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Wunder gibt es immer wieder
Das Lied „Wunder gibt es immer wieder“ wurde 1970 von Christian Bruhn und Günter Loose geschriebener. Von Katja Ebstein eingesungen, war es der deutsche Beitrag zum 15. Eurovisie Songfestival, also dem Eurovision Song Contest 1970. Es belegte den dritten Platz.
Abgesehen davon dass das Lied ein Ohrwurm ist, hat es Tiefe. Das zeigt sich z.B., wenn man den Text in einen Zusammenhang mit den neuen Entwicklungen beim DBV bringt. Wir erinnern uns: Am 22. Januar 2019 verkündetet der Deutsche Boxsport-Verband e. V. das Aus für den 26. Chemiepokal in Halle an der Saale. DBV-Präsident Jürgen Kyas erklärte. In einer Pressemeldung. „Die Hauptgründe liegen in den angekündigten drastischen Reduzierungen von Fördermitteln bei gleichbleibenden Anforderungen der Zuwendungsgeber Land Sachsen-Anhalt und LOTTO Sachsen-Anhalt und nicht erfüllbarer bürokratischer Auflagen.“
Wie singt Katja Ebstein?
Viele Menschen fragen
„Was ist Schuld daran?
Warum kommt das Glück
Nicht zu mir?“
Fangen mit dem Leben
Viel zu wenig an
Dabei steht das Glück
Schon vor der Tür
DBV-Präsident Jürgen Kyas beschuldigt das Land Sachsen-Anhalt Fördermittel „drastsich“ gestrichenzu haben und „nicht erfüllbare bürokratische Auflagen“ zu verlangen. Das Landesverwaltungsamt von Sachsen-Anhalt weist die Schuld weit von sich und bezichtigt Kyas damit sozusagen der Falschaussage. Es erklärte gegenüber dem MDR: „Beide Sachverhalte sind falsch. Die Fördermittel in Höhe von 50.000 Euro wurden nicht gekürzt und stehen zur Verfügung. Daran hat sich nichts geändert. Zudem wurden die vorzeitigen Maßnahmebedingungen für den Geldfluss vergangene Woche genehmigt.“ Leider veröffentlichte Herr Kyas bis heute nicht den Brief, das Fax oder die Mail, aus der hervorgeht, dass das Land Sachsen-Anhalt Fördermittel kürzt. Was für mich vollständig unverständlich ist, wenn Kyas‘ Aussage richtig ist.
Aber wie singt doch Katja Ebstein?
Wunder gibt es immer wieder
Heute oder morgen
Können sie geschehen
Wunder gibt es immer wieder
Wenn sie dir begegnen
Musst du sie auch sehen
Dieses Wunder ist nun offenbar geschehen. Der Internetseite http://www.boxato.com zufolge wird der Chemiepokal dieses Jahr in Köln stattfinden und dann „Chemie Colonia Worldcup“ heißen. Angeblich soll er vom 09. bis 14. April 2019 stattfinden.
Wie ging aber nun dieses Wunder vonstatten? Bei der „Hochzeit zu Kana“, einer Wundererzählung aus der Bibel, ging das relativ einfach. Jesus von Nazaret, Gast bei einer Hochzeitsfeier, verwandelte Wasser in Wein, als den Feiernden der Wein ausging.
Wie aber schaffte es Jürgen Kyas, sein Wunder zu vollbringen. Wie schaffte er es, kurzfristig das Land NRW dazu zu bewegen, auf die Schnelle Fördermittel für ein Amateurboxturnier bereit zu stellen. Und er schaffte es, das Land NRW dazu zu bringen, geringere bürokratische Auflagen zu fordern als Sachsen-Anhalt.
Ronny Poge, der Autor des Artikels über „Chemie Colonia Worldcup“ sieht die Verlegung in einem anderen Kontext. „Nach den beiden gescheiterten Olympia-Bewerbungsversuchen von München und Hamburg versucht jetzt Nordrhein-Westfalen die Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2032. Dafür braucht der neue Bewerber hochkarätige Sportevents für die einzelnen Sportarten. Deshalb wurde der Chemiepokal Halle, als einziges internationales Elite-Boxturnier Deutschlands, von Sachsen-Anhalt nach Köln verlegt. Hamburg hatte bei seiner Olympia-Bewerbung für die Sommerspiele 2024 von der AIBA die Weltmeisterschaften 2017 als „Generalprobe“ zugesprochen bekommen.“
Das Grundproblem mit Wundern ist nicht, wie Katja Ebstein singt, dass man sie sehen muss, sondern dass man sie glauben muss. Und Glauben ist nicht Wissen. Wenn man voraussetzt, der Bericht über die Verlegung des Chemiepokals ist richtig, dann stellen sich ein paar Fragen. Hat DBV-Präsident Jürgen Kyas tatsächlich nur kurzfristig auf die drastische Kürzung von Fördermitteln durch das Land Sachsen-Anhalt reagiert oder hat er die Verlegung von langer Hand geplant, um Olympia-Bewerbungsversuchen von NRW zu unterstützen? Hat das Land Sachsen-Anhalt die Fördermittel für den Chemiepokal überhaupt gekürzt?
Es wäre schon hilfreich, wenn der Präsident des DBV, Herr Jürgen Kyas, das besagte Schreiben veröffentlichen würde. Ich finde es sehr schwer zu ertragen, dass man einfach nicht weiß, wem man glauben kann: dem DBV oder dem Land Sachen-Anhalt.
© Uwe Betker
Einer lügt immer
„Einer lügt immer“ ist eine Sammlung von Kriminalgeschichten von Ross Macdonald rund um die Figur Lew Archer. Die Bücher dieses Autors kann man jedem nur empfehlen, der auf Krimis steht. Ross Macdonald gilt als einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten „harten Schule“ des Detektivromans. Er steht in der Tradition von Dashiell Hammett und Raymond Chandler und ist ein Vorbild von James Ellroy. Auch hat er als einer der ersten Krimiautoren der Gattung Gedanken der Psychoanalyse zugeführt.
Aber was hat das alles nun mit Boxen zu tun? Nichts. Außer, dass wohl immer einer lügt. Genau das scheint mir nämlich bei der Absage der 46. Auflage des Chemiepokals der Amateurboxer in Halle/Saale der Fall zu sein. Der renommierte Chemiepokal, der für Anfang April geplant war ist abgesagt worden. Damit hat die wohl traditionsreichste und wertigste Veranstaltung der Amateurboxer in Deutschland ihr Leben ausgehaucht. Wie in einem Krimi stellt sich natürlich die Frage: Wer ist der Mörder? Oder hier: Wer ist dafür verantwortlich?
Der DBV, der Deutsche Boxsport-Verband, zeigt mit dem Finger auf das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt. „Die Hauptgründe liegen in den angekündigten drastischen Reduzierungen von Fördermitteln bei gleichbleibenden Anforderungen der Zuwendungsgeber Land Sachsen-Anhalt und LOTTO Sachsen-Anhalt und nicht erfüllbarer bürokratischer Auflagen.“ So wird DBV-Präsident Jürgen Kyas in einer Pressemeldung des DBV zitiert. „Das wirtschaftliche Risiko ist nicht mehr zu verantworten. Der Umgang mit uns als Verband durch das Land Sachsen-Anhalt ist inakzeptabel. Mit Sportförderung von hochrangigen Sportveranstaltungen hat dies nur noch wenig zu tun. Die Politik des Landes Sachsen-Anhalt hat uns im wahrsten Sinne des Wortes im Stich gelassen. Eines der weltweit hochwertigsten Boxturniere im Olympischen Boxsport ist damit vom Kalender des Landes Sachsen-Anhalt verschwunden. Zum gegenwärtigem Zeitpunkt ist die Finanzierung des Chemiepokals völlig offen und fast nicht zu erfüllende Nachforderungen und Auflagen des Landes Sachsen-Anhalt verhindern die erforderlichen vertraglichen Vereinbarungen.“ Soweit Kyas.
Weiter heißt es in der Pressemeldung: „Trotz vorliegender Zusagen von Partnern und Sponsoren, die die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen wollen, ist die Finanzierung des Chemiepokals nicht gesichert. Derzeit ist der vorzeitige Maßnahmenbeginn durch das Land Sachsen-Anhalt noch nicht genehmigt, was aber die zwingende Voraussetzung für eine finanzielle Landesförderung und vertragliche Vereinbarungen darstellt. Hinzu kommt eine bis zu 30prozentige Kürzung der Fördersumme durch LOTTO -Sachsen-Anhalt. „Wir können derzeit keinerlei vertragliche Vereinbarungen treffen und für die Suche nach weiteren Sponsoren bleibt kaum noch Zeit“, erläuterte der für die Finanzen zuständige Vizepräsident des DBV, Erich Dreke (Mettmann). „Der DBV hat bereits über vier Jahren darauf hingewiesen, dass die Organisation des weltgrößten Boxturniers eine stabile finanzielle Grundlage erfordert“, so Dreke weiter.
„Wir arbeiten zurzeit intensiv an einer Alternative für die Fortführung an einem anderen Standort und werden dies in Kürze veröffentlichen“, sagte Sportdirektor Michael Müller (Dortmund). „Wir danken allen bisherigen Partnern und Sponsoren, namentlich der Stadt Halle, den Stadtwerken Halle, der Firma S&G, der HAVAG, dem Stadtmarketing Halle, dem Fachbereich Sport der Stadt Halle, dem TRYP Hotel und der GWG ausdrücklich für die bisher geleistete Unterstützung“, erklärte Müller abschließend.“
Also wer ist der Mörder? Laut DBV und seiner Führungsriege Jürgen Kyas, Erich Dreke und Michael Müller eindeutig das Land Sachsen-Anhalt. Denn – hier nochmals der Hauptvorwurf, also die Tatwaffe. „Die Hauptgründe liegen in den angekündigten drastischen Reduzierungen von Fördermitteln bei gleichbleibenden Anforderungen der Zuwendungsgeber Land Sachsen-Anhalt und LOTTO Sachsen-Anhalt und nicht erfüllbarer bürokratischer Auflagen.“
Der vermeintliche Täter, das Landesverwaltungsamt von Sachsen-Anhalt, widerspricht dem DBV allerdings. Es erklärte gegenüber dem MDR: „Beide Sachverhalte sind falsch. Die Fördermittel in Höhe von 50.000 Euro wurden nicht gekürzt und stehen zur Verfügung. Daran hat sich nichts geändert. Zudem wurden die vorzeitigen Maßnahmebedingungen für den Geldfluss vergangene Woche genehmigt.“ Auch die vom DBV kritisierten angeblichen bürokratischen Wege, könne die Landesverwaltung nicht nachvollziehen, „schließlich handelt es sich um öffentliche Gelder der Bürger und Bürgerinnen, an die sich auch der DBV halten muss.“
Wenn ich die Äußerungen des Landesverwaltungsamts von Sachsen-Anhalt richtig verstehe, wird darin nun der DBV bzw. einige seiner Vertreter der Lüge bezichtigt. Womit wir wieder bei unserem anfänglichen „Einer lügt immer“ wären.
Jetzt wird es interessant. Die Auflösung ist nämlich in greifbarer Nähe. Der hinterhältige meuchelnde Mörder des Chemiepokals, um in der Sprache von Kriminalromanen zu bleiben, kann entlarvt werden. Der DBV ist in einer geradezu phantastischen Situation: Er hat nämlich den ultimativen Beweis für die Überführung des Täters in den Händen. Der DBV, also Jürgen Kyas, der Präsident des Verbandes, Erich Dreke, der Vizepräsident und Michael Müller, Sportdirektor, braucht nur hingehen und das Schreiben veröffentlichen, in dem das Landesverwaltungsamt die Reduzierung der Fördermittel ankündigt. Wenn jedoch Jürgen Kyas, Erich Dreke und Michael Müller keinen Brief oder Email vorlegen können …
Einer lügt immer.
© Uwe Betker
Gastbeitrag: Boxsport-Geschichte in Deutschland geschrieben / Gemeinsame Tagung unter dem Motto: „Zusammen sind wir stark“
Auf Einladung des Bürgermeisters der Stadt Karlsruhe und des Präsidenten des Badischen Landessportbundes, Dr. Martin Lenz trafen sich am Dienstag, 16. Mai 2017 im Hoepfner Burghof (Gastgeber: Willy Schmidt und die Hoepfner Brauerei Karlsruhe) die Vertreter der wichtigsten Organisationen, die im deutschen Boxsport, sowohl im olympischen Boxen als auch im Profiboxen tätig sind.
Ziel war es, im Rahmen des „Come together“, durch einen intensiven Gedankenaustausch nach Verbesserungen der Zusammenarbeit und gegebenenfalls gemeinsamen Projekten zu suchen.
So haben sich im „Mälzerstüble“, zu einer historischen Besprechung, die Delegationen des BDB, DBV/AIBA und des Badischen Landessportbundes zusammengefunden. Unter der Schirmherrschaft von Dr. Martin Lenz und Karlsruhes Sportbotschafter Rainer Gottwald nahmen folgende Offizielle an der Tagung teil:
Vom Bund deutscher Berufsboxer (BDB): Präsident Thomas Pütz, Vizepräsident Sport Volker Grill und Kampfrichterobmann Walter Knieps
Vom Deutschen Boxsport-Verband (DBV): DBV-Präsident Jürgen Kyas, DBV-Sportdirektor Michael Müller, DBV-Vizepräsident/Kampfrichterobmann Erich Dreke, DBV-Vizepräsident Uwe Hamann (gleichzeitig Präsident des Boxverbandes Baden-Württemberg), Baden-Württembergs Vizepräsident Marco Grund, HBV-Präsident Daniel Tischer und der Vorsitzende der Technical &Rules-Kommission der AIBA (und Berater von TS Fight Sport) Helmut Ranze, und DBV – Bundestrainer Valentin Silaghi
Von TS Fight Sport dessen Chef Thomas Schwarz
Nach ausgiebiger Diskussion und Einschätzung des derzeitigen Umfeldes im Bereich des olympischen Boxens und des Profiboxens resultierte die klare Erkenntnis, dass nur mit einer engen und effizienten Zusammenarbeit aller wichtiger Partner und hier zählen auch insbesondere die seriösen Promotoren dazu, der Boxsport in Deutschland zukunftsfähig und hochattraktiv für mögliche Fernsehsender gemacht werden kann und muss.
Aufgrund der Regeländerung des Weltverbandes AIBA ist es jetzt möglich, eine enge Zusammenarbeit zwischen Profis und olympischem Boxen zu organisieren. Hierzu laufen bereits erste Gespräche. Entsprechend ist jedoch, dass erst einmal die Grundlagen der Zusammenarbeit strukturiert werden müssen.
Gründung eines Aufsichtsrates
Als übergreifendes Führungselement wurde aus Vertretern des DBV, des BDB, der AIBA und auch Vertretern deutscher Promotoren ein Aufsichtsrat gegründet. Einstimmig wurde hier als Vorsitzender des Aufsichtsrates Dr. Martin Lenz gewählt.
Weitere Mitglieder des Aufsichtsrates sind: Thomas Pütz, Jürgen Kyas, Helmut Ranze, Michael Müller und Rainer Gottwald
Einsetzung einer Arbeitsgruppe:
Als erste Arbeitsgruppe für den Bereich „sporttechnisches Regelwerk“ wurde der DBV- Vizepräsident/Kampfrichterobmann Erich Dreke sowie der Vizepräsident des BDB, Volker Grill und der Vorsitzende der AIBA-Technical & Rules Commission Helmut Ranze eingesetzt.
Ziel ist es hier die Wettkampfgrundlage zu schaffen, die bestehenden Regelwerke zu harmonisieren und anzupassen und ebenso die Arbeitsgrundlagen für Trainer und Kampfrichter zu definieren.
Eine weitere Arbeitsgruppe für Entwicklungsstrategien/Wettkampfstrukturen wird ebenfalls in Kürze berufen.
Als sehr wichtiger Punkt wurde festgehalten, dass diese Zusammenarbeit mit deutschen Organisatoren ausgerichtet werden muss.
Wichtige weitere Positionen sind ein konsequenter Anti-Doping Kampf, eine sehr hohe medizinische Absicherung der Athleten/innen, systematische Verfolgung der dualen Karriereplanung der Athletinnen und Athleten, die Kernkompetenz des DBV im Bereich der Trainerausbildung, die um beide Ausbildungsinhalte ergänzt wird, sowie die Ausbildung der Kampfrichter.
Die gesamte Entwicklung soll in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Weltverband AIBA stattfinden, um die Boxlandschaft in Deutschland so zu ordnen und zu strukturieren, dass die Hauptzielstellungen:
Medaillen bei Olympischen Spielen
Medaillen bei Weltmeisterschaften
Profi-Weltmeister
Gemeinsame Events
Gemeinsames TV
und vieles mehr angestrebt werden.
Diese Arbeiten sollen bis Ende 2017 abgeschlossen sein, um dann mit einem überzeugenden Gesamtkonzept den deutschen Fernsehsendern ein attraktives Angebot machen zu können.
„Gemeinsam sind wir stark“ war das Motto und Boxsport-Geschichte wurde geschrieben.
(C) DBV
DBV Müller und der WSB
Es gibt Sätze, die mich irgendwie verfolgen. Ich lese sie und stutze. Dann lese ich weiter, springe wieder zurück zu den gerade gelesenen Sätzen… Und dann komme ich ins Denken, jedenfalls versuche ich es. So ist es mir erst unlängst gegangen. Irgendwo las ich ein Interview, in dem auch Michael Müller, der Sportdirektor des Deutschen Boxverbandes (DBV), zu Wort kam.
Müller, den ich, damit er nicht mit anderen Müllern verwechselt wird, DBV Müller nenne, äußerte sich zu dem Problem WSB, AIBA und Ulrich Bittner. Zur Erinnerung: Bittner, der Lizenznehmer der AIBA für die WSB, hat Streit mit der International Boxing Association. Er will sie sogar verklagen. Die wiederum will mit ihm nichts mehr zu tun haben. Ob nun eine deutsche Mannschaft an der World Series of Boxing teilnehmen kann, ist noch unklar. Soweit – so bekannt.
DBV Müller also sagt in dem Interview jene Sätze, die mich ins Grübeln gebracht haben, nämlich: „Einer möglichen juristischen Auseinandersetzung mit Herrn Bittner sieht die AIBA offensichtlich gelassen entgegen. Damit hat der DBV aber nichts zu tun, weil wir da nie etwas unterschrieben haben.“ Den ersten Satz verstehe ich ja noch. Natürlich sieht die AIBA juristischen Auseinandersetzungen gelassen entgegen. Die AIBA hat schließlich, wie nahezu alle Sportverbände, ihren Sitz in der Schweiz, um genau zu sein, in Lausanne, im Maison du Sport International. Damit befinden sie sich, nach meiner Meinung, sozusagen in einem rechtsfreien Raum. Soweit ich weiß, hat noch nie ein Sportverband einen Prozess in der Schweiz verloren. Dabei wurde anderen Verbänden bereits Bestechung und Betrug nachgewiesen. Aber das schweizerische Rechtssystem schützt die super reichen Verbände.
Nun komme ich aber über das folgende „Damit hat der DBV nichts zu tun“ nicht hinweg. Es hallt irgendwie immer weiter nach. Ich verstehe hier, dass Müller zum Ausdruck bringen will, dass der deutsche Amateurverband mit dem WSB Turnier nichts zu tun hat. Meiner Meinung nach hat er aber natürlich doch etwas mit dem WSB zu tun. Waren es denn nicht zum Teil deutsche Boxer, die vom Verband ausgesucht worden waren und die dann dort als deutsche Mannschaft angetreten sind? – Aber folgen wir doch einfach der Argumentation von Müller und überprüfen, ob der DBV etwas mit dem Turnier zu tun hat. Waren eigentlich Vertreter des DBV, z.B. Michael Müller und Jürgen Kyas, der Präsidenten des DBV, bei einer oder mehreren Veranstaltungen der WSB dabei? Die Antwort auf diese Frage klärt alles.
So wie ich es verstehe, gibt es nun drei Möglichkeiten – ich erinnere noch mal daran, dass wir der Argumentation von DBV Müller folgen.
1. Möglichkeit: Keiner vom DBV war jemals da. Damit ist schon bewiesen, der DBV hat wirklich nichts mit dem Turnier zu tun.
2. Möglichkeit: Es waren zwar schon Offizielle vom DBV, aber als Privatpersonen, dort und haben wie alle Privatpersonen auch eine Eintrittskarte gekauft und die Reise dorthin, mit allem, was dazu gehört, aus der eigenen Tasche bezahlt. Dann ist auch alles gut.
3. Möglichkeit: Es waren Offizielle vom DBV akkreditiert und die Reise hat der Verband bezahlt. Dann haben diese Personen ja wohl Gelder des DBV zweckentfremdet, wenn denn der DBV mit dem WSB nichts zu tun hat. Nennt man das dann nicht Unterschlagung oder Betrug?
Nun ist also nur noch die Frage zu klären, ob z.B. Michael Müller und Jürgen Kyas bei einer WSB Veranstaltung dabei war und wer dafür bezahlt hat.
© Uwe Betker
Die Ansprachen des DBV Präsidenten Jürgen Kyas
DBV Präsident Jürgen Kyas mag offensichtlich die ganz großen Gesten. In der Zeitschrift „Boxen Heute“ hat er seine eigene Kolumne, und diese heißt nicht etwa Mitteilung oder Grußwort, nein, sie heißt selbstbewusst und unbescheiden „Ansprache des DBV-Präsidenten“.
Da bin ich doch schon wieder sowohl sprachlich als auch intellektuell mit Jürgen Kyas überfordert. Unter einer Ansprache verstehe ich doch erst mal eine Rede, einen Vortrag oder ein Referat, also einen mündlichen Vortrag in einem mehr oder weniger öffentlichen Raum. Nun ist aber Herr Kyas offensichtlich nicht auf den Balkon des Petersdoms getreten und hat zu den ihm zujubelnden Gläubigen gesprochen. Er hat seine Ansprache wohl auch sonst nicht öffentlich gehalten – obwohl ich persönlich diesen seinen Ausführungen wirklich gerne auf einer Großveranstaltung gelauscht hätte. Er hat nur etwas geschrieben – oder vielleicht auch schreiben lassen -, also nicht gesprochen und dementsprechend auch keine Ansprache gehalten.
Aber ich hatte ja schon einmal ein intellektuelles Problem mit dem Präsident des DBV, Deutscher Boxsport Verband e.V., Jürgen Kyas. Das war, als dieser durch eine Pressemeldung verbreiten ließ, dass die Delegierten des 51. DBV Kongresses in Worms eine Ehrenerklärung für ihn abgegeben hätten. Bis heute habe ich noch immer keinen Delegierten gefunden, der sich daran erinnern könnte. Auch auf der Tagesordnung war diese Ehrenerklärung wohl nicht als Punkt aufgeführt. Soweit ich die Protokolle kenne, wird auch keine Ehrenerklärung erwähnt. Ich habe auch nie verstanden, wieso für Kyas eine Ehrenerklärung abgegeben worden sein soll.
Weil aber Herrn Kyas diese Ehrenerklärung so wichtig ist, oder es zumindest war, will ich ihn Ehrenerklärungs-Kyas nennen. Es ist natürlich immer möglich, dass ich mich einfach nicht so auskenne, aber vielleicht sollte man dem Herrn mit der Ehrenerklärung doch einmal den Unterschied zwischen einer Ansprache und z.B. einem Grußwort oder einem Statement, einer Notiz, einer Verlautbarung, einer Bekanntmachung, einem Erguss oder was auch immer etwas näher erklären.
© Uwe Betker
Die Unschuldsvermutung und die AIBA
Erst vor kurzem berichtete der britische Sender BBC, was dann auch durch die Medien ging, ein Geschäftsmann aus Aserbaidschan hätte den Weltverband des Amateurboxens, heute olympisches Boxen genannt, AIBA, mit 6,5 Millionen Euro bestochen und dafür als Gegenleistung zwei olympische Goldmedaillen verlangt.
Nun gilt ja im Allgemeinen die Unschuldsvermutung. Man sollte also so lange von der Unschuld ausgehen, bis die Schuld eindeutig bewiesen ist. Eigentlich halte ich von der Unschuldsvermutung ziemlich viel. Aber dieses Mal fällt es mir doch sehr schwer, von der Unschuld der AIBA auszugehen. Woran liegt das bloß?
Nun ja, vielleicht hat es damit zu tun, dass die AIBA, die International Boxing Association, Mitte letzten Jahres, wohl unter massiver Verletzung der eigenen Statuten, einfach mal so einem Teil ihrer Mitglieder das Stimmrecht bei der Generalversammlung entzogen hat, vermutlich um die Wiederwahl des Präsidenten der AIBA Dr. Ching-Kuo Wu zu gewährleisten.
Eventuell spielt dabei eine Rolle, dass die AIBA allem Augenschein nach ihre finanzielle Situation gegenüber ihren Mitgliedern einfach nicht offenlegen will.
Es könnte dann aber auch daran liegen, dass die AIBA nationale Verbände – keine Angst der deutsche ist nicht darunter -, die es wagen, gegen Statutenverletzungen zu protestieren, erst vor die Disziplinarkommission bringt und dann mit Geldstrafen, sehr saftigen Bearbeitungsgebühren, belegt und einzelne Mitglieder suspendiert.
Aber vielleicht hängen die Gründe dafür, dass es mir so schwer fällt, an die Unschuld der AIBA zu glauben, aber auch mit dem so folgsamen und treuen deutschen Mitglied, dem Deutschen Boxsport-Verband (DBV) zusammen. Dessen Präsident Jürgen Kyas sagte zu den Vorwürfen: „Es ist so hinterhältig und perfide, das olympische Boxen in die Schmuddelecke stellen zu wollen.“ Und der Sportdirektor Michael Müller, den ich, um ihn nicht zu verwechseln, DBV Müller nenne, bezeichnete die Anschuldigungen als „größtes Windei aller Zeiten“. Leider konnten beide Herren aber nichts Weiteres zur Entkräftung der Vorwürfe beitragen.
Also eventuell liegt es ja daran, dass der DBV bis heute nicht erklärt hat, wo das Geld geblieben ist, das den Boxerinnen der Weltmeisterschaft in Antalya für die Trainer in Rechnung gestellt worden war, obwohl sie doch vom DBV besoldet werden. Überhaupt gibt es wohl immer noch offene Fragen, was die Abrechnung der WM angeht.
Mir fällt dann auch wieder ein, dass der DBV es sich ja offenbar angewöhnt hat, Kritiker mit Schadensersatzforderungen und Verbände, denen Kritiker vorstehen, mit dem Ausschluss zu bedrohen.
Und dann war da ja schließlich auch noch die Sache, dass der DBV es nötig hatte, eine Meldung herauszugeben, in der mitgeteilt wurde, bei dem 51. DBV Kongress in Worms hätten die Mitglieder eine Ehrenerklärung für den schon oben genannten DBV-Präsident Jürgen Kyas abgegeben. Seltsam mutet dabei nur an, dass besagte Mitglieder das wohl gar nicht gemacht haben. Der ebenfalls schon oben erwähnte DBV Müller war derjenige, der diese Meldung an den Pressewart gab.
Mir fällt es wirklich unglaublich schwer, an die Unschuld der AIBA zu glauben. – Aber ich bemühe mich!
© Uwe Betker
Ehrung für einen Dieb?
Der 51. Kongress des Deutschen Boxverbandes (DBV) in Worms scheint, obwohl er schon eine Weile vorbei ist, irgendwie nicht enden zu wollen. An den Vorgängen während und nach dem Kongress kann man genau den Zustand des Verbandes ablesen. Wir erinnern uns noch gut an diesen Kongress, bei dem für den Präsidenten des DBV Jürgen Kyas eine Ehrenerklärung abgegeben worden sein soll. Irgendwie kann sich nur keiner erinnern, dass dies auf der Tagesordnung gestanden hätte oder dass dies auf die Tagesordnung gesetzt worden wäre oder dass es diese Ehrenerklärung überhaupt gegeben hätte.
Besagter Kyas schaffte es nicht, bis zum Ende zu bleiben. Damit ist auch ausgeschlossen, dass seine Ehrenerklärung unter dem Tagesordnungspunkt Vermischtes enthalten gewesen wäre. Unter diesem Tagesordnungspunkt sollte unter anderem über Geld gesprochen werden, das von Aktiven kassiert und angeblich Trainern gegeben worden war, die jedoch schon vom Verband bezahlt werden. Es sollten also Finanzfragen geklärt waren. Zu einer Klärung kam es jedoch nicht, weil zum einen der Präsiden des DBV Jürgen Kyas es nicht organisieren konnte, für den Rückflug von der wichtigsten Veranstaltung des Jahres ein späteres Flugzeug zu buchen.
Zum anderen zeigte der Andere, der hätte Auskunft geben können, nämlich der sportliche Leiter – ich nenne ihn der Einfachheit halber und um ihn nicht mit anderen zu verwechseln DBV Müller -, noch mehr Organisationstalent. Er erschien nämlich erst gar nicht. Er ließ sich entschuldigen. DBV Müller hatte etwas Besseres zu tun als zu einer Veranstaltung zu gehen, auf der er hätte Rechenschaft über Gelder ablegen müssen.
Ausgerechnet einer von den Tagesordnungspunkten, die in die Länge gezogenen worden waren, um, wie nicht wenige behaupten, zu verhindern, dass über das Thema Geld angemessen lange geredet werden konnte, ist nun selber zum Stein des Anstoßes geworden. Erstmal hört sich „Ehrungen für langjährige Amtsträger“ doch ganz harmlos an. Präsident Jürgen Kyas ließ es sich nicht nehmen – und da hatte er auch noch alle Zeit der Welt – Hermann Sauer, dem Präsidenten des Landesverbandes Hessen und Vizepräsident Finanzen des DBV die silberne Verdienstnadel des DBV anzustecken.
Am 18.07.2011 meldete nun der Verband, Sauer hätte Kyas gebeten „ihn von seinen Aufgaben zu entbinden und sein Amt ruhen zu lassen.“ Was der DBV dabei nicht gemeldet hat, ist, dass gegen Sauer inzwischen polizeilich ermittelt wird. Einem Revisionsbericht zufolge liegt ein erheblicher Fehlbetrag in der Kasse des Landesverbandes vor.
Wir erinnern uns an den Umgang mit Forderungen nach Offenlegung von Kosten: Der DBV und sein Präsident Jürgen Kyas drohen mit Schadensersatzforderungen in Höhe von 500.000 Euro. Für mich sah das so aus, als ob hartnäckige Frager da eingeschüchtert werden sollten, um zu verhindern, dass Geldflüsse transparent werden. Nun sehen wir offenbar die Folgen einer solchen Politik.
Natürlich gilt auch für den mit der silbernen Verdienstnadel ausgezeichneten Sauer die Unschuldsvermutung. Aber dass der DBV nach wie vor nicht öffentlich macht, dass, wie die Waldeckische Landeszeitung und Frankenberger Zeitung bei einem seiner Landesverbände Geld verschwunden ist und dass gegen den Präsidenten ermittelt wird, finde ich schon empörend.
© Uwe Betker