte (11 Kämpfe, 11 Siege, 9 durch KO). Er traf auf Davit Gorgiladze (19 Kämpfe, 13 Siege, 11 durch KO, 6 Niederlagen, 6 durch KO). Korte wollte dem Publikum, welches vor allem wegen ihm gekommen war etwas bieten und er bot ihnen viel. Er stieg in den Ring um zu zerstören. Bereist mit der ersten Aktion ließ er Gorgiladze in die Seile taumeln. Dann fing Korte an seinen Gegner systematisch zu demontieren. Mehrfach kam er mit der Rechten zum Körper durch. Eine von diesen Schlägen zwangen dann Gorgiladze auch zu Boden. Dieser ging dann kurz vor Rundenende mit dem Knie zu Boden, um sich noch einmal anzählen zu lassen, den Kampffluss von Korte zu unterbrechen um die Runde zu überstehen. In der zweiten Runde arbeitet Korte systematischer. Er verteilte die Schläge. Ende der Runde „verlor“ Gorgiladze seinen Mundschutz um eine kleine Pause zu gewinnen. In der dritten Runde war Gorgiladze nur noch auf der Flucht und Korte auf der Jagd. Eine Rechte zum Körper zwang Gorgiladze erneut zu Boden. Ein Rechte zur Schläfe beendete dann den Kampf: Sieger durch KO in Runde 3 nach 25 Sekunden: Patrick Korte.
Obwohl es am Abend doch recht kühl wurde, war die Boxveranstaltungen auf dem Fußballplatz von Björn Sothmann ein voller Erfolg.
© Uwe Betker
Wie ein Porsche: Der 1. Paderborner Boxabend im Porsche Zentrum
Wenn ein Autohaus von Porsche seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, um darin einen Ring aufstellen zu lassen, und wenn dann auch noch da geboxt wird, dann kann man schon viel erwarten. Sofern diese Erwartungen positiv waren, hat sie die Veranstaltung von Kai Gutmann auch alle erfüllt, ja übererfüllt. Um es vorab zu sagen: Die Veranstaltung hatte einfach Klasse. Der Veranstaltungsort war gut. Die Amateurkämpfe waren toll. Die Profiboxkämpfe waren unterhaltsam und spannend. Die Punkt- und Ringrichter waren gut und unauffällig. Die Nummerngirls hatte Klasse. Der Nummerboy war auch ansehnlich.
Die 500 Zuschauer der restlos ausverkauften Show sahen insgesamt 8 Boxkämpfe: drei Amateur- und fünf Profiboxkämpfe. Die drei Amateurboxkämpfe waren geradezu sensationell gut und hart. In den Ringschlachten siegten die Lokalmatadoren aus Lemgo: Sören Güse, David Terentschenko und Christen Wienig. Der Letztgenannte wurde dabei auch noch Deutscher Meister der GBA im Superweltergewicht.
Den ersten Profiboxkampf bestritten Maik Kurzweil (25 Kämpfe, 18 Siege, 18 durch KO, 7 Niederlagen, 5 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (16 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO) im Cruisergewicht. Die Begegnung war auf sechs Runden angesetzt. Es begann verhalten. Beide tasteten sich gegenseitig ab und versuchten nur einzelne Hände ins Ziel zu bringen. Es gab nur wenige Aktionen, wobei Kurzweil wohl eine Hand mehr im Ziel hatte. Die zweite Runde war dann schon sehr viel munterer. Kurzweil bearbeitete Bilgetekins Körper. Dieser schien alles ohne Problem wegzustecken. Dann kam Kurzweil plötzlich mit einem harten linken Haken durch, der Bilgetekin buchstäblich von den Füßen riss. Der Ringrichter Jens-Uwe Baum zählte bis zehn. Sieger durch KO in Runde 2, nach 1.25 Minuten: Maik Kurzweil.
Danach stiegen Beke Bas (9 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO) und Karina Kopinska (30 Kämpfe, 9 Siege, 3 durch KO, 18 Niederlagen, 2 durch KO, 3 Unentschieden) für eine Vierrunder im Leichtgewicht in den Ring. Beide schenkten sich von der ersten Sekunde an nichts. Bas, als die Kleinere, musste immer erst an der langen Führhand von Kopinska vorbei, um Treffer zu setzen. Kopinska wiederum versuchte ihre Gegnerin schlicht zu überrollen. Immer wieder schlug sie lange linke Grade, gefolgt von einem rechten Schwinger. Spätestens in der zweiten Runde hatte Bas, die eine schöne und schnelle Beinarbeit zeigte, ihre Gegnerin im Griff. Am Ende der Runde ließen zwei Aufwärtshaken zum Kopf Kopinska einknicken. Im dritten Durchgang bearbeitete Bas mehr den Körper ihrer Gegnerin, um besser mit ihren Aufwärtshaken durchzukommen. Kopinska musste mehrfach klammern, weil ihre Beine wohl nachgaben. In der vierten Runde nahm Kopinska noch mehr und erreichte mit Müh und Not und Klammern den Schlussgong. Der Ringrichter Arno Pockrandt hatte in diesem sehr unterhaltsamen Kampf praktisch nichts zu tun. Einstimmiger Punktsieger: Beke Bas (40:36, 40:36 und 40:36).
Es folgte ein Sechsrunder im Super Mittelgewicht zwischen René Oeffner (10 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO) und Dogan Kurnaz (13 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 10 Niederlagen, 9 durch KO). Der Kampf war einseitig. Oeffner boxte sehr verhalten, spielte geradezu mit Kurnaz. Er ließ seine Führhand rausschnellen und schaute sich an, was Kurnaz ihm so anbot, so dass er dann darauf reagieren konnte. Ringrichter Jens Kluge hatte nichts zu tun. Kurnaz versuchte, irgendwie über die Zeit zu kommen. Er boxte, er gab den Showman und er klammerte. Zur vierten Runde trat Kurnaz nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 4: René Oeffner.
Den zweiten Frauenboxkampf und den ersten Hauptkampf des Abends bestritten Leonie Giebel (12 Kämpfe, 11 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Maja Milenkovic (15 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 19 Niederlagen, 3 durch KO) im Superfedergewicht. Es ging um den vakanten Titel der Eurasiameisterschaft der WBF, World Boxing Federation. Die beiden Boxerinnen zeigten insgesamt ein technisch gutes Boxen, wobei Giebel in allen Bereichen ihrer Gegnerin überlegen war. Sie beherrschte nach Belieben das Geschehen im Ring. Sie zeigte schöne Links-Rechts-Kombinationen und einen knackigen rechten Cross, der immer wieder traf. In der sechsten und siebten Runde sah es danach aus, als könnte Giebel vorzeitig gewinnen, aber Milenkovic schaffte es immer wieder, nicht zu Boden zu gehen. Am Ende der acht Runden stand als Punktsiegerin fest: Leonie Giebel (79:72, 80:72 und 79:73).
Den Abschluss bildete die vakante Internationale Deutsche Meisterschaft der GBA, German Boxing Association, im Weltergewicht. Ausgetragen wurde sie von Artur Müller (5 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO) und Bilal Messoudi (8 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden). Auch dieser Kampf ging über die Distanz. Müller boxte aufrecht und gerade. Er versuchte, seinen Reichweitenvorteil mit seiner guten Führhand zu nutzen. Seine Deckung war stabil. Messoudi ging schnell in die Halbdistanz, um dort Haken zum Körper zu schlagen. Er zeigte schöne Meidbewegungen.
Die drei Runden des Kampfs gehörten alle Müller. Messoudi konnte ihn zwar immer wieder überraschen, aber die meisten seiner Schläge trafen nur Müllers Deckung. Der ließ sich auch nicht durch kleine Showeinlagen provozieren. In der vierten und fünften Runde kam Messoudi auf. Er kam mehrfach überraschend hart durch, musste aber auch einstecken. In der sechsten Runde kam Müller wieder besser rein und dominierte mit seiner Graden. Mitte der achten Runde kippte der Kampf. Messoudi kam mehrfach mit harten Kopfhaken durch und es sah so aus, als sei Müller angeschlagen. Im weiteren Verlauf beherrschte er dann den Kampf. Am Ende des neunten Durchgangs machte er noch ein paar Faxen und lief dabei in eine Rechte hinein, die ihn einknicken ließ. Nur mit Mühe ereichte er noch das Rundenende. Der Kampf hatte sich ein weiteres Mal gedreht. In der zehnten und letzten Runde konnten beide Boxer nicht mehr, aber sie suchten beide noch den KO. Zwar war Müller irgendwann am Boden, aber das erwies sich als Ausrutscher. Bis zur letzten Sekunde prügelten Müller und Messoudi aufeinander ein. Sieger nach Punkten blieb schließlich: Artur Müller (97:93, 98:92 und 97:93).
Die Veranstaltung von Kai Gutmann im Porsche Zentrum in Paderborn war wie ein Porsche: gediegen, kraftvoll und sehr gut.
© Uwe Betker
Die Aufgabe des Alleinstellungsmerkmals vom BDB
Der Bund Deutscher Berufsboxer steht unter Druck. Er wird kritisiert wegen seines Verhaltens im Dopingfall Erkan Teper. Der sportliche Direktor von Tepers Veranstalter Z!-Promotion, Hagen Döring, droht sogar öffentlich mit einer Schadensersatzforderung von einer Millionen Euro. – Unter einer Millionen macht man es wohl nicht mehr. – Über der ganzen Geschichte liegt ein Ruch von Vertuschung. Unzählige Fragen sind noch nicht geklärt: Warum wurde die EBU über Tepers auffällige A-Probe, bei dem Price Kampf, erst in Helsinki, unmittelbar vor dem Europameisterschaftskampf, informiert? Warum wurde das Ergebnis des Kampfes gegen Newfel Ouatah nicht annulliert, obwohl Teper doch erwiesenermaßen gedopt war? Wieso wurde dieses Doping der EBU nicht fristgerecht mitgeteilt? Die Liste der offenen Fragen ist noch um ein Vielfaches verlängerbar.
Die EBU geht öffentlich auf Distanz zum BDB. Dass sie über die auffällige A-Probe nicht durch den deutschen Verband informiert wurde, ist ein massiver Verstoß gegen grundlegende Regeln. Das hatte dann auch die Herabstufung des BDB zur Folge, der nun kein vollwertiges Mitglied der europäischen Boxgemeinschaft mehr ist, sondern nur noch ein vorübergehendes. Über den Verbleib soll in der nächsten Vollversammlung der EBU entschieden werden.
Was unterscheidet den Bund Deutscher Berufsboxer von der German Boxing Association? Nicht viel. Die eine Vereinigung ist älter als die andere, die dafür aber mehr Mitglieder hat. Die eine sanktioniert die größeren Veranstaltungen, die andere sanktioniert aber mehr. Die Gebühren sind unterschiedlich. Der Unterschied zwischen BDB und GBA ist allerdings in fast allen Bereichen nur ein gradueller. Das einzige, was den BDB wirklich von der GBA unterscheidet, ist die Mitgliedschaft bei der Europäischen Box Union. Die EBU nimmt pro Land nämlich nur einen nationalen Verband auf. Dadurch sind es die ältesten nationalen Verbände, die Mitglieder sind.
Wie schon gesagt der BDB und dessen Präsidium steht unter Druck. Dies ist eventuell auch der Grund dafür, dass sich Thomas Pütz, der Präsident des ältesten deutschen Profiboxverbandes, so äußert, wie er sich äußert. Das führt zu Schlagzeilen wie „Herabstufung durch EBU lässt den Bund Deutscher Berufsboxer kalt“ oder „Den Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) lässt die vorübergehende Herabstufung durch die European Boxing Union (EBU) auf ein „vorläufiges Mitglied“ völlig kalt.“
Präsident Pütz zeigt sich stark und selbstbewusst. „Wir sind kein vollwertiges Mitglied mehr, sondern nur noch ein vorübergehendes“, sagte er. „Mir ist aber nicht bekannt, dass das Folgen haben wird. Die EBU braucht uns mehr als wir die EBU.“ An anderer Stelle sagt er: „Ja und? Im Prinzip ändert sich nichts, wir haben in den letzten zwei, drei Jahren vielleicht dreimal mit der EBU zusammengearbeitet“, und weiter: „Ich habe kein Problem mit der EBU, lasse mich von denen aber auch nicht wie eine Sau durchs Dorf treiben.“
Wie schon gesagt, dass klingt stark und selbstbewusst. Ich bin allerdings intellektuell etwas überfordert mit dem Satz von der Sau und dem Dorf. Denn wieso bedeutet es, eine Sau durch das Dorf zu treiben, wenn auf der Einhaltung von Regeln bestanden wird? Sei’s drum. Für problematisch halte ich vor allem diese Abwertung der EBU, nämlich dieses „die EBU braucht uns mehr als wir die EBU“ und „wir haben in den letzten zwei, drei Jahren vielleicht dreimal mit der EBU zusammengearbeitet“. In meinen Augen stellt die EBU so etwas wie das Alleinstellungsmerkmal des BDB dar. Es ist m. E. das einzig Wichtige, nämlich eben das, was ihn noch von seinem Konkurrenten unterscheidet. Und das so lapidar mal eben zur Seite zu schieben, halte ich für regelrecht fahrlässig.
(C) Uwe Betker
Die zweite First Punch Night in Frankfurt/Main
219 Km durch Schneegestöber hin und dann wieder 219 Km durch wechselhaftes Wetter, inklusive Nebel, zurück – und das für 7 Profikämpfe und 2 Amateurkämpfe. Aber ich wurde entschädigt. First Punch Box Promotion stellte am 24. Januar im Sports-Performance Studio in Frankfurt/Main eine durchaus sehenswerte Boxveranstaltung auf die Beine. Der Ort: Das tolle Boxgym in Frankfurt Griesheim von Sinisa Ivanisevic mit seiner besonders beeindruckenden Empore, von der aus man auf den Ring schauen kann.
Den ersten Kampf des Abend bestritten im Super Federgewicht Pierre David Wagner (4 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Sebastian Tlatlik (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO). Tlatlik begann verhalten. Er beschränkte sich in der ersten Minute darauf, die Ringmitte zu besetzen und seinen Gegner zu studieren. Dabei wurde er kaum getroffen, zu gut waren seine Meidbewegungen und seine linke Führhand, mit der er sich seinen Gegner vom Hals hielt. Als Tlatlik dann aktiver wurde, konterte er Wagner vor allem ab. Immer wieder, wenn dieser seine Führhand zu langsam und zu tief zurückzog, schlug er einen linken Haken zum Kopf. Der fand auch immer wieder sein Ziel. Im weiteren Verlauf der Runde ging Tlatlik dann vermehrt zum Körper.
Am Anfang des zweiten Durchgangs stellte Tlatlik Wagner in der neutralen Ecke, eine Linke zum Kopf gefolgt von einem linken und einem rechten Körperhaken zwangen Wagner zu Boden. Hiernach ging Tlatlik auf die Jagd und Wagner war auf der Flucht. Die sporadischen Angriffe von Wagner waren nur noch dazu da, ihm kurzfristig Luft zu verschaffen. Tlatlik stellte seinen Gegner schließlich in seiner Ecke. Ein rechter Kopfhaken, gefolgt von zwei Körperhaken zwang Wagner erneut zu Boden. Das Ende kam dann in der gegenüberliegenden Ringecke. Mehrere Körperhaken, häufig rechte, ließen Wagner erneut runter gehen. Er kam zwar wieder hoch, wurde aber ausgezählt. KO in Runde 2 nach 2 Minuten und 42 Sekunden.
Nach einem Amateurkampf stiegen Emre-Han Semiz (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Granit Shala (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) für einen Weltergewichtskampf in den Ring. Der Kampf war kurz, kurzweilig und brachte viele Niederschläge. Schon direkt am Anfang der ersten Runde brachte Shala Semiz zu Boden, wobei es sich aber um einen Stolperer handelte. Er wurde auch nicht als Niederschlag gewertet. Im Weiteren konnte sich der schlaksige und größere Semiz aber kaum der Angriffe von Shala erwehren. Eine Linke, gefolgt von einer Rechten und einem rechten Aufwärtshaken zum Kopf brachten ihn zu Boden. Er wurde angezählt. Später wurde er noch einmal angezählt, wobei dies wohl eher einer Kombination aus Schrittfehler und Schlagwirkung zu verdanken war. Immerhin erreichte er Semiz dadurch die Ringpause.
Zu Beginn der nächsten Runde musste er gleich wieder zu Boden. Kurze Zeit später ging er erst nach einer Linken und Rechten zum Kopf und später nach einem rechten Körperhaken runter. Es folgte ein weiterer Niederschlag, der noch mal eine Mischung aus Schlagwirkung und Stolpern war. Diesmal aber retteten ihn die 10 Sekunden Erholungszeit nicht. Ein rechter Körperhaken zwang ihn kurze Zeit später erneut zu Boden. Sitzend gab er auf. TKO Runde 2 nach 2 Minuten, 23 Sekunden.
Shala ist Profiboxer, Gastronom und Boxpromoter. Er hat angekündigt noch in der ersten Hälfte dieses Jahres wieder eine Profiboxveranstaltung auf die Beine stellen.
Die nächsten zwei Kämpfe dauerten nicht länger als eine Runde. Im ersten gab Marek Jedzejewski im Leichtgewicht sein Profidebüt. Er bekam es mit Azad Dogru (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 4 durch KO) zu tun. Jedzejewski, mehrfacher polnischer Meister der Amateure, ist offensichtlich ein Talent. Alles, was er in der kurzen Zeit im Ring zeigte, war beeindruckend. Er deckte seinen Gegner von Anfang an mit Schlägen, insbesondere mit Körperhaken, ein. Schon bald stellte er seinen Gegner in einer neutralen Ecke, ließ ihn nicht mehr heraus und deckte ihn mit Körperhaken ein. Nur mit Mühe konnte Dogru sich durch Klammen aus der Situation befreien und dadurch retten. Dieses Glück hatte er wenig später nicht noch mal. Jedzejewski nagelte Dogru in dessen Ecke fest. Körperhaken und viele Rechte zwangen ihn zu Boden, wo er sitzend seine Ecke anwies, das Handtuch zu werfen. TKO in Runde 1 nach 1 Minute, 28 Sekunden.
Im Federgewicht boxten dann noch Sergej Vib (6 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) und Jason Eagen (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gegeneinander. Eagen versuchte sein Glück durch Flucht nach vorn. Er griff ungestüm und unorthodox boxend an. Aber Vib konterte ihn ein ums andere Mal ab. Er stellte Eagen in dessen Ecke und zwang ihn durch Körperhaken zu Boden, wo er sitzend ausgezählt wurde. KO in Runde 1 nach 1 Minute und 51 Sekunden.
Nach einem weiteren Amateurkampf boxten Christian Pawlak (29 Kämpfe, 21 Siege, 12 durch KO, 7 Niederlagen) und Kevin Laubach (1 Kampf, 1 Niederlage, 1 durch KO) im Super Mittelgewicht gegeneinander. Pawlak war der bessere Boxer und in allen Belangen überlegen. Er zeigte gutes sauberes Boxen. Laubach zeigte Tapferkeit. Nach 2 Minuten und 46 Sekunden in der zweiten Runde machte der gute GBA-Ringrichter Thomas Hackenberg Schluss. Nach einem harten Leberhaken und mehreren anderen Treffern nahm er Laubach aus dem Kampf. Wenn man sich vor Augen führt, dass er seinen ersten Profikampf bestritt, so muss man die Leistung von Laubach noch mal höher bewerten.
Es gab dann auch noch eine Pause mit einer Tanzeinlage von jungen Damen.
Der vorletzte Kampf des Abends fand danach im Mittelgewicht statt. In ihm maßen Robert Szalach (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und John Rene (4 Kämpfe, 1 Sieg, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ihre Kräfte. Man muss allerdings sagen, dass diese Kräfte doch ziemlich ungleich verteilt waren. „Captain Caveman“ Rene ging mit brachialer Kraft zu Werke. Er knüppelte seinen Gegner geradezu viermal zu Boden. Zuletzt war es eine Kombination aus einem rechten Körperhaken, einem linken Kopfhaken, einem linken Aufwärtshaken zum Kinn, gefolgt noch von einem rechten Kopfhaken, der Szalach schließlich zu Boden schickte. Dann hatte der Ringrichter Kornelius Bernds genug und brach die einseitige Begegnung ab.
Hauptkampf des Abends war die Internationale Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht der German Boxing Association. In ihr trafen Samy Raid Musa (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) und Rustem Trott (5 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) aufeinander. Musa bestimmte von der ersten Sekunde an das Kampfgeschehen, wobei er sich aber Zeit ließ. Er beeindruckte mit seiner Führhand, die immer wieder ihr Ziel fand. Er nutze konsequent seinen Reichweitenvorteil. Immer wieder konterte er geschickt Trott ab. In der zweiten Runde wurde Musa aktiver und erhöhte den Druck. Dann kam er plötzlich mit einer schönen rechten Grade zum Körper durch und traf genau den Solarplexus. Trott klappte zusammen wie ein Taschenmesser. KO in Runde 2 nach 1 Minute und 34 Sekunden.
Trotz Schneegestöber haben sich die 219 Km hin und die 219 Km zurück gelohnt. Die zweite First Punch Night in Frankfurt war eine gute Boxveranstaltung, die Spaß gemacht hat. Man kann nur hoffen, dass der Promoter Christoph Jaszczuk noch viele weiteren folgen lässt.
© Uwe Betker
PS: Im Eifer des Gefechtes habe ich in der ursprünglichen Fassung dieses Berichtes Sergej Vib mit Jason Eagen verwechselt. Dafür möchte ich mich bei allen, vor allem bei den beiden Kämpfern entschuldigen.
Die Herausforderung von Istvan Szili und acht weitere Kämpfe
Das Volkshaus in Zürich war am 30.08.2014 Schauplatz einer bemerkenswerten Boxveranstaltung. Um es vorab zu sagen, die Veranstaltung war großartig. Der Veranstaltungsort war eine Art Theater mit Bühne. Auf der Bühne saßen die VIPs, die auf den Ring herunter schauten, der vor ihren Füßen lag. Unter diesen Berühmtheiten war auch der große Jürgen Blin, der am 26.12.1971 in Zürich gegen Muhammad Ali angetreten war. Auch die anderen Zuschauer hatten eine sehr gute Sicht, weil sie entweder von einer Empore runterschauen konnten, oder weil sie direkt vor dem Ring saßen; die Stuhlreihen waren außerdem auf Stufen aufgestellt. Das Volkshaus ist schlicht ein toller Ort für Boxveranstaltungen.
Den ersten Kampf des Abend bestritt der viel versprechende Cruisergewichtler Ehsan Maudodi (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO). Er trat gegen Ben Nsafoah (26 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 10 Niederlagen, 3 durch KO) an. Der Kampf zwischen diesen beiden hinterließ bei mir gemischte Gefühle. Zum einen ist es schon bemerkenswert mutig, dass ein Boxer wie Maudodi sich so früh in seiner Karriere einen so guten und erfahrenen Mann wie Nsafoah wählt. Gleichzeitig wirkte der Kampf aber insgesamt doch etwas uninspiriert, so als hätten beide Boxer den Erfolg nicht bedingungslos gesucht. Maudodi zeigte einen sehr guten Jab, eine gute Deckung und manchmal auch schöne Kombinationen, besonders Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf. Nsafoah versuchte zu kontern. Er kam jedoch so gut wie nie durch. „The Soldier“ Maudodi war zu dominant, daher war die Siegerehrung nach vier Runden auch eine reine Formsache.
Auch der folgende Vierrunder ging über die Distanz. Im Junior Weltergewicht trafen Selcuk Bilgin (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) auf Karoly Lakatos (58 Kämpfe, 13 Siege, 5 durch KO, 44 Niederlagen, 15 durch KO, 1 Unentschieden). Auch diese Ansetzung war mutig, denn Lakatos ist ein sehr erfahrener Boxer, der sich noch nicht ans Verlieren gewöhnt hat und immer wieder für eine Überraschung gut ist. Am Anfang der ersten Runde brachte ein Wischer Lakatos zu Boden, aber der Ringrichter der GBA wertete dies, übrigens zu Recht, nicht als Niederschlag. Näher kam Bilgin dann auch nicht an einen KO Erfolg. Er arbeitete beeindruckend viel und man konnte deutlich spüren, dass er den vorzeitigen Erfolg unbedingt wollte – der aber blieb aus. Bilgin machte sich auch selber das Leben schwer, da er so gut wie nie eine Aktion mit seiner Führhand vorbereitete. Eine linke Grade hatte er an diesem Abend offenbar gar nicht im Angebot. Dennoch war der Kampf recht kurzweilig und der Punktsieg für Bilgin einstimmig.
Der nachfolgende Kampf im Mittelgewicht zwischen Yasin Basar (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Norbert Szekeres (52 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 40 Niederlagen, 9 durch KO, 3 Unentschieden) war auf vier Runden angesetzt. „The Gentleman“ Basar, der in London trainiert und erst seit drei Monaten Profi ist, zeigte von der ersten Sekunde an gutes, druckvolles und variables Boxen. Er verteilte seine Schläge gut auf Körper und Kopf. Anfang der zweiten Runde zwang er Szekeres mit einem linken Haken zu Boden. Erstaunlicherweise schaffte der es, das Ende der Runde zu erreichen. Basar machte Druck und suchte den KO, ohne jedoch hektisch zu werden. Er boxte sehr abgeklärt. In der folgenden Runde ließ eine Linke zum Kopf Szekeres einknicken, aber durch Klammern und Tapferkeit erreichte er erneut das Rundenende. Auch in der vierten und letzten Runde schaffte es Basar nicht, seinen Gegner KO zu schlagen. Er zeigte aber eine gute Leistung, die einen neugierig auf mehr Kämpfe von ihm machte. Sein Punktsieg war deutlich.
Im vierten Kampf des Abends trafen im Supermittelgewicht Butrint Rama (11 Kämpfe, 11 Siege, 6 durch KO) und Pietro d´Alessio (28 Kämpfe, 11 Siege, 7 KO, 17 Niederlagen, 5 durch KO, 1 Unentschieden) aufeinander. Rama dominierte die ersten beiden Runden. Er arbeitete gut und sehr präzise mit seiner Führhand, um dann seine Rechte folgen zu lassen. D’Alessio konterte und versuchte, einen Schlagabtausch zu erzwingen. Immer wieder schnitt er Grimassen und spielte den Clown, um Rama aus dem Konzept zu bringen. Je länger der Kampf dauerte, umso erfolgreicher war er mit dieser Taktik. In der dritten Runde konnte er mehr und bessere Treffer setzen als sein Gegner. Die folgenden Runden waren hart umkämpft und eng. Am Ende der sechsten Runde wurde Rama zum knappen Punktsieger erklärt. Ich persönlich hätte d´Alessio ein Unentschieden gegeben, obwohl ich seinen Faxen und Clownerien nicht so viel abgewinnen konnte. Es folgte eine Showeinlage mit zwei Tänzern.
Im fünften Kampf traten im Mittelgewicht Arthur Hermann (12 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO) und Laszlo Haas (24 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 14 Niederlagen, ? durch KO, 1 Unentschieden) gegeneinander an. Hermann wirkte wie ein Jäger, der konzentriert und ruhig seiner Beschäftigung nachgeht. Haas beeindruckte durch seine Deckungsarbeit und seine Zähigkeit. Immer wenn es so aussah, als ob er im nächsten Moment zu Boden gehen würde, war er wieder da und konterte. Es sah aus, als würde es immer so weiter gehen und als würden sich die beiden aneinander abarbeiten. Dann kam die fünfte Runde. Hermann kam mit einem Leberhaken durch und Haas musste zu Boden. Er wurde angezählt, aber er kam wieder hoch und stellte sich erneut dem Kampf. Hermann setzte sofort nach und kam noch mal mit einem Leberhaken, gefolgt von einem Aufwärtshaken aufs Kinn, durch. Haas ging zu Boden und der Ringrichter winkte den Kampf ab. Sieger durch TKO 5 nach 0:50 Minuten Arthur Hermann.
Der folgende Kampf fand im Cruiseregewicht statt. Es trafen Sevdail Sherifi (17 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Björn Blaschke (13 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) aufeinander. Beide Boxen wollten den Sieg. Sherifi war der Aktivere und er schien mir auch der wohl boxerisch Bessere zu sein, aber Blaschke hatte durchaus seine Momente. In der zweiten Runde kam Blaschek mehrfach mit Links-Rechts-Kombinationen durch die Deckung zum Kopf durch. Diese Schläge ließen den Kopf von Sherifi nach hinten schnappen. In der folgenden Runde stellte Sherifi Blaschke in dessen Ecke und deckte ihn mit Schlägen ein. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als sollte Blaschek nun runter gehen, aber er kam zurück. Ab der vierten Runde standen beide häufig Kopf an Kopf und deckten sich mit Schlägen ein. Bei einer solchen Situation kam Blaschke mit einer Eins-Zwei-Kombination zur Stirn durch, die Sherifi einknicken ließ. Mit zunehmender Kampfdauer verringerte sich zwar das Tempo des Kampfes, aber nicht die Intensität. Am Ende werteten die Punktrichter den Achtrunder unentschieden, was ein sehr gutes Urteil war.
Zwei Anmerkungen: Das Kampfgericht der German Boxing Association war seht gut. Es gab keine Fehlurteile und es gab auch keinen Heimbonus, wie man an dem eben beschriebenen Unentschieden sieht. Es gab auch Nummerngirls, u.z., wenn ich recht gezählt habe, zwei. Ab dem Sherifi-Blaschke-Kampf versahen sie ihren Dienst. Die beiden Damen haben vermutlich an diesem Abend Weltrekorde aufgestellt. Nie sah ich schnellere Damen mit Tafeln im Ring. Kaum waren sie in den Ring gestiegen, waren sie auch schon wieder draußen. Einmal konnte ich einen Blick auf das Fußgelenk einer Dame erhaschen. Sie hatte dort Flügel – eine Tätowierung. Über einen Zusammenhang zwischen den Flügeln und der Geschwindigkeit ihres Schreitens habe ich mir allerdings noch keinen schlüssigen Reim gemacht.
Es folgte eine weitere Showeinlage, bei der eine Dame in einem silbernen Ganzkörperanzug und mit sehr hohen silbernen Plateauschuhen ein Lied vortrug. Der Silberanzug war übersät mit so einer Art Ausbuchtungen, ähnlich wie Eierkartons, nur kleiner. Sie sang auch ein Lied. Die Pinökel sahen irgendwie seltsam aus. Ach so: Sie sang auch ein Lied.
Im siebten Kampf boxten Anatoli Muratov (10 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Philipp Kolodziej (10 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO) im Super Mittelgewicht um die vakante Internationale Deutsche Meisterschaft. Kolodziej, ein Mann von Werner Kreiskott, begann stark und dominierte die erste Runde. Muratov war passiv und konnte erst am Ende einen guten Konter landen. Die zweite Runde war weitestgehend ausgeglichen. Kolodziej gehörte die erste und Muratov, der jetzt aktiver wurde, die zweite Hälfte. Muratov machte in der dritten Runde dort weiter, wo er in der vergangenen Runde aufgehört hatte. Er machte Druck. Bis zur Mitte der Runde dominierte er den Kampf, dann nahm er eine harte Linke mit dem Kopf. Es entsprang ein harter Schlagabtausch. Am Ende hatte Muratov die Kontrolle jedoch zurückgewonnen, die er auch in den nächsten zwei Runde nicht mehr abgab.
Aber Kolodziej ließ sich nicht beirren. Immer weiter ging er nach vorne und zwang seinem Gegenüber den Kampf auf: es entstand fast der Eindruck, als könnten ihm die Schläge von Muratov, und das waren nicht gerade wenige, die er nehmen musste, nichts ausmachen. In der fünften Runde fing Muratovs Nase an zu bluten. In der sechsten Runde stellte Kolodziej Muratov in dessen Ecke und fällte ihn mit einem harten Leberhaken. Muratov kam zwar noch rechtzeitig hoch, aber er stellte sich nicht mehr zum Kampf. Sieger durch TKO in Runde 6, nach 1:12 Min. Philipp Kolodziej. Anatoli Muratov ist nun nach dem 02.11.2013 (Juan De la Rosa) zum zweiten Mal nach einem Leberhaken KO gegangen.
Die folgende Begegnung fand im Halbschwergewicht statt. Es ging dabei um den Europatitel der Universal Boxing Federation, um den Alis Sijaric (8 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO) und Gyorgy Marosi (38 Kämpfe, 22 Siege, 11 durch KO, 16 Niederlagen, 11 durch KO) kämpften. Der Kampf begann, wie viele andere auch. Die Boxer tasteten sich ab und irgendwie plätscherte das Geschehen so dahin. Wie aus dem Nichts kam Sijaric dann plötzlich mit einer rechten Graden zum Kopf durch und Marosi lag KO auf dem Ringboden. Sieger durch KO 1, nach 2:14 Alis Sijaric.
Den Hauptkampf des Abends bestritten im Mittelgewicht Istvan Szili (20 Kämpfe, 18 Siege, 7 durch KO, 2 Unentschieden) und Mathias Zemski (15 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Es ging um den Weltmeistergürtel der Universal Boxing Federation im Mittelgewicht. Natürlich ist der Titel der UBF keiner der „harten“ Titel, aber es ist ein Titel, und den muss man erst einmal gewinnen. Der Gewinn des Titels empfiehlt den Boxer dann auch für höhere Aufgaben.
Szili begann verhalten, bestimmte aber das Tempo. Zemski schien großen Respekt vor Szili mitgebracht zu haben, denn er klammerte oft, auch in Situationen, bei denen es absolut nicht notwendig gewesen wäre. Von Runde zu Runde erhöhte Szili den Druck. Im zweiten Durchgang kam er mit einem rechten Körperhaken und einer anschließenden linken Graden zum Kopf durch, die Zemski sichtlich beeindruckte. Am Anfang der folgenden Runde ging er dann zweimal zu Boden, einmal bei dem vergeblichen Versuch wieder zu klammern und das andere Mal nach einem rechten Aufwärtshaken zum Kopf. In der Folgezeit war Szili auf der Jagd und Zemski auf der Flucht. Am Anfang der vierten Runde musste Zemski eine harte Linke nehmen und ging in der Mitte der Runde nach einer Rechten zur Schläfe runter. Ende der fünften Runde musste er erneut nach einem rechten Körpertreffer runter. Szili filetierte geradezu seinen Gegner.
In der sechsten Runde kam dann das endgültige Aus. Szili kam mit einer rechten Graden zum Körper durch und Zemski sackte ganz langsam, wie in Zeitlupe, in sich zusammen. Szili setzte nach und gab dem Zusammensackenden noch zwei Schläge mit. Für den letzten der beiden Schläge verwarnte ihn der Ringrichter Arno Pokrandt. Zemski stellte sich zwar noch einmal, musste nach einem Leberhaken aber wieder zu Boden. Der Ringrichter brach den Kampf nach 1:22 Min. in Runde 6 ab.
Istvan Szili hat mit seiner beeindruckenden Leistung nicht nur einen recht unbedeutenden WM Gürtel gewonnen, sondern sie bedeutet zugleich eine Herausforderung an die großen Mittel- und Supermittelgewichtler, an Felix Sturm (46 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 4 Niederlage, 1 durch KO, 2 Unentschieden), an Robert Stieglitz (51 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) und an den WBO Weltmeister im Super Mittelgewicht Arthur Abraham (44 Kämpfe, 40 Siege, 28 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO). Istvan Szili kann für alle drei als eine ernsthafte Konkurrenz angesehen werden. Man darf gespannt sein, ob sich einer von ihnen auch traut, gegen Szili anzutreten. Ein toller Kampf ist garantiert.
Der Veranstalter Benedikt Poelchau (Blanko Sports) ist ein Wiederholungstäter. Bereits im letzten Jahr hat er eine unglaublich gute Veranstaltung im Ravensburg auf die Beine gestellt. Und genau das hat er nun auch wieder in Zürich geschafft. Seine Show im Volkshaus sehe ich als ganz heißen Anwärter für den Titel „Beste Veranstaltung der Jahres 2014“. Der Ort, die Boxkämpfe, die Urteile und die Stimmung waren sehr gut. Nur die Nummerngirls – die waren zu schnell.
© Uwe Betker