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Felix Sturm auf dem Weg zur Legende?
Charley Burley, Marcel Cerdan, Ezzard Charles, Nonparieil Jack Dempsey, Bob Fitzsimmons, Gene Fullmer, Tiger Flowers, Mike Gibbons, Marvin Hagler, Bernard Hopkins, Roy Jones Jr., Harry Greb, Stanley Ketchel, Sam Langford, Jack LaMotta, Kid McCoy, Carlos Monzon, Sugar Ray Robinson, Marcel Thil, Dick Tiger, Mickey Walker, Holman Williams, Tony Zale – um nur die zu nennen, die mir spontan einfallen – sind etwas, was Felix Sturm gerne sein möchte, nämlich Legenden. Die oben genannten Herren, sind wie Sturm Mittelgewichtler, aber Sturm gehört in diese Reihe nicht.
Die Zuschauer in der Halle und an den Bildschirmen staunten nicht schlecht, als die Reporter von SAT 1, vor dem Felix Sturm gegen Matthew Macklin Kampf ganz selbstverständlich darüber parlierten – und zwar ohne sichtbar rot zu werden -, dass Sturm auf dem Weg sei, eine Legende zu werden. Wer auch immer sich das von SAT1 oder von Sturm Box-Promotion hat einfallen lassen, der will entweder sein Publikum für dumm verkaufen, oder er hat keinen blassen Schimmer vom Boxen.
Sturm (39 Kämpfe, 36 Siege, 15 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) wiederholte immer und immer wieder seinen Anspruch, die Besten boxen zu wollen. Als er noch bei Universum Box-Promotion unter Vertrag war, konnte er noch bequem die Schuld dafür, dass er nicht gegen die besten, sondern eher gegen zweit- und drittklassige Boxer antrat, auf seine Veranstalter schieben. Nun aber, wo er seit geraumer Zeit sein eigener Herr ist und auch noch einen TV-Vertrag hat, könnte er doch die Besten boxen. Das aber hat er bis jetzt nicht getan. Ein Giovanni Lorenzo, Ronald Hearns und Matthew Macklin, die Gegner die Sturm sich selber ausgesucht hat, sind keinen Deut besser als die, die er unter Klaus-Peter Kohl boxte. Bis jetzt hat also Sturm seinen Ankündigungen keine Taten folgen lassen. Auf diesem Hintergrund erscheint der „Weg zur Legende“ eher wie eine maßlose Selbstüberschätzung und komplette Negierung der Realität.
Wenn Sturm sich mit den oben genannten Boxlegenden vergleicht, kann er das ruhig tun. Er gehört zu denjenigen, die wohl am häufigsten ihren Titel verteidigt haben. Auch was die Länge seiner „Amtszeit“ als Weltmeister angeht, dürfte er in der Spitzengruppe zu finden sein. Vermutlich hat er sogar schon jetzt sehr viel mehr verdient als die meisten der Genannten. Was ihn aber von ihnen unterscheidet, ist, dass die anderen tatsächlich die Besten ihrer Zeit geboxt haben, während bei Sturm der Eindruck entsteht, dass er das eigentlich doch nicht wirklich will. Einem Matthew Macklin (31 Kämpfe, 28 Sieg, 19 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) einen Rückkampf geben zu wollen, ist toll. Damit zeigt Sturm mehr Rückgrat als viele andere Boxer, die man so im deutschen Fernsehen zu sehen bekommt. Aber Macklin gehört nun mal eben nicht zu den besten Mittelgewichtlern der Welt, auch wenn SAT1 und Felix Sturm das den Zuschauern weismachen wollen.
Um es deutlich zu sagen: Meiner Meinung nach würde Sturm noch nicht einmal die Kölner Stadtmeisterschaft der legendären Mittelgewichtler gewinnen. Denn „De Aap“ Peter Müller (175 Kämpfe, 132 Siege, 68 durch KO, 26 Niederlagen, 17 durch KO, 14 Unentschieden), der nie mehr als Deutscher Meister war, ist eine wirkliche Legende. Felix Sturm, der sich seit kurzem Leonidas nennt, ist es nicht. Noch nicht?
© Uwe Betker
Der schleichende Niedergang von Sauerland Event (2)
Sauerland Event nahm wohl den Ausstieg des ZDFs aus dem Vertrag mit Universum Box-Promotion nicht zum Anlass über die eigenen Veranstaltungen und den generellen Umgang mit dem Boxen und dem Publikum nachzudenken. Das Verharren im Status Quo war zwar verständlich, schließlich hatte der berliner Veranstalter als einziger noch einen lukrativen Vertrag mit einem öffentlich-rechtlichen Sender, aber man kann es dennoch als einen gravierenden Fehler ansehen.
Sauerland war nun nahezu der unumschränkte Herrscher über das Boxen in Deutschland. Es gab keine direkte Konkurrenz mehr. Es gibt zwar noch Felix Sturm auf SAT 1 und Wladimir und Vitali Klitschko auf RTL, aber die sind keine Veranstalter im eigentlichen Sinne, sondern eher nur Selbstvermarkter. Sie haben keinen eigenen Boxstall und sie bauen auch keine anderen Boxer systematisch auf. Aber wie so häufig wenn es keinen Wettbewerb mehr gibt, wird der Übriggebliebene träge und behäbig. Sauerland machte einfach so weiter, wie zuvor.
Wenn man sozusagen der größte und alles beherrschende deutsche Promoter ist, schauen alle einem ganz genau auf die Finger. Was die Zuschauer von der ARD im Groben zu sehen bekamen, war folgendes: Der einst als nahezu unschlagbar geltende Arthur Abraham musste sich ein ums andere Mal gegen bessere Boxer geschlagen geben. Dabei musste er diese Niederlagen alle in einem Turnier hinnehmen, das Sauerland sogar selbst ins Leben gerufen hatte. Sie sahen weiter, wie der russische Riese Nikolai Valuev, der auch vorher schon nicht immer sehr überzeugt hatte, erst gegen David Haye verlor und seither verletzungsbedingt nicht wieder boxte. Ob und wann Valuev wieder in den Ring steigt, steht wohl in den Sternen.
Weil Abraham verlor und Valuev nicht mehr boxte, wurden die Weltmeister der – wenn man so will – zweiten Reihe umso wichtiger für Sauerland als Hauptkämpfer. So bekam Muamer Hukic alias Marco Huck, der Weltmeister im Cruisergewicht nach Version WBO, mehr Aufmerksamkeit. Dieses Mehr, auch an medialer Aufmerksamkeit nutzte er vor seinem Kampf gegen Denis Lebedev dazu, seinen Herausforderer übel zu beleidigen. Wohl noch angestachelt vom Echo in den Medien, legte er verbal dann später sogar noch einmal nach. Diese verbalen Kraftakte, blieben dann auch seine stärkste Leistung 2010. Im Kampf mit den Fäusten konnte Huck jedenfalls nur sehr knapp durch Mehrheitsentscheidung seinen Titel behalten, weil zwei Punktrichter den Kampfverlauf wohl nicht durch ihr Punkten wiedergeben konnten oder wollten. Die Folge: Ein, wie ich finde skandalöses Fehlurteil.
Das Selbstbewusstsein des Herrn Hukic war nach seinem Sieg nicht gerade angekratzt. Er sah sich nach dem Kampf als klaren Sieger, beglückwünschte sich zu seiner Leistung und dankte vor allem Gott – und nicht den Punktrichtern. Das offensichtliche Nichtanbieten eines Rückkampfes und das sehr zögerliche in Aussichtstellen einer Teilnahme an einem möglichen Super-Six-Turniers im Cruisergewicht durch Sauerland Event danach machte die ganze Sache auch nicht gerade erfreulicher. Dann setzte man Huck einen Gegner (Denis Lebedev) vor, von dem man absolut sicher sein konnte, dass er dem amtierenden Weltmeister niemals irgendwelche Schwierigkeiten machen würde.
Sebastian Sylvester konnte nur Mittelgewichtsweltmeister der IBF werden, weil Arthur Abraham diesen Titel aufgegeben hatte. Er gewann seinen Titel durch einen knappen Punktsieg mit Mehrheitsentscheidung gegen den nicht sehr starken Giovanni Lorenzo (19.09.2009). Danach verteidigte er seinen Titel durch einen TKO-Sieg gegen einen eher mittelmäßigen Boxer namens Billy Lyell (30.01.2010), der exakt ein Viertel seiner Profikämpfe verloren hatte. Dann folgte eine Pflichtverteidigung gegen Roman Karmazin (05.06.2010). Gegen ihn erreichte er nur mit Müh und Not ein nicht unumstrittenes Unentschieden. Natürlich, wir kennen das Muster schon: Es gab keinen Rückkampf, dafür aber einen leichteren Gegner (Mahir Oral). In der nächsten Pflichtverteidigung bekam er es dann mit Daniel Geale zu tun. Diesmal verlor er knapp nach Punkten
© Uwe Betker
Die Ankündigungen von Felix Sturm
Wenn man sich so ansieht, wie der Super Champion der WBA im Mittelgewicht Felix Sturm (38 Kämpfe, 35 Siege, 15 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) immer wieder öffentlich macht, gegen wen er boxen möchte und gegen wen nicht, kann man schon ins Grübeln kommen.
Sturm hatte einen perfekten Start. Er boxte am 04.09.2010 gegen Giovanni Lorenzo. Das war der richtige Gegner nach seiner langen Zwangspause. Kaum hatte er überzeugend gewonnen und auch SAT 1 überzeugt, ging es auch schon, wie ich finde, bergab. Er watschte öffentlich die beiden deutschen Weltmeister Sebastian Sylvester (nach Version IBF) und Sebastian Zbik (nach Version WBC) ab, indem er erklärte, dass ein Kampf mit einem von diesen Beiden sportlich uninteressant sei. Lediglich ihre Titel seien für ihn von einigem Interesse. Kurz nachdem er einen Kampf mit den Beiden ausgeschlossen hatte, boxte er am 10.02.2011 gegen Ronald Hearns – ein grauenhaftes Mismatch.
Für diesen Kampf musste der Wahlkölner viel Kritik einstecken. Sturm zog hieraus die Konsequenz und verkündete munter, er wolle nun doch gegen den von ihm so geschmähten Zbik (30 Kämpfe, 30 Siege, 10 durch KO) antreten. Er betonte nun, dass eine deutsch-deutsche Titelvereinigung ja doch etwas ganz besonders Tolles sei. Richtig!
Allerdings war zu diesem Zeitpunkt schon allen Boxinteressierten klar, dass ein solcher Kampf, zumindest vorläufig, sehr unwahrscheinlich ist. Der Weltverband WBC hatte nämlich bereits einen Kampf zwischen Zbik und Julio Cesar Chavez Jr. (44 Kämpfe. 42 Siege, 30 durch KO, 1 Unentschieden) angeordnet. Zwar kommen Titelvereinigungen vor Pflichtverteidigungen, aber wenn ein Verband einen Kampf bereits angeordnet hat, muss man schon mit sehr guten Argumenten und sehr viel Geld ankommen, um diese Pflichtverteidigung noch verschieben zu können. Spätestens als der amerikanische Bezahlfernsehsender HBO angekündigt hatte, den Kampf der Beiden zu übertragen, musste also jedem klar geworden sein, dass die Verlautbarung von Sturm zumindest box-weltfremd ist. Zbik boxt am 04.06.2011 in Los Angeles gegen Chavez Jr.
Die nächste vollmundige Ankündigung von Felix Sturm folgte prompt. Nun verkündete er, er wolle Kelly Pavlik (38 Kämpfe, 36 Siege, 32 durch KO, 2 Niederlagen) boxen. Das wäre eine wirklich tolle Kampfansetzung. Aber auch hier gibt es ein Problem: Der ehemalige Weltmeister im Mittelgewicht nach Version WBC und WBO ist gerade erst aus einer dreimonatigen Alkoholentwöhnungsbehandlung entlassen worden. Außerdem hatte er schon angekündigt, ins Super Mittel aufsteigen zu wollen, wo er auch bereits gerankt ist. Das ist eine Tatsache, die jedem in der Branche bekannt ist. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass Felix Sturm das nicht weiß. Ich frage mich nun aber, wieso er dann so etwas verkündet.
Danach preschte Felix Sturm nun nicht mehr mit einer Ankündigung vor, von der jeder wissen kann, dass sie zumindest unrealistisch, wenn nicht sogar falsch ist. Vielmehr wurde jetzt versucht, im Stillen einen Gegner zu finden. Es drang dann aber doch etwas an die Öffentlichkeit, nämlich dass er Marco Antonio Rubio (55 Kämpfe, 49 Siege, 42 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden) im Visier hatte. Auch das wäre ein guter Kampf. Nur hatte Rubio leider bereits die Verträge für einen WM-Ausscheidungskampf gegen David Lemieux (25 Kampfe, 25 Siege, 24 durch KO) unterschrieben. Der Kampf findet bekanntlich am 8. April in Montreal statt. Eine Pressekonferenz fand in Kanada auch schon statt und der Vorverkauf hat wohl bereits vor geraumer Zeit angefangen.
Nun soll der Gegner Avtandil Khurtsidze heißen, aber dazu später mehr…
© Uwe Betker
Felix Sturms nächster Gegner
Die Rechnung von Felix Sturm (38 Kämpfe, 35 Siege, 15 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) ist aufgegangen. Der Super Champion der WBA im Mittelgewicht boxte zweimal für SAT 1 (04.09.2010 gegen Giovanni Lorenzo und 10.02.2011 gegen Ronald Hearns). Den letzten Kampf des Wahlkölners, gegen einen komplett überforderten boxenden Sohn, verfolgten im Durchschnittlich 4,74 Millionen Zuschauer vor den heimischen Fernsehgeräten.
Diese Zahlen dürften dem Privatsender aus Unterföhring gefallen haben. Schließlich wird „der Vertrag zwischen Sat1 und der Sturm Boxpromotion … auf weitere 6 Kämpfe ausgedehnt. Sportchef Sven Froberg freut sich über die Verlängerung: „Die Quoten von ‚ran Boxen‘ sprechen eine deutliche Sprache: Felix Sturm zählt zur absoluten Box-Elite unseres Landes“. Das jedenfalls ist auf den Internetseiten von SAT1 zu lesen.“ Damit dürfte dann wohl die finanzielle Zukunft von Sturm gesichert sein.
Unsicher bleibt aber weiterhin, wie Sturm von der Boxgeschichte beurteilt werden wird. Sturm hat immer und immer wieder den Anspruch formuliert, dass er gegen die Besten antreten will. Die hat er mit einer einzigen Ausnahme, die auch noch von seinem alten Veranstalter Universum Box-Promotion organisiert wurde, aber nie geboxt. Nunmehr ist Sturm unabhängig und er ist für die Auswahl der Gegner selber verantwortlich. Bis jetzt kann man feststellen, dass Sturm nicht gegen die Besten angetreten ist. Sein letzter Gegner kann sogar eher nur als dritt- oder viertklassig bezeichnet werden.
Der nächste Auftritt von Sturm findet im Juni statt, wieder in seiner jetzigen Heimatstadt Köln. Als potentieller Gegner wird immer wieder Sebastian Zbik (30 Kämpfe, 30 Siege, 10 durch KO) genannt. Zbik, der WBC-Weltmeister im Mittelgewicht, wurde noch vor kurzem von Sturm als uninteressant abgetan. Sturm hat sich aber besonnen und ihn nun selber als möglichen Gegner genannt.
Nun hören wir aber auch, dass das Management des WBC-Champions bereits Verhandlung mit dem offiziellen Herausforderer Julio Cesar Chavez jr. (44 Kämpfe, 42 Siege, 30 durch KO, 1 Unentschieden) aus Mexiko aufgenommen hat. Man darf gespannt sein, für welchen Gegner sich Zbik entscheiden wird. Jeder in Deutschland hofft, das Felix Sturm endlich anfängt seinem Anspruch gerecht zu werden. Wenn er weiter Gegner boxt, wie den letzten, wird die Boxgeschichte nicht sehr freundlich über ihn urteilen.
© Uwe Betker
Sturm macht Werbung
Unlängst (13.01.2011) stand in der Zeitung Express ein langes Interview mit dem Super Champion der World Boxing Association Felix Sturm (37 Kämpfe, 34 Siege, 14 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), in dem er sich über das Boxen im allgemeinen und über seinen nächsten Gegner, Ronald Hearns (27 Kämpfe, 26 Siege, 20 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), im besonderen äußerte.
Dort heißt es:
„Expess:
Was kann man von Ihnen gegen Ronald Hearns erwarten?
Sturm:
Ich werde ihn fertig machen, so wie mein Idol Marvin Hagler, mein Vorbild, es 1985 mit Thomas Hearns gemacht hat. Ich will einen spektakulären Kampf bieten, deutlich gewinnen und meine Fans zufrieden stellen. Es soll ein großartiger Boxabend werden.
(…)
Express:
Zurück zum Gegner. Spötter sagen, Hearns Jr. sei Fallobst…
Sturm:
Wie bitte? Dummes Gerede. Er will in die Fußstapfen seines Vaters treten. Das und seine enorme Reichweite machen ihn gefährlich.
Express:
Wenn Sie Ihre Karriere beenden, was soll man über Felix Sturm sagen?
Sturm:
Dass er der beste Mittelgewichtler seiner Zeit war.“
Wenn ich Felix Sturm richtig verstehe, was nicht der Fall sein muss, sagt er dreierlei:
1.
Er will seinen Gegner Ronald Hearns so „fertig machen“ wie sein Vorbild Marvin Hagler es mit Hearns Vater tat. Das müsste dann wohl heißen, dass er vorhat, ganz anders zu boxen, als wir es von ihm kennen. Wir können dann erwarten, dass er von Anfang an Druck aufbaut, dem Gegner hinterher geht und jeden Schlag mit äußerster Schlaghärte abfeuert. Wir dürfen gespannt sein, ob die hier offenbar angekündigte komplette Umstellung seines Kampfstils zum gewünschten Resultat, nämlich zu einem „spektakulären Kampf“, führt.
2.
Die zweite Behauptung, die ich heraushöre, lautet: Hearns Jr. ist ein guter, wenn nicht sogar sehr guter Boxer, weil er „in die Fußstapfen seines Vaters treten“ will. Hinzu kommt seine gefährliche „enorme Reichweite“. Reicht der Entschluss allein, „in die Fußstapfen seines Vaters“ zu treten aber schon aus. Müsste dann nicht entsprechend Axel Merckx einer der größten Profi-Radrennfahrer aller Zeiten sein, nur weil auch er seinem Vater Eddy Merckx nachfolgte. Ich persönliche, sehe das etwas anders.
Was die Reichweite betrifft, so ist die Reichweite von Hearns eher erstaunlich kurz, jedenfalls in Relation zu seiner Körpergröße. Er ist 191 cm groß und hat eine Reichweite von 185 cm. Giovanni Lorenzo, Sturms letzter Gegner, ist 183 cm groß und hat eine Reichweite von 191 cm.
3.
Sturm vertritt schließlich den Anspruch, der „beste Mittelgewichtler“ seiner Zeit zu sein. Um diesem Anspruch jedoch gerecht werden zu können, müsste er aber auch gegen die besten Mittelgewichtler seiner Zeit geboxt haben. Das deutet sich bislang aber noch nicht wirklich an. Auch wenn er Hearns Jr. stark redet, so ist der doch eher ein mittelmäßiger Mittelgewichtler.
Offensichtlich versucht Felix Sturm, eher nur Werbung für seine Veranstaltung am 19.02.2011 in Stuttgart zu machen. Dafür redet er seinen Gegner stark und formuliert einen Anspruch an sich, dem er zurzeit in keinster Weise gerecht wird.
© Uwe Betker
Eine ansteckende Seuche
Es scheint eine ansteckende Seuche zu sein, eine Epidemie, wenn nicht sogar eine Pandemie. Diese schier unausrottbare Seuche heißt: Unwürdige Gegner. Das neuste Opfer, das wir zu beklagen haben, ist Felix Sturm.
Der World Boxing Association Super Champion Felix Sturm (37 Kämpfe, 34 Siege, 14 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) ist jetzt wohl auch von dieser heimtückischen Seuche infiziert worden. Wie ist es denn sonst zu verstehen, dass er am 19.02.2011 gegen Ronald Hearns boxen will. Zugegeben, Hearns (27 Kämpfe, 26 Siege, 20 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) hat eine guten Kampfrekord. Der übertragende Sender SAT 1 ist bestimmt auch dafür dankbar, dass über Hearns eine wunderbare „Homestory“ zu machen ist. Er ist schließlich der Sohn des legendären Thomas „The Hitman“ Hearns, des ehemaligen Weltmeisters im Welter-, Junior Mittel- und Mittelgewicht.
Aber der schöne Kampfrekord von Hearns Jr. kann uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein Gegner ist, der keinen WM-Kampf verdient hat. Er boxte noch nie gegen einen namhaften Boxer. Sein letzter Gegner war Robert Kliewer (15.10.2010, TKO 6), der 7 seiner letzten 8 Kämpfe verlor, 5 sogar durch KO. Sein vorletzter Gegner, Delray Raines (17.04.2010, KO 1), hatte 1 Unentschieden, 1 Niederlage, 2 Siege, 1 Niederlage, 1 Sieg, 1 Niederlage, 1 Sieg, 1 Niederlage usw., bevor er auf Hearns traf. Der Gegner davor, Martez Logan (27.03.2010, W 6), brachte es gar auf 10 Niederlagen in Folge. Das waren die Gegner von Hearns im letzten Jahr und auch insgesamt entspricht das der Qualität an Boxern, gegen die er bis jetzt so boxte. Trifft er dann mal auf einen besseren, wie Harry Joe Yorgey (22 Kämpfe, 21 Siege, 9 durch KO, 1 Unentschieden), verliert er auch prompt (28.03.2009) durch KO in Runde 9.
Es ist dann auch nicht weiter verwunderlich, dass Hearns in der unabhängigen Weltragliste nur auf Position 64 geführt wird. Die WBA führt ihn in ihrer Rangliste bis jetzt überhaupt noch nicht. Wie dieser Verband dann auf die Idee kommen kann, diesen Kampf überhaupt zu sanktionieren, ist mir ein Rätsel.
Ich gebe zu, es hätte bei 1086 gerankten Boxern im Mittelgewicht auch noch schlimmer kommen können. Sturms Matchmaking weist für mich da doch große Ähnlichkeit auf mit dem von Taouab Mohamed Hedi von Universum Boxpromotion. Naiv wie ich bin, habe ich Sturm aber zunächst geglaubt, als er verkündete, es besser machen zu wollen als sein alter Arbeitgeber Universum. Aber da habe ich mich wohl gewaltig geirrt.
Adnan Catic, der sich, seit er Profi ist, Felix Sturm nennt, hatte sich nach seinen juristischen Querelen mit Klaus-Peter Kohl und der damit verbundenen Zwangspause mit seinem Punktsieg über Giovanni Lorenzo am 04.09.2010 immerhin eindrucksvoll zurück gemeldet. Aber was ihn und sein Management nun dazu treibt, seinen Ruf durch einen so schlechten Gegner direkt wieder zu beschädigen, kann ich gar nicht verstehen. Womöglich glaubt er wirklich, dass die Zuschauer nicht merken, einen wie absolut unwürdigen Gegner er da engagiert hat. Das Schicksal von Universum hätte ihm doch eigentlich zeigen sollen, dass ein solches Matchmaking nicht immer gut geht.
Es gibt nur ein Heilmittel gegen die beschriebene ansteckende Krankheit: Bessere Gegner. Alle in Deutschland boxenden Weltmeister sollten sich dazu verpflichten, gegen keinen zu boxen, der nicht unter den Top 30 der unabhängigen Weltrangliste gerankt ist.
© Uwe Betker