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Der erste Titelkampf für Melanie Zwecker
Die Federgewichtlerin Melanie Zwecker (5 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) bestreitet am 10. Mai in ihrer Heimatgemeinde Dettenheim bei Karlsruhe ihren ersten Titelkampf. Ês geht hier um den Internationalen Titel der World Boxing Federation. Ihre Gegnerin ist Grecia Nova (35 Kämpfe, 11 Siege, 3 durch KO, 20 Niederlagen, 8 durch KO, 4 Unentschieden).
Zwecker ist, meiner Meinung nach, eines der großen Talente im deutschen Frauenboxen – und es scheint mir so, als gäbe es zurzeit mehr weibliche als männliche Talente. Sie wird von Michael Siegel in Karlsruhe trainiert, der auch der Veranstalter (Baden Box Promotion) ist.
Zwecker ist bereits die Nummer 24 in der unabhängigen Weltrangliste. Nova befindet sich auf Position 35. Der Titelkampf der WBF ist der erste wirkliche Härtetest für sie. Man kann natürlich das Wort Titelkampf in Anführungszeichen setzen, weil der Verband WBF keiner der großen ist und dementsprechend ein „International“ Titel von diesem Verband nicht gerade atemberaubend viel bedeutet. – Leider gibt es im Frauenboxen noch mehr Verbände als beim Männerboxen. – Dennoch, ein solcher Titel ist immerhin ein Titel und das beinhaltet die Möglichkeit, einen Achtrundenkampf anzusetzen. Wenn Zwecker den Kampf eindrucksvoll gewinnt, dann kann sie die Weltspitze angreifen.
Das Federgewicht ist eine starke Gewichtsklasse, in der noch zwei andere deutsche Boxerinnen aktiv sind, Goda Dailydaite (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) und
Elina Tissen (19 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen). Die eine befindet sich auf Position 13, die andere auf Position 8 der unabhängigen Weltrangliste. Eine Begegnung mit jeder von den beiden im Ring würde einen guten und interessanten Kampf ergeben – würde ich unbedingt auch life sehen wollen. Aber Zwecker muss erst einmal diesen Kampf gewinnen. Leider schaffe ich es nicht hinzufahren.
© Uwe Betker
Ein Brief von Miriam Bohn an Ina Menzer
Die Veranstalterin von Elina Tissen (18 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen) hat vor geraumer Zeit einen offenen Brief an Ina Menzer (31 Kämpfe, 30 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage)) geschrieben. Zuerst war ich irritiert, dann verwirrt und schließlich verzweifelt. Ich war intellektuell einfach überfordert und habe wochenlang gegrübelt. Dann kam mir die Erkenntnis. Der Brief ist ein Gesamtkunstwerk! Nur so kann man ihn angemessen würdigen.
Hier folgt nun dieser literarisch wertvolle, ja wirklich großartige und wunderbare Brief von Frau Bohn, versehen mit einem bescheidenen und dilettantischen Versuch, ihm die ihm gebührende Reverenz zu erweisen.
„Sehr geehrte Frau Menzer,“
– Der Brief fängt höflich an. Das ist schön. –
„wir haben Sie immer als Sportlerin hoch geschätzt und Ihre Leistungen ebenfalls sehr hoch eingestuft.“
– Frau Bohn spricht von sich im Pluralis Majestatis, wie früher die Königinnen und Kaiserinnen. Aber immerhin zeigt sich Frau Bohn in ihrer Funktion als Majestät huldvoll und würdigt die sportliche Leistung von Ina Menzer mit ein paar aufmunternden, warmen Worten. –
„Doch auf das Niveau auf welches Sie sich nun herablassen ist einfach nur beschämend!“
– Hoch gestiegen und tief gefallen. Ihre Majestät entzieht der Boxerin sofort wieder ihre Gunst und watscht sie öffentlich ab. Hat sich Frau Menzer da etwa eine Majestätsbeleidigung zu Schulden kommen lassen. –
„Zunächst haben Sie es bis heute vermieden, gegen Weltmeisterin Elina Tissen anzutreten und gingen lieber den einfachen Weg und verpflichteten Goda Dailydaite für Ihren Abschiedskampf.“
– Das ist also die Majestätsbeleidigung. Frau Menzer hat nicht den Schützling von Frau Bohn für ihren Abschiedskampf gebucht, nämlich Elina Tissen (18 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen). Das ist ja nun schon wirklich eine Majestätsbeleidigung. Interessant an diesen Ausführungen finde ich aber vor allem, dass hier unterstellt wird, ein Kampf gegen Goda Dailydaite (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO) sei der einfachere. Natürlich ist Frau Bohn davon überzeugt, dass ihre Boxerin, die sich selber Maschine nennt – ich verstehe immer noch nicht, warum ein Mensch sich selber zu einem Ding macht -, die tollste Boxerin der Welt ist. Sie ist schließlich ihre Veranstalterin und muss an so etwas glauben, oder zumindest in der Öffentlichkeit so tun. –
„Waren Sie es nicht, die nach ihrer Niederlage durch Janine Garside, immer und immer wieder davon gesprochen hat, sie wolle sich die verlorenen Welttitel zurückholen!?“
– Absolut zutreffende Feststellung! Ina Menzer pausierte nach ihrer Niederlage gegen Garside mehr als ein Jahr. Danach hatte sie, wie alle Boxer von Universum Box-Promotion nach dem Zusammenbruch ihres Veranstalters, Probleme, Kämpfe zu bekommen.-
„Bis heute haben Sie weder Elina Tissen (WIBF) noch Jelena Mrdienovich (WBC) oder gar Alejandra Marina Oliveras (WBO) herausgefordert, um besagte Titel zurück zu hohlen!“
– Frau Menzer, sie haben nicht Elina Tissen herausgefordert? Das wirft natürlich einen riesigen Schatten auf ihre über neunjährige Karriere! –
„Nun ziehen Sie es vor um den Vacanten WIBA, dem Interim der WBF und den unbekannten „Super Champ“ Titel der WIBF zu kämpfen, für den es allerdings Seitens der WIBF bis heute weder einen Vertrag noch eine offizielle Bestätigung gibt!!!“
– Nun, über den „Vertrag“ und über die „offizielle Bestätigung“ kann ich nichts sagen. Aber die dreifache Wiederholung eines Ausrufezeichens ist ja so poetisch und schön. Hier zeigt sich die Meisterin der Satzzeichen.
Ich liebe es, wenn Menschen drei Ausrufezeichen machen. Zum einen sieht das einfach wirklich schmuck aus. Zum anderen haben sie etwas Drängend, etwas Dringliches. Außerdem merkt dann auch wirklich jeder Idiot, dass das Gesagte wichtig ist. –
„Auch ist bei Boxrec lediglich der „Interims“ Titel der WIBF eingetragen und auch dort wird es diesen Titel, laut Boxrec, nicht geben und somit auch nicht eingetragen!“
– Jetzt hat sie es ihr aber gegeben. Und da ist auch wieder dieses schöne, die Bedeutung des Gesagten unterstreichende Ausrufezeichen – diesmal in der einfachen Variante. –
„Es ist doch sehr offensichtlich, dass Sie hier den Titelträgerinnen Ihrer verlorenen Titel bewusst aus dem Weg gegangen sind, um in Ihrem Abschiedskampf gut auszusehen.“
– Das ist ein brutaler Vorwurf: Eine Boxerin sucht sich für ihren Abschiedskampf ihre Gegnerin selbst aus. Das ist hart. Frau Menzer hat doch tatsächlich Frau Bohn nicht gefragt. Ruft nicht Joachim Löw bei Frau Bohn an und lässt sich bei Abschiedsspielen beraten? –
„Dafür haben wir Verständnis.“
– Da ist er wieder, der hübsche Pluralis Majestatis. Ich liebe es einfach. Und dann noch der Wechsel der Emotionen. Erst dieser eiskalt vorgebrachte Vorwurf und dann das majestätische Verständnis. Dieses Spiel mit den Emotionen – das beherrscht die Autorin einfach grandios. –
„Nicht aber dafür dass Sie, nur um mit 3 Gürteln den Ring zu verlassen, sich als ehemalige Top Boxerin auf so ein Niveau herablassen und Ihren Fans einen solchen Kampf zumuten…“
– Ist es nicht toll, wie bedeutungsschwanger diese drei Punkte den Satz beenden? Das ist ja natürlich auch schon harter Tobak. Hier wird Frau Menzer zu einer „ehemaligen Top Boxerin“ degradiert. Und dann diese Zumutung für ihre Fans. Menzer mutet ihren Fans einen Kampf gegen Dailydaite zu – eben jene Dailydaite, gegen die Tissen, die als Worldchampionesse vermarktet wird, ihre Pflichtverteidigung offenbar nicht machen wollte. Das ist schon eine Zumutung. –
„Eins noch, Felix Sturm ist Inhaber eines Super World Titels gewesen und diesen Titel gab es sicher nur, um dem wahren Weltmeister der WBA aus dem Weg zu gehen, Gennady Golovkin!“
– Da ist schon wieder ein Ausrufezeichen. Aber auch wenn hier das Ausrufezeichen ganz wichtig aussieht, so hinkt doch der Vergleich zwischen Sturm-Golovkin und Menzer-Tissen. Sturm boxt schließlich nicht gegen eben die Pflichtherausforderer, denen Golovkin aus dem Weg geht. Aber natürlich verstehen wir, dass Frau Tissen, wenn sie ihre Pflichtverteidigung auch wohl nicht machen will, dennoch die „wahre“ Weltmeisterin ist. Sie ist halt „Worldchampionesse“. –
„Wir denken, dass Sie verstehen was wir damit ausdrücken wollen…“
– Zum Abschluss gibt es dann noch diesen einfach wunderbaren Satz. Beginnend mit dem schönen „wir“, ist er doch einfach zu schön: „Wir denken, dass Sie verstehen was wir damit ausdrücken wollen…“ Hört man da nicht einen leicht koketten kumpelhaften Unterton? Hat hier vielleicht Frau Bohn sogar mit einem Auge verschwörerisch, wenn nicht gar wissend, gezwinkert. Ich liebe solche Sätze! (So jetzt habe ich auch mal ein Ausrufezeichen gemacht.) Und nicht zu vergessen die drei Punkte. Verweisen diese drei Punkte nicht in die Unendlichkeit? Wird hier nicht auf die Sterblichkeit jeder irdischen Existenz verwiesen? Welch philosophische Tiefe, ausgedrückt durch ein Auslassungszeichen. –
Der Brief ist wahrlich ein Gesamtkunstwerk. Das muss man ganz klar feststellen. Damit dürfte sich Frau Miriam Bohn in die erste Liga der Boxschreiber hineingeschrieben haben: Ernst Hemingway, Norman Mailer, Bud Schulberg, Joyce Carol Oates, Bert Randolph Sugar, Nigel Collins und Abbott Joseph Liebling – macht mal alle Platz, Miriam Bohn kommt!
(C) Uwe Betker
Ein großer Abschied für Ina Menzer
Am 30.03.2004 konnte wohl kein Zuschauer im Saaltheater Geulen in Aachen ahnen, dass eine der vielen Frauen, die dort boxten, neun Jahre später immer noch in den Ring steigen würde. Für mich jedenfalls war sie nur eine von den Vielen, die Universum Box-Promotion damals als neue Regina Halmich zu verkaufen versuchte. Die Boxerin, von der hier die Rede ist, heißt Ina Menzer. Sie gewann ihr Profidebüt gegen eine gewisse Zsanett Erod, deren einziger Profikampf das war. Ich habe keine Erinnerung mehr an den Kampf. Ihrem Kampfrekord gemäß gewann Menzer seinerzeit durch TKO in Runde 3.
Universum Box-Promotion gibt es inzwischen nicht mehr. Regina Halmich boxt nicht mehr. Und Ina Menzer wurde keine neue Halmich. In der Bedeutungslosigkeit versank sie aber nicht. Sie wurde etwas Eigenständiges, nämlich Ina Menzer (31 Kämpfe, 30 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage). Sie war Weltmeisterin im Federgewicht nach Version WIBF (Women’s International Boxing Federation), WBC (World Boxing Council) und WBO (World Boxing Organization). Sie gewann ihren ersten Titel am 22.10.2005 gegen Silke Weickenmeier, und sie verlor alle ihre Titel am 03.07.2010 an Jeannine Garside.
Nun will Menzer in ihrer Heimatstadt Mönchengladbach zum letzten Mal in den Ring steigen. Dass es sich hierbei sogar um einen Titelkampf handeln soll, ist dabei schon fast nebensächlich. – Es geht um den Interims WM Titel der WBF (World Boxing Federation) und um den WIBA (Womens International Boxing Association) Titel. Was diesen Kampf aber wirklich zu einem besonderen Abschiedskampf macht, das ist die Gegnerin, Goda Dailydaite (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO).
Dailydaite gilt als die kommende Boxerin im Federgewicht. Die amtierende Weltmeisterin der WIBF Elina Tissen (18 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen) scheint vor Dailydaite dagegen wohl Angst zu haben. Wie könnte man es denn sonst erklären, dass die Frau, die sich selber Maschine nennt und die als Worldchampionesse vermarktet, die Pflichtverteidigung ihres Titels nicht macht?
Da ist Ina Menzer aus ganz anderem Holz geschnitzt! Zum Abschluss ihrer Karriere boxt sie noch mal eine der stärksten Boxerinnen der Welt und schenkt ihren Zuschauern damit einen großartigen Kampf.
Es ist schwer zu sagen, wer den Kampf gewinnen wird. Ich persönlich sehe leichte Vorteile bei Menzer – aufgrund ihrer Erfahrung und weil Dailydaite manchmal nicht stabil steht. Gleichzeitig dürften Kraft und Ausdauer aber für Dailydaite sprechen. Deshalb halte ich auch ihren Sieg für möglich.
© Uwe Betker
Eine gute Show
Khalil BoxPromotion hat es wieder getan. Wieder haben sie eine kleine, aber gute Show auf die Beine gestellt. Eventuell war das Timing der Veranstaltung in Dortmund nicht ideal. Der BVB spielte gleichzeitig, Sauerland Event veranstaltete in Hamburg und es war die Nacht der Museen in Dortmund. So war leider die kleine Westfalenhalle nicht ganz gefüllt, was schade war, denn es gab gutes Boxen zu sehen.
Im ersten Kampf des Abends trafen Youssef Hassan, der sein Debüt gab, und Marcel Radau im Mittelgewicht aufeinander. Radau hatte bereits einen Kampf bestritten, den er für sich entscheiden konnte. Hassan begann als der Aktivere den Kampf zu dominieren. In der zweiten Runde ging er vermehrt zur Leber und versuchte dort den KO-Erfolg. Radau hatte hiergegen kein Konzept, sondern versuchte sein Glück in wilden Schlagabtäuschen. Am Ende der Runde musste er dann nach einem Leberhaken runter. Er kroch in seine Ringecke, um sich dort mit Mühe an den Seilen hochzuziehen, während der Ringrichter ihn anzählte und der Pausengong erklang. Die folgende Runde war ein Schlachtfest. Hassan schickte Radau zweimal, jeweils mit einer Linken auf den Körper, zu Boden. Endlich zählte der Ringrichter Radau aus. Das Handtuch, was offensichtlich die obligatorische Sperre verhindern sollte, kam zu spät.
Der zweite Kampf des Abends fand im Leichtgewicht statt. Hier trafen Schirwan Hasan (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Said Harkimov (5 Kämpfe, 1 Sieg, 4 Niederlagen, 3 durch KO) aufeinander. Der Kampf war recht einseitig. Hasan war der bessere Boxer und er war seinem Gegner in allen Belangen überlegen. Er zeigte schnelle Hände und gute Reaktionen. Harkimov versuchte erfolglos mit Schwingern durchzukommen, aber diese waren zum großen Teil so unpräzise geschlagen und waren so lange unterwegs, dass Hasan sie noch nicht einmal abzublocken brauchte. Zur fünften Runde trat Harkimov nicht mehr an.
Im Halbschwergewicht boxte Roman Javoev (4 Kämpfe, 3 Siege, 1 Unentschieden) gegen Siruk Donsdean (5 Kämpfe, 2 Siege, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden). Der Kampf war auf sehr hohem technischem Niveau und war ein Rückkampf. Im Mai hatte Javoev einen 4-Runder nach Punkten gewonnen. Hier kamen die Freunde des Fechtens mit der Faust auf ihre Kosten. Viele Aktionen fanden nur im Ansatz statt und wurden dann vom Gegenüber im Ansatz vermieden. Die Punktrichter wertete 57:57, 56:58 und 58:56 und damit den Kampf unentschieden. Ich hatte Roman Javoev knapp nach Punkten vorne.
Christian Pawlak (25 Kämpfe, 19 Siege, 11 durch KO, 5 Niederlagen, 1 Unentschieden) boxte im Super Mittelgewicht gegen Steve Kroekel (38 Kämpfe, 16 Siege, 7 durch KO, 21 Niederlagen 5 durch KO). Pawlak boxte den ihn auszeichnenden Stil. Er boxte konzentriert und systematisch. Er punktete schön mit seiner schnellen Führhand und suchte seinen Gegner zu zermürben. In der letzten und achten Runde musste Kroekel dann in die Knie gehen und sich anzählen lassen. Kaum wieder auf den Beinen sah er sich einem Schlaghagel ausgesetzt, der ihn den Ringpfosten der neutralen Ecke runterrutschen ließ. Dort zählte der Ringrichter ihn aus.
Goda Dailydaite (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO) verteidigte erfolgreich ihren Interims WIBF und ihren WBF Titel im Federgewicht gegen Irma Balijagic Adler (15 Kämpfe, 12 Sieg, 5 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO). Die aus Bosnien Herzegowina stammende Adler hatte am 20.11.2010 ihren vorletzten Kampf gegen Ramona Kühne nach Punkten verloren. Hiernach war sie eineinhalb Jahre inaktiv, bevor sie am 16.06.2012 gegen Erica Anabella Farias durch TKO in Runde 1 unterlag. Beide Kämpfe waren WM-Kämpfe.
Was am Anfang nach einem etwas härteren Sparring aussah – die Mehrzahl der Runden der ersten Hälfte des Kampfes ging an sie –, wurde zu einer großen Ringschlacht. In der Mitte des Kampfes, schien es so, als hätte Adler konditionelle Probleme. Dann passierte das Unerwartete. Adler bekam den zweiten Atem und wurde von Runde zu Runde stärker. Dailydaite verlor ihre Linie und kam unter Druck. Adler offenbarte die Schwächen der Titelverteidigerin. Dailydaite bewegte sich schnell auf ihren Füßen, was allerdings manchmal etwas hektisch aussah. Wie schon in ihrem ersten WM-Kampf fand sie sich auf dem Boden wieder, weil sie aus der Balance gekommen oder gestolpert war. Auch schlug sie unter Druck rechte Schwinger, die geradezu eine Einladung für einen Konter waren. Die letzten beiden Runden war sie auf der Flucht und klammerte, wann immer sie konnte. Dennoch war ihr Punktsieg berechtigt, wenn die Wertung mit 98:94, 98:92 und 97:97 auch etwas wohlwollend ausfiel. Wenn die amtierende WIBF Weltmeisterin Ramona Kühne (20 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) an einen Kampf mit Dailydaite denkt, dürfte sie nicht gerade schlaflose Nächte haben. Interessant dürfte ein solcher Kampf aber doch werden.
Es folgte dann auch noch eine Weltmeisterschaft – diesmal im Cruisergewicht – zwischen Timur Musafarov (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) und Marko Angermann (25 Kämpfe, 11 Sieg, 4 durch KO, 13 Niederlagen, 10 durch KO, 1 Unentschieden). Natürlich handelte es sich um keine „wirkliche“ Weltmeisterschaft. Es war „nur“ eine Weltmeisterschaft der GBU, der Global Boxing Union. Da aber am gleichen Abend den Zuschauern im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Alexander Wladimirowitsch Powetkin als Schwergewichtsweltmeister präsentiert wurde, kann man hier auch von einer Weltmeisterschaft sprechen. Ich persönlich sehe allerdings beide Weltmeisterschaften eher als Witz an. Musafarov war seinem Gegner physisch und boxerisch überlegen. Immer wieder arbeitete er schön zum Körper und immer wieder konnte er Angermann in einer Ringecke stellen. Angermann nahm viel. Zur vierten Runde trat er dann gar nicht mehr an.
Wer wie ich die Angewohnheit hat, sich auf Veranstaltungen alle Kämpfe anzusehen, bekommt leider zwangsläufig auch Kämpfe zu sehen, die er eigentlich lieber nicht sehen möchte. Die letzten zwei Kämpfe des Abends gehörten in diese Kategorie. Daniel Knopf gab im Schwergewicht sein Profidebüt. Sein Gegner war ein älterer Herr aus Serbien, namens Dragan Bajak (6 Kämpfe, 1 Sieg, 5 Niederlagen, 4 durch KO). In der zweiten Runde musste der zu bemitleidende Bajak zu Boden. Als der Ringrichter bei acht angelangt war, gab er auf.
Im letzten Kampf des Abend wurde noch ein weiterer älterer Herr aus Serbien vermöbelt, Dusan Pasic (32 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 27 Niederlagen, 18 durch KO). Er bekam es im Cruisergewicht mit Aziz Simsek (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) zu tun. Bereits in der ersten Runde ging Pasic nach einem nicht hart aussehenden Körpertreffer zu Boden. Im folgenden Durchgang fällte ihn dann schließlich eine Links-Rechts-Kombination zum Kopf. Er fiel rücklings zu Boden. Die Runde dauerte nur 37 Sekunden.
Trotz der letzten beiden Kämpfe war die Veranstaltung von Khalil BoxPromotion durchaus gelungen. Vermutlich war sie sogar die beste des vergangenen Wochenendes, obwohl auch Sauerland Event und EC Boxing veranstalteten.
© Uwe Betker
Boxen im Revierpark Wischlingen
Am Freitag, dem 20.04.2012 fand in Dortmund, im Revierpark Wischlingen, eine sehenswerte Boxveranstaltung statt. Dabei begann es nicht sehr verheißungsvoll, aber von Kampf zu Kampf wurden die Boxkämpfe immer besser.
Im ersten Kampf des Abends gaben die Mittelgewichtler Schirwan Hansen und Moustafa Kükener ihr Profidebüt. Die Darbietung der beiden erinnerte mehr an ein leichtes Sparring als an einen Boxkampf. Hansen, der bessere Boxer, boxte nahezu nur mit seiner linken Führhand und benutzte nur sehr selten seine Rechte. Das war sehr gut für Kükener, der häufig falsch rum, d.h. in die Schlaghand rein lief. Am Ende gewann Hansen dann auch nach Punkten, ohne seinem Gegner allzu sehr weh getan zu haben. Höhepunkt des Kampfes waren die Nummerngirls. In der Pause zwischen der dritten und vierten Runde, trat eines zum ersten Mal auf und kündigte die dritte Runde an. Das hatte dann zur Folge, dass nach der vierten Runde, vor der Urteilsverkündung, eine andere nun die vierte Runde ankündigte. Zu Recht bekam sie daraufhin einen größeren Applaus als die anderen Akteure im Ring.
Im zweiten Kampf trafen im Halbschwergewicht Roman Djavoev (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Stefan Albers (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO) aufeinander. Ich hatte den Eindruck, Albers hatte Angst. Er hatte Djavoev Nichts entgegenzusetzen. Ein Wischer schickte ihn dann zu Boden, wo er angezählt wurde. Sein Chefsekundant hatte sich übrigens während dieser Runde bei seinem Helfer nach dem Namen seines Schützlings erkundigt.
In der zweiten Runde schickte eine Rechte zum Kopf Albers erneut zu Boden. Wieder wurde er angezählt. Diesmal aber brach der umsichtig agierende Ringrichter Toni Tiberi aus Luxemburg ab. Die Veranstaltung stand unter der Aufsicht des luxemburger Boxverbandes F.L.B. (Fédération Luxembourgeoise de Boxe).
Der folgende Kampf im Super Mittelgewicht war sehr unterhaltsam. Auch hier wurde ein Boxer, Christian Pawlak (23 Kämpfe, 18 Siege, 10 durch KO, 4 Niederlagen, 1 Unentschieden), aufgebaut. Daher hatte man wohl auch Dominik Ameri (17 Kämpfe, 5 Sieg, 2 durch, KO, 8 Niederlage, 6 durch KO) kommen lassen. Aber der Schützling von Suleyman Dag, der seinem Gegner hoffnungslos unterlegen war, hatte sich offensichtlich vorgenommen, den Kampf zu überstehen. Pawlak wollte den vorzeitigen Sieg und Ameri wollte überleben. Da machte es auch dem Chancenlosen nichts, dass er in der fünften Runde für sein Klammern mit einem Punktabzug bestraft wurde. Und natürlich verlor er dann in der sechsten und letzten Runde seinen Mundschutz. Selbstverständlich dauerte das Säubern und das Wiedereinsetzen ziemlich viel Zeit. Ich gestehe: Ich fieberte mit Ameri mit und ich habe mich königlich amüsiert. Die Verkündigung des Punkturteils war reine Formsache.
Hiernach wurde die Veranstaltung, die von Khalil Box Promotion auf die Beine gestellt worden war, auch sportlich richtig gut und steigerte sich von Kampf zu Kampf. Der als Aufbaugegner engagierte Karim Allous (4 Kämpfe, 1 Sieg, 3 Niederlagen, 1 durch KO) sorgte für eine faustdicke Überraschung. Der Mann, der bis dahin keinen seiner Profikämpfe gewinnen konnte, kam nicht nach Dortmund, um zu verlieren. Er wollte seine Negativserie beenden. Sein Gegner Armand Cullhaj (17 Kämpfe, 11 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO, 3 Unentschieden) versuchte mit Kraft zum Ziel zu kommen, während sich Allous aufs Boxen verlegte. Cullhaj kam nie richtig in den Kampf, seine Schläge trafen nicht. Sein Gegner entzog sich zumeist erfolgreich seinen Versuchen, ihm den Schlagabtausch aufzuzwingen. Dafür setzte Allous immer wieder schöne Treffer, vor allem mit seiner Linken. Nach vier Runden gab es dann noch eine kleinere Diskussion im Ring, weil der Kampf in der Kampffolge irrtümlich als Sechsrunder angekündigt worden war. Hiernach wurde dann Allous zum Punktsieger erklärt.
Im Schwergewicht maßen sich dann Spas Genov (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) und Serdar Uysal (34 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO, 18 Niederlagen, 14 durch KO, 2 Unentschieden), was eine mutige Ansetzung war. Immerhin stand der 40-jährige Uysal schon mit Christian Hammer, Manuel Charr, Michael Sprott, Robert Helenius und vielen anderen im Ring. Genov musste sich seinen Sieg in dem Sechsrunder hart erarbeiten. Die Rechte, also die Führhand von Uysal, machte ihm Schwierigkeiten. Uysal bekam zum Ende des Kampfes hin Konditionsprobleme. Das war allerdings verständlich, denn er stand drei Wochen vorher bereits im Ring. Letztlich gewann der technisch bessere Boxer, Genov, klar nach Punkten.
In dem letzten Kampf vor der Frauenweltmeisterschaft kämpften im Cruisergewicht Timur Musafarov (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Prince Anthony Ikeji (18 Kämpfe, 12 Sieg, 9 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) gegeneinander. Das Aufeinandertreffen der beiden war eine intensiv geführte Ringschlacht, die hin und her wogte. Der erfahrenere Ikeji dominierte die erste Runde. Aber bereits im zweiten Durchgang wendete sich das Blatt. Er verlor seine boxerische Linie und der Musafarov errang die Oberhand. Wiederum eine Runde später wurde Ikeji wieder stärker. Beide suchten den KO. In den Runden vier, fünf und sechs gab es viele harte Schlagabtäusche. In Durchgang sieben musste Musafarov viel einstecken, konnte dafür aber im achten schön kontern. Es war ein großartiger Kampf, der so verbissen geführt wurde, dass beide Kontrahenten den Schlussgong überhörten. Am Ende gewann Musafarov mit zwei Runden Vorsprung.
Den Hauptkampf des Abend bestritten zwei Frauen: Goda Dailydaite (7 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO) und Arleta Krausova (8 Kämpfe, 6 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen): Hierbei ging es um die Interims WM der WIBF (Women’s International Boxing Federation) und um den vakanten Titel der WBF (World Boxing Federation) im Federgewicht. Der Kampf der beiden Damen war wirklich ein Hauptkampf. Die unangenehm zu boxende Krausova, die schon Pia Mazelanik und Ramona Kühne das Leben schwer gemacht hatte, wobei sie Mazelanik auch besiegte, forderte der Boxerin aus Essen alles ab.
Dailydaite startete sichtlich nervös. Durch einen Schrittfehler ging sie in der ersten Runde zu Boden, was Ringrichter Daniel van De Wiele zu Recht nicht als Niederschlag wertete. Dailydaite war die bessere Boxerin aber Krausova war die Fighterin, die ihr den Kampf antrug. Auch in der zweiten Runde ging Dailydaite wieder zu Boden. Und wieder wurde es nicht als Niederschlag gewertet. Dabei bin ich persönlich mir allerdings nicht sicher, ob hier nicht doch auch Schlagwirkung im Spiel war.
Ab der dritten Runde kam Dailydaite besser in den Kampf. Immer wenn sie lang boxen konnte, sah sie gut aus. Jedoch verlor sie manchmal beim Schlagabtausch etwas die Übersicht. Bis zum Ende der zehnten Runde wogte der Kampf hin und her, wobei Dailydaite in der Regel immer mehr Hände im Ziel hatte. Am Ende gewann sie verdient nach Punkten. Logisch wäre in der Zukunft ein Kampf gegen die in Deutschland boxende Weltmeisterin bzw. Ex-Weltmeisterin Elina Tissen (16 Kämpfe, 14 Sieg, 6 durch KO, 2 Niederlagen) oder Ina Menzer (30 Kämpfe, 29 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage).
Ich hoffe, dass Khalil Box Promotion noch viele gute Veranstaltungen auf die Beine stellt und dabei weiterhin so viel Mut bei den Kampfansetzungen zeigt.
© Uwe Betker