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Sechs gute bis sehr gute Kämpfe in einer unbekannten Stadt

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Ein schöner Saal mit Balkonen im Maritim Hotel, in der Stadt deren Name mir nicht einfällt, war Austragungsort einer kleinen, aber feinen Profiboxsportveranstaltung, die halbschwergewichtslastig war. Fünf der sechs Kämpfe des Abends wurden im Halbschwergewicht ausgetragen. Lediglich der Hauptkampf mit Deniz Ilbay fand im Weltergewicht statt.
Im ersten Kampf trafen Elvis Hetemi, der sein Profidebüt gab, und Artsiom Hurbo (29 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 24 Niederlagen, 19 durch KO, 1 Unentschieden) aufeinander. Der Schützling von Otto Ramin agierte hinter einer Doppeldeckung. Schon bald stellte Hetemi seinen Gegner in der neutralen Ecke und deckte ihn mit Schlägen ein. Dabei schlug er ihn auch auf den Hinterkopf, was er auch bemerkte und Hurbo Zeit zur Erholung gab. Kurze Zeit später stellte Hetemi Hurbo wieder in den Ringseilen und deckte ihn ein. Hurbo sackte ein, stellte sich aber wieder zum Kampf. Diese Situation wiederholte sich direkt anschließend noch mal zwei Meter weiter, in der Ecke von Hurbo. Der Ringrichter winkte den ungleichen Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 1 nach 2:41 Minuten: Elvis Hetemi. Welche boxerische Zukunft Hetemi bevorsteht, wird sich noch zeigen. Ohne Zweifel ist er talentiert, aber er muss unbedingt lernen, sauberer zu boxen.
Es folgte der Kampf zwischen Kevin Künzel (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Ruslan Rodivich (30 Kämpfe, 14 Siege, 14 durch KO, 16 Niederlagen, 6 durch KO). Künzel begann gegen den Rechtsausleger wie der sichere Sieger. Er punktete mit Eins-Zwei-Kombinationen. Irgendwann hatte er Rodivich auch am Boden auf den Knien. Aber der Ringrichter vom Luxemburgischen Verband zählte ihn nicht an. Es gab nur wenige Aktionen. Rodivich versuchte sich auch auf so wenige Schlagabtäusche wie möglich einzulassen. In der zweiten Runde musste Rodivich nach einem rechten Körperhaken zu Boden. Er wurde erneut nicht angezählt, weil Künzel auf seinem Fuß gestanden hatte. Hiernach veränderte sich der Charakter des Kampfes. Rodivich beschränkte sich nicht mehr nur darauf, Künzel auszuweichen und schlecht aussehen zu lassen. – Und er ließ ihn zwischenzeitlich wirklich schlecht aussehen. – Rodivich fing an, selber zu punkten. Er kam durch die Mitte durch, was dazu führte, dass Künzel zunehmend einen vorzeitigen Sieg erzwingen wollte. Sicher gab es zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran, dass Künzel gewinnen würde – das muss schon deutlich gesagt werden. Aber ich hoffte ganz ehrlich, der Handlungsreisende in Sachen Boxen, Rodivich, würde zumindest den Schlussgong erreichen. Diese Hoffnung wurde aber dann doch von Künzel zerstört. Ende der vierten und letzten Runde stellte er seinen Gegner an den Seilen und landete einen brutalen Leberhaken, der Rodivich fällte. Er kam zwar noch mal hoch, nahm aber danach gleich eine Rechte zur Schläfe, die ihn erneut auf die Bretter streckte. Der Ringrichter brach hier ab. Sieger durch TKO in Runde 4 nach 2:41 Minuten, die exakt gleiche Zeit, wie in dem vorangegangen Kampf: Kevin Künzel.
Auch der dann folgende dritte Kampf war gut. Dabei trafen Sebastian Real (10 Kämpfe, 10 Siege, 8 durch KO) und Siarhei Krapshyla (16 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 11 Niederlagen. 4 durch KO, 2 Unentschieden) aufeinander. Real, mit der Figur einen Musterathleten, ging so ans Werk, dass man einen frühen KO erwarteten konnte. Am Ende der ersten Runde stellte er seinen Gegner und kam mit einer wunderschönen Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch. Jedoch gingen die folgenden zwei Haken ins Leere. In der zweiten Runde veränderten sich dann die Verhältnisse im Ring dramatisch. Krapshyla wurde immer stärker. Er ging zum Körper und er kam sogar durch. Auch die folgende Runde ging an ihn. Er zwang Real immer wieder den Schlagabtausch auf und punktete. Der vierte Durchgang gestaltete sich sogar noch härter. Real stellte Krapshyla in den Seilen zum Schlagabtausch, dann plötzlich zeigte dieser eine Verletzung des rechten Arms an. Real bekam das aber nicht mit und schlug weiter auf ihn ein. Krapshyla ging auf die Knie, richtete sich wieder auf und ließ sich auszählen. Sieger durch KO in Runde 4 nach 2:22 Minuten: Sebastian Real.
Eigentlich hätte nun Dustin Dirks (30 Kämpfe, 27 Siege, 20 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) gegen Ata Dogan (14 Siege, 5 durch KO, 28 Niederlagen, 6 durch KO, 1 Unentschieden) folgen sollen. Aber Dogan war nicht auffindbar. Offenbar hatte er das Hotel verlassen und war verschwunden.
Es folgte die Internationale Luxemburger Meisterschaft im Halbschwergewicht. Marc De Bonte (8 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage) traf dabei auf Kevin Buval (15 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO, 7 Niederlagen, 1 durch KO). De Bonte sah an diesem Abend fast wie Henry Maske aus, der auch im Publikum saß. Er bestimmte den Achtrunder mit seiner Führhand, die immer wieder traf. Er boxte sehr sauber und sehr aufrecht. In der ersten Hälfte des Kampfes musste er praktisch keinen einzigen Treffer nehmen. In der zweiten Hälfte wurde das Gefecht ein wenig intensiver, aber De Bonte war immer Herr der Lage. Am Ende stand ein einstimmiger Punktsieg (79:72, 78:75 und 78:74) für Marc De Bonte.
Die folgende Begegnung war ein Kontrastprogramm zu der vorangegangenen. Arijan Sherifi (9 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO) und Andras Toth (8 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) maßen ihre Kräfte. War De Bonte ein Stilist, der Fechten mit der Faust zelebrierte, so war Sherifi ein Kraftpaket, das nur den KO suchte. Bereits in der Szene der ersten Runde kam er mit einer Rechten, gefolgt von einem linken Kopfhaken, durch, die seinen Gegner einknicken ließ. Hiernach war die Jagd eröffnet. Immerhin schaffte es Toth bis ans Ende der dritten Runde zu kommen. Dann wurde er in der neutralen Ecke gestellt und ging nach mehreren linken Haken zum Körper zu Boden. Er stellte sich dann zwar noch einmal, wurde aber schon in der nächsten Szene in der gegenüberliegende Ecke gestellt und kam nicht mehr raus. Er sackte zu Boden. Der Ringrichter winkte den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 2:59 Minuten: Arijan Sherifi.
Den Hauptkampf des Abends bestritten Deniz Ilbay (15 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO) und Attila Koros (11 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Dabei ging es um die Junioren Weltmeisterschaft der IBF im Weltergewicht. Koros versuchte seinen Reichweitenvorteil zu nutzen, was ihm nur sehr schlecht gelang. Ilbay suchte und fand den Schlagabtausch. Beide schenkten sich nichts, aber Ilbay war der bessere und stärkere Mann. Es gab extrem viele Aktionen, wobei Ilbay besonders effektiv mit seinen Haken war, ob nun zum Körper, als Aufwärtshaken zum Kopf oder als kurze Kopfhaken. Ende der ersten Runde kam, wie aus dem Nichts, ein harter linker Kopfhaken, der Koros runter gehen ließ. Er wurde angezählt. Der Pausengong ersparte ihm mehr Treffer. Die zweite Runde verlief wie die erste, inklusive Niederschlag. Auch hier traf Ilbay wieder am Ende der Runde und wieder mit der Führhand – nur diesmal zum Kopf. In der folgenden Runde schaffte es Koros dann doch nicht mehr, den Gong zu erreichen. Eine Linke zur Schläfe fällte ihn. Auf allen Vieren hockend, sah er erstaunt und fassungslos, dass er wieder am Boden war. Der Ringrichter Mickey Vann brach den Kampf hier ab. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1:23 Minuten: Deniz Ilbay. Seine Vorstellung war sensationell.
TK Sportevents & Promotion GmbH hat in der unbekannten Stadt eine wirklich gute Veranstaltung auf die Beine gestellt. Der Erlös ging an die „Stiftung RTL – Wir helfen Kinder e.V.“ und wird zweckgebunden an ausgewählte Kinderhilfsprojekte verteilt. Leider war der Saal des Hotels nicht komplett gefüllt. Die Veranstaltung hätte es wirklich verdient gehabt. Ein paar Worte zum Matchmaking von Olaf Schröder. Die meisten Kämpfe waren wirklich gut, zumal die jungen, aufstrebenden Talente es mit Gegner zu tun bekommen hatten, die sie forderten. Es waren richtige Gegner und keine Sandsäcke auf zwei Beinen. Einen Wermutstropfen allerdings gab es noch: Die Nummerngirls waren einfach wieder zu schnell. Vielleicht sollte ich mal eine Nummerngirl-Schule gründen, Nummerngirls ausbilden – und dabei reich werden, wäre auch nicht schlecht.
© Uwe Betker

Die 2. Dürener Fight Night

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Die Birkesdorfer Festhalle in Düren war am 21.02.2015 Austragungsort für die 2. Dürener Fight Night, eine kleine aber feine Veranstaltung von Khalil Boxpromotion. Im Vorprogramm gab es 11 Kämpfe zu sehen, 8 nach K1-Regeln und 3 nach Box-Regeln. Hinzu kamen noch: eine Tanzeinlage von drei jungen Damen und eine Gesangseinlage der stimmgewaltigen, erst 16 Jahre alten Isabelle Schmitz.
Vier Profikämpfe waren im Boxen zu sehen, drei über vier Runden und der Hauptkampf, eine Internationale Deutsche Meisterschaft nach Version GBA. Die Veranstaltung diente zudem noch einem guten Zweck: Es wurde Geld für „Sports For Afghan Kids“ gesammelt, ein Projekt vom Jama Saidi, das der Unterstützung von Kindern in Afghanistan im Bereich Sport/Boxen und Schule gewidmet ist. Die Hilfen erfolgen auf finanzieller wie auf Sachmittel-Ebene.
Den ersten der vier Profikämpfen dieses Abends bestritten Maramcheel Mohammed (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Mirko Sikora, der sein Profidebüt gab, im Leichtgewicht. Mohammed war von Anfang chancenlos. Bereits nach der ersten Aktion war er im Rückwärtsgang. Schon bald wurde er in seiner eigenen Ecke gestellt und ging nach Körpertreffern zu Boden; er wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1 nach 1:10 Minuten Mirko Sikora.
Im folgenden Kampf trafen im Schwergewicht Renato Blitz (4 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO) und Gürkan Basak (2 Kämpfe, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) in einem Vierrunder aufeinander. Dieser Kampf entwickelte sich zu einer guten und spannenden Begegnung. Blitz, der Größere von beiden, nutzte seinen Reichweitenvorteil gut und punktete mit seiner Führhand. Basak schob sich, verschanzt hinter seiner Doppeldeckung, an seinen Gegner heran und versuchte im Infight mit Kopftreffern zum Erfolg zu kommen. Blitz war boxerisch überlegen, konnte aber mit seinen Schlägen den massigen Basak nicht beeindrucken, was er auch merkte. Basak suchte bis zum Schluss seine Chance. Immer wenn Blitz lang boxte, punktete er. In der Halb- und der Nahdistanz hatte Basak durchaus seine Momente. Am Ende des sehr intensiv geführten Gefechts stand ein hart erkämpfter Punktsieg für Blitz.
Im dritten Profikampf des Abends maßen Tiran Mkrtschjan, genannt Tiran Metz, (15 Kämpfe, 10 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 4 Unentschieden) und Vadim Firidunov (3 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 1 Niederlage) im Supermittelgewicht ihre Kräfte. Dieser Kampf wurde mein persönlicher Aufreger des Abends. Metz begann schnell. Er setzte seinen Gegner von Anfang an unter Druck. Jedoch hatte auch Firidunov seine Momente. Im Lauf des Kampfes schien es, als hätte Metz leichte Schwierigkeiten mit der Rechtsauslage seines Gegners. Ende der zweiten Runde musste er mehrere Treffer nehmen, als er aus der Balance war. Der dritte Durchgang wurde hart und verbissen geführt. Bis zum Ende der dritten Runde sah es nach einem knappen Arbeitssieg für Metz aus.
Dann begann die vierte und letzte Runde. Metz zog sich gleich in einer der ersten Szenen einen Cut in der rechten Braue zu – so weit so schlecht, aber nicht ungewöhnlich. Der Ringrichter Kazim Kurnaz schickte Metz daraufhin in seine Ecke. Dort behandelte erst sein Trainer die Verletzung, sodann wurde der Arzt hinzugezogen. Dieser behandelte Metz dann regelwidrig. Nach einer sehr-sehr langen Behandlungszeit ging der Kampf schließlich weiter. Jetzt erst zeigte der Ringrichter an, dass er einen absichtlichen Kopfstoß gesehen hatte, der dann zum Cut geführt hatte. Ich habe einen solchen absichtlichen Kopfstoß allerdings nicht gesehen, was aber noch nichts heißt. Bei einem Aufeinandertreffen von Normal- und Rechtsauslegern kommt es schon häufiger mal zu schmerzhaften Zusammenstößen mit den Köpfen.
Der Kampf wurde hiernach hart und hektisch. Kurze Zeit später war der Cut dann auch wieder offen. Nach einer Aktion in der neutralen Ecke drehte sich Metz ab und teilte dem Ringrichter mit, ihm flösse Blut ins Auge. Anstatt den Kampf nun mit einem TKO zu beenden, schickte Kurnaz Metz wieder in seine Ecke, wo erneut, gegen alle Regeln, der Arzt die Wunde versorgte. Metz nahm mit einem Pflaster über dem Cut den Kampf wieder auf, was wohl ein Novum gewesen sein dürfte und mit Sicherheit nicht regelkonform war. Irgendwann flog das Pflaster dann durch den Ring und der Kampf war zu Ende. An diesem Ende stand dann ein Punktsieg für Metz, den es so sicherlich nicht hätte geben dürfen.
Den Hauptkampf des Abends bestritten Jama Saidi (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO) und Ziso Poulitsa (7 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden). Um es gleich vorweg zu sagen, diese Internationale Deutsche Meisterschaft im Mittelgewicht nach Version GBA war wahrhaft ein tolles Gefecht. Saidi zeigte tolle Reflexe, schöne Meidbewegungen und schnelle und explosive Angriffe. Mehrfach bekam er Szenenapplaus für sein Heraustanzen aus Angriffen von Poulitsa. Poulitsa hatte dem boxerisch nicht viel entgegenzusetzen, aber er wurde in den zehn Runden nie müde, seine Chance trotzdem zu suchen. Am Ende einer sehr unterhaltsamen Begegnung stand ein Punktsieg für Jama Saidi. Die Punktrichter werteten 100:92, 100:90 und 100:91.

Timor Khalil hat wieder mal eine gute und unterhaltsame Veranstaltung abgeliefert. Auch die inakzeptable Schiedsrichterleistung und das Fehlen von Nummerngirls ändert insgesamt nichts daran. Bemerkenswert war vor allem, dass er in seinem Vorprogramm beim Matchmaking ein relativ hohes Risiko eingegangen ist, was die Kämpfe aber attraktiv machte. Man kann sich schon auf die 3. Dürener Fight Night freuen, die hoffentlich bald kommt.
© Uwe Betker

Die ultimativ subjektive Liste 2013

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Boxer des Jahres
Robert Stieglitz (49 Kämpfe, 46 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) wurde am 23.03.2013 Weltmeister der WBO im Super Mittelgewicht. Er besiegte dabei nicht nur den Titelträger Arthur Abraham, der ihn 25.08.2012 als Weltmeister entthronte hatte, sondern er zwang ihn zur Aufgabe.

Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Der Weltergewichtler Alexander Mengis (5 Kämpfe, 4 Siege, 1 KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gab Alles für den Sport, den wir lieben. Er gab sogar seine Gesundheit dafür. Am 23.05.2013 wollte er in Berlin gegen Stefan Worth seinen Internationalen Deutschen Meistertitel verteidigen. In der der 8. Runden ging er KO. Er war schwer verletzt und wurde in einem berliner Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt. Er gab eine Notoperation und eine Verlegung nach Stuttgart.
Nach meinen Informationen gibt es keinen, der für den Zustand von Mengis verantwortlich ist. Alle Beteiligten haben wohl Alles richtig gemacht. Boxen ist gefährlich und Alexander Mengis ist das Opfer einer furchtbaren Tragödie.

Boxerin des Jahres
Elina Tissen (19 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen), die in Orynbor, Russland geborene „Elin The Machine“, boxte am 26.10.2013 gegen Fleis Djendji, die bis dahin von ihren 37 Kämpfen immerhin 16 gewinnen konnte. Eine interessante Wahl auf dem Hintergrund, dass sie ungeschlagene und andere Boxerinnen mit sehr viel besseren Kampfrekorden als Gegnerin abgelehnt hatte.
Bei ihrem Kampf gegen Djendji soll es um den vakanten GBU-Titel im Superbantamgewicht gegangen sein. Die „5-Fach Worldchampionesse“ gewann natürlich einstimmig nach Punkten. Das Problem an diesem Kampf ist nur, dass die Global Boxing Union den Kampf nicht sanktioniert und nicht beaufsichtigt hat. Offensichtlich hat überhaupt kein Verband Aufsicht geführt, jedenfalls war keiner willens ihn bei boxrec eintragen zu lassen. – Wenn ich mich recht entsinne, lehnte Frau Tissen dieses Jahr eine Pflichtverteidigung ab, weil ihr der deutsche Verband zu unseriös sei.
„Die 5-Fach Worldchampionesse“ Tissen ist die beste Boxerin der Welt, daher braucht sie auch keine Punktrichter und Ringrichter von irgendwelchen Verbänden. Daher ist sie auch die „Boxerin des Jahres“.

KO des Jahres
Gennady Golovkin schlug am 29.06.2013 Matthew Macklin in der dritten Runde KO. Jenen „Mack The Knife“ Macklin, der am 25.06.2011 gegen Felix Sturm umstritten nach Punkten unterlag. Er hatte aber gegen Golovkin keine Chance. GGG jagte und erlegte ihn. Ein unglaublich präziser und ansatzlos geschlagener Leberhaken beendete den Kampf.

Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Es gab leider viele schlechte Veranstaltungen. An deutschen Ringen sitzen immer noch Punktrichter, die im Sinne der großen Veranstalter punkten und nicht das bewerten, was im Ring zu sehen ist. Es wird immer noch an der Waage manipuliert. Es werden Boxer für Kämpfe gebucht, die sie nicht gewinnen können und dabei passiert es, dass sie verletzt werden. Die schlimmsten Veranstaltungen sind jene, bei denen Boxerinnen oder Boxer zu Schaden kommen.

Rookie (männlich) des Jahres
Der Super Mittelgewichtler Vincent Feigenbutz (10 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) geht seinen Weg. In seinem zweiten Kampf verlor er durch TKO. Die folgenden Kämpfe konnte er alle gewinnen und fast alle durch KO. Er boxte bereits in Ungarn und in Polen.

Rookie (weiblich) des Jahres
Die 29-jährige Melanie Zwecker (4 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO) schickt sich an, das Federgewicht aufzumischen. Die von Michael Siegel trainierte Boxerin aus Karlsruhe ist eines der größten weiblichen Talente in Deutschland. Es bleibt zu hoffen, dass sie viele Kämpfe bekommt, um sich sportlich weiterzuentwickeln und in den Ranglisten weiter aufzusteigen.

Absteiger des Jahres
Waldemar Kluch, der Käufer der Hülle von Universum Box-Promotion, schickte wohl folgende SMS an Klaus-Peter Kohl: „Sie haben unsere wahrnung ighnorirt. Ich habe die freundlichkeit ihnen mitteilen ich habe bekommen ihnen Hand und Ohr abschneiden. Sie haben 2 wochen sich einigen wegen universum mit anwahlt. kein wort an Polizei oder klug. sonst sofort Kugel in Kopf. Deine letzte Chance danach du nie wieder gesund dein geld ausgeben. Allah dich bestrafen Du ungläubiger.“

Aufsteiger des Jahres
Eva Rolle, die früher in Berlin Profiboxkämpfe veranstaltete, wurde zur Präsidentin des MBC, Malta Boxing Council, des maltesischen Verbandes gewählt. Keiner versteht, warum dies geschah und weshalb der maltesische Verband eine Ausländerin zu seiner Präsidentin machte. Aber dies ist sicherlich ein Aufstieg für Frau Rolle, der sich vermutlich auf finanziell für sie lohnen dürfte.

Aussteiger des Jahres
Der russische Schwergewichtler Alexander Wladimirowitsch Povetkin (27 Kämpfe, 26 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage) ließ sich seit Mitte 2005 von den Rundfunkgebühren der Deutschen bezahlen. Als Gegenleistung boxte er ein wenig, vermied es aber, gegen einen der Klitschkos anzutreten und arbeitete an seiner politischen Karriere als loyaler Gefolgsmann von Wladimir Putin. Am 05.10.2013 stellte er sich endlich Wladimir Klitschko (64 Kämpfe, 61 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und verlor klar nach Punkten. Nun hat der in Tschechow lebende Povetkin angekündigt, natürlich nicht auf Deutsch, denn er hat sich schließlich 8 Jahre lang geweigert, auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen, nicht mehr für Sauerland Event anzutreten. Er wird in Zukunft für den russischen Milliardär Andrey Ryabinski antreten, der zuletzt den Kampf zwischen ihm und Klitschko für 23 Mio. US-Dollar ersteigert und veranstaltet hatte.

Veranstalter des Jahres
Der Magdeburger Veranstalter Ulf Steinforth hat sich etabliert. Von den großen Promotern in Deutschland, ist er derjenige, der die solidesten Veranstaltungen auf die Beine stellt. Mit seinem WBO Weltmeister im Super Mittelgewicht, Robert Stieglitz (49 Kämpfe, 46 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO), hat er den Mann unter Vertrag, der Arthur Abraham zur Aufgabe zwang und entthronte.
Man kann auch sagen SES Boxing ist gerade noch „Veranstalter des Jahres“ geworden. Die beiden letzten Gegner von Stieglitz hätten allerdings wirklich besser sein können. Und Michael Wallisch (10 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO) eine Internationale Deutsche Meisterschaft gegen einen Alexander Kahl boxen zu lassen, der von der EBU gesperrt war, ist geradezu ein Tiefschlag. Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich SES Boxing entwickelt.
Der Newcomer Michaelis TV aus Erkrath zeigte allen in der Branche bei seiner ersten Veranstaltung, wie es geht. Es wurden gute Kämpfe und eine perfekte Show gezeigt. Man darf gespannt sein, ob Bernd Michaelis dem Boxen treu bleibt und damit weiter der Konkurrenz zeigt, wie es geht.

Veranstaltung des Jahres
Die Veranstalter Benedikt Poelchau und Götz Bauer (Blanko Sports) machten am 07. September 2013 in Ravensburg ihre erste Veranstaltung und setzten damit direkt Standards. Es gab gutes Boxen zu sehen, die Kampfansetzungen waren durch die Bank weg gut und der Veranstaltungsort, ein Biergarten, war gut gewählt. Was will ein Boxfan mehr?
Blanko Sports schickt sich wohl an, auch in den USA zu veranstalten. Man kann hier nur viel Glück wünschen und hoffen, dass bald auch deutsche Boxer in den USA ihre Erfahrungen sammeln können.

Boxevent des Jahres
Den Rahmen bildete die „erste WM im Charity Boxen“, bei dem sich Uwe Hück, der Konzern-Betriebsratsvorsitzende und stellv. Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG und Luan Krasniqi in einem Ring in Ludwigsburg trafen. Der Newcomer aus Erkrath, Michaelis TV, machte alles richtig. Es gab gutes Boxen und eine perfekte Show zu sehen. Bemerkenswert ist, dass Bernd Michaelis das richtige Gespür für Profiboxen zeigte. Denn die Abfolge der Kämpfe sowie die Wahl des Hauptkampfes, ich spreche hier vom Profiboxen und nicht von Charity Boxen, war genau richtig.

Fehlentscheidung des Jahres
Istvan Szili vs. Goekalp Özekler. Am 23.08.2013 kam für Istvan Szili nur ein Unentschieden heraus, wo nach meiner Meinung nach ein klarer Punktsieg hätte stehen müssen. Die beiden BDB Punktrichter Frank Michael Maass (114:114) und Holger Wiemann (113:115) retteten für Oezekler ein Unentschieden. Auch der Ringrichter tat hierfür, was er konnte, indem er auf das ständige Klammern von Özekler durch Ignorieren reagierte.
Nun könnte man argumentieren, dass Szili ja immerhin noch ein Unentschieden bekommen hat und daher dieser Kampf nicht zur Fehlentscheidung des Jahres taugt. Dem muss man aber entgegenhalten, dass es diesmal nicht bei einem der üblichen Verdächtigen zu so einer Fehlentscheidung gekommen war, also nicht bei den Veranstaltern, bei denen so etwas schon fast zur Regel gehört. Dieses Mal reihte sich EC Boxing in die Reihe dieser Veranstalter ein und EC-Boss Erol Ceylan reagierte denn auch, genau wie die anderen Promoter, mit Aussitzen und Ignorieren.
Hinzu kommt, dass Istvan Szili eigentlich in die Kategorie „Boxer, der einen WM-Kampf verdient“, gehört. Durch die Aktivität der Punktrichter und des Punktrichters vom Bundes Deutscher Berufsboxer e.V. aber ist das Ziel Weltmeisterschaft in weite Ferne gerückt. Seit diesem Unentschieden bekam er nämlich keinen Kampf mehr.

Trainer des Jahres
Ulli Wegner. Wohl niemals zuvor hat ein Trainer einem seiner Schützlinge so deutlich in der Öffentlichkeit gesagt, dass er nicht an ihn glaubt. Wegner musste sich entscheiden, ob er am 26. Oktober 2013 sich in die Ecke von Ex-Weltmeister Arthur Abraham oder von Karo Murat stellt. Abraham bestritt einen Kampf um die Zeit bis zu einem neuen WM Kampf gegen Robert Stieglitz zu überbrücken. Murat bestritt einen WM Kampf gegen die Boxlegende Bernard Hopkins. Wegner beschloss, bei dem sicheren Sieger Abraham in der Ecke zu stehen. Er erklärte: „So ein Kampf ist eine einmalige Sache. Aber wir müssen Prioritäten setzen. Wir brauchen Arthur noch.“
Murat verlor und Abraham gewann erwartungsgemäß. Alle Fernsehzuschauer konnten in den Rundenpausen sehen, dass Wegner Abraham nicht mehr erreichen kann. Aber die Deutlichkeit, mit der Wegner an die Öffentlichkeit geht, macht ihn zum Trainer des Jahres.

Entgleisung des Jahres
Manuel Charr zog kurz in den „Promi Big Brother“ Container ein, um dort zu verkünden, er hielte Wladimir Klitschko für 100% schwul. Nun ist eigentlich das fremd- oder zwangsouten seit mehr als 20 Jahren out. Damals hatte der Schwulenaktivist Rosa von Praunheim, der mit bürgerlichen Namen Holger Radtke heißt, zwei Showmaster geoutet. Nun versuchte sich der Schwergewichtler Manuel Charr, der mit bürgerlichem Namen Mahmoud Omeirat Charr, in der gleichen Disziplin.

Boxkampf (männlich) des Jahres
Der WM Kampf zwischen Alexander Wladimirowitsch Povetkin (27 Kämpfe, 26 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage) und Wladimir Klitschko (64 Kämpfe, 61 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) am 05.10.2013 war langweilig. Er war sogar furchtbar langweilig. Dennoch war er für mich der Boxkampf des Jahres, weil hier der linientreue russische Putingefolgsmann und russischer Nationalist in Moskau auf den Bruder des Führers der ukrainischen Opposition traf.

Boxkampf (weiblich) des Jahres
Den habe ich verpasst.

Comeback des Jahres (männlich)
Adnan Catic (45 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) ist wieder Weltmeister und diesmal sogar ein richtiger. Nachdem er, seit seiner Loslösung von Universum Box-Promotion 5-mal erfolgreich den WBA Super Champion Titel im Mittelgewicht verteidigte, den er laut Verbandsstatuten gar nicht tragen durfte, dann gegen Daniel Geale verlor und dadurch erstaunlicherweise seinen Titel verlor, konnte er am 07.122013 der IBF Weltmeister Darren Baker entthronen. Nun ist er also wirklich nach dreieinhalb Jahren wieder Weltmeister.
Catic zeigte in seinem Kampf gegen Baker die beste Leistung seit Jahren. Das letztlich eine Hüftverletzung von Baker zum TKO Erfolg führte, schmälert nicht die Leistung von Catic. Es war ein beeindruckendes Comeback. Man kann nur hoffen, dass Catic seine wieder gefundene Stärke jetzt auch dazu nutzt, gegen starke Gegner anzutreten.

Comeback des Jahres (weiblich)
Rola El-Halabi stieg nach 16 Monaten Zwangspause – ihr Stiefvater hatte auf sie geschossen und sie verletzt – am 12.01.2013 gegen Lucia Morelli wieder in den Ring. Sie gewann zwar nicht die Titel der WIBA (Women’s International Boxing Association), GBU (Global Boxing Union) und WBF (World Boxing Federation) im Leichtgewicht, aber sie zeigte einen guten Kampf und, was eventuell noch viel wichtiger ist, sie zeigte sich als gute und faire Verliererin, was leider sehr selten ist und was wirkliche Größe zeigt. Heute ist sie Weltmeisterin im Junior Weltergewicht nach Version WBF (World Boxing Federation).

Bester Show Act des Jahres
2013 gab es viele bemerkenswerte Show Acts:
Die Rundenpausen mit Ulli Wegner und Arthur Abraham. Diese beiden wirken auf mich wie ein seit ewigen Zeiten verheiratetes Paar, das sich nicht traut, sich scheiden zu lassen, obwohl es sich nichts mehr zu sagen hat und sich auch nicht mehr versteht.
Eine großartige Show war auch, als Ulli Wegner den Ringarzt Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner zu Hilfe rief, um zu verschleiern, dass Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz aufgegeben hatte.
Aber der beste Show Act war:
Kalle Sauerland kritisierte öffentlich den Kampfstil von Wladimir Klitschko. Er forderte fairere Kämpfe und dass man sich an die Regeln gehalten möge.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Nuri Seferi (40 Kämpfe, 34 Siege, 20 durch KO, 6 Niederlagen. 1 durch KO) ist Cruisergewichtler. Der Albanian Tyson ist nur noch einen Sieg von einer Platzierung entfernt, die ihn berechtigen würde, um eine WM zu boxen.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Özlem Sahin (17 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden), die amtierende Interims Weltmeisterin im Junior Fliegengewicht nach Version WIBF ist eigentlich eine natürliche Minimumgewichtlerin. Sie muss kein Gewicht machen und ist dort stärker, als in den höheren Gewichtsklassen. Wir dürfen gespannt sein, ob sie 2014 einen WM Kampf im Minimumgewicht bekommt.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Agron Dzila (20 Kämpfe, 19 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage) ist ein Cruisergewichtler, dem man viel zutrauen kann. 2011 wurde er Jugend Weltmeister der WBC. Es wäre schön, wenn er 2014 ein paar Kämpfe gegen starke Gegner bekommen würde.

Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (männlich)
Felix Sturm vs. Gennady Golovkin. Sturm trat mit dem Anspruch an, gegen die Besten boxen zu wollen. Diesem Anspruch ist er bis jetzt nicht gerecht geworden. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass Sturm Golovkin seit den gemeinsamen Tagen bei Universum Box-Promotion aus dem Weg geht. Sturm hat sich durch seinen Sieg über Darren Baker seinen Platz im Geschichtsbuch des Boxens gesichert. Die Frage ist nun, ob dort auch vermerkt wird, dass er immer vor Golovkin davonlief. Es wird Zeit, dass Sturm seinen großen Worten nun auch Taten folgen lässt.

Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (weiblich)
Der Weltmeisterin der WBC, WBA und WBO im Weltergewicht, Cecilia Braekhus (23 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO), gehen die Gegnerinnen aus. Kaum eine Gegnerin hat auch nur die Spur einer Chance gegen sie. Hinzu kommt natürlich auch das sehr clevere Matchmaking von Sauerland Event. Die einzige Gegnerin, die ihr gefährlich werden kann, ist Jessica Balogun (25 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen). Das erste öffentliche Aufeinandertreffen der beiden in einem Boxring, am 02.06.2012, konnte Braekhus für sich entscheiden. Balogun ist heute reifer und fokussierter und daher könnte ein Rückkampf auch anders ausgehen.
© Uwe Betker

Written by betker

30. Dezember 2013 at 23:59

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Vier Boxkämpfe in Bochum

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Am Sonntag, dem 01.12.2013 gab es unweit des VFL Bochum Stadions gutes Boxen zu sehen. Veranstalter war die Kultfigur des Bochumer Kampfsports, Niko Lohmann, der sich auch Karl Stahl nennt. Eigentlich hätte er ja selber boxen sollen, aber verletzungsbedingt musste der Kampf ausfallen. Im Vorprogramm gab es drei Amateurkämpfe zu sehen, die hart und kurzweilig waren.
Den ersten Profikampf des Nachmittags bestritten Patryk Wolke (10 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 8 Niederlagen) und Sergej Vib im Leichtgewicht. Der Debütant Vib startete wie ein Weltmeister. Er ließ sein Gegenüber Wolke, der seine letzten fünf Kämpfe verloren hat, richtig schlecht aussehen. Vib war schnell auf den Beinen und zeigte eine unglaubliche Beweglichkeit im Oberkörper. Wolke versuchte ihn zu treffen, aber er pendelte alle Schläge aus. Es gab sogar Szenenapplaus für sein Auspendeln. Alles sah also nach einem einseitigen Gefechts aus.
Aber Wolke ließ sich nicht beirren und suchte seine Chance. Er hatte bereits in der ersten Runde seine Momente und sie wurden von Minute mehr. Immer wenn Vib eine Pause machte, kam Wolke. Bereits am Ende der ersten Runde schien Vib langsamer zu werden. Hinzu kam, dass sein rechter Haken, den er zu häufig schlug, zu unpräzise kam und keine rechte Wirkung erzielte. Am Ende stand ein Punktsieg für Wolke, mit 2:1 Punktrichterstimmen.
Ein paar Worte zum Matchmaking: Die Kampfpaarungen, die alle Henryk Adam zusammengestellt hatte, waren alle gut und ausgeglichen. In keinem Kampf stand der Sieger vorher fest.
Der zweite Kampf fand im Halbschwergewicht statt. Ahliman Gurbanov traf auf David Saric. Saric war der bessere Boxer, dafür wirkte Gurbanov härter und stabiler. Trotzdem musste Gurbanov Mitte der ersten Runde, nach zwei Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf, zu Boden. Er wurde angezählt und kam wieder hoch. Den Rest der Runde kämpfte er um sein Überleben. Im folgenden Durchgang versuchte er durch rechte Schwinger und durch Keilen zum Erfolg zu kommen. Der Kampf wurde immer verbissener und schmutziger geführt. Der GBA Ringrichter Mustafa Erenay hatte alle Hände voll zu tun, einen fairen Kampf zu gewährleisten, was ihm auch gelang. Er und seine Punktrichterkollegen machten ihren Job vorbildlich.
Die dritte Runde war noch intensiver. Am Anfang der vierten und letzten Runde stellte Saric Gurbanov in seiner Ecke und deckte ihn mit einem nicht enden wollenden Schlaghagel ein, dem Gurbanov nichts entgegen setzte. Der Ringrichter ging dazwischen und brach den Kampf ab. TKO Sieg für Saric nach 31 Sekunden.
Im nächsten Kampf, der an Emotionen dem vorangegangen in nichts nachstand, standen sich im Weltergewicht Aria Najafi und Slaibi Slaibi (2 Kämpfe, 2 Unentschieden) gegenüber. Beide hatten viel Fans mitgebracht, die sie lauthals anfeuerten. Najafi war der schnellere, aber kleinere Mann, Slaibi der größere und kompaktere. Nach Vorteilen in der ersten Runde für Najafi, verlor dieser seine boxerische Linie. Immer wieder kam es zu wüsten Schlagabtäuschen. Am Ende der vier Runden stand ein gerechtes Unentschieden.
Im letzten Kampf boxten Michael Erdine und Cheikh Souleymane Fall (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) im Halbschwergewicht gegeneinander. In der ersten Runde muss Fall viele Treffer nehmen, die er zum Teil mit putzigen Grimassen beantwortete. In der zweiten Runde beschwerte er sich öfter beim Ringrichter darüber, der rechte Cross, der immer wieder bei ihm einschlug, sei ein Schlag auf den Hinterkopf. – Dem war aber nicht so. Ende der Runde fiel er fast aus dem Ring. In der Ringpause wollte er dann aufgeben. Aber sein Trainer überzeugte ihn weiterzumachen. In der dritten Runde kassierte Fall weiter, brachte aber Erdine zu Boden, was der Ringrichter allerdings nicht als Niederschlag wertete. Auch in der vierten und letzten Runde ging Erdine zu Boden. Diesmal wurde er angezählt. Wenn man einmal von den Niederschlägen absieht, gewann Erdine jede Runde deutlich, daher war auch sein Punktsieg einstimmig und verdient.
Die zweite Veranstaltung von Team Stahl war ein voller Erfolg. Man kann nur hoffen, dass weitere folgen werden.
© Uwe Betker

Ist das Profiboxen in Deutschland nur zweitklassig?

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Die englischsprachigen Boxzeitschriften bringen alle paar Jahre Sonderhefte oder Listen mit den 100 besten Kämpfen heraus, wie jetzt Boxing News aus England. Auch im Internet sind solche Listen zu finden. Diese Bestenlisten unterscheiden sich meist nur in Details. Da liegt zum einen daran, dass es relativ viele Kämpfe gibt, die unstrittig zu den besten aller Zeiten gehören: Marvin Hagler vs. Thomas Hearns, The Rumble in the Jungle, Archie Moore vs. Yvonne Durell, The Thrilla in Manila, Aaaron Pryor vs. Alexis Arguello und ähnliche. Hinzu kommt, dass auch wohl einige Journalisten voneinander abschreiben.
Ein Aspekt der aktuellen Bestenliste ist interessant: Nur ein einziger Kampf mit deutscher Beteiligung ist in der Liste zu finden, nämlich Max Schmeling vs. Joe Louis I. Dieser Kampf fand auch nicht in Deutschland, sondern in New York statt. Kein einziger Profiboxkampf, der in Deutschland ausgetragen wurde, fand also seinen Weg in eine der Listen mit den besten Kämpfen aller Zeiten.
Man könnte jetzt natürlich damit argumentieren, dass das Boxen in Deutschland erst in den letzten Jahrzehnten durch die TV Übertragungen etwas populärer geworden ist. Oder man könnte den Machern der Bestenlisten unterstellen, sie würden vor allem die Kämpfe in den eigenen Ländern sehen. An beiden Argumenten mag etwas dran sein, aber es erklärt dennoch nicht, warum nicht ein in Deutschland ausgetragener Kampf es in eine Bestenliste geschafft hat.
Lassen wir doch einfach mal die letzten Jahrzehnte Revue passieren. Welcher Kampf, den wir in Deutschland sahen, hätte es denn in eine Liste wie „die besten 100 Kämpfe“ schaffen können? Mir fallen nur zwei ein, wobei ich nicht ausschließen möchte, dass ich welche übersehe: Graciano Rocchigiani vs. Alex Blanchard und Graciano Rocchigiani vs. Dariusz Michalczewski. Den ersten Kampf (13.09.1991) könnte man eventuell als die größte Ringschlacht auf deutschem Boden bezeichnen. Aber dieser Kampf war „nur“ eine EM; damit war seine Chance, in einer Liste aufzutauchen, schon vernichtete. Im zweiten Kampf (10.08.1996) sorgte der Ringrichter Joe O’Neil und die Offiziellen der WBO dafür, dass Rocchigiani einer der größten KO Siege aberkannt wurde. Es war die, wie ich finde, geradezu ekelerregende Mauschelei, die damals Michalczewski und Universum Box-Promotion den Titel sicherte, die auch den Kampf aus der Liste katapultierte.
Was man insgesamt feststellen kann, ist, dass zu großen und unvergesslichen Kämpfen offensichtlich gleichwertige Boxer gehören. Und genau das ist denn auch der Grund, weshalb es kein deutscher Kampf in eine Bestenliste geschafft hat. Die deutschen Veranstalter versuchen vor allem auf Nummer sicher zu gegen. Es werden fast nur Kämpfe gezeigt, bei denen die Sieger bereits aufgrund des Matchmakings von vornherein schon feststehen.
Man kann sich da schon fragen: Ist das Profiboxen in Deutschland nur zweitklassig?
© Uwe Betker

Offener Brief an Sky Sport

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Sehr geehrter Herr Weber!
Bitte helfen sie den Boxfans in Deutschland. Sie wissen natürlich, dass Profiboxen, wenn es denn halbwegs gutes Boxen ist, gute Einschaltquoten bringt. Ich bin sogar davon überzeugt, dass man einfach mit gutem Boxen schon gute Einschaltquoten erreichen kann. Wie ja bereits unschwer zu sehen ist, ist die Akzeptanz des deutschen Fernsehpublikums sehr hoch. Um vom Fernsehpublikum geliebt oder zumindest akzeptiert zu werden, braucht ein Boxer weder gut auszusehen noch besonders intelligent zu sein. Er oder sie muss noch nicht einmal alle seine Kämpfe gewinnen. Warum also steigen Sie nicht ins Boxen ein?
Natürlich kann Sky, wie jeder andere Fernsehsender, den Fehler machen, sich an einen Veranstalter zu binden. Mir persönlich wäre es allerdings sehr viel lieber, wenn ein TV-Sender auch mal eine kreativere und bessere Lösung finden könnte. Sky könnte z.B. einen Vertrag mit einem Promoter machen und sich die Option sichern, bis zu 50% der Veranstaltung mit Fremdboxern zu bestücken. In Deutschland gibt es genug gute Boxer, die keinen Promotervertrag haben und mit denen ohne weiteres ein eigener exzellenter Boxstall zu bestücken wäre. Auch könnte man Boxern eine Chance geben, die bei kleinen Veranstaltern unter Vertrag sind.
Die deutschen Fernsehzuschauer warten nur darauf, einfach mal gutes Boxen zu sehen. Herr Weber haben Sie den Mut es auszustrahlen und erlösen Sie uns bitte vom schlechten Boxen.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Betker

P.S.: Wenn Sie aus den Fehlern der anderen Fernsehsender lernen, was ich hoffe, werden sie, egal wie und mit wem sie Boxen zeigen, es mit Wladimir Iljitsch Uljanow halten. Angeblich ist von ihm: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ – Sie sollten eine gewisse Kontrolle über die Kampfpaarungen ausüben und sich nicht jeden Dreck als Gold verkaufen lassen. Sie brauchen jemanden, der ihre bzw. die Interessen ihrer Zuschauer aktiv, auch gegen die Widerstände eines Veranstalters, wahrnimmt und das Matchmaking kontrolliert. Hiermit möchte ich mich auf diese Stelle bewerben. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie in einem persönlichen Gespräch von meinen Fähigkeiten überzeugen könnte.
© Uwe Betker

Von dem Yeti bei der ARD

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Es gibt Gestalten, von denen erzählt wird, dass es sie geben soll. So soll es etwa in Sibirien Schneemenschen, Yeti genannt, geben. Wenn man dem Boulevard glauben darf, hatte sich sogar Nikolai Valuev erst unlängst an einer Expedition beteiligt, die einen Yeti fangen wollte. Es soll auch im schottischen Hochland, im Süßwassersee Loch Ness, ein Ungeheuer leben. Ein weiteres Fabelwesen soll es bei der ARD geben, nämlich einen Verantwortlichen, der sportlich zu schlechte Gegner für Boxveranstaltungen ablehnt.
Wenn man sich die Faktenlage aber einmal ansieht, so erscheint die Existenz eines Yetis und Nessies wahrscheinlicher als die des Fabelwesens bei der ARD. Immerhin gibt es Fotos, die Nessie oder einen Yeti zeigen sollen. Von dem Boxexperten, der Einfluss auf das Matchmaking nimmt, wird das nur auf Seiten von Sauerland Event gemunkelt.
Allein die Auswahl der Gegner für den Weltmeister im Cruisergewicht nach Version WBO, Muamer Hukic, der sich jetzt Marco Huck (35 Kämpfe, 34 Siege, 25 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) nennt, scheint eindeutig zu widerlegen, dass irgendjemand bei der ARD sich darum kümmert, wen Sauerland Event von den Rundfunkgebühren in den Ring schickt.
Sollte es aber jene Dame oder jenen Herrn bei der ARD tatsächlich geben, dann müssten sich ja kaum vorstellbare Szenen abgespielt haben. So müsste der ARD-Experte nach dem Kampf gegen Denis Lebedev am 18.12.2010 zum Sportdirektor Hagen Döring gekommen sein und gefordert haben, auf keinen Fall einen Rückkampf zu machen. Dann müsste er ausdrücklich die Leistungen der beiden Punktrichter Lahcen Oumghar und Manuel Oliver Palomo gelobt haben, weil sie für Huck gepunktet haben. Ultimativ müsste der ARD-Mann dann noch gefordert haben, dass die beiden Punktrichter wieder bei Sauerland Veranstaltungen zum Einsatz kommen. Das passierte dann ja auch. Oumghar durfte am 02.04.2011 in Henning, Dänemark und Manuel Oliver Palomo am 12.02.2011 in Mülheim wieder sein Können unter Beweis stellen.
In der Folgezeit müsste das mythische Wesen von der ARD dann noch weiter auf Sportdirektor Döring eingewirkt und gefordert haben, die Qualität der Gegner für den Mann aus Ugao, Serbien immer weiter zu senken.
Im Augenblick halte ich es für sehr viel wahrscheinlicher, dass sich Horden von Yetis in Sibirien und Schwärme von Ungeheuern im Loch Ness tummeln, als dass es bei der ARD eine Person gibt, die Einfluss auf das Matchmaking bei Sauerland Event nimmt. Es kann aber natürlich auch sein, dass ich mich irre. Das würde dann entweder heißen, dass ein von Rundfunkgebühren gut bezahlter Redakteur seine Arbeit nicht macht, oder dass die ARD systematisch das Boxen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen kaputt machen möchte, um dann eine Begründung für den Ausstieg zu haben.
© Uwe Betker

Rückblick auf ein Event

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Der Ring ist abgebaut, die Arena in Stuttgart ist bereit für “Müzik Benim Sahne Benim“, ein Unterhaltungsprogramm, bei dem in Europa der türkische Superstar gesucht und gefunden werden soll. Anlass genug einen Blick zurück auf die zweite Veranstaltung von Sturm Box-Promotion zu werfen.
Der übertragende Sender SAT 1 tat sein Bestes, dem Event Glanz zu geben. Es wurden Fußballer, die aktiv sind und solche, die im Ruhestand sind, am Ring gesichtet und um ihre Meinung gebeten. Jede Menge Bespaßer vom Privatfernsehen taten ihr Bestes witzig und originell zu sein – so weit so gut.
Sportlich allerdings war unübersehbar, dass Felix Sturm weit hinter seinem Anspruch zurück blieb. Wie ein Mantra hat er im Vorfeld immer und immer wiederholt, dass er die Besten boxen will. Präsentiert hat er dann aber nur einen Gegner, der an Platz Nummer 50 der unabhängigen Weltrangliste rangiert. Und ganz genau so hat dann auch Hearns Jr. geboxt; dementsprechend einseitig war dann auch der Kampf. An dieser Stelle muss Sturm sich schon die Frage gefallen lassen, warum nicht ein anderer Gegner gefunden werden konnte. Hinzu kommt die banale Erkenntnis, dass der Sohn eines großen Boxers nicht automatisch auch selber ein guter Boxer sein muss. Felix Sturm bleibt Super Champion im Mittelgewicht nach Version WBA, hat aber an Glaubwürdigkeit erheblich eingebüßt – was beides zu erwarten war.
Die Auswahl von Gegnern, bzw. das Matchmaking, scheint ein Grundproblem von Sturm Box-Promotion zu sein, was sich auch im Vorprogramm deutlich zeigte. Sturm oder sein Matchmaker (Hat Sturm überhaupt einen Matchmaker und wenn ja, wen?) wollten doch allen Ernstes Werner Kreiskott als Aufbaugegner für Adnan Redzovic holen. Mich gruselt bei dem Gedanken, dass dies das Boxen ist, das Felix Sturm und sein Team wollen.
Leider wurde derjenige Kampf, der wohl der beste des Abends war und ganz anders ausging, als er wohl geplant war, vom TV-Sender weder erwähnt noch, und sei es in Ausschnitten, gezeigt. In der „Kölner Stadtmeisterschaft“ im Super Mittelgewichtler unterlag nämlich der bis dahin ungeschlagene Patrick Dobroschi überraschend gegen Mounir Toumi durch TKO in Runde 4. Toumi (jetzt 12 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 4 durch KO), der bis dahin noch nicht einmal in der unabhängigen Weltrangliste geführt wurde, vermöbelte Dobroschi regelrecht. Man könnte jetzt sagen: So ist das Boxen. Man könnte aber in dieser Niederlage auch einen weiteren Beleg für Probleme im Matchmaking sehen.
Die glamouröse und bunte Show von SAT 1 kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 32-jährige Wahlkölner Sturm in atemberaubendem Tempo an Glaubwürdigkeit verliert. Jedenfalls hatte ich persönlich schon einige Schwierigkeiten, seinen selbst formulierten Anspruch mit seiner selbst inszenierten Wirklichkeit irgendwie zu vereinbaren. Sein Matchmaking ist, so finde ich, unprofessionell und gruselig. Sein Vorprogramm verdient wohl eher den Namen Prä-Event, denn um Boxen ging es da weniger.
© Uwe Betker

Mit zweierlei Maß messen

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Wenn man über jemanden sagt, er messe mit zweierlei Maß, dann wirft man ihm vor, dass er allgemeingültige, z. T. moralische Standards aus politischen, wirtschaftlichen oder sonstigen, zumeist egoistischen Erwägungen heraus, nicht auf alle gleichermaßen anwendet.
Ich plädiere nun dafür, mit zweierlei Maß zu messen, jedenfalls bei der Beurteilung von Kampfansetzungen.
Was man auf Boxveranstaltungen so hört oder in Foren liest, so geben die Kampfansetzungen immer wieder Anlass zu harscher Kritik und sind Ausgangspunkt erbitterter Diskussionen. Häufig genug habe ich hier selber schon Kritik geübt. Daher möchte ich nun aber auch mal um Nachsicht bitten für Paarungen von Kämpfern, die unter sportlichen Gesichtspunkten einfach nur als grauenerregend bezeichnet werden können. Den frühen Aufbau eines Boxers möchte ich dabei noch explizit ausnehmen.
Bevor man ein Urteil über das Matchmaking fällt, sollte man sich erst mal ansehen, wer hier überhaupt Veranstalter ist. Im Boxen scheint es nämlich eine Drei-Klassen-Gesellschaft von Veranstaltern zu geben. In der ersten Klasse sind Universum-Box-Promotion, Sauerland Event und die Klitschkos, Felix Sturm und eventuell bald noch Luan Krasniqi. In der zweiten Klasse sind dann das SES-Boxing, Wiking Box-Team und Arena Boxpromotion anzutreffen. In der dritten Klasse tummelt sich schließlich der ganze Rest. Die Einteilung in die Klassen ergibt sich aus den zur Verfügung stehenden Geldmitteln, TV-Verträgen und der sonstigen Medienpräsenz.
Jeder, der mit offenen Augen zu Klein- und Kleinstveranstaltungen geht, wird bemerken, mit wie wenig Kapital hier gearbeitet wird. Zum Teil entscheidet der Verkauf von 5 bis 10 Kästen Getränken bereits über den finanziellen Erfolg oder Misserfolg einer Veranstaltung. Wenn man sich das vor Augen hält, kann man sich auch vorstellen, wie knapp dann bei den Börsen für Gegner kalkuliert werden muss. Zu bedenken ist außerdem, dass die kleinen Veranstalter die gleichen Gebühren an den Bund Deutscher Berufsboxer zahlen müssen wie die großen. Für mich heißt das nichts Anderes als, dass die kleinen die großen Veranstalter subventionieren. Im Gegenzug schrauben die Veranstalter aus der 1. Klasse dadurch, dass es kaum noch Events unterhalb von WM-Kämpfen gibt, die Erwartungshaltung der Zuschauer unerreichbar hoch für die Kleinen.
Daher plädiere ich für das Messen mit zweierlei Maß. Wer sehr viel Geld für Veranstaltungen, die von ARD, ZDF, RTL und SAT 1 übertragen werden sollen, bekommt, der hat auch eine entsprechende Qualität abzuliefern. Ein Weltmeister, der sagen wir einmal 4 Mal im Jahr boxt, hat einmal im Jahr seine Pflichtverteidigung zu absolvieren; es sollte doch wohl eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass er gegen einen Mann aus den Top 15 der unabhängigen Rangliste kämpft. Dann hat er immer noch genug Zeit, mit zwei leichteren Kämpfen aktiv zu bleiben und natürlich auch Geld zu verdienen.
Für mich sind das Mindestanforderungen an Veranstalter, die zu den erfolgreichsten und wohlhabensten in der Welt gehören. Gefühlt sind die deutschen Veranstalter aus der ersten Klasse im letzten Jahr erheblich hinter diesen Anforderungen zurück geblieben. Daher stehen sie auch zu Recht in der Kritik der Boxfans.
Für die Veranstalter aus der dritten Klasse aber, wünsche ich mir mehr Nachsicht. Denn jeder Klein- und Kleinstveranstalter geht ein nicht unerhebliches Risiko ein, wenn er eine Veranstaltung auf die Beine stellt. Als Zuschauer bekommt man das wofür man zahlt, nämlich eine kleine Veranstaltung. Mit den Promotern in der 2. Klasse ist es schwieriger. Man muss hier von Fall zu Fall entscheiden. Wo mir persönlich der Spaß vergeht und wo meine Nachsicht dann auch aufhört, das ist, wenn ich von einem Veranstalter Weltklasse versprochen aber nur Mittelmaß geboten bekomme – etwas, was leider mehr und mehr zur Regel wird.
© Uwe Betker

Schwieriges Matchmaking

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Das Matchmaking von Boxkämpfen ist schwieriger geworden. Es ist noch gar nicht so lange her, da steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Damals hatte man, heute kaum mehr vorstellbare Schwierigkeiten, die Kampfrekorde von Boxern zu erfahren. Eine der wenigen Möglichkeiten, die man hatte, hieß Fightfax. Man konnte sich von Fightfax, die damals seriöseste Quelle für Kampfrekorde, Rekorde für relativ viel Geld – 10 Dollar für 3 Kampfrekorde – zufaxen lassen. Dann gab es noch das teure dickleibige Jahrbuch von Fightfax, das seit 1984 erscheint, in dem fast alle aktiven Boxer mit ihren Rekorden aufgelistet waren. Natürlich fehlten in ihm die aktuellen Kämpfe. „The Boxing Record Book“ war so etwas wie ein Erkennungszeichen zwischen denjenigen, die sich ernsthaft mit Profiboxen beschäftigten.
Das war die goldene Zeit der Matchmaker. Es gab da geradezu legendäre, wie Johnny Bos in den USA, der wie kein anderer vor oder nach ihm mithalf, Boxer zur Reife zu bringen und dabei den Zuschauern gute und sehr gute Kämpfe zu bieten. Es war aber auch die Hochzeit der Matchmaker der anderen Art, die für die Gegner ihrer eigenen Boxer so wenig Geld wie nur irgend möglich ausgaben und das Risiko für ihre Boxer so gering wie möglich hielten. Die Folge waren Mismatches am laufenden Band und atemberaubende KO-Serien gegen Boxer, die diese Bezeichnung überhaupt nicht verdienten.
Die meisten Boxfans interessierten sich auch gar nicht für Kampfrekorde und viele Journalisten konnten sie nicht lesen bzw. nicht verstehen. Es soll sogar Veranstalter gegeben haben, die geschönte Rekorde an die Presse verteilten. Damals konnte man noch relativ leicht eine Krampe als einen ernsthaften Herausforderer ausgeben.
In Zeiten von Internet und boxrec.com ist das nun aber sehr viel schwieriger geworden, womit auch die Arbeit des Matchmakers schwieriger geworden ist. Geschönte Kampfrekorde fallen mit Sicherheit auf. Dank der (unabhängigen computergestützten) Rangliste kann jeder Interessierte sehen, wie gut der Gegner denn wirklich ist.
Gleichwohl scheinen einige der Matchmaker, sich entweder noch nicht mit dieser Situation abgefunden zu haben und dementsprechend seriös ihrer Arbeit nachzugehen, oder sie hoffen immer noch, mit beleidigend schlechten Gegnern, bei einem „Event-Publikum“ durchkommen zu können. Wie sonst ist zu erklären, dass nach dem Niedergang von Universum Box-Promotion, der wohl auch einer jahrelang betriebenen Kultivierung von Mismatches geschuldet ist, hiesige Veranstalter immer noch hingehen und bei WM-Kämpfen Herausforderer präsentieren, die kritisch betrachtet höchstens den Status von Aufbaugegnern haben.
© Uwe Betker