Posts Tagged ‘Jack Robert Culcay-Keth’
Jack Culcay vs. Demetrius Andrade – ein Vorbericht
Wenn Jack Robert Culcay-Keth (23 Kämpfe, 22 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) am 11. März 2017 in der Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen in den Ring steigt, dann wird der Ausgang dieses Kampfes, wie wohl kein Kampf vorher, den Rest seiner Karriere bestimmen.
Jack Culcay wurde, nachdem er Weltmeister der Amateure im Weltergewicht in Mailand geworden war, 2009 Profi. Er galt als eines der größten deutschen Boxtalente. Er wurde im Super Weltergewicht WBA Inter Continental Champion, Europameister der EBU, Interimsweltmeister der WBA und kampflos „richtiger“ Weltmeister der WBA. Er ist seit sechseinhalb Jahren Profi und nunmehr 31 Jahre alt. Culcay muss nun langsam die Erwartungen, die in ihn gesteckt wurden, erfüllen. Eben dies wird aber gegen den Herausforderer Demetrius Andrade (23 Kämpfe, 23 Siege, 16 durch KO) nicht einfach werden.
Andrade ist mit 185 cm Größe ganze 13 cm größer als Culcay. Culcay muss einen erheblichen Reichweitennachteil ausgleichen. Bei der Amateurweltmeisterschaft 2007 in Chicago konnte er das nicht. Dort unterlag er im Viertelfinale dem späteren Tourniersieger Demetrius Andrade.
Der Kampf zwischen Andrade und Culcay verspricht ein Superkampf zu werden. Austragungsort ist gleichwohl die relativ kleine Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen, die ohne Innenraumbestuhlung nur 2.250 Sitzplätze haben soll. Wir dürfen auch auf die Einschaltquoten gespannt sein. In einer Pressemeldung war zu lesen, dass der Kampf auf ProSieben MAXX zu sehen sein wird.
Team Sauerland tut alles dafür, dass Culcay gewinnt. Er bekommt sogar maßangefertigte Boxhandschuhe. Allerdings irritiert mich das ein wenig, denn, soweit ich recht informiert bin, müssen die Handschuhe identisch sein.
Das Team um Culcay gibt sich optimistisch. Trainer Ulli Wegner: „Ohne übertreiben zu wollen: Ich kann Unmögliches möglich machen.“ Und weiter: „Die Experten unterschätzen Jack Culcays Leistungsfähigkeit. Das wird nicht nur Jacks schwerster Kampf, sondern auch Andrades – wahrscheinlich so schwer, dass der Amerikaner den Ring nicht als Sieger verlassen wird!“ Auch Culcay ist siegessicher: „Ich habe Power für die vollen zwölf Runden und werde der Welt beweisen, dass ich gegen die stärksten Boxer der Welt bestehen kann. Und dann geht es auf nach Amerika!“
Auch Moritz Klatten, der Manager von Culcay, spricht von Amerika: „Mit einem Sieg über Andrade kann sich Jack über Nacht einen Namen in den USA und damit weltweit machen. Fights gegen die absoluten Topstars der Branche sind dann keine Utopie mehr, sondern werden Realität.“
Die Äußerungen Amerika betreffend sind interessant. Damit wird doch wohl ankündigt, dass Culcay nach einem Sieg und damit dem Gewinn seines ersten „richtigen“ Weltmeisterschaftskampfes nicht mehr nahezu ausschließlich in Deutschland boxen will und soll, sondern in den USA. Man muss kein Hellseher oder Gedankenleser sein, um zu erkennen, dass das wohl finanzielle Gründe hat.
Amerika ist aber noch Zukunftsmusik, denn vorher muss Culcay wie gesagt erst noch den Titelverteidiger Andrade bezwingen. Und das wird nicht ganz einfach werden, ganz im Gegenteil. Und was macht Jack Robert Culcay-Keth, wenn er nicht gewinnt?
© Uwe Betker
Ein seltsames Gerücht über Hagen Döring, Moritz Klatten und Henry Maske
Vor kurzem lief das Gerücht durch die Boxwelt, Hagen Döring, Moritz Klatten und Henry Maske hätten der ARD ein Profiboxkonzept vorgeschlagen, das aber nicht angenommen worden sei. Nun könnte man natürlich mutmaßen, dieses Gerücht sei von Menschen gestreut worden, die Sauerland Event und besagten Herren nur Schlechtes wünschen. Und von denen soll es ja den ein oder anderen geben. Man könnte in diesem Gerücht aber auch wieder einen Beleg dafür sehen, dass die ARD den Vertrag mit Sauerland Event nicht verlängern will.
Wenn man aber davon ausgeht, dass das Gerücht der Wahrheit entspricht, dann kann das zweierlei besagen. Vorstellbar wäre z.B., dass Hagen Döring, der Sportdirektor von Sauerland Event, im Namen seines Arbeitgebers bei der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland vorgesprochen hat, um einen neuen Vertrag für Sauerland Event zu bekommen. Dabei hat er versucht mit Henry Maske, der ehemaligen „Lichtgestalt“ des deutschen Profiboxens, als Inkarnation des fairen Boxens mit Topquote zu punkten. Gleichzeitig versuchte er die ARD davon zu überzeugen, auf den Junior Mittelgewichtler Jack Robert Culcay-Keth (16 Kämpfe, 15 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) zu setzen. Moritz Klatten ist nämlich der Manager von Culcay. Das wiederum würde bedeuten, dass für Döring und Sauerland Event in der kurz- und mittelfristigen Zukunftsplanung Arthur Abraham und Marco Huck keine Rolle mehr spielen.
Vorstellbar wäre aber auch, dass Hagen Döring, der Sportdirektor von Sauerland Event, nicht mehr an die Zukunft seines Arbeitgebers glaubt und sich beruflich umorientiert. Dann würde er zusammen mit Henry Maske und Moritz Klatten, der Jack Culcay mitbringt, seine eigene Promotionfirma aufziehen. Dafür hätten sie dann versucht, von der ARD Geld zu bekommen.
Das wiederum würde zu anderen Gerüchten passen, die besagen, dass sowohl Marco Huck als auch Arthur Abraham planen, eigene Promotionfirmen zu gründen, wenn sie denn damit einen TV-Vertrag bekommen.
Es sei hier noch einmal deutlich gesagt: Dies sind nur Gerüchte. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass an diesen Gerüchten auch nur ein Körnchen Wahrheit ist. Sie sind einfach zu abwegig, um sie zu glauben. Nein, ich kann sie wirklich nicht glauben. Vermutlich haben sie bösartige Menschen, die neidisch sind, in die Welt gesetzt – diese ewigen Nörgler, Madig- und Miesmacher. Pfui!
© Uwe Betker
Die dritte Krefelder Fight Night
Das es immer schwieriger wird, Profiboxkämpfe zu organisieren, zeigte sich am Samstag bei der dritten Krefelder Fight Night. Die beiden Profiboxkämpfe von der Derya Saki und Meikel Samek fielen nämlich aus. Stattdessen gab es Show Kämpfe zu sehen.
Insgesamt gab es 12 Kämpfe: 4 Show Kämpfe, 5 GBA Amateurkämpfe, 2 K1 Show Kämpfe und 1 K1 Kampf der Junioren. Man kann von allen Kämpfen sagen: Sie waren gut! Einige Kämpfer kamen aus der Boxschule Culcay in Pfungstadt. Nahezu alle versuchten sich im Stil eines Jack Robert Culcay-Keth.
Zwei der Show Kämpfe waren durchaus bemerkenswert. Das war einmal das Aufeinandertreffen des Profiboxers Meikel Samek (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO)und des Amateurboxers Cicek Ahmet von der besagten Boxschule Culcay im Leichtgewicht. Der Kampf bildete den Abschluss des Abends. Samek boxte seinen extravaganten Stil. Er tauchte tief ab und boxte praktisch ohne Deckung. Manchmal stand er extrem breitbeinig. Sein Gegner boxte nicht den Culcay Stil. Dadurch entwickelte sich ein interessanter und spannender Kampf.
Die ersten beiden Runden konnte der Krefelder Samek dominieren. Immer wieder kam er mit seinen unorthodox geschlagenen Schwingern durch, und es sah zuerst ganz danach aus, als würde er vorzeitig gewinnen. Dann baute er aber konditionell schnell ab und wurde selbst zum Gejagten. Die letzten zwei der vier Runden waren geprägt von zum Teil wilden Schlagabtäuschen.
Samek hatte seine liebe Not. Man darf schon gespannt sein, wie sich die Profikarriere von Samek weiter entwickeln wird. Im Augenblick sieht es so aus, als würde er abwechselnd spektakulär gewinnen und dann genauso spektakulär untergehen. Auf jeden Fall bietet er eine gute Unterhaltung.
Die Leichtgewichtlerin Derya Saki (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO) traf auf die Federgewichtlerin Melanie Zwecker (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO). Diesen Kampf kann man wirklich als eine Werbung fürs Frauenboxen betrachten. Beide Kämpferinnen zeigten Boxen auf einem hohen technischen Niveau. Saki boxte mit einer stabilen Deckung, druckvoll sich flachfüßig nach vorne schiebend. Immer wieder kam sie mit Haken zum Kopf durch. Nicht zuletzt aufgrund ihrer höheren Gewichtsklasse und ihrer größeren Erfahrung hatte die 23-jährige insgesamt mehr vom Kampf und dominierte ihn.
Die Überraschung des Abends war aber, jedenfalls für mich, Melanie Zwecker. Sie boxte leichtfüßig, hatte eine kompakte Deckung. Sie geht auch dann noch nach vorne, wenn sie einer starken Gegnerin gegenübersteht. Besonders beeindruckt hat mich, dass sie immer wieder gut mit rechten Haken zum Kopf durchkam – und das bei einer solchen Gegnerin! Die 29-jährige Zwecker boxt erst seit eineinhalb Jahren bei Trainer Michael Siegel.
Siegel fungierte in allen Kämpfen, außer einem, nämlich dem seiner eigenen Boxerin, als Ringrichter. Hierbei zeigte er eine sehr gute und souveräne Leistung. Er gehört zu der raren Spezies von Ringrichtern, die sich zurückhalten und im Ring nur dann agieren, wenn es nötig ist. Auch seine GBA Kollegen präsentierten sich sehr umsichtig. So bekamen doch tatsächlich alle Boxer, die ihren Kampf gewonnen hatten, den Sieg auch zugesprochen – und das unabhängig davon, aus welcher Ecke sie kamen. Das ist nun etwas, das bei Veranstaltungen großer Promoter gerade keine Selbstverständlichkeit ist.
Man kann nur hoffen, dass Saki, Zwecker und Samek bald wieder Profikämpfe bekommen werden. Vielleicht gelingt das ja wieder im South Side Boxing Gym in Krefeld, wo es gutes Boxen zu sehen gibt.
© Uwe Betker
Deutsche TV Sender zeigen kein Boxen
Einer der profundesten Kenner des Profiboxens und „die Kultfigur des deutschen Boxsports“, Ebby Thust, veröffentlichte auf seiner Internetseite http://www.boxen1.com einen Artikel mit dem Titel: „Warum verweigern die deutschen TV-Sender den Boxfans die „Big Fights“?“ In dem sehr guten und hellsichtigen Artikel stellt Thust fest, dass das deutsche Fernsehen „die wirklich großen Boxkämpfe“ nicht zeigt und man so gezwungen ist, sie im ausländischen Fernsehen zu sehen.
Die Situation in Deutschland ist hinlänglich bekannt. RTL hat einen Exklusiv-Vertrag mit den Klitschko-Brüdern. Das hat zur Folge, dass der kölner Sender nichts anderes zeigt als díe maximal vier Kämpfe pro Jahr von Wladimir Klitschko und Vitali Klitschko. Die vollmundigen Versprechungen, die die Klitschkos vor ein paar Jahren abgaben, sie würden einen eigenen Stall aufbauen, waren nur körperwarme Luft. RTL zeigt die Klitschkos und nichts als die Klitschkos.
SAT1 hat einen Vertrag mit Sturm Box-Promotion. Da Felix Sturm es nun konsequent versäumt hat, andere Boxer mit Potential unter Vertrag zu nehmen, zeigt SAT1 eben nur Felix Sturm, auch wenn er nur noch ein Schatten seines früheren Selbst ist, und ein wenig Syuzanna Kentikian.
Die ARD hat einen Exklusiv-Vertrag mit Sauerland Event und bringt also das, was Sauerland Event unter Vertrag hat und was der berliner Veranstalter für Hauptkämpfer hält. Wenn man Glück bekommt man Awetik Abrahamjan (Arthur Abraham), Muamer Hukić (Marco Huck) und Juan Pablo Hernandez zu sehen. Hat man aber Pech, dann bekommt man Jürgen Brähmer, Jack Robert Culcay-Keth (Jack Culcay) und Robert Helenius vorgesetzt.
Von den großen deutschen Fernsehsendern zeigt keiner wirklich Boxen. Alle zeigen nur das Boxen, das jeweils nur ein Veranstalter anzubieten hat. Wenn man davon ausgeht, dass es an jedem Wochenende in der Regel ca. 100 Boxkämpfe auf der Welt gibt, die nicht im deutschen Fernsehen zu sehen sind, die aber zum großen Teil besser sind, als all das, was uns hier so angeboten wird, kann man schon mal auf seltsame Ideen kommen.
Mir persönlich ist da z.B. der Gedanke gekommen, dass wir im deutschen Fernsehen womöglich gar kein Boxen sehen, sondern nur ein „Simulakrum“ von Boxen. Natürlich sehen wir schon die Übertragung oder Aufzeichnung eines wirklichen Boxkampfs. Aber irgendwie ist es eben auch nur ein Bild oder eine Nachbildung eines Boxkampfes. Die hiesigen Boxkämpfe sind dann auch häufig choreographiert. Der Sieger steht bereits vorher fest. Der Kampf, der uns gezeigt wird, ist also ein fiktiver. Heißt das dann aber nicht, dass das Bild oder die Nachbildung des Boxkampfes zu einem diffusen Bild, einem Traumbild oder Phantom wird.
Das Abbild des Boxens hat sich seiner Referenz auf die Wirklichkeit entledigt, d.h. das, auf das es sich bezieht, existiert nicht bzw. ist ein „leeres“ Zeichen. Die deutschen Fernsehanstalten zeigen also kein richtiges Boxen, sondern eine „Produktion“, die, außer dem äußeren Schein, nichts mit realem Boxen zu tun hat. Gleichzeitig aber ist die Nachbildung so perfekt, dass kaum noch jemand unterscheiden kann zwischen Original und Kopie, Vorbild und Abbild, Realität und Imagination. Das dürfte dann ja auch von den Veranstaltern und den TV-Sendern gewollt sein.
Das war ein postmoderner bzw. Postmoderne kritischer Diskurs im Bereich Kultur- und Mediensemiotik, angewendet auf das Profiboxen in Deutschland. – Kommt in absehbarer Zeit nicht wieder vor. Versprochen!
© Uwe Betker