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Boxen in der Literatur: Robert E. Howard

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Boxen in der Literatur: Robert E. Howard
Ein Kollege von mir machte mich darauf aufmerksam, dass ein gewisser Robert E. Howard Geschichten übers Boxen geschrieben hat. Er gab mir auch eine Kopie von einer, die er einem Sammelband mit Horrorgeschichten von besagtem Autor entnommen hatte. Hier muss ich nun gestehen, dass mir ein Autor namens Howard bislang nicht bekannt war. Die Zusatzinformation, es handele sich um den Autor von „Conan“, vergrößerte nur meine Skepsis. Weder Horrorgeschichten noch Geschichten über Barbaren gehören eigentlich zu meiner bevorzugten Lektüre. Trotzdem gab ich der Geschichte „The Spirt of Tom Molyneaux“ eine Chance.

„The Spirt of Tom Molyneaux“ erschien erstmals im April 1929 in dem Pulp-Magazin „Gost Stories“. Erzählt wird die Geschichte des Boxers Ace Jessel aus der Perspektive seines früheren Managers. Jessel ist ein technisch guter farbiger Boxer, der aber keinen Killerinstinkt hat. – Interessanterweise trägt er einen jüdischen Nachnamen. Jessel kommt von Joseph und bedeutet „Gott möge vermehren“. – Sein Vorbild ist der große Tommy Molineaux, den er wie einen Heiligen verehrt und zu ihm betet. Irgendwann muss er gegen Mankiller Gomez antreten, einen brutal harten und Furcht einflößenden Senegalesen, der alle seine Gegner brutal KO schlägt.
Hier nun wird die Geschichte spannend und sehr blutig. Jessel wird von Runde zu Runde immer fürchterlicher von seinem übermächtigen Gegner verprügelt. Aber er will nicht aufgeben. Als Jessel im wahrsten Sinne am Boden zerstört ist, kommt der Geist vom Tom Molineaux und hilft ihm, seinen Gegner KO zu schlagen.
Tom Molineaux (* 1784 in Georgetown, South Carolina, USA; † 4. August 1818 in Dublin, Irland) war ein legendärer afroamerikanischer Boxer der Bare-Knuckle-Ära. Noch als Sklave für einen Plantagenbesitzer begann er mit dem Boxen. Später wurde er, als Belohnung für einen Sieg, freigelassen. Berühmt wurde er durch seine zwei Ringschlachten mit Tom Cribb 1810 und 1811 in England. [mehr zu Tom Crip: https://betker.wordpress.com/2011/11/19/tom-cribb-1/ und https://betker.wordpress.com/2011/11/20/tom-cribb-2/%5D Bemerkenswert ist vor allem, dass ein schwarzer Exsklave in England und Irland zu einer Berühmtheit werden konnte.

Robert Ervin Howard, (* 22. Januar 1906 in Peaster, Texas, USA; † 11. Juni 1936 in Cross Plains, Texas, USA) war ein US-amerikanischer Autor von Fantasy-, Abenteuer- und Horrorgeschichten; er schrieb außerdem mehrere Westernromane. Berühmt wurde er mit seinem Romanzyklus um „Conan, den Cimmerier“. Er erschuf auch „Kull von Atlantis“, den Pikten Bran Mak Morn, den irischen Piraten Turlogh O’Brien und den englischen Puritaner Solomon Kane. Howard arbeitete als Baumwollpflücker, Cowboy, Verkäufer, als Gehilfe in einem Rechtsanwaltsbüro, als Landvermesser und als Journalist, bevor ihn der Verkauf seiner Geschichten an diverse Pulp-Magazine ernähren konnte. Er nahm sich im Alter von 30 Jahren das Leben. (nach wikipedia).
Howard boxte nachweislich als Amateur im Gym Fifth Street, Ecke Main Street in Cross Plane in Texas. Ab Juli 1929, also mit 23 Jahren, veröffentlichte er Boxgeschichten im „Fight Stories“, einem „Pulp Magazine“, das Geschichten übers Boxen veröffentlichte. Später erschienen Short Stories von Howard auch in „Action Stories“ und in „Sport Story Magazine“. In einigen der Geschichten tauchen immer wieder die gleichen Protagonisten auf: Sailor Steve Costigan, Dennis Dogan, Kid Allison und natürlich Ace Jessel, dem wir schon begegnet sind. Vermutlich hat Howard insgesamt 26 Short Stories übers Boxer verfasst, von denen einige erst posthum veröffentlicht wurden. Angeblich hat er auch für das „Ring“ Magazine geschrieben. Er war auf jeden Fall ein profunder Kenner des Profiboxens, was sich auch anhand seiner Briefe nachweisen lässt.
Leser, die radikale Verfechter dessen, was heute Political Correctness bedeutet, sind, sollten nicht zu Howard greifen. Er arbeitet mit Stereotypen und charakterisiert Personen und deren ethnische und soziale Herkunft durch die Wiedergabe von deren Sprache. Das machte Howard allerdings mit allen Ethnien und sozialen Gruppen, wobei er auch die eigene nicht ausnahm. Es ist ein Stilmittel – und da fragt sich, inwieweit Political Correctness in Bezug auf Literatur nicht überhaupt nur dumpfer Unsinn ist.
Robert E. Howard kann jedenfalls schreiben – und wie er schreiben kann. Seine Sprache ist große Literatur, auch wenn seine Themen es nicht sind. Nach der Lektüre von „The Spirt of Tom Molyneaux“ habe ich mir jedenfalls den Sammelband “Waterfront Fists and Others: The Collected Fight Stories of Robert E. Howard” sofort bestellt. Ich verspreche mir von diesem Bändchen Boxgeschichten von einem ganz großen Literaten, nämlich Robert E. Howard.
© Uwe Betker

Eine gute Kampfansetzung: Derya Saki vs. Alicia Melina Kummer

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Am 31. Oktober 2015 wird es in Hamburg, im Universum Gym, einen viel versprechenden Frauenboxkampf zu sehen gegen. Die beiden ungeschlagenen Leichtgewichtlerinnen Derya Saki (7 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO) und Alicia Melina Kummer (8 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO) werden gegeneinander antreten. Dabei geht es um den vakanten Weltmeistertitel der GBC. Man kann natürlich hinter diesen WM-Titel des Global Boxing Council ein Fragezeichen machen. Aber die Kampfansetzung ist gut.
Das Leichtgewicht ist in Deutschland gut besetzt. Nicole Wesner (11 Kämpfe, 11 Siege, 5 durch KO), Beke Bas (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Alicia Melina Kummer sind die besten drei. Kummer rangiert auf Position 32 der unabhängigen Weltrangliste. Saki wird im Augenblick nicht in den Ranglisten geführt, weil sie mehr als ein Jahr nicht geboxt hatte. In ihrem letzten Kampf, am 03.05.2014, wurde sie aber immerhin auch schon mal Titelträgerin der GBC.
Bemerkenswert ist schon mal, dass hier zwei der ungeschlagenen Talente in Deutschland gegeneinander antreten, was selten ist. Allein das verspricht Spannung. Auch im Kampfstil passen die beiden zueinander. Die Lokalmatadorin Kummer hat sich zu einer respektierten Kämpferin, bzw. KO-Schlägerin entwickelt. Dabei sah es am Anfang ihrer Karriere eher danach aus, als wäre das Profiboxen nur ein PR-Gag. Sie stieg in den Ring als “Miss Schleswig Holstein” und ihr Profidebüt bei FFM Box Promotion in Kaarst, begeisterte mich nicht gerade, trotz KO. Aber die 27-jährige Kummer, die im Niedersächsischen Buchholz geboren wurde und nun in Hamburg lebt, betreibt das Profiboxen wohl doch ernsthaft. Sie hat einen richtig guten Punch, den sie schon mehrfach durch spektakuläre KOs unter Beweis stellte. Technisch ist sie, wie mir scheint, noch nicht ganz ausgereift. Das konnte man auch an ihrem letzten Kampf sehen, dem einzigen, der über die angesetzte Zeit ging.
Derya Saki ist eher eine Technikerin. Sie boxt ihre Gegnerinnen aus. Die 25-jährige Krefelderin Saki steigt nach einer fast eineinhalbjährigen Pause in den Ring. Sie bekam schlicht keine Kämpfe. Ihr Trainer Mannie Faber vermutet, dass die meisten Veranstalter Angst um ihre Boxerinnen haben, weshalb Saki so schwer Kämpfe bekommt. Saki ist eine gut ausgebildete Boxerin mit einem starken Jab. Sie hat auch Schlagkraft, ließ jedoch den Killerinstinkt manchmal vermissen. Faber plant schon für die Zukunft. Er will mit Saki, nicht zuletzt weil es in Deutschland so schwierig ist, für Kämpfe in die USA oder nach Südamerika gehen. Er geht davon aus, dass seine Boxerin sich dort durchsetzen wird. Dafür sollte sie aber den Kampf gegen Kummer gewinnen.
Wie schon gesagt, die Kampfansetzung Saki vs. Kummer ist wirklich gut. So was braucht das Frauenboxen in Deutschland, um attraktiver zu werden. Leider sind aber hiesige TV-Stationen zurzeit wohl nicht bereit, Frauenboxen zu zeigen.
© Uwe Betker