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Ein Sonntagabend mit zwei Profiboxkämpfen in Krefeld

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Die Baslav Eventlocation befindet sich in einem Gewerbegebiet in Krefeld Linn. Am Sonntag, dem 12.11.2017 war sie Austragungsort für eine Kampfsportveranstaltug von Klaus Waschkewitz. Wer Waschkewitz kennt, der weiß, dass es auf seinen Veranstaltungen verschiedene Kampfsportarten zu sehen gibt. So war es auch diesmal. Es gab insgesamt 11 Kämpfe zu sehen, zwei Kinder-Kickboxkämpfe, die Deutsche Meisterschaften waren, sieben K-1 Kämpfe, davon einer mit Mädchen, und zwei Profiboxkämpfe.

Den Anfang bei den Profis machten Al-Hassan Abdusalam (1 Kampf, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Emrullah Kaya (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 KO) mit einem Vierrunder im Schwergewicht. Abdusalam, der Debütant aus Ghana, war sehr viel kleiner als Kaya. Er versuchte in seinen Gegner hineinzuspringen und ihn mit Schwingern zum Kopf zu beeindrucken. Kaya seinerseits versuchte eine boxerische Linie in den Kampf zu bringen, was bei den Aktionen von Abdusalam schwierig war. Kaya fand sich sogar am Anfang der ersten Runde auf dem Boden wieder. Abdusalam hatte ihn mit Kopf zu Boden gestoßen. Kaya boxte weiter und brachte seinerseits Abdusalam zu Boden. Auch das war kein richtiger Niederschlag und Abdusalam wurde auch nicht angezählt. Dennoch war es der Anfang vom Ende. Kaya setzte nach und deckte seinen Gegner mit einer langen Kombination ein. Abdusalam ging zu Boden und obwohl ein Handtuch in den Ring flog, zählte der Ringrichter Kornelius Bernds zu Recht bis zehn. Die Physis von Kaya beeindruckte.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:34 Minuten: Emrullah Kaya.

Der Hauptkampf war die Interims Weltmeisterschaft der WBU im Halbschwergewicht. Dazu traten Ivan Jukic (39 Kämpfe, 24 Siege, 16 durch KO, 14 Niederlagen, 12 durch KO) und Rami Ali (11 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage) gegeneinander an. Beide Boxer zeigten gutes Boxen. Ali boxte systematisch und studierte Jukic, dessen Angriffe auf der kompakten Deckung von Ali landeten. In der zweiten Runde machten beide mehr. Ende der Runde ging Jukic nach einer harten Linken zum Körper runter. Kurze Zeit später kam der Gong. In der nächsten Runde stellte Ali seinen Gegner immer wieder an den Seilen und deckte ihn mit Körpertreffern ein. Zum Ende der Runde schlug er eine unvorbereitete Rechte zum Körper, die Jukic sichtlich weh tat. Zu Beginn der vierten Runde zwang eine Linke zum Körper Jukic zu Boden. In der unmittelbar darauf folgenden Aktion schlug Ali ohne Vorbereitung zwei Linke zum Körper. Jukic ging zu Boden und wand sich vor Schmerzen, während der GBA Ringrichter Bernds den Kampf abwinkte.
Sieger durch KO in Runde 4, nach 31 Sekunden: Rami Ali.

Ich will gar nicht erst behaupten, ich sei objektiv. Ich mag nun mal Veranstaltungen am Sonntagabend, besonders wenn sie dann auch noch zu einer zivilisierten Zeit zu Ende sind. Ich mag auch die Veranstaltungen von Klaus Waschkewitz. – Es hat Spaß gemacht.
(C) Uwe Betker

Ein früher Sonntagabend in Krefeld

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Im Kaya Plaza in Krefeld finden mittlerweile schon traditionell Kampfsportveranstaltungen von Klaus Waschkewitz statt – auch am 05.02.2017. Wie immer gab es verschieden Kampfsportarten zu sehen. Insgesamt zehn Kämpfe wurden geboten, drei IKBO Boxkämpfe, zwei K1 Kämpfe und fünf Profiboxkämpfe. Bemerkenswert war die IKBO Weltmeisterschaft im Limit bis 79 KG, zwischen Benjamin Krasniqi und Alpan Yaman. Yaman gewann mit 2:1 Punktrichterstimmen. Aber Yaman und sein Trainer Waschkewitz sahen den Ausgang des Kampfes anders und überreichten Krasniqi im Ring den Gürtel und vereinbarten sofort einen Rückkampf – eine ganz große Geste.
Den ersten Profiboxkampf des Abends bestritten im Cruisergewicht Aziz Murad (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Royhat Bilgetekin (14 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO, 7 Niederlagen, 7 durch KO). Bilgetekin machte den Kampf. Er kreiste um Murad herum, der sehr passiv blieb. Kurz vor Ende der ersten Runde waren beide Boxer etwas irritiert und hörten auf zu boxen. Der GBA Ringrichter Jens-Uwe Baum wies sie dann an weiterzuboxen, weil der Gong noch nicht ertönt war. Der Kampf dauerte noch ein paar Sekunden. In der Ringpause gab Murat dann aus einem unerfindlichen Grund auf. Sieger durch TKO in Runde 1: Royhat Bilgetekin.
Hiernach maßen im Schwergewicht Yusuf Koc und Emrullah Kaya, die beide ihr Profidebüt gaben, ihre Kräfte. Kaya boxte die erste Hälfte der ersten Runde schön abgeklärt. Er zeigte schöne Graden. Mitte der Runde nahm er dann einen rechten Cross zum Kopf, der ihn aus dem Konzept brachte. Danach verlor er seine boxerische Linie und schlug mehr Schwinger. Am Ende deckte er Koc geradezu mit Schwingern ein und dieser ging zu Boden. Bei acht stellte sich Koc wieder, aber der Gong beendete die Runde. In der zweiten und dritten Runde boxte Kaya wieder. Er dominierte mit seiner Führhand den Kampf und punktet mit seiner Rechten. Koc versuchte ihn mit Schwingern in Keilereien zu verwickeln. Die letzte Runde war dann noch mal hart umkämpft. Kaya versuchte seine boxerische Linie zu halten. Koc wurde aber stärker und zwang ihm einige harte Schlagabtäusche auf. Am Ende der vier Runden stand ein eindeutiger Punktsieg für Emrullah Kaya.
Im Mittelgewicht trafen sodann Azad Dogru (13 Kämpfe, 13 Niederlagen, 13 durch KO) und Sahan Aybay (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) aufeinander. Aybay schickte gleich am Anfang der Runde seinen Gegner mit einer harten Linken zum Körper zu Boden. Danach war Dogru auf der Flucht. Eine weitere Linke zum Körper verlangsamte die Flucht dann. Aybay jagte ihn durch den Ring und Dogru versuchte nur, irgendwie jeden Kontakt zu dem sehr dominanten und beeindruckenden Aybay zu vermeiden. Zum Ende der Runde wurde er dann zum dritten Mal von Ringrichter Kornelius Bernds angezählt. Zur zweiten Runde trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 1: Sahan Aybay.
Den vorletzten Kampf des Abends bestritten im Schwergewicht Hasan Kurnaz (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Mehdi Faraj, der sein Debüt gab. Faraj dominierte die erste Runde. Er trieb seinen Gegner geradezu vor sich her. Er schlug viel und traf auch. Davon ließ sich Kurnaz aber nicht beirren. Zum Ende der Runde kam er dann auf und fightete zurück. In der folgenden Runde machte Faraj aber wieder Druck. Er stellte Kurnaz in der neutralen Ecke, wo er zu Boden ging. Er wurde angezählt. Wahrend der Ringrichter noch zählte, flog das Handtuch in den Ring. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1:07: Mehdi Faraj.
Den Abschluss bildete die WBU Europameisterschaft im Cruisergewicht zwischen Haris Colakovic (16 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 9 Niederlagen, 8 durch KO) und Rami Ali (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage). Beide zeigten von Anfang an gutes und sauberes Boxen. Ali machte den Kampf und wirkte druckvoller. Colakovic boxte clever und zeigte schnelle Hände, von denen einige auch ihr Ziel fanden. In der zweiten Runde boxten beide etwas verhaltener, was Colakovic zugute kam; durch seine schnellen Hände konnte er sich den Gegner vom Hals halten. In der dritten Runde kam Ali. Er mochte sich dies nicht mehr gefallen lassen und machte Druck. Er kam dann auch mit einer Rechten zum Kopf durch, die Colakovic zu Boden schickte. Eine Linke zum Körper zwang ihn wieder runter. Nach dem nächsten Niederschlag, wieder durch einen linken Körperhaken, schaffte er es nicht mehr, rechtzeitig auf die Füße zu kommen. Der Ringrichter Kazim Kurnaz zählte ihn aus. Sieger durch KO in Runde 3 nach 49 Sekunde: Rami Ali.
Ich hoffe, dass bald wieder an einem Sonntagnachmittag, bzw. frühen Abend, in Krefeld Kampfsport zu sehen sein wird.
(C) Uwe Betker

Voereeindaal ist immer wieder eine Reise wert

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Am Samstag, dem 24.09.2016 war das Theater de Borenburg, Voereeindaal in den Niederlanden wieder einmal Austragungsort einer schönen Boxveranstaltung. Es gab sechs Profiboxkämpfe zu sehen. Über das Vorprogramm mit acht Kämpfen kann ich leider nichts sagen. Ich kam schlicht zu spät. Nein, es liegt nicht daran, dass es Kampfsportarten zu sehen gab, bei denen auch getreten wird. Denn eigentlich wollte ich diese Kämpfe diesmal sehen. Aber auf dem Weg in die Niederlande sah ich eine Frau auf der Straße zusammenbrechen und dadurch verschoben sich die Prioritäten.
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Den Anfang machten Henri van Opstal (4 Kämpfe 3 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Mohamed Boulahya (3 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) im Mittelgewicht. Van Opstal begann stark. Es setzte seinen Gegner von Anfang an unter Druck. Zu Beginn der ersten Runde stellte er seinen Gegner in dessen Ecke und deckte ihn mit vielen harten Treffern ein. Immer wieder konterte er Boulahya ab, der trotz seines Reichweitenvorteils nicht die richtige Distanz fand. In der zweiten Runde kam Boulahya besser, er musste jedoch selber auch weiterhin nehmen. Besonders mit seinen Aufwärtshaken konnte er punkten. Es entbrannte eine muntere Ringschlacht, bei der nichts verschenkt wurde. Am Ende der vierten Runde sah es danach aus, als ob van Opstal noch einen KO erreichen könnte. Aber dazu kam es nicht. Am Ende gab es ein verdientes Unentschieden. Die Punktrichter werteten 38:38, 37:39 und 38:38.
Man muss sagen, dass dieses Urteil des Kampfgerichts dem niederländischen Verband zur Ehre gereicht. Denn solche Kämpfe werden bei anderen Verbänden dem Heimboxer zugeschanzt.
Es folgte der Kampf zwischen Ben Tingen (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Yesilat Berkta (35 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 29 Niederlagen, 14 durch KO) im Cruisergewicht. Berkta boxte wie immer. Hinter seiner engen Doppeldeckung schob er sich an seinen Gegner heran und versuchte über die Außenbahn Schwinger ins Ziel zu bringen. Vor allem zeigte er wieder eine unglaubliche Tapferkeit. Er kassierte. Er kassierte viele und harte Schläge. In der zweiten Runde zwang eine Rechte zum Kopf ihn zu Boden. Wenig später nahm er einen brutalen linken Aufwärtshaken zum Kopf, der ihn buchstäblich von den Füßen riss. Er hockte auf allen Vieren im Ring. Der Ringrichter fing erst gar nicht an zu zählen und winke den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2:11: Ben Tingen.
001-2
Hiernach stiegen Djiby Diagne (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Surkho Bugaev (3 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) für eine Begegnung im Weltergewicht in den Ring. Diagne machte den Kampf. Schon nach kurzer Zeit lag ein KO in der Luft. Zu dominant und hart war Diagne. Immer wieder stellte er Bugaev. Zu Beginn der zweiten Runde brachte Diagne seinen Gegner das erste Mal, nach einem Kopfhaken, zu Boden. Es folgte ein weiterer Niederschlag, der von einem rechten Körperhaken eingeleitet worden war. Diagne schaffte es jedoch nicht, ihn endgültig auf die Bretter zu zwingen. In der dritten Runde verflachte der Kampf ein wenig, wobei es zum Ende hin wieder so aussah, als ob Bugaev KO gehen würde. In der Mitte der vierten brachte ein harter rechter Kopfhaken Bugaev erneut zu Boden. Aber auch diesmal kam er wieder hoch und er erreichte schließlich den Schlussgong.
Sieger nach Punkten (39:34, 39:34 und 40:33): Djiby Diagne.
002-2
Im Cruisergewicht trafen Ricardo Snijders (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Hamza Wandera (34 Kämpfe, 19 Siege, 14 durch KO, 11 Niederlagen, 7 durch KO) aufeinander. Der Kampf fing verhalten an. Beide zeigten schönes Boxen, wobei Snijders mehr vom Kampf hatte. Er nutze seinen Reichweitenvorteil und boxte in der langen Distanz schön gerade durch die Mitte. Auch im Rückwärtsgang sah er gut aus. Es gab viele Schlagabtäusche. In der fünften Runde verschärften dann beide das Tempo. Snijders konterte Wandera mit einer schönen Linken zur Schläfe ab, die diesen einknicken ließ. Snijders suchte nun den KO. Das Ende der Runde konnte Wandera nur durch ein strategisches Munschutzverlieren erreichen. In der sechsten Runde versuchte Snijders weiter seinen Gegner zu Boden zu bringen, aber Wandera schaffte den Schlussgong. Einstimmiger Punktsieger (60:54, 60:54 und 60:54): Ricardo Snijders.
003
Der Kampf zwischen Karen Avdaljan (4 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Lukas Bartel im Super Weltergewicht war kurz und kurios. Bartel schlug Heumacher und Avdaljan schob sich hinter seiner Doppeldeckung an ihn heran. Dann wurde der Rechtsausleger Avdaljan etwas aktiver. Plötzlich konnte der Debütant Bartel seinen rechten Arm nicht mehr runter nehmen. Mit einem eingefrorenen rechten Haken stand er im Ring. Der Ringarzt wurde gerufen und renkte seinen Arm wieder ein. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:21 Minuten: Karen Avdaljan.
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Den Hauptkampf des Abend bestritt Somay Bilal (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO). Er traf auf Brahim Kamal (10 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 3 Niederlagen, 2 Unentschieden). Bei dem Aufeinandertreffen dieser Beiden ging es um den vakanten niederländischen Titel im Super Leichtgewicht. Der Rechtsausleger Bilal überließ seinem Kontrahenten oft die Ringmitte. Er wechselte immer wieder die Auslage und kreiste um ihn herum. Er schlug viele schöne, schnelle und variable Hände. Der Kampf war überhaupt schnell. Es wurde viel geschlagen. Aber beide hatten eine gute Deckung und deshalb gab es relativ wenige Treffer. In der zweiten Runde kam Bilal zweimal schön mit einem linken Kopfhaken durch, den Kamal spürte. Dann etablierte sich ein Kampfmuster. Kamal ging nach vorne und Bilal kreiste um ihn herum, wobei Bilal deutlich mehr Treffer setzen konnte. In der fünften Runde wurde der Kampf einseitiger. Es sah so aus, als bekäme Kamal Konditionsprobleme. Im folgenden Durchgang kam er dafür aber umso stärker wieder und hatte seine stärkste Runde. Er traf Bilal mehrfach hart. Er wurde aber auch das ein und das andere Mal hart abgekontert. Ende der siebten Runde stellte Bilal Kamal in einer neutralen Ecke und deckte ihn mit harten Treffern ein. Zu Beginn der nächsten Runde hatte er ihn sogar am Boden, aber der Ringrichter zählte Kamal nicht an. Mitte der vorletzten Runde sah es nach einem Kopfhaken, den Kamal nehmen musste, so aus, als ob er zu Boden gehen würde. Aber er blieb stehen. Anfangs der zehnten und letzten Runde gab Bilal noch einmal Gas, konnte aber kein vorzeitiges Ende erzwingen. Der Kampf ging über die volle Distanz. Bis zur letzten Sekunde schlugen beide Boxer aufeinander ein. Am Ende eines tollen Kampfes stand ein einstimmiger Punktsieg (100:90, 100:90 und 100:91) für Somay Bilal.
005
Voereeindaal bei Heerlen ist immer wieder eine Reise wert. Die Veranstaltungen von Patrick Driessen werden immer besser. Das liegt schon mal daran, dass er in seinen Shows auf ein gutes Matchmaking wert legt. Dann entwickeln sich seine Boxer aber auch gut. Ich bin vor allem gespannt, wie es mit Somay Bilal weitergehen wird.
© Uwe Betker

Über Nummerngirls

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Nummerngirls sind immer wieder ein Thema hier. Manchmal wird betont, dass sie besonders ansehnlich sind, manchmal auch, dass sie fehlen, dass sie wieselflink durch den Ring sprinten, dass sie die Karten so halten, dass die Zahl nicht zu lesen ist oder so, dass man sie gar nicht erst sieht. Nummerngirls sind hier ein Running Gag, über den offensichtlich doch einige schmunzeln können. Schreibe ich über Nummerngirls, werde ich immer kurz danach darauf angesprochen. Ein Promoter stellte mich mal neben seine Nummerngirls und ließ uns photographieren. „Ich will nicht, dass du behautest ich hätte hier keine Nummerngirls gehabt.“ Es ist sogar schon einmal vorgekommen, dass ein Offizieller – den Namen habe ich vergessen – eines Verbandes, der mir jetzt nicht einfallen will, mich glaubte abkanzeln zu können, indem er sich über mein Schreiben über die Damen mit den Schildern ausließ. Tatsächlich gefiel ihm aber vermutlich nicht, was ich über die Aktivitäten seines Verbandes geschrieben hatte. – Nun ist es an der Zeit, sich mal ernsthaft über ein so wichtiges Thema wie Nummerngirls Gedanken zu machen.
Bei Wikipedia gibt es bis auf eine Definition kaum weitere Informationen. „Nummerngirl ist der aus der Umgangssprache stammende Name für diejenige Dame, welche zwischen den Runden von Kampfsportarten, wie z. B. Boxen, Kickboxen oder Mixed Martial Arts, den Ring betritt und dem Publikum ein Schild mit der Nummer der folgenden Runde hochhält. Nummerngirls tragen meistens einen Badeanzug oder einen Bikini und sollen das Publikum während der Kampfpause unterhalten.
Der Begriff stammt ursprünglich vom Revuetheater und vom Zirkus her, bei denen traditionell jede Einzeldarbietung („Nummer“) von einem Nummerngirl angekündigt wurde oder wird.“ Als Quelle wird Sat1 angeben.
Das Magazin „The Ring“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom Mai/Juni 1965 das Foto eines Nummerngirls. Dieses wurde bei einer Boxveranstaltung im Hacienda Hotel in Las Vegas aufgenommen. Die 1965 abgebildete Dame, in der für heutige Verhältnisse züchtigen Korsage, war wohl eines der ersten Nummerngirls, dessen Foto publiziert wurde. Die Bildunterschrift lautet: „If something like this caught on around the country, gates receipts automatically would fatten.” Auf halbwegs gut Deutsch: „Wenn so etwas wie dies sich im ganzen Land durchsetzt, würden die Einnahmen an der Abendkasse automatisch fetter werden.“ – Nummerngirls setzten sich nicht nur in den USA durch, sondern weltweit. Kaum eine größere Veranstaltung will inzwischen auf sie verzichten.

(C) Ania Pospiech Photography

(C) Ania Pospiech Photography


Die genaue Geburtsstunde der Nummerngirls liegt im Dunkel der Boxgeschichte. Aber vermutlich ist die Dame aus „The Ring“ eine der ersten überhaupt gewesen. Mitte der 60er Jahre wurde Las Vegas mehr und mehr ein Zentrum des Profiboxens. Las Vegas steht in den USA für Unterhaltung, und Nummerngirls werteten die Profiboxveranstaltungen auf; sie unterhielten und unterhalten das Publikum in den Rundenpausen.
Auch was die Vorgänger der Nummerngirls anbelangt, so breitet sich das Dunkel der Boxgeschichte darüber aus. In den 30er Jahren jedenfalls waren Männer im Anzug zu sehen, die zum Teil Zigarre rauchten, die die Karten mit den Nummern in die Höhe hielten. Ich selbst kann mich an eine Filmaufnahme aus den 40er Jahren erinnern, wo ein Mann im Anzug einen flatternden Lappen mit einer Nummer drauf, der an eine Startnummer in der Leichtathletik erinnerte, vor sich hertrug. Es gibt aber insgesamt kaum filmische oder photographische Dokumente von diesen Herren. Sie waren schlicht nicht attraktiv und unterhaltsam genug.
Obwohl doch die Vorgänger der Nummerngirls Nummernmen waren, tat sich das Boxpublikum mit Nummernboys schwer. Auch deren Geburtsstunde liegt im Dunkel. Ich kann mich aber noch daran erinnern, wann und wo ich selbst den ersten in Deutschland gesehen habe. Das war bei der Veranstaltung von Universum Box-Promotion am 13.05.2000 in den Satory Sälen in Köln. Es war auch die erste reine Frauenboxveranstaltung. Es boxten Heidi Hartman, Silke Weikenmeier, Daisy Lang, Marischa Sjauw, Regina Halmich und Michel Aboro. Beim Hauptkampf des Abends, den Michel Aboro bestritt, gab es Nummernboys, also gut gebaute junge Männer mit freiem Oberkörper. Damals kamen die bei einem großen Teil des Publikums, das ja den Anblick von Männern mit nacktem Oberkörper schließlich gewohnt gewesen sollten, nicht gut an. Es gab auch Pfiffe.
Heute gehen boxaffine Zuschauer sehr viel entspannter mit Nummernboys um. Es gibt Promoter, die bei Boxkämpfen von Männern Nummerngirls und Kämpfen von Frauen Nummernboys auftreten lassen. Inzwischen gibt es dafür keine Pfiffe mehr. Offensichtlich fühlen sich die Zuschauerinnen durch Nummernboys unterhalten. Und das ist doch wohl die Hauptaufgabe von Nummerngirls wie Nummernboys, neben ihrem Job, eben die Rundennummern anzuzeigen.
© Uwe Betker