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Ein kurzer Blick auf Erkan Teper, Z!-Promotion und den BDB
Erkan Teper stieg am 03.07.2016 in Reppenstedt wieder in den Ring. Teper (16 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO) traf dort auf den US-Amerikaner Derric Rossy (42 Kämpfe, 30 Siege, 14 durch KO, 12 Niederlagen, 5 durch KO). Der Kampf war gut angesetzt. Teper, vor dem Kampf die Nummer 10 in der Welt, nach dem Kampf die Nummer 9, traf auf die Nummer 38 in der Welt (vor dem Kampf). Der Kampf hatte zum Ziel, die Position von Teper unter den Top Ten des Schwergewichts zu sichern, was er auch tat, ohne jedoch ein allzu großes Risiko darzustellen. Rossy hat nur eine KO-Quote von 33%, was für einen Schwergewichtler nicht viel ist. Hinzu kam, dass er von seinen letzten acht Kämpfen sechs verloren hatte. Er war also genau der Mann, den Z!-Promotion für Teper gesucht hat. Teper gewann nach Punkten. Die Rechnung ging also auf.
Für Teper und Z!-Promotion kann dieser Kampf nur als Zwischenstation angesehen werden. Beide wollen einen Kampf um einen oder mehrere WM-Titel im Schwergewicht, und dafür sind nun mal solche Ansetzungen nötig. Der Kampf zwischen Teper und Rossy ist aber schon auch von allgemeinem Interesse, d.h. abgesehen von den Titelkampfhoffnungen von Tepers Management.
Tepers Auftreten ist schon bemerkenswert. Es war sein erster Auftritt nach seiner positiven Dopingprobe von dem Kampf um die EBU-Europameisterschaft am 17. Juli 2015 gegen den Briten David Price. Vom BDB wurde er dafür für ein Jahr und von der EBU für zwei Jahre gesperrt. Der BDB setzte sich dann über die Tepers Sperre durch die EBU hinweg und sanktionierte den Kampf. Gleichzeitig musste Teper, der schon zweimal wegen Dopings aufgefallen ist, seine BDB-Sperre nicht in voller Länge verbüßen. Teper konnte nämlich zwei Wochen vor Ablauf der Sperre einen Kampf bestreiten.
Thomas Pütz vom Bund Deutscher Berufsboxer erklärte gegenüber boxen1.com: „Wir haben uns mit Z!-Promotion und Erkan Teper einigen können, was die Sperre betrifft. Erkan Teper musste für sein Vergehen eine hohe Strafe zahlen, zudem hat sein Promoter Z!-Promotion eine Sicherheitsleistung bei uns hinterlegt. Damit Teper am 3. Juli wieder unter BDB-Lizenz boxen darf, haben wir vereinbart, dass er sich ständigen Trainingskontrollen unterziehen muss. Die Kosten dafür trägt Z!-Promotion. Zudem müssen wir immer darüber unterrichtet werden, wo er sich aufhält um bei Bedarf auch unangekündigte Kontrollen durchführen zu können.“
Bemerkenswert an den Ausführungen des Präsidenten vom BDB ist, dass hier nun wohl zum ersten Mal etwas durchgeführt wurde, was doch angeblich nicht durchführbar ist. Ich meine mich nämlich noch dunkel daran erinnern zu können, wie Pütz sich wortgewaltig gegen Dopingkontrollen beim Traing aussprach. Er argumentierte mit den zu hohen Kosten. Die werden nun aber offensichtlich vom Promoter getragen. Pütz argumentierte, wenn ich mich recht entsinne, aber auch schon mal dahingehend, dass Trainingsproben schwierig zu nehmen seien, weil ein Boxer „als „Weltbürger“ überall zu Hause sei und damit nicht in der Lage, seinen Standort Monate vorher bekanntzugeben.“ Es kann aber sein, dass Pütz hier über Wladimir Klitschko sprach.
Durch den Kampf von Erkan Teper ist nun jedenfalls bewiesen worden, das Dopingkontrollen während der Vorbereitung auf einen Kampf in Deutschland möglich sind – und dies auch unter der Aufsicht des Bundes Deutscher Berufsboxer. Jetzt kann man nur hoffen, dass der BDB endlich Dopingkontrollen im Training einführt.
(C) Uwe Betker
Drei Boxer – drei Perspektiven
Es ist die MGM Grand Garden Arena in Las Vegas, wo am 09. April 2016 gleich drei deutsche Boxer, im Vorprogramm von dem Pacquiao-Bradley-Kampf, auftreten und dem amerikanischen Publikum ihr Können zeigen wollen. Für die drei deutschen Boxer und ihre zukünftige Karriere hat der Kampf dabei jeweils eine andere Bedeutung.
Hauptkampf des Abends aber soll das Aufeinandertreffen von Manny Pacquiao (65 Kämpfe, 57 Siege, 38 durch, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) und Timothy Bradley Jr. (36 Kämpfe, 33 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) werden. Es geht um den vakanten WBO International Titel im Weltergewicht. Emmanuel Dapidran Pacquiao, der wohl zurzeit beste Weltergewichtler der Welt, trifft auf den vermutlich Zweitbesten dieser Gewichtsklasse. Der Kampf verspricht auf den ersten Blick ein Knaller zu werden – aber leider nur auf den ersten Blick. Beide standen bereits zweimal miteinander im Ring. Am 09.06.2012 gewann Bradley durch eine sehr umstrittene Mehrheitsentscheidung und am 21.04.2014 unterlag er klar nach Punkten. Es ist wohl kaum davon auszugehen, dass Bradley inzwischen ein Rezept gegen Pacquiao gefunden hat. Auch der letzte Kampf von Pacquiao, gegen Floyd Mayweather Jr., im Mai 2015, hielt nicht das, was man sich von ihm erhofft hatte. Es war ein Langeweilerkampf. Pacquiao scheint sich am Ende seiner Karriere als Profiboxer doch eher auf seine Politikerkarriere und auf seine Homophobie zu konzentrieren. Gleichwohl ist die dritte Auflage des Kampfes Pacquiao – Bradley Hauptkampf der Veranstaltung von Bob Arum (Top Rank). Ein WM-Kampf ist es aber nicht.
Außerdem verteidigt Arthur Abraham (48 Kämpfe, 44 Siege, 29 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) seinen Weltermeistertitel der WBO im Super Mittelgewicht gegen Gilberto Ramirez (33 Kämpfe, 24 durch KO). Abraham ist, laut Boxrec, der Beste seiner Gewichtsklasse. Ramirez rangiert auf Position 10. Diese Ansetzung kann man als Aufeinandertreffen von Alter und Jugend betrachten. Abraham ist bereits 36 Jahre alt und Ramirez ist erst 24. Der Mexikaner ist bis jetzt ungeschlagen und mit einer KO Quote von 73% nicht zu unterschätzen. Der Titelverteidiger hat angekündigt, dass in diesem Kampf der beste Abraham aller Zeiten zu sehen sein wird. Ramirez ist Rechtsausleger und 14 Zentimeter größer; dementsprechend hat er einen Reichweitenvorteil von 8 Zentimeter. – Nun, wir dürfen gespannt sein. Abraham wird es sich kaum leisten können, die ersten Runden zu verschlafen, wie er es schon so häufig gemacht hat. Auch wird er sein Arbeitspensum schon deutlich erhöhen müssen, auch wenn er als Heimboxer und Titelverteidiger in den Ring steigt.
Wenn Abraham gewinnt, hat er seinen Führungsanspruch für seine Gewichtsklasse unter Beweis gestellt. Wenn er dann noch eindrucksvoll gewinnt, wird er für den sehr lukrativen us-amerikanischen Fersehmarkt wieder interessant. Verliert er aber, hat er ein Problem. Er hat dann keinen Titel mehr und ob der übertragende deutsche TV Sender dann noch weiter auf ihn setzen will, ist fraglich.
Der zweite Deutsche, der in Las Vegas boxen will, ist Deniz Ilbay (15 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO). Er trifft auf Egidijus Kavaliauskas (12 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO). Der in Litauen geborene und in Kalifornien lebende Kavaliauskas ist in diesem Kampf sowohl der Favorit als auch der Heimboxer. Er ist bereits die Nummer 42 in der Welt. Der 21-jährige Kölner ist nur die Nummer 137. Auch die KO-Rate von 92% spricht für Kavaliauskas. Gleichwohl stellt der Kampf für Ilbay eine große Chance dar. Gewinnt er, wird es kaum noch möglich sein, ihn zu übersehen bzw. zu ignorieren. Verliert er, ist das zwar schon ein Rückschlag, aber bedeutet noch nicht das Ende der Karriere.
Schließlich boxt noch Leon Bauer (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO), der zweitjüngste deutsche Profiboxer. Für ihn ist es das erste Mal, dass er im Ausland kämpft. Der Super Mittelgewichtler wurde bis jetzt solide aufgebaut von seinem Management. Er trifft auf Ilshat Khusnulgatin (13 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Bauer geht als Favorit in die Begegnung. Dennoch ist die Ansetzung des Kampfes der 165 gegen die 323 in der Welt eine gute. Auch wenn Bauer verlieren sollte, wovon ich aber nicht ausgehe, hätte dies keine gravierenden Folgen. Im jetzigen Stadium seiner Karriere wäre eine Niederlage nichts weiter als ein verkraftbarer Rückschlag. Sollte er aber gewinnen, dann hat er im Ausland einen guten Auftritt gezeigt und sich bewiesen.
(C) Uwe Betker
Das berliner Sommertheater
Die Sommerpause im Boxen hat noch nicht angefangen, aber das Sommertheater ist schon im vollen Gange. In der größten deutschen Boulevardzeitung wird der Streit, den Ex-Weltmeister Arthur Abraham (40 Kämpfe, 36 Siege, 28 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) mit seinem Veranstalter Sauerland Event um die Kampfbörse für den nächsten Abraham-Kampf führt, öffentlich ausgetragen.
Die Ausgangssituation ist die: Abraham verlor seinen letzten Kampf am 23.03.2013 gegen Robert Stieglitz (47 Kämpfe, 44 Siege, 25 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) durch TKO und verlor damit auch seinen WBO Titel im Super Mittelgewicht. Wann er wieder einen WM Kampf bekommt, ist unklar. Noch unklarer ist, ob er überhaupt noch einmal Weltmeister werden kann. Da aber Abraham zurzeit mit dem Weltmeister der WBO im Cruisergewicht, Marco Huck (39 Kämpfe, 36 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), der einzige Boxer des berliner Veranstalters ist, der gute Einschaltquoten bringt, will man Abraham wieder aufbauen.
Abraham soll nun am 24. August in Schwerin gegen Willbeforce Shihepo (26 Kämpfe, 20 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) boxen. Shihepo schmückt sich mit dem angsteinflößenden Kampfnamen Black Mamba. Er ist aktuell immerhin die Nummer 1 in Namibia. Er hat eine furchteinflößende KO-Quote von 57.69%. – Abraham hat 70%. – Er ist auf Position 67 der unabhängigen Weltrangliste zu finden, also nur ein paar Ränge hinter Jürgen Doberstein (16 Kämpfe, 14 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden), der auf Position 64 steht, und Khoren Gevor (41 Kämpfe, 32 Siege, 17 durch KO, 9 Niederlagen, 2 durch KO), der sich auf Position 55 befindet.
Sportlich ist diese Kampfansetzung, so wie ich das sehe, eine Nullnummer. Sie macht eigentlich nur Sinn, wenn man die Herausnahme von Abraham in seinem letzten Kampf durch Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner als das interpretiert, als was sie Augen- und Ohrenzeugen auch tatsächlich sahen, nämlich als Aufgabe.
Leider wird nicht veröffentlicht, wie viel Sauerland Event von dem Geld, das sie von den Rundfunkgebühren der ARD bekommen, Abraham für diesen Kampf bereit sind zu geben. Abraham ist es jedenfalls zu wenig. Er droht: „Wenn Sauerland Event sich nicht mit meinem Anwalt einigt, boxe ich nicht. Nicht am 24. August und auch später nicht mehr. Ich brauche nicht mehr zu boxen, kann sofort aufhören. Mit einem Sportler muss man fair umgehen.“
Abraham droht also damit, seine Handschuhe an den Nagel zu hängen. Was das aber wirklich zu bedeuten hat, lassen wir einfach mal dahingestellt sein.
Wie in einem richtigen Sommertheater jedenfalls geht die mediale Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien noch weiter. Da wird auf der einen Seite behauptet, Abraham sei bis zum 1. Juli im Urlaub. Abraham aber sagt: „Ich mache keinen Urlaub, trainiere im Gym und im Fitnessstudio.“ – Sommertheater.
© Uwe Betker
Arthur Abraham siegt beeindruckend gegen Mehdi Bouadla!
Bei der Kampfansetzung Arthur Abraham (38 Kämpfe, 35 Siege, 27 durch KO, 3 Niederlagen) gegen Mehdi Bouadla (30 Kämpfe, 26 Siege, 11 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) konnte ich nicht wiederstehen. Ich wollte der erste sein, der die Neuigkeit verbreitet. Der alte ist auch der neue Weltmeister der WBO (World Boxing Organization) im Super Mittelgewicht.
Abraham, die aktuelle Nummer vier der unabhängigen Weltrangliste, hatte sich erst vor ca. vier Monaten, am 25.08.2012, durch einen Sieg gegen Robert Stieglitz nach einer desaströsen Niederlagenserie zurückgemeldet. Nun bekommt es der frischgebackene, aus Armenien stammende Weltmeister mit dem 30-jährigen Franzosen Bouadla zu tun. Bouadla ist ein brandgefährlicher Gegner. Er ist immerhin die Nummer 58 der unabhängigen Weltrangliste im Mittelgewicht. Er ist sogar der drittbeste französische Mittelgewichtler. Seine KO-Quote, die vermutlich jedes Nummerngirl vor Angst erschauern lässt, liegt bei 36.67%. Na ja. Abrahams Quote liegt nur unerheblich darüber: bei 71.05%.
Arthur Abraham wird beeindruckend gegen Mehdi Bouadla siegen. Wenn es anders kommen sollte, so wäre das schon eine der größten Boxsensationen der letzten Jahrzehnte. Vermutlich können aber auch noch ein paar dutzend andere Boxer in der Welt Bouadla beeindruckend besiegen. Das kann man wohl eine wirklich beeindruckend schlechte Kampfansetzung nennen.
© Uwe Betker