Box-Blog

Posts Tagged ‘Kapitel

Rezension: „K.o. nach zwölf Runden“ von Christine Rocchigiani

leave a comment »

Christine Rocchigiani, zehn Jahre lang erst Partnerin, dann Ehefrau und Managerin von Graciano Rocchigiani, hat zusammen mit Claudia Weingärtner, einer Redakteurin bei der BILD Zeitung, ihre Autobiographie geschrieben. Sie erschien 2013. Irgendwie habe ich mir davon einige interessante Aufschlüsse versprochen. Christine Rocchigiani war schließlich eine Zeitlang in der deutschen Boxszene nicht zu übersehen. Allein die Tatsache, dass dort eine Frau für ihren boxenden Mann für alle sichtbar da war, machte sie zu einer interessanten Figur.
Um es aber gleich vorweg zu sagen: Ich wurde enttäuscht. Solche Aufschlüsse habe ich nicht bekommen. Das Buch hat mich eher überfordert.
Es fängt damit an, dass Christine Rocchigiani im Prolog erzählt, wie Graciano, offensichtlich betrunken, versucht, ins Ehebett zu pinkeln, weil er die Toilette nicht findet. Diese Szene ihrer Ehe bedeutet dann wohl auch ihr Ende. Alsdann springt sie in ihren Ausführungen zurück und erzählt, wie sie Graciano kennen gelernt hat. Und dann stoße ich, auf Seite 15f., auf Sätze, die ich einfach nicht verstehe. Da lese ich: „Ich bin selbstsicher, eigentlich. Immer schon. (…) Ich bin nicht zu klein, nicht zu groß, meine Taille ist etwas schlanker als das perfekte Modemaß von 90, mein Bauch flach. Na gut, meine Brüste könnten etwas größer sein, aber sie sind mal, wie sie sind. Es gibt Schlimmeres, als einen kleinen Busen zu haben – der besteht wenigstens länger den >>Bleistifttest<>Handvoll<< aussieht.“ – Und dann fragt sich auch, wieso erzählt sie mir das?
Es fällt auf, dass Christine Rocchigiani ihre Geschichte in Präsenz schreibt, also in der Gegenwartsform. Sie schreibt also, als würde ihr alles gerade jetzt passieren. Warum? Das stört ja auch den Erzählfluss. Und dann, besonders irritierend für mich, schreibt die jetzige Christine Rocchigiani am Ende ich glaube jedes Kapitels/Runde auch noch der jüngeren Christine Rocchigiani Briefe. Das überfordert mich nun vollends. Auf Seite 23 liest sich dann: „Liebe junge, unbedarfte Christine, hier schreibt Dein späteres Ich, und wenn ich mir diese Szenen aus dem Jahre 1989 durch den Kopf gehen lasse, kann ich nur an genau diesen fassen. Mein Gott, ist das alles schon ein Vierteljahrhundert her?! Es fühlt sich an, als wäre es gerade eben erst gewesen.“ – Ich bin einfach überfordert.
Viel weiter bin ich dann auch erst mal nicht gekommen. Im Weiteren habe ich das Buch nur noch quergelesen und nach Dingen gesucht, das Boxen betreffend, die mich interessieren oder die was Neues zum Vorschein bringen könnten. Da habe ich aber leider nichts finden können. Dabei war Christine Rocchigiani doch immerhin die Managerin von Graciano. Von Vertragsverhandlungen z.B. erfahre ich aber so gut wie gar nichts. Nichts verrät sie darüber – kann natürlich auch sein, dass ich es überlesen habe –, wie sie Kämpfe und Trainingslager organisiert und Verträge ausgehandelt hat. Ausgiebig breitet sie sich dagegen aus über ihr Eheleben. Aber will das denn einer wissen, ich zumindest sicher nicht. Ich persönlich hatte mir da doch was anderes erhofft. Am Ende Buches bekomme ich dann auch noch einen Zwölf-Punkte-Plan für ein leichteres und bereichertes Leben. Und wieder bin ich komplett überfordert.
Der Autobiographie „K.o. nach zwölf Runden“ von Christine Rocchigiani und Claudia Weingärtner fühle ich mich jedenfalls inhaltlich wie stilistisch nicht gewachsen. Daher kann ich auch nicht sagen, ob sie gut oder schlecht ist. Ich kann mit dem Buch schlicht nichts anfangen.
(C) Uwe Betker

Rezension: „Gebrauchsanweisung fürs Boxen“ von Bertram Job – Ein Muss für jeden Boxinteressierten

leave a comment »

„Gebrauchsanweisung fürs Boxen“? Was soll das denn? Will mir da etwa einer erzählen, wie ich meine linke Grade zu schlagen habe? Oder will mir jemand erklären, wie ich Boxen zu sehen habe? – Keines von beidem. Der Titel des Buches ist irreführend. Er ist eher ironisch gemeint. Vielleicht hat es aber auch einfach nur damit zu tun, dass das Buch in einer Reihe mit ähnlich lautenden Titeln erschienen ist: „Gebrauchsanweisung für die Formel 1“ oder „Gebrauchsanweisung für den FC Bayern“.
Wie schon gesagt, den Titel finde ich irreführend und nicht besonders gelungen. Das ist dann aber auch schon alles, was mir an der Gebrauchsanweisung zu kritisieren erscheint. Das Buch ist sogar im Gegenteil ausdrücklich laut, vernehmlich und mit großem Nachdruck zu loben.
Bertram Job ist freier Autor und Sportjournalist. Er veröffentlichte zusammen mit Henry Maske „Mein Box-Lexikon“ (1995). Er machte die Pressearbeit von Henry Maske und Axel Schulz. Es folgten weitere Veröffentlichungen über das Boxen: „Schwer gezeichnet“ (2006) und das Mamutwerk „Boxen“, das von Boxfans antiquarisch gesucht wird, weil es leider keine Neuauflage geben wird. Job ist m.a.W. einer der besten Boxsportjournalisten in Deutschland.
Untergliedert ist das Buch in ein Vorwort und elf Kapitel mit folgenden Titeln und Untertiteln:
– Robertos Eier oder „Mucho Macho“ – Statt eines Vorworts
– When Circus Comes to Town – Spektakel Boxen, von der Antike bis heute
– Gewinner und Verlierer – Kleine Soziologie des Profiboxens
– Max & Maske – Von deutschen Hoffnungen und Helden
– Die Klasse aller Klassen – Macht und Mythos Schwergewicht
– Eins und eins macht eins – Der unwahrscheinliche Aufstieg der Gebrüder Klitschko
– Impresarios und Profiteure – Big Business und Big Promotion
– Management of Chaos – Die Weltverbände
– The Lady is the Champ – Der kurze Siegeszug des Frauenboxens
– Der dritte Mann – Die Polizisten im Ring
– Die Turnier-Ritter – Das olympische Boxen
– Fäuste auf Zelluloid – Die großen Boxfilme
In jedem Kapitel behandelt Job ein Thema umfassend, faktenreich und sehr unterhaltsam. Selbst Leser, die gut informiert sind und die Fakten, die das Buch zu bieten hat, kennen, werden aber doch immer noch gut, sehr gut unterhalten. Job hat hier einen Klassiker zum Boxen geschrieben. Von nun an erkennt man anhand der „Gebrauchsanweisung fürs Boxen“ den Boxinteressierten. Dieses Buch hat er nämlich ganz sicher in seinem Bücherregal stehen. Wer es nicht hat, der mag Boxen wohl auch nicht. – Ohne wenn und aber: Dieses Buch muss man haben. Jeder Boxinteressierte sollte es gelesen haben.
(C) Uwe Betker

Rezension: „Mit Links und 40 Fieber“ von Monty Gräßner

leave a comment »

Monty Gräßners Buch „Mit Links und 40 Fieber“ hat den Untertitel „Die außergewöhnliche Karriere des Boxweltmeisters Markus Beyer“. Es erschien 2009. Es ist haptisch ein ungewöhnlich schönes Buch. Es ist ca. 20 mal 13 Zentimeter groß, liegt gut in der Hand und ist sogar fadengeheftet. Für meinen Geschmack sind die Fotos allerdings etwas zu klein.
Die Karriere von Beyer wird über die klassische 15 Runden/Kapitel Distanz erzählt. Das Buch in ungewöhnlich gut und klar strukturiert. In jedem einzelnen Kapitel wechseln sich Gräßner und Beyer, wohl O-Töne aus Interviews, ab, und am Ende steht immer ein kurzes Interview mit einer dritten Person. Da das Buch von 2009 ist, finden sich hier auch Dinge, die in einer Neuauflage oder einer Überarbeitung wohl so nicht mehr stehen würden. Eineinhalb Kapitel haben sich auf jeden Fall überholt, weil sie über die Hochzeit und Liebe zu Daniela Haak gehen. Soweit ich es mitbekommen habe, gehen Beyer und Haak mittlerweile getrennte Wege. Das Kapitel über die diversen TV-Auftritte bei Stefan Raab und Co. interessierten mich auch nur mäßig.
Als primär am Boxen Interessiertem kommt mir der Boxer Beyer und seine Kämpfe doch etwas zu kurz. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob Kollege Gräßner ein Boxfachmann ist. Jedenfalls sehen die Interviews, in denen sowohl Weggefährten als auch Freunde und Verwandte von Beyer zu Wort kommen, nicht so danach aus. Einige Zuschreibungen von Personen sind zumindest ungenau. Andere fehlen komplett. Das Interview mit Kai Ebel ist absolut nichtssagend. Dafür ist das mit Ulli Wegner zu kurz; hier hätte man schon mal nachfragen können. Mit dem mit Joey Kelly konnte ich einfach nichts anfangen. Wilfried Sauerland erzählt, eigentlich hätte er Thomas Ullrich haben wollen, am Ende hätte es dann aber Streit um Geld gegeben. Leider wurde auch hier nicht nachgefragt. Ein Register wäre auch nicht schlecht gewesen. Gut gefiel mir dagegen, dass Gräßner schreibt, dass der Ex-Bundestrainer der Amateure Helmut Ranzer alle Interviewanfragen ignoriert hat.
„Mit Links und 40 Fieber“ lässt sich gut und flüssig lesen. Man bekommt es an einem verregneten Sonntagnachmittag durch. Besonders gut gefallen hat mir immer, wenn Beyer selber zu Wort kommt. Viele meiner Erwartungen wurden nicht erfüllt. Aber empfehlen kann man das Buch dennoch – schon, weil es im Internet sehr preiswert zu haben ist.
(C) Uwe Betker