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Foto: Ilhami Aydemir vs. Anton Bekish

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(C) Uwe Betker

(C) Uwe Betker

Written by betker

20. Januar 2017 at 23:59

Ein Freitagabend in Duisburg

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Von außen sieht das Tentorium wie ein, oder sogar meherere, Zirkuszelte aus. Von innen sieht es wie eine Discothek aus- und ist auch eine. Dies nun war der Ort, an dem die Veranstalterin Flora Selimi am Freitag den 09.09.2016 ihre erste Boxshow stattfinden ließ. Es gab Amateurkämpfe – die sollen auch gut gewesen sein – und neun Profikämpfe zu sehen.
Es begann mit einem Frauenboxkampf. Die 16-jährige Johanna Kölln (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) boxte gegen die Debütantin Dennise Doormann. Der Kampf war kurz und einseitig. Kölln kam nicht in den Ring, um Gefangene zu machen. Ihre Gegnerin hatte ihren Angriffen einfach nichts entgegen zu setzen. Mehr als ein paar Sekunden an Zeit konnte sie auch durch wiederholtes Abdrehen nicht gewinnen. Schon bald sank sie, nach einer harten Kombination zum Kopf, an den Seilen zu Boden. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:14 Minute: Johanna Kölln.
Die Leichtgewichtlerin Kölln ist die jüngste deutsche Profiboxerin aller Zeiten. Sie kommt nicht, wie viele andere Boxerinnen vom Kick- oder Thaiboxen, sondern vom Ballett. Wir dürfen gespannt sein, wie sie sich, wenn sie denn dranbleiben sollte, entwickeln wird. Mich jedenfalls, hat sie für sich eingenommen.
Auch der folgende Kampf war nur unwesentlich länger. In ihm trafen im Weltergewicht Aliskhan Yunusov, der sein Debüt gab, und Cemal Gülsen (12 Kämpfe, 1 Sieg, 11 Niederlagen, 10 durch KO) aufeinander. Gülsen verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, mit Schwingern Treffer zu landen. Yunusov boxte für die Gallerie. Er wechselte seine Auslage, ließ seine Hände lässig tief hängen und schlug aus allen Positionen. Zur zweiten Runde trat Gülsen verletzungsbedingt nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Aliskhan Yunusov.
Ebenfalls im Weltergewicht boxten Surkho Bugaev (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Ziya Goekalp (9 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 8 Niederlagen, 5 durch KO). Beide Boxer zeigte ein technisch gutes und sauberes Boxen. Es gab viele intensive Schlagabtäusche, aus denen Bugaev häufig als Sieger hervorging. Er boxte durch die Mitte und kam nicht selten durch die Deckung seine Gegners durch. Goekalp versuchte es über die Außenbahn. Zur dritten Runde trat Goekalp leider nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Surkho Bugaev.
Bugaev war ein guter Amateur und hat diverse Titel geholt. Bereits am 24. wird er in Heerlen gegen den ungeschlagenen Djiby Diagne (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) antreten. Das wird mit Sicherheit ein toller Kampf – und ein richtungweisender für beide Boxer. – Für mich sieht das schwer nach einem Ausflug ins Nachbarland aus.
Im Halbschwergewicht trafen Erdogan Kadrija (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Sascha Balaschew aufeinander. Bereits der erste richtige Jab erschütterte den Gegner von Kadrija. Die folgende Kombination ließ ihn einknicken und mit einem Handschuh den Boden berühren. Nach dem Anzählen deckte Kadrija ihn mit mehreren Kombinationen ein und ließ ihn schwer KO gehen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 27 Sekunden: Erdogan Kadrija.
Mohammed Bekdash (9 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO) und Mihaita Cosma (6 Kämpfe, 6 Niederlagen, 6 durch KO) boxten im Halbschwergewicht gegeneinander. Bekdash nutzte klug seinen Reichweitenvorteil. Sein Gegner kam einfach nicht an ihn heran und wenn, dann kamen die Beiden sich mit den Köpfen gefährlich nahe. Dies regte Bekdash offensichtlich auf und er suchte den schnellen KO. Cosma zeigte schon bald eine Obererarmverletzung an und gab auf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:55 Minuten: Mohammed Bekdash.
Ilhami Aydemir (12 Kämpfe, 11 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) und Jovica Jovanovic (10 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO) maßen im Weltergewicht ihre Kräfte. Beide zeigten in der ersten Runde schönes, technisches Boxen. Beide verteilten ihre Schläge gut. In der zweiten Runde erhöhte Aydemir den Druck und Jovanovic war dann irgendwann diesem Druck nicht mehr gewachsen. Er wurde an den Seilen gestellt und nahm Schlag um Schlag, bis ihn der Ringrichter schließlich aus dem Kampf nahm. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:50 Minuten: Ilhami Aydemir.
Danach gab es noch einen Kampf im Halbschwergewicht. Elvis Hetemi (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) vom Wiking Boxteam trat gegen Leo Tochoula (25 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 16 Niederlagen, 11 durch KO) an. Hetemi begann explosiv. Schon nach kuzer Zeit fällte eine schöne linke Grade zum Kopf Tochoula und er ging zu Boden. Er versuchte wieder aufzustehen, bekam aber einen Wadenkrampf und wurde ausgezählt. Noch eine halbe Stunde später musste er von seinen Betreuern gestützt werden. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:40 Minuten: Elvis Hetemi. Hetemi soll noch in diesen Jahr um die Deutsche Meisterschaft boxen.
Den Hauptkampf bestritten im Weltergewicht Sherif Morina (2 Kämpfe, 2 Siege) und Mohammad Farazi (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Vor dem Kampf drehte Morina eine Ehrenrunde um den Ring, um seine Fans richtig in Stimmung zu bringen. Die trieben ihren Mann dann auch über die ganzen vier angesetzten Runden nach vorne. Beide Boxer suchten und fanden den Schlabtausch. Morina schlug durch die Mitte und kam sogar nicht selten durch die Doppeldeckung von Farazi durch. Der wiederum kam über die Außenbahn. In der dritten Runde passiert das, was sich bereits von Anfang an abgezeichnet hatte. Morina saß auf seinem Hosenboden im Ring. Ein Schwinger hatte ihn außer Balance erwischt und zu Boden geschickt. Er wurde angezählt. Farazi witterte seine Chance. Er schubste seinen Gegner in die Seile, hielt ihn mit der Linken fest und zog mit der Rechten durch. – So weit, so unfair. Der souveräne GBA-Ringrichter Kornlius Bernds hatte aber vorher laut und vernehmlich ein „Break“ gerufen. Er ahndete das grobe Foul mit einem Punktabzug. Der Kampf wurde dadurch aber nicht ruhiger. Bis zur letzten Sekunde standen die beiden Konrahenten sich gegenüber und deckten sich mit Schlägen ein. Am Ende der vier Runden stand ein knapper, aber verdienter Punktsieg (38:37) für Sherif Morina.
Ich kann die Veranstalterin Flora Selimi nur ermutigen weiterzumachen. Ihre erste Veranstaltung war ein vielversprechender Anfang. Das Tentorium war gut gefüllt und die Zuschauer hatten ihren Spaß.
© Uwe Betker

„Kingsvillage Beatdown“ – ein Anwärter auf den Titel „beste Veranstaltung 2015“

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Das Foyer des Abtei Gymnasiums in Pulheim war am 12.12.2015 Austragungsort einer sehr bemerkenswerten Veranstaltung, die Bihes Barakat auf die Beine gestellt hatte. Der Ring stand, wie gesagt, im Foyer der Schule. Darum herum standen Stühle. Es gab auch noch eine Empore, von der aus man auf den Ring gucken konnte. Der Ort war fürs Boxen gut gewählt. Das ganze nannte sich „Kingsvillage Beatdown“ Es begann mit einer Darbietung der Cheerleader des 1. FC Köln. Überhaupt war die Veranstaltung etwas FC-lastig. Chistoph Daum war Ehrengast und Michael Tripple, der Stadionsprecher des FC, war Kommentator fürs Fernsehen. Im Vorprogramm gab es erst mal vier Kämpfe nach K1 Regeln.
Den ersten richtigen Boxkampf des Abend bestritten dann im Superleichtgewicht Khavazhy Khatsyhau (24 Kämpfe, 12 Siege, 8 durch KO, 12 Niederlagen, 8 durch KO) und Agali Alishov (29 Kämpfe, 21 Siege, 15 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden). Khatsyhau, der kompaktere und kleinere Boxer, hatte von Anfang an Schwierigkeiten. Alishov, der Rechtsausleger, versuchte es mit Schwingern, war aber dabei zu hektisch, um für sein Gegenüber gefährlich zu werden. Die zweite Runde war härter. Beide Kontrahenten suchten den Schlagabtausch, wobei aber viele Schläge die Deckung trafen. Am Ende der Runde verletzte sich Khatsyhau den rechten Ellbogen. Er schaffte es noch, die Rundenpause zu erreichen, aber zur dritten Runde trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 0:00 Minuten: Agali Alishov.
Im folgenden Kampf gab Branimir Stankovic sein Profidebüt im Weltergewicht. Stankovic, der für die German Eagles in der World Series of Boxing geboxt hatte, traf auf Samir Boukrara (34 Kämpfe, 12 Siege, 2 durch KO, 21 Niederlagen, 8 durch KO, 1 Unentschieden). Um es gleich vorweg zu sagen, Stankovic sah richtig gut aus. Von Nervosität bei seinem Debüt war kaum etwas zu sehen. Er beherrschte auf beeindruckende Art und Weise das Geschehen im Ring. Er boxte variabel auf schnellen Beinen. Immer wieder ging er schön zum Körper. In der zweiten Runde kam er wiederholt mit Kopfhaken durch. In der dritten Runde erhöhte er das Tempo. Er verteilte seine Schläge gut und klug und Boukrara musste viele harte Treffer nehmen. Irgendwann hatte die Ecke von ihm genug gesehen und schütze ihn vor weiteren Schlägen mit dem Wurf des Handtuchs. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1:02 Minuten: Branimir Stankovic. Der Boxer von CSC-Boxpromotion hat da ein wirklich sehr beeindruckendes Profidebüt gegeben.
Danach trafen Badien Hasso (10 Kämpfe, 10 Siege, 4 durch KO) und Dzianis Makar (38, Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 31 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) im Halbschwergewicht aufeinander. Hasso ist ein Boxer, der sich von Kampf zu Kampf steigert; er lernt und wird besser. Er begann ruhig und verhalten und studierte erst mal seinen Gegner. In der zweiten Runde erhöhte er dann den Druck und boxte systematischer. Zum Ende hin, deckte er ihn mit mehreren harten Kombinationen ein. Makar versuchte zwar gegenzuhalten, bekam aber von Hasso keine Chance. Bei einer der letzten Aktionen verletzte sich Makar am linken Auge. Auf Anraten des Ringarztes trat er zur folgenden Runde dann nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 0:00 Minuten: Badien Hasso.
Es folgte ein kleine Pause und ein Showact: Die Pop-Sängerin Almok. Die stimmgewaltige Sängerin ist in Togo ein Superstar. Sie trug zwei Lieder vor.
Im Weltergewicht maßen dann Ilhami Aydemir (8 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO) und Anton Bekish (22 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 16 Niederlagen, 4 durch KO, 1 Unentschieden) ihre Kräfte. Aydemir, auch von CSC-Boxpromotion, besetzte die Ringmitte und beherrschte das Geschehen mit seinem beeindruckenden Jab. Überhaupt war seine ganze Vorstellung beeindruckend. Angriffe von Bekish pendelte er locker aus, um dann selber effektiv und hart zu kontern. Ende der ersten Runde wurde Bekish durch eine Linke, gefolgt von und zwei Rechten zum Kopf, gefällt. Während der Ringrichter Tengis Sade von der GBA noch zählte, ertönte der Gong. Bekish trat aber zur nächsten Runde nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 0:00 Minuten: Ilhami Aydemir.
Die Einmarschmusik für Kouami Folly Kuegah (16 Kämpfe, 13 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen), genannt Prinz Lorenzo, sang Almok live. Kuegah traf auf Bakhtiyar Isgandarzada (17 Kämpfe, 10 Siege, 3 durch KO, 7 Niederlagen, 4 durch KO). Dabei ging es um die Weltmeisterschaft der GBC im Halbweltergewicht. Der Prinz machte von Anfang an Druck. Isgandarzada hielt gegen und versuchte mit Haken zu kontern. Lorenzo traf aber besser. Ende der zweiten Runde verletzte sich Isgandarzada die Schlaghand. Daher erhöhte Kuegah auch den Druck. Isgandarzada trat aber trotz seiner Verletzung zur dritten Runde an. Er arbeitete viel mit der Linken und nur im Ausnahmefall mit der Rechten. Er versuchte dem Druck von Lorenzo durch schnelle Beine, Auslagenwechsel und hohe Schlagfrequenz mit der Linken etwas entgegenzusetzen. Das Vorhaben war aber zum Scheitern verurteilt. Dennoch stellte er sich auch zur vierten Runde, in der er viel nehmen musste, denn Lorenzo erhöhte immer weiter den Druck und suchte den KO-Erfolg. Zur fünften Runde trat Isgandarzada dann nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 5 nach 0:00 Minuten: Kouami Folly Kuegah – Prinz Lorenzo.
Für mich stellt der erste „Kingsvillage Beatdown“ einen ganz heißen Anwärter auf den Titel „beste Veranstaltung 2015“ dar. Es war einfach ein richtig gute Veranstaltung. Auch der Veranstaltungsort war gut gewählt. Besonders bemerkenswert aber fand ich die Qualität des Vorprogramms. Von vier Vorkämpfen waren drei wirklich gut. Wäre da noch zu erwähnen, dass es beim Hauptkampf ein Nummerngirl gab, eine Sambatänzerin.
© Uwe Betker

Eine Feier in Holzminden

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Die Veranstalter Tiemo Dau (Pankra Promotions) und Wjatscheslaw Tschibisow (ITS Promotion) wählten die wunderbare Stadthalle in Holzminden aus, um dort am 20.09.2014 eine Veranstaltung mit acht Kämpfen auf die Beine zu stellen. Die Halle ist ein wunderbarer Ort für Boxveranstltungen. Lüster hängen von der Decke. Rund um den Ring standen Tische für die VIPs. Dahinter waren Stuhlreihen und noch mal dahinter Stehplätze. Auf der Bühne und auf der u-förmigen Empore waren noch weitere Stuhlreihen aufgestellt. Von überall hatten die ca. 400 Zuschauer – damit war die Halle fast ausverkauft – einen guten Blick auf das Geschehen im Ring.
Den ersten Kampf des Abends bestritten im Junior Weltergewicht Ilhami Aydemir (1 Kampf, 1 sieg, 1 KO), der sein Debüt gab, und Kemal Mevilda (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Aydemir zeigte, in den exakt eineinhalb Minuten, die der Kampf dauerte, gutes Boxen, sofern man das in der Kürze der Zeit beurteilen kann. Mevilda rutschte bereits nach wenigen Sekunden aus und verletzte sich den rechten Fuß. Er wurde angezählt und stellte sich wieder zum Kampf. Kurze Zeit später ging er erneut zu Boden, diesmal nach einen rechten Körperhaken. Wieder wurde er angezählt und wieder stellte er sich zum Kampf. Aber schon ein paar Sekunden später ging er erneut zu Boden. Leider kann ich nicht sagen, welcher Schlag ihn endgültig gefällt hat, denn der Ringrichter versperrte mir die Sicht. Er brach den Kampf dann auch ab.
Im zweiten Kampf, der im Schwergewicht ausgetragen wurde, trafen Taras Varava (10 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 6 Niederlagen, 4 durch KO) und Milan Janjic aufeinander. Varava boxte kompakt und begann verhalten. Janjic, ein Rechtsausleger, boxte clever und entzog sich bedrohlichen Situationen immer wieder gut. Er versuchte mit Körpertreffern zum Erfolg zu kommen. Die erste Runde war ausgeglichen. Im zweiten Durchgang erhöhte Varava den Druck und kam öfters durch. Nach etwas mehr als einer Minute traf er Janjic mit einer Rechten zum Körper. Dieser knickte ein und ging dann zeitversetzt zu Boden. Nach 1:15 war der Kampf zu Ende. Janjic hatte einen Krampf im Oberschenkel und musste im Ring behandelt werden. Es ist ein erstaunlicher Anblick, wenn man sieht, wie ein solch großer Muskel, wie der des Oberschenkels, langsam immer größer, um dann wie aufgebläht zu verkrampfen. Um es deutlich zu sagen: Beide Verletzungen, so seltsam sie auch aussahen, waren real und nicht geschauspielert. Wenn zwei Boxer nach so kurzer Zeit aussteigen, dann wirkt das auch leicht verdächtig.
Es folgte das Aufeinandertreffen von Iko Dzatic (10 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Aldin Avdic (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), ebenfalls im Schwergewicht. Dzatic war zwar der Dominante, aber auch Avdic hatte seine Momente und war nicht ungefährlich. Avdic zeigte gutes Meidverhalten. In der zweiten Runde wurde Dzatic stärker und brachte sein Gegenüber immer mehr in Bedrängnis. Am Ende der Runde versuchte Avdic durch Faxenmachen zu kaschieren, dass die Schläge, die einstecken musste, ihm doch ganz schön zusetzten. Zum Ende der Runde gab es noch eine unschöne Aktion, als Avdic offensichtlich nach dem Schlussgong absichtlich noch nachschlug. Zu Beginn der dritten Runde gab er dann allerdings wegen einer angeblichen Schulterverletzung auf. TKO 3 nach 10 Sekunden.
Der vierte Kampf war dann aber ein richtiger Knaller. Omar Siala (43 Kämpfe, 23 Siege, 10 durch KO, 17 Niederlagen, 11 durch KO, 3 Unentschieden) traf im Junior Mittelgewicht auf Nikola Ivkovic (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 Niederlage, 1 durch KO). Ivkovic startete wie ein Wirbelwind. Er deckte Siala mit einem Schlaghagel zu Körper und Kopf nur so ein. Schon nach kurzer Zeit konnte der sich jedoch frei machen und deckte nun seinerseits seinen Gegner mit Schlägen ein. Siala boxte überlegt und souverän. Ein KO lag in der Luft. Immer wieder kam er mit seinem sehr schnellen Jab durch die Doppeldeckung durch. Siala bekam sogar, als er bei einem von dessen wilden Angriffen vom Gegner weg tanzte, Szenenapplaus. Ivkovic erodierte im Laufe des Kampfes zusehends. Er versuchte es weiter mit wilden Angriffen, Schulterschlagen, tiefem Abtauchen und wilden Schwingern – aber Siala boxte souverän. In der vierten Runde hatte Siala seinen Gegner, der aus der Nase blutete, soweit. Immer wieder kam er mit harten Kombinationen zum Kopf durch. Dann stellte er ihn in der eigenen Ecke und ließ ihn nicht mehr heraus. Er deckte ihn mit Schlägen zu Körper und Kopf ein, bis Ivkovic dann auf die Knie ging. Dort gab er dann auch auf. TKO 4 nach 1:35 Minuten. Ein toller Kampf.
Es folgte nun die Pause. Auf speziellen Wunsch eines Kollegen möchte ich hier noch ein paar Worte über die zwei sehr aparten blonden Nummerngirls verlieren. Beide trugen schwarze Minikleider und hochhackige schwarze Schuhe. Eine der Damen hatte ein Strumpfband mit Pistole auf den rechten Oberschenkel tätowiert. Hinzu kamen noch zwei tätowierte Schleifen, hinten, weiter oben auf dem Oberschenkel. Dann noch eine kleine Kreuztätowierung an der Fessel. Das linke Bein war mit einem großflächigen floralen Muster verziert. Natürlich fanden beide schnell ihre Fans, die sie in jeder Ringpause freudig begrüßten. In den Ringpausen der Frauenkämpfe gab es übrigens einen Nummernboy, der die Karten hochhielt. Er trug Jeans, Turnschuhe und einen nackten Oberkörper. Mehr kann ich zu ihm nicht sagen, weil ich zu sehr mit meinen Notizen beschäftigt war. Auch er hatte seine lautstarken Fans.
Der folgende Kampf im Mittelgewicht zwischen Florian Wildenhof (21 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) und Darko Knezevic (7 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO) war ähnlich gut wie der vorangegangene. Wildenhof boxte überlegt und präzise hinter seiner Doppeldeckung agierend. Knezevic versuchte ihn mit wilden Angriffen aus dem Konzept zu bringen. Wildenhof errang dennoch in der zweiten Runde die komplette Kontrolle über das Geschehen im Ring. Immer wieder kam er mit seinen linken Graden und seinen rechten Kopfhaken durch. Am Ende der Runde schien Knezevic zu wackeln. Anfangs der folgenden Runde traf Wildenhof den linken Ellenbogen seines Gegenübers. Knezevic ging runter und wurde angezählt. Zwar kam er noch einmal hoch, aber das Ende war besiegelt. Wildenhof kam immer wieder hart mit der Rechten durch und stellte Knezevic in dessen Ecke, wo er erneut zu Boden musste. Es folgte ein rechter Haken, der ihn wieder zu Boden gehen ließ. Auch nach dem dritten Niederschlag stellte der tapfere Knezevic sich noch einmal zum Kampf. Ein unvorbereitet geschlagener Leberhaken fällte ihn dann aber endgültig. KO 3 nach 2:20 Minuten.
Es folgten zwei WM Kämpfe von Frauen. Natalia Smirnova (9 Kämpfe, 9 Siege, 6 durch KO) trat gegen Hasna Tukic (6 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) an. Smirnova ist Weltmeisterin der WIBA (Women’s International Boxing Association), der UBO (Universal Boxing Organization) und der GBU (Global Boxing Union) im Super Federgewicht. In diesem Kampf ging es um den vakanten Titel der WBU (World Boxing Union, deutsche Version). Für Tukic, die den Kampf kurzfristig angenommen hatte, weil die ursprünglich geplante Gegnerin kurzfristig erkrankt war, kam der WM Kampf deutlich zu früh. Smirnova, die bessere und vollständigere Boxerin hatte, wann immer der Kampf in der langen Distanz geführt wurde, keinerlei Probleme. Zu gut war ihre Führhand und zu präzise die nachgezogene Rechte. Probleme bekam sie, wenn ihr Tukic den Infight aufzwang. Dort brachte Tukic meist eine Hand mehr ins Ziel. Aber mit zunehmender Kampfdauer baute Tukic immer stärker ab und die Dominanz von Smirnova wurde immer größer. Tukic musste immer mehr und immer härtere Treffer nehmen. In der vierten und fünften Runde wurde der Kampf unschön einseitig. Der Trainer von Tukic versäumte es, das Handtuch zu werfen, um das ungleiche Duell zu beenden und seine Boxerin zu schützen. Als Tukic nach der fünften Runde in ihre Ecke kam, wurde sie sogar von ihrem Trainer geohrfeigt. – Was ich von Männern halte, die Frauen schlagen, möchte ich hier nicht ausführen. – In der sechsten Runde bekam Tukic noch weiter Prügel und ging dann endlich nach 1:25 KO. Mein Respekt vor der sportlichen Leistung ist beiden Boxerinnen sicher. Natalia Smirnova ist eine gute Weltmeisterin. Und die Zeit von der mutigen und tapferen Hasna Tukic wird schon noch kommen, wenn sie einen Trainer findet, der auf sie aufpasst, sie aufbaut und auch respektiert.
In dem folgenden WM Kampf traten Nikki Adler (13 Kämpfe, 13 Siege, 8 durch KO) und Rita Kenessy (14 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 10 Niederlagen, 4 durch KO) gegeneinander an. Kenessy, die auch kurzfristig für die erkrankte Gegnerin eingesprungen war, hatte keine Chance und war hoffnungslos überfordert. So war der ganze Kampf, der etwas mehr als drei Runden dauerte, denn auch eine einzige Nikki Adler-Show. Adler, die amtierende Weltmeister der WIBA, WBU (deutsche Version), WBC (World Boxing Council) und WBF (World Boxing Federation) bestimmte das Geschehen im Ring nach Belieben. Ihre Deckung war stabil, ihre Führhand und ihre Schlaghand schnell und präzise. Hat Adler überhaupt einen Treffer nehmen müssen? Ich weiß es nicht. Zumindest habe ich keinen gesehen.
Kenessy, die von ihrem sie wohl liebenden Mann trainiert wird, musste in dieser einseitigen Begegnung viel nehmen. In der zweiten und dritten Runde fiel sie vor Erschöpfung zu Boden, wurde aber nicht angezählt. Ihr Trainer wollte sie einfach nicht aus dem Kampf nehmen. Zu Beginn der vierten Runde stellte Adler sie dann in einer Ecke und gab ihr den Rest. Nach vier, fünf Treffern ging sie zu Boden und wurde ausgezählt. KO 4 nach 25 Sekunden. Mit diesem Sieg verteidige Adler ihren WBU Titel.
Den Hauptkampf des Abends bestritt die Nummer 11 der WBA Rangliste im Schwergewicht Mark de Mori (31 Kämpfe, 27 Siege, 24 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 2 Unentschieden). Der australische Schwergewichtler traf auf Marino Goles (18 Kämpfe, 16 Siege, 14 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Dabei ging es erneut auch um den WM Titel der WBU, aber es ging vor allem darum, Mori in den Ranglisten weiter nach vorne zu bringen.
Mori boxte aufreizend lässig. Seine Rechte hielt er zum Abschuss bereit am Kinn und seine linke Führhand ließ er fallen. Immer wieder schlug er blitzschnell mit seiner Linken zu. In der ersten Runde benutze er seine Rechte kein einziges Mal. Er deklassierte Goles geradezu. Und der fand das gar nicht lustig. Am Ende der Runde kam es zu einem Gerangel und Goles schlug noch mehrfach nach dem Gong zu. Als der Ringrichter Arno Pokrandt dazwischen ging, tat er ganz unschuldig so, als hätte er nichts gehört. Aber nun war das Muster für den Rest des Kampfes festgesetzt. Goles wollte entweder mit seinen Fouls durchkommen oder sich disqualifizieren lassen, gegen Mori boxen und untergehen, wollte er aber offenbar nicht. Entsprechend boxte Goles dann auch. Er ignorierte praktisch alle Break-Kommandos, stieß mit Ellenbogen und mit dem Kopf und garnierte das Ganze noch mit Wrestlingeinlagen. Mori blieb erstaunlich kühl und boxte, soweit es ging weiter. Goles kassierte in der zweiten Runde zwei Punktabzüge für absichtliches Schlagen nach dem Break-Kommando. In der dritten Runde folgte dann folgerichtig die Disqualifikation nach 1:16 Minuten. Marino Goles hatte sich dem Kampf und der boxerischen Niederlage erfolgreich entzogen. Dem Publikum gegenüber war das schon sehr unfair.
Die Veranstaltung in Holzminden war rundum gelungen. Die Halle war schön, die Kampfpaarungen war gut, es gab keine Fehlurteile und die Zuschauer hatten ihren Spaß. Was kann man von einer Profiboxveranstaltung dieser Größe mehr verlangen? Nichts! Es war einfach ein gelungener Abend mit einer Feier.
© Uwe Betker