Box-Blog

Posts Tagged ‘Glaubwürdigkeit

Ein Plädoyer für Mindeststandards von Boxverbänden

leave a comment »

Die Glaubwürdigkeit des deutschen Profiboxens nimmt rasant ab. Mal werden positive Dopingergebnisse gar nicht gemeldet, mal werden überführte Doper nur so lange gesperrt, dass es einem unaufmerksamen Zuschauer gar nicht erst auffällt und dann werden Ergebnisse von Punktrichterentscheidungen ein paar Monate später mal eben einfach geändert. Manchmal habe ich das Gefühl, jeden Monat gibt es einen neuen Skandal und alle werden ausgesessen und es ändert sich nichts. Lediglich die Glaubwürdigkeit nimmt immer weiter ab.
Da Profiboxverbände keiner staatlichen und kaum einer publizistischen Kontrolle unterliegen, können sie im Prinzip schalten und walten wie sie möchten. Werden sie mal verklagt, vertrauen sie darauf, dass die Richter sich der Tragweite der Ungeheuerlichkeiten, die da passieren, überhaupt gar nicht bewusst werden, nicht verstehen können oder wollen. Juristisch sind die ganzen Skandale kaum aufzuarbeiten. Das liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass die Verbände eingetragene Vereine sind. Das nämlich erlaubt es den Verbänden, sich zu verhalten, wie sie es eben tun. Und der deutsche Staat ist nun mal leider nicht willens, die Sportverbände zu kontrollieren. So haben wir denn dieses immer größer werdende Problem des Glaubwürdigkeitsschwundes.
Dabei gäbe es ein simples Mittel, dem entgegenzutreten und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Die Boxverbände müssten nur einfache Mindeststandards einhalten. Sicher, es ist geradezu peinlich, Mindeststandards einzufordern, denn die müssten doch wohl selbstverständlich sein. Sind sie aber nicht. Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber wären diese Mindeststandards eingehalten worden, wäre die Glaubwürdigkeit des Profiboxens nicht so massiv ramponiert worden.

– Der Verband hält sich an die eigenen Regeln.
– Der Verband hält sich an die internationalen Regeln.
– Der Verband sieht sich als Vertreter aller Mitglieder, unabhängig davon wie viel Geld sie für den Verband generieren.
– Der Verband vertritt im gleichermaße die Interessen ausländischer Boxer.
– Der Verband sieht sich nicht als Interessensvertreter oder als Exekutive einzelner nationaler Veranstalter.
– Alle Vertreter und Offiziellen sind frei von finanziellen Interessen, die mit dem Boxsport zu tun haben. Das heißt, wer als Veranstalter, Matchmaker, Manager, Trainer, Securityanbieter oder sonst wie als Dienstleister im Bereich Profiboxen tätig ist, darf keine offizielle Position im Verband innehaben.
– Die Titelsituation wird transparent gemacht. Der Verband veröffentlicht für jeden einsehbar, welcher nationale Titel von wem gehalten wird und welche Titel vakant sind.
– Zu jedem Kampf wird die Punktwertung transparent gemacht. Bei jedem Punkturteil wird die Punktwertung verkündet. Es wird transparent gemacht, welcher Punktrichter wie gewertet hat und das wird dann auch bei boxrec eingetragen.
– Tatsachenentscheidungen von Kampfgerichten werden prinzipiell nicht geändert.
– Werden Punkturteile geändert, werden die Gründe transparent gemacht und öffentlich genannt. Alle Beteiligten (Boxer, Trainer, Manager, nationale und internationale Verbände und auch die Öffentlichkeit) werden über die Änderung eines Urteils und deren Gründe informiert.
– Unfähige Punkt- und Ringrichter werden nicht mehr eingesetzt. Wenn ein Punkt- oder Ringrichter den Beweis erbracht hat, dass er unfähig, unwillig oder indisponiert ist, wird er gesperrt, damit er genug Zeit für Nachschulungen hat. Die Sperre wird öffentlich gemacht.
– Unfähige Punkt- und Ringrichter werden auch dann gesperrt, wenn sie angeblich psychisch labil sind und mit Selbstmord drohen.
– Unfähige Punkt- und Ringrichter, die nach einer Sperre ihr Handwerk immer noch nicht beherrschen, werden von allen offiziellen Funktionen im nationalen Verband sowie internationalen Verbänden ausgeschlossen.
– Kämpfe von Boxerinnen und Boxern, die von anderen nationalen und internationalen Verbänden gesperrt sind, dürfen nicht sanktioniert werden.
– Doping wird bestraft. Doping muss bestraft werden, und die Strafe muss für den Doper, der nichts anderes als ein Betrüger ist, spürbar und empfindlich sein.
– Doping wird veröffentlicht. Jedes Doping wird transparent gemacht. Jede Dopingstrafe veröffentlicht (Suspension List).
– Doping wird kontrolliert, und zwar nicht nur nach Titelkämpfen. Will man ernsthaft gegen das Doping vorgehen, so muss es auch unangemeldete Kontrollen gegen.
Wie schon gesagt, dies sind einfache Mindeststandards und man sollte eigentlich erwarten können, dass die Boxverbände sie auch einhalten. Wenn mich nicht die Realität im Profiboxen eines Besseren belehrt hätte, würde ich mich nicht der Peinlichkeit aussetzten, solche Selbstverständlichkeiten hier noch aufzuschreiben. Aber diese Selbstverständlichen sind eben nicht selbstverständlich. Daher ist es auch notwendig, Mindeststandards einzufordern.
(C) Uwe Betker

Written by betker

31. Juli 2016 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen, Frauenboxen, Uncategorized

Tagged with , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

BDB ändert Punkturteil eines Kampfes

leave a comment »

Offensichtlich hat der BDB das Punkturteil des Kampfes von Bintou Yawa Schmill (jetzt: 13 Kämpfe, 13 Siege, 11 durch KO) und Ester Konecna (jetzt: 2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 Niederlage) geändert. Wir erinnern uns: Die hoch gehandelte Weltergewichtlerin Schmill traf nach eine beeindruckenden Siegesserie am 20.03.1016 im Delphi Showpalast in Hamburg auf die Tschechin Konecna, die bis dahin nur einen Kampf bestritten hatte. Schmill unterlag nach Punkten. Es war eine Mehrheitsentscheidung der Punktrichter vom Bund Deutscher Berufsboxer. Schmill kritisierte in den sozialen Netzwerken dieses Urteil: „Mieser Betrug dieses mal am eigenen Leibe gespürt. 1 Kampfrichter stimmt wie folgt (1. & 3. Runde hatte ich abgegeben dafür aber die 2.4.5.6. Runde geführt) während die 2 anderen Kampfrichter sich einig waren und mir ausgerechnet die 1.&3. Runden gaben, Aber dafür die 2.4.5.6. Runden nicht. Nun es war leider nicht mein derbster Kampf, aber Leute gewonnen ist gewonnen PUNKT. […] Morgen geht es in die nächste Runde, Einspruch!!!“
Augenscheinlich hat die 32-jährige Schmill und/oder ihr Veranstalter PSB Box Team Einspruch gegen das Urteil eingelegt, denn das Urteil wurde zu Gunsten von Schmill geändert. Wenn ich richtig unterrichtet bin, ist das fast drei Monate nach dem Kampf passiert. Nach Revision des Ergebnisses durch den BDB punkteten die Punktrichter nun: Timo Habighorst 59:56, Frank Michael Maass 58:56 und Herbert Urich 58:56. Wenn ich Schmill richtig verstanden habe, war die Punktwertung vorher: 58:56, 56:58 und 56:58.
Lukas Konecny, der Präsident des Tschechischen Boxverbandes, hat es bis vor kurzem nicht geschafft, eine klärende Auskunft über die Vorgänge zu bekommen. Leider werden solche Änderungen von Ergebnissen durch den BDB, soweit ich weiß, nicht öffentlich gemacht. Das ist schon sehr bedauerlich, denn jeder Zuschauer, der in Halle Zeuge der Urteilsverkündung war, hat ein Recht zu erfahren, warum Ester Konecna nun nicht mehr Siegerin ist. Soweit ich informiert bin, und natürlich kann ich falsch unterrichtet sein, weiß Ester Konecna nicht, warum ihr der Sieg aberkannt wurde. Wer änderte überhaupt das Punkturteil?
Ich persönlich halte es für zwingend notwendig, Änderungen von Urteilen transparent zu machen. Wird ein Punkturteil geändert und wird das dann nicht plausibel begründet, so entstehen doch zwangläufig Vermutungen und Verdächtigungen – und die sehen sicherlich alle nicht nett aus.
Wendet man sich gegen Tatsachenentscheidungen am Ring, so hat das immerhin fatale Folgen für die Reputation der Punktrichter. Egal, wie man es drehen und wenden will, Verlierer sind in jedem Fall die Punktrichter. Wird dann noch ein Sieg, der durch Mehrheitsentscheidung für den einen Boxer erzielt wurde, geändert in einen einstimmigen Punktsieg für den anderen Boxer, so haben wir gleich mehrere Verlierer. Ein Punktrichter oder Supervisor war da entweder nicht fähig, richtig zu addieren, oder zwei Punktrichter haben die Ecken/Boxer vertauscht oder die beiden waren schlicht inkompetent und konnten nicht richtig punkten und, oder, und, oder. Die Verlierer sind die Punktrichter, denn die werden von ihrem Verband öffentlich abgewatscht. Der größte Verlierer ist aber natürlich das Profiboxen in Deutschland, bzw. dessen Glaubwürdigkeit.
© Uwe Betker

Die ultimativ subjektive Liste 2014

leave a comment »

Boxer des Jahres
Gennady Golovkin (31 Kämpfe, 31 Siege, 28 durch KO) ist zurzeit der beste Mittelgewichtler der Welt. In allen Pound for pound Listen steht er ganz oben. Warum hat kein deutscher Veranstalter ihn unter Vertrag genommen, nachdem Universum Box-Promotion seine Tore geschlossen hatte?

Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Der IBF Cruisergewichtsweltmeister Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) hat sich 2014 mehrfach politisch geäußert und gegen den Völkermord an den Jesiden im Nordirak demonstriert. Das ist nicht nur sehr ehrenwert. Normalerweise äußern sich Profiboxer in Deutschland ja nicht politisch, es sei denn, dass sie ihrer Bewunderung für Wladimir Wladimirowitsch Putin Ausdruck verleihen wollen, oder wenn sie darüber sprechen, dass die Bevölkerung in Russland noch nicht reif sei für eine Demokratie. Dies Engagement vom Hernandez bringt ihm den Titel Boxer des Jahres (ehrenhalber) ein.

Boxerin des Jahres
Özlem Sahin (19 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 1 Unentschieden) wurde am 21.06.2014 Weltmeisterin der WIBF, WBF und GBU im Minimumgewicht. Ohne Veranstalter und ohne Manager erreichte sie dies. Seit 2007 boxt sie nun als Profiboxerin unter wechselnden Trainern. Sie ist ohne Zweifel eine der attraktivsten Boxerinnen der Welt.

KO des Jahres
Habe ich verpasst.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.

Rookie des Jahres (männlich)
Manager Rainer Gottwald verkündete lautstark, sein Schützling Vincent Feigenbutz (19 Kämpfe, 18 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) könne jetzt Arthur Abraham schlagen. Nun, das bezweifle ich schon. Aber Feigenbutz hat einen guten Punch, und mit einem Mehr an Technik kann der Karlsruher noch weit kommen. Er ist auch seit kurzem bei Sauerland Event unter Vertrag.

Rookie des Jahres (weiblich)
Die Weltergewichtlerin Ornella Domini (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO) aus der Schweiz hat zwar erst 8 Kämpfe bestritten, ist aber bereits auf Position 6 der unabhängigen Weltrangliste – und das ohne Titelkampf.

Ringrichter des Jahres
Manfred Küchler vom BDB. Bereits am 14.10.2011 hatte er einem Heimboxer, nämlich Alexander Petkovic, eine Niederlage erspart, indem er beherzt eingriff. Am 26.07.2014 wurde er nun noch zum Wiederholungstäter. Er sorgte nämlich dafür, dass Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO), die von Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) ganz regelkonform KO geschlagen worden war, doch ihren WM Titel behalten durfte. Das schaffte er, indem er kurzerhand die Siegerin disqualifizierte.
Ich möchte hier noch mal bemerken, dass es mir persönlich absolut schleierhaft ist, wieso der Bund Deutscher Berufsboxer einen solchen Mann, der offensichtlich das Boxen so sehr hasst, dass er immer wieder versucht, dessen Glaubwürdigkeit zu zerstören, in seinen Reihen duldet. Manfred Küchler vom BDB gebührt eigentlich nicht der Titel Ringrichter des Jahres, sondern wohl eher skandalösester Ringrichter aller Zeiten oder schlechtester Ringrichter aller Zeiten.

Absteiger des Jahres (männlich)
2014 war für Robert Stieglitz (52 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ein Seuchenjahr. Erst verlor er den Rückkampf gegen Arthur Abraham und war damit auch seinen WBO Titel im Super Mittelgewicht los. Und dann erreichte er gegen Felix Sturm nur ein Unentschieden.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Elina Tissen (20 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen) bestritt im Oktober 2013 erst einen Kampf ohne sanktionierenden Verband, den sie gewann. 2014 boxte sie nur einmal. Sie gewann auch wieder. Ihre Gegnerin kam mit einem Rekord von 9 Kämpfen, 4 Siegen, 4 Niederlagen und ein Unentschieden in den Kampf. Das war dann auch noch ein WM Kampf im Federgewicht nach Version WIBF und GBU. – Ich werde mich ehrlich bemühen, nie wieder über diese Frau zu schreiben, die sich selber Maschine nennt.

Aufsteiger des Jahres (männlich)
Der Weltergewichtler Robert Tlatlik (16 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO) schickt sich an, in die europäische Spitze vorzustoßen.

Aufsteiger des Jahres (weiblich)
Nicole Wesner – Leichtgewicht – 9 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, bereits Weltmeisterin der WIBF und WBF, Nummer 8 der unabhängigen Weltrangliste – Was soll ich mehr schreiben?

Aussteiger des Jahres (männlich)
Markus Tomala (11 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen) erklärte mir vor ein paar Monaten, er sei noch im Training und warte auf Kämpfe. Aber ich habe den Verdacht, dass er nie wieder in den Ring steigt. Seinen letzten Kampf bestritt Tomala am 16.12.2012. In ihm zeigte er, was aus ihm hätte werden können. Ich habe dem Düsseldorfer Schwergewichtler locker zugetraut, Deutscher Meister zu werden. Auch eine Europameisterschaft traute ich ihm zu. Man mag mich für einen Träumer halten, aber sogar einen heißen Tanz mit einem der Klitschkos habe ich für möglich gehalten. Schade!

Aussteiger des Jahres (weiblich)
Die Federgewichtlerin Goda Dailydaite (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) boxte 2013 zum letzten Mal. Sie verlor gegen Ina Menzer (31 Kämpfe, 30 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) in deren Abschiedskampf. Offensichtlich konzentriert sie sich jetzt auf ihr Lehramtsstudium.

Veranstalter des Jahres
Veranstalter des Jahres kann nur sehr schwer ein großer Veranstalter mit TV Vertrag werden. Die Großen bekommen viel Geld für ihre Veranstaltungen, aber häufig wirken ihre Shows billig und die Gegner ihrer Boxer sehen schlecht aus. Offensichtlich verschwindet einfach zu viel Geld in den Taschen der Veranstalter, die dann eben zu wenig Geld für ihre Veranstaltungen ausgeben. Da lobe ich mir die vielen Kleinen, die mit viel Mut, viel Enthusiasmus und Liebe – und wenig Geld – veranstalten.
Drei möchte ich hier stellvertretend für viele andere nennen: Benedikt Poelchau, Patrick Driessen, Timor Khalil und Peter M. Pospichal.
Der Veranstalter Benedikt Poelchau ist erneut Veranstalter des Jahres geworden. Zwar veranstaltet er nur selten, aber wenn, dann richtig gut. Seine Show im Volkshaus in Zürich, am 30.08.2014 war einfach vorbildlich. An Poelchau sollten sich die großen und mit TV-Verträgen ausgestatteten Promoter ein Beispiel nehmen. Noch besser wäre es aber, wenn ein Fernsehsender seine Show übertragen würde.

Veranstaltung des Jahres
Die Veranstaltung im Volkshaus in Zürich am 30.08.2014 von Benedikt Poelchau war so gut, dass einer dieser ewigen Nörglern nur bemängeln konnte, dass bei seiner Show die Nummerngirls zu schnell waren.

Boxevent des Jahres
Diese Kategorie sollte ich eventuell ganz streichen. Wenn es nämlich ein Event, also eine Großveranstaltung, nicht schafft, Veranstaltung des Jahres zu werden, warum sollte man ihr dann noch den Trostpreis „Boxevent des Jahres“ zukommen lassen, nur weil die Veranstalter viel Geld dafür bekommen haben?

Fehlentscheidung des Jahres
Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) hat Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) absolut regelkonform KO geschlagen. Der Ringrichter Manfred Küchler vom BDB hat seiner Verachtung für den Sport und das Publikum Ausdruck verliehen, indem er Mathis disqualifizierte. Dass die Entscheidung später in ein No Contest umgewandelt wurde, ändert nichts an dem Skandal.

Trainer des Jahres
Fritz Sdunek (geb. am 18. April 1947 in Lüssow – gest. am 22. Dezember 2014 in Hamburg). Der große Fritz ist tot. Wie kein anderer verkörperte er den Trainer, der bei und mit seinen Schützlingen war. Man hatte nie den Eindruck, dass er seine Boxer als Mittel zum Zweck des Geldverdienens sah. Er war vielleicht der beste und ehrlichste deutsche Trainer aller Zeiten.

Entgleisung des Jahres
Die Entgleisung des Jahres ist eigentlich nichts weiter als eine unglaublich ehrliche Reaktion. Als Ulli Wegner auf der Pressekonferenz mitgeteilt wurde, was der ARD Experte Henry Maske über den Sieg von Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) über Firat Arslan (44 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) gesagt hatte, war er empört. Wegner polterte: „Dass Henry von einem Fehlurteil spricht, ist eine Schweinerei von ihm. Wer das so sieht, der kann nicht mehr mein Freund sein.“

Boxkampf (männlich) des Jahres
fand nicht in Deutschland statt.

Boxkampf (weiblich) des Jahres
Özlem Sahin (18 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden) bestritt am 21.06.2014 ihren ersten WM Kampf. Es ging um die WIBF, WBF und GBU Titel im Minimumgewicht. Eindrucksvoll besiegte sie Thuion Thanyathada alias Buangern OnesongchaiGym (18 Kämpfe, 11 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden). Von Runde zu Runde stärker werdend, schickte sie ihre Gegnerin in der sechsten Runde nach einer längeren Kombination zu Boden. Wieder auf den Beinen, deckte Sahin sie weiter mit Schlägen ein, unter denen Thanyathada zusammenbrach und ausgezählt wurde. – Ein großartiger Kampf von eine großartige Weltmeisterin.

Comeback des Jahres (männlich)
Graciano Rocchigiani versucht sein Comeback. Nachdem 2012 bekannt wurde, dass er sein komplettes Vermögen durchgebracht hat und Hartz IV bezieht. Nun betreibt er ein eigenes Box Gym.

Comeback des Jahres (weiblich)
2013 musste Rola El Halabi (15 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) bei ihrem Comebackkampf, nachdem sie sich von ihren Verletzungen erholt hatte, eine bittere Niederlage einstecken. Damals zeigte sie sich als große und faire Verliererin. Mittlerweile ist sie die Nummer 6 in der unabhängigen Weltrangliste im Junior Weltergewicht und Weltmeisterin der Verbände WIBF, WIBA und UBF.

Bester Show Act des Jahres
Was ist besser als Nummerngirls? – Nummerngirls und Gogo-Tänzerinnen oder Sambatänzerinnen. Auf der Veranstaltung von Patrick Driessen, am 08.11.2014 in Voerendaal bei Heerlen, gab es nicht nur gutes Boxen zu sehen, sondern auch Gogo-Tänzerinnen. Wieso gibt es eigentlich nicht auf allen Profiboxveranstaltungen Gogo-Tänzerinnen?

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Mittelgewichtler Istvan Szili (20 Kämpfe, 18 Siege, 7 durch KO, 2 Unentschieden) könnte innerhalb eines halben Jahres Weltmeister werden. Absolut unverständlich warum kein deutscher Veranstalter mit TV-Vertrag den sympathischen, deutsch sprechenden und klasse boxenden Szili unter Vertrag nimmt. Aber vielleicht sind es ja genau diese drei Eigenschaften, die man nicht haben will.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Melanie Zwecker (6 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) ist eine Federgewichtlerin aus Karlsruhe, die sich innerhalb ihrer zwei Jahre als Profi sehr schnell entwickelt hat. In ihrem letzten Kampf wurde sie World Boxing Federation International Champion. Wenn sie sich weiter in dem Tempo entwickelt, traue ich ihr Ende 2015 einen WM Titel zu.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Der Berliner Mittelgewichtler Arthur Hermann (15 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage) wird hier meist übersehen, schlicht weil er in London lebt und trainiert und vor allem in Großbritannien boxt. Hermann ist jedoch ein Mann mit Potential.

Boxkampf, den wir 2015 sehen wollen (männlich)
Schön wäre, wenn der WBA Weltmeister im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer (47 Kämpfe, 45 Siege, 33 durch KO, 2 Niederlagen) mal wieder gegen einen halbwegs guten Boxer antreten würde. Zsolt Erdei (35 Kämpfe, 34 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage), der von 2004 bis 2009 Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht war, wäre da eine gute Wahl.

Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (weiblich)
Wenn es einen Rückkampf geben muss, dann den zwischen Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) und Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO).
© Uwe Betker

Written by betker

30. Dezember 2014 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen

Tagged with , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Äußerungen von von BDB Präsident Thomas Pütz

with 2 comments

Thomas Pütz ist der Präsident des BDB, Bund Deutscher Berufsboxer, also eines von wohl mindestens drei eingetragenen Vereinen in Deutschland, die Profiboxkämpfe sanktionieren. In seiner Funktion als Präsident des BDB äußerte sich Herr Pütz in einem Interview ausführlich über die Entwicklungen und Perspektiven von Sauerland Event. Nun veranstaltet Sauerland aber gar nicht beim BDB, sondern bei FVA, Faustkämpfer Verband Austria. Wenn sich nun also Herr Pütz – wie schon gesagt, in seiner Funktion als Präsident des BDB – über Sauerland auslässt, so ist das doch wohl so, als würde sich Wolfgang Niersbach vom Deutschen Fußball Bund, DFB, über die Entwicklungen und Perspektiven vom AC Mailand ergehen. Das wäre ja doch wohl ziemlich ungewöhnlich. Deshalb sind es mir einige von Pütz‘ Äußerungen eine nähere Betrachtung wert.
Pütz merkt zu Recht an, dass Sauerland viel von seiner Glaubwürdigkeit durch fragwürdige Punktrichterentscheidungen eingebüßt hat. Er führt weiter aus: „Ich bin überzeugt davon, dass es Sauerland in der jetzigen Form im kommenden Jahr nicht mehr geben wird, was ich deshalb bedaure, weil der Kurs, den sie jetzt fahren, indem sie mehr auf deutschen Nachwuchs setzen, gut ist.“ So weit so gut – das sind doch Ansichten, die wohl alle teilen.
Die Ausführungen von Pütz bekommen dann allerdings noch mal eine überraschende Wende, wenn er über das „schwach aufgestellte“ Management von Sauerland referiert: „Auf einer Convention habe ich ihn [Kalle Sauerland] noch nie gesehen. Dort ist immer nur Hagen Doering, Sauerlands Technischer Leiter, den ich für den am meisten unterschätzten Mann im deutschen Boxen halte. Er ist der einzige, der bei Sauerland vom Boxen Ahnung hat.“ Die Expertise von Doering ist unbestritten, aber wie kann Pütz so was sagen? Ist Döring denn nicht für die vielen unsäglichen Paarungen verantwortlich? Ist er nicht auch verantwortlich dafür, dass immer die gleichen willfährig devoten Punktrichter am Ring saßen? War er nicht verantwortlich für die Auswahl der Boxer? Und ist er nicht schließlich der Hauptverantwortliche für den Niedergang von Sauerland Event?
Wieso also lobt BDB-Präsident Pütz ausgerechnet den Mann, der für die Zustände verantwortlich ist, die er vorher im Interview kritisiert hat? Eventuell liegt es ja daran, dass er in Hagen Döring, bzw. in Z! Promotion der Brüder Zastrow, den kommenden Promoter sieht. Z! Promotion hat schon mehrfach mit dem BDB veranstaltet. Und Hagen Döring soll bei diesen Veranstaltungen maßgeblich beteiligt gewesen sein – und das zu einer Zeit, zu der er noch offiziell bei Sauerland Event gearbeitet hat. Was sagt mir das nun aber über Thomas Pütz?
© Uwe Betker

Nachdenken über Hagen Döring

leave a comment »

Erst war es nur ein Gerücht, und dann kam am 10. Juli sehr schnell die Bestätigung, dass Hagen Döring nicht mehr Mitarbeiter von Sauerland Event ist. „Sauerland Event bestätigt die Trennung von Hagen Döring!“, so die Stellungsname des ehemaligen Arbeitgebers. Angeblich musste er kurzfristig seinen Schreibtisch räumen und sein Mobiltelefon abgeben. Auch von einem Hausverbot ist die Rede. Sein Gehalt bekommt er angeblich bis zum Ende des Jahres weiter bezahlt. Man kann davon ausgehen, dass die Entlassung wohl nicht direkt im Zusammenhang steht mit dem Niedergang und dem drohenden Verlust des TV Vertrags von Sauerland. Wäre das der Fall, so würde man Döring doch bis zum Ende des Jahres für sein Gehalt auch arbeiten lassen. Offensichtlich gibt es andere Gründe für seinen Rauswurf.
Döring kam zum 01.08.2002 zu Sauerland. Er sollte Jean-Marcel Nartz ersetzen. Er war Amateurboxer und wurde Deutscher Meister der Junioren und Vizemeister bei den Senioren. Nach seinem Jurastudium war er Referent von Norbert Blüm, dem ehemaligen Bundesarbeitsminister. Wilfried Sauerland sagte damals über ihn: „Ich schätze die menschliche und fachliche Seite von Hagen Döring sowie seine Liebe zum Boxsport.“
Wieso also wird dem fachlich und menschlich so geschätzten Mitarbeiter nun der Stuhl vor die Türe gestellt? Sauerland und Döring halten sich bedeckt: Wenn man aber diejenigen, die doch gewöhnlich immer gut informiert sind, fragt, dann fällt immer wieder ein Name: Zastrow. Die Gebrüder Zastrow schicken sich nun an, offiziell ins Boxgeschäft einzusteigen. Ihre beiden besten Boxer dürften der Junior Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (14 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO) und der Schwergewichtler Erkan Teper (13 Kämpfe, 13 Siege, 9 durch KO) sein. Hinzu kommen noch einige Nachwuchsboxer.
Sollte an diesem Zusammenhang etwas dran sein, dann würde das allerdings kein sonderlich gutes Licht auf Döring werfen. Davon kann auch nicht ablenken, dass die Lichtgestalt des deutschen Boxens, Henry Maske, ihn tatkräftig unterstützt. Döring war schließlich unter Vertrag bei Sauerland Event und es steht zu vermuten, dass in seinem Vertrag auch drinsteht, dass er nicht für andere Veranstalter tätig sein darf. Somit hätte er mutwillig seinen Vertrag gebrochen und seinen Arbeitgeber Sauerland betrogen. – Aber wie schon gesagt, wenn die Gerüchte denn richtig sind.
Es wird auch betont, dass Herr Döring erst mit Z! Promotion zusammenarbeitet, seit er die interne Kündigung erhalten hat. Dann wäre natürlich interessant zu wissen, wann diese Kündigung nun erfolgt ist. Seit Mitte letzten Jahres war nämlich kursierte das Gerücht über die Tätigkeit von Döring für Zastrow. Immer wieder wurde er vor dem Beginn von Zastrow Veranstaltungen gesichtet. Einige Kollegen hat er gebeten, das nicht zu veröffentlichen, mit dem Hinweis, er sei privat da oder er habe nur jemandem einen Gefallen getan usw.
Ob sein Vertragsbruch – oder kann man sagen, sein Hintergehen von Sauerland Event? -, so er denn stattgefunden hat, juristisch zu beweisen ist, ist vermutlich eher unwahrscheinlich. Auch vor Schadenersatzforderungen dürfte er somit sicher sein. Eigentlich müsste er sogar noch regelmäßig bei Sauerland Event vorbei gehen, denn er ist immer noch Vorstand der Boxabteilung von Hertha BSC.
Von der anderen Seite aus gesehen, macht es für die Gebrüder Zastrow durchaus Sinn, sich gerade Hagen Döring ins Boot zu holen. Er ist schließlich ein erfahrener Matchmaker mit exzellenten Kontakten auf der ganzen Welt.
Man könnte aber natürlich auch hingehen und Döring für den Niedergang von Sauerland Event persönlich verantwortlich machen. Schließlich war er der Matchmaker und damit ist er verantwortlich für Kampfpaarungen, die keiner sehen wollte. Er war es auch, der immer dieselben devoten und willfährigen Punkt- und Ringrichter eingeladen hat, die dann dafür sorgten, dass die Sauerland Boxer auch solche Kämpfe gewannen, die sie verloren hatten. Damit aber wurde die Glaubwürdigkeit des Boxens nachhaltig beschädigt. Folgt man dieser Argumentation, so ist er tatsächlich persönlich der Hauptverantwortliche für den Verlust des TV Vertrags mit der ARD.
Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass Hagen Döring schon bald wieder an deutschen Boxringen zu sehen sein wird. Und dann wird er wohl nicht erklären, er sei eigentlich gar nicht da, er sei hier nur ganz privat oder wolle nur jemandem einen Gefallen tun. Vermutlich wird er dann auch nicht darum bitten, dies nicht zu verbreiten. Es wird sich zeigen, ob dann Henry Maske und die Gebrüder Z an seiner Seite sein werden.
© Uwe Betker

Marco Huck vs. Ola Afolabi 3

with 2 comments

Am 08.06.2013 boxt der amtierende Weltmeister der WBO im Cruisergewicht, Marco Huck (38 Kämpfe, 35 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), zum dritten Mal gegen Ola Afolabi (25 Kämpfe, 19 Siege, 9 durch KO, 2 Niederlagen, 4 Unentschieden). Man könnte da ja meinen, Muamer Hukic würde besonders gerne gegen Afolabi antreten. Das ist aber sicher nicht so. Er muss – es ist eine Pflichtverteidigung.
Bei dem geplanten Kampf in Berlin treffen die Beiden also zum dritten Mal aufeinander. Am 05.12.2009 gewann Huck in Ludwigsburg den ersten Kampf. Die Punktrichter John Stewart, Manuel Maritxalar und Andre Van Grootenbrue sahen ihn mit 115:113, 115:113 und 116-112 vorne. Schon damals gab es allerdings einige Kritiker, die meinten, der Mann aus Ugao, Serbien hätte nicht gewonnen. Im Rückkampf, am 05.05.2012 in Erfurt, also fast zweieinhalb Jahre später, konnte Huck dann nur ein Unentschieden erreichen. Die Punktrichter Ingo Barrabas, Zoltan Enyedi und Paul Thomas werteten 114:114, 115:113 und 114:114. Das Publikum pfiff Huck und die Punktrichter aus. Vermutlich konnten nur die fanatischsten Huck-Fans damals ernsthaft glauben, Huck hätte sich wirklich ein Unentschieden erkämpft.
Huck muss somit wieder gegen einen Mann antreten, gegen den er sich immer schwer getan hat. Er kann sich jedoch glücklich schätzen, dass er auf einer Veranstaltung von Sauerland Event in den Ring steigen darf. Bei der Versteigerung des Kampfes Ende Februar unterlag sein Veranstalter nämlich gegen Don King, der den Kampf für 1,5 Millionen Dollar ersteigert und damit 536.000 Dollar mehr geboten hatte als Sauerland.
Was nun folgte, war eine Farce. King bekam den Kampf bei keinem deutschen TV-Sender unter. Der Privatsender SAT1 soll zunächst interessiert gewesen sein, wollte ihn dann aber doch nicht zeigen. Felix Sturm soll seinen Einfluss geltend gemacht haben. Es liefen aber womöglich auch schon die Verhandlungen zwischen SAT1 und SES Boxing über die Übertragung der nächsten vier Kämpfe des frischgebackenen WBO Weltmeisters im Super Mittelgewicht, Robert Stieglitz (47 Kämpfe, 44 Siege, 25 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO).
Sportlich ist der Huck-Afolabi-Kampf von sehr hohem Interesse. Obwohl Ola Afolabi manchmal eine schlampige Kampfvorbereitung nachgesagt wird, glauben viele Experten, dass er dieses Mal gewinnen wird. Für Afolabi dürfte es jetzt auch die letzte Chance sein, sich einen WM Titel zu erkämpfen. Auf der anderen Seite muss Huck, will er gewinnen, schon deutlich mehr zeigen als in seinen letzten Kämpfen. Für den deutschen Boxsport kann dabei nur hoffen, dass am Ring nicht wieder die altbekannten Punktrichter sitzen, die die Glaubwürdigkeit des Boxens in Deutschland schon ziemlich gründlich zerstört haben.
Muamer Hukic gibt sich selbstbewusst. Erst unlängst hat er über sich gesagt: „Ich bin der Boxer, den alle am liebsten sehen“. Aber, ebenfalls vor noch nicht allzu langer Zeit, als er von Sauerland Event weg wollte, hat er dann keinen Veranstalter und keinen TV Sender gefunden, der ihn unter Vertrag hätte nehmen wollen, jedenfalls nicht zu seinen Bedingungen. Nun, nachdem er bei Sauerland bis Ende 2014 verlängert hat – „ein Millionendeal“ -, muss er Leistung zeigen. Verliert Huck, dann hat Sauerland Event nämlich keinen Hauptkämpfer mehr, der einen WM Titel hat und eine gute Quote bringt.
Hier sind wir dann schon wieder beim Thema Punktrichter. Am Ring soll Lahcen Oumghar sitzen. Das ist eben jener Oumghar, der am 18.12.2010 bei Huck gegen Denis Lebedev punktete und der dann den Sauerlandboxer mit unglaublichen 115:113 vorne hatte. Damit hatte er sich seinerzeit in meiner persönlichen Hall Of Shame einen Platz gesichert. Der zweite auserkorene Punktrichter heißt Deon Dwarte. Dwarte hat sich durch sein Wirken am 28.01.2008 in Berlin seinen Platz in meiner Hall of Shame gesichert. Er sah und wertete tatsächlich Alexander Povetkin, einen Sauerlandboxer, mit 117:111, als Sieger gegen Eddie Chambers.
Die Vorzeichen sehen also nicht besonders günstig aus. Sollte Marco Huck wieder einmal das arme Opfer eines umstrittenen Punkturteils werden und dadurch wieder einmal seinen Titel, womöglich unverdient, behalten, hat Sauerland Event zwar weiterhin einen Hauptkämpfer, aber keinerlei Glaubwürdigkeit mehr.
© Uwe Betker

Keine Lizenz? – Kein Problem für Sauerland Event! – Aber eines für die ARD

leave a comment »

Erst vor kurzem ließ Sauerland Event den Super Mittelgewichtler Baker Barakat (52 Kämpfe, 36 Siege, 24 durch KO, 12 Niederlagen, 5 durch KO, 4 Unentschieden) gegen Marcos Nader (15 Kämpfe, 15 Siege, 2 durch KO) im Vorprogramm zu der sogenannten Schwergewichtsweltmeisterschaft zwischen Alexander Povetkin und Marco Huck boxen. Problematisch an diesem Auftritt war, dass Barakat von der GBA (German Boxing Association) gesperrt war. Das hielt aber den größten deutschen Veranstalter nicht davon ab, ihn boxen zu lassen. Der in Syrien geborene Barakat hatte sich wohl flux eine andere Lizenz besorgt. Und was interessiert den berliner Veranstalter, dass ein Boxer, den er haben will, gesperrt ist?
Alles hat geklappt, wie Sauerland Event es wollte. Der Sauerland Boxer Nader gewann den 10 Runder nach Punkten. Die ARD schaute – wie immer – nicht so genau hin. Kaum jemanden interessierte es, dass damit der Glaubwürdigkeit des Boxens vorsätzlich ein Tritt in den Unterleib verpasst worden war.
Da alles so gut geklappt hatte, setzte Sauerland Event nun noch einen drauf. Man wollte den zweiten Kampf zwischen David Haye (27 Kämpfe, 25 Siege, 23 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Dereck Chisora (18 Kämpfe, 15 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen). Wir erinnern uns: Der erste Kampf der beiden fand statt während der Pressekonferenz nach dem Kampf von Vitali Klitschko gegen Chisora. Diese Auseinandersetzung begeisterte so sehr, dass Klitschko und sein Manager Bernd Bönte ihm, wie es aussah, Applaus spendeten. Die Veranstalter Sauerland Event und Frank Warren waren davon aber wohl auch so angetan, dass sie am 14. Juli die beiden sogar im Ring aufeinander treffen lassen wollten.
Dass der britische Verband (British Boxing Board of Control) Chisora nach seiner ersten Prügelei die Lizenz entzogen hatte, sollte dabei kein Hinderungsgrund sein. Da es gilt das londoner Stadion Upton Park zu füllen, war der luxemburger Boxverbandes F.L.B. (Fédération Luxembourgeoise de Boxe) den Veranstaltern zu Diensten und lizensierte Chisora.
Kalle Sauerland prognostizierte ganz unbescheiden: „Ich erwarte einen der meist diskutierten und spektakulärsten Kämpfe aller Zeiten“. Und er scheint Recht zu behalten. Es sind bereits 17.000 der 35.000 bis 40.000 Karten verkauft worden. Und der Kampf selbst verspricht auch gut zu werden. Allerdings geht es hier offensichtlich erst mal ums Geschäft, und da bleibt die Moral schon einmal auf der Strecke. Tatsache ist und bleibt nämlich, dass der britische Verband sich genötigt sah, Chisora wegen seines skandalösen Verhaltens vor und nach seinem letzten Kampf die Lizenz zu entziehen. Sauerland Event und Frank Warren, der Manager von Chisora, hebelten aber die Sanktionen des Verbandes aus.
Wenn es um Geschäfte geht, geht die Argumentation manchmal seltsame Wege. Der Geschäftsführer des Sauerland-Stalls, Christian Meyer, erklärte: „Moralisch ist das nicht verwerflich. Chisora ist nicht gesperrt worden, man hat ihm nur die Lizenz entzogen. Jetzt hat er eine andere. Wir haben schließlich Berufsfreiheit.” Das sagt nun einer der Männer, die erst unlängst einen gesperrten Boxer Barakat eingesetzt hatten. Mit seiner sehr freizügigen Auslegung von Berufsfreiheit hebelt Meyer jegliche Möglichkeit von Sanktionierungen für Boxer durch die Verbände aus. Was hier von ihm Freiheit genannt wird, nenne ich Verachtung, Verachtung gegenüber seriösen Verbänden und moralischen Standards.
Aber hier nun geschah etwas Wunderbares. Die ADR nun, die normalerweise bei mir den Eindruck erweckt, immer alles zu übertragen, was Sauerland Event anbietet, zog die Notbremse. Sie reagierte auf die immer lauter werdende Kritik an diesem Kampf und ließ verlauten: „Eine Übertragung der Boxveranstaltung am 14. Juli 2012 in London passt nicht zum Image und zum Selbstverständnis der ARD.“
Danke!
Endlich!
Endlich nimmt die ARD ihre Rolle als übertragender TV-Sender ernst und übernimmt Verantwortung für das Boxen.
Danke!
© Uwe Betker

Der schleichende Niedergang von Sauerland Event (4)

leave a comment »

Gerade der Umgang mit knappen oder umstrittenen Punktentscheidungen unterstreicht den Niedergang von Sauerland. Er beschleunigt ihn außerdem auch noch. Das Standardverhalten bei solchen Punkteinscheidungen ist geradezu schon ritualisiert.
Prinzipiell wird erst einmal bestritten, dass die Entscheidung knapp oder diskussionswürdig ist. Der eigene Boxer hat grundsätzlich immer die härteren Treffer gesetzt. Der Andere, der Herausforderer, hätte mehr machen müssen, wenn er hätte gewinnen wollen. Manchmal wird dann auch noch das Totschlagargument „Heimvorteil“ bzw. „Weltmeisterbonus“ gebracht. Das, was jemand, der nicht gerade ein eingefleischter Fan eines bestimmten Boxers und bezahlter Mitarbeiter von ARD und Sauerland ist, doch eigentlich hören möchte, das kommt nicht. Es kommt in der Regel keine Selbstkritik, und es kommt vor allem nie das Angebot eines Rückkampfes. Wieso hat Sauerland eigentlich eine so panische Angst davor, einen knappen Kampf zu wiederholen?
Ganz übel finde ich persönlich vor allem, wie Sauerland mit den Punktrichtern umgeht, die an solchen zweifelhaften Punktentscheidungen beteiligt waren. Gerade diejenigen, die sich durch skandalöses Falsch-Punkten hervorgetan haben, kommen wieder zum Einsatz. Dabei dürfte es genug Punktrichter auf der Welt geben, so dass dies nicht notwendig sein müsste. Welches Signal sendet der berliner Veranstalter hier denn aus? So wie ich es verstehe, kann der Einsatz von diskreditierten Punktrichtern nur zweierlei heißen. Zum einen: Uns, Sauerland Event, ist es vollkommen egal, was Andere von uns denken. Wir machen, was uns gefällt. Wir brauchen und wollen keine Rücksichten auf unsere Glaubwürdigkeit und die des Sports nehmen. Oder aber: Wir, Sauerland Event, wollen oder müssen Punktrichtern, die uns einen Gefallen getan haben, weiter einsetzen. Sie haben uns einen Gefallen getan, und nun tun wir ihnen einen Gefallen. So können wir dann auch sicher sein, dass unser Boxer auch dann noch gewinnt, wenn er den Kampf eigentlich verloren hat. – So jedenfalls wird das Vorgehen von vielen verstanden.
Meine persönliche Meinung ist, dass die Hauptursache für den Niedergang von Sauerland Event in der „Selbstauflösung“ von Universum Box-Promotion begründet liegt. Mit dem Wegfall des direkten Konkurrenten reichte es nicht mehr aus, nur der „Bessere“ zu sein. Sauerland Event war ja damit auch nicht mehr der „Bessere“, sondern der „Einzige“, und das mit den beschriebenen Folgen. Das Unglaubliche an diesem Niedergang ist, dass diese Entwicklung weitestgehend vorhersehbar war. Ich weiß, dass wohlmeinende Boxjournalisten Entscheidungsträgern des Promoters vor nahezu allen Entwicklungen, die dann eingetreten sind, gewarnt haben. Aber damals war man in Berlin wohl noch zu sehr in dem Hochgefühl, „der Einzige“ zu sein, gefangen, um diese Warnungen hören zu wollen.
© Uwe Betker

Rückblick auf ein Event

leave a comment »

Der Ring ist abgebaut, die Arena in Stuttgart ist bereit für “Müzik Benim Sahne Benim“, ein Unterhaltungsprogramm, bei dem in Europa der türkische Superstar gesucht und gefunden werden soll. Anlass genug einen Blick zurück auf die zweite Veranstaltung von Sturm Box-Promotion zu werfen.
Der übertragende Sender SAT 1 tat sein Bestes, dem Event Glanz zu geben. Es wurden Fußballer, die aktiv sind und solche, die im Ruhestand sind, am Ring gesichtet und um ihre Meinung gebeten. Jede Menge Bespaßer vom Privatfernsehen taten ihr Bestes witzig und originell zu sein – so weit so gut.
Sportlich allerdings war unübersehbar, dass Felix Sturm weit hinter seinem Anspruch zurück blieb. Wie ein Mantra hat er im Vorfeld immer und immer wiederholt, dass er die Besten boxen will. Präsentiert hat er dann aber nur einen Gegner, der an Platz Nummer 50 der unabhängigen Weltrangliste rangiert. Und ganz genau so hat dann auch Hearns Jr. geboxt; dementsprechend einseitig war dann auch der Kampf. An dieser Stelle muss Sturm sich schon die Frage gefallen lassen, warum nicht ein anderer Gegner gefunden werden konnte. Hinzu kommt die banale Erkenntnis, dass der Sohn eines großen Boxers nicht automatisch auch selber ein guter Boxer sein muss. Felix Sturm bleibt Super Champion im Mittelgewicht nach Version WBA, hat aber an Glaubwürdigkeit erheblich eingebüßt – was beides zu erwarten war.
Die Auswahl von Gegnern, bzw. das Matchmaking, scheint ein Grundproblem von Sturm Box-Promotion zu sein, was sich auch im Vorprogramm deutlich zeigte. Sturm oder sein Matchmaker (Hat Sturm überhaupt einen Matchmaker und wenn ja, wen?) wollten doch allen Ernstes Werner Kreiskott als Aufbaugegner für Adnan Redzovic holen. Mich gruselt bei dem Gedanken, dass dies das Boxen ist, das Felix Sturm und sein Team wollen.
Leider wurde derjenige Kampf, der wohl der beste des Abends war und ganz anders ausging, als er wohl geplant war, vom TV-Sender weder erwähnt noch, und sei es in Ausschnitten, gezeigt. In der „Kölner Stadtmeisterschaft“ im Super Mittelgewichtler unterlag nämlich der bis dahin ungeschlagene Patrick Dobroschi überraschend gegen Mounir Toumi durch TKO in Runde 4. Toumi (jetzt 12 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 4 durch KO), der bis dahin noch nicht einmal in der unabhängigen Weltrangliste geführt wurde, vermöbelte Dobroschi regelrecht. Man könnte jetzt sagen: So ist das Boxen. Man könnte aber in dieser Niederlage auch einen weiteren Beleg für Probleme im Matchmaking sehen.
Die glamouröse und bunte Show von SAT 1 kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 32-jährige Wahlkölner Sturm in atemberaubendem Tempo an Glaubwürdigkeit verliert. Jedenfalls hatte ich persönlich schon einige Schwierigkeiten, seinen selbst formulierten Anspruch mit seiner selbst inszenierten Wirklichkeit irgendwie zu vereinbaren. Sein Matchmaking ist, so finde ich, unprofessionell und gruselig. Sein Vorprogramm verdient wohl eher den Namen Prä-Event, denn um Boxen ging es da weniger.
© Uwe Betker

Die Glaubwürdigkeit von Wladimir Klitschko

leave a comment »

Noch vor kurzem machte sich die ganze Boxwelt Sorgen um Wladimir Klitschko (58 Kämpfe, 55 Siege, 49 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Der in Semipalatinsk, im heutigen Kasachstan, geborene Boxer hatte sich nämlich kurz vor seinem Kampf gegen Dereck Chisora bei „einer Links-Rechts-Kombination beim Pratzentraining mit Coach Emanuel Steward“ einen Muskelfaserriss zugezogen. „Die Schmerzen waren extrem“, berichtete der zweifache Weltmeister im Schwergewicht. Natürlich zeigte er sich enttäuscht: „Ich konnte mich danach kaum bewegen. Es tut mir schrecklich leid für die vielen Fans, die in die SAP-Arena nach Mannheim kommen wollten. Aber so kann ich nicht antreten.“
Dabei hatte er sich doch so auf den Kampf gefreut, wo schon sein Kampf gegen David Tua (55 Kämpfe, 51 Siege, 43 durch KO, 3 Niederlagen und 2 Unentschieden) gescheitert war, weil Tua mehr als die angebotenen 400.000 Dollar an Börse haben wollte. Denn der Ukrainer sah es als seine Aufgabe an, Dereck Chisora (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) mit Geld und der Chance Weltmeister zu werden in den Ring zu locken, um ihn dort öffentlich dafür zu strafen, dass dieser ein „Frauenschläger“ ist.
Der Ukrainer zeigte sich verärgert: „Ich war in der Form meines Lebens, habe mich selten so stark gefühlt. Doch nun bin ich total enttäuscht, kann nicht antreten.“ Aber die Verletzung war zu schwerwiegend und zu schmerzhaft. „Ein 3,5 Zentimeter langer Muskelfaserriss des großen schrägen Bauchmuskels stoppt den 1,98 Meter-Hünen.“ Eine Kernspintomographie zeigte sogar eine „Einblutung im Bauchmuskel“. Gleichwohl glaubte der Engländer Chisora der medizinischen Verlautbarung nicht und nannte ihn einen „Kneifer“.
Tatsächlich scheint Herr Klitschko dann auch durch eine wundersame Blitzheilung schnell genesen zu sein. Wie berichtet wird, wurde er bereits 10 Tage nach seiner WM-Absage gesund und munter in Palm Beach/ Florida gesehen, wie er Golf spielte. Natürlich sind Blitz- und Spontanheilungen möglich, auch bei ukrainischen Boxern. Gleichzeitig frage ich mich aber schon, ob ein so gebildeter Mann wie Klitschko, ein promovierter Akademiker, nicht eigentlich wissen müsste, welchem Verdacht er sich da aussetzt. Schließlich ist eine so schnelle Genesung für jeden, der schon mal einen Muskelfaserriss hatte, nur schwer vorstellbar. Die Glaubwürdigkeit von Wladimir Klitschko hat durch sein Golfspiel, jedenfalls für mich, ganz erheblich gelitten.
© Uwe Betker