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Jack Culcay vs. Demetrius Andrade – ein Vorbericht
Wenn Jack Robert Culcay-Keth (23 Kämpfe, 22 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) am 11. März 2017 in der Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen in den Ring steigt, dann wird der Ausgang dieses Kampfes, wie wohl kein Kampf vorher, den Rest seiner Karriere bestimmen.
Jack Culcay wurde, nachdem er Weltmeister der Amateure im Weltergewicht in Mailand geworden war, 2009 Profi. Er galt als eines der größten deutschen Boxtalente. Er wurde im Super Weltergewicht WBA Inter Continental Champion, Europameister der EBU, Interimsweltmeister der WBA und kampflos „richtiger“ Weltmeister der WBA. Er ist seit sechseinhalb Jahren Profi und nunmehr 31 Jahre alt. Culcay muss nun langsam die Erwartungen, die in ihn gesteckt wurden, erfüllen. Eben dies wird aber gegen den Herausforderer Demetrius Andrade (23 Kämpfe, 23 Siege, 16 durch KO) nicht einfach werden.
Andrade ist mit 185 cm Größe ganze 13 cm größer als Culcay. Culcay muss einen erheblichen Reichweitennachteil ausgleichen. Bei der Amateurweltmeisterschaft 2007 in Chicago konnte er das nicht. Dort unterlag er im Viertelfinale dem späteren Tourniersieger Demetrius Andrade.
Der Kampf zwischen Andrade und Culcay verspricht ein Superkampf zu werden. Austragungsort ist gleichwohl die relativ kleine Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen, die ohne Innenraumbestuhlung nur 2.250 Sitzplätze haben soll. Wir dürfen auch auf die Einschaltquoten gespannt sein. In einer Pressemeldung war zu lesen, dass der Kampf auf ProSieben MAXX zu sehen sein wird.
Team Sauerland tut alles dafür, dass Culcay gewinnt. Er bekommt sogar maßangefertigte Boxhandschuhe. Allerdings irritiert mich das ein wenig, denn, soweit ich recht informiert bin, müssen die Handschuhe identisch sein.
Das Team um Culcay gibt sich optimistisch. Trainer Ulli Wegner: „Ohne übertreiben zu wollen: Ich kann Unmögliches möglich machen.“ Und weiter: „Die Experten unterschätzen Jack Culcays Leistungsfähigkeit. Das wird nicht nur Jacks schwerster Kampf, sondern auch Andrades – wahrscheinlich so schwer, dass der Amerikaner den Ring nicht als Sieger verlassen wird!“ Auch Culcay ist siegessicher: „Ich habe Power für die vollen zwölf Runden und werde der Welt beweisen, dass ich gegen die stärksten Boxer der Welt bestehen kann. Und dann geht es auf nach Amerika!“
Auch Moritz Klatten, der Manager von Culcay, spricht von Amerika: „Mit einem Sieg über Andrade kann sich Jack über Nacht einen Namen in den USA und damit weltweit machen. Fights gegen die absoluten Topstars der Branche sind dann keine Utopie mehr, sondern werden Realität.“
Die Äußerungen Amerika betreffend sind interessant. Damit wird doch wohl ankündigt, dass Culcay nach einem Sieg und damit dem Gewinn seines ersten „richtigen“ Weltmeisterschaftskampfes nicht mehr nahezu ausschließlich in Deutschland boxen will und soll, sondern in den USA. Man muss kein Hellseher oder Gedankenleser sein, um zu erkennen, dass das wohl finanzielle Gründe hat.
Amerika ist aber noch Zukunftsmusik, denn vorher muss Culcay wie gesagt erst noch den Titelverteidiger Andrade bezwingen. Und das wird nicht ganz einfach werden, ganz im Gegenteil. Und was macht Jack Robert Culcay-Keth, wenn er nicht gewinnt?
© Uwe Betker
Die Erosion der Boxer bei Sat.1
Sat.1 wurde nach dem Ausstieg der ARD zum größten deutschen TV-Sender, was das Profiboxen anbelangt. Aber in den letzten Monaten wird immer deutlicher, dass die Hauptkämpfer, die ja die Quoten bringen sollen, einer starken Erosion ausgesetzt sind. Wenn ich es richtig sehe, hat der Sender sechs Hauptkämpfer: Arthur Abraham, Jürgen Brähmer, Jack Culcay, Vinzent Feigenbutz, Robert Stieglitz und Felix Sturm
Nach seinem letzten Kampf muss man dich die Frage stellen: gegen wen soll und kann Arthur Abraham (49 Kämpfe, 44 Siege, 29 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) eigentlich noch boxen? Nach dem Verlust seines Weltmeistertitels im Super Mittelgewicht nach Version WBO ist die Zahl der Optionen für zukünftige Kämpfe doch erheblich geschrumpft. Der logische, auch vom Publikum gewünschte Kampf gegen Felix Sturm, ist durch die Dopingaffäre von Sturm, ziemlich unwahrscheinlich. Eine vierte Auflage gegen Robert Stieglitz will vermutlich keiner sehen. Ein Rückkampf gegen Gilberto Ramirez (34 Kämpfe, 34 Siege, 24 durch KO) macht auch jetzt keinen Sinn. Zu einseitig war der Kampf und zu eindeutig war die Niederlage, als dass noch jemand glauben könnte, Abraham könnte es bei einer Neuauflage besser machen. Ohne Titel und ohne attraktive Gegner wird es aber schwer, Abraham als Hauptkampf zu vermarkten, auch wenn man so etwas propagieren wird, so etwa in dem Sinn wie: „Der Weg zurück“. Ob ein Gegner wie Tim Robin Lihaug (16 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), die Nummer 73 in der Welt, Zuschauermassen an die Fernsehgeräte lockt ist sehr zu bezweifeln.
Jürgen Brähmer (50 Kämpfe, 48 Siege, 35 durch KO, 2 Niederlagen) ist mit seinen 37 Jahren nicht nur der Oldie, sondern auch der Goldie. Er ist Weltmeister im Halbschwergewicht nach Version WBA und der verlässlichste aller Kämpfer, die der Sender noch hat.
Jack Culcay (23 Kämpfe, 22 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) ist amtierender Weltmeister im Super Weltergewicht nach Version WBA. Er wurde am 09.05.2015 gegen Maurice Weber Interimsweltmeister und am 09.04.2016 gegen Jean Carlos Prada (33 Kämpfe, 31 Siege, 22 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) regulärer Weltmeister. Prada war die Nummer 259 in der unabhängigen Weltrangliste. Trotz Weltmeistertitel, ist die große „Golden Jack“- Begeisterung bis jetzt aber ausgeblieben. Aus irgendeinem Grund scheint er mit seinem Boxstil die Boxfans nicht fesseln zu können. Die warteten bis jetzt auch noch vergebens auf einen Kampf gegen einen international renommierten Gegner. Selbst ein Kampf gegen die Nummer 2 in Deutschland, Besar Nimani (22 Kämpfe, 21 Siege, 1 Niederlage, 1 durch KO) wäre schon ein Schritt nach vorne. Ein Rückkampf gegen Weber, der auf Position 5 in Deutschland steht, wäre zwar für Weber schön und es gibt viele, die ihm diese Chance gönnen würden, sportlich macht sie aber nur sehr wenig Sinn.
Vincent Feigenbutz (24 Kämpfe, 22 Siege, 20 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) schaffte es zwar ohne Kampf jüngster deutscher Weltmeister zu werden. Sein Glück hielt dann aber nur ein paar Tage an. In seinen WM Kampfe, am 09.01.2016, unterlag er gleich gegen Giovanni De Carolis (30 Kämpfe, 24 Siege, 12 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) durch TKO in Runde 11. Der zeigte ihm in zwei Begegnungen hintereinander seine technischen Unzulänglichkeiten auf. Feigenbutz erlitt nicht nur eine schmerzliche Niederlage, sondern auch einen erheblichen Imageschaden. Sein Verhalten und seine Äußerungen nach dem ersten Kampf gegen De Carolis waren nämlich nicht gerade dazu angetan, die Zahl seiner Fans zu vergrößern.
Auch wenn Feigenbutz als Hauptkämpfer dargeboten werden sollte, so ist er das zurzeit doch nur sehr bedingt. Ein Hauptkampf ist üblicherweise eine Titelkampf oder doch zumindest ein Kampf, der für einen solchen durch seine sportliche Qualität qualifiziert. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass Feigenbutz in Zukunft in Ringschlachten geschickt werden kann.
Der Exweltmeister Robert Stieglitz (55 Kämpfe, 49 Siege, 29 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden) boxt seit seiner letzten Niederlage am 18.07.2015 gegen Arthur Abraham im Halbschwergewicht. Zurzeit ist er auf Position 15 zu finden, d.h., er könnte eventuell bald einen WM Titelkampf bekommen. Ob er einen solchen noch gewinnen kann, ist aber zumindest fraglich. Und einen fünften Kampf gegen Abraham will wohl wirklich keiner mehr sehen.
Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) hat ein Problem mit einer positiven Dopingprobe. Angeblich war der amtierende Super Champion der WBA bei seinem umstrittenen Sieg über Fedor Chudinov (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage), am 20.02.2015 in Oberhausen, gedopt. In seiner Urinprobe fand man die verbotene Substanz Hydro-XY-Stanozolol, ein synthetisches anaboles Steroid. Solange der Verdacht nicht ausgeräumt oder Gras über die Sache gewachsen ist, dürfte Sturm als Hauptkämpfer ausfallen. Es sei den Sat.1 will um der Einschaltquote willen einem Doper ihr Geld hinterherwerfen.
Geht man also die Liste der Boxer durch, die bei Sat.1 zu sehen sind, so fällt auf, dass die Hauptkämpfer, die die Quoten bringen, doch stark zusammenschmelzen. Eigentlich sind von den Hauptkämpfern nur Jürgen Brähmer und, mit Einschränkungen, Jack Culcay als einzige, die auch diesen Namen verdienen, noch übrig geblieben.
(C) Uwe Betker
Acht Kämpfe in Detmold
Der Sportpark Lippe, ein 3.600 Quadratmeter großes Fitness- und Sportcenter in Detmold, war am 27. Juni 2015 der Ort, an dem zwei Boxer, nämlich Besar Nimani und Christian Pawlak, beweisen wollten, dass sie noch da sind. Beide Boxer hatten überraschend ihren letzten Kampf verloren. Nimani unterlag in seinem letzten Kampf am 11.04.2015 Frank Haroche Horta durch TKO in Runde 4 und Pawlak am 17.04.2014 Yesilat Berkta durch TKO in Runde 1.
Insgesamt gab es am Abend des 27.06. acht Kämpfe zu sehen und es waren 50 Runden angesetzt.
Den ersten Kampf bestritten Dzhengis Osmanov (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Selim Sarialioglu (9 Kämpfe, 8 Niederlagen, 7 durch KO, 1 Sieg, 1 durch KO) im Super Mittelgewicht. Der auf vier Runden angesetzte Fight war kurz und knackig. Beide Kontrahenten haben vorher noch keinen Kampf für sich entscheiden können. Osmanov begann überlegen. Er punktete mit der Führhand und kam mit der Rechten durch. Er war der bessere Boxer. Dann traf ihn aus dem Nichts ein rechter Schwinger am Kinn – er ging zu Boden und wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1 nach 1:01 Minuten: Selim Sarialioglu.
Es folgte das Aufeinandertreffen von Armand Cullhaj (26 Kämpfe, 18 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO, 3 Unentschieden) und Zoran Sekularac (22 Kämpfe, 16 Siege, 12 durch KO, 6 Niederlagen, 4 durch KO) im Super Mittelgewicht. Der bereits 56 Jahre alte Sekularac ging unbeirrt nach vorne. Cullhaj ging rückwärts und konterte. Immer wieder kam er mit Haken zu Kopf und Körper durch. Sekularac schien bereits in der ersten Runde mehrfach von Treffern erschüttert. Er nahm definitiv mehr an Treffern als seiner Gesundheit zuträglich ist. Ende der zweiten Runde ging er nach einem rechten Kopfhaken zu Boden, erreichte aber noch die Rundenpause. In der dritten Runde nahm er eine Kombination nach der anderen. Irgendwann öffnete sich ein Cut über seinem rechten Auge, der dann zum Abbruch führte. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1: 46 Minuten: Armand Cullhaj.
Ebenfalls im Super Mittelgewicht kämpften Besmir Plaku und Emir Atra, die beide ihr Debüt gaben, gegeneinander. Atra beherrschte die Ringmitte und zeigte gutes Boxen. Plaku versuchte es mit Lässigkeit, mit hängender Deckung und mit Auslagenwechsel. Meist boxte er in der Rechtsauslage. Immerhin schaffte er es zum Ende der ersten Runde, seinen Gegner in eine heftige Keilerei zu verwickeln. Ab dem zweiten Durchgang hatte Atra den Kampf vollends im Griff. Er traf schön mit Linken zum Körper. Plaku musste immer mehr Treffer nehmen. In der folgenden Runde brach Plaku zusehends auseinander. Er nahm Schlag um Schlag. In seiner Ecke wurde heftig darüber gestritten, ob der Kampf abgebrochen werden sollte. Der Trainer setzte sich durch und Plaku kassierte weitere harte Treffer. Auch in der vierten und letzten Runde ging es dann so weiter, bis der endlich Ringrichter vom Bund Deutscher Faustkämpfer, Christian Rösen, ein Einsehen hatte und den Kampf stoppte. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 2:13 Minuten: Emir Atra.
Im Super Mittelgewicht boxte auch Christian Pawlak (31 Kämpfe, 22 Siege, 13 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) gegen Fadil Pasalic (6 Kämpfe, 1 Sieg, 5 Niederlagen, 2 durch KO). Pawlak hatte offensichtlich Probleme mit der Rechtsauslage von Pasalic. Der Kampf war jedenfalls enger als zu erwarten war. Mit zunehmender Kampfdauer wurde er auch immer verbissener, härter, schneller und schmutziger geführt. Es war ein regelrechter Krieg, den die beiden da ausfochten. Schlagabtäusche, Keilereien, Klammern, schmutzige Tricks … – das ganze Repertoire war zu sehen. In der vierten Runde bekam Pasalic dann massive Konditionsprobleme. Ein rechter Haken zum Kopf zwang ihn zu Boden, wo er ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 4 nach 1:52 Minuten: Christian Pawlak.
Der ungeschlagene Cruisergewichtler Erzen Rrustemi (9 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO) traf auf Ata Dogan (42 Kämpfe, 14 Siege, 5 durch KO, 27 Niederlagen, 6 durch KO, 1 Unentschieden). Dogan ist ein Boxer, der andere schlecht aussehen lässt. So auch diesmal. Sechs Runden lang schenkten sich die beiden Kontrahenten nichts. Rrustemi sah immer gut aus, wenn er mit es schaffte, lang zu boxen. Schön war seine linke Gerade gefolgt von einem linken Cross, seine besten Schlagkombination. Dogan hatte seine Momente wenn er es schaffte, verschanzt hinter seiner Doppeldeckung in die Halbdistanz oder in den Infight zu kommen. Da wirkte Rrustemi manchmal ein wenig hilflos. Wenn Dogan auch noch das Tempo erhöhte, konnte er die Runden für sich entscheiden. Gleichwohl gewann der klar bessere Boxer, u.z. nach Punkten. Ich persönlich hatte Rrustemi mit zwei Runden vorne. Die Punktrichter werteten 59:55, 57:58 und 59:55. Sieger durch Mehrheitsentscheidung: Erzen Rrustemi.
Ebenfalls im Cruisergewicht maßen der ungeschlagene Sefer Seferi (20 Kämpfe, 20 Siege, 18 durch KO) und Radenko Kovac (9 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 7 durch KO) ihre Kräfte. Der zwei Jahre jüngere Bruder von Nuri Seferi machte kurzen Prozess. Von der ersten Sekunde an lag ein KO in der Luft. Bereits mit seiner ersten Aktion, einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf, kam er durch. Zwar gab es noch einen Schlagabtausch, aber dann fällte er Kovac mit einem brutalen Leberhaken. Kovac klappte buchstäblich in der Luft zusammen und wurde zusammengekrümmt auf den Boden liegend ausgezählt. Das Handtuch, das spät geflogen kam, konnte das Auszählen nicht verhindern. Sieger durch KO in Runde 1 nach 1:45 Minuten: Sefer Seferi.
Auch der folgende Kampf fand im Cruisergewicht statt. Rashid Raad (7 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen) und Drazan Janjanin (9 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlage) boxten um die Internationale Deutsche Meisterschaft nach Version BDF. Um es vorweg zu sagen, der Kampf war richtig gut. Zehn Runden lang boxten und kämpften beide gegeneinander. Die ersten Runden gingen für mich an Janjanin. Die Schläge von Raad, der einen Reichweitenvorteil hatte, prallten von einer guten Deckung ab. In der Halbdistanz kam Janjanin dann ein ums andere Mal mit Körper- und Kopftreffern durch. Ab der fünften Runde gehörte der Kampf dann aber Raad. Raads Führhand bestimmte den Verlauf. Sie hielt seinen Gegner die meiste Zeit auf Distanz und leitetete die eigenen Aktionen ein. Die letzten zwei Runden waren dann noch einmal hart umkämpft. Am Ende stand ein einstimmiger, wenn auch nach meinen Geschmack zu hoher, Punktsieg (99:92, 100:92 und 99:94) für Rashid Raad.
Den Hauptkampf des Abends bestritt Besar Nimani (20 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). In dem auf acht Runden angesetzten Kampf im Halbmittelgewicht traf er auf Peter Orlik (21 Kämpfe 10 Siege, 2 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO, 1 Unentschieden). Der Kampf war zu Ende, noch bevor er eigentlich angefangen hatte. Nach kurzem Abtasten kam Nimani mit einer brutal harten Link-Rechts-Kombination zum Körper durch, die Orlik fällte. Der versuchte zwar noch hochzukommen, aber wackelnd wurde er ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:54 Minuten: Besar Nimani.
Die Veranstaltung von Berat Nimani, dem Bruder von Besar, hat mir gut gefallen. Es gab gutes Boxen zu sehen und die geschätzt 300 bis 400 Zuschauer wurden gut unterhalten. Nimani und Pawlak konnten ihre Kämpfe gewinnen, wobei man dies aber auch nicht überbewerten sollte. Der Letztgenannte konnte mich nicht restlos überzeugen. Eigentlich kann man sich der Forderung von Nimani nach einen Kampf gegen Jack Culcay (31 Kämpfe, 20 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) nur anschließen. Warum trauen er und sein Management von Sauerland Event sich eigentlich nicht, gegen Nimani anzutreten? Wenn Culcay denn tatsächlich so gut sein sollte, wie es uns die Presseabteilung von Sauerland glauben lassen will, dürfte ein solcher Kampf doch eine relativ leichte Übung für ihn sein.
© Uwe Betker
Neuer WBA Interimsweltmeister im Super Weltergewicht: Jack Culcay!
Jack Culcay (20 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) hat die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt. Er ist Interimsweltmeister im Super Weltergewicht nach Version der World Boxing Association. Er besiegte Maurice Weber (23 Kämpfe, 21 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) souverän. Der Trainerwechsel, hin zu Ulli Wegner, hat sich bezahlt gemacht. „Golden Jack“ hat sich weiterentwickelt, was man auch an der Souveränität des Sieges ablesen kann. Großartig: Deutschland und die Sauerland Event GmbH haben einen neuen Interimsweltmeister, und der heißt Jack Culcay!
Hoppla, der Kampf hat ja noch gar nicht stattgefunden. Also fangen wir einfach mal von vorne an. Am 09.Mai soll in Frankfurt/Main Jack Culcay gegen Maurice Weber im Super Weltergewicht boxen. Dabei geht es um etwas, was sich Interimsweltmeister der WBA nennt. Um es deutlich zu sagen, der Kampf ist keineswegs eine richtige Weltmeisterschaft, denn dann müsste einer von Beiden schon gegen Erislandy Lara (24 Kämpfe, 20 Siege, 12 durch KO, 2 Niederlagen, 2 Unentschieden), den amtierenden Weltmeister, oder gegen Floyd Mayweather Jr. (47 Kämpfe, 47 Siege, 26 durch KO), den Super Champion, antreten.
Gleichwohl wird dieser Interimtitel als Weltmeisterschaft vermarktet. Und hier wird es nun seltsam und klebrig. Culcay ist in der unabhängigen Weltrangliste auf Position 16 zu finden, Weber aber auf Position 129. Zwischen beiden liegen 113 Boxer. 113 Boxer sind also besser platziert als Weber. Damit dürfe Maurice Weber der Boxer mit der niedrigsten Platzierung sein, der jemals um eine „Weltmeisterschaft“ boxen durfte. Wohlgemerkt, der Titel ist vakant. Von Webers letzten sechs Gegnern hatte nur einer einen positiven Kampfrekord, nämlich der letzte. Der rangierte auf Nummer 299 der Weltrangliste. Also hat ein Sieg über die Nummer 299 Weber für die Interimsweltmeisterschaft qualifiziert. Selbst wenn Culcay schon Weltmeister wäre und der Kampf „nur“ ein freiwillige Titelverteidigung, wäre eine solche Ansetzung immer noch zu kritisieren.
Man könnte natürlich auch dankbar sein für diese Ansetzung. Es ließe sich schließlich für Culcay auch noch einen anderen Gegner finden. Man hätte ja auch z.B. Rafael De la Cruz (69 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 66 Niederlagen, 33 durch KO) aus der Dominikanischen Republik nehmen können. Der findet sich auf Position 1178 und ist damit der letzte in der Rangliste. Dann hätten zwischen „Golden Jack“ und seinem Gegner 1162 Plätze gelegen. Die Frage, die sich hier aufdrängt und die vermutlich nie beantwortet werden wird, lautet: Wie kann ein Boxer, der sich in der unabhängigen Weltrangliste auf Position 129 befindet, bei der WBA auf die Position 6 kommen? – Culcay ist auf 5.
Das Aufeinandertreffen von Jack Robert Culcay-Keth und Mohammed Lassoued, alias Weber, kann, sportlich gesehen, eher als eine Deutsche Meisterschaft betrachtet werden. Culcay ist in Deutschland die Nummer 1 und Weber die Nummer 4. Dazwischen sind aber noch Nick Klappert (21 Kämpfe, 20 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage) und Besar Nimani (18 Kämpfe, 18 Siege, 15 durch KO). Beide würden für Culcay eine größere Herausforderung als Weber darstellen. Nimani hat mehrfach schon sowohl Culcay als auch Weber herausgefordert. Beide sind ihm aber bisher aus dem Weg gegangen. Da kann man nur hoffen, dass sich nach seinem Titelgewinn der Titelträger und sein Management wenigsten trauen, die besten der deutschen Rangliste zu boxen.
Ach ja – was ich noch erwähnen wollte: Der neue WBA Interimsweltmeister im Super Weltergewicht heißt Jack Culcay!
© Uwe Betker
Ein seltsames Gerücht über Hagen Döring, Moritz Klatten und Henry Maske
Vor kurzem lief das Gerücht durch die Boxwelt, Hagen Döring, Moritz Klatten und Henry Maske hätten der ARD ein Profiboxkonzept vorgeschlagen, das aber nicht angenommen worden sei. Nun könnte man natürlich mutmaßen, dieses Gerücht sei von Menschen gestreut worden, die Sauerland Event und besagten Herren nur Schlechtes wünschen. Und von denen soll es ja den ein oder anderen geben. Man könnte in diesem Gerücht aber auch wieder einen Beleg dafür sehen, dass die ARD den Vertrag mit Sauerland Event nicht verlängern will.
Wenn man aber davon ausgeht, dass das Gerücht der Wahrheit entspricht, dann kann das zweierlei besagen. Vorstellbar wäre z.B., dass Hagen Döring, der Sportdirektor von Sauerland Event, im Namen seines Arbeitgebers bei der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland vorgesprochen hat, um einen neuen Vertrag für Sauerland Event zu bekommen. Dabei hat er versucht mit Henry Maske, der ehemaligen „Lichtgestalt“ des deutschen Profiboxens, als Inkarnation des fairen Boxens mit Topquote zu punkten. Gleichzeitig versuchte er die ARD davon zu überzeugen, auf den Junior Mittelgewichtler Jack Robert Culcay-Keth (16 Kämpfe, 15 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) zu setzen. Moritz Klatten ist nämlich der Manager von Culcay. Das wiederum würde bedeuten, dass für Döring und Sauerland Event in der kurz- und mittelfristigen Zukunftsplanung Arthur Abraham und Marco Huck keine Rolle mehr spielen.
Vorstellbar wäre aber auch, dass Hagen Döring, der Sportdirektor von Sauerland Event, nicht mehr an die Zukunft seines Arbeitgebers glaubt und sich beruflich umorientiert. Dann würde er zusammen mit Henry Maske und Moritz Klatten, der Jack Culcay mitbringt, seine eigene Promotionfirma aufziehen. Dafür hätten sie dann versucht, von der ARD Geld zu bekommen.
Das wiederum würde zu anderen Gerüchten passen, die besagen, dass sowohl Marco Huck als auch Arthur Abraham planen, eigene Promotionfirmen zu gründen, wenn sie denn damit einen TV-Vertrag bekommen.
Es sei hier noch einmal deutlich gesagt: Dies sind nur Gerüchte. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass an diesen Gerüchten auch nur ein Körnchen Wahrheit ist. Sie sind einfach zu abwegig, um sie zu glauben. Nein, ich kann sie wirklich nicht glauben. Vermutlich haben sie bösartige Menschen, die neidisch sind, in die Welt gesetzt – diese ewigen Nörgler, Madig- und Miesmacher. Pfui!
© Uwe Betker
Deutsche TV Sender zeigen kein Boxen
Einer der profundesten Kenner des Profiboxens und „die Kultfigur des deutschen Boxsports“, Ebby Thust, veröffentlichte auf seiner Internetseite http://www.boxen1.com einen Artikel mit dem Titel: „Warum verweigern die deutschen TV-Sender den Boxfans die „Big Fights“?“ In dem sehr guten und hellsichtigen Artikel stellt Thust fest, dass das deutsche Fernsehen „die wirklich großen Boxkämpfe“ nicht zeigt und man so gezwungen ist, sie im ausländischen Fernsehen zu sehen.
Die Situation in Deutschland ist hinlänglich bekannt. RTL hat einen Exklusiv-Vertrag mit den Klitschko-Brüdern. Das hat zur Folge, dass der kölner Sender nichts anderes zeigt als díe maximal vier Kämpfe pro Jahr von Wladimir Klitschko und Vitali Klitschko. Die vollmundigen Versprechungen, die die Klitschkos vor ein paar Jahren abgaben, sie würden einen eigenen Stall aufbauen, waren nur körperwarme Luft. RTL zeigt die Klitschkos und nichts als die Klitschkos.
SAT1 hat einen Vertrag mit Sturm Box-Promotion. Da Felix Sturm es nun konsequent versäumt hat, andere Boxer mit Potential unter Vertrag zu nehmen, zeigt SAT1 eben nur Felix Sturm, auch wenn er nur noch ein Schatten seines früheren Selbst ist, und ein wenig Syuzanna Kentikian.
Die ARD hat einen Exklusiv-Vertrag mit Sauerland Event und bringt also das, was Sauerland Event unter Vertrag hat und was der berliner Veranstalter für Hauptkämpfer hält. Wenn man Glück bekommt man Awetik Abrahamjan (Arthur Abraham), Muamer Hukić (Marco Huck) und Juan Pablo Hernandez zu sehen. Hat man aber Pech, dann bekommt man Jürgen Brähmer, Jack Robert Culcay-Keth (Jack Culcay) und Robert Helenius vorgesetzt.
Von den großen deutschen Fernsehsendern zeigt keiner wirklich Boxen. Alle zeigen nur das Boxen, das jeweils nur ein Veranstalter anzubieten hat. Wenn man davon ausgeht, dass es an jedem Wochenende in der Regel ca. 100 Boxkämpfe auf der Welt gibt, die nicht im deutschen Fernsehen zu sehen sind, die aber zum großen Teil besser sind, als all das, was uns hier so angeboten wird, kann man schon mal auf seltsame Ideen kommen.
Mir persönlich ist da z.B. der Gedanke gekommen, dass wir im deutschen Fernsehen womöglich gar kein Boxen sehen, sondern nur ein „Simulakrum“ von Boxen. Natürlich sehen wir schon die Übertragung oder Aufzeichnung eines wirklichen Boxkampfs. Aber irgendwie ist es eben auch nur ein Bild oder eine Nachbildung eines Boxkampfes. Die hiesigen Boxkämpfe sind dann auch häufig choreographiert. Der Sieger steht bereits vorher fest. Der Kampf, der uns gezeigt wird, ist also ein fiktiver. Heißt das dann aber nicht, dass das Bild oder die Nachbildung des Boxkampfes zu einem diffusen Bild, einem Traumbild oder Phantom wird.
Das Abbild des Boxens hat sich seiner Referenz auf die Wirklichkeit entledigt, d.h. das, auf das es sich bezieht, existiert nicht bzw. ist ein „leeres“ Zeichen. Die deutschen Fernsehanstalten zeigen also kein richtiges Boxen, sondern eine „Produktion“, die, außer dem äußeren Schein, nichts mit realem Boxen zu tun hat. Gleichzeitig aber ist die Nachbildung so perfekt, dass kaum noch jemand unterscheiden kann zwischen Original und Kopie, Vorbild und Abbild, Realität und Imagination. Das dürfte dann ja auch von den Veranstaltern und den TV-Sendern gewollt sein.
Das war ein postmoderner bzw. Postmoderne kritischer Diskurs im Bereich Kultur- und Mediensemiotik, angewendet auf das Profiboxen in Deutschland. – Kommt in absehbarer Zeit nicht wieder vor. Versprochen!
© Uwe Betker
Die letzten Zwölf (4)
Universum Box-Promotion ist mit Alexander Dimitrenko (32 Kämpfe, 31 Siege, 21 durch KO, 1 Niederlage) und Ruslan Chagaev (29 Kampfe, 27 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden) im Schwergewicht gut vertreten. Ich glaube zwar nicht, dass einer von ihnen im Moment eine Chance hätte im Kampf gegen einen der Klitschkos. Aber vielleicht will Klaus-Peter Kohl ja auch noch eine Weile warten.
In den anderen Gewichtsklassen sieht es nicht so gut aus. Gennady Golovkin (20 Kämpfe, 20 Siege, 17 durch KO), der Weltmeister der WBA im Mittelgewicht, ist wohl der Beste der verbliebenen Zwölf. Er ist aber auch derjenige, der nicht mehr für Klaus-Peter Kohl Boxen will.
Es wäre schon interessant zu wissen, nach welchen Kriterien Kohl das Personal seines Boxstalls reduziert hat. Mir leuchtet es z.B. nicht ein, warum er den Vertrag mit dem langjährigen Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht, Zsolt Erdei (33 Kämpfe, 33 Sieg, 18 durch KO), nicht verlängert hat. Erdei war doch ein Garant für sportliche Erfolge.
Auch kann ich nicht verstehen, wieso man so wenig Wert darauf legte, den Vertrag mit Markus Tomala (9 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen) zu verlängern. Tomala ist schließlich einer der letzten deutschen Schwergewichtler mit Perspektive. Wenn ich richtig informiert bin, hat Universum schlicht die Frist für die Vertragsverlängerung verschlafen, bzw. die Mitteilung, die Vertragsverlängerungsoption wahrnehmen zu wollen, zu spät abgeschickt.
Noch unverständlicher ist es, dass Jack Culcay (8 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO) an Ulf Steinforth abgegeben wurde. Das Riesentalent im Junior Mittelgewicht war doch vermutlich gut zu vermarkten. Nun, wir werden wohl nie erfahren, aufgrund welcher Überlegungen die einen Boxer behalten und andere auf die Straße gesetzt wurden.
© Uwe Betker
Ein Blick in die Glaskugel
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass, seit sie ihren TV-Vertrag mit dem ZDF verloren hat, das einstige „German Powerhouse“ Universum Box-Promotion in den letzten Zügen liegt. Dafür hat Universum, so scheint mir, lange Jahre hart und verbissen gearbeitet. Die Erosion des Veranstalters ist nicht zu übersehen. Viele bekannte Namen sind verschwunden. Von der Frauenabteilung sind nur noch zwei Boxerinnen übrig geblieben. Boxer werden ins Ausland geschickt.
Offensichtlich ist es Klaus-Peter Kohl, dem Besitzer und Gründer von Universum, nicht gelungen, einen potenten TV-Partner für sein Produkt zu interessieren. Es sind Gerüchte zu hören, dass Boxer dazu genötigt werden, auf die Hälfte ihrer vertraglich garantierten Börse verzichten, nur um überhaupt noch boxen zu können. Weitere Gerüchte besagen, dass Sauerland Event sich nicht retten kann vor Anfragen von Universum-Boxern, die den Stall wechseln wollen. Angeblich sind alle bereit, für einen Vertrag radikale finanzielle Einbussen in Kauf zu nehmen. Das hört sich nicht gut an.
Wie lang es Klaus-Peter Kohl noch versuchen wird, seinen Boxstall zu alter Größe zurück zu führen, ist ungewiss. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken will, hat Kohl genug Geld, noch eine ganze Weile durchzuhalten. Ein Problem, mit dem er sich konfrontiert sieht, ist natürlich, dass der Ruf seiner Veranstaltungen nicht der beste ist. Denn wären seine Veranstaltungen gut gewesen, hätte auch die Einschaltquote gestimmt. Hätte die Einschaltquote gestimmt, wäre das Zweite Deutsche Fernsehen nicht ausgestiegen.
Also schauen wir in die Glaskugel, die die Zukunft uns zeigt. Was sehen wir, sagen wir in einem dreiviertel Jahr?
Klaus-Peter Kohl hat seinen Laden dicht gemacht. SES, der Boxstall von Ulf Steinforth hat keinen Anschlussvertrag mit SAT 1 bekommen und veranstaltet nur noch im Verbund mit Arena Boxpromotion und Felix Sturm. Sauerland Event ist der größte Veranstalter von Europa. Sie haben nur Denis Boytsov, Sebastian Zbik und Jack Culcay, von Universum übernommen. Dafür hat Nikolai Valuev aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklärt. Andere Boxer wurden schlicht aussortiert.
Die Brüder Wladimir und Vitali Klitschko vermarkten sich weiter alleine. Und sie vermarkten weiterhin einzig und alleine sich selber. Sie sind immer noch auf RTL zu sehen und das Vorprogramm ist weiterhin zum großen Teil zum Wegsehen.
Das Frauenboxen hat, soweit es das Fernsehen in Deutschland betrifft, aufgehört zu existieren. Manchmal sieht man noch im Publikum Regina Halmich, und manchmal zeigt die ARD ein paar Minuten von den Kämpfen der Norwegerin Cecilia Braekhus.
Felix Sturm setzt seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit SAT1 fort. Einen Teil des Vorprogramms bestückt er selber. Der andere Teil kommt von Arena Boxpromotion. Arena wird zum zweitgrößten Veranstalter in Deutschland. Odlanier Solis bekommt seinen Kampf gegen Wladimir Klitschko und … Yuriorkis Gamboa und Selcuk Aydin sind immer noch Weltmeister im Federgewicht bzw. im Weltergewicht. Ihre Kämpfe sind aber immer noch nur selten im deutschen Fernsehen zu sehen. Bei den wenigen SAT1-Veranstaltungen sind Benjamin Simon und wechselnde andere die Hauptkämpfer von Arena.
© Uwe Betker
Übertragungen von Boxkämpfen im Internet
Auf der Suche nach neuen Vermarktungsstrategien versucht Universum Box-Promotion neue Wege zu gehen. Dabei setzt Klaus-Peter Kohl jetzt auch auf das Internet. Erst unlängst übertrug Bild.de einen 8 Runden Kampf von Jack Culcay (19.11.2010). Zunächst einmal ist dies ein sehr innovativer Schritt der Verbreitung von Boxkämpfen, den man als Box-Aficionado nur begrüßen kann. Ob das nun aber wirklich die Zukunft des Boxsports oder des hamburger Veranstalters sein kann, daran kommen dann allerdings doch schon Zweifel auf.
Bild.de-Sportchef Tobias Holtkamp zeigte sich in einem Interview sehr angetan von der Zuschauerreaktion auf die Übertragung des Kampfes zwischen Jack Culcay und Alexey Ribchev aus Bulgarien. 300.000 User sahen den Kampf am späten Freitagabend online. Was sich der übertragende Anbieter zu Gute hält, ist die Tatsache, dass die User sich hier explizit für das Angebot entschieden haben und nicht, wie das beim Fernsehen wohl nicht unüblich ist, beim Duchzappen zufällig hängen geblieben sind. Bild.de will weiterhin Sportveranstaltungen übertragen und führt schon Gespräche über die Übertragung des nächsten WM-Kampfes von Syuzanna Kentikyan alias Susi Kentikian.
Vergleicht man aber die 300.000 Zuschauer mit den Einschaltquoten beim Fernsehen, dann relativiert sich das gezeichnete positive Bild doch recht bald. Zurzeit sehe ich jedenfalls nicht, wie durch Internet Veranstalter und Universum Box-Promotion dabei im Besonderen so viel Geld eingenommen werden könnte, dass dadurch Veranstaltungen zu refinanzieren wären. Ich hoffe aufrichtig, dass ich eines Besseren belehrt werde.
© Uwe Betker