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Foto: Jonny Ismail Keta und Mike Keta

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Ketas-2

Written by betker

1. Oktober 2014 at 23:59

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Die Ferien des Monsieur Sturm

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Geht man auf die Internetseite von Felix Sturm (46 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 4 Niederlage, 1 durch KO, 2 Unentschieden), so sieht man als Hintergrund ein rötliches Foto von einem von oben fotografierten Ring und einen kurzen Text: “Felix Sturm, for exclusiv content and more information visit my social networks.“ Darunter findet man Links zu Twitter, Facebook, Instagram und Youtube, hierunter wiederum ein Farb- und ein Schwarzweißfoto von ihm und darunter schließlich das Impressum. Geht man auf die Internetseite von Sturm Box-Promotion sieht man ein Schwarzweißfoto als Hintergrund von einem aus der Entfernung fotografierten Ring, in dem offensichtlich Sturm steht und den schon bekannten kurzen Text. Darunter ist das Plakat von dem Soliman Kampf vom 31. Mai abgebildet, und hierunter finden sich wieder zwei Links: Fighters und Impressum. Bei Fighters findet man je ein Foto und ein Kurzportrait von Susi Kentikian, Konni Konrad, Maurice Weber, Alex Born und Mike Keta. Die Kampfrekorde der Fighter von Sturm Box-Promotion sind allerdings veraltet. Die Internetseiten von Felix Sturm und Sturm Box-Promotion wurden also lange nicht mehr gepflegt und sind nicht aktuell.
Folgt man dem Facebooklink von Sturm Box-Promotion, dann kommt man auf ihre Facebookseite: Der letzte Eintrag vom 02. August beinhaltet die hinlänglich bekannte charmante Antwort auf die öffentliche Herausforderung von Robert Stieglitz (51 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO): „Ich habe heute mitbekommen, dass mich Robert Stieglitz letzte Woche herausgefordert hat – kein Problem, jeder Zeit! Ich hoffe nur, dass dann keine Ausreden kommen oder das ‚zufällig‘ eine Verletzung den Kampf verhindern würde. Mal sehen ob die Herausforderung ernst gemeint ist oder ob wieder mal ein Boxer und sein Team eine große Schnauze hatten und auf sich aufmerksam machen wollen.“
Außerdem kommt man über den Link auch auf die Facebookseite von Felix Sturm. Da bekommt man dann viele schöne bunte Fotos von Sturm im Urlaub in Bosnien Herzegowina zu sehen. Sturm mit Sohn, Sturm im Liegestuhl, Sturm beim Sprung in seinen Pool, Sturm auf einem Quadt, Sturm am Grill usw.. Man sieht also viele schöne Urlaubsfotos. Jeder gönnt Sturm natürlich seinen Urlaub – aber war da nicht noch etwas?
Eigentlich sollte doch im September oder Oktober die nächste Veranstaltung von Sturm Box-Promotion mit Felix Sturm stattfinden. Eigentlich – so war jedenfalls die Planung vor seiner Niederlage gegen Sam Soliman, bei der er seinen IBF Titel im Mittelgewicht verlor. Nun aber ist die Zukunft von Sturm ungewiss. Ursprünglich wollten sich Sturm und Vertreter von SAT1 am Montag nach dem Kampf gegen Soliman über die weitere Zusammenarbeit unterhalten. Eigentlich – denn dieses Treffen fand nicht statt. Sind meine Informationen nämlich richtig, so fanden bis jetzt keinerlei Gespräche zwischen SAT1 und Sturm statt.
Vor dem Kampf titelte die BILD Zeitung: „Sturm kämpft gegen den TV-K.o.“ und zitierte Manager Roland Bebak „eine Niederlage wäre eine Katastrophe.“ Diese Katastrophe ist nun eingetreten. Es ist wohl nicht absehbar, ob Sturm einen neuen TV Vertrag bekommt. SAT1 muss sich natürlich überlegen, ob ein 35-jähriger Sturm, bei der Leistung, die er zuletzt gezeigt hat, überhaupt noch ein langfristiger Partner sein kann. Jetzt rächt sich auch, dass Sturm es versäumt hat, einen Stall aufzubauen. Vor dem Kampf hatte er der Presse noch erzählt, es würden sich ständig Boxer bei ihm melden, die für ihn boxen möchten. Die Boxer, die er aber unter Vertrag hat, sind entweder noch lange nicht so weit, einen Hauptkampf zu bestreiten oder, was bei den meisten sehr viel wahrscheinlicher ist, sie werden nie einen Hauptkampf, jedenfalls nicht im größeren Rahmen, bestreiten können. Seine WBA Weltmeisterin im Fliegengewicht Syuzanna, genannt Susianna oder Susi Kentikian (36 Kämpfe, 33 Siege, 17 durch KO, 2 Niederlagen), die selbsternannte „Killer Queen“ jedenfalls, hat sich durch ihr Verhalten viele Sympathien bei den Fans verscherzt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Kentikian einen Hauptkampf im Fernsehen bestreiten kann.
Jetzt wäre es nicht schlecht einen Schwergewichtler wie Manuel Charr (28 Kämpfe, 26 Siege, 15 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) im Stall zu haben. Aber die Wege der Beiden haben sich ja schon vor geraumer Zeit getrennt. Es hält sich aber noch immer das Gerücht, Sturm könne es nicht ertragen, dass ein Boxer in seinem Stall große mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Dabei könnten von einem erneuten Zusammengehen beide profitieren.
Es weiß wohl im Moment keiner, wie es weitergeht. Aufgrund einer Armverletzung bzw. einer Operation hat Sturm zwischenzeitlich einen International Boxing Federation WM-Ausscheidungskampf gegen Curties Stevans (31 Kämpfe, 27 Siege, 20 durch KO, 4 Niederlage, 2 durch KO) auch abgelehnt. Soweit ich informiert bin, wissen die in Köln zurückgelassenen Boxer und der Manager auch nicht, wann oder wie es weitergehen soll. Vor November oder Dezember dürfte Sturm aber wohl nicht wieder in den Ring steigen.
Mir ist da auch noch ein seltsames Gerücht zu Ohren gekommen. Angeblich läuft der Pachtvertrag des Sturm Gyms auf dem Bonner Wall in Köln aus und soll auch nicht verlängert werden können. Sturm müsste dann ja wohl ein neues Gym bauen. Eine solche Investition würde aber natürlich nur Sinn machen bei einem neuen TV Vertrag.
Adnan Catic hat sich seinen Urlaub verdient. Er muss sich nicht nur erholen, er muss sich auch Gedanken darüber machen, ob und wie es beruflich mit ihm weiter gehen soll.
(c) Uwe Betker

Gutes Boxen in Ravensburg

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Obwohl Ravensburg am 07. September 2013 unter dem Motto stand „Ravensburg spielt – überall in der Stadt wurde auf den Straßen gespielt -, gab es genau zu diesem Termin in der Stadt auch Menschen, die nicht spielten, sondern kämpften. Im Hotel/Restaurant Bärengarten gab es gutes Boxen und K-1 Kickboxen zu sehen. Vier K-1 Kämpfe und sieben Profiboxkämpfe wurden in dem schönen Biergarten ausgetragen. Ungefähr 1.000 Zuschauer verbrachten den lauen Spätsommerabend hier im Freien.
Kurzfristig übernahm die GBA die Aufsicht über die Veranstaltung, weil, wenn ich es richtig gehört habe, der BDB den Hauptkämpfer Joe Duffy aus England keine Notlizenz erteilen wollte. Sein Management hatte wohl ein Formular nicht fristgerecht eingeschickt.
Ich hatte das Glück, zwischen den Nummerngirls zu sitzen. Es war mir sogar vergönnt, in jedem Kampf eine andere junge Dame an meiner Seite zu finden. Zuerst saß eine ausgesprochen hübsche Dunkelhaarige neben mir, die auf dem rechten Oberschenkel eine Tätowierung in Form eines Strumpfbandes hatte. Auf ihrem rechten Bein war in verschlungener Schrift etwas geschrieben. Bevor ich entziffern konnte, was dort stand, war der erste K-1 Kampf schon vorbei. Artur Albrand wurde zum Punktsieger über Eyüp Sögüt in der Gewichtsklasse bis 72 kg erklärt. Hiernach saß eine junge und attraktive Brünette neben mir, die etwas kleines Schwarzes anhatte, was man früher Hot Pants nannte. Kaum hatte ich mich halbwegs an das Schwarze meiner Nachbarin gewöhnt, war auch dieser Kampf schon zu Ende. Nicolai Pinkers besiegte Patrick Friedrich in der Gewichtsklasse bis 85 kg durch DSC 1. Der Ringrichter stoppte den Kampf in der Pause nach der ersten Runde aufgrund einer Cutverletzung am linken Auge.
Auch von den ersten drei Runden des dritten Kampfes, in der Gewichtsklasse bis 75 kg, bekam ich nichts mit, weil neben mir eine außerordentlich aparte Blondine saß. Sie hatte pinke Zehennägel, die aus ihren Highheels herauslugten. Ihre Fingernägel hatten die gleiche Farbe. Ihr Top war auch pink. Da das Aufeinandertreffen von Evangelos Kalaitzis und Milan Stützle nach drei Runden unentschieden stand, gab es eine Verlängerungsrunde. In der kam Stützle mit einem Körperhaken durch, der seinen Gegner zu Boden und zur Aufgabe zwang.
Im letzten K-1 Kampf ließ ich mich nicht mehr durch meine Nachbarin ablenken und beobachtete das sehr kurzweilige Aufeinandertreffen von Konstantin Biegler und Köksal Orduhan (Gewichtsklasse bis 95 kg). Orduhan kämpfte spektakulär. Er zeigte Sprünge und Saltos. Biegler kämpfte konventionell aber effektiv. Am Ende musste Orduhan ganz tief in die Trickkiste greifen, absichtliche Kopfstöße und Tiefschläge, um den Schlussgong des mitreißenden Kampfes zu erreichen.
Dann wurden der Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (12 Kämpfe, 12 Siege, 7 durch KO) und die deutsche Schwergewichtslegende Andreas Sidon (53 Kämpfe, 41 Siege, 34 durch KO, 11 Niederlagen, 6 durch KO) geehrt. Der anwesende Jens Plösser (8 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) nutzte die Gelegenheit. Er ließ es sich nicht nehmen, Sidon dazu herauszufordern, den unlängst ausgefallenen Kampf sofort nachzuholen – ein sehr unterhaltsamer Showact, bei dem auch noch Peter Althoff mitspielte. Es folgte noch ein weiter Act mit einem Sänger namens L-Cubano. Vermutlich bin ich nicht Zielgruppe seiner Musik, daher kann ich darüber auch nichts sagen. Aber seine beiden Tänzerinnen waren nett anzusehen.
Im ersten Boxkampf des Abends trafen im Halbmittelgewicht Uran Hadergjonaj (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO) und Andy Thiele (30 Kämpfe, 1 Sieg, 27 Niederlagen, 15 durch KO, 2 Unentschieden) aufeinander. Der in Berlin lebende Thiele ist schon ein Phänomen. Von seinen bisher 30 Kämpfen konnte er nur einen einzigen gewinnen. Der 28-jährige Thiele steigt schlicht mit jedem in den Ring, macht sein Ding und verliert. In seinem Kampfrekord finden sich Namen wie Ronny Lopez, Nick Klappert, Ronny Mittag, Jürgen Doberstein und Mike Keta.
Diesmal gab es nur sehr wenig von ihm zu sehen. Bereits am Anfang der ersten Runde brachte ein Körpertreffer ihn zu Boden. Er kam zwar wieder hoch und stellte sich erneut, aber der Mann, der sich „Atomic Boy“ nennt, schickte ihn gleich noch mal mit einem Körpertreffer zu Boden. Der Ringrichter hatte genug gesehen und nahm Thiele aus dem Kampf.
Anschließend kämpfte im Halbschwergewicht Alis Sijaric (4 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) gegen Attila Korda (7 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO). Sijaric, der offenbar technisch bessere Boxer, punktete mit seiner Führhand. Korda versuchte es vor allem mit Kraft, was ihn für Konter anfällig machte. Der von Alexander Petkovic trainierte Korda ließ immer wieder seinem Jab einen weit ausgeholten Schwinger folgen, der aber nur selten sein Ziel fand. In der dritten Runde stellte Sijaric seinen müde werdenden Gegner am Seil und deckte ihn mit 10 bis 15 Kopfhaken ein, woraufhin Korda zu Boden musste. Zwar kam er wieder hoch und stellte sich noch mal dem Kampf, aber kurze Zeit später musste er wieder in die Knie gehen und gab auf.
Auch der folgende einzige Frauenboxkampf war gut. In ihrer eigentlichen Gewichtsklasse, dem Minimumgewicht, bestritt Özlem Sahin (16 Kämpfe, 15 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden), die Interimsweltmeisterin im Junior Fliegengewicht der WIBF (Women’s International Boxing Federation), einen Kampf, um aktiv zu bleiben. Die Ludwigsburgerin Sahin war zuletzt im Dezember 2012 in den Ring gestiegen. Gegnerin in dem auf 4 Runden angesetzten Kampf war Mirela Baradzic aus Serbien, die bis dahin erst einen Kampf bestritten hatte. Am 06.07.2013 verlor sie gegen die Deutsche Steffi Schünke in Neuruppin durch Mehrheitsentscheidung.
Gegen Sahin hatte Baradzic keinerlei Chance. Soweit ich es gesehen habe, hat sie in den vier Runden ihre Gegnerin nur ein einziges Mal am Körper getroffen. Sehr schnell war ihr klar, dass es hier nur um ihr Überleben ging. Sahin jagte sie geradezu, und Baradzic war regelrecht auf der Flucht. Zum Teil legte die Serbin sogar Joggingeinlagen ein, um vor Sahin zu fliehen. Auch ihre Ecke tat alles, sie zu schützen und Zeit zu schinden: Ecke überfluten, Mundschutz vergessen, spät aus dem Ring klettern … – das volle Programm eben. Letztlich hatte Baradzic Erfolg: Stark verbeult, aber stehend erreichte sie den Schlussgong.
In Sahins Ecke stand nicht wie sonst üblich Conny Mittermeier, sondern der Mittelgewichtler Istvan Szili (18 Kämpfe, 17 Siege, 7 durch KO, 1 Unentschieden) zusammen mit Brigitte Gassert und Dietrich Wolter.
Im Mittelgewicht trafen sich Arton Dajakaj (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Arber Dodaj (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 durch KO) zu einer regelrechten Ringschlacht. Dodaj startete furios. Er ließ in der ersten Runde einen Schlaghagel auf Dajakaj, der von Timo Schwarzkopf und Istvan Szilla sekundiert wurde, herunterprasseln. Er deckte ihn mit Schlägen nur so ein. Dajakaj konnte nur selten kontern.
Im zweiten Durchgang fand Dajakaj in den Kampf und blieb Dodaj nichts schuldig. Die letzten drei Runden waren extrem hart und bestanden praktisch aus einem ununterbrochenen Schlagabtausch. Am Ende bekam Dodaj wohl konditionelle Probleme,die er mit Fouls zu kompensieren versuchte. Ein absichtlicher Kopfstoß blieb zunächst ungeahndet. Für den folgenden absichtlichen Tiefschlag musste er dann aber einen Punktabzug hinnehmen. Nach grandiosen vier Runden bekam Dajakaj den verdienten Sieg zugesprochen.
Im Cruisergewicht gab es eine bemerkenswerte Kampfansetzung. Der in Ravensburg lebende Osman Pehlivan gab sein Profidebüt. In seinem ersten Kampf stand er einem Gegner gegenüber, Iko „ Ilhan“ Dzafic (5 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO), der immerhin drei seiner vier Profikämpfe für sich entscheiden konnte. Der Mann der in Bosnien Herzegowina geboren wurde und in München lebt, boxt auch im Schwergewicht und keiner seiner Kämpfe ging über die Distanz. Umso überraschender war der Kampfverlauf.
Der Neuling Pehlivan überrollte seinen Gegner. Er drosch auf ihn ein, stellte ihn am Ringseil und brachte ihn mit Kopftreffern zu Boden. Beim Zu-Boden-gehen verdrehte sich Dzafic dann das Knie, so dass an ein Weitermachen nicht mehr zu denken war.
Der nächste Kampf bot Kontrastprogramm. Im Super Mittelgewicht boxten Anatoli „Toli“ Muratov (4 Kämpfe, 4 Siege) und Vasile Dragomir (32 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO, 10 Niederlagen, 9 durch KO, 1 Unentschieden) gegeneinander. In der ersten Runde war technisch sauberes Boxen von beiden Kontrahenten zu bewundern. In der zweiten Runde erhöhte der erfahrene Dragomir den Druck, aber Muratov hielt Stand und boxte weiter gut mit. Die folgende Runde wurde härter und beide verloren etwas ihre boxerische Linie. In der vierten Runde ließ Dragomir seine Führhand fallen, um Muratov zu unüberlegten Aktionen zu verleiten, der sich aber nicht darauf einließ, sondern nun endgültig das Kommando im Ring übernahm. Zur fünften Runde trat Dragomir aufgrund einer Verletzung des rechten Ellebogens nicht mehr an. Muratov überzeugte. Es könnte sich lohnen, ihn im Auge zu behalten.
Dann kam der Hauptkampf des Abends. Ihn bestritten im Mittelgewicht Joe Duffy (6 Kämpfe, 6 Siege, 2 durch KO) und Ionut Trandafir Ilie (33 Kämpfe, 14 Siege, 2 durch KO, 18 Niederlagen, 8 durch KO, 1 Unentschieden). Der in Irland geborene und in London lebende Joseph Duffy kam mit vielen Vorschusslorbeeren zum ersten Mal nach Deutschland. Aber aus dem einfachen Aufbaukampf wurde nichts. Der Mann aus Ploiesti, Rumänien dachte gar nicht daran, ihm den Sieg einfach zu überlassen. Die ersten zwei Minuten der ersten Runde gehörten Duffy. Er boxte schön an, variierte die Schläge und traf – alles nach Plan. Dann kam Ilie mit einem rechten Schwinger auf die Schläfe durch und Duffy rutschte an den Seilen zu Boden. Eine Sensation bahnte sich an. Er kam wieder hoch und kämpfte noch benommen, die Pause zu erreichen. Dabei musste er immer wieder Treffer nehmen.
Im nächsten Durchgang machte Ilie da weiter, wo er in der ersten Runde aufgehört hatte. Duffy wirkte immer noch nicht ganz klar und hatte keine boxerische Linie mehr. Seine Führhand kam praktisch überhaupt nicht und er ließ sich ein ums andere Mal auf Keilereien ein, die offensichtlich nicht seine Stärke sind. Zum Ende der Runde hin wurde er etwas besser. In der folgenden, dritten Runde kam er soweit in den Kampf zurück, dass er sie für sich entscheiden konnte.
In der Rundenpause kam es dann zu einem Zwischenfall: einige Personen im Publikum entschlossen sich, das Kämpfen nicht den Männern im Ring zu überlassen. Die Security behob dieses Problem schnell. Gleichwohl hatten die Boxer dadurch aber eine Pause von mehreren Minuten, die vor allem Duffy zugute kam.
Die nächsten zwei Runden gehörten dann auch Duffy. Die Verunsicherung blieb ihm aber anzumerken. In der sechsten und letzten Runde drehte Ilie auch noch mal wieder auf. Er zwang seinem 25-jährigen Gegner seinen Kampf auf. Er wollte nicht nur die Runde gewinnen, er wollte Duffy KO schlagen. Immer und immer wieder zwang er ihm Schlagabtäusche auf und Duffy schien zwischenzeitlich wieder zu wackeln.
Was dann aber folgte, war schon grotesk. Der Ringsprecher verkündete einen Punktsieg für Duffy. Mein Versuch, vor Ort die genaue Punktwertung zu erfahren, blieb ohne Erfolg. Zuerst fragte der Ringrichter, wer das denn wissen wolle. Dann beschied er allen Ernstes, die Wertung dürfe nicht sagen. Auf meinen Hinweis hin, dass eine Punktwertung öffentlich ist, versuchte er mich mit der Information abzuspeisen, dass ein Punkt den Kampf entschieden habe. Weitere Nachfragen blieben erfolglos. Ich wurde nur noch darauf verwiesen, die genaue Wertung auf boxrec.com nachlesen zu können.
Um es deutlich zu sagen: In meiner persönlichen Wertung lag Ionut Trandafir Ilie vorne. Ich halte es für eine Fehlentscheidung, dass Duffy zum Sieger erklärt wurde. Es war jetzt keine krasse Fehlentscheidung. Sie war bei Weitem nicht so schlimm wie bei dem letzten Kampf von Istvan Szili. Der Kampf war trotz Niederschlag schon eng. Aber es ist eben eine Fehlentscheidung!
Was mich aber wirklich wundert, ist der Umgang des German Boxing Association Kampfgerichts vor Ort mit der Situation. Unabhängig davon, wie der Duffy-Ilie-Kampf bewertet wurde, muss doch gesagt werden: Ein Kampfgericht, das sich nicht in die Punktzettel gucken lässt, setzt sich dem Verdacht aus, nicht sauber zu arbeiten.
Wenn ich richtig informiert bin, war dies die erste Veranstaltung von Benedikt Poelchau und Götz Bauer (Blanko Sports), bei der auch Profiboxen gezeigt wurde. Mein persönliches Fazit lautet: Es war eine gute und durch und durch solide Show – sieht man einmal von den unerfreulichen Geschehnissen am Ende ab. Erwähnt werden sollte vor allem das mutige Matchmaking, bei dem die Sieger nicht alle schon vorher feststanden und nicht alle Sieger aus der gleichen Ecke kamen. Boxen in Deutschland kann nur überleben, wenn es mehr Veranstalter gibt, die ehrliches und gutes Boxen zeigen, wie Blanko Sports es in Ravensburg gemacht hat.
(C) Uwe Betker

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9. September 2013 at 23:59

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Foto: Mike Keta

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(C)  Team Sturm
(C) Team Sturm

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3. Dezember 2012 at 23:59

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Über Ersatzgegner, eine Straßenmeisterschaft und eine mutige Tat

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Es nötigt mir schon Respekt ab, wie konsequent der BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) unter der Führung seines Präsidenten Thomas Pütz seinen einmal eingeschlagenen Weg verfolgt. Der Verband hatte ja bekanntlich den Kampf zwischen Maurice Weber alias Mohammed Lassoued (18 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Andreas Reimer (19 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO, 10 Niederlagen, 2 Unentschieden) als Deutsche Meisterschaft im Junior Mittelgewicht sanktioniert. Zur Erinnerung: Reimer hat in seinem letzten Kampf nur ein Unentschieden erreicht. Vorher war er zwei Jahre und zwei Monate inaktiv und noch davor hatte er zwei Kämpfe in Folge verloren.
Dieser Kampf soll nun doch nicht am Samstag, dem 01.12.2012 in Düsseldorf in der „Super Fight Night“ von Sturm Box-Promotion und dem Privatfernsehsender SAT. 1 stattfinden. Wieso, wurde nicht veröffentlicht. Als ob diese Ansetzung nicht schon beschämend genug gewesen wäre, setzten nun alle drei Beteiligten noch einen drauf: Andreas Reimer darf jetzt gegen einen Ersatzgegner eine Gewichtsklasse höher, im Mittelgewicht, um die Deutsche Meisterschaft boxen. Um es noch sicherer zu machen, dass er verliert, darf er außerdem gegen einen stärkeren Boxer als Weber boxen, nämlich Mike Keta (14 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Der sportliche Wert dieser so genannten Deutschen Meisterschaft ist nach meiner Meinung ungefähr so hoch wie eine Straßenmeisterschaft im Mittelgewicht in einer beliebigen deutschen Großstadt.
Es kommt aber noch besser: Der beste Kampf der Veranstaltung, bei dem immerhin noch die theoretische Möglichkeit bestanden hätte, dass nicht der für Sturm Box-Promotion Boxende gewinnen könnte, findet nicht statt. Der usbekische Schwergewichtler Ruslan Chagaev (33 Kämpfe, 30 Siege, 19 mit KO, 2 Niederlagen 1 durch KO, 1 Unentschieden) bekommt es nun nicht mit dem ungeschlagenen Ismaikel Pérez, genannt Mike Pérez (18 Kämpfe, 18 Siege, 12 durch KO) zu tun. Dieser sagte verletzungsbedingt ab. Nun boxt Chagaev gegen Yakup Saglam (29 Kämpfe, 28 Siege, 25 durch KO, 1 Niederlage). Saglams Kampfrekord sieht zwar auf den ersten Blick beeindruckend aus, ist es aber tatsächlich nicht. Denn er boxte in seiner Karriere erst fünfmal gegen einen Gegner mit positivem Kampfrekord. Einmal boxte er sogar gegen einen Mann Namens Alexandru Manea, der alle seine 50 Profikämpfe verloren hatte. Im letzten Jahr, am 01.04.2011, verlor er gegen Michael Wallisch den Kampf um den Titel des Internationalen Deutschen Meisters. Jetzt hat er seit nunmehr 20 Monaten überhaupt nicht mehr geboxt. Das sind doch wohl die besten Voraussetzungen für einen BDB Titelkampf.
Die ganze Verantwortung für das Gelingen dieser Veranstaltung liegt nun auf den hübschen Schultern von Sjusanna Lewonowna Kentikjan (31 Kämpfe, 29 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage). Die ehemalige Weltmeisterin im Fliegengewicht, die auch Syuzanna Kentikyan geschrieben wird – oder eingedeutscht Susi Kentikian – war einmal ein Liebling der Presse und der Werbetreibenden. Sie schaffte es, das Etikett „Regina Halmich Nachfolgerin“ abzulegen und als „Killer Queen“ selber zu einer Marke zu werden. Ihre Lebensgeschichte, „Boxen fürs Bleiberecht“, ging durch die Gazetten. Die aus Armenien stammende Boxerin wurde sogar Werbefigur (Milch-Schnitte).
Dann aber passierte etwas. Sie änderte ihren Stil, und sie gewann nur noch ihre Kämpfe, weil die Punktrichter es sehr gut mit ihr und sehr böse mit ihren Gegnerinnen meinte. Sie reagierte auf Kritik sehr dünnhäutig, was nur die Kritik an ihr lauter werden ließ. Sie musste es sich sogar gefallen lassen, sich von Gegnerinnen als „Milch-Schnitte“ verspotten zu lassen.
Nachdem nun in ihrem letzten Kampf, damals noch für SES Sports Events, die Punktrichter fair werteten, war sie ihre Titel los. Schlagzeilen machte sie dann, als ihr Audi RS5 (450 PS, ab 78 200 Euro) in einen Unfall mit Fahrerflucht verwickelt war und sie, um den wirklichen Fahrer zu schützen, vorgab selbst gefahren zu sein.
Nun soll eine Art Aufbaukampf von ihr der Hauptkampf bei SAT1 sein. Das ist sehr mutig. Nicht dass etwa zu befürchten wäre, Kentikian könnte Gefahr laufen, gegen Carina Moreno (27 Kämpfe, 22 Siege, 6 durch KO, 5 Niederlagen) zu verlieren. Moreno hat schließlich in den letzten drei Jahren vier der letzten fünf Kämpfe verloren. Viele Beobachter meinen, sie hätte ihre beste Zeit schon längst hinter sich. Es ist schon ziemlich mutig, einen Frauenboxkampf von dieser Güte den Fernsehzuschauern als Hauptkampf anzubieten. Mutig ist auch, Susi Kentikian zur Hauptkämpferin zu machen, obwohl sie, nach meiner Meinung, in den letzten drei Jahren in keinem Kampf überzeugen konnte.
© Uwe Betker

ran Boxen: Die Super Fight Night

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Der Privatfernsehsender SAT. 1 hat die Messlatte sehr hoch gelegt. Seine nächste Veranstaltung am 01.12.2012 soll eine „Super Fight Night“ werden. Das ist ein hoher Anspruch. Daher ist es nur natürlich, dass man diesen Anspruch mit der Wirklichkeit, nämlich der Kampffolge, vergleicht.
Alex Born gibt im Super Mittelgewicht gegen Piotr Tomaszek (16 Kämpfe, 1 Sieg, 15 Niederlagen, 1 durch KO) sein Profidebüt. Eine solche Kampfansetzung ist weder sportlich besonders interessant, noch ist sie sonderlich mutig, jedoch üblich. Der Debütant wird gewinnen und der Gegner aus Polen wird verlieren, denn dafür wird er schließlich engagiert.
In der gleichen Gewichtsklasse boxt Patrick Dobroschi (16 Kämpfe, 12 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 3 Unentschieden) gegen Roman Javoev (4 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 1 Unentschieden). Dobroschi, der zwar in seinen letzten Kämpfen nicht überzeugen konnte, ist viel erfahrener als sein Gegner. In Jubelstürme lässt einen diese Kampfansetzung allerdings nicht ausbrechen. Die 197 der unabhängigen Weltrangliste, bzw. die Nummer 12 in Deutschland, Dobroschi, boxt gegen die 272 der Weltrangliste, bzw. die 2 in Georgien, Javoev. Nun ja.
Im Mittelegwicht kämpft Mike Keta (14 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) gegen Adam Grabiec (9 Kämpfe, 3 Siege, 6 Niederlagen). Auch hier scheint es mir nur darum zu gehen, einen vorher festgelegten Boxer, nämlich Keta, gewinnen zu lassen. Grabiec, der Mann aus Polen, hat von seinen letzten fünf Kämpfen vier verloren. Und seinen einzigen Sieg errang er gegen einen Debütanten. Ihn und den Albaner trennen sage und schreibe 327 Weltranglistenplätze.
Den absoluten Tiefpunkt der Veranstaltung dürfte die Ansetzung Maurice Weber (18 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) gegen Andreas Reimer (19 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO, 10 Niederlagen, 2 Unentschieden) darstellen. Der Kampf ist sogar die Deutsche Meisterschaft im Junior Mittelgewicht. Dass der eingetragene Verein BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) diesen Kampf als Deutsche Meisterschaft sanktioniert, ist in meinen Augen schlicht ein Skandal. Reimer hat sich für den Titelkampf dadurch qualifiziert, dass er in seinem letzten Kampf ein Unentschieden erreichte, nachdem er zwei Jahre und zwei Monate pausiert und davor zwei Kämpfe in Folge verloren hatte! Eigentlich war, sofern ich mich recht entsinne, Thomas Pütz 2010 mit den Anspruch als neuer Präsident des BDBs angetreten, den Boxverband aus der Umklammerung der Veranstalter zu lösen. Aber wie kann man ernsthaft einen Kampf zwischen Andreas Reimer und Mohammed Lassoued als Deutsche Meisterschaft sanktionieren? Maurice Weber bleibt natürlich Deutscher Meister nach Version BDB. Aber dieser Titel verliert durch solch eine Ansetzung, nach meiner Meinung, jedweden Wert.
Aber auf der Veranstaltung in Düsseldorf gibt es nicht nur Kämpfe in der oben beschriebenen Qualität zu sehen. Es gibt sogar einen Kampf zu sehen, der ganz interessant zu werden verspricht. Der usbekische Schwergewichtler Ruslan Chagaev (33 Kämpfe, 30 Kämpfe, 19 mit KO, 2 Niederlagen 1 durch KO, 1 Unentschieden) boxt gegen Ismaikel Pérez, genannt Mike, (18 Kämpfe, 18 Siege, 12 durch KO). Chagaev unterlag letztes Jahr Alexander Povetkin in einem WBA WM-Kampf. Hiernach gewann er in drei Kämpfen in Folge, gegen schlagbare Gegner. Perez ist immerhin ungeschlagen und die Nummer 49 der unabhängigen Weltrangliste. Man kann relativ schwer einschätzen, wie stark er wirklich ist und natürlich ist Chagaev haushoher Favorit. Aber immerhin gibt es bei dieser Kampfansetzung noch die theoretische Möglichkeit, dass ein Boxer gewinnt, der nicht für Sturm Box-Promotion unter Vertrag ist.
Der Hauptkampf des Abends ist da schon wieder sehr viel weniger spannend. Die ehemalige Weltmeisterin im Fliegengewicht Sjusanna Lewonowna Kentikjan oder auch Syuzanna Kentikyan oder auch Susi Kentikian (31 Kämpfe, 29 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage)soll nach ihrer Niederlage gegen Melissa McMorrow wieder aufgebaut werden. Ihre Gegnerin Carina Moreno (27 Kämpfe, 22 Siege, 6 durch KO, 5 Niederlagen)war 2008 Weltmeisterin im Minimumgewicht. 2009 verlor sie ihren WBC Titel gegen die große Anabel Ortiz. In ihrem nächsten Kampf, 2011, verlor sie gegen die schon legendäre Yesica Yolanda Bopp. Von den nachfolgenden drei Kämpfen gewann sie einen und die letzten zwei verlor sie.
Moreno ist in der unabhängigen Rangliste relativ weit oben, sie steht auf Position 16. Aber Kentikian kann wohl eigentlich nur gegen sie verlieren, wenn sie noch schlechter, defensiver und unmotivierter boxt als in ihrem letzten Kampf. Ihre Gegnerin dürfte ihre beste Zeit als Boxerin nämlich hinter sich haben.
Wenn ich mir die Kampffolge also so ansehe, dann kommt es mir so vor, als wäre bei dem Titel „Super Fight Night“ ein Adjektiv vergessen worden. Ich denke dabei an Adjektive wie z. B: billig, mittelmäßig, uninteressant, überraschungsarm, vorhersehbar und schlecht. Aber es gibt natürlich ganz viele Adjektive in der deutschen Sprache.
© Uwe Betker

Gedanken zur Niederlage von Felix Sturm (1)

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Am 01.09.2012 verlor Felix Sturm (42 Kämpfe, 37 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) in Oberhausen gegen den Australier Daniel Geale (29 Kämpfe, 28 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage). Damit verlor er seinen Titel „Super Champion“ der WBA (World Boxing Association), den er nach den Regularien des Verbandes gar nicht hätte tragen dürfen. Sein Bezwinger Geale war und ist Weltmeister der IBF (International Boxing Federation) im Mittelgewicht.
Sicher, eine Niederlage ist erst einmal nichts Besonderes. Schließlich verliert ja in fast allen Boxkämpfen einer der beiden Kontrahenten den Kampf. Dennoch, die Niederlage von Sturm verdient doch eine nähere Betrachtung.
Zunächst einmal ist positiv zu vermerken, dass Geale in Deutschland überhaupt einen deutschen Boxer besiegen konnte. Schließlich hat sich Deutschland bzw. haben sich die deutschen Veranstalter international über Jahre hinweg den Ruf erarbeitet, dass man hierzulande als Herausforderer eines Deutschen nicht nach Punkten gewinnen kann. Die Wertungen der Punktrichter Stanley Christodoulou und Dave Parris mit jeweils 112:116 für Geale, sind zwar wohl zu hoch, gehen aber von der Tendenz her in Ordnung. Weshalb Eugene Grant 116:112 für Sturm wertete, ist dagegen für mich nicht nachvollziehbar. Geales Sieg ist gut für den Ruf des deutschen Profiboxens, wenn er auch schlecht ist für den schwächelnden Sport.
Die Niederlage Sturms trifft das deutsche Boxen schwer. Zwar überträgt die ARD noch die Veranstaltungen von Sauerland Event. Aber wenn man die neuerdings immer wieder eingestreuten kritischen Bemerkungen über den Boxsport im Allgemeinen als Indiz ansieht, dann geht der Sender wohl zunehmend auf Distanz zum Boxen. Hinzu kommen die Gerüchte, dass die ARD den Vertrag nicht über 2015 hinaus verlängern will. Wenn aber doch, so soll er jedenfalls nicht mehr den gleichen Umfang haben. Der andere öffentlich rechtliche Sender, ZDF, hat wohl immer noch genug vom Boxen – nach all den Erfahrungen, die er mit Universum Box-Promotion gemacht hat.
RTL zeigt einzig und alleine Kämpfe von Wladimir Klitschko (61 Kämpfe, 58 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Vitali Klitschko (46 Kämpfe, 44 Siege, 40 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO). Mir klingt da zwar noch im Ohr, dass sowohl RTL als auch die Gebrüder Klitschko einmal ankündigten, sie wollten einen richtigen Boxstall aufbauen. Sie haben dann aber keinen Schritt in diese Richtung getan. RTL zeigt Klitschko und nichts anderes. Und wenn denn einmal kein Klitschko mehr boxt, dann wird es wohl auch kein Boxen mehr auf RTL zu sehen geben.
SES, Sport Events Steinforth und EC Boxing mühen sich redlich, Boxen zu zeigen, aber bis jetzt konnten sie leider nur im Spartenkanal Eurosport ihre Veranstaltungen unterbringen. Ob Arena Box-Promotion noch in ein paar Monaten bestehen wird, wird sich zeigen.
Dementsprechend ist die Niederlage von Felix Sturm ein harter Schlag für das Profiboxen in Deutschland. Sturms Haussender SAT1 konzentrierte sich nur auf Felix Sturm. SAT1 kann nur Felix Sturm zeigen, denn Sturm Box-Promotion besteht faktisch nur aus Felix Sturm. Zwar haben Syuzanna Kentikyan bzw. Susi Kentikian (31 Kämpfe, 29 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage), Fliegengewicht, Maurice Weber (18 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden), Junior Mittelgewicht, Mike Keta (14 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO), Mittelgewicht und Patrick Dobroschi (16 Kämpfe, 12 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 3 Unentschieden), Super Mittelgewicht, einen Vertrag bei Sturm, aber keiner von ihnen kann derzeit einen Hauptkampf bestreiten. Wenn also Sturm es nicht mehr schafft, einen attraktiven Kampf zu bekommen, wird SAT1 wohl kein Boxen mehr zeigen.
Die Niederlage von Felix Sturm ist ein harter Rückschlag für den Patienten Profiboxen in Deutschland.
© Uwe Betker

Die Felix Sturm Fight Card

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Der Kampfabend begann mit dem Superweltergewichtler Maurice Weber (16 Kämpfe, 14 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden). Weber boxte gegen Andrei Dolhozhyieu aus Weißrussland. Wie schon in der Kampffolge angekündigt, versprach auch der Ringsprecher den Zuschauern einen Andrei Dolhozhyieu aus Weißrussland mit einem Kampfrekord von 25 Kämpfen, 14 Siegen, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO und 3 Unentschieden. Nun musste ich aber feststellen, dass boxrec nur einen Andrei Dolhozhyieu kennt mit 2 Kämpfen, 1 Sieg, 1 durch KO und einen Unentschieden. So wie Dolhozhyieu dann auch boxte, hätte man auf die Idee kommen können, dass der Matchmaker von Sturm Box-Promotion womöglich dessen Kämpfe gegen seine jüngere Schwester mit in den Kampfrekord eingerechnet hat.
Der Geschehen im Ring war eine Farce. Dolhozhyieu, der überhaupt nicht boxen konnte, ging nach einem leichten Körpertreffer zu Boden. Der Ringrichter Arnold Golger zählte ihn an. Dolhozhyieu kam wieder hoch, drehte sich direkt ab und machte sich auf den Weg in seine Ecke. Weber witterte seine Chance und setzte nach, um auf dessen Hinterkopf zu schlagen. Golger übersah das grobe Foul, brach den Kampf ab und erklärte Weber zum Sieger. Der Ringsprecher verkündete dann einen KO nach 1:06. Entweder kennt der Herr den Unterschied zwischen TKO und KO nicht, oder er wollte das Publikum nicht verwirren. Wenn ich meine Mitschrift richtig entziffern kann, passierte das alles noch in Runde 1.
Im zweiten Kampf durfte ein weiterer Weißrusse von der gleichen boxerischen Güte ran, u. z. Vadzim Zmitrovich (7 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 5 Niederlagen, 5 durch KO). Immerhin – und dies ist das Beste, was man über ihn sagen kann – trat er mit seinem realen Kampfrekord an. Er boxte einen sehr eigenwilligen Stil. Er holte für seine Schwinger weit aus, streckte das Kinn so hoch wie möglich und hielt seine Augen möglichst geschlossen. Der Schwergewichtler Adnan Redzovic (6 Kämpfe, 6 Siege, 2 durch KO) schickte ihn dann einmal durch einen Körpertreffer und einmal durch einen Kopftreffer zu Boden. Glücklicherweise wurde der Kampf nach 2:12 in der ersten Runde abgebrochen. Der Ringsprecher verkündete dann – was schon? – einen KO.
Auch im dritten Kampf trat ein Herr aus Weißrussland an. Ruslan Rodivich (18 Kämpfe, 10 Siege, 10 durch KO, 8 Niederlagen, 4 durch KO) war immerhin ein kleines bisschen besser als seine Landsleute. Er hielt gegen den Mittelgewichtler Mike Keta (11 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) fast zwei ganze Runden durch. Am Anfang wehrte sich Rodivich ein wenig und er kam sogar einmal mit einer Rechten durch. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass Keta, der wie ein Kickboxer, nicht wie ein Boxer boxte, sich selber das Leben schwer machte. In der zweiten Runde schickte er seinen Gegner dann mit jeweils einen Körpertreffer zweimal zu Boden, woraufhin der Kampf abgebrochen wurde. Der Ringsprecher verkündete dann – wie könnte es auch anders sein – einen KO.
Der vierte Kampf versprach viel und hielt ziemlich wenig. Im Schwergewicht trat Denis Boytsov (31 Kämpfe, 31 Siege, 25 durch KO) gegen den erfahrenen Handlungreisenden in Sachen Boxen, Dominick Guinn (43 Kämpfe, 33 Siege, 22 durch KO, 9 Niederlagen), an. Nun erwartete keiner wirklich eine Sensation, zumal der 42jährige Amerikaner seine letzten zwei Kämpfe verloren hatte, aber die Ansetzung war im Prinzip nicht schlecht. Die drei ersten der insgesamt10 Runden waren ganz schön anzusehen. Es gab solides Boxen. Boytsov spielte seine Schnelligkeit aus und boxte variabel. Guinn konnte mit Kopf- und Aufwärtshaken punkten. Danach hörte Boytsov praktisch auf, seine Rechte zu benutzen. Bis auf zwei oder drei Schläge boxte er nur noch mit seiner linken Hand, wodurch der Kampf dann sehr ausgeglichen und langweilig wurde. Mich erinnerte er mehr an ein sehr lahmes Sparring. Dass der Kampf sehr ausgeglichen war, sahen die Punktrichter Arnold Golger, Klaus Griesel und Arno Pokrandt nicht, denn sie werteten 100:90, 99:91 und 100-90. Diese Punktrichterleistung schließt sich für mich nahtlos an die boxerische Leistung der Herren aus Weißrussland an.
Nach dem doch eher schwachen Kampf fiel im Folgenden das Niveau wieder ins Bodenlose. Wieder kam einer der Protagonisten, nämlich Andrei Shilovich (7 Kämpfe, 1 Sieg, 6 Niederlagen, 6 durch KO), aus Weißrussland. Der arme Mann wurde sogar von den Zuschauern ausgelacht. Sicher, Menschen, die panische Angst haben, sollte man nicht auslachen. Aber sein Tun im Ring sah einfach nur nach Slapstick aus. Glücklicherweise flog relativ schnell das Handtuch. Nun hat der Schwergewichtler Adam Lautenschläger (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) also noch einen TKO nach 2:50 in seinem Kampfrekord.
In dem einzigen Frauenboxkampf des Abends verteidigte Nadia Raoui erfolgreich ihren Weltmeistertitel der WIBA im Weltergewicht gegen Eileen Olszewski (13 Kämpfe, 7 Siege, 4 Niederlagen, 2 Unentschieden). Es fing schon schwierig an. Bevor der Kampf los gehen konnte, musste erst mal der Punktrichter Jean-Louis Legland gesucht werden, der nur diesen einen einzigen Kampf zu punkten hatte. Er ließ sich Zeit mit seinem Erscheinen und die Boxerinnen und ein paar Tausend Zuschauer mussten also auf einen Punktrichter warten. Eine weitere Vorbelastung bestand darin, dass der Kampf seine Brisanz aus der Tatsache zog, dass Raoui am 20.12.2008 in Zürich umstritten ein Unentschieden gegen die in Honolulu geborene New Yorkerin hinnehmen musste.
Sehr schnell etablierte sich ein Muster, welches nahezu den ganzen Kampf über gleichbleibend bestimmte. Die kleinere Raoui machte Druck und trieb ihre Gegnerin vor sich her. Diese verließ sich, ihre Deckung lässig tief haltend, auf ihre guten Reflexe und boxte im Rückwärtsgang. Raoui dominierte den Kampf und ging auf Nummer Sicher. Sie ging in Olszewski rein, setzte einen Treffer und ging wieder raus. Sie setzte praktisch nie nach und wirkte insgesamt verkrampft.
Der Kampf dauerte die für WM-Kämpfe der Frauen üblichen 10 Runden, keine 8 und keine 6, sondern die üblichen 10 Runden. Die in Herne geborene Boxerin musste auch nicht zwei Runden länger boxen. Wir erinnern uns: Nadia Raoui ist wohl die erste deutsche Boxerin, die in einem acht Runden Kampf Weltmeisterin geworden war. Zwar verstieß damit der Weltverband WIBA (Women’s International Boxing Association) gegen seine eigenen Regeln, aber wofür braucht man schon Regeln?
Der Kampf wurde dann 98:93, 100:90 und 98:93 gewertet. Der WIBA Punktrichter, der jede Runde Nadia Raoui gegeben hatte, war der schon erwähnte Jean-Louis Legland. Vermutlich war ihm dadurch, dass er sich so beeilen musste, um zum Ring zu kommen, auf seinem Stuhl schwarz vor Augen geworden. Man kann nur für ihn und für die Glaubwürdigkeit der WIBA hoffen, dass er sich ein paar Jahrzehnte Zeit nimmt, um sich von seinen Anstrengungen zu erholen und sich in der Zwischenzeit der ihn so erschöpfenden Tätigkeit des Punktens enthält.
Der Kampf langweilte mich. Zwar sah ich durchaus gutes Frauenboxen. Es war ein Frauenboxen auf hohem technischem Niveau, aber der Kampf langweilte mich. Dieser Kampf war auch der letzte, den der deutsche Ringsprecher ansagte. Er hatte offensichtlich schon etwas von dem ihm nun auftretenden Michael Buffer gehört. Jedenfalls gab er sich wohl im Rahmen seiner Möglichkeiten Mühe wie dieser zu klingen. Damit konnte er ähnlich beeindrucken wie die weißrussischen Boxer.
Der Hauptkampf des Abends entschädigte – zumindest teilweise – für das Vorprogramm. Felix Sturm (41 Kämpfe, 37 Siege, 16 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) verteidigte erfolgreich seinen „Super Champion“ Titel der WBA (World Boxing Association) gegen Sebastian Zbik (32 Kämpfe, 30 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlage, 1 durch KO). Der Kampf war unglaublich schnell und bewegte sich auf einem extrem hohen boxerischen Niveau. Das Ergebnis ist bekannt: Zbik gibt nach der 9. Runde auf. Erstaunlich erschien mir, dass einem so erfahrenen Boxer wie ihm, der sich so lange auf den Kampf vorbereitet hat, auch mit Höhentraining, die Puste ausgehen konnte. Aber zu seiner Ehrenrettung muss man auch sagen, dass Felix Sturm wohl noch nie, oder zumindest seit langer Zeit nicht mehr, so gut war wie in diesem Kampf. Seine Führhand kam wieder explosiv. Er war beweglich. Ganz offensichtlich war die Trennung von seinem Trainer Clive Salz, der so auf Kraft gesetzt hat, der richtige Schritt.
Mein persönliches Resümee der Felix Sturm Fight Card: Ein sehr guter, ein recht guter, ein sehr schwacher und vier grauenerregend schlechte Kämpfe.
© Uwe Betker

Verbesserung:
Mike Keta boxte natürlich nicht im Schwergewicht.
Es ist zur Zeit auch noch nicht geklärt, ob Keta überhaupt gegen Rodivich geboxt hat. Auf boxrec ist Uladzislau Mahdanau (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) angegeben. Nach den boxerischen Leistungen zu urteilen tippe ich auf Mahdanau. – Schön wenn man eine zuverlässige Kampffolge vom Veranstalter bekommt.
Was ist heute los? – Der Punktrichter heißt natürlich Arno Pokrandt. Danke für den Hinweis Herr Pokrandt.

Ein schwächelnder König der Spartaner, ein halbtalentierter Faxenmacher und andere (1)

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Die Veranstaltung von Sturm Box-Promotion in Köln am 25.06.2011 begann für mich mit einer Enttäuschung. Der für den ersten Kampf angekündigte Mario Lupp fiel aus. Braucht irgendjemand einen Sieg in seinem Kampfrekord, Lupp kommt und verliert. Der Kampfrekord 64 Kämpfe, 6 Siege, keinen durch KO, 56 Niederlagen, 20 durch KO und 1 Unentschieden spricht für sich. Zurzeit kann er 25 Niederlagen in Folge vorweisen. Manche sprechen hier von Fallobst. Mir nötigt er einfach nur Respekt ab.
So musste Tiran Mkrtschjan sein Profidebüt im Supermittelgewicht gegen einen geben, dessen Name ich nicht mitbekommen habe und auch nicht herausfinden konnte. Daher nenne ich ihn einfachheitshalber X. – Vermutlich ist der Wunsch der Pressevertreter nach einem Blatt Papier, auf dem die aktuelle Kampffolge abzulesen ist, für Sturm Box-Promotion nicht realisierbar. Der Kampf selbst jedenfalls zwischen Mkrtschjan und X, der auch sein Profidebüt gab, war über weite Strecken einfach ereignislos. Mkrtschjan, dem man ansieht, dass er eigentlich ein Kickboxer und kein Boxer ist, punktete mit Links-Rechts-Kombinationen und X mit Einzelschlägen zum Kopf. Ab der zweiten Runde versuchte sich Mkrtschjan als Faxenmacher. Er provozierte X, streckte sein Kinn vor, stand ohne Deckung herum, ließ seine Faust kreisen und versuchte den Naseem Hamed zu geben. Immerhin wurde durch die Showeinlagen der Kampf ein kleines bisschen kurzweiliger. Spätestens als Mkrtschjan dann seinen Mundschutz verlor, wurde mir klar, als er mal wieder seine Zunge herausstreckte, wurde allen klar, dass die berufliche Zukunft von Mkrtschjan nicht die des Faxenmachers sein kann. Ob aus dem 25-jährigen Kickboxer noch ein Boxer wird, wird sich zeigen. Jedenfalls reichte es hier zu einem einstimmigen Punktsieg.
Der Mittelgewichtler Manuel Flaißt (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO) blieb auch in seinem vierten Kampf ungeschlagen. Bevor der Kampf aber beginnen konnte, musste der Ringrichter die Ecke von Flaißt erst einmal darüber aufklären, dass man einen Mundschutz zum Boxen braucht, auch wenn man gegen einen sehr-sehr schwachen Gegner antritt. Das hatte dann zur Folge, dass ein Betreuer loslaufen musste, um diesen unnötigen Gegenstand aus der Kabine zu holen, was natürlich seine Zeit dauerte. Aber eigentlich hätte Flaißt den Mundschutz tatsächlich gar nicht gebraucht, denn sein Gegner Torsten Roos (8 Kämpfe, 1 Sieg, 7 Niederlagen, 6 durch KO), der in keiner Rangliste geführt wird, versuchte erst gar nicht zu kämpfen. Roos konzentrierte sich auf seine Doppeldeckung. Wie beim Sandsacktraining schlug Flaißt schöne präzise Kombinationen. Er verteilte seine Schläge schön auf Körper und Kopf. Im zweiten Durchgang zwang ein Körpertreffer Roos dann zu Boden. Hiernach wurde er erst durch den Ring und dann durch die Ringseile getrieben. Der gut und unauffällig agierende Jürgen Langos brach dann endlich dieses unsägliche Mismatch ab.
Der erste richtige Boxkampf des Abends fand zwischen Adnan Redzovic und Werner Kreiskott im Schwergewicht statt. Der bereits 34 Jahre alte Bosnier Redzovic (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) ist Kick- und Thaiboxer, was man ihm auch ansieht, der sich seit geraumer Zeit als Boxer versucht. Redzovic ist die Nummer 251 der unabhängigen Weltrangliste. Sein Gegner Kreikott, die Nummer 476 in der Welt, ist technisch noch limitierter als Redzovic, aber er ist tapfer. Kreiskott (27 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO, 16 Niederlagen, 6 durch KO, 1 Unentschieden) ist der vielleicht tapferste deutsche Schwergewichtler überhaupt. Immer wieder versucht er, mit überfallartigen Attacken und weit hergeholten Schwingern Chancen zu nutzen, die er meist gar nicht hat. So war es auch diesmal. Er war in allen Belangen unterlegen, aber er kämpfte und suchte bis zum Schluss seine Chance, obwohl sein Gegner alles daran setzte, vorzeitig zu siegen. Am Ende stand ein klarer und glanzloser Punktsieg für Redzovic. Für Kreiskott aber war es ein großer moralischer Sieg.
Allein die Ansetzung der Mittelgewichtsbegegnung zwischen Mike Keta und Gökhan Kaya grenzt, jedenfalls für mich, an Körperverletzung. Keta (10 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) ist bereits die Nummer 160 in der Welt. Sturm Promotion vergleicht ihn sogar mit Mike Tyson. Und dann lässt man ihn gegen einen Mann wie Kaya boxen. Kaya (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 3 durch KO), der noch keinen einzigen Profikampf gewinnen konnte, wird noch nicht einmal in irgendeiner Rangliste geführt. Beide machten das, wofür sie bezahlt wurden. Keta verprügelte seinen Gegner und Kaya versuchte so lange wie möglich zu überleben. In der zweiten Runde wurde der Kampf, den man niemals hätte ansetzen dürfen, abgebrochen.
Tiran Mkrtschjan gegen X, Manuel Flaißt gegen Torsten Roos und Mike Keta gegen Gökhan Kaya sind drei Kämpfe von insgesamt sieben, die die Boxwelt definitiv nicht gebraucht hat. Ich würde schon gerne wissen, welcher Matchmaker für diese Kampfansetzungen verantwortlich ist und dafür auch noch Geld bekommen hat. Solche Kämpfe sind zu tolerieren bei Veranstaltungen, die insgesamt nur über ein Budget von ein paar Tausend Euro verfügen. Aber im Vorprogramm einer Weltmeisterschaft, in diesem Fall einer Titelverteidigung von Felix Sturm, sollte es solche Kämpfe aber nicht geben. Entweder will Felix Sturm so wenig Geld wie nur irgend möglich für das Vorprogramm ausgeben, oder er hat schlicht logistische Schwierigkeiten dabei, anständige Kämpfe für das Vorprogramm auf die Beine zu stellen. Wenn es nur das Letztgenannte ist, bin ich gerne bereit ihm zu helfen.
© Uwe Betker

Ein Prä-Event

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Wenn private Fernsehanstalten Boxen übertragen, zeigen sie zumeist nicht Boxen, sondern eher ein Box-Event oder einfach auch nur ein Event. Da aber ein Profiboxabend, bevorzugt in einer Arena, nicht nur aus einem einzigen Kampf bestehen kann, gibt es auch hier, wie bei allen anderen Boxveranstaltungen, Vorkämpfe. Ich möchte nun dafür plädieren, diese Vorkämpfe bei bestimmten großen Events besser Prä-Events zu nennen.
Felix Sturm, der sein Veranstalter-Handwerk bei Klaus-Peter Kohl bzw. bei Taouab Mohamed Hedi gelernt hat, veranstaltet nun selber*. Sturms Freund, der Super Mittelgewichtler Patrick Dobroschi (13 Kämpfe, 11 Siege, 2 durch KO, 2 Unentschieden) kämpft gegen Mounir Toumi (11 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO). Dobroschi, die Nummer 176 in der Welt, boxt gegen einen Gegner, der überhaupt nicht in der Rangliste geführt wird. Beide Boxer leben in Köln; diese Begegnung dürfte aber vermutlich nicht mal die Kriterien der Kölner Stadtmeisterschaft erfüllen.
Mahmoud Omeirat Charr, der sich Manuel Charr (16 Kämpfe, 16 Siege, 8 durch KO) nennt, ist der Neuzugang in Sturms Boxteam. Der ungeschlagene Mann aus Syrien ist die Nummer 37 in der Schwergewichtsrangliste und sein Gegner, Jonathan Pasi (29 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 18 Niederlagen, 7 durch KO, 2 Unentschieden) ist ein Cruisergewichtler, der schon mehr Kämpfe verloren hat, als Charr überhaupt bestritten hat. Pasi ist im Cruisergewicht lediglich die Nummer 288.
Der Schwergewichtler Alexander Kahl (23 Kämpfe, 15 Sieg, 13 durch KO, 7 Niederlagen, 6 durch KO, 1 Unentschieden) verlor seine letzten drei Kämpfe in Folge und ging in seinem letzten (12.11.2010) gegen Erkan Teper schwer KO. Nun bekommt es die Nummer 477 in der Welt mit dem Cruisergewichtler Sebastian Tuchscherer (16 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO, 10 Niederlagen, 3 durch KO) zu tun. Tuchscherer ist die Nummer 358 im Cruisergewicht. Das ist zwar schon ein Kampf von zwei Boxern auf Augenhöhe, aber noch nicht einmal auf der Höhe einer Deutschen Meisterschaft.
Der aus Albanien kommende Mittelgewichtler Mike Keta (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), die Nummer 318 in der Welt, darf seine Kräfte mit dem aus Kirgisistan stammenden Viktor Dick (24 Kämpfe, 13 Siege, 5 durch KO, 11 Niederlagen, 3 durch KO), der Nummer 179 der Welt, messen.
Der Schwergewichtler Adnan Redzovic (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) darf nun nicht, wie von Sturm Box-Promotion geplant, Werner Kreiskott (25 Kämpfe, 8 Siege, 6 durch KO, 16 Niederlagen, 6 durch KO) zu seinem zweiten KO innerhalb von zwei Wochen verhelfen. Nun muss er mit dem Ersatzgegner Ergin Solmaz (31 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 24 Niederlagen, 13 durch KO, 3 Unentschieden) vorlieb nehmen, dessen Kampfrekord für sich spricht.
Alle aufgeführten Kämpfe des Vorprogramms, besser gesagt des Prä-Events, haben ihre Berechtigung. Aber alle diese Kämpfe verdienen es nicht, ins Vorprogramm einer großen Boxveranstaltung aufgenommen zu werden. Womöglich sind sie jedoch gerade deshalb hier zu finden. Felix Sturm arbeitet wie früher Universum Box-Promotion gearbeitet hat. Implizit geht er davon aus, dass die Zuschauer nur in die Arena kommen um ihn zu sehen. Er geht wohl davon aus, dass diese Zuschauer sich weder fürs Boxen interessieren noch Ahnung davon haben. Wie soll man sich sonst ein Vorprogramm von solcher Qualität erklären. Wie schon gesagt, ich bin für die Einführung der Bezeichnung Prä-Event für das Vorprogramm von Box-Events, deren Qualität nicht über die von Kleinringveranstaltungen hinaus geht.
© Uwe Betker