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Sechs mögliche Erklärungen für die Kampfansetzung Arthur Abraham gegen Mehdi Bouadla
Was treibt Sauerland Event ihren Quotenkönig „King Arthur“ Arthur Abraham (38 Kämpfe, 35 Siege, 27 durch KO, 3 Niederlagen) gegen Mehdi Bouadla (30 Kämpfe, 26 Siege, 11 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) boxen zu lassen? – Bouadla lediglich die Nummer 58 der unabhängigen Weltrangliste im Mittelgewicht, nicht im Super Mittelgewicht. Er ist sogar nur der drittbeste französische Mittelgewichtler. Wieso also setzt man Abrahm solch einen chancenlos Gegner vor? Mir fallen sechs mögliche Erklärungen dafür ein.
1. Sauerland Event glaubt, dass keiner, weder die Zuschauer noch der übertragende Sender ARD merken, wie schwach der Gegner ist. Hier hinter steckt die Annahme, dass die Zuschauer sich nicht für Boxen interessieren, sondern ein Event sehen wollen, bei dem der Sieger schon feststeht.
2. Sauerland Event glaubt nicht an seinen Weltmeister der WBO (World Boxing Organization), Abraham. Sie haben Angst, Abraham könnte, wie schon dreimal vorher im Super Mittelgewicht, verlieren. Daher suchen sie für ihn Gegner, gegen die er ohne Risiko antreten kann.
3. Arthur Abraham glaubt selber nicht mehr daran, dass er einen starken Super Mittelgewichtler schlagen kann. Deshalb fordert er von seinem Veranstalter besonders schwache Gegner.
4. Sauerland Event hat Bouadla gebucht, weil er preiswert ist. Sauerland Event ist eine GmbH muss und will so viel Geld wie möglich verdienen. Je preiswerter der Gegner ist, umso größer ist der Gewinn. Die Gesellschafter der Sauerland Event GmbH haben ein persönliches Interesse an höheren Gewinnen. (Wer sind eigentlich die Gesellschafter von Sauerland?)
5. Sauerland Event gönnt seinem frischgebackenen Weltmeister einen einfachen Kampf. Seit Eckhard Dagge, der WBC (World Boxing Council) Weltmeister im Junior Mittelgewicht, der in seiner ersten Titelverteidigung gegen den starken Maurice Hope am 15.03.1977 nur ein sehr knappes Unentschieden erreichte und dann in seiner zweiten Titelverteidigung am 06.08.1977 gegen Rocky Mattioli in der fünften Runde KO ging, ist man in Deutschland mit unerfahrenen Weltmeistern vorsichtig geworden. Nur, Abraham hat bereits 20 Titelkämpfe absolviert.
6. Sauerland Event ist es vollkommen egal, ob Zuschauer und/oder der übertragende Sender ARD merken, wie schwach der Gegner ist. Hier kann man nun noch mal Erklärung zwei bis fünf einfügen.
Wie schon gesagt, dies sind die Erklärungen, die mir einfallen. Ich finde allerdings keine davon besonders sympathisch. Aber vielleicht gibt es ja auch eine ganz andere Erklärung und ich tue Mehdi Bouadla furchtbar unrecht und er ist sehr viel stärker als ich ihn einschätze.
© Uwe Betker
Eine Chance für Arthur Abraham
Arthur Abraham verlor am 14.05.2011 erwartungsgemäß gegen Andre Ward. Ward (24 Kämpfe, 24 Siege, 13 durch KO) zieht damit ins Finale des Super Six Turniers ein. Abraham (35 Kämpfe, 32 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen) ist ausgeschieden. Nach drei Niederlagen in vier Kämpfen im Super Mittelgewicht stellt sich die Frage, wie es mit Abraham weitergeht.
Arthur Abraham überzeugte in seiner ersten Zeit als Profi durch seinen Ehrgeiz, seinen Willen zu gewinnen und durch seine Schlaghärte. Um den hungrigen Boxer besser vermarkten zu können, setzte man ihm eine Schlumpfmütze auf und ließ ihn unter den Klängen von Vader Abrahams „Das Lied der Schlümpfe“ zum Ring gehen. Der Schlumpfboxer war geboren.
Nachdem ihm juristisch die „Schlumpferei“ untersagt worden war, kürte ihn sein Veranstalter Sauerland Event kurzerhand zum König, setzte ihm eine Krone auf, gab ihm einen goldenen Umhang und vermarktete ihn fortan als King Arthur.
Nach seinen zwei Niederlagen in Folge (Andre Dirrell am 27.03.2010 und am Carl Froch 27.11.2010) – wobei letztere schon einer Selbstdemontage gleichkam – erkannte Abraham, dass Krone und Umhang ausgedient haben. Zu seinem letzten Kampf ging er in einen einfachen Mantel gehüllt.
Obwohl Abraham seinen letzten Kampf verlor, zeigte er in den Anfangs- und in den Schlussrunden etwas von dem, was ihn als Boxer einst ausgezeichnet hat: Härte gegen sich und seinen Gegner und Wille zum Sieg. Es bleibt abzuwarten, ob Arthur Abraham es will und auch schafft, sich neu zu definieren. Ich sehe in den Niederlagen eine reelle Chance für Abraham, sich als Boxer neu zu etablieren und sich neu – ohne Mütze oder Krone – zu erfinden.
Abraham könnte beispielsweise zurückgehen ins Mittelgewicht, wo er gegen Felix Sturm (38 Kämpfe, 35 Siege, 15 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), den WBA Super Champion, antreten könnte. Oder er könnte versuchen, Sebastian Sylvester „zu rächen“ und seinen alten IBF Titel von Daniel Geale (26 Kämpfe, 25 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage) wiederzuholen. Er könnte aber auch im Super Mittelgewicht bleiben, um hier zu versuchen, Robert Stieglitz (42 Kämpfe, 40 Siege, 23 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) seinen WBO Titel abzunehmen. Auch könnte er gegen einen anderen großen Puncher, Kelly Pavlik (39 Kämpfe, 37 Siege, 32 durch KO, 2 Niederlagen), antreten. Er hat also noch viele Möglichkeiten.
© Uwe Betker