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Sonntagsboxen in Köln

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Boxkämpfe in Köln sind so eine Sache. Man muss ein Tagesvisum beantragen und man steht lange an der Grenze. Grenzbeamten gucken böse und wenn man Pech hat muss man den Kofferraum aufmachen. Manchmal wird sogar Rückbank ausgebaut um darunter etwas zu suchen. So ist es eben, wenn man nach Köln einreist. Aber was nimmt man nicht alles auf sich um gutes Boxen zu sehen? Am Sonntag, den 04.10.2015 fand der Cologne beatdown 3 im Güney Event Center statt. Die Veranstaltung begann bereits um 17 Uhr. Es gab insgesamt sechs Profiboxkämpfe zu sehen.
Es begann mit vier guten Amateurkämpfen, von denen einer von Frauen bestritten wurde. Den ersten Profiboxkampf des Nachmittags gab es dann um kurz nach 18 Uhr. Diesen bestritten Aliaksandr Abramenka (70 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 52 Niederlagen, 28 durch KO, 1 Unentschieden) und Sebastian Deda, der sein Profidebüt gab, im Super Weltergewicht. Deda beeindruckende. Er zeigte schlicht gutes Boxen. Er hatte eine gute Deckung und boxte sehr kontrolliert. Er setzte seinem Gegenüber von Anfang an unter Druck, ohne dabei zu überhasten. In der ersten Runde stellte er vier Mal seinen Gegner mit längeren Kombinationen. In der folgenden Runde machte er mehr Druck und ging zum Körper, wodurch er noch mehr Treffer landen konnte. Ein schöner Aufwärtshaken durch die Deckung durch zum Kopf ließ Abramenka am Anfang der Runde leicht einknicken. In der dritten Runde machte Deda noch mehr Druck. Er suchte den KO, aber sehr kontrolliert. Ende der Runde stellte er Abramenka in einer neutralen Ecke und kam mit einer schönen Rechten zum Kinn durch. Abramenka ging runter und wurde angezählt. Er wollte sich zwar wieder zum Kampf stellen, aber sein Trainer warf zu Recht das Handtuch. Er wirkte nicht ganz klar.
Noch ein paar Worte zu Abramenka. Er kam nicht um sich hinzulegen. Vielmehr ist er ein technisch nicht schlechter Mann, der es seinen Gegner schwer macht. Deda hat mich beeindruckt. Er hat, soweit man es jetzt beurteilen kann ein gute Technik und ich wiederhole es gerne eine bemerkenswerte Selbstbeherrschung, Man dar gespannt sein, wie er sich weiter entwickeln wird. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 2:55 Minuten: Sebastian Deda.
In dem folgenden Kampf gab es auch einen Debütanten, nämlich Davis Schwierz. Dieser bekam es im Halbschwergewicht mit Eugen Scheinmeyer (2 Kämpfe, 3 Niederlage, 1 durch KO) zu tun. Am Ende des Vierrunders stand ein Arbeitssieg für den Debütanten. Der Kampf der Beiden war rechts ausgeglichen. Schwierz boxte gut an und versuchte dann Haken ins Ziel zu bringen. Scheinmeyer punktete beim Abkontern. In der vierten Runde ging er nach einer linken zum Kopf zu Boden, wobei er auch schlecht stand. Am Ende stand ein Punktsieg für Davis Schwierz.
Es folgten zwei Kämpfe in einem Amateurschwergewichtsturnier. Danach stieg Bihes Barakat (26 Kämpfe, 22 Siege, 19 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) selber in den Ring. Dort traf er auf Anton Bekish (20 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 14 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden) für einen Achtrunder im Super Leichtgewicht. Schnell war der Rhythmus des Kampfes etabliert. Barakat schlug wenig. Er boxte grade durch die Mitte an und schlug variabel Haken zu Körper und Kopf. Bekish schlug mehr und fast ausschließlich Haken. Trotz der niedrigeren Schlagfrequenz traf Barakat häufigre. Zumal er sehr viele Schläge von seinem Gegner abblockte. In der ersten Runde punktete Barakat mit seiner linken Graden, die den Kopf von Bekish mehrfach zurückschnappen ließen. Er musste aber auch eine Rechte zum Körper nehmen, die wohl eine Rippe verletzte. In der folgenden Runde erhöhte sich das Tempo, In der dritten Runde hatte Bekish immer größere Probleme sich Barakat vom Hals zu halten. Daher boxte er immer unsauberer. Er schlug Innenhände und schubste seinen Gegner. Barakat ließ sich davon nicht beirren und boxte seinen Kampf. Ende der Runde kam er mit einer harten Rechten zum Körper durch. Bekish ging zu Boden und wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 3 nach 2: 55 Bihes Barakat.
Hiernach waren Niko Lohmann (10 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO) und René Oeffner (5 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO) dran. Der auf vier Runden angesetzte Kampf fand im Halbschwergewicht statt. Lohmann, genannt Karl Stahl, überrollte mit seiner überlegen Physis Oeffner in der ersten Runde. Immer wieder stellte er ihn an den Seilen und deckte ihn mit Schlägen ein, von denen viele Oeffner blockte. Im letzten Drittel der Runde kam dieser dann in den Kampf und punktete selber mit Graden. Die zweite und dritte Runde gehörten Oeffner. Solange er seine steife Führhand schlug konnte er sich Stahl vom Hals halten. Lies er aber nach war Lohmann, kam Lohmann an ihn ran und trug ihn dem Kampf in der Halbdistanz an. Die vierte Runde war heiß umkämpft und es gab viele Schlagabtausche, wobei Oeffner die meister für sich entscheiden konnte. Am Ende stand ein Punktsieg für René Oeffner.
Es folgte ein weiter Kampf im Halbschwergewicht, bei dem die beiden ungeschlagenen Viktor Kessler (3 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) und Badiem Hasso (9 Kämpfe, 9 Siege, 3 durch KO) ihre Kräfte maßen. Der Kampf der Beiden war eine Schlacht. Beide wollten den Sieg und beide waren bereit dafür zu kämpfen. Hasso war physisch stärker und hatte die schnelleren Hände. Kessler war schneller auf den Beinen. In der letzten Runde suchten beiden den KO. Am Ende des sehr intensiven und harten Vierrunder stand ein Punktsieg für Badiem Hasso.
Es folgte das Final von dem Tournier und der Kampf im Mittelgewicht zwischen Dzianis Makar (37 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 30 Niederlagen, 7 durch KO) und Prinz Lorenzo (15 Kämpfe, 12 Siege, 8 durch KO, 3 Niederlagen) alias Prinz Lorenzo Kouami Folly Kuegah, der auf acht Runden angesetzt war. Im Gegensatz zu den vorangegangen Profiboxkampf war dieser Kampf von Taktik und Technik geprägt. In der ersten Runde tasteten sich die beiden Kontrahenten ab. Im zweiten Durchgang erhöhte Prinz Lorenzo den Druck. Schon bald schickte er Makar mit einer rechten zum Körper zu Boden. Er kam wieder hoch stellte sich zum Kampf. Kurze Zeit später nahm er wieder einen Körperhaken, der ihm sichtlich wehtat. Schließlich schickte ein Leberhaken ihn erneut zu Boden und das Handtuch seines Trainers schützte ihn vor mehr Schläge. Sieger durch KO in Runde 2 nach 2:09 Minuten: Prinz Lorenzo.
Der Cologne Beatdown 3 war ein voller Erfolg und schreit nach einer weiteren Auflage. Auch die ungewöhnliche Zeit, Sonntagnachmittag war gut. Die schöne Veranstaltung war bereits um 21 Uhr zu Ende, damit Alle frühzeitig nach Hause kommen. Denn der Montag ist ein normaler Arbeitstag. Ich wäre auch relativ früh wieder zu Hause gewesen, wenn da nicht die leidigen Grenzkontrollen gewesen wären. Das Warten an der Grenze. Überprüfung ob das Gesicht auf dem Passbild zum Fahrer passt. Abstempeln des Passes usw.
© Uwe Betker

Eine gute Alternative zu Interims- und Irgendwasmeisterschaften

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Am Samstag, dem 09. Mai 2015 gab es in Deutschland eine große Auswahl an Boxveranstaltungen. Man hätte zu Felix Sturm und Jack Culcay nach Frankfurt/Main fahren können, um sich Interims-Weltmeisterschaften, oder quasi doch richtige Weltmeisterschaften, auf jedenfalls irgendetwas mit Meisterschaft und Welt und irgendetwas ansehen zu können. Oder man hätte zu Werner Kreiskott fahren können, um mit dem Kultboxer aus Wuppertal den Gewinn seiner WBU Europameisterschaft zu feiern. Man hätte natürlich auch nach Hildesheim fahren können, um Mark de Mori gegen Raymond Ochieng zu sehen. Ich entschied mich jedenfalls dafür, zum Cologne Beatdown zu fahren. Bihes Barakat stellte diese Show im neu errichteten Güney Event Center in Köln Godorf auf die Beine und stieg auch selber in den Ring. Es gab 8 K1 Kämpfe, 8 Amateurkämpfe und 5 Profikämpfe zu sehen.
Den ersten Profikampf des Abend bestritten Koksal Orduhan (28 Kämpfe, 26 Niederlagen, 12 durch KO, 2 Unentschieden) und Oliver Althof (4 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 1 Niederlage) im Halbschwergewicht. Um es vorweg zu sagen: Der Kampf war gut und unterhaltsam. Althof war der aktivere und der bessere Boxer. Orduhan verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und ließ die Körpertreffer über sich ergehen. Hin und wieder schlug er Schwinger oder unorthodoxe Schläge, die allerdings nicht ungefährlich waren. Meist trafen sie aber nur die gute Deckung von Althof – aber nicht immer. Ein-, zweimal hatte ich den Eindruck, dass schon Althof beeindruckt war. Althof punktete mit der linken Führhand zum Kopf und eben mit Körpertreffer. Die ersten drei Runden verliefen nach diesem Muster und gingen alle an ihn. – Dann waren da aber noch die Showeinlagen von Orduhan. Mal demonstrierte er, dass ihm die Schläge, die er genommen hatte, gar nicht wehgetan hatten. Dann stemmte er mal seine Hände in die Hüfte und ließ sich kurzzeitig ohne Deckung schlagen. Er wechselte demonstrativ die Auslage, oder er ließ sich in die Seile fallen. Zwei bis fünf Einlagen streute er so in jede Runde ein.
In der vierten und letzten Runde versuchte sich Althof dann auch im Showgeschäft. Das zeigte tatsächlich Wirkung: Orduhan trug ihm daraufhin nämlich den Kampf an, und der wurde sogar auf einmal richtig hart und schnell geführt. Althof verlor dabei seine boxerische Linie und ein Schlagabtausch folgte dem nächsten. Am Ende stand aber ein eindeutiger Punktsieg für Althof.

Es folgte das Kräftemessen zwischen Marwan Chehade (17 Kämpfe, 17 Niederlagen, 17 durch KO) und René Oeffner (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) im Super Mittelgewicht. Der Kampf setzte dort ein, wo der vorangegangene aufgehört hatte. Ein Schlagabtausch folgte dem nächsten. Chehade versuchte, Oeffner unter Druck zu setzen. Oeffner jedoch blieb ruhig, ließ die Schläge auf die Deckung kommen und punktete vor allem mit der Führhand zum Kopf. Kurz vor Ende des ersten Durchgangs kam er mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch und schickte Chehade auf die Bretter. Der wurde dann auch angezählt, stellte sich aber wieder zum Kampf und erreichte die Rundenpause. In die zweite Runde startete er wieder schnell und versuchte sein Glück mit einem überfallartigen Angriff. Oeffner konterte ihn ab und stellte ihn in der neutralen Ecke, wo er ihn dann auch nicht mehr raus ließ. Schließlich flog das Handtuch aus der Ecke von Chehade in den Ring. TKO in Runde 2, nach 25 Sekunden.
Dann stieg der Veranstalter Bihes Barakat (25 Kämpfe, 21 Siege, 18 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) selber in den Ring. Er boxte im Super Leichtgewicht gegen Bakhtiyar Iskenderzade (14 Kämpfe, 9 Siege, 2 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO). Auch wenn Iskenderzade nur der Ersatzgegner des Ersatzgegners war, so war er aber doch nicht zum Verlieren nach Köln gekommen. Es kam zu einem intensiven Gefecht, bei der Iskenderzade auch schon mal die Ellenbogen einsetzte. Barakat verteidigte die Ringmitte und wirkte in den meisten Runden als der druckvollere Boxer, der die besseren Treffer setzte. Von Runde zu Runde wurde der Kampf härter geführt. In der vierten Runde stellte Barakat seinen Gegner immer wieder und deckte ihn mit schönen Schlagkombinationen ein. Die fünfte Runde wurde dann zwar angegongt, aber Iskenderzade trat nicht mehr an. Er hatte sich die rechte Schulter verletzt. TKO 5.
Auch der nächste Kampf im Halbschwergewicht war eine Ringschlacht. In ihr trafen Niko Lohmann (8 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) und Badien Hasso (7 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO) aufeinander. Hasso kam schneller und besser in den Kampf. Nach ungefähr 30 Sekunden kam er mit einer Rechten Geraden zum Kopf durch, die Lohmann zu Boden schickte. Zwar war dies auch zum Teil einem Schrittfehler geschuldet, aber es war ein Niederschlag, und Lohmann wurde angezählt. Hiernach versuchte Hasso Lohmann KO zu schlagen. Auch in der zweiten Runde hatte Lohmann noch mit den Folgen des Niederschlags zu kämpfen und Hasso strebte weiterhin einen KO Erfolg an und boxte auch so. Wann immer er die Möglichkeit hatte, drosch er auf seinen Gegner ein. In der dritten und vierten Runde wurde Lohmann stärker und er hielt dagegen, wodurch der Schlagabtausch noch härter wurden. Lohmann machte seinen Kampfnamen Karl Stahl alle Ehre. Am Ende der vier Runden stand ein eindeutiger Punktsieg für Badien Hasso.

Im letzten Kampf des Abends trafen im Bantamgewicht Rauf Aghayev (19 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Khatsinger Kharaz aufeinander. Aghayev, der einen sehr schönen, geraden Stil boxt, hatte mit seinem Gegner kaum Probleme. Dieser hatte zwar eine solide Deckung, aber seine Schläge waren fast immer weit ausholende Schwinger, die ihr Ziel nicht fanden. Mit zunehmender Dauer des Kampfes wurde er deshalb auch immer einseitiger. In der dritten Runde stellte Aghayev seinen Gegner immer wieder und deckte ihn mit Schlägen ein. Dann hatte die Ecke von Kharaz ein Einsehen und warf das Handtuch. TKO Runde 3, nach 1:10 Minute.
Bihes Barakats „Cologne Beatdown“ war schlicht eine klasse Veranstaltung. Es gab keine Interims-Weltmeisterschaften, es gab keine dubiosen Titel. Es gab einfach nur gutes Boxen.
© Uwe Betker