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Die Abschiedsshow von Sauerland Event bei der ARD
Als der berliner Veranstalter Sauerland Event noch um die Vertragsverlängerung bei der ARD kämpfte, verkündete der Chef, Kalle Sauerland, immer wieder, er wolle „Kämpfe auf Augenhöhe“ sehen. Nun hat er aber die Vertragsverlängerung nicht bekommen und wechselt zu SAT.1. Am 06. Dezember 2014 findet in Oldenburg die letzte Show von Sauerland für die ARD statt. Dies ist noch mal eine Möglichkeit, den von Kalle Sauerland formulierten Anspruch auch an der realisierten Veranstaltung zu messen.
Den Hauptkampf bestreitet der WBA Halbschwergewichtsweltmeister Jürgen Brähmer (46 Kämpfe, 44 Siege, 32 durch KO, 2 Niederlagen). Er boxt gegen Pawel Glazewski (25 Kämpfe, 23 Siege, 5 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Der Veranstalter schreibt in einer Pressemeldung: „Der Schlagkraft Glazewskis fiel mit Roy Jones Jr. sogar schon eine Legende des Boxsports zum Opfer, der sich nach einem Niederschlag nur knapp über die Zeit retten konnte.“ Diese Sätze kann man aber getrost als Beschönigung betrachten. Der Herausforderer hat nämlich nur eine KO Rate von 20%, während Brähmer immerhin 69,57% aufzuweisen hat. Glazewski ist, was die Schlagkraft angeht, also hoffnungslos unterlegen.
Glazewski ist auch nur die Nummer 41 in der unabhängigen Weltrangliste. Ein Karo Murat (28 Kämpfe, 25 Siege, 15 Siege, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), der schließlich seinen letzten Kampf verloren hat, ist auf Position 33 und damit besser platziert. Glazewski ist noch nicht einmal der beste polnische Boxer in seiner Gewichtsklasse. Das ist nämlich Andrzej Fonfara (29 Kämpfe, 25 Siege, 15 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO), der auch an Position 12 in der Welt ist. Positiv ausgedrückt: Jürgen Brähmer boxt gegen den zweitbesten polnischen Boxer im Halbschwergewicht. Negativ ausgedrückt: Brähmer boxt gegen einen Mann, der keine Chance gegen ihn haben dürfte. Alles andere als eine KO Sieg für ihn wäre eine Sensation.
Natürlich kann man sich unzählige Szenarien vorstellen, die Glazewski eine Chance eröffnen könnten, als Sieger den Ring zu verlassen. Brähmer könnte z.B. im Ring ausrutschen und sich ein Bein brechen. Oder, Brähmer könnte ausrutschen und sich eine Hand brechen. Oder, er könnte sich das Knie verrenken. Also es gibt unzählige Möglichkeiten. Aber wenn man sich nur die Kampfpaarung anschaut, dann muss man feststellen: Pawel Glazewski hat keine Chance und diese Ansetzung ist definitiv kein Kampf auf Augenhöhe. Sauerland Event bietet der ARD mit anderen Worten zum Abschied eine der Veranstaltungen an, für die sie immer wieder, auch von Boxfans, kritisiert wurden.
Zu groß ist wohl die Angst in Berlin, Brähmer einen Gegner auf Augenhöhe, also einen gleichstarken Gegner, zuzumuten. Die Personaldecke für Hauptkämpfer ist ja nun auch mit dem Weggang von Marco Huck (41 Kämpfe, 39 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), dem Weltmeister der WBO im Cruisergewicht, deutlich dünner geworden. Und Brähmer ist nun auch bereits 36 Jahre alt; seine Tage als Weltmeister sind dementsprechend gezählt.
Auch wenn man viel Verständnis für Sauerland Event aufbringen will, so ist doch nicht zu verstehen, warum man für die letzte ARD Show noch mal einen so schwachen Gegner aussucht. Soll die Show als Visitenkarte für Veranstaltungen, die zukünftig bei SAT.1 zu erwarten sind, anzusehen sein, dann kann einem schon das Grauen kommen. Wieso boxt Brähmer eigentlich nicht gegen Zsolt Erdei (35 Kämpfe, 34 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage)? Erdei war von 2004 bis 2009 Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht. Dann bestimmte seinerzeit die Stallregie von Universum Box-Promotion, er soll hoch gehen ins Cruisergewicht, damit Brähmer um einen WM Titel boxen kann. Allein aus dieser Tatsache ergäbe sich schon genug Spannung für einen guten Kampf. Brähmer dürfte zwar bei dieser Paarung Favorit sein, aber Erdei wäre bestimmt nicht hoffnungslos unterlegen – wie jetzt der Herr aus Polen, der ihn boxen darf. Ein Kampf zwischen Brähmer und Erdei ist auch, wie ich finde, schon lange überfällig. Gut, natürlich kann es sein, dass Brähmers Management seinem Schützling nicht zutraut, gegen Erdei gewinnen zu können. Das kann dann aber nur heißen, dass wir auf SAT.1 Brähmer nur gegen handverlesene Gegner zu sehen bekommen, nämlich solche in der Preisklasse von Pawel Glazewski.
Zur Ehrenrettung von Sauerland Event muss allerdings ergänzt werden, dass bei der Veranstaltung auch Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gegen Ola Afolabi (28 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO, 3 Niederlagen, 4 Unentschieden) im Cruisergewicht seinen IBF Titel verteidigen soll. Das ist nun schon eine richtig gute Kampfansetzung – aber nur als Vorkampf zu Brähmer.
© Uwe Betker
Die ultimativ subjektive Liste 2013
Boxer des Jahres
Robert Stieglitz (49 Kämpfe, 46 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) wurde am 23.03.2013 Weltmeister der WBO im Super Mittelgewicht. Er besiegte dabei nicht nur den Titelträger Arthur Abraham, der ihn 25.08.2012 als Weltmeister entthronte hatte, sondern er zwang ihn zur Aufgabe.
Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Der Weltergewichtler Alexander Mengis (5 Kämpfe, 4 Siege, 1 KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gab Alles für den Sport, den wir lieben. Er gab sogar seine Gesundheit dafür. Am 23.05.2013 wollte er in Berlin gegen Stefan Worth seinen Internationalen Deutschen Meistertitel verteidigen. In der der 8. Runden ging er KO. Er war schwer verletzt und wurde in einem berliner Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt. Er gab eine Notoperation und eine Verlegung nach Stuttgart.
Nach meinen Informationen gibt es keinen, der für den Zustand von Mengis verantwortlich ist. Alle Beteiligten haben wohl Alles richtig gemacht. Boxen ist gefährlich und Alexander Mengis ist das Opfer einer furchtbaren Tragödie.
Boxerin des Jahres
Elina Tissen (19 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen), die in Orynbor, Russland geborene „Elin The Machine“, boxte am 26.10.2013 gegen Fleis Djendji, die bis dahin von ihren 37 Kämpfen immerhin 16 gewinnen konnte. Eine interessante Wahl auf dem Hintergrund, dass sie ungeschlagene und andere Boxerinnen mit sehr viel besseren Kampfrekorden als Gegnerin abgelehnt hatte.
Bei ihrem Kampf gegen Djendji soll es um den vakanten GBU-Titel im Superbantamgewicht gegangen sein. Die „5-Fach Worldchampionesse“ gewann natürlich einstimmig nach Punkten. Das Problem an diesem Kampf ist nur, dass die Global Boxing Union den Kampf nicht sanktioniert und nicht beaufsichtigt hat. Offensichtlich hat überhaupt kein Verband Aufsicht geführt, jedenfalls war keiner willens ihn bei boxrec eintragen zu lassen. – Wenn ich mich recht entsinne, lehnte Frau Tissen dieses Jahr eine Pflichtverteidigung ab, weil ihr der deutsche Verband zu unseriös sei.
„Die 5-Fach Worldchampionesse“ Tissen ist die beste Boxerin der Welt, daher braucht sie auch keine Punktrichter und Ringrichter von irgendwelchen Verbänden. Daher ist sie auch die „Boxerin des Jahres“.
KO des Jahres
Gennady Golovkin schlug am 29.06.2013 Matthew Macklin in der dritten Runde KO. Jenen „Mack The Knife“ Macklin, der am 25.06.2011 gegen Felix Sturm umstritten nach Punkten unterlag. Er hatte aber gegen Golovkin keine Chance. GGG jagte und erlegte ihn. Ein unglaublich präziser und ansatzlos geschlagener Leberhaken beendete den Kampf.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Es gab leider viele schlechte Veranstaltungen. An deutschen Ringen sitzen immer noch Punktrichter, die im Sinne der großen Veranstalter punkten und nicht das bewerten, was im Ring zu sehen ist. Es wird immer noch an der Waage manipuliert. Es werden Boxer für Kämpfe gebucht, die sie nicht gewinnen können und dabei passiert es, dass sie verletzt werden. Die schlimmsten Veranstaltungen sind jene, bei denen Boxerinnen oder Boxer zu Schaden kommen.
Rookie (männlich) des Jahres
Der Super Mittelgewichtler Vincent Feigenbutz (10 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) geht seinen Weg. In seinem zweiten Kampf verlor er durch TKO. Die folgenden Kämpfe konnte er alle gewinnen und fast alle durch KO. Er boxte bereits in Ungarn und in Polen.
Rookie (weiblich) des Jahres
Die 29-jährige Melanie Zwecker (4 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO) schickt sich an, das Federgewicht aufzumischen. Die von Michael Siegel trainierte Boxerin aus Karlsruhe ist eines der größten weiblichen Talente in Deutschland. Es bleibt zu hoffen, dass sie viele Kämpfe bekommt, um sich sportlich weiterzuentwickeln und in den Ranglisten weiter aufzusteigen.
Absteiger des Jahres
Waldemar Kluch, der Käufer der Hülle von Universum Box-Promotion, schickte wohl folgende SMS an Klaus-Peter Kohl: „Sie haben unsere wahrnung ighnorirt. Ich habe die freundlichkeit ihnen mitteilen ich habe bekommen ihnen Hand und Ohr abschneiden. Sie haben 2 wochen sich einigen wegen universum mit anwahlt. kein wort an Polizei oder klug. sonst sofort Kugel in Kopf. Deine letzte Chance danach du nie wieder gesund dein geld ausgeben. Allah dich bestrafen Du ungläubiger.“
Aufsteiger des Jahres
Eva Rolle, die früher in Berlin Profiboxkämpfe veranstaltete, wurde zur Präsidentin des MBC, Malta Boxing Council, des maltesischen Verbandes gewählt. Keiner versteht, warum dies geschah und weshalb der maltesische Verband eine Ausländerin zu seiner Präsidentin machte. Aber dies ist sicherlich ein Aufstieg für Frau Rolle, der sich vermutlich auf finanziell für sie lohnen dürfte.
Aussteiger des Jahres
Der russische Schwergewichtler Alexander Wladimirowitsch Povetkin (27 Kämpfe, 26 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage) ließ sich seit Mitte 2005 von den Rundfunkgebühren der Deutschen bezahlen. Als Gegenleistung boxte er ein wenig, vermied es aber, gegen einen der Klitschkos anzutreten und arbeitete an seiner politischen Karriere als loyaler Gefolgsmann von Wladimir Putin. Am 05.10.2013 stellte er sich endlich Wladimir Klitschko (64 Kämpfe, 61 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und verlor klar nach Punkten. Nun hat der in Tschechow lebende Povetkin angekündigt, natürlich nicht auf Deutsch, denn er hat sich schließlich 8 Jahre lang geweigert, auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen, nicht mehr für Sauerland Event anzutreten. Er wird in Zukunft für den russischen Milliardär Andrey Ryabinski antreten, der zuletzt den Kampf zwischen ihm und Klitschko für 23 Mio. US-Dollar ersteigert und veranstaltet hatte.
Veranstalter des Jahres
Der Magdeburger Veranstalter Ulf Steinforth hat sich etabliert. Von den großen Promotern in Deutschland, ist er derjenige, der die solidesten Veranstaltungen auf die Beine stellt. Mit seinem WBO Weltmeister im Super Mittelgewicht, Robert Stieglitz (49 Kämpfe, 46 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO), hat er den Mann unter Vertrag, der Arthur Abraham zur Aufgabe zwang und entthronte.
Man kann auch sagen SES Boxing ist gerade noch „Veranstalter des Jahres“ geworden. Die beiden letzten Gegner von Stieglitz hätten allerdings wirklich besser sein können. Und Michael Wallisch (10 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO) eine Internationale Deutsche Meisterschaft gegen einen Alexander Kahl boxen zu lassen, der von der EBU gesperrt war, ist geradezu ein Tiefschlag. Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich SES Boxing entwickelt.
Der Newcomer Michaelis TV aus Erkrath zeigte allen in der Branche bei seiner ersten Veranstaltung, wie es geht. Es wurden gute Kämpfe und eine perfekte Show gezeigt. Man darf gespannt sein, ob Bernd Michaelis dem Boxen treu bleibt und damit weiter der Konkurrenz zeigt, wie es geht.
Veranstaltung des Jahres
Die Veranstalter Benedikt Poelchau und Götz Bauer (Blanko Sports) machten am 07. September 2013 in Ravensburg ihre erste Veranstaltung und setzten damit direkt Standards. Es gab gutes Boxen zu sehen, die Kampfansetzungen waren durch die Bank weg gut und der Veranstaltungsort, ein Biergarten, war gut gewählt. Was will ein Boxfan mehr?
Blanko Sports schickt sich wohl an, auch in den USA zu veranstalten. Man kann hier nur viel Glück wünschen und hoffen, dass bald auch deutsche Boxer in den USA ihre Erfahrungen sammeln können.
Boxevent des Jahres
Den Rahmen bildete die „erste WM im Charity Boxen“, bei dem sich Uwe Hück, der Konzern-Betriebsratsvorsitzende und stellv. Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG und Luan Krasniqi in einem Ring in Ludwigsburg trafen. Der Newcomer aus Erkrath, Michaelis TV, machte alles richtig. Es gab gutes Boxen und eine perfekte Show zu sehen. Bemerkenswert ist, dass Bernd Michaelis das richtige Gespür für Profiboxen zeigte. Denn die Abfolge der Kämpfe sowie die Wahl des Hauptkampfes, ich spreche hier vom Profiboxen und nicht von Charity Boxen, war genau richtig.
Fehlentscheidung des Jahres
Istvan Szili vs. Goekalp Özekler. Am 23.08.2013 kam für Istvan Szili nur ein Unentschieden heraus, wo nach meiner Meinung nach ein klarer Punktsieg hätte stehen müssen. Die beiden BDB Punktrichter Frank Michael Maass (114:114) und Holger Wiemann (113:115) retteten für Oezekler ein Unentschieden. Auch der Ringrichter tat hierfür, was er konnte, indem er auf das ständige Klammern von Özekler durch Ignorieren reagierte.
Nun könnte man argumentieren, dass Szili ja immerhin noch ein Unentschieden bekommen hat und daher dieser Kampf nicht zur Fehlentscheidung des Jahres taugt. Dem muss man aber entgegenhalten, dass es diesmal nicht bei einem der üblichen Verdächtigen zu so einer Fehlentscheidung gekommen war, also nicht bei den Veranstaltern, bei denen so etwas schon fast zur Regel gehört. Dieses Mal reihte sich EC Boxing in die Reihe dieser Veranstalter ein und EC-Boss Erol Ceylan reagierte denn auch, genau wie die anderen Promoter, mit Aussitzen und Ignorieren.
Hinzu kommt, dass Istvan Szili eigentlich in die Kategorie „Boxer, der einen WM-Kampf verdient“, gehört. Durch die Aktivität der Punktrichter und des Punktrichters vom Bundes Deutscher Berufsboxer e.V. aber ist das Ziel Weltmeisterschaft in weite Ferne gerückt. Seit diesem Unentschieden bekam er nämlich keinen Kampf mehr.
Trainer des Jahres
Ulli Wegner. Wohl niemals zuvor hat ein Trainer einem seiner Schützlinge so deutlich in der Öffentlichkeit gesagt, dass er nicht an ihn glaubt. Wegner musste sich entscheiden, ob er am 26. Oktober 2013 sich in die Ecke von Ex-Weltmeister Arthur Abraham oder von Karo Murat stellt. Abraham bestritt einen Kampf um die Zeit bis zu einem neuen WM Kampf gegen Robert Stieglitz zu überbrücken. Murat bestritt einen WM Kampf gegen die Boxlegende Bernard Hopkins. Wegner beschloss, bei dem sicheren Sieger Abraham in der Ecke zu stehen. Er erklärte: „So ein Kampf ist eine einmalige Sache. Aber wir müssen Prioritäten setzen. Wir brauchen Arthur noch.“
Murat verlor und Abraham gewann erwartungsgemäß. Alle Fernsehzuschauer konnten in den Rundenpausen sehen, dass Wegner Abraham nicht mehr erreichen kann. Aber die Deutlichkeit, mit der Wegner an die Öffentlichkeit geht, macht ihn zum Trainer des Jahres.
Entgleisung des Jahres
Manuel Charr zog kurz in den „Promi Big Brother“ Container ein, um dort zu verkünden, er hielte Wladimir Klitschko für 100% schwul. Nun ist eigentlich das fremd- oder zwangsouten seit mehr als 20 Jahren out. Damals hatte der Schwulenaktivist Rosa von Praunheim, der mit bürgerlichen Namen Holger Radtke heißt, zwei Showmaster geoutet. Nun versuchte sich der Schwergewichtler Manuel Charr, der mit bürgerlichem Namen Mahmoud Omeirat Charr, in der gleichen Disziplin.
Boxkampf (männlich) des Jahres
Der WM Kampf zwischen Alexander Wladimirowitsch Povetkin (27 Kämpfe, 26 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage) und Wladimir Klitschko (64 Kämpfe, 61 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) am 05.10.2013 war langweilig. Er war sogar furchtbar langweilig. Dennoch war er für mich der Boxkampf des Jahres, weil hier der linientreue russische Putingefolgsmann und russischer Nationalist in Moskau auf den Bruder des Führers der ukrainischen Opposition traf.
Boxkampf (weiblich) des Jahres
Den habe ich verpasst.
Comeback des Jahres (männlich)
Adnan Catic (45 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) ist wieder Weltmeister und diesmal sogar ein richtiger. Nachdem er, seit seiner Loslösung von Universum Box-Promotion 5-mal erfolgreich den WBA Super Champion Titel im Mittelgewicht verteidigte, den er laut Verbandsstatuten gar nicht tragen durfte, dann gegen Daniel Geale verlor und dadurch erstaunlicherweise seinen Titel verlor, konnte er am 07.122013 der IBF Weltmeister Darren Baker entthronen. Nun ist er also wirklich nach dreieinhalb Jahren wieder Weltmeister.
Catic zeigte in seinem Kampf gegen Baker die beste Leistung seit Jahren. Das letztlich eine Hüftverletzung von Baker zum TKO Erfolg führte, schmälert nicht die Leistung von Catic. Es war ein beeindruckendes Comeback. Man kann nur hoffen, dass Catic seine wieder gefundene Stärke jetzt auch dazu nutzt, gegen starke Gegner anzutreten.
Comeback des Jahres (weiblich)
Rola El-Halabi stieg nach 16 Monaten Zwangspause – ihr Stiefvater hatte auf sie geschossen und sie verletzt – am 12.01.2013 gegen Lucia Morelli wieder in den Ring. Sie gewann zwar nicht die Titel der WIBA (Women’s International Boxing Association), GBU (Global Boxing Union) und WBF (World Boxing Federation) im Leichtgewicht, aber sie zeigte einen guten Kampf und, was eventuell noch viel wichtiger ist, sie zeigte sich als gute und faire Verliererin, was leider sehr selten ist und was wirkliche Größe zeigt. Heute ist sie Weltmeisterin im Junior Weltergewicht nach Version WBF (World Boxing Federation).
Bester Show Act des Jahres
2013 gab es viele bemerkenswerte Show Acts:
Die Rundenpausen mit Ulli Wegner und Arthur Abraham. Diese beiden wirken auf mich wie ein seit ewigen Zeiten verheiratetes Paar, das sich nicht traut, sich scheiden zu lassen, obwohl es sich nichts mehr zu sagen hat und sich auch nicht mehr versteht.
Eine großartige Show war auch, als Ulli Wegner den Ringarzt Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner zu Hilfe rief, um zu verschleiern, dass Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz aufgegeben hatte.
Aber der beste Show Act war:
Kalle Sauerland kritisierte öffentlich den Kampfstil von Wladimir Klitschko. Er forderte fairere Kämpfe und dass man sich an die Regeln gehalten möge.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Nuri Seferi (40 Kämpfe, 34 Siege, 20 durch KO, 6 Niederlagen. 1 durch KO) ist Cruisergewichtler. Der Albanian Tyson ist nur noch einen Sieg von einer Platzierung entfernt, die ihn berechtigen würde, um eine WM zu boxen.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Özlem Sahin (17 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden), die amtierende Interims Weltmeisterin im Junior Fliegengewicht nach Version WIBF ist eigentlich eine natürliche Minimumgewichtlerin. Sie muss kein Gewicht machen und ist dort stärker, als in den höheren Gewichtsklassen. Wir dürfen gespannt sein, ob sie 2014 einen WM Kampf im Minimumgewicht bekommt.
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Agron Dzila (20 Kämpfe, 19 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage) ist ein Cruisergewichtler, dem man viel zutrauen kann. 2011 wurde er Jugend Weltmeister der WBC. Es wäre schön, wenn er 2014 ein paar Kämpfe gegen starke Gegner bekommen würde.
Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (männlich)
Felix Sturm vs. Gennady Golovkin. Sturm trat mit dem Anspruch an, gegen die Besten boxen zu wollen. Diesem Anspruch ist er bis jetzt nicht gerecht geworden. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass Sturm Golovkin seit den gemeinsamen Tagen bei Universum Box-Promotion aus dem Weg geht. Sturm hat sich durch seinen Sieg über Darren Baker seinen Platz im Geschichtsbuch des Boxens gesichert. Die Frage ist nun, ob dort auch vermerkt wird, dass er immer vor Golovkin davonlief. Es wird Zeit, dass Sturm seinen großen Worten nun auch Taten folgen lässt.
Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (weiblich)
Der Weltmeisterin der WBC, WBA und WBO im Weltergewicht, Cecilia Braekhus (23 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO), gehen die Gegnerinnen aus. Kaum eine Gegnerin hat auch nur die Spur einer Chance gegen sie. Hinzu kommt natürlich auch das sehr clevere Matchmaking von Sauerland Event. Die einzige Gegnerin, die ihr gefährlich werden kann, ist Jessica Balogun (25 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen). Das erste öffentliche Aufeinandertreffen der beiden in einem Boxring, am 02.06.2012, konnte Braekhus für sich entscheiden. Balogun ist heute reifer und fokussierter und daher könnte ein Rückkampf auch anders ausgehen.
© Uwe Betker
Die Geradlinigkeit von Ulli Wegner
Der 72jährige Cheftrainer von Sauerland Event, Ulli Wegner, ist einfach ein geradliniger Mann. Unverblümt sagt er seine Meinung, auch wenn sie manchmal nicht sonderlich diplomatisch ist. Letztes Jahr, am 15.09.2012, beschimpfte er beispielsweise das fachkundige und faire bamberger Publikum. Das pfiff damals nämlich Yoan Pablo Hernandez Soarez aus, nachdem die Punktrichter Michael Pernick, Mickey Vann und Benny Decroos den Kubaner als Sieger gesehen hatten und Ringrichter David Fields das Abdrehen eines schwer getroffenen und torkelnden IBF Weltmeisters im Cruisergewicht partout nicht als Aufgabe werten wollte. Wegner stellte sich schützend vor seinen Schützling, der zwar schwer vermöbelt worden aber dennoch Weltmeister geblieben war. Er drohte den Zuschauern in Bamberg sogar mit den Worten: „Bei so einem knappen Ding sollte das Publikum auf unserer Seite sein. Da muss man überlegen, ob es sich verdient hat, dass man hier noch einmal herkommt.“
Offensichtlich kam dann bei diesen Überlegungen heraus, doch in Bamberg zu veranstalten. Sauerland Event hat beschlossen, dass der angesprochene Hernandez (28 Kämpfe, 27 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) seinen Titel der International Boxing Federation an eben diesem Ort gegen Alexander Alekseev (27 Kämpfe, 24 Siege, 20 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) verteidigen muss.
Ähnlich freimütig wie in dem eben geschilderten Fall äußerte Wegner sich kürzlich auch in Bezug auf seinen Einsatz am 26. Oktober 2013. An diesem Tag müsste er sich nämlich eigentlich zweiteilen.
Zunächst mal boxt der Ex-Weltmeister Arthur Abraham (41 Kämpfe, 37 Siege, 28 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) in Oldenburg gegen einen gewissen Giovanni De Carolis (24 Kämpfe, 20 Siege, 10 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO), einen 29-jährigen Mann aus Rom, der lediglich zweitbeste italienische Super Mittelgewichtler ist, in dessen Kampfrekord kein Name steht, den man kennen müsste. Selbst diejenigen, die ihn besiegt haben, gehören nicht zur europäischen Spitze.
Abraham boxt also gegen jemanden, gegen den er wohl mit nahezu absoluter Sicherheit gewinnen wird. Natürlich gibt es noch die Chance, dass Abraham stolpert und in einen Schlag seines Gegners fällt. Oder er kann sich während des Kampfes beide Hände brechen. Es bedarf jedenfalls schon eines mittelgroßen Wunders, damit Abraham verliert. Also wofür wird der Kampf gemacht?
Zum einen wird der Kampf veranstaltet, weil Sauerland Event damit einen Hauptkampf für eine Veranstaltung hat. Zwar geht der sportliche Wert gegen Null, aber schließlich zahlt die ARD ja dafür mit den Rundfunkbeiträgen, die von jedem Haushalt der Bundesrepublik Deutschland zwangsweise erhoben werden. Damit geht die Rechnung für den Veranstalter schon mal auf. Zum anderen will man Abraham beschäftigen, bis er endlich seinen Rückkampf gegen den WBO Weltmeister im Super Mittelgewicht Robert Stieglitz (48 Kämpfe, 45 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) bekommt. So lange darf er im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Boxer verprügeln, die eigentlich keine Chance gegen ihn haben.
Am selben Tag boxt dann aber auch noch in Atlantic City der Sauerlandboxer Karo Murat (27 Kämpfe, 25 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden) gegen Bernard Hopkins (63 Kämpfe, 53 Siege, 32 durch KO, 6 Niederlagen, 2 Unentschieden). Das ist nun nicht irgendeine Halbschwergewichts-WM. Es ist der Titelkampf der IBF und der Titelträger ist die Boxlegende Bernard Hopkins – eben jener Hopkins, gegen den Arthur Abraham am Anfang seiner Karriere immer boxen wollte, und der mit seinen 48 Jahren scheinbar dem Älterwerden trotzt. Mit einem Sieg über Hopkins würde Murat zu einem internationalen Boxstar werden, denn ein Sieg wäre eine Sensation.
Zurück zu Ulli Wegner, der Arthur Abraham und Karo Murat betreut. Er musste sich nun entscheiden, bei wem er in der Ecke stehen will: Bei dem einen, bei dem der Sieg praktisch feststeht, oder bei dem anderen, der die Chance seines Lebens hat und alle Hilfe der Welt braucht. Das weiß Wegner natürlich auch: „So ein Kampf ist eine einmalige Sache. Aber wir müssen Prioritäten setzen. Wir brauchen Arthur noch.“
Das ist doch wohl deutlich. Oder? Heißt das nicht, dass Sauerland Event und Ulli Wegner Karo Murat nicht brauchen. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich ein Trainer jemals so klar und deutlich von seinem Boxer distanziert hätte – und das auch noch vor einem WM Kampf. Kann man seine Aussage denn anders verstehen, als dass ihm der unbedeutende Sieg über einen hoffnungslos unterlegenen Gegner wichtiger ist als ein WM Kampf gegen den großen Bernard Hopkins? Schließlich sagt er ja: „Wir müssen Prioritäten setzen.“
Was die Aussagen von Wegner so brutal geradlinig macht, ist, dass dabei mitschwingt, dass er an einen Sieg von Murat wohl nicht glaubt und bei der Niederlage nicht in seiner Ecke stehen will. Abraham dagegen dürfte vermutlich auch mit einer greisen Raumpflegerin des Sauerland Gyms in seiner Ecke gegen De Carolis gewinnen. Die Geradlinigkeit und Ehrlichkeit von Ulli Wegner nötigt einem schon Respekt ab.
© Uwe Betker
Jürgen Brähmer als Pay-per-View
Endlich ist es soweit. Der amtierende Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer kämpft am 21.05.2011 in der Londoner O2-Arena gegen Interimsweltmeister Nathan Cleverly (21 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO). Endlich, weil die juristischen Probleme Brähmer daran gehindert hatten zu boxen. Er wird sogar in der unabhängigen Weltrangliste nicht mehr geführt, weil er über ein Jahr lang nicht geboxt hat.
Brähmer ist einer der letzten 12 Boxer, die laut Webauftritt noch bei Universum Box-Promotion unter Vertrag sind. Er wurde erst als Jahrhunderttalent und später als Knastboxer tituliert. Der Rechtsausleger ist ohne Zweifel ein Riesentalent mit einem harten Punch. Eine KO-Quote von 76,32 % spricht für sich. Aber seine inkonsistenten Leistungen gaben immer wieder auch der Kritik Nahrung. Eine erneute Niederlage könnte für den 32-jährigen das Karriereende bedeuten.
Der in Großbritannien sehr populäre Cleverly gewann am 18.09.2010 beeindruckend durch TKO in Runde 10 den Ausscheidungskampf für die WM gegen Karo Murat, der für Sauerland Event boxt. Eigentlich hätte er hiernach bereits gegen Brähmer boxen sollen, aber stattdessen bekam er am 11.12.2010 nur einen Interims WM-Kampf gegen Nadjib Mohammedi, den er nach Punkten gewann. Er ist die Nummer 5 der unabhängigen Weltrangliste. Der Kampf Brähmer gegen Cleverly verspricht interessant zu werden.
Universum Box-Promotion, die keinen Fernsehvertrag mehr hat, geht mit diesem Kampf neue Wege der Vermarktung von Boxen. Das Internetportal BILD.de überträgt exklusiv diesen Kampf, und zwar als Pay-per-View. Es bleibt abzuwarten, ob das Pay-per-View für Boxkämpfe, wie es sich in den angloamerikanischen Ländern schon lange durchgesetzt hat, in Deutschland angenommen wird. Die Preise sind mit 2,99 bzw. 3,99 Euro schließlich noch recht moderat.
© Uwe Betker
Hauptkämpfer Alexander Frenkel
Im September (18.09.2010) hat sich Alexander Frenkel in Birmingham durch einen spektakulären Sieg ins Zentrum der Wahrnehmung gerückt. Nach Punkten zurückliegend drehte er mit einem spektakulären KO den Kampf um. Der in Kivograd in der Ukraine geborene Frenkel entthronte Enzo Maccarinelli als Europameister im Cruisergewicht. Mit einem linken Haken stellte er den Verlauf des Kampfes auf den Kopf. Der Puncher besiegte den Boxer.
Nach den schweren Niederlagen von Arthur Abraham (27.11.2010), Karo Murat (18.09.2010), der schon einjährigen Inaktivität von Nikolai Valuev und dem noch nicht gewonnenen Kampf von Marco Huck gegen Denis Lebedev (18.12.2010) wird Frenkel nun zum Hauptkämpfer von Sauerland Event. Am 26. Februar 2011 soll er seinen Europameistertitel in Bamberg gegen einen noch nicht gefundenen Gegner verteidigen. Als zweiter Hauptkämpfer soll Robert Helenius seinen WBO-Intercontinental Titel im Schwergewicht verteidigen.
Dass Frenkel nun zum Hauptkämpfer aufsteigt, obwohl er durch diverse Verletzungen seiner Schlaghand in den letzten Jahren immer wieder pausieren musste, zeigt, dass auch bei Sauerland Event die Personaldecke dünn wird, zumindest was die Hauptkämpfer angeht. M.E. ist es ein weiterer, interessanter Aspekt, dass der Hauptkampf eine Europameisterschaft ist. Offensichtlich kann auch der berliner Veranstalter nicht zu jeder Show eine Weltmeisterschaft aufbieten.
© Uwe Betker
Hat da jemand Angst vor Nathan Cleverly?
Wer erinnert sich nicht an den letzten Kampf von Nathan Cleverly gegen Karo Murat vom 18.09.2010 in Manchester? Cleverly (20 Kämpfe, 20 Sieg, 10 durch KO) sah einfach phantastisch aus. Er boxte schnell. Er boxte variabel. Er schlug hart – eine wahre Augenweide. Mit seinem TKO-Sieg über Murat, dem WM-Ausscheidungskampf der WBO im Halbschwergewicht, wurde er zum Pflichtherausforderer für den Weltmeister Jürgen Brähmer. Jürgen Brähmer (38 Kämpfe, 36 Siege, 29 durch KO, 2 Niederlagen), wir erinnern uns, wurde einst als Jahrhunderttalent tituliert, und nun spricht die Boulevardpresse von ihm nur noch als Knastboxer. Den Spitznamen Knastboxer errang er durch die Tatsache, dass seine Profikarriere von einem Gefängnisaufenthalt unterbrochen wurde und eine rechtskräftige Verurteilung zu einer weiteren Gefängnisstrafe erst unlängst erfolgte. Es geht um jenen Brähmer also, der 2009 nur deshalb um den vakanten WBO-Titel boxen konnte, weil der Veranstalter Klaus-Peter Kohl Zsolt Erdei dazu bewegte, den Titel aufzugeben und eine Gewichtsklasse höher zu boxen, weil Universum Box-Promotion unbedingt einen Titel für Brähmer haben wollte. Dabei ist noch nicht mal geklärt, ob Brähmer nicht schon bald wieder ins Gefängnis muss.
Boxfans in Deutschland hatten sich schon auf den Kampf Brähmer gegen Cleverly gefreut. Schließlich hatten sie gehofft, endlich wieder einmal einen Kampf von boxerischer Bedeutung von dem Deutschen sehen zu können. Nicht wenige seiner Gegner waren nämlich vom Matchmaker Mohamed Hedi Taouab so ausgewählt worden, dass der Sieger schon vorher feststand. Es gibt sogar böse Zungen, die behaupten, Brähmer würde gegen starke Gegner (Mario Veit 27.052006 und Hugo Hernan Garay 22.11.2008) immer verlieren. Für diese These spricht, dass Brähmer ja tatsächlich nicht aus eignener Kraft, d.h. durch einen Sieg über einen amtierenden Weltmeister, seinen Titel errang.
Dieser Kampf findet nun aber nicht statt. Stattdessen gibt es nun das Aufeinandertreffen von Cleverly und Alejandro Lakatos (38 Kämpfe, 31 Siege, 23 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden). In Deutschland ist der 36-jährige Lakatos bekannt geworden durch seine Niederlagen gegen Zsolt Erdei (11.09.2004) und Dariusz Michalczewski (05.05.2001). In seinem dritten Anlauf hofft er nun offenbar, doch noch Weltmeister bei der WBO werden zu können. Der Kampf am 11. Dezember 2010 ist nämlich als Interims Weltmeisterschaft angesetzt.
Man kann schon den Eindruck gewinnen, dass Brähmers Promoter Klaus-Peter Kohl Angst davor hat, einen seiner letzten Boxer – und dann noch einen mit einem Titel – gegen einen starken Mann antreten zu lassen. Dass der WBO Universum Box-Promotion nicht zu einer Pflichtverteidigung zwingt, ist der alten Verbundenheit zwischen den Beiden geschuldet. Wer erinnert sich nicht mit Grauen daran, dass Dariusz Michalczewski kaum Pflichtverteidigungen absolvieren musste. Die Veranstalter Klaus-Peter Kohl und Frank Warren haben die WBO ja erst zu einem anerkannten Weltverband gemacht – wodurch wir hier nun eine Pattsituation haben. Ob es je zu einem Brähmer-Cleverly-Kampf kommen wird, wird sich zeigen. Das hängt wohl vor allem davon ab, ob Kohl noch lange sein „Talent“ vor starken Boxern schützen will.
© Uwe Betker
Eine Frage des Stils (2.)
Da hat der Sender ARD mit den Kämpfen von Alexander Frenkel und Karo Murat einen richtig tollen Boxabend übertragen – und trotzdem habe ich mich geärgert, weil ich mich regelrecht für dumm verkauft gefühlt habe. Nachdem Alexander Frenkel so eindrucksvoll Europameister geworden war – Das Erste war mit seinen Zuschauern life dabei -, wurde anschließend noch der Kampf von Karo Murat gezeigt. Leider hat die ARD so getan, als ob Karo Murat jetzt noch boxen müsste. Dabei war es aber eine Aufzeichnung. Ich persönlich finde so was schlechten Stil. Für mich ist das eine Vorspiegelung von falschen Tatsachen.
Noch unangenehmer wurde das Ganze dadurch, dass die ARD die mitgereisten Boxer noch dazu nötigte, sozusagen als Laiendarsteller in einer Schmierenkomödie mitzuwirken. So wurde IBF Weltmeister im Mittelgewicht, Sebastian Sylvester, erst nach seiner Einschätzung des gerade gesehenen und übertragenen Frenkel-Kampfes gefragt und danach um seine Prognose zu Murat gebeten. Also eine Prognose zu einem Kampf, den sowohl der Frager als auch der Gefragte sowie die Zuschauer in der Halle schon gesehen hatten. Nur die Zuschauer vor den deutschen TV-Geräten hatten den Kampf noch nicht gesehen. Ich gestehe, ich mag es einfach nicht, wenn man mich derart hinters Licht führt. Zwei tolle Boxkämpfe, eine gute Veranstaltung und dennoch bleibt ein fader Nachgeschmack. Hat die ARD es wirklich nötig, seinen Zuschauern vorzuspielen, etwas würde jetzt life übertragen, wenn es doch eine Aufzeichnung ist?
© Uwe Betker
Eine Frage des Stils (1.)
Am 18. September hab ich in der ARD eine Boxveranstaltung gesehen, die mich geradezu begeistert hat. Man kann Sauerland-Event nur dazu gratulieren, dass sie Alexander Frenkel und Karo Murat nach Manchester geschickt haben, um sie auf einer Veranstaltung von Frank Warren gegen Boxer von Frank Warren boxen zu lassen. Wann sieht man überhaupt schon einmal einen deutschen Boxer im Ausland boxen? Seit langer Zeit hat man im deutschen Fernsehen nicht mehr so ein gutes und spannendes Boxen gesehen. Und, was schon fast noch seltener geworden ist – so selten wie eine Perle in einer Muschel -: Es stand der Sieger nicht von vornherein fest.
Der in Kivograd in der Ukraine geborene Frenkel wurde durch seinen spektakulären KO-Sieg über Enzo Maccarinelli Europameister im Cruisergewicht. Ein linker Haken stellte den Verlauf des Kampfes auf den Kopf, denn Maccarinelli war bis dahin der bessere Boxer und zeigte, wie man einen Frenkel besiegen kann.
Karo Murat unterlag dem Waliser Nathan Cleverly und darf nun nicht den WBO Weltmeister im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer, der am 12. Januar 2010 vom Schweriner Amtsgericht zu einer Gefängnisstrafe von 16 Monaten ohne Bewährung verurteilt wurde, herausfordern. Murat war in allen Belangen seinem Gegner unterlegen und wurde schließlich vom Ringrichter mit dem Gong zur 10. Runde aus dem Kampf genommen.
Der Fernsehzuschauer sah zwei großartige und spannende Boxkämpfe, die für viele andere entschädigten.
Danke!
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