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Beginn eines neuen Zeitalters
8Mit der Veranstaltung am 07.04.2017 in Wuppertal schaffte Werner Kreiskott den Beginn eines neuen Zeitalters. Bislang war Kreiskott selbst immer auch Hauptkämpfer oder agierte zumindest als möglicher Hauptkämpfer im Hintergrund. Nun aber, nachdem er seine Handschuhe an den berühmten Nagel gehängt hat, fungiert er „nur“ noch als Veranstalter. Die Veranstaltung am Samstag war nun die erste ohne Kreiskott als Boxer und – sie war ein voller Erfolg. Die verkleinerte Unihalle war mit 1.000 verkauften Karten restlos ausverkauft. Und, was das wichtigste ist, es gab guten Kampfsport zu sehen.
Der erste Profiboxkampf, den ich gesehen habe – und ich war relativ früh da – war ein Vierrunder im Leichtgewicht. Susan Kolukisa (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Unentschieden) traf auf die Debütantin Leila Chebabi. Die erste Runde wurde von beiden Frauen relativ verhalten geführt. Sie zeigten beide ein gutes technisches Boxen, wobei Kolukisa die besseren und härteren Treffer setzen konnte. Zur zweiten Runde trat Chebabi verletzungsbedingt nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Susan Kolukisa.
Danach stiegen, ebenfalls für einen Vierrunder Marc Dube (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Ziya Goekalp (17 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 16 Niederlagen, 11 durch KO) in den Ring. Die Begegnung im Super Weltergewicht wurde von Anfang an sehr intensiv geführt. Der Kampf war nichts für die Technikfreunde, sondern eher einer für Freunde der harten Keilerei. Mitte der ersten Runde war Dube etwas übereifrig. Er hörte nicht auf das Break Kommando von Goran Morawiec, was ihm eine Ermahnung einbrachte. In der zweiten Hälfte der Runde musste Goekalp viele Treffer nehmen. Immer wieder wurde er an den Seilen gestellt und steckte einen Schlag nach dem anderen zum Kopf ein. Zu diesem Zeitpunkt konnte er froh sein, dass er nicht vom GBA Ringrichter aus den Kampf genommen wurde. Auch die folgenden Runden verliefen ähnlich munter, wenn auch nicht ganz so einseitig. Goekalp verließ sich dabei mehr auf seine Nehmerfähigkeit als auf seine Deckung. Dube schaffte es jedenfalls nicht, ihn mit seinen Schwingern zu fällen. Einstimmer Punktsieger: Marc Dube.
Im Super Mittelgewicht gab sodann Edison Demaj sein Profidebüt gegen Yesilat Berkta (44 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 38 Niederlagen, 23 durch KO). Der Kampf wurde verbissen und hart geführt. Die beiden Kontrahenten standen Fuß an Fuß und deckten sich gegenseitig mit Schlägen ein. Zur zweiten Runde trat Berkta, verletzungsbedingt, nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Edison Demaj.
Anschließend gab es wieder einen Frauenboxkampf. Özlem Sahin (26 Kämpfe, 24 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) traf im Minimumgewicht auf Teona Pirosmanashvili (5 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO). Sahin trieb ihre Gegnerin vor sich her. Mehrfach kam sie mit schönen Treffern durch, so in der zweiten Runde mit einem schönen Körpertreffer und einem rechten Cross, die Pirosmanashvili beide deutlich gespürt haben dürfte. In der dritten Runde erhöhte Sahin dann den Druck. Mehrfach kam sie mit dem rechten Cross durch, der Pirosmanashvili immer wieder erschütterte. Zur vierten Runde trat Pirosmanashvili nicht mehr an. Angeblich hatte sei sich verletzt. Ich persönlich vermute eher, sie wollte nicht KO gehen. Später am Abend habe ich sie sogar tanzen gesehen; dabei schien sie mir auch keine Schmerzen gehabt zu haben. Der Ringrichter Jens-Uwe Baum hatte in dem Kampf nichts zu tun. Sieger durch TKO 4: Özlem Sahin
Im Mittelgewicht maßen Ercan Tuncel (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Emir Recepaga (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 1 durch KO) ihre Kräfte. Beide zeigten gutes und technisches Boxen. Tuncel präsentierte sich aber als der physisch stärkere und schnellere Boxer; vor allem war er der härtere Puncher. Ende der ersten Runde kam Tuncel dann mit einer Rechten zum Kopf durch, die Recepaga sichtlich beeindruckte. In der zweiten Runde erhöhte Tuncel langsam den Druck, aber Recepaga hielt dagegen. Die dritte Runde war geprägt von vielen Schlagabtäuschen. In der vierten Runde sah es sogar so aus, als könnte Recepaga den Kampf drehen. Dann aber kam Tuncel erst mit einer Rechten und später mit einer Linken zum Kopf durch, beides Volltreffer. Am Ende der Runde nahm Recepaga noch mehr harte Kopftreffer, ging aber nicht runter. In der fünften Runde spielte Tuncel ein wenig mit seinem Gegner und machte weniger Druck. In der sechsten Runde erhöhte Tuncel noch mal den Druck, stellte Recepaga und ließ ihn nicht mehr weg. Als Ringrichter Morawiec gerade den Kampf abbrechen wollte, weil Recepaga sich nicht mehr verteidigen konnte, flog auch ein Handtuch in den Ring. Sieger durch TKO in der 6. Runde, nach 2:26 Minuten: Ercan Tuncel.
Im Leichtgewicht gab Manuel Steffan gegen Attila Csereklye (20 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 13 Niederlagen, 7 durch KO) sein Profidebüt. Csereklye versuchte Steffan den Kampf kaputt zu machen. Überfallartig sprang er Steffan an, um ihm den Infight aufzuzwingen und/oder er versuchte zu klammern. Nur selten konnte Steffan ihn abkontern. In der zweiten Runde gelang es Steffan aber, mehr und mehr seinen Kampf zu etablieren. Er kam mehrfach mit Kontern zu Kopf und Körper durch, wodurch Csereklye langsamer wurde. In der dritten Runde hatte Steffan seinen Gegner dann im Griff. Er bestimmte das Kampfgeschehen. Csereklye kam nicht mehr an ihn ran. In der vierten Runde boxte Steffan schön lang und grade, ein vorzeitiger Sieg blieb ihm jedoch verwehrt. Punktsieger: Manuel Steffan.
Eine Gewichtklasse höher boxten Nawid Hakimsadeh (10 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) und Bilal Messoudi (9 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) in einem Vierrunder gegeneinander. Es war ein intensives Aufeinandertreffen. Beide wollten den KO. Hakimsadeh wollte ihn eher erboxen, Messoudi durch harte Schwinger erzwingen. Es gab viele harte Schlagabtäusche. In der zweiten Runde punktete Messoudi durch harte Körpertreffer. In der dritten Runde wurde Hakimsadeh in einer neutralen Ecke von Ringrichter Baum angezählt. Eine Rechte zum Kopf hatte ihn zu Boden gezwungen. Es war ein wüster Kampf. Messoudi wurde ein Punkt abgezogen, wegen mehrfachen Hinterkopfschlagens. Danach ging die Ringschlacht weiter. In der vierten Runde war von einer boxerischen Linie nichts mehr zu sehen. Es war ein ununterbrochener wilder Schlagabtausch, bei dem Hakimsadeh viele Schläge zum Kopf nahm. Punksieger: Bilal Messoudi.
Es folgte der Titelkampf des Abends. Dabei ging es um den vakanten World Boxing Federation International Titel im Super Weltergewicht. Marco Martini (18 Kämpfe, 15 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen) und Yaser Yüksel (6 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage). Es war das klassische Aufeinandertreffen eines Fighters und eines Boxers. Beide fingen sehr verhalten an. Es gab nur wenige Aktionen und nur wenige Hände fanden ihr Ziel. Martini beherrschte die Ringmitte, schob sich an seinen Gegner heran und suchte den Abtausch. Yüksel beschränkte sich aufs Kontern. In den folgenden Runden wurde das Tempo kontinuierlich höher. Die ersten Runden gehörten Martini. Er machte mehr und traf häufiger. In der vierten Runde konterte Yüksel Martini häufiger ab und kam dann auch häufiger mit seinen Schlägen durch. In der fünften machte Martini wieder mehr. Die sechste Runde war extrem eng. Hiernach wurde die Begegnung härter. In der siebten konnte Yüksel dann mehr Hände ins Ziel bringen. In der achten Runde wiederum erzielte Martini wieder mehr Treffer. Runde neun war wieder sehr eng und in der zehnten Runde suchte Yüksel den KO, der aber nicht kam. Die Punktrichter werteten 96:94, 98:92 und 98:92. Einstimmiger Punktsieger: Marco Martini.
Es folgte ein Sechsrunder im Weltergewicht. Sherif Morina (7 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO) boxte gegen Giorgi Gviniashvili (26 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 11 Niederlagen, 4 durch KO). Morina setzte seinen Gegner von Anfang an unter Druck, obwohl er, wie so oft, der Kleinere ist. Ende der ersten Runde schien Gviniashvili durch einen Körperhaken, gefolgt von einem Kopfhaken, beeindruckt zu sein. In der zweiten Runde erhöhte Morina den Druck, aber Gviniashvili steckte nicht auf. Er versuchte, selber durch Körpertreffer und Schläge auf dem Hinterkopf Morina langsamer zu machen. Dafür wurde er dann auch zweimal von Ringrichter Baum ermahnt. Mitte der dritten Runde kam Morina mehrfach mit schönen Rechten zum Kopf durch, die Gviniashvili einknicken ließen. In den verbleibenden drei Runden versuchte Gviniashvili zu überleben. Er machte Faxen, er schlug Innenhände, er monierte Tiefschläge die nicht existierten. Morina suchte den KO. In der sechsten Runde knickte Gviniashvili nach schweren Treffern sichtlich ein, aber er erreichte den Schlussgong. Punktsieger: Sherif Morina.
Den letzten Kampf des Abends bestritten Timo Rost (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO) und Diego Shamatava (13 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO) im Super Mittelgewicht mit einem Sechsrunder. Shamatava, der gut einen Kopf kleiner als Rost ist, stürmte auf seinen Gegner zu und schlug dabei wilde Schwinger. Rost nutzte seinen Reichweitenvorteil und deckte seinen Gegner mit Schlägen zum Kopf ein. Die erste Runde war extrem schnell. In der zweiten Runde normalisierte sich das Tempo, aber es war immer noch sehr hoch. Rost ließ sich von dem unsauber Boxenden Shamatava nicht provozieren und boxte seinen Kampf weiter. Shamatava nutzte jede Gelegenheit zum Klammern. In der vierten Runde zeigte Shamatava eine kleine Catcheinlage mit Schlagen auf den Hinterkopf. Dafür wackelte er dann nach einem Körper- und Kopftreffer. In den folgenden Runden nahm Shamatava unglaublich viele Schläge gegen den Kopf, aber er fiel nicht. Punktsieger: Timo Rost.
© Uwe Betker
Wieder gutes Boxen in der Rurtalhalle in Düren
Wenn Saidi Baktash Veranstaltungen auf die Beine stellt, gibt es immer Kampfsport satt. Am 24. Februar in der Rurtalhalle in Düren waren sage und schreibe 28 Kämpfe zu sehen: Kickboxen, K1 Kämpfe, Boxen und Profiboxen. Insgesamt wurden fünf Profiboxkämpfe geboten.
Den Anfang beim Profiboxen machten Alpay Yaman (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Mesud Guenay (8 Kämpfe, 1 Siege, 7 Niederlagen, 2 durch KO) mit einem Vierrunder im Halbschwergewicht. Interessant an dem Kampf war das Aufeinandertreffen zweier konträrer Kampfstile. Yaman ist ein Boxer, der nach vorne geht, den Abtausch und den KO sucht. Guenay ist ein defensiver Konterboxer, der sich an den Seilen entlang bewegt und mögliche Schlagabtäusche vermeiden will. Yaman ging mit einer geradezu bewundernswert stoischen Ruhe ans Werk. Er trieb Guenay vor sich her und versuchte ihn zu stellen. Das gelang ihm auch mehrfach pro Runde. Guenay konnte sich jedoch immer wieder aus den für ihn gefährlichen Situationen befreien. Bemerkenswert war, wie Yaman, auch wenn er Guenay gestellt hatte, nicht überhastetete. Es war ein Kampf für Boxtechnik-Freunde. Am Ende stand ein Punktsieg für Guenay.
Hiernach gaben Yasir Malik und Kerim Koca ihre Profidebüts im Super Weltergewicht. Malik stieg nicht in den Ring, um Gefangene zu machen. Konzentriert ging er ans Werk. Er boxte an und verteilte gut. Immer wieder kam er mit seinen Schlägen zum Körper durch. Am Ende der ersten Runde stellte Malik seinen Gegner in dessen Ecke und ließ ihn nicht mehr raus. Koca ging runter und der GBA Ringrichter Kazim Kurnaz, der bis dahin nur wenig zu tun hatte, nahm ihn aus dem Kampf: Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:51: Yasir Malik.
Hiernach maßen Benny Blindert (7 Kämpfe, 7 Siege, 7 durch KO) und Slobodan Vukic (6 Kämpfe, 6 Niederlagen, 6 durch KO) in einem Sechsrunder im Super Mittelgewicht ihre Kräfte. Blindert zeigte schönes grades Boxen. Er verteilte gut, konzentrierte sich aber darauf, mit seiner Rechten zum Kopf schlagen, die Vukic auch mehrfach beeindruckte. In der zweiten Runde erhöhte Blindert das Tempo. Er stellte seinen Gegner in dessen Ecke und holte ihn mit einem linken Körperhaken von den Beinen. Sieger durch KO in Runde 2 nach 45 Sekunden: Benny Blindert.
Der Schwergewichtskampf von Waldemar Schönbeck (12 Kämpfe, 12 Siege, 12 durch KO) und Gjenis Tolaj (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO) war zu Ende, bevor er richtig angefangen hatte. Tolaj nahm einen linken Körperhaken, ging zu Boden und gab auf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 45 Sekunden: Waldemar Schönbeck.
Den Hauptkampf des Abend bestritt natürlich der Veranstalter Baktash Saidi (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO). Er traf im Mittelgewicht auf Yesilat Berkta (42 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 36 Niederlagen, 21 durch KO) für einen Sechsrunder. Beide gingen von Anfang an ein hohes Tempo. Saidi versuchte direkt die kompakte Doppeldeckung durch Körperhaken zu knacken. Nach einer langen Kombi, bei der Berkta einen Schlag auf dem Hinterkopf monierte und sich abdrehte, wurde angezählt
Hierdurch wurde der zweite Durchgang härter. Es gab viele Schlagabtäusche, in denen beide ihre Momente hatten. In der dritten Runde geriet der Kampf zu einer regelrechten Ringschlacht. Am Ende der Runde musste Berkta nach einem Leberhaken zu Boden. Zwar stellte er sich danach wieder dem Kampf und erreichte auch den Pausengong, zur nächsten Runde trat er aber nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 4: Baktash Saidi.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Karriere Baktash Saidi weiter entwickeln wird. Die große Leistung, die er an diesem Abend abgeliefert hat, kam immerhin zu Stande trotz eines akuten grippalen Infekts und einer zweiwöchigen Tranigszwangspause, aufgrund einer anderen Erkrankung.
© Uwe Betker
Vorweihnachtliches Boxen in Düren
Kurz vor Weihnachten, am 16.12.2017, war es die Rurtalhalle in Lendersdorf/Düren, wo man als Freund des gepflegten Kampfsports gewesen sein sollte. Baktash Saidi hatte eine schöne Veranstaltung auf die Beine gestellt. Es gab insgesamt 21 Kämpfe zu sehen, 8 K1-Kämpfe, 10 Amateurboxkämpfe und 3 Profiboxkämpfe. Den Anfang machten zwei K1-Kämpfer, die beide nur knapp die Höhe des zweiten Seils erreichten. Einer von diesen beiden war der Sohn des Veranstalters. Nach drei mal einer Minute gab es ein gerechtes Unentschieden.
Den Anfang bei den Boxprofis machten im Super Mittelgewicht Alpay Yaman und Mesud Guenay (6 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO) mit einem Vierrunder. Yaman schob sich, hinter einer Doppeldeckung verschanzt, heran und versuchte zu explodieren. Guenay, ein Schützling von Yusuf Kanguel
versuchte, dagegen seinen Reichweitenvorteil auszuspielen und sich seinen Gegner durch lange Hände und schnelle Beine vom Hals zu halten. Das machte er auch ziemlich gut. Yaman kam nur ganz selten mit seinem Jab durch. In der zweiten Runde erhöhte er dann den Druck. Es kam so auch zu mehr Schlagabtäuschen und Yaman kam nun auch mehrfach schön zum Kopf durch. In der dritten Runde ließ der Druck von Yaman wieder etwas nach, wodurch Guenay wieder besser mit seinen langen Händen punkten konnte. In der vierten Runde suchte Guenay den KO, den er allerdings nicht erreichte. Für meinen Geschmack ging er viel zu wenig zum Körper. Der GBA Ring- und Punktrichter Kazim Kurnaz wertete 40:37. „Einstimmiger“ Punktsieger: Alpay Yaman. – Ich haber den Kampf eher als Unentschieden gesehen.
Anschließend stiegen ebenfalls im Super Mittelgewicht Timo Rost (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Mohamed Boulahya (8 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden) für einen Sechsrunder in den Ring. Die erste Runde, wie auch alle folgenden Runden, wurde extrem schnell und hart geführt. Boulahya machte Druck und versuchte Wirkungstreffer ins Ziel zu bringen. Rost war schnell auf den Beinen und ließ ihn oft in Leere laufen. Es gab nur wenige Treffer. In der zweiten Runde übernahm Rost das Kommando im Ring. Er bestimmte das Kampfgeschehen. Am Ende der Runde stellte er Boulahya in dessen Ecke und kam mit drei harten rechten Kopfhaken durch. In der dritten Runde gab es mehr harte Schlagabtäusche. In der folgenden vierten Runde nahm Rost, der Mann von Trainer Rüdiger May, die Jagd auf. Nach ca. einer Minute sah es so aus, als würde Boulahya nach einer Kombination zum Kopf einknicken und am Ende der Runde wurde ihm ein Punkt wegen Haltens abgezogen. In der fünften Runde tanzte Timo um Boulahya und punktete immer wieder mit Kontern. In der sechsten Runde wurde der Kampf etwas ruppig. Beide suchten den KO. Die Punktwertung: 57:56. Sieger nach Punkten Timo Rost.
Den letzten Kampf des Abends bestritt der Veranstalter Baktash Saidi (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) selbst. Er boxte im Super Weltergewicht gegen Suleyman Dag (99 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO, 89 Niederlagen, 61 durch KO), der ganz kurzfristig für den erkrankten Ersatzgegner eingesprungen war. Dag versuchte zu kreisen und zum Körper zu gehen. Baktash wartete zunächst ab, um dann zum Körper zu gehen. Er spielte mit Dag. In der zweiten Runde machte Saidi mehr Druck. Er ging mehr zum Körper und bewegte sich schneller. In der dritten Runde kam dann das erwartete Ende. Dag musste erst nach einer Linken zum Körper und dann nach einer rechten Graden zum Solarplexus zu Boden. Das Handtuch beendete dann den Kampf. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 1:57 Minuten: Baktash Saidi.
Die Rurtalhalle in Lendersdorf/Düren war Austragungsort für eine kleine und schöne vorweihnachtliche Kampfsportveranstaltung. Es gab keine Geschenke, dafür aber Schläge. Dem Publikum gefiel es und am Ende wurden auch keine Weihnachtslieder gesungen.
(C) Uwe Betker
Zwei Profiboxkämpfe in Wiehl
Das Storm FC X füllte am 04. November 2017 die Wiehltalhalle in Wiehl. Wer wollte, konnte ab Mittag Kampfsport sehen. Ab 14 Uhr flogen Fäuste und Füße. In der ersten Hälfte gab es 19 Kämpfe zu sehen. Und ab 18 Uhr gab es erneut 19 Kämpfe zu sehen.
Leider fiel der Kampf, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, aus. Im Mittelgewicht sollten Sergej Wotschel (7 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) und Melving Wassing (10 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 4 Unentschieden) erneut gegeneinander boxen. Wassing aber hatte sich verletzt und konnte nicht boxen. Diese Ansetzung bezog für mich ihre Brisanz aus der Tatsache, dass Wotschel sein Profidebüt gegen Wassing bestritten hatte und damals ein Unentschieden erreicht hatte. Wassing hatte zu jenem Zeitpunk immerhin bereits 8 Kämpfe bestritten. Und der Kampf fand in den Niederlanden statt! – Man kann nur hoffen, dass der Kampf noch nachgeholt wird. Wassing war auch nach Wiehl gekommen, um beim Publikum persönlich um Nachsicht für sein Nichtkämpfen zu bitten. Da auch noch ein weiterer Profiboxkampf ausfiel, gab es dann nur noch zwei Profiboxkämpfe zu sehen.
Den ersten bestritten im Schwergewicht Tony Attallah und Robert Fillipovic (8 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO). Der Kampf wurde hart und hektisch geführt. Der Routinier Fillipovic zeigte kein Interesse daran, Ruhe hinein zu bringen. Viele Schwinger, viel Klammern und Schieben und mehrere Hinterkopfschläge von Fillipovic waren zu sehen, der dafür auch einmal ermahnt wurde. In der zweiten Runde machte der Debütant Attallah mehr Druck. Er kam mehrfach durch mit Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf. Gleichwohl war die Runde verfahren. Die dritte und vierte Runde wurden noch härter, vor allem verbissener, aber technisch nicht besser geführt. Attallah suchte den KO und Fillipovic wehrte sich. Am Ende stand ein knapper Punktsieg für Tony Attallah. Robert Fillipovic sah es als seine Pflicht an, nach der Urteilsverkündung sofort empört den Ring zu verlassen.
Es folgte eine Pro Amateur DKKO Deutsche Meisterschaft im Superweltergewicht zwischen Rene Lawrenz und Dustin Amman, welche Dustin Amman durch KO in Runde 2 gewann. Bemerkenswert bei diesem Kampf war, dass Amman nach der Siegerehrung einen Salto rückwärts mit Drehung machte. Boxerisch war der Kampf aber auch schon besser als der vorangegangene.
Den Hauptkampf des Abends bestritten im Cruisergewicht Zoltan Petranyi (79 Kämpfe, 55 Siege, 18 durch KO, 23 Niederlagen 16 durch KO) und Roman Golovashchenko (20 Kämpfe, 19 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Golovashchenko boxte technisch gut. Er schlug schöne gerade und harte Links-Rechts-Kombinationen durch die Mitte. Er verteilte schön zum Körper. Petranyi fand sich in der ersten Runde zweimal am Boden wieder – jeweils nach Ausrutschern. Gleichwohl stellte sich die Frage: Wie lange kann Petranyi den Druck aushalten. Zu Anfang der zweiten Runde ging er dann nach einem rechten Körpertreffer zu Boden und wurde von dem GBA Ringrichter Kazim Kuranz, der insgesamt einen ruhigen Abend hatte, angezählt. In der Folgezeit brachte Golovashchenko Petranyi immer wieder in Bedrängnis. Aber er widerstand – noch. Mitte der dritten Runde fällte ihn dann schließlich ein harter linker Haken gefolgt von einem rechten Haken zum Kopf. Petranyi wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 3, nach 1:20 Minuten: Roman Golovashchenko.
Insgesamt gab es viel guten Kampfsport zu sehen: Boxen, Kickboxen, Thaiboxen, MMA und Profiboxen, darunter auch Titelkämpfe. Hinzu kamen Go-Go-Girls, eine Präsentation von Selbstverteidigung.
Aus dem Vorprogramm sind noch zwei Kickboxkämpfe von Frauen besonders zu erwähnen (Henriette Mathieu vs. Cristine Breuer und Chrisoula Mirtsou vs. Maike Sieberg), die beide besonders gut und hart umkämpft waren.
Hoffen wir, dass der Veranstalter Dirk Schwarz bald wieder eine Show auf die Beine stellt, mit hoffentlich mehr Profiboxen.
(C) Uwe Betker
Rezension: „Selbstverteidigung für Frauen“ von Jürgen Höller, Stefan Reinisch und Axel Maluschka – ein Muss
Wenn ein Buch „Selbstverteidigung für Frauen“ heißt, dann werde ich erst mal skeptisch. Da komme ich gleich auf die Idee, dass sich ein Verlag die Vorkommnisse von Silvester in Köln zu nutze machen. Wie soll eine Frau auch nur durchs Lesen eines Buches Selbstverteidigung lernen?
Auch das erste schnelle Durchblättern verwirrte mich. Das erste Drittel des Buches besteht aus ganz viel Text. Man findet Statistiken und Beispiele von Übergriffen auf Mädchen und Frauen. Erst danach geht es konkret um Verteidigungstechniken, die auch mit Fotofolgen erklärt werden. Also die Skepsis war groß und umso größer war dann die positive Überraschung. Beim Lesen nämlich zeigte sich, wie wichtig und richtig der gewählte Aufbau tatsächlich ist.
Bereits das Vorwort nahm mich für das Buch ein. Dort steht: „Bei einem Angriff ist nicht der Sieg anzustreben, sondern die Möglichkeit, bestenfalls unbeschadet weglaufen zu können bzw. aus der Situation herauszukommen. In diesem Sinne hoffen wir [die Autoren des Buches, Anm. U.B.], dass dieses Buch Frauen hilft Selbstverteidigungssituationen zu meistern, d.h. einem Angriff unbeeinträchtigt entkommen zu können. Unserer Meinung nach genügt es zur Vorbereitung allerdings nicht, ein Buch zu lesen. Der Besuch eines Kurses oder besser eines längeren Trainings ist Pflicht. In diesem Sinne schrieben wir dieses Buch auch für Trainerinnen und Trainer, die diese Kurse planen und durchführen (möchten).“
Wie die Autoren sagen, das Buch richtet sich an Mädchen und Frauen und an Trainerinnen und Trainer. Das Buch bezweckt zunächst mal, dass weibliche Leser, die nicht Kampfsport betreiben, dahin geführt werden, sich mit dem Thema Gewalt und Selbstverteidigung gedanklich und theoretisch auseinanderzusetzen. Dann kommt die Erkenntnis: „Gegenwehr ist sinnvoll!“ Das veranschaulichen die Autoren auch anhand von Statistiken. Verschieden Formen der Gegenwehr werden anhand konkreter Fallbeispiele veranschaulicht.
Aber auch für Trainerinnen und Trainer ist dieser Teil von Interesse. Will man einen Selbstverteidigungskurs für Mädchen und Frauen anbieten, macht es nämlich gar keinen Sinn, einfach nur Kampfsporttraining anzubieten. Die Anforderungen an einen solchen Kurs sind andere und darüber sollte man sich vorher Gedanken machen.
Auch der Teil mit den Verteidigungstechniken in verschiedenen Angriffssituationen ist sehr informativ. Ich wünsche diesem sehr guten Buch viele Mädchen und Frauen, aber auch Trainerinnen und Trainer als Leser. Für die Frauen ist es ein guter Einstieg in die Selbstverteidigung und die Trainer werden konfrontiert mit einer realistischen Sicht der Ausgangssituation dieser Frauen, so dass sie einen guten Einstieg in Selbstverteidigungskurse an die Hand bekommen. „Selbstverteidigung für Frauen“ von Jürgen Höller, Stefan Reinisch und Axel Maluschka ist einfach ein Muss.
© Uwe Betker
Boxen an einem Pfingstmontag in Krefeld
Das Kaya Plaza in Krefeld hat sich als Veranstaltungsort für Kampfsport etabliert. Am Pfingstmontag, dem 16.05.2016, stellte Klaus Waschkewitz wieder eine schöne Veranstaltung auf die Beine. Es gab acht K1, ein MMA und zwei Boxkämpfe, Version IKBO, zu sehen. Den Abschluss bildeten drei Profiboxkämpfe. Wie immer berichte ich nur von den letztgenannten. Habe ich schon erwähnt, dass das mit dem Treten nicht so meine Welt ist?
Als erste stiegen im Mittelgewicht Burak Cakir (9 Kämpfe, 9 Niederlagen, 7 durch KO) und Sahan Aybay (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) in den Ring. Aybay boxte, wie schon in seinem Profidebüt vor zweieinhalb Wochen, souverän. Er machte von Anfang an Druck und dominierte den Kampf. Er verteilte seine Schläge gut und schlug viel und hart zum Körper. Cakir hatte dem nichts entgegenzusetzen. Zwei Minuten lang hielt Aybay den Druck am Anfang konstant aufrecht. Dann nahm er ihn, nach einer Kampfunterbrechung, erst mal wieder heraus, um ihn ca. eine halbe Minute später erneut aufzubauen. Am Ende der Runde nahm Cakir einen rechten Aufwärtshaken, der ihn erstarren ließ. Erstaunlicherweise ließ Aybay dann von ihm ab. Kurze Zeit später war die Runde, bzw. der Kampf, zu Ende. Cakir trat zur zweiten Runde nicht mehr an: Sieger durch TKO in Runde 2: Sahan Aybay.
Im Super Mittelgewicht trafen danach Yusuf Kanguel (12 Kämpfe, 9 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) und Yesilat Berkta (32 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 27 Niederlagen, 12 durch KO) für einen Zehnrunder aufeinander. Kanguel war auf schnellen Beinen unterwegs, zeigte einen beweglichen Oberkörper und versuchte, seine Rechte ins Ziel zu bringen. Berkta verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, sich an sein Gegenüber heranzuschieben, um dort zu explodieren. In der zweiten Runde ging Kanguel vermehrt zum Köper. Einer der Schläge ging sehr tief, mit der entsprechenden Wirkung. Nach einer relativ kurzen Unterbrechung stellte sich Berkta wieder zum Kampf. Am Ende der Runde ging er wieder zu Boden, diesmal nach einer Links-Rechts-Kombination zum Körper. Die folgende Runde war munter und hart umkämpft. Beide hatten ihre Momente, wenn sie ihren Gegner in der Ecke oder an den Ringseilen stellten. Kanguel hatte aber mehr solche Momente.
In der vierten Runde wollte Kanguel den KO. Immer wieder suchte er mit Links-Rechts-Kombination zum Körper den Erfolg. Jedoch war es eine Rechte zum Kopf, die Berkta auf die Bretter schickte. Kurz darauf musste er dann noch dreimal zu Boden: Das erste Mal durch Schlagwirkung, das zweite Mal durch einen Ausrutscher und das dritte Mal durch einen Tiefschlag. Zur fünften Runde trat Yesilat Berkta dann auch nicht mehr an. Er hatte sich seine Schlaghand verletzt. Später konnte man sehen, dass das Gelenk an seinem Daumen dick geschwollen war. Kanguel erschien mir unter der Führung von Trainer Werner Kreiskott technisch und taktisch sichtbar verbessert. Sieger durch TKO in Runde 5: Yusuf Kanguel.
Den Hauptkampf des Abends stellte die WBU-Europameisterschaft im Halbschwergewicht zwischen Badien Hasso (12 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO) und Remo Arns (21 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 15 Niederlagen, 9 durch KO) dar. Von der ersten Sekunde an war klar, der Kampf geht auf keinen Fall über die Distanz. Hasso machte Druck mit seiner Führhand und ging zum Körper. Arns versuchte sein Glück mit rechten Schwingern, gefolgt von einer Linken. Dabei konnte man das Gefühl bekommen, Arns, der eigentlich nicht den Kampf bestimmte, setzte mehr als Hasso auf einen vorzeitigen Sieg. In der zweiten Runde wurde das Gefecht intensiver. Hasso erhöhte deutlich den Druck, wobei er ruhig und konzentriert blieb. In der dritten Runde kam dann das plötzliche Ende. Nach einer Folge von schönen harten Jabs, setzte Hasso einen brutalen Leberhaken, der Arns fällte. Das Handtuch verhinderte, dass er ausgezählt wurde. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 50 Sekunden: Badien Hasso.
Wenn Klaus Waschkewitz im Kaya Plaza in Krefeld veranstaltet, dann muss man einfach hin. Wenn mir persönlich dort auch immer zu viele Kämpfe mit Tretern gezeigt werden, so sind seine Veranstaltungen doch immer wieder gut und definitiv einen Besuch wert. Ich warte schon auf die nächste Veranstaltung.
© Uwe Betker