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Profiboxen in Zeiten von Corona: Drei Kämpfe und keine Zuschauer

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Am Samstag, dem 28. August, fand im Gym des Maylife Box-Clubs am Fühlinger See eine kleine „Corona-Veranstaltung“ mit drei Profikämpfen statt. Ursprünglich war sie für ein paar Tage früher in der Nähe des Großmarkts Köln geplant – aber der Virus, der uns alle strapaziert, verhinderte das. So gab es nur eine Veranstaltung im Gym ohne Zuschauer.

Den Anfang machte im Leichtgewicht ein Debütant: Umut Asici. Der in Köln trainierende Asici war ein guter Amateur gewesen. Gleichwohl gestaltete sich sein erster Profikampf wie die meisten anderen Profidebüts: als ein etwas hektisches Gewusel. Sein Gegner aus Rumänien, Razvan Baleanu (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO), tat alles, um kein gepflegtes Fechten mit der Faust zuzulassen. Asici ließ nur manchmal seine technischen Fähigkeiten aufblitzen und ließ sich zu häufig auf das Gerangel und Gekeile von Baleanu ein. Baleanu kam schnell aus seiner Ecke und fing direkt an, wild zu keilen. Er schlug unkontrolliert Schwinger, Innenhände, Haken zum Kopf und manchmal sogar Graden. Asici machte meist mit, aber manchmal zeigte er auch schöne Jabs und schöne Kopfhaken, die ihm dann auch Respekt verschafften. In die zweite Runde startete Baleanu wie in die erste. Diesmal aber konterte Asici ihn direkt ab. Hier war wieder der Kopfhaken schön. Baleanu wirkte beeindruckt und angeschlagen, aber Asici ließ ihm vom Haken und ließ sich wieder auf die wilden Attacken von Baleanu und dessen Gekeile ein. In der dritten Runde dann fing Asici an, mehr seine gute Führhand einzusetzen und Kontrolle über den Kampf zu gewinnen. Das war dann für Baleanu zu viel und er stieg aus dem Kampf aus: Aufgabe.

Sieger durch TKO in Runde 3, nach 1:30 Minuten: Umut Asici.

Der folgende, ebenfalls auf vier Runden angesetzte, Kampf im Mittelgewicht war kurz und knackig. Anas El Abid (1 Kampf, 1 Sieg) traf auf Dragos Nicolae (23 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 21 Niederlagen, 13 durch KO, 1 Unentschieden), ebenfalls aus Rumänien. Bereits mit seiner ersten Aktion, einer Links-Rechts-Links-Kombination zum Körper, hatte El Abid sein Gegenüber in große Schwierigkeiten gebracht. Dieser konnte sich zwar noch ein paar Meter weiter bewegen, in die Ecke von El Abid, aber dort nahm er noch mal die gleiche Kombi. Er schleppte sich dann noch etwas weiter, bis ihn eine Links-Rechts-Kombination endgültig fällte. Zwar schaffte er es, bei Acht wieder auf den Beinen zu sein, aber der gute und sehr erfahrene GBA Ringrichter Arno Pockrandt zählte zu Recht weiter, da Nicolae nicht kampffähig war.

Sieger durch KO in Runde 1, nach 24 Sekunden: Anas El Abid.

Den Abschluss bildete ein Sechsrunder im Super Mittelgewicht. In ihm trafen Marc Lambertz (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Michael Klempert (45 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 39 Niederlagen, 18 durch KO, 3 Unentschieden) aufeinander. Der Kampf der beiden wogte hin und her, wobei sich der Charakter in jeder Runde änderte. In der ersten Runde gab es nur wenige Aktionen. Es wurde technisches Boxen gezeigt. Viele Aktionen verpufften durch das Rausgehen des Gegenübers. In den folgenden Runden entwickelte sich der Kampf mehr und mehr zu einem Kräftemessen bzw. einem Vergleich der Willensstärke. In der zweiten Runde erhöhte sich das Tempo. Es gab mehr Schlagabtausche, wobei Lambertz mehr Hände ins Ziel brachte. In der folgenden Runde wurde das Tempo wiederum erhöht. Lambertz ließ Klempert mehrfach schön ins Leere laufen, musste aber auch eine harte Rechte zum Kopf nehmen. In der folgenden, der vierten, Runde wurde die Begegnung immer verbissener geführt. Klempert machte Druck. Er stellte Lambertz in einer neutralen Ecke und deckte ihn ein. Später kam er erneut mit einem rechten Kopfhaken durch. In der vorletzten Runde entwickelte sich der Kampf endgültig zu einer Ringschlacht. Lambertz kam mehrfach mit seiner langen Linken durch. Im letzten Durchgang war Lambertz wieder schneller auf den Beinen. Wenn es zu Aktionen kam, wurden sie verbissen ausgefochten. Am Ende gewann Lambertz durch Punkte (56:58), wobei der Kampf enger war, als die Punktwertung es wiedergibt.

Sieger durch PS nach 6 Runden: Marc Lambertz.

Ein Wort zum Schluss: Profiboxen ohne Zuschauer fühlt sich seltsam und irgendwie nicht richtig an. Wir leben in seltsamen Zeiten.

© Uwe Betker

Gastbeitrag: Gut geboxt, Pflichtaufgaben erfüllt und sich für weitere Aufgaben qualifiziert

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Gut geboxt, Pflichtaufgaben erfüllt und sich für weitere Aufgaben qualifiziert. Auf diesen kurzen Nenner lassen sich die Auftritte von Martin Houben und Marc Lambertz, die Schützlinge von Trainer Rüdiger May am 17. April 2021, zusammenfassen, die nach der Pandemie durchstarten wollen.

(C) Manfred Fammler

Insbesondere Marc Lambertz zeigte sich mental stark und boxte eng an die Vorgaben und das Coaching von Rüdiger May – mit Erfolg. Ab der ersten Runde strebte Lambertz einem ungefährdeten Sieg antgegen und gab sich dabei endlich etwas mehr Rundenzeit, anstatt den schnellen Abschluss zu suchen. Anscheinend stimmt die Chemie zwischen Coach und Kämpfer, denn ganz gleich, was Rüdiger May in den Ring rief, der 30-jährigen Lambertz hielt sich dran und setzte es umgehend in die Kampfaktionen um. Ob die Kombi Körper-Kopf, die Aufforderung zu pendeln oder den verstärkten Einsatz der Führungshand, so entwickelte sich zwar ein einseitiger, aber sauberer und schön anzusehender Auftritt. Das lag natürlich auch an Alexander Boscovic. Der 24-jährige zeigte sich in seinem zweiten Profikampf zwar von der Überlegenheit beeindruckt, die auch mit einem Niederschlag in der fünften Runde seinen Höhepunkt erreichte, doch stemmte er sich wacker gegen die Übermacht seines Kontrahenten und ging über die gesamte Kampfdistanz von sechs Runden. Auch hierfür gebührt es Lob, denn wie häufig verletzten und verletzten sich andere Sportler zu einem frühen Zeitpunkt eines Gefechts an der Schulter oder am Ellenbogen, um auszusteigen.

(C) Manfred Fammler

Mit Michael Klempert erhielt Martin Houben ebenfalls eine sportliche, wenn auch lösbare Aufgabe. Ungefährdet boxte er sich über sechs Runden zum zehnten Profierfolg. Seine „weiße Weste“ war dabei nie gefährdet. Doch erwies sich Klempert als der erhoffte wackere Kontrahent.

Von Beginn an bestimmte Houben das Kampfgeschehen, das er manchmal von der Ringmitte und dann wieder von außen, sprich an den Seilen entlang, dominierte, obwohl er die langen Wege gehen musste. Dabei bestimmte insbesondere seine Führungshand das Kampfgeschehen, die mal härter oder mit einem höheren Tempo ausgestoßen wurde.

(C) Manfred Fammler

Auffällig – und daran sollte allerdings in der Zukunft gearbeitet werden – war, dass Houben viel zu häufig über seine Führhandseite ging, was seine Kampftaktik berechenbar machen kann. Andere Kämpfer könnten dies ausnutzen. Trotzdem blieb der Sieg über weite Strecken ungefährdet. Bis auf eine Situation in der fünften Runde als Klempert den 27-jährigen an den Seilen in Bedrängnis brachte. Die Art, wie sich Houben von den Seilen löste, ist verbesserungswürdig. Allerdings sollte Houben nach nun zehn erfolgreichen Profiauftritten zu höheren Aufgaben berufen werden, sonst könnte die Karriere stagnieren.

(C) Manfred Fammler

Ein prächtiges Debut lieferten sich Malik Aksakal und Mansour Muhammadi, das der Kölner Aksakal knapp für sich entscheiden konnte. War die erste Runde noch ausgeglichen, so konnte der 25-jährige die nächsten beiden des auf vier Runden angesetzten Kampf für sich entscheiden. Angetrieben von seiner lautstarken Ecke sowie Ex-Champ Felix Sturm, wo Aksakal trainiert, setzte er in mehreren Szenen erfolgreich seine Reichweitenvorteile gegen den knapp zehn Zentimeter kleineren Mansour Muhammadi ein. Allerdings noch viel zu selten – und so kam es, dass der 24-jährige Muhammadi in der letzten Runde den in Front liegenden Aksakal erfolgreich und mutig attackierte. Immer wieder schaffte er es nun, der Führungshand auszuweichen und die Reichweitenvorteile seines Gegenübers auszuhebeln, in die Halbdistanz zu gelangen und den Körper seines Gegners zu attackieren. So entwickelte sich in der letzten Runde ein schöner Debutkampf von zwei aufstrebenden Boxern mit unterschiedlichen Stilen. Wenn alle Debutauftritte diese interessanten Paarungen und engagierten Kämpfer zeigen würden, wäre Kurzweil an der Tagesordnung.

(C) Manfred Fammler

Wieder gutes Boxen in der Rurtalhalle in Düren

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Wenn Saidi Baktash Veranstaltungen auf die Beine stellt, gibt es immer Kampfsport satt. Am 24. Februar in der Rurtalhalle in Düren waren sage und schreibe 28 Kämpfe zu sehen: Kickboxen, K1 Kämpfe, Boxen und Profiboxen. Insgesamt wurden fünf Profiboxkämpfe geboten.
Den Anfang beim Profiboxen machten Alpay Yaman (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Mesud Guenay (8 Kämpfe, 1 Siege, 7 Niederlagen, 2 durch KO) mit einem Vierrunder im Halbschwergewicht. Interessant an dem Kampf war das Aufeinandertreffen zweier konträrer Kampfstile. Yaman ist ein Boxer, der nach vorne geht, den Abtausch und den KO sucht. Guenay ist ein defensiver Konterboxer, der sich an den Seilen entlang bewegt und mögliche Schlagabtäusche vermeiden will. Yaman ging mit einer geradezu bewundernswert stoischen Ruhe ans Werk. Er trieb Guenay vor sich her und versuchte ihn zu stellen. Das gelang ihm auch mehrfach pro Runde. Guenay konnte sich jedoch immer wieder aus den für ihn gefährlichen Situationen befreien. Bemerkenswert war, wie Yaman, auch wenn er Guenay gestellt hatte, nicht überhastetete. Es war ein Kampf für Boxtechnik-Freunde. Am Ende stand ein Punktsieg für Guenay.
Hiernach gaben Yasir Malik und Kerim Koca ihre Profidebüts im Super Weltergewicht. Malik stieg nicht in den Ring, um Gefangene zu machen. Konzentriert ging er ans Werk. Er boxte an und verteilte gut. Immer wieder kam er mit seinen Schlägen zum Körper durch. Am Ende der ersten Runde stellte Malik seinen Gegner in dessen Ecke und ließ ihn nicht mehr raus. Koca ging runter und der GBA Ringrichter Kazim Kurnaz, der bis dahin nur wenig zu tun hatte, nahm ihn aus dem Kampf: Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:51: Yasir Malik.

Hiernach maßen Benny Blindert (7 Kämpfe, 7 Siege, 7 durch KO) und Slobodan Vukic (6 Kämpfe, 6 Niederlagen, 6 durch KO) in einem Sechsrunder im Super Mittelgewicht ihre Kräfte. Blindert zeigte schönes grades Boxen. Er verteilte gut, konzentrierte sich aber darauf, mit seiner Rechten zum Kopf schlagen, die Vukic auch mehrfach beeindruckte. In der zweiten Runde erhöhte Blindert das Tempo. Er stellte seinen Gegner in dessen Ecke und holte ihn mit einem linken Körperhaken von den Beinen. Sieger durch KO in Runde 2 nach 45 Sekunden: Benny Blindert.
Der Schwergewichtskampf von Waldemar Schönbeck (12 Kämpfe, 12 Siege, 12 durch KO) und Gjenis Tolaj (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO) war zu Ende, bevor er richtig angefangen hatte. Tolaj nahm einen linken Körperhaken, ging zu Boden und gab auf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 45 Sekunden: Waldemar Schönbeck.
Den Hauptkampf des Abend bestritt natürlich der Veranstalter Baktash Saidi (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO). Er traf im Mittelgewicht auf Yesilat Berkta (42 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 36 Niederlagen, 21 durch KO) für einen Sechsrunder. Beide gingen von Anfang an ein hohes Tempo. Saidi versuchte direkt die kompakte Doppeldeckung durch Körperhaken zu knacken. Nach einer langen Kombi, bei der Berkta einen Schlag auf dem Hinterkopf monierte und sich abdrehte, wurde angezählt
Hierdurch wurde der zweite Durchgang härter. Es gab viele Schlagabtäusche, in denen beide ihre Momente hatten. In der dritten Runde geriet der Kampf zu einer regelrechten Ringschlacht. Am Ende der Runde musste Berkta nach einem Leberhaken zu Boden. Zwar stellte er sich danach wieder dem Kampf und erreichte auch den Pausengong, zur nächsten Runde trat er aber nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 4: Baktash Saidi.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Karriere Baktash Saidi weiter entwickeln wird. Die große Leistung, die er an diesem Abend abgeliefert hat, kam immerhin zu Stande trotz eines akuten grippalen Infekts und einer zweiwöchigen Tranigszwangspause, aufgrund einer anderen Erkrankung.
© Uwe Betker