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Der erste Titelkampf für Melanie Zwecker
Die Federgewichtlerin Melanie Zwecker (5 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) bestreitet am 10. Mai in ihrer Heimatgemeinde Dettenheim bei Karlsruhe ihren ersten Titelkampf. Ês geht hier um den Internationalen Titel der World Boxing Federation. Ihre Gegnerin ist Grecia Nova (35 Kämpfe, 11 Siege, 3 durch KO, 20 Niederlagen, 8 durch KO, 4 Unentschieden).
Zwecker ist, meiner Meinung nach, eines der großen Talente im deutschen Frauenboxen – und es scheint mir so, als gäbe es zurzeit mehr weibliche als männliche Talente. Sie wird von Michael Siegel in Karlsruhe trainiert, der auch der Veranstalter (Baden Box Promotion) ist.
Zwecker ist bereits die Nummer 24 in der unabhängigen Weltrangliste. Nova befindet sich auf Position 35. Der Titelkampf der WBF ist der erste wirkliche Härtetest für sie. Man kann natürlich das Wort Titelkampf in Anführungszeichen setzen, weil der Verband WBF keiner der großen ist und dementsprechend ein „International“ Titel von diesem Verband nicht gerade atemberaubend viel bedeutet. – Leider gibt es im Frauenboxen noch mehr Verbände als beim Männerboxen. – Dennoch, ein solcher Titel ist immerhin ein Titel und das beinhaltet die Möglichkeit, einen Achtrundenkampf anzusetzen. Wenn Zwecker den Kampf eindrucksvoll gewinnt, dann kann sie die Weltspitze angreifen.
Das Federgewicht ist eine starke Gewichtsklasse, in der noch zwei andere deutsche Boxerinnen aktiv sind, Goda Dailydaite (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) und
Elina Tissen (19 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen). Die eine befindet sich auf Position 13, die andere auf Position 8 der unabhängigen Weltrangliste. Eine Begegnung mit jeder von den beiden im Ring würde einen guten und interessanten Kampf ergeben – würde ich unbedingt auch life sehen wollen. Aber Zwecker muss erst einmal diesen Kampf gewinnen. Leider schaffe ich es nicht hinzufahren.
© Uwe Betker
Melanie Zwecker gewann ihren dritten Kampf
Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
„Herr Betker, wo bleibt das Positive?“
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt!
(frei nach Kurt Tucholsky)
Es gibt Positives zu vermelden! Melanie Zwecker (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) bekam am 21.07.2013 einen Kampf in Villingen-Schwenningen. Sie gewann ihren Vierrunder nach Punkten. Ihre Gegnerin war eine gewisse Avira Betti, die ihr Profidebüt gab.
Man kann nun natürlich fragen, was daran denn so positiv ist, was daran überhaupt erwähnenswert ist?
Wer sich aber ein wenig im Profiboxen auskennt, der wird auch wissen, wie schwer es für eine Boxerin ist, Kämpfe zu bekommen. Aber mal ganz abgesehen davon, halte ich die 29-jährige Melanie Zwecker, die von Michael Siegel trainiert wird, außerdem für eines der größten Talente im Federgewicht.
© Uwe Betker
Die dritte Krefelder Fight Night
Das es immer schwieriger wird, Profiboxkämpfe zu organisieren, zeigte sich am Samstag bei der dritten Krefelder Fight Night. Die beiden Profiboxkämpfe von der Derya Saki und Meikel Samek fielen nämlich aus. Stattdessen gab es Show Kämpfe zu sehen.
Insgesamt gab es 12 Kämpfe: 4 Show Kämpfe, 5 GBA Amateurkämpfe, 2 K1 Show Kämpfe und 1 K1 Kampf der Junioren. Man kann von allen Kämpfen sagen: Sie waren gut! Einige Kämpfer kamen aus der Boxschule Culcay in Pfungstadt. Nahezu alle versuchten sich im Stil eines Jack Robert Culcay-Keth.
Zwei der Show Kämpfe waren durchaus bemerkenswert. Das war einmal das Aufeinandertreffen des Profiboxers Meikel Samek (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO)und des Amateurboxers Cicek Ahmet von der besagten Boxschule Culcay im Leichtgewicht. Der Kampf bildete den Abschluss des Abends. Samek boxte seinen extravaganten Stil. Er tauchte tief ab und boxte praktisch ohne Deckung. Manchmal stand er extrem breitbeinig. Sein Gegner boxte nicht den Culcay Stil. Dadurch entwickelte sich ein interessanter und spannender Kampf.
Die ersten beiden Runden konnte der Krefelder Samek dominieren. Immer wieder kam er mit seinen unorthodox geschlagenen Schwingern durch, und es sah zuerst ganz danach aus, als würde er vorzeitig gewinnen. Dann baute er aber konditionell schnell ab und wurde selbst zum Gejagten. Die letzten zwei der vier Runden waren geprägt von zum Teil wilden Schlagabtäuschen.
Samek hatte seine liebe Not. Man darf schon gespannt sein, wie sich die Profikarriere von Samek weiter entwickeln wird. Im Augenblick sieht es so aus, als würde er abwechselnd spektakulär gewinnen und dann genauso spektakulär untergehen. Auf jeden Fall bietet er eine gute Unterhaltung.
Die Leichtgewichtlerin Derya Saki (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO) traf auf die Federgewichtlerin Melanie Zwecker (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO). Diesen Kampf kann man wirklich als eine Werbung fürs Frauenboxen betrachten. Beide Kämpferinnen zeigten Boxen auf einem hohen technischen Niveau. Saki boxte mit einer stabilen Deckung, druckvoll sich flachfüßig nach vorne schiebend. Immer wieder kam sie mit Haken zum Kopf durch. Nicht zuletzt aufgrund ihrer höheren Gewichtsklasse und ihrer größeren Erfahrung hatte die 23-jährige insgesamt mehr vom Kampf und dominierte ihn.
Die Überraschung des Abends war aber, jedenfalls für mich, Melanie Zwecker. Sie boxte leichtfüßig, hatte eine kompakte Deckung. Sie geht auch dann noch nach vorne, wenn sie einer starken Gegnerin gegenübersteht. Besonders beeindruckt hat mich, dass sie immer wieder gut mit rechten Haken zum Kopf durchkam – und das bei einer solchen Gegnerin! Die 29-jährige Zwecker boxt erst seit eineinhalb Jahren bei Trainer Michael Siegel.
Siegel fungierte in allen Kämpfen, außer einem, nämlich dem seiner eigenen Boxerin, als Ringrichter. Hierbei zeigte er eine sehr gute und souveräne Leistung. Er gehört zu der raren Spezies von Ringrichtern, die sich zurückhalten und im Ring nur dann agieren, wenn es nötig ist. Auch seine GBA Kollegen präsentierten sich sehr umsichtig. So bekamen doch tatsächlich alle Boxer, die ihren Kampf gewonnen hatten, den Sieg auch zugesprochen – und das unabhängig davon, aus welcher Ecke sie kamen. Das ist nun etwas, das bei Veranstaltungen großer Promoter gerade keine Selbstverständlichkeit ist.
Man kann nur hoffen, dass Saki, Zwecker und Samek bald wieder Profikämpfe bekommen werden. Vielleicht gelingt das ja wieder im South Side Boxing Gym in Krefeld, wo es gutes Boxen zu sehen gibt.
© Uwe Betker
Fünf Kämpfe im Gym
Am 23.03.2012 fanden im Rahmen der III. Manager Fight Night im Freudenreich Professional Gym in Düsseldorf fünf Profikämpfe statt.
In dem ersten trafen Ibrahim Guendogdu (1 Kampf, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Andre Maurer (4 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) im Cruisergewicht aufeinander. Der auf vier Runden angesetzte Kampf dauerte nicht lange und war sehr einseitig. Eine nicht besonders harte Links-Rechts-Kombination von Maurer schickte den überforderten Debütanten zu Boden. Dieser kam zwar wieder rechtzeitig hoch, aber der Sekundant Suleyman Dag stoppte den insgesamt doch unbefriedigenden Kampf.
Auch der zweite Kampf des Abends war kurz und unbefriedigend. In ihm traf im Super Mittelgewicht Salvadore Vancardo (4 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) auf den Omar Khodr (1 Kampf, 1 Niederlage, 1 durch KO), der sein Profidebüt gab. Khodr sah wohl den Kampf als eine Art Mutprobe an. Was er zeigte, hatte nicht viel mit Boxen zu tun. Von der ersten Sekunde an war er auf der Flucht und Vancardo stiefelte ihm hinterher. Ein Wischer ließ Khodr straucheln und zu Boden gehen. Er kam wieder hoch, um bei nächster Gelegenheit wieder nach einem Wischer zu Boden zu gehen. Der dritte und dann auch letzte Niederschlag erfolgte nach einem mittelharten Treffer auf den Brustkorb. Der Ringrichter, Michael Siegel, der in den drei ersten Kämpfen der beste Mann im Ring war, brach hier nun den Kampf, so es denn einer war, ab.
Im dritten und letzten der Vorkämpfe boxten Hamze Masemani (8 Kämpfe, 1 Sieg, 7 Niederlagen, 6 durch KO) und Akmal Sadullaev (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) gegeneinander. Der Kampf im Mittelgewicht war eine einseitige Angelegenheit. Sadullaev war druckvoller und explosiver. Schon nach kurzer Zeit ließ er lässig aufreizend seine Deckung fallen, um seinen Gegner zu Aktionen zu verleiten, die er dann explosiv konterte. Eine Rechte, die nicht wirklich getroffen hatte, schickte Masemani zu Boden. Ein Stolperer war wohl eher die Hauptursache für das Zubodengehen.
In der zweiten noch einseitigeren Runde, schickte ein Wischer zum Kopf Masemani erneut auf die Bretter. Es folgte ein Gewürge, was dann endlich zum Wurf des Handtuchs führte. Man sollte den drei Boxern von Suleyman Dag, der eine Woche später im Vorprogramm von Manuel Charr in der zweiten Runde KO ging, erklären, dass es sinnvoller wäre, erst einmal die Grundlagen des Boxen zu trainieren, dann mit dem Sparring anzufangen, hiernach ein paar Amateurkämpfe zu bestreiten und dann erst als Profi in den Ring zu steigen. Bemerkenswert war die absolut souveräne Ringrichterleistung von Michael Siegel aus Karlsruhe.
Den ersten guten Kampf des Abends bestritten zwei Damen, Tanja Hengstler (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 2 durch KO) und Sarah Esch (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO), im Leichtgewicht. Die Debütantin aus Düsseldorf, Esch, verschaffte sich am Anfang mit mehreren überfallartigen Aktionen Respekt. Hiernach dominierte sie mit ihrer Führhand den Kampf und trieb ihre Gegnerin vor sich her. Immer wieder kam sie mit ihrer Linken durch. Immer wieder kam es zu harten Schlagabtäuschen, bei denen Esch immer eine Hand mehr setzen konnte als ihre Gegnerin. In der zweiten Runde fand so gut wie jeder Schlag von Esch sein Ziel. Nach wenigen Sekunden warf die Ecke von Hengstler das Handtuch.
Den Hauptkampf des Abends bestritten Robert Tlatlik (9 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO) und Meikel Samek (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 Niederlage, 1 durch KO). Der Kampf der beiden fand im Junior Weltergewicht statt. Tatlik, die Nummer 237 in der unabhängigen Weltrangliste im Weltergewicht, kam eine Gewichtsklasse runter und Samek, die Nummer 1 in Deutschlands unabhängiger Weltrangliste im Leichtgewicht, eine Gewichtsklasse rauf.
In diesem Kampf trafen zwei verschiedene Boxschulen aufeinander. Samek boxte einen sehr individuellen Stil. Er hielt seine linke Führhand tief, um seinen Gegner zu Aktionen zu verleiten und dann zu kontern. Hierbei verließ er sich auf seine guten Reflexe. Tlatlik bot eher den klassisch europäischen Stil. Dementsprechend bestimmte er auch das Tempo des Kampfes.
Die erste Runde begann verhalten, wobei Samek versuchte zu kontern und Tlatlik durch Körpertreffer zu punkten. Mit zunehmender Dauer erhöhte Tlatlik den Druck, wodurch es zu mehr Schlagabtäuschen kam, die nahezu ausschließlich in den Ringecken stattfanden. Im zweiten Durchgang machten die beiden Boxer dort weiter, wo sie zuvor aufgehört hatten, nur mit erhöhtem Tempo und mit mehr Verbissenheit. Samek zeigte sehr schöne Meidbewegungen und Tlatlik systematisches Boxen.
In der dritten Runde erhöhte Tlatlik erneut den Druck. Immer wieder stellte er Samek in einer Ringecke und versuchte ihn nicht mehr herauszulassen. Er schlug variabel zu Körper und Kopf. Gerade die Körpertreffer zeigten Wirkung und zwangen Samek zu Boden. Ringrichter Siegel zählte ihn aus, da er nicht mehr schnell genug hoch kam.
© Uwe Betker
Das Boxen lebt – auch in Krefeld
Am gleichen Tag, an dem Marco Huck (36 Kämpfe, 34 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlage, 1 durch KO) und Alexander Povetkin (24 Kämpfe, 24 Sieg, 16 durch KO) ihren spektakulären Kampf in der stuttgarter Porsche Arena zeigten, gab es im South Side Gym in Krefeld eine kleine Veranstaltung. Die von Manni Faber auf die Beine gestellte 2. Newcomer Fight-Night war eine kleine, aber feine Show, in der es sechs Amateur- und einen Profikampf zu sehen gab.
Bemerkenswert war sowohl die Qualität der Kämpfe, als auch die der Delegierten der GBA, der German Boxing Association. Es gab gute und spannende Kämpfe zu sehen, bei denen ausschließlich die zum Sieger erklärt wurden, die auch wirklich den Sieg verdient hatten, unabhängig davon, ob sie Heim- oder Gastboxer waren – etwas, was man nicht immer so zu sehen bekommt. Besonders hervorzuheben ist die Ringrichterleistung von Michael Siegel aus Karlsruhe. Selten hat man einen Ringrichter so gut und souverän seine Aufgabe erfüllen sehen. Gerade in den Kämpfen von Anfängern zeigte er sehr viel Fingerspitzengefühl. Er unterbrach, um auf der Einhaltung der Regeln zu bestehen, unterbrach aber nicht allzu oft, so dass der Kampfverlauf nicht gestört wurde. Ansonsten war sein Agieren unauffällig und uneitel. Wenn es mehr solcher Ring- und Punktrichter (Alexander Hermann aus Karlsruhe und Jürgen Seyda aus Krefeld) gäbe, hätte das deutsche Boxen im Ausland nicht so einen schlechten Ruf.
In dem einzigen Profikampf des Abends besiegte Meike Samek (1 Kampf, 1 Sieg) Patryk Wolke (6 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO). In den ersten zwei Runden sah es danach aus, als würde der unorthodox boxende Debütant Samek einen leichten Sieg nach Hause fahren. Er boxte aufreizend lässig, ohne Deckung, und verließ sich auf seine guten Reflexe. Mit schnellen Händen traf er Wolke, der stoisch seine Chance suchte. Viele seiner Schläge, auf der Außenbahn kommend, trafen dabei die Deckung. In der dritten Runde wurde Wolke stärker und traf häufiger. In dieser Runde knickte auch Samek mit dem rechten Fuß um, was seine Mobilität in der Folgezeit sichtbar einschränkte. Die vierte Runde war hart und verbissen umkämpft. Es gab viele sehenswerte Schlagabtäusche, bei denen Wolke knapp die Oberhand behielt. Am Ende siegte Samek verdient nach Punkten.
Mein Fazit: Das Boxen lebt – auch in Krefeld – und ich freue mich schon auf die 3. Newcomer Fight- Night.
© Uwe Betker