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In der Waschkaue: Die 1. Übacher Profi Boxnacht
Die „Waschkaue“ in Übach Pallenberg war am 08.12.2018 Austragungsort der 1. Übacher Profi Boxnacht. Hinter Black Lion Event Promotion, dem Veranstalter, verbirgt sich niemand anderes als Daniel Bulabula. Es gab insgesamt zwölf Boxkämpfe zu sehen, vier Amateur- und acht Profiboxkämpfe. Hinzu kamen eine Gospelgruppe, zwei Singer-songwriter, zwei Nummerngirls und die Stimme des deutschen Profiboxens, Thomas Bielefeld.
Den Anfang machten im Schwergewicht Hünkar Palat (5 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Ulas Acikgöz (6 Kämpfe, 6 Niederlagen, 6 durch KO). Der auf vier Runden angesetzte Kampf war kurz. Palat bestimmte den Kampf und Acikgöz versuchte zu überleben. Palat stellte sich sogar vor seinen Gegner hin und ließ sich ohne Deckung schlagen, um zu zeigen, wie schwach die Schläge seines Gegners waren. Kurze Zeit später gab Acikgöz verletzungsbedingt auf. Ob er sich bei der oben beschriebenen Aktion tatsächlich verletzt hatte, war mir nicht ersichtlich. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:45: Hünkar Palat.
Es folgte ein Kampf zwischen Rashad Karimov (34 Kämpfe, 31 Siege, 27 durch KO, 3 Niederlagen) und Ruslan Muradov (6 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) im Halbschwergewicht, der deutlich besser war als der vorangegangene. Karimov machte den Kampf, aber Muradov hielt dagegen. Man stand viel Fuß an Fuß und suchte den Schlagabtausch. Am Ende der ersten Runde war Muradov sichtlich beeindruckt von einem Körpertreffer, den er nehmen musste. Mitte der zweiten Runde wollte Karimov dann den Kampf beenden. Mehrfach stellte er sein Gegenüber an den Seilen und deckte ihn mit Körpertreffern ein. Mit der ersten Aktion in der dritten Runde, einem linken Körperhaken, gefolgt von einem rechten Kopfhaken, fällte Karimov seinen Gegner dann. GBA Ringrichter Jusuf Visnjic zählte bis Acht. Kurze Zeit später ging Muradov erneut nach Körpertreffern runter. Während noch gezählt wurde, flog ein Handtuch in den Ring. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 1:03 Minuten: Rashad Karimov.
Danach kam ein Frauenboxkampf zwischen Annika Tielke und Jenny Smodis, zwei Debütantinnen. Es war ein harter Kampf und Tielke machte ihn. Sie trug ihrer Gegnerin den Kampf an und deckte sie ein. In der zweiten Runde konnte Smodis dem Druck kaum noch standhalten und hatte kaum etwas entgegenzusetzen. Zur dritten Runde trat sie dann auch nicht mehr an. Siegerin durch TKO in Runde 3: Annika Tielke.
Jurij Frank (16 Kämpfe, 12 Siege, 12 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) und Dzianis Krana Luban stiegen als die Nächsten in den Ring. Sie bestritten einen Vier-Runden-Kampf im Schwergewicht. Frank, der erheblich größer war, er ist 2,17 Meter – machte von Anfang ernst. Schon nach kurzer Zeit fand sich Luban am Boden wieder. Ringrichter Kazim Kurnaz wertete einen Wischer als Ausrutscher. Beim nächsten Mal wurde er aber dann doch angezählt. Danach ging es Luban nur noch darum zu überleben und Frank darum, seine Beute zu erlegen. Eine Linke fällte Luban erneut und wieder wurde er angezählt. Am Anfang der zweiten Runde traf Frank seinen Gegner mit einer linken Grade, Luban ging wieder zu Boden und seine Ecke warf das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 30 Sekunden: Juriy Frank.
Der Kampf zwischen Pascal Wolters und Samuel Zade (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) im Schwergewicht begann hektisch. Wolters versuchte sein Gegenüber zu überrollen, das gelang aber nicht. Dadurch gestaltete sich der Kampf dann hart und verbissen. Beide Boxer hatten ihre Momente. In der zweiten Runde erhöhte Wolters den Druck. Immer wieder stürmte er auf seinen Gegner zu und versuchte Hände ins Ziel zu bringen. Zur dritten Runde trat Zade nicht mehr an. Er hatte sich den linken Arm verletzt. Sieger durch TKO in Runde 3: Pascal Wolters.
Es folgte der einzige Titelkampf des Abends. Alexander Frank (17 Kämpfe, 16 Siege, 13 durch KO, 1 Unentschieden) und Roman Golovashchenko boxten um den Titel der UBO und der WBCA. Golovashchenko besetzte die Ringmitte, nutzte seinen Reichweitenvorteil und punktete mit seiner linken Graden, gefolgt von einer rechten Graden. Frank kreiste um ihn herum und suchte eine Lücke. In der zweiten Runde machte Frank mehr. Er schlug linke und rechte Haken an der Deckung vorbei zum Kopf. Golovashchenko konnte sich seinen Gegner immer weniger vom Hals halten. In der dritten Runde merkte er das selber und versuchte es dann, als größerer Boxer, mit einem überfallartigen Angriff, der aber buchstäblich ins Leere lief. Frank hatte den Kampf im Griff. Am Anfang der fünften Runde knickte Golovashchenko um, fiel zu Boden und verletzte sich den Rücken. Er wurde mit einer Trage aus der Halle getragen und ins Krankenhaus gefahren. Bis er endlich abgeholt wurde, dauerte es gefühlt eine kleine Ewigkeit, weil irgendwelche humanoide Wesen den Rettungsweg zugeparkt hatten. Sieger durch TKO in Runde 5, nach 25 Sekunden: Alexander Frank.
Im Halbschwergewicht boxten sodann Martin Houben (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Edi Sejdinavic einen Vierrunder aus. Es war eine einzige Martin Houben Show. Er demonstrierte seine gute boxerische Schule und zeigte eine schöne steife Führhand und eine gute Rechte. Sein Gegner versuchte, ihm den Kampf kaputt zu machen, indem er jeden Trick versuchte, den Kampf schmutzig zu machen. Auf die meisten dieser Aktionen hatte Houben allerdings die richtige Antwort. Am Ende der zweiten Runde stellte er sein Gegenüber und kam mit zwei knackigen Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch, die Sejdinavic durchschüttelten. In der dritten Runde streute er mehr Körperhaken und Aufwärtshaken ein. Die Frage war nur, ob Houben es schaffen würde, vorzeitig zu gewinnen. Er versuchte es, aber Sejdinavic hielt dagegen. Er klammerte, lief weg, sprang in Houben hinein, usw. – Insgesamt: Ein richtig guter Vierrunder. Am Ende stand ein Punktsieg (40:37) für Martin Houben.
Den Hauptkampf des Abends bestritt der Veranstalter Daniel Bulabula (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO). Er traf auf Samef Yaser. Der Schwergewichtskampf war auf sechs Runden angesetzt, Yaser verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung, schob sich an seinen Gegner heran und feuerte dort Haken ab. Bulabula boxte an, um dann zu verteilen. Im ersten Durchgang war Yaser der Erfolgreichere. In der zweiten Runde kam Bulabula auf. Er brachte mehr Hände ins Ziel und brachte seinen Gegner mehr und mehr in Schwierigkeiten. In der dritten Runde verlor Yaser noch mehr seine Linie, er schlug mehr Schwinger und Bulabula konterte ihn mit Kopfhaken ab. Am Ende der Runde punkte Bulabula mehrfach mit schönen linken Graden zum Kopf. In der vierten Runde wurde die Dominanz von Bulabula immer deutlicher. Am Anfang kam er mit einer harten Rechten zum Kopf durch, die Yaser so sehr erschütterte, dass er viel klammerte. Die fünfte Runde ließen beide Boxer es etwas ruhiger angehen. Am Ende der Runde kam Bulabula mit einem rechten Kopfhaken durch. Er setzte nach, worauf es zu einem schönen und heftigen Schlagabtausch kam. In die sechsten und letzten Runde startete Yaser besser und er kam nun seinerseits mit einer Rechten zum Kopf durch. Dann übernahm aber Bulabula erneut das Kommando. Es wurde intensiv bis zur letzten Sekunde gefightet. Sieger nach Punkten (60:55): Daniel Bulabula.
Für den 07. Dezember 2019 ist die nächste Übacher Profi Boxnacht abgekündigt.
© Uwe Betker
Boxen in Fernsehstudio 1
Profiboxen in einem Fernsehstudio ist eigentlich die Ideallösung für diesen Sport, wenn das Ganze dann auch noch von einem TV-Sender übertragen wird. Für den TV-Sender wie für den Veranstalter sind die Bedingungen ideal. Auch für die Zuschauer ist es gut, denn die Konzentration ist auf den Ring fokussiert, bzw. auf das Geschehen darin. Die nobeo Studios in Hürth waren am 12.05.2018 Austragungsort einer Veranstaltung von Ahmet Öner, die von Sky Sport übertragen wurde. Insgesamt gab es dreizehn Kämpfe zu sehen.
Den Anfang machte ein Sechsrunder im Schwergewicht zwischen Gogita Gorgiladze (63 Kämpfe, 38 Siege, 32 durch KO, 25 Niederlagen, 10 durch KO) und Ali Kiydin (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO). Kiydin schlug viele Haken, wobei besonders sein rechter Körperhaken gut aussah. Er dominierte den Kampf. In der dritten Runde kam er mehrfach mit schönen Aufwärtshaken durch. Die vierte Runde war munter und es gab viele Schlagabtäusche. Gorgiladze schien Konditionsprobleme zu bekommen, erreichte aber das Kampfende. Sieger nach Punkten, durch Mehrheitsentscheidung: Ali Kiydin.
Anschließend stiegen Lars Jaarsma und Azad Dogru (19 Kämpfe, 19 Niederlagen, 19 durch KO) für einen Vierrunder im Super Weltergewicht in den Ring. Jaarsma, ein Debütant, boxte gut und Dogru ging mehrfach zu Boden. Beim dritten Mal hatte BDB Ringrichter Maurizio Rinaudo genug gesehen und nahm Dogru aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:57 Minuten: Lars Jaarsma.
Ebenfalls einen Vierrunder bestritten im Halbschwergewicht Miroslaw Dzembic und Onur Kanat. Beide Debütanten zeigten technisch gutes Boxen. Kanat boxte ruhig und abgeklärt. Er machte Druck und bestimmte den Kampf. Am Ende der zweiten Runde kam er mit einem schönen rechten Haken zum Kopf durch und Dzembic schien zu wackeln. Zur dritten Runde trat er dann verletzungsbedingt nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Onur Kanat.
Danach stiegen Davit Gorgiladze (28 Kämpfe, 16 Siege, 14 durch KO, 12 Niederlagen, 12 durch KO) und Mohamed Soltby (15 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) für einen Achtrunder im Schwergewicht in den Ring. Soltby boxte schön mit der Linken an und zog gut mit der Rechten nach. Er verteilte gut. Plötzlich ging Gorgiladze auf die Knie. Er hatte sich seine linke Schulter ausgekugelt. Der Ringrichter Uwe Lorch brach den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 1 nach 1:58 Minuten: Mohamed Soltby.
Auf sechs Runden war die Kampf von Francisco Cordero (49 Kämpfe, 38 Siege, 29 durch KO, 11 Niederlagen, 9 durch KO) und Mohammed Bekdash (13, Kämpfe, 13 Siege, 10 durch KO) im Halbschwergewicht angesetzt. Bekdash boxte überlegt und ruhig. Er trieb mit seiner rechten Führhand seinen Gegner vor sich her, ohne zu überhasten. Bekdash boxte schön durch die Mitte und Cordero versuchte es mit Haken. Allerdings hatte Cordero Schwierigkeiten, den Reichweitennachteil auszugleichen. Die vierte Runde war besonders munter, als Cordero zwei Mal mit einem Kopfhaken durchkam. Am Anfang der fünften Runde platzierte Bekdash eine schöne Rechte zum Kopf. Am Ende der Runde deckte er sein Gegenüber mit einem regelrechten Schlaghagel ein, aber der Gong rettete Cordero noch mal. Er trat allerdings zur sechsten Runde nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 6: Mohammed Bekdash.
Im Mittelgewicht boxten Sokol Arsic (4 Kämpfe, 1 Sieg, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) und Taycan Yildirim (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO). Die Begegnung war auf vier Runden angesetzt. Sie begann mit einem Führhandduell, bis Yildirim den Druck erhöhte. Am Ende der Runde schlug Yildirim seinen Gegner buchstäblich aus dem Ring. Arsic war, sich hinter einer Doppeldeckung verschanzend, durch die Ringseile gerutscht. In der zweiten Runde erhöhte Yildirim den Druck. Er stellte seinen Gegner in einer neutralen Ecke und ließ ihn nicht mehr raus. Arsic ging langsam zu Boden. Er machte keine Anstalten, sich noch mal dem Kampf zu stellen und der Ringrichter nahm ihn aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 39 Sekunden: Taycan Yildirim.
Im Mittelgewicht boxten Dino Sabanovic (19 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 17 Niederlagen, 11 durch KO) und Onur Aykac (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO), ebenfalls in einem Vierrunder. Der Kampf war munter. Ende der zweiten Runde holte Aykac seinen Gegner mit einem schönen Leberhaken von den Beinen. In dieser Runde war Sabanovic von Ringrichter Rinaudo bereits zwei Mal angezählt worden, jeweils nach kleineren Kombinationen. Dann kam ein Handtuch geflogen und der Kampf war zu Ende. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 1:00 Minute: Onur Aykac.
Auch Jovica Jovanovic (14 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 13 Niederlagen, 4 durch KO) und Mohamed Khaloua (5 Kämpfe, 5 Siege, 1 durch KO) traten für einen Vierrunder an, u.z. im Superweltergewicht. Khaloua zeigte schnelle Hände und schnelle Beine. Er tanzte seinen Gegner aus und deckte ihn mit variablen Kombinationen ein. In der dritten Runde hatte er ihn mehrfach am wackeln. Im vierten Durchgang gab es harte Schlagabtäusche, wobei beide Treffer nahmen. Sieger nach Punkten: Mohamed Khaloua.
Anschließend boxten Dionisio Miranda (41 Kämpfe, 22 Siege, 19 durch KO, 17 Niederlagen, 14 durch KO, 1 Unentschieden) und Yusuf Kangül (19 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) einen Achtrunder im Super Mittelgewicht. Kangül besetzte die Ringmitte und trieb Miranda relativ verhalten vor sich her. Immer wieder explodierte er und schlug harte Kombinationen. In der zweiten Runde arbeitete Miranda, der einen Reichweitenvorteil hatte, mehr mit seiner Führhand. In der dritten Runde kam Kangül wieder besser mit den langen Armen von Miranda zurecht. Er tauchte unter den Schlägen weg und kam an seinen Gegner heran. Dabei trafen sich die Köpfe der beiden Boxer. In der folgenden Runde stellte Kangül Miranda, erst in seiner und dann in dessen Ecke, und deckte ihn mit harten Schlägen ein. Die fünfte Runde war hart umkämpft und Miranda nahm einige harte Treffer. Zur sechsten Runde trat Miranda verletzungsbedingt nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 6: Yusuf Kangül.
Ladislav Nemeth (69 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 51 Niederlagen, 16 durch KO, 8 Unentschieden) und Nick Morsink (5 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) maßen im Halbschwergewicht ihre Kräfte in einem Sechsrunder. Beide gingen ein sehr hohes Tempo. Morsink beeindruckte. Mit dem Gong zur Pause kam er mit einem rechten Haken zur Schläfe durch, die Nemeth einknicken ließ. Nach ca. zwei Minuten in der zweiten Runde fand sich Morsink auf dem Boden wieder. Ein Schlag hatte ihn aus der Balance und zu Boden gebracht. Ringrichter Uwe Lorch zählte ihn nicht an. Die folgende Runde war hektisch. Nemeth suchte den KO zu erzwingen. Er nahm viel, aber er fiel nicht. Lediglich eine kleine Catcheinlage von Morsink brachte ihn zu Boden. Diese Einlage gab es dann in der fünften Runde noch einmal. Nemeth wollte einfach nicht durch Schläge fallen. Er nahm. Er nahm sehr viele harte Schläge, aber er erreichte den Schlussgong. Sieger nach Punkten: Nick Morsink.
Einen Vierrunder im Cruisergewicht bestritten Fadil Pasalic (18 Kämpfe, 1 Sieg, 17 Niederlagen, 10 durch KO) und Hami Sedef, der sein Profidebüt gab. Sedef besetzte zwar die Ringmitte, agierte aber etwas unsicher und kam nur selten an seinen Gegner heran. Pasalic hielt ihn sich meist mit seiner Führhand vom Hals. In der zweiten Runde verletzte sich Pasalic den linken Ellebogen und glitt zu Boden, während Sedef weiter auf ihn einprügelte. Ringrichter Lorch zählte Pasalic an. Kurze Zeit später prügelte Sedef Pasalic erneut zu Boden. Pasalic, der sich offensichtlich verletzt hatte, gab auf. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 1:59: ami Sedef.
Im Halbschergewicht trafen Attila Tibor Nagy (44 Kämpfe, 11 Siege, 7 durch KO, 33 Niederlagen, 11 durch KO) und Serge Michel (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) für einen Achtrunder aufeinander. Nagy ging mit einer schon brutal zu nennenden Systematik ans Werk. Er boxte, ohne zu überhasten. Immer wieder traf seine präzise Führhand und sobald sich die Lücke ergab, zog er mit der Rechten nach. Gleichzeitig erhöhte er kontinuierlich den Druck, ohne dabei aber zu überhasten. So brachte er seinen Gegner drei Mal in der dritten Runde zu Boden. Dieser versuchte zwischen den Niederschlägen, Michel in Keilereien zu verwickeln, was ihm aber nichts nützte; Michel sezierte ihn ruhig weiter. Nach dem dritten Niederschlag war dann Schluss: Sieger durch TKO in Runde 3 nach 2:02 Minuten: Serge Michel.
Den Hauptkampf des Abends bestritten Ryan Ford (17 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen) und Avni Yildirim (20 Kämpfe, 19 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) im Super Mittelgewicht. Dabei ging es um die WBC International Meisterschaft. Beide Boxer standen Fuß an Fuß und suchten die Lücke in der guten und kompakten Deckung des Anderen. Beide gingen ein sehr hohes Tempo. Es gab in den ersten beiden Runden nur sehr wenige einzelne Treffer. In der dritten Runde wurde der Kampf härter. Beide trafen häufiger, was sich in der vierten Runde fortsetzte. In der letzten Minute der vierten Runde gab es mehrere harte Schlagabtäusche. Man konnte sich kaum vorstellen, dass der Kampf über die Runden gehen würde. In der fünften und sechsten Runde wurden beide etwas langsamer, was aber nur dazu führte, dass es häufiger zum Schlagabtausch kam. In der siebten Runde wirkte Ford dann frischer und kam auch mehrfach hart durch. Im folgenden Durchgang ruhte er sich etwas aus und unterband viele Aktionen, indem er ganz nah an Yilderim heranging. Ringrichter Celestino Ruiz hatte nur sehr wenig zu tun. Nur hin und wieder musste er die Kontrahenten trennen. In der neunten Runde kam Yildirim auf. Am Ende sah es so aus, als ob Ford wackeln würde. Die zehnte und die erste Hälfte der elften Runde dominierte Yildirim, dann kam Ford wieder. Die zwölfte und letzte Runde gestaltete sich dann noch einmal brutal. Beide suchten den KO. Es war eine epische Ringschlacht. Einstimmiger Sieger nach Punkten (116:112, 115:113 und 117:112): Avni Yildirim.
Wir dürfen gespannt sein, ob der deutsche Weltmeister im Super Mittelgewicht nach Version WBA, Tyron Zeuge (23 Kämpfe, 22 Siege, 12 durch KO, I1 Unentschieden), auf die Herausforderung von Avni Yildirim und seinem Manager Ahmet Oener reagieren wird.
Das Studio 1 von nobeo Studios in Hürth ist ein idealer Austragungsort für Profiboxen. Solange ein Boxer keine Stadien oder Riesenhallen füllen kann, ist ein TV-Studio eine eindeutig gute Alternative.
© Uwe Betker
Die erste Zaza Fightnight
Innerhalb von wenigen Wochen war die Baslar Eventlocation in Krefeld zum zweiten Mal Austragungsort einer Boxveranstaltung. Yusuf „Zaza“ Kangül veranstaltete am Sonntagabend, dem 26.11.2017, die erste Zaza Fightnight. Insgesamt gab es 17 Boxkämpfe zu sehen, drei mit Kindern, zwei mit Jugendlichen, sieben mit erwachsenen Amateuren und fünf Profiboxkämpfe.
Den Anfang bei den Profis machten im Mittelgewicht Nazmi Kurteshi (6 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO) und Slobodan Vukic (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 4 durch KO) mit einem Vierrunder. Kurteshi wollte von der ersten Sekunde an den KO. Wie ein Holzfäller schlug er auf seinen Gegner ein. Der nun versuchte, den Schlägen zu entkommen oder sie zu blocken. Anfang der zweiten Runde griff Vukic an. Aber dann zeigte er an, er habe sich seinen rechten Arm verletzt, was zur Aufgabe führte. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 47 Sekunden: Nazmi Kurteshi.
Im Halbschwergewicht boxten sodann in einem Sechsrunder Sascha Arsumanyan (6 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 1 Unentschieden) und Marek Prochazka (9 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) gegeneinander. Arsumanyan begann verhalten, so dass sich Prochazka aufgefordert fühlte, seinerseits viel zu machen. Er traf aber vor allem die Deckung von Arsumanyan. In der zweiten Runde macht der dann mehr, wodurch der Kampf munterer wurde. Dabei demonstrierte Arsumanyan seine Beweglichkeit und zeigte auch ein paar Tricks; z.B. stellte er sich freiwillig in die Ecke, um sich dank Auspendeln und Deckung nicht treffen zu lassen. In den Runden drei und vier spielte Arsumanyan geradezu mit seinem Gegner. Im fünften Durchgang kam Arsumanyan mit einer Linken zur Schläfe durch und es sah so aus, als würde Prochazka einknicken. Auch in der sechsten Runde spielte Arsumanyan sein Spiel weiter und demonstrierte seine technische Überlegenheit. Es war aber Prochazka, der unermüdlich nach vorne ging, Arsumanyan den Kampf antrug und ihn mit Schlägen eindeckte. Am Ende stand folgerichtig ein Unentschieden, eine sehr gute Entscheidung von dem sehr umsichtig agierenden BDB Ringrichter Maurizio Rinaudo.
Ebenfalls einen Sechsrunder, aber im Mittelgewicht, absolvierten Sahan Aybay (6 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO) und Marko Pavlovic (2 Kämpfe, 1 Siege, 1 Niederlagen, 1 durch KO). Der Rechtsausleger Aybay schickte seinen Gegner schon nach wenigen Sekunden mit einer Linken zur Schläfe auf die Bretter. Danach begann Aybays Jagd. Am Ende der Runde wackelte Pavlovic kurz nach mehreren Rechten zur Schläfe. In der zweiten Runde machte Aybay da weiter, wo er in der vorangegangenen aufgehört hatte. Mehrfach stellte er Pavlovic , der Schläge nahm, die ihn erschütterten. Im dritten Durchgang wurde Janjanin ein Punkt für Kopfstoßen angezogen. In der vierten Runde zerfiel Pavlovic geradezu. In der Mitte der Runde fand er sich auf dem Boden wieder – eine nicht besonders harte und präzise Kombination hatte ihn zu Boden gezwungen. Zur fünften Runde trat er dann nicht mehr an. Sieger durch TKO 5: Sahan Aybay.
Den vorletzten Kampf, einen Sechsrunder im Mittelgewicht, bestritten Ercan Tuncel (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Sinisa Gambelic (6 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Tuncels Kampf war kurz und kurzweilig. Er trieb seinen Gegner vor sich her, stellte ihn an den Seilen und kam mit einer Rechten zur Schläfe durch. Dieser Treffer ließ Gambelic langsam in den Seilen zusammensacken. Tuncel deckte ihn noch weiter mit Schlägen ein, bis der Ringrichter Rinaudo dazwischenging und den Kampf, völlig zu Recht, abbrach.
Sieger durch KO, nach 1:20 Minuten: Ercan Tuncel.
Den Hauptkampf des Abends bestritt natürlich Yusuf Kangül (17 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden). In einen Zehnrunder im Super Mittelgewicht traf er auf Mirko Zdralo (6 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO). Dabei ging es um den vakanten Euro-Asia-Titel der WBF. Kangül startete stark. Mehrere Male kam er gut durch, sowohl mit seinem Jab, als auch mit seinen Haken zu Körper und Kopf. In der zweiten Runde erhöhte er das Tempo, wodurch der Kampf härter wurde. Kangül stellte Zdralo an den Seilen und brachte ihn mit Körperhaken zu Boden. Zdralo stand zwar wieder auf, er wurde aber direkt wieder an den Seilen gestellt und durch harte Körperhaken endgültig gefällt. Ringrichter Mufadel Elghazaoui zählte ihn aus.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 2:45 Minuten: Yusuf Kangül.
Die erste Zaza Fightnight war ein voller Erfolg. Hoffentlich werden ihr noch viele weitere folgen.
© Uwe Betker
Boxen in Velbert – die Alternative zur Fußballeuropameisterschaft
Selber Schuld, wer die Fußball-EM in der Flimmerkiste guckte und nicht am 18.06.2016 zum Boxen in Velbert gegangen ist. Er hat nämlich eine gute und unterhaltsame Show verpasst, anstatt sich ein 0:0 anzutun. In Velbert gab es zunächst ein Boxturnier von unter 10-Jährigen mit 3 Kämpfen, dann folgten 5 K1 -Kämpfe, von denen einer eine Europameisterschaft war, und schließlich kamen noch 2 IKBO-Boxkämpfe. Alle Kämpfe, auch die mit den Füßen, wurden auf hohem Niveau geführt, und sie lieferten eine gute Einstimmung für die nachfolgenden 9 Profiboxkämpfen. Hier war dann die ganze Bandbreite des Boxens zu sehen: gute und schlechte Kämpfe, Männer- und Frauenboxen. Der eine Hauptkämpfer, ein Mann, boxte um einen Weltmeistertitel der Männer im Schwergewicht und der andere Hauptkämpfer, eine Frau, kämpfte um einen WM Titel im Minimumgewicht. Breiter kann ein sportliches Spektrum nicht sein.
Den Anfang aber machten Sotirios Georgikeas (15 Kämpfe, 14 Siege, 1 durch KO, 1 Niederlage) und Adil Rusidi (31 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 24 Niederlagen, 22 durch KO), in der ersten von drei Cruisergewichtsbegegnungen. Georgikeas, der boxende Rechtsanwalt, hatte nur wenig Mühe mit seinem Gegner. Nachdem er verhalten begann, schickte er Rusidi nach einer Rechten zum Körper runter. Dieser wurde von Ringrichter Kornelius Bernds angezählt. Kurze Zeit später ging Rusidi erneut zu Boden, diesmal nach einen Schlag auf eine Niere, den er nehmen musste, weil er sich abgedreht hatte. Es folgte ein regulärer Niederschlag durch einen Körperhaken. Dafür wurde Rusidi wieder angezählt. Am Ende der Runde fanden sich beide Boxer, nach einem Stolperer, am Boden wieder. Dann kam der Gong. Zur zweiten Runde trat Rusidi nicht mehr an. Er hatte sich die linke Schulter verletzt. Sieger durch TKO in Runde 2: Sotirios Georgikeas.
Es folgte der erste von zwei Frauenboxkämpfen, der gleich sehr viel besser war als der vorangegangene Kampf. In ihm gaben Maike Klünert und Andreja Bester jeweils ihr Profidebüt. Um es gleich vorweg zu sagen: Selten war ein Profidebüt von einer Frau so gut und spannend. Natürlich agierte Klünert, die boxende Lehrerin, am Anfang etwas hektisch und überhastet, aber sie zeigte auch schon gute Anlagen. Für einen guten Kampf braucht man allerdings zwei. Und Bester war ganz sicher nicht zum Verlieren gekommen. Sie hielt mit. Klünert stellte ihre Gegnerin mehrfach in den Seilen, wo sie sie mit Schlägen eindeckte. Aber Bester hielt stand und punktete selber mit der Führhand. In der zweiten Runde wurde Klünert ruhiger und schlug mehr Einz-Zwei-Kombinationen. – Für meinen Geschmack schlug sie im ganzen Kampf zu wenige Führhände. – In der dritten Runde wurde Bester stärker. Obwohl Klünert die bessere Boxerin war, musste sie Treffer nehmen. Besonders erwähnenswert ist ein harter Aufwärtshaken, in den sie reingelaufen war. In der vierten Runde ging sie mehr zum Körper. Zum Ende der Runde wurde Bester sogar angezählt, als sie aus der Balance einen Kopftreffer nehmen musste. Am Ende stand ein eindeutiger Punktsieg für die Debütantin: Maike Klünert.
Der folgende Kampf im Cruisergewichtler, in dem Rashid Raad (9 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 3 Niederlagen) und Todor Ilic (25 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 21 Niederlagen, 20 durch KO) aufeinander trafen, war kurz. Raad stellte Ilic in einer Ecke. Dieser ging nach ein paar Körpertreffern zu Boden. Die Situation wiederholte sich dann kurze Zeit später in Raads Ecke, nur mit dem Unterschied, dass Ilic nun ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1 Minute 52: Rashid Raad.
Ebenfalls im Cruisergewicht maßen sodann Sherif Morina und Ziya Gökalp (7 Kämpfe, 7 Niederlagen, 5 durch KO) ihre Kräfte in einen Vierrunder. Morina, der sein Profidebüt gab, ging vier Runder nach vorne und machte Druck. Immer und immer wieder stellte er seinen Gegner und deckte ihn ein. Aber Gökalp konterte nicht ungefährlich. Er schlug unkonventionell. Viele Schläge pendelte er aus. Morina suchte den KO, fand ihn aber nicht. Sieger nach Punkten: Sherif Morina.
Es folgte der Kampf zwischen David Saric (8 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO) und Ismael Altintas (26 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 19 Niederlagen, 7 durch KO) im Halbschwergewicht. Saric arbeitete systematisch und konsequent. Altintas machte das, was er am besten kann, nämlich den Kampf des anderen zu zerstören. Altintas ist wirklich ein Phänomen. Er steigt in den Ring, verschanzt sich hinter seiner Doppeldeckung, schiebt sich an seinen Gegner heran und versucht mit Haken zu punkten. Ich gebe zu, ich mag seinen Stil. Saric ließ sich von Altintas nicht beirren. Er hielt den Druck hoch und er verteilte seine Schläge gut. Alles sah danach aus, dass es enden würde wie so häufig, nämlich dass Altintas wieder über die Zeit kommt. Aber diesmal kam es anders. Altintas nahm von Minute zu Minute mehr und er hielt dem Druck von Saric nicht mehr stand. Zur vierten Runde trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 4: David Saric.
Marco Martini (9 Kämpfe, 8 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage) und Izzet Kurnaz (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO) trafen im Super Weltergewicht für einen Sechsrunder aufeinander. Martini, der Rechtsausleger, hatte von Anfang an die Kontrolle im Ring. Er machte Druck, den er kontinuierlich erhöhte, trieb Kurnaz vor sich her und versuchte vor allem, durch seinen linken Haken zum Erfolg zu kommen. Kurnaz versuchte nur irgendwie über die Runden zu kommen. Mit zunehmender Kampfdauer bekam er dabei aber immer größere Konditionsprobleme und musste immer mehr Treffer nehmen. Zur fünften Runde trat er dann nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 5: Marco Martini.
Den ersten Hauptkampf des Abends bestritten zwei Frauen. Beim Aufeinandertreffen von Özlem Sahin (23 Kämpfe, 21 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Agnes Draxler (22 Kämpfe, 9 Siege, 1 durch KO, 13 Niederlagen, 8 durch KO) ging es um die Weltmeisterschaft der Universal Boxing Organization und um den Intercontinental Titel der World Boxing Federation im Minimumgewicht, der Gewichtsklasse bis 46,266 kg. Sahin begann verhalten, wodurch sie Draxler erst mal die Möglichkeit gab, sich zu entfalten. Es gab viele Schlagabtäusche. Offensichtlich hatte Sahins Trainer, Frank Lubitz, seinen Schützling darauf eingestellt, Kopfhaken zu schlagen. Es war ebenfalls offensichtlich, dass keine der beiden Frauen vorhatte, über die Distanz zu gehen. In der zweiten Runde schlug ein harter rechter Kopfhaken bei Draxler ein. Sie ging zu Boden und Ringrichter Thomas Hackenberg zählte sie an. Sie kam noch mal hoch und stellte sich wieder zum Kampf. Sahin aber stellte Draxler direkt wieder zum Abtausch, kam mit einer Linken zum Kopf, gefolgt von einer Rechten zur Schläfe, einer Linken zum Kinn und zwei rechten Haken zur Schläfe durch. Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:46 Minuten: Özlem Sahin.
Den Abschluss des Abends bildete die Weltmeisterschaft der World Boxing Union im Schwergewicht. Dabei ging es auch noch um den WBF International Titel. Es trafen Werner Kreiskott (44 Kämpfe, 23 Siege, 17 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) und Drazan Janjanin (18 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO) aufeinander. Es war ein typischer Kreiskott-Kampf, spannend, dramatisch und zu jeder Zeit so offen, dass immer alles passieren konnte. Kreiskott, „der Panzer“, begann verhalten und verschlief die erste Runde. Nachdem er in der zweiten Runde seinen zweiten Schlag auf den Hinterkopf hatte nehmen müssen, wurde er dann aktiver. Von nun an wogte der Kampf hin und her und es war nicht absehbar, wer am Ende noch stehen würde. In der dritten Runde nahm Kreiskott eine Rechte zum Kopf, die ihn sichtlich beeindruckte. Hiernach wurde die Runde hektisch mit harten Schlagabtäuschen und einem Punktabzug für Janjanin für Innenhandschlagen durch Ringrichter Mustafa Erenay. Hektisch und hart umkämpft ging es auch weiter. In der vierten Runde kam Kreiskott mit zwei schönen harten linken Aufwärtshaken durch. Die nachfolgende Runde gab er dann jedoch wieder ab. Am Ende der sechsten Runde verletzte sich Janjanin die linke Schulter, nachdem er einen Leberhaken nehmen musste. Zwar kämpfte er noch bis zum Ende der Runde weiter, aber zur nächsten trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO 7: Werner Kreiskott.
Wie schon oben geschrieben: Wer die EM im Fußball in der Flimmerkiste guckte, statt zum Boxen in Velbert zu gehen, ist selber Schuld.
© Uwe Betker
Ein schöner Freitagabend im Stahlwerk
Wenn man im Stahlwerk in Düsseldorf die Augen offen hält, dann entdeckt man hier und da noch das bekannte MW als Großbuchstaben in einem Kreis, das Zeichen der Mannesmann Werke. Das Stahlwerk gehörte einmal zu den Produktionsstätten von Mannesmann. Heute ist es ein über Düsseldorf hinaus bekannter Veranstaltungsort für Konzerte und Partys und neuerdings auch für Boxveranstaltungen. Stefan Freudenreich veranstaltete hier nun schon zum zweiten Mal zusammen mit seinem Matchmaker Sebastian Tlatlik, und man kann sagen, seine Veranstaltungen werden von mal zu mal besser. Es ist abzusehen, dass Freudenreichboxen im Stahlwerk zum Kult wird. Um es vorab zu sagen, die Veranstaltung vom 11.03.2016 war richtig gut. Und sie fand an einem Freitag statt, der für mich der perfekte Termin für eine Boxveranstaltung ist. Es gab insgesamt 10 Kämpfe zu sehen, vier Amateur- und sechs Profikämpfe, wobei die Amateurkämpfe durchwegs gut und hart umkämpft waren.
Den ersten Profiboxkampf des Abends bestritten Yaser Yüksel (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Gökhan Ucar (23 Kämpfe, 23 Niederlagen, 18 durch KO) im Weltergewicht. Yüksel, der seinen zweiten Kampf als Profi bestritt, begann verhalten. Er brauchte sichtlich Zeit, um sich auf die Rechtsauslage von Ucar einzustellen. Die erste Runde war ausgeglichen und es gab nur wenige Aktionen. Beide hatten aber ihre Momente. Die zweite Runde war komplett anders. Yüksel, der von Rüdiger May trainiert wird, war nun schnell auf den Beinen und machte Druck. Er trieb Ucar vor sich her. Dann stellte er ihn und kam mit drei rechten Kopfhaken durch, die seinen Gegner zu Boden zwangen. Als der Ringrichter mit dem Zählen anfangen wollte, kam auch schon das Handtuch geflogen. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 1:20 Minuten: Yaser Yüksel.
Hiernach stieg Marek Jedrzejewski (7 Kämpfe, 7 Siege, 7 durch KO), unbestritten ein großes Talent im Leichtgewicht, in den Ring. Dort traf er auf Ramiz Dzafic. Jedrzejewski wollte den Kampf schnell beenden, weil er durch eine Erkältung gehandicapt war. Er verteilte gut auf Körper und Kopf und sehr schnell war offensichtlich, dass Dzafic Körpertreffer nicht mag. Eine Rechte zum Körper und er knickte ein. Der gute Ringrichter Thomas Hackenberg zählte ihn an. Das gleiche wiederholte sich wenig später, nur dass diesmal der Kampf abgewunken wurde. Sieger durch TKO in Runde 1 nach 2:20 Minuten: Marek Jedrzejewski.
Den dritten Profiboxkampf bestritten im Halbschwergewicht Badien Hasso (11 Kämpfe, 11 Siege, 5 durch KO) und Fadil Pasalic (10 Kämpfe, 1 Sieg, 9 Niederlagen, 5 durch KO). Der Kampf war kurz und schmerzhaft für Pasalic. Hasso machte von der ersten Sekunde an Druck und er suchte den KO. Er schob seine Linke raus um dann mit seiner Rechten ausholend auf seinen Gegner einzuschlagen. Schon bald hatte Hasso Pasalic in einer Ecke gestellt und da ließ er ihn auch nicht mehr raus. Eine Rechte zum Körper schickte ihn zu Boden. Die Schläge, die Hasso seinem zusammensackenden Gegner dann noch mit auf den Weg nach unten gab, waren unnötig. Auch hier flog ein Handtuch in den Ring, um den geschlagenen Boxer vor weiteren Schlägen zu schützen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:55 Minuten: Badien Hasso.
Hiernach stiegen Nordin Asrih (5 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 2 Niederlagen) und Svetislav Peric (3 Kämpfe, 3 Niederlagen) in den Ring, wo sie im Halbschwergewicht ihr Kräfte messen sollten. Beide führten den Kampf sehr munter hektisch und ausgeglichen. Erst ging Asrih zu Boden, wofür er aber nicht angezählt wurde, weil es ein Schupser war. Dann ging Peric zu Boden, wofür er angezählt wurde, weil es eine Rechte war. Hiernach ging Peric erneut zu Boden, wofür er aber nicht angezählt wurde, weil es ein Schupser war. Beide Boxer nahmen viele Schläge. In der zweiten Runde kam Asrih stärker und konzentrierter. Ein Körperhaken ließ Peric wieder zu Boden gehen, wofür er erneut nicht angezählt wurde. Sein Ende kam, als er in der unmittelbar nächsten Aktion einen linken Kopfhaken nehmen musste. Ringrichter Hackenberg stoppte hier den Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 1:05 Minuten: Nordin Asrih.
Es folgte ein auf acht Runden angesetzter Kampf im Mittelgewicht, der beste und härteste Kampf des Abends werden sollte. In ihm trafen Dominik Tietz (6 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Javad Sadeghi (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) aufeinander. Die erste Runde gehörte Tietz. Er machte mehr. Er bestimmte den Kampf. Sadeghi boxte im Rückwärtsgang und beschränkte sich aufs Kontern. In der zweiten Runde dreht Sadeghi den Kampf um. Zwar boxte er weiter vor allem im Rückwärtsgang, aber er etablierte seine Führhand. Immer und immer wieder traf er so den sich heranschiebenden Tietz. Auch wenn Tietz die Distanz zu Sadeghi verkürznen konnte, setzte Sadeghi doch mehr Treffer, wobei er sie außerdem gut verteilte. In der dritten Runde schien Tietz, der immer mehr Treffer nehmen musste, zu realisieren, dass er kein Konzept gegen Sadeghi hatte. In der vierten Runde erhöhte Sadeghi den Druck. Immer wieder stellte er seinen Gegner in den Seilen und deckte ihn mit Schlägen ein. Auch in der fünften Runde wurde er immer häufiger in den Seilen gestellt, wo er eine Kombination nach der anderen Kombination nahm, ohne sich wirklich befreien zu können. Am Ende der Runde wurde er schließlich in einer neutralen Ecke gestellt, wo er unter den Schlägen langsam, wie im Zeitlupentempo, zusammenbrach. Dann ertönte der Pausengong. Der umsichtige Ringrichter Kornelius Bernds ging kurz in die Ecke von Tietz und wechselte ein paar Worte. Als der Gong zur sechsten Rund ertönte, warf Tietz‘ Ecke das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 6 nach 0:01 Minuten: Javad Sadeghi.
Nach diesem Hauptkampf wirkte der folgende letzte Kampf nur mehr wie ein Rausfeger. Aria Najafi (5 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 1 Unentschieden) traf im Mittelgewicht auf Izzet Kurnaz (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 4 durch KO). Die erste Runde gestaltete sich ereignislos, weil Najafi seinen überforderten Gegner nicht sofort KO schlagen wollte. In der zweiten Runde machte er dann etwas mehr und Kurnaz ging nach zwei Linken zu Boden. Der Bruder und Trainer von Kurnaz beendete das ungleiche Gefecht. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2:00 Minuten: Aria Najafi.
Das Stahlwerk in Düsseldorf ist ein toller Ort für Boxen. Die dort stattfindenden Veranstaltungen von Stefan Freudenreich werden immer besser, und die vom letzten Freitag war richtig gut. Man kann nur hoffen, dass noch viele weitere folgen werden.
© Uwe Betker
Ein Freitagabend im Recover Fight Club in Essen
Der Freitagabend ist der perfekte Termin für eine Boxveranstaltung, die nicht zu lange dauert, so dass man danach noch das Wochenende einläuten kann. Die Veranstaltung im Recover Fight Club in Essen war nicht nur früh genug zu Ende, sondern die gezeigten Kämpfe stellten auch eine gute Einstimmung auf ein schönes Wochenende dar. Insgesamt gab es elf Kämpfe zu sehen, inklusive zwei Amateurkämpfen und einem Juniorenkampf.
Den ersten Profikampf des Abends bestritten Abdessamad Gaabouri und Emre-Han Semiz (8 Kämpfe, 8 Niederlagen, 6 durch KO) im Leichtgewicht, wobei Gaabouri sein Profidebüt gab. Der Hergang des Kampfes ist schnell erzählt. Semiz ging bereits bei der ersten Aktion runter. Er kam zwar wieder hoch, ging aber direkt danach, schon bei der nächsten Aktion, wieder auf die Bretter und wurde dann stehend vom Ringrichter ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1 nach 37 Sekunden: Abdessamad Gaabouri.
Anschließend stiegen die Super Federgewichtler Sebastian Tlatlik (10 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO) und Sandro Lütke Bordewick (9 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) in den Ring. Eigentlich hätte Bordewick gegen Jann Kulik (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO), den jüngsten Profiboxer Deutschlands, boxen sollen. Der fiel aber aus und Tlatlik sprang kurzfristig ein – er hatte bereits in seinem letzten Kampf, am 24.10.2015, Bordewick in der zweiten Runde besiegt. Am Anfang konzentrierte sich Tlatlik darauf, sein Gegenüber unter Druck zu setzen und Kopfhaken zu setzen. Zum Ende des ersten Durchgangs bearbeitete er dann mehr den Körper, was Bordewick sichtlich unangenehm war. Kurz vor Ende der Runde kam Tlatlik zweimal mit einem Leberhaken durch und Bordewick erreichte nur mit Mühe die Rundenpause. Tlatlik machte in der folgenden Runde dort weiter, wo er im ersten Durchgang aufgehört hatte: er demontierte Bordewick. Schon bald hatte er ihn in einer neutralen Ecke gestellt und ließ ihn nicht mehr raus. Eine Kombination zum Körper ließ Bordewick zu Boden gehen. Er wurde angezählt und stellte sich wieder zum Kampf. Aber kurze Zeit später ging er nach einem Leberhaken erneut runter. Er kam zwar rechtzeitig wieder hoch und stellte sich auch noch einmal, aber seine Ecke warf das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 2:00 Minuten: Sebastian Tlatlik.
Im folgenden Profikampf gab Yaser Yüksel sein Profidebüt im Super Weltergewicht gegen Hani El-Jarie (7 Kämpfe, 1 Sieg, 6 Niederlagen, 6 durch KO). Yüksel machte seine Sache gut. Er boxte ruhig und suchte seine Chance. Er punktete mit schönen Links-Rechts-Kombinationen. Eine davon streckte auch El-Jarie zu Boden. Leider verletzte dieser sich dabei die rechte Hand und musste aufgeben. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:30 Minuten: Yaser Yüksel.
Im Super Mittelgewicht trafen John Rene (8 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Pascal Manke (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 4 durch KO) aufeinander. Der Kampf war kurz und knackig. Nach kurzer Zeit stellte Rene seinen Gegner in einer neutralen Ecke und deckte ihn mit Schlägen ein. Manke ging schon bald zu Boden. Ein Handtuch schütze ihn vor weiteren Treffern. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:00 Minute: John Rene.
Danach gab Qualid Almajoub sein Profidebüt im Mittelgewicht gegen Dejan Pavlovic (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 2 durch KO). Dieser Kampf entwickelte sich zu einer stark umjubelten, kurzen aber sehr heftigen Ringschlacht. Almajoub, ein Rechtsausleger, ließ sich von Pavlovic das Geschehen aufzwingen und der wollte einen unkontrollierten Schlagabtausch. Almajoub nahm schon bei der ersten Aktion eine rechte Grade zum Kopf, die ihn zu Boden brachte. Er kam wieder hoch und stellte sich Pavlovic, der jetzt seine Chance witterte. Almajoub konterte ihn aber mit einer rechten Graden zum Kopf ab und war wieder im Kampf. Immer wieder kam es zu Schlagabtäuschen, wobei Almajoub immer mehr die Oberhand errang. Immer wenn er die schöne rechte Grade zum Kopf schlug, schlug sie auch ein. Kurz vor Ende der Runde schlug eine solche, gefolgt von einer linken Graden ein und Pavlovic musste zu Boden. Der Kampf hatte sich gedreht. In den verbleibenden Sekunden musste Pavlovic noch weitere harte Treffer nehmen. Zur nächsten Runde trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Qualid Almajoub.
Auch im folgenden Kampf trafen zwei Debütanten im Super Weltergewicht aufeinander. Andreas Maier traf auf Sascha Frankenreiter. Dieses Kräftemessen verlief ganz anders als das vorangegangene. Maier boxte ökonomisch. Er verteilte seine Schläge gut, besonders seine Rechte sah gut aus. Aber es gab nur wenige Aktionen. In der zweiten Runde erhöhte Maier das Tempo. Er kam mit einem linken und rechten Kopfhaken, gefolgt von zwei rechten Körperhaken, wiederum gefolgt von weiteren Schlägen durch, die Frankenreiter zu Boden zwangen. Obwohl dieser sich noch mal zum Kampf stellte, war er schon ein geschlagener Mann. Ein regelrechter Schlaghagel brachte Frankenreiter zu Boden und er wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 2, nach 2:37 Minuten: Andreas Maier.
Als nächster Profi stieg Marek Jedrzejewski (6 Kämpfe, 6 Siege, 6 durch KO) in den Ring. Hier traf er im Leichtgewicht auf Sergej Vib (10 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 4 durch KO). Jedrzejewski boxte sehr abgeklärt. Er verteilte gut und schlug präzise schnelle Hände. Vib zeigte eine unglaubliche Tapferkeit. In der zweiten Runde schickte Jedrzejewski Vib mit einer rechten Graden zum Kopf runter. Vib stellte sich wieder, musste aber nach einem brutalen Leberhaken wieder zu Boden, wo er ausgezählt wurde. Noch Minuten später lag er im Ring und wurde vom Ringarzt behandelt. Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:44 Minuten: Marek Jedrzejewski.
Den Hauptkampf des Abends bestritten René Oeffner (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO) und Rustem Trott (8 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) im Super Mittelgewicht. Oeffner überließ Trott die erste Minute, der versuchte, ihn in wilde Schlagabtäusche zu verwickeln oder durch Klammern Aktionen zu unterbinden. Als Oeffner schließlich anfing, konsequent seine Führhand einzusetzen, bestimme er das Geschehen im Ring. Immer wieder kam er mit seiner linken Graden zum Kopf durch. In der zweiten Runde hatte er seinen Kampfrhythmus etabliert. Trott nahm viel. Als einziges Mittel fiel ihm ein zu klammern, um den Kampf zu unterbrechen. In der Ringpause rief er den Ringarzt. Er hatte sich bei der letzten Aktion die linke Hand verletzt. Zum dritten Durchgang trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: René Oeffner.
Ich erlebte einen gelungenen und kurzweiligen Freitagabend. Der Besitzer von Recover Fight Club hat auch angekündigt, demnächst in der größeren Filiale in Neuss veranstalten zu wollen.
© Uwe Betker
Eine Alternative zum sonntäglichen Tatort – Boxen in Heerlen
Ein Ausflug nach Heerlen in das Cultureel Centrum Corneliushuis am 31.01.2016 war tatsächlich schon mehr als eine Alternative zum Sonntags-Tatort. Patricken Driessen veranstaltete „True Champions part 3“. Wie schon seine Vorgänger war diese Boxveranstaltung wieder richtig gut. Driessen entwickelt sich inzwischen geradezu zum Wiederholungs-, wenn nicht sogar Überzeugungstäter, denn seine Shows werden immer besser. Diesmal gab es 17 Amateurkämpfe und fünf Profiboxkämpfe zu sehen. Bevor die Profis in den Ring stiegen, gab es auch noch einen Showact mit einem Sänger, der mehrere Lieder vortrug.
Den Anfang bei den Profis machten Somay Bilal (6 Kämpfe 6 Siege, 4 durch KO) und Bakhtiyar Isgandarzada (18 Kämpfe, 10 Siege, 3 durch KO, 8 Niederlagen, 5 durch KO) in einem auf sechs Runden angesetzten Kampf im Weltergewicht. Isgandarzada versuchte, immer wieder schnell an den Mann heranzukommen. Zu Beginn der zweiten Runde versuchte Isgandarzada besser in den Kampf zu kommen, dabei wurde er aber von Bilal immer wieder abgekontert. Auch am Anfang der dritten Runde begann Isgandarzada stark, bis es zu dem ersten Zusammenstoß mit den Köpfen kam. Hiernach wurde der Kampf von beiden verbissener und härter geführt, wobei Bilal bis kurz vor dem Rundenende die Oberhand behielt. Kurz vor dem Gong kam Isgandarzada aber mit einer harten Rechten zum Kopf durch und sein Gegenüber schien beeindruckt. In der vierten Runde übernahm Bilal nun endgültig das Kommando im Ring. Er erhöhte den Druck und schlug mehr. Irgendwann blutete Isgandarzada stark aus der Nase. Zwar reklamierte er einen Ellenbogenschlag und seine Ecke meinte später, er sei das Opfer eines Kopfstoßes gewesen, aber es war eine schöne Grade durch die Deckung, die das sehr starke Nasenbluten auslöste. In der fünften Runde kam Bilal erneut mit einem Schlag zur Nase durch und Isgandarzada hatte buchstäblich die Nase voll und gab auf. Sieger durch TKO in Runde 5 nach 47 Sekunden: Somay Bilal.
Dann stiegen Melvin Wassing (9 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 3 Unentschieden) und Sergej Wotschel (1 Kampf, 1 Unentschieden) für einen Vierrunder im Super Weltergewicht in den Ring. Das Kampfgeschehen wogte hin und her. Wassing begann stark, wurde aber auch immer wieder mit der Linken zum Kopf abgekontert. Im zweiten Durchgang, seiner besten Runde, kam er selber mit linken Haken durch und es sah so aus, als würde Wotschel wackeln. In der nächsten Runde gab dieser aber stark zurück und stellte Wassing immer wieder in den Seilen. Um die vierte Runde wurde hart und verbissen gekämpft. Am Ende werteten die Punktrichter Mufadel Elghazaoui 38:38, Martin Jansen 40:36 und Robert Verwijs 38:39, also Unentschieden.
Einige Worte zu Melvin Wassing: Er ist nicht der beste seiner Gewichtsklasse, aber er ist ein Boxer mit Herz, der spektakulär boxt und den Zuschauern etwas bietet. Immer wenn ich ihn boxen sehe, habe ich den Eindruck, dass er entweder groß gewinnt oder groß untergeht. Ich mag ihn boxen zu sehen.
Und auch noch einige Worte zu den Offiziellen vom niederländischen Profiboxverband: Alle zeigten eine sehr gute und souveräne Leistung. Die Ringrichter agierten aufmerksam, unaufgeregt und unauffällig – so wie es sein soll. An dem Punkturteil Melvin Wassing vs. Sergej Wotschel sieht man, dass kein Heimbonus gegeben wurde. Ein solch enger Kampf, wäre bei anderen Kampfgerichten ein Punktsieg für Wassing geworden.
Ebenfalls im Super Weltergewicht maßen Steve Suppan (5 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 1 Unentschieden) und Cankan Guenyuezlue (10 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO) ihre Kräfte – wenn man das denn so nennen möchte. Suppan dominierte nämlich den Kampf nach Belieben. Mitte der ersten Runde schickte er seinen Gegner mit einem schönen linken Körperhaken auf die Bretter. Hiernach war es nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch, wann Guenyuezlue KO gehen würde. Überraschenderweise schaffte dieser es aber noch, den Pausengong zu erreichen. Suppan legte allerdings auch keinen gesteigerten Ehrgeiz an den Tag. Zu Anfang der zweiten Runde ging Guenyuezlue erneut zu Boden. Dort zeigte er dann an, er habe sich seine linke Schulter verletzt. Er kam wieder hoch, ging aber nach der nächsten Aktion erneut zu Boden. Dies wiederholte sich noch einmal, dann wurde er aber schließlich ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:30 Minuten: Steve Suppan.
Der Kampf zwischen Suppan und Guenyuezlue war der schwächste des Abends. Zur Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass der ursprünglich geplante Gegner von Suppan kurzfristig ausgefallen war und ersetzt werden musste.
Die beiden letzten Kämpfe, die nun folgten, waren die Hauptkämpfe des Abends. Beide waren Profidebüts – aber was für welche!
Im Weltergewicht stieg erstmalig Djiby Diagne (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO) als Berufsboxer in den Ring. Dort traf er auf Bilal Messoudi (2 Kämpfe, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden). Diagne machte seine Sache gut. Er setzte seinen Gegner von Anfang an unter Druck und versuchte harte Treffer zu landen. Er zeigte schöne schnelle Hände. Messoudi versuchte eher, Treffer zu vermeiden. Ansonsten machte er Faxen. Diagne ging für einen Debütanten erstaunlich abgeklärt ans Werk. Auch als er Messoudi angeschlagen hatte, überhastete er nicht, sondern boxte einfach weiter. In der zweiten Runde suchte Messoudi sein Glück in überfallartigen Angriffen. Dabei kam er sogar mit einem Schlag durch, der seinen Gegner zu Boden schickte. Das war aber wohl mehr auf einen Schrittfehler als auf die Wirkung des Schlags zurückzuführen. Gleichwohl wurde Diagne angezählt. Als Messoudi merkte, dass sein Gegner nicht angeschlagen war, versuchte er weiter, der Konfrontation aus dem Weg zu gehen und, wenn möglich, Faxen und Clownerien zu machen. In der dritten Runde kam es zu einem unbeabsichtigten Aneinanderstoßen der Köpfe beider Boxer, wobei Messoudi sich einen Cut am rechten Auge zuzog. Der Ringarzt begutachtete ihn und empfahl dem Ringrichter, den Kampf zu beenden. Die Ecke von Messoudi forderte diesen daraufhin auf, den Ring zu verlassen. Das war nun nicht gerade sehr sportlich. So verkündete der Ringrichter das Urteil ohne den Verlierer. Sieger durch TKO in Runde 3, nah 1:46 Minute: Djiby Diagne.
Im letzten Kampf des Abends gab Ricardo Snijders sein Profidebüt im Schwergewicht gegen Emre Altintas (20 Kämpfe, 10 Siege, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO, 1 Unentschieden). Sieht man sich den Kampfrekord von Altintas so an, dann kann man nur über diese mutige und selbstbewusste Kampfansetzung staunen. Ein Profidebüt als Hauptkampf, das ist schon ungewöhnlich. Und dann noch gegen so einen Gegner – das ist schon ein Knaller.
Es gab kaum ein Abtasten. Von Anfang an gingen beide ein hohes Tempo. Es gab viele Schlagabtäusche mit einer hohen Schlagfrequenz. Bemerkenswert war die gute Deckung von Snijders und die schönen Pendelbewegungen, die er mit dem Oberkörper zeigte. Im zweiten Durchgang wurde der Kampf härter. Ein rechter Kopfhaken zwang Altintas zu Boden. Das war der erste von vier Niederschlägen in dieser Runde. Altintas stellte sich immer wieder zum Kampf und das buchstäblich. Er versuchte sein Bestes gegen Snijders. Aber der war einfach zu stark. Anfang der dritten Runde brachte eine Linke zum Körper, gefolgt von einem rechten Kopfhaken, Altintas erneut zu Boden, wo er hockend mit ansehen musste, wie seine Ecke das Handtuch warf. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 20 Sekunden: Ricardo Snijders.
Eine Veranstaltung, bei der zwei Debütanten die Hauptkämpfe bestreiten, ist schon ungewöhnlich. Aber ich muss sagen, Patricken Driessen, der Wiederholungstäter, was das Veranstalten von guten Boxshows anbelangt, hat wirklich gut daran getan, die beiden Jungprofis Djiby Diagne und Ricardo Snijders zuletzt boxen zu lassen. Beide haben gute Leistungen gezeigt, die auf mehr hoffen lassen. Ich jedenfalls werde beide Boxer im Auge behalten. Ohne den Tatort im Fernsehen gesehen zu haben, möchte ich doch behaupten, es war die richtige Entscheidung, zum Boxen nach Heerlen gefahren zu sein.
(C) Uwe Betker