Posts Tagged ‘Mundschutz’
Ein Kampf von Martin Houben
Die Stadthalle von Alsdorf war am 16.10.2021 Austragungsort der „Explosion Fight Night“ vom Rings of Glory Fightclub. Insgesamt gab es 22 Kämpfe zu sehen, aber nur der letzte war ein Profiboxkampf. Zwischendurch gab es Show-Acts mit Tanzen und der Ringsprecher Ray Martin sang „Bad, Bad Leroy Brown“ von Jim Croce in der Version von Frank Sinatra. Die Halle war ausverkauft und es fühlte sich nach alter Normalität an.

(C) Gregor Kaplonski
Weit nach 24:00 Uhr ging Martin Houben (11 Kämpfe, 10 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) zum Ring. Dort traf er auf Tamas Laska (47 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 27 Niederlagen, 16 durch KO, 1 Unentschieden) aus Budapest. Houben war der größere Boxer und er war willens und fähig seinen Reichweitenvorteil zu nutzen. Laska hatte kein Rezept gegen Houben. Er versuchte es mit Auslagenwechsel und mit seltenen überfallartigen Angriffen. Nur einmal konnte er dabei eine Hand ins Ziel bringen, vermutlich der einzige Treffer den Houben nehmen musste. Ansonsten verpufften alle Bemühungen von Laska. Houben machte und bestimmte den Kampf. Er boxte ruhig an und verteilte gut. Am Ende der ersten Runde kam er dann mit einer schönen Rechten zum Kopf, gefolgt von einem harten rechten Körperhaken durch, die seinen Gegner sichtlich mitnahmen. In der zweiten Runde etablierte Houben seinen Rhythmus. Mit der gleichen Kombination holte er seinen Gegner nach 2 Minuten von den Beinen. BDB Ringrichter Mustafa Erenay zählte bis acht. Laska war damit endgültig auf die Verliererstraße eingebogen. Houben aber nahm sich Zeit. Gegen Ende der Runde verlor Laska seinen Mundschutz. Ob Konditionsmangel, Verzweiflung oder der Versuch, eine zusätzliche Pause zu erhalten, der Grund hierfür war, ist nicht zu sagen. Jedenfalls, in der dritten Runde kam das nicht mehr überraschende Ende des Kampfes dann schnell. Nach 28 Sekunden war es vorbei. Houben hatte mit seiner Führhand Laska erschüttert, dann mit mehreren Treffern eingedeckt und schließlich mit einer Rechten zum Kopf gefällt.
(C) Uwe Betker
Drei Kämpfe sind manchmal schon genug
Das Cultureel Centrum Corneliushuis in Heerlen ist schon seit geraumer Zeit ein Ort in der Euregio Region, an dem Freunde des gepflegten Faustkampfs auf ihre Kosten kommen. Am Samstag, dem 14. September 2019 gab es hier zwölf Amateur- und drei Profikämpfe zu sehen. Die Profikämpfe gingen alle über sechs Runden.
Zwischen den Amateur- und den Profikämpfen gab es eine kurze Pause, die sich kurzweilig gestaltete. Zuerst gab es ein Showact mit einem Sänger und danach sang der Ringsprecher, zusammen mit den Zuschauern, Neil Diamonds „Sweet Caroline“.
Den Anfang bei den Profis machte im Weltergewicht Xavier Kohlen (6 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO) und Karlo Tabaghua (33 Kämpfe, 18 Siege, 13 durch KO, 15 Niederlagen, 5 durch KO). Kohlen bestimmte den Kampf. Direkt in der ersten Aktion kam er schön mit einem Rechten Cross durch. Tabaghua hielt aber dagegen und erarbeite sich seine Momente. Am Ende der Runde kam Kohlen sowohl mit einer Linken als auch mit einer Rechten zum Kopf durch und brachte dadurch seinen Gegner in Bedrängnis. In der zweiten Runde erhöhte er dann den Druck. Wieder in der ersten Aktion, kam er mit einer geraden Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch. Kurze Zeit später stellte Kohlen Tabaghua in einer neutralen Ecke und kam mit mehreren Händen durch. Tabaghua brach, schwer KO, zusammen. Der Ringrichter fing erst gar nicht an zu zählen, sondern nahm ihm sofort den Mundschutz heraus. Zusammen mit einem Punktrichter brachten sie Tabaghua in die stabile Seitenlage. Es dauerte unendlich sich hinziehende Sekunden, bis er sein Bewusstsein wiedererlangte.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:05 Minuten: Xavier Kohlen.
Anschließend stiegen im Halbschwergewicht Martin Houben (7 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage) und Nasser Bukenyan (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) in den Ring. Beide gingen von Anfang an ein hohes Tempo. Houben beherrschte weitestgehend die Ringmitte. Es gab viel Schlagabtausche, wobei viel, aufgrund der guten Technik beider Kontrahenten, auf die Deckung ging. Mitte der ersten Runde kam Houben mit einer sehr schönen rechten Graden zum Kopf durch. Kurze Zeit später punktete er mit schönen Kontern. Am Ende der Runde ging Bukenyan zu Boden, aber der Ringrichter wertete das als Ausrutscher – ich sah es nicht so. In der ersten Hälfte der zweiten Runde machte Bukenyan mehr Druck und versuchte mit Haken seinen leichten Reichweitennachteil auszugleichen. Houben konterte ihn, in der Mitte der Runde, schön mit einer Rechten zum Kopf ab und dominierte klar die zweite Hälfte. Die dritte Runde wurde etwas langsamer geführt. Die vorangegangen waren ja auch extrem schnell geführt worden. In den ersten zwei Dritteln brachte Houben mehr Hände ins Ziel. Dann kam Bukenyan auf, zwang Houben Schlagabtausche auf, bei denen beide Kontrahenten Treffer setzen konnten. Danach wogte der Kampf hin und her. Im vierten Durchgang wurde es verbissener und härter und es entwickelte sich eine Ringschlacht, die hin und her ging, wobei Bukenyan die Oberhand behielt. Die fünfte Runde war eng. Houben boxte wieder mehr, ließ aus, boxte an, setzte Treffer und ging wieder raus. In der sechsten Runde suchte Houben den KO. Er machte Druck, trieb Bukenyan an den Seilen entlang, stellte ihn und versuchte, ihn zu fällen, was aber nicht gelang. Das rächte sich dann.
Die Punkrichter werteten 58:56, 57:57 und 58:56. Punktsieger: Nasser Bukenyan. Aus meiner Sicht eine krasse Fehlentscheidung.
Den Hauptkampf des Abends bestritten Ricardo Snijders (19 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) und Istvan Kun (23 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO, 14 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden). Beide Boxer standen viel Fuß an Fuß und suchten die Lücke in der Deckung des anderen. Snijders konnte mehr Treffer setzen. Er verteilte gut zu Kopf und Körper. Ende der ersten Runde sah es so aus, als wäre Kun durch einen Kopftreffer beeindruckt. Auch in der zweiten Runde war die Doppeldeckung von Snijders stabiler als die von Kun. Ein perfekt getimter linker Körper-, gefolgt von einem rechter Kopfhaken, fällte Kun. Auf dem Boden hockend wurde er ausgezählt.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:25 Minuten: Ricardo Snijders.
Der Veranstalter Patrick Driessen stellte eine schöne und sehenswerte Show auf die Beine. Drei gute Profikämpfe reichen aus, um einen guten Boxabend zu gestalten. Ein Wermutstropfen – ein Fehlurteil.
© Uwe Betker
Boxen im Panther Gym in Köln
Im Panther Gym, von Cemal Gülsen, in Köln wurden am 09. März 2019 gut zwei Dutzend Amateurboxkämpfen, ein K1 Turnier und sechs Profiboxkämpfe, fünf Vierrunder und ein Titelkampf, ausgetragen.
Den Anfang bei den Profis machten Terry Zunke und Mario Obenauer (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO) im Halbschwergewicht. Der Debütant Zunke machte den Kampf über eine schöne schnelle Führhand zum Kopf. Mitte der Runde ging er vermehrt zum Körper. Ende der Runde schickte er mit einem Leberhaken Obenauer zeitverzögert zu Boden. Dieser stellte sich jedoch wieder zum Kampf. Die letzten Sekunden gestalteten sich als ein hektischer Schlagabtausch. In der zweiten Runde versuchte Obenauer, Zunke den Kampf anzutragen. Hierdurch kam es zu mehr Aktionen, bei denen Zunke mehr Hände ins Ziel brachte. Obenauer schien bereits schwer nach Luft zu schnappen. Er nahm einige gute Treffer zu Kopf und Körper. In der dritten Runde wurde er immer wieder an den Seilen gestellt. Zweimal verlor er seinen Mundschutz. Für das zweite Mal wurde er mit einem Punktabzug bestraft. Wenige Sekunden vor der Rundenpause wurde er mit einer rechten Geraden zum Kopf gefällt. In der vierten Runde ging Zunke ruhig und methodisch zu Werk. Er trieb seinen Gegner vor sich her und suchte die Lücke. Obenauer versuchte nur noch zu überleben. Dann wurde er wieder an den Seilen gestellt und beantwortete die Schläge nicht. Der GBA Ringrichter Ruslan Svider nahm ihn aus den Kampf. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 2:26 Minuten: Terry Zunke.
Ebenfalls im Halbschwergewicht boxten Mohammed Boulahya (12 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden) und Badran Badran. Badran wirkte ein wenig überfordert und Boulahya boxerisch und physisch überlegen. Bereits der erste Körpertreffer ließ Badran einknicken. Dann wurde er in einer neutralen Ecke gestellt und nahm Schlag und Schlag. Ringrichter Svider nahm ihn aus dem Kampf heraus. Sieger durch TKO in Runde 1 nach 41 Sekunden: Mohammed Boulahya.
Pascal Wolter (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Murteza Husein (5 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO) kämpften sodann im Cruisergewicht. Wolter machte Druck. Er versuchte Husein zu überrollen. Schon nach wenigen Sekunden fand sich Wolter am Boden wieder. Ringrichter Izzet Kurnaz wertete dies als Ausrutscher. Später war es dann aber wirklich ein Niederschlag. Wolter stürmte nach vorne, geradewegs in eine Rechte von Husein. Wolter versuchte mit Links-Rechts, Links-Rechts zum Ziel zu kommen. Husein nahm den Kopf runter und ging in den Mann hinein. Anfang der dritten Runde kam Wolter mit einer Rechten zum Körper durch, die Husein zu Boden zwang. Auf dem Boden kniend sah er das Handtuch seiner Ecke vor sich auf den Boden fallen. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 1:45 Minuten: Pascal Wolter.
Die beiden Debütanten Nazar Thiaka und Cihad Akipa kämpften anschließend im Super Mittelgewicht gegeneinander. Akipa ging erstaunlich ruhig ans Werk. Er beherrschte die Ringmitte und machte Druck. Er verteilte gut und kam immer wieder mit harten Treffern durch. Thiaka verließ sich auf seine schnellen Beine. Er ging immer wieder schnell rein und raus und kreiste um seinen Gegner. In der zweiten Runde hatte er seine Momente, wenn er Akipa in den Rückwärtsgang zwang. Akipa hatte aber mehr vom Kampf. In der dritten Runde verlor Akipa ein wenig seine boxerische Linie und Thiaka spielte sein Schnelligkeit aus; er brachte nun auch mehr Hände ins Ziel. In der vierten Runde machte dann Akipa wieder mehr Druck und versuchte, den KO zu erzwingen. Sieger nach Punkten: Cihad Akipa
Im Super Weltergewicht boxten Sergey Wotschel (17 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 4 Niederlagen, 1 Unentschieden) und Robin Schöngarth (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO). Wotschel machte den Kampf. Er machte Druck, trieb seinen Gegner vor sich her, stellte ihn immer wieder an den Seilen und ging schön zum Körper. Dann stellte er Schöngarth in einer neutralen Ecke und holte ihn mit zwei Leberhaken von den Beinen. Sieger durch KO, nach 1:52 Minuten: Sergey Wotschel.
Den Abschluss bildete die WBU Europameisterschaft im Cruisergewicht, die zwischen Fatih Altunkaya (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO) und Lars Burry (6 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) ausgeboxt wurde. Altunkaya trieb seinen Gegner vor sich her und deckte ihn ein. Immer wieder kam er mit harten Körpertreffern durch, die Burry sichtlich Schmerzen bereiteten. Burry ging nach mehreren brutalen Körpertreffern in einer neutralen Ecke auf die Knie. Der Ringrichter Kornelius Bernds zählte bis acht. Zur zweiten Runde trat Burry nicht mehr an. Er hatte sich die rechte Hand verletzt. Sieger durch TKO in Runde 2: Fatih Altunkaya.
Das Panther Gym in Köln ist ein guter Ort für Profiboxen. Ich hoffe, hier noch viele unterhaltsame Abende mit Profiboxen geboten zu bekommen.
© Uwe Betker
Profiboxen in Messehalle 7
Halle 7 der Messe Essen, auf der „Mode, Heim und Handwerk“, fand am Freitag, dem 16.11.2018, zum zweiten Mal eine Veranstaltung der German Boxing Association statt. Die GBA machte damit einerseits auf einer großen Verbrauchermesse Werbung fürs Profiboxen. Andererseits wurde das karitative Projekt GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) unterstützt, das sich im Senegal engagiert.
Bevor noch der Berichterstatter in der Halle angekommen war, hatte bereits Christian Hiller (12 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) seinen Comebackfight im Cruisergewicht bestritten. Hiller hatte mehr als zweieinhalb Jahre nicht mehr im Ring gestanden. Er besiegte Mirko Crnovic (11 Kämpfe, 11 Niederlagen, 10 durch KO) durch KO in Runde 1 nach 2:17.
Der ersten Profiboxkampf, den der Berichtersatter dann sah, war die Begegnung im Super Weltergewicht zwischen Hayk Harutunyan (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Cankan Guenyuezlue (16 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 14 Niederlagen, 13 durch KO). Der Sechsrunder war kurz und einseitig. Harutunyan machte den Kampf und Guenyuezlue war überfordert. Bereits bei der ersten Aktion ging Guenyuezlue zu Boden. Hiernach ging er nach einer Rechten aufs Ohr zu Boden und zum dritten Mal nach einer Rechten zum Körper. Dann hatte Ringrichter Kornelius Bernds genug gesehen und brach die Begegnung ab. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:08 Minuten: Hayk Harutunyan.
Maher Ayada (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) und Dogan Kurnaz (20 Kämpfe, 3 Siege, 17 Niederlagen, 16 durch KO) trugen einen Sechsrunder im Mittelgewicht aus. Der Kampf war munter. Beide gingen ein hohes Tempo. Nach zirka einer Minute schlug Kurnaz ins Leere und verletzte sich dabei die Schulter. Er wurde vom Ringarzt behandelt und stellte sich erneut. Nach kurzer Zeit signalisierte er seiner Ecke, dass er nicht mehr weiter boxen könne und es kam ein Handtuch geflogen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2 Minuten: Maher Ayada.
Ebenfalls im Mittelgewicht boxten Ibrahim Ayada (7 Kämpfe, 7 Siege, 7 durch KO) und Ahmed Akit Beide (8 Kämpfe, 8 Niederlagen, 8 durch KO) einen Sechsrunder. Ayada machte Druck und trieb seinen Gegner vor sich her. Er versuchte, vor allem durch Körperhaken zum Ziel zu kommen. Akit Beide versuchte, am Anfang lang zu boxen. Aber schon bald verschanzte er sich oft hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, an den Seilen entlang wegzukommen. In der zweiten Runde ging es so weiter, wobei Ayada den Druck erhöhte und Akit Beide immer wieder sein Heil in Angriffen suchte. Dann wurde er an den Seilen gestellt und mit Körpertreffern eingedeckt, so dass er zu Boden ging. Ringrichter Jens-Uwe Baum zählte bis acht. Akit Beide stellte sich wieder zum Kampf. Kurze Zeit später wurde er von einer harten Rechten zum Kinn schwer zu Boden geschickt, wo er lange lag und ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 2, nach 2:42 Minuten: Ibrahim Ayada.
Den Hauptkampf des Nachmittags bildete die Deutsche Meisterschaft der GBA im Schwergewicht, die von Djuar El Scheich (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (25 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 16 Niederlagen, 14 durch KO) ausgeboxt wurde. Beide boxten hinter einer kompakten Doppeldeckung. Beide boxten gut an, wobei El Scheich mehr machte. In der zweiten Runde wurde nun Bilgetekin aktiver, wodurch er sich seine Momente erarbeitete, aber El Scheich auch die Möglichkeit eröffnete, gute Treffer zu landen. Ende der Runde wurde Bilgetekin in seiner Ecke gestellt und er musste mehrere Treffer nehmen. Im dritten Durchgang war er wiederum so passiv, dass er dafür am Ende von Ringrichter Mike Wissenbach ermahnt wurde. In der vierten Runde musste Bilgetekin dann harte Treffer zum Körper und eine Rechte zum Kopf nehmen, die ihn zu Boden zwang. Am Ende der Runde nahm er noch mehrere harte Kopftreffer, die ihn erneut zu Boden zwangen. Zwar stellte er sich nochmal zum Kampf und holte, durch den Verlust seines Mundschutzes, noch etwas Erholungszeit heraus aber bereits bei der nächsten Aktion nahm er sofort wieder drei Volltreffer zum Kopf. Der Ringrichter ging dazwischen und beendete den ungleich gewordenen Kampf. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 2:33 Minuten: Djuar El Scheich.
Eine Messe ist schon ein ungewöhnlicher Ort für eine Profiboxveranstaltung. Gleichwohl erschien es mir ganz richtig, hier für den Sport zu werben. Gleichzeitig ist GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) eine Organisation, die Unterstützung verdient. Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr zu einer Neuauflage kommt.
(C) Uwe Betker
Eine Schwergewichtsweltmeisterschaft in Deutschland nebst Vorprogramm
Die Arena in Oberhausen war am 26.11.2017 der Austragungsort für die WBA Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Die Halle war gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Vermutlich mochten zu wenige Manuel Charr zutrauen, Weltmeister zu werden.
Insgesamt waren fünf Kämpfe zu sehen. Den Anfang machten Mohammed Berkdash (12 Kämpfe, 12 Siege, 9 durch KO) und Istvan Zeller (57 Kämpfe, 38 Siege, 12 durch KO, 19 Niederlagen, 13 durch KO) mit einem Sechsrunder im Halbschwergewicht. Der Rechtsausleger Berkdash beherrschte die Ringmitte und trieb sein Gegenüber vor sich her. Der versuchte vor allem, dem Schlagabtausch zu entgehen. Es gab nur zwei erwähnenswerte Aktionen in der ersten Runde und bei diesen hatte Zeller schon Schwierigkeiten. In der zweiten Runde ging Zeller nach einem rechten Kopfhaken runter und BDB Ringrichter Jürgen Langos zählte bis acht. In der dritten Runde nutzte Zeller dann jede Gelegenheit, Zeit zu gewinnen, indem er zu Boden glitt, weil er sich runter gedrückt oder geschubst fühlte. In der vierten Runde meine ich gesehen zu haben, dass er einmal zurückschlug. Kaum war das aber geschehen, rutschte er, angeblich geschoben, durch die Ringseile. In der fünften Runde wurde Zeller, dann mal ein Punkt abgezogen für seine Verzögerungstaktik. Er hatte es geschafft, mehrfach mit Kopf und Oberkörper durch die Seile zu gehen. In der sechsten Runde wackelte der Pazifist Zeller noch mehrfach, aber er erreicht den Schlussgong. Bemerkenswert an dem Kampf war die stoische Ruhe, mit der Berkdash zu Werke ging. Er ließ sich kaum irritieren und boxte einfach seinen Kampf. Einstimmiger Punktsieger: Mohammed Berkdash.
Anschließend stiegen Ryan Hatton (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Attial Orsos (39 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 23 Niederlagen, 20 durch KO, 1 Unentschieden) für einen Vierrunder im Halbschwergewicht in den Ring. Der Kampf gestaltete sich ganz anders als der vorangegangene. Beide stellten sich nämlich zum Kampf. Hatton boxte sauber und verteilte gut. Eine Linke zum Körper kombiniert mit einer Rechten zum Kopf fällte Orsos das erste Mal. Kurze Zeit später kam Hatton mit einem harten Leberhaken durch und Langos zählte durch. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:53 Minuten: Ryan Hatton.
Im Superfedergewicht trafen sodann Marek Jerzejewski (13 Kämpfe, 13 Siege, 12 durch KO) und Karoly Gallovich (16 Kämpfe, 10 Siege, 6 Niederlagen, 5 durch KO) für einen Achtrunder aufeinander. Der Kampf war kurz und knackig. Jerzejewski stellte seinen Gegner direkt in seiner Ecke und fällte ihn mit Körperhaken. Gallovich stellte sich wieder, wurde wieder gestellt und ging nach brutalen Körperhaken erneut zu Boden. Ringrichter Maurizio Rinaudo zählte den sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmenden Gallovich aus. Sieger durch KO in Runde 1, nach 49 Sekunden: Marek Jerzejewski.
Sam Maxwell (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Ozcar Fiko (54 Kämpfe, 29 Siege, 15 durch KO, 24 Niederlagen, 11 durch KO, 1 Unentschieden) maßen ihre Kräfte in einem Sechsrunder im Superleichtgewicht. Maxwell machte von der ersten Sekunde an Druck. Er zeigte gutes Boxen, eine schöne Führhand und er verteilte gut. Nach ca. zwei Minuten lief Fiko in eine Rechte von Maxwell hinein und ging zu Boden. Er schaffte es, wieder hoch zu kommen und das Ende der Runde zu erreichen. In der zweiten Runde erhöhte Maxwell den Duck, aber Fiko hielt dagegen. Fiko boxte tapfer und versuchte, sich mit Schwingern und indem er in den Gegner hereinstürmte Maxwell vom Hals zu halten. In der nächsten Runde kam Maxwell aber wieder mit einer harten Rechten zum Kopf durch, die Fiko einknicken und seinen Mundschutz verlieren ließ. Dadurch dass der Mundschutz erst mal gesäubert und wieder eingeschoben werden musste, gewann Fiko zwar Zeit, aber es nutzte ihm nichts. Kurze Zeit später fiel er krachend auf die Bretter. Ein rechter Kopfhaken hatte ihn gefällt. Fiko kam zwar wieder hoch und stellte sich dem Kampf, aber noch weitere Treffer zu Körper und Kopf ließen ihn zu Boden sinken. Der Ringrichter stoppte den Kampf.
Sieger durch KO in Runde 3, nach 1:50 Minuten: Sam Maxwell.
Nach einer einstündigen Pause kam dann der Hauptkampf. Es war natürlich die WBA Weltmeisterschaft im Schwergewicht zwischen Manuel Charr (35 Kämpfe, 31 Siege, 17 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Alexander Ustinov (36 Kämpfe, 34 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlage). Es war Ustinov, der in den ersten drei Runden den Kampf machte. Er beherrschte weitestgehend die Ringmitte und trieb Charr vor sich her. Er nutzte seinen Reichweitenvorteil. Charr dagegen boxte verhalten. Er verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und konterte selten. In der zweiten Runde fing Ustinov dann an, seine Führhand fallen zu lassen, um Charr zu einer Aktion zu verleiten. Ustinov sah bis dahin aus, wie der sichere Sieger. In der dritten Runde zog Charr sich einen Cut über dem linken Auge zu. Das veranlasste Charr nun, mehr zu machen und er kam auch mit schönen einzelnen Händen ins Ziel.
In der vierten Runde übernahm Charr das Kommando im Ring. Er kam mehrfach mit seiner linken Graden und seinem rechten Cross durch. Er ging mehr in den Infight, wo er punktete und Ustinov passiv blieb. Der Kampf hatte sich gedreht. In der folgenden Runde bestimmte Charr den Kampf und Ustinov konnte ihn sich nicht mehr vom Hals halten. Ustinovs Manager Wlad Runow, der bis dahin ruhig am Ring gesessen hatte, hielt es auf seinem Platz nicht mehr aus. Er ging in die Ecke seines Schützlings und brüllte in den Ring. In der sechsten Runde versuchte Ustinov mit der ausgestreckten Führhand den Abstand zu Charr zu halten. Dieser wich aber nach rechts aus und brachte eine Rechte zum Kopf durch. Das veranlasste Ustinov dazu, diesen Klitschko-Trick nicht mehr zu versuchen. Nach ca. einer Minute des siebten Durchgangs nahm Ustinov einen linken Haken zum Kinn, der ihn einknicken ließ. Danach nahm er immer wieder Schläge, die ihn auch mehrfach einknicken ließen. Er fiel aber nicht. Am Ende der nächsten Runde brachte ein knackiger linker Kinnhaken Ustinov schließlich zu Boden. Der gute WBA Ringrichter Tony Weeks zählte acht und dann war auch schon die Runde zu Ende. In der neunten Runde trieb Charr seinen Gegner vor sich her und suchte die Lücke. Er suchte den KO. Der aber kam nicht. Manager Runow verließ währenddessen die Halle. Zu Beginn der zehnten Runde tanzte Charr nur noch um Ustinov herum, ohne ihn anzugreifen. Er zeigte ihm, dass er nicht müde war und sehr viel schneller als sein Gegner. Bis zum Schlussgong verwaltete und baute Charr seinen Punktevorsprung aus, ohne noch ein großes Risiko zu gehen. Zur letzten Runde kam Runow wieder.
Am Ende stand ein einstimmiger und recht deutlicher Punktsieg (Stefano Carozza 115:111, John Porturaj 116:111, Stanley Christodolou 115:112) für Manuel Charr. Seine ersten Worte zu den Zuschauern in der Halle lauteten: „Deutschland ist Weltmeister!“
© Uwe Betker
Das ganz große Finale von Werner Kreiskott
Kurz nach Mitternacht war der Kultboxer endgültig Geschichte geworden. Er stand nach seinem letzten Kampf als Sieger im Ring umgeben von Familie, Weggefährten, Freunden und vielen, die ihm geholfen hatten. Es war ein bewegender Moment. Über elf Jahre war Kreiskott Teil des Boxens in Deutschland gewesen und nun gehört dieser Teil der Geschichte und den Erinnerungen an.
Die Veranstaltung von Kreiskott war genauso wie seine Veranstaltungen immer sind, nur besser. Auch sein Kampf war so wie seine Kämpfe immer sind, nur schwerer. Die Veranstaltung war wie immer voll gepackt mit Kämpfen – und es waren dieses Mal richtige Knallerkämpfe dazwischen. Sein eigener Kampf war eine an die Substanz gehende Schlacht, in der der Mann, der den stärkeren Willen hatte, gewann.
Insgesamt waren 14 Kämpfe zu sehen, fünf nach K1 Regeln und neun Profikämpfe. Den Anfang beim Profiboxen machten im Super Mittelgewicht Phillip Kolodziej (16 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO, 6 Niederlagen, 6 durch KO) und Ahmed Akit Beide (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO). Akit Beide boxte sehr defensiv, verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und wirkte nachgerade pazifistisch. Kolodziej punkte mit seiner Führhand. In der zweiten Runde erhöhte er den Druck und versuchte, durch Körpertreffer die Deckung von Akit Beide runterzuziehen; das funktionierte auch. Eine schöne Linke zum Kopf brachte Akit Beide zu Boden. Der stellte sich wieder und erreichte die Rundenpause. Am Anfang der dritten Runde musste er erneut nach einer Kombination zu Boden. Danach wurde Akit Beide dann buchstäblich durch den Ring geprügelt. Er kassierte viel. Immer wieder drehte er ab. Irgendwann hatte der GBA Ringrichter Roman Morawiec genug gesehen und brach den sehr ungleichen Kampf ab. Eine sehr gute Entscheidung.
Als nächstes stiegen für einen Sechsrunder im Schwergewicht Timur Stark (11 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 2 Niederlagen) und Emre Altintas (25 Kämpfe, 10 Siege, 6 durch KO, 14 Niederlagen, 13 durch KO, 1 Unentschieden) in den Ring. Der von Artur Grigorian trainierte Stahl boxte souverän und schön grade. Altintas hielt dagegen, zog aber bei den Schlagabtäuschen regelmäßig den Kürzeren. Am Ende der Runde brachte eine schöne Links-Rechts-Kombination zum Kopf Altintas zu Boden. In der zweiten Runde machte Stahl da weiter, wo er in der vorangegangen aufgehört hatte. Altintas ging direkt zu Anfang der Runde erneut nach einer Kombination zum Kopf zu Boden. Zwar stellte sich Altintas noch mal zum Kampf, aber kurze Zeit später fällte ihn ein brutaler rechter Kopfhaken zur Schläfe erneut. Der Ringrichter Jens-Uwe Baum winkte den Kampf direkt ab. Sieger durch KO in Runde 2, nach 40 Sekunden: Timur Stark.
Marco Martini (16 Kämpfe, 13 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen) und David Tlashadze (37 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO, 18 Niederlagen, 7 durch KO, 2 Unentschieden) bestritten einen Sechsrunder im Super Weltergewicht. Tlashadze versuchte sich seinen Gegner mit seiner langen Führhand vom Hals zu halten. Wie Klitschko ließ er sie ausgestreckt stehen. Martini versuchte seinerseits an den Mann heran zu kommen. Ende der Runde konnte Tlashadze die Führhand nicht mehr ausgestreckt halten, wodurch Martini besser an ihn herankam und die ersten Treffer setzen konnte. In der zweiten Runde wurde die Begegnung munter. Martini erhöhte den Druck, versuchte Tlashadze zu stellen und mit Kombinationen einzudecken. Tlashadze verlegte sich aufs Kontern. Wobei er vor allem rechte Graden und linke Körperhaken schlug Die dritte Runde verlief nach dem gleichen Muster, nur mit dem Unterschied, dass Martini immer dominanter wurde. In der vierten, fünften und sechsten Runde nahm Tlashadze viel. Mehrfach sah es so aus, als ob Kopfhaken, die er nehmen musste, ihn einknicken ließen.
Einstimmiger Punktsieger (60:54): Marco Martini.
Es folgte der Kampf um die vakante Deutsche Meisterschaft im Schwergewicht nach Version GBA, um die Patrick Korte (12 Kämpfe, 12 Siege, 10 durch KO) und Hasan Kurnaz (8 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO) stritten. Korte machte von der erste Sekunde an Druck. Dabei agierte er aber ruhig und überlegt. Er boxte gut oben an und versuchte dann, die Doppeldeckung von Kurnaz durch Körpertreffer nach unten zu ziehen. Der wiederum versuchte, von seinem Gegner wegzukommen und gelegentlich zu kontern. Offensichtlich wollte Kurnaz Korte ermüden. Damit war das Kampfmuster etabliert. In der dritten Runde wurde Kurnaz zum ersten Mal angezählt. Korte hatte ihn an den Seilen gestellt und ließ ihn nicht mehr weg. Ein Schlaghagel ließ Kurnaz dann auch zusammensacken. Der Kampf wurde nun hektisch, wobei der sehr souveräne Ringrichter Jens-Uwe Baum zu jeder Zeit angemessen und ruhig agierte. Korte suchte ungestüm den KO und schlug dabei auch auf den Hinterkopf. Baum unterband das sofort und verwarnte ihn dafür. Nach einem weiteren Schlaghagel musste Kurnaz erneut zu Boden. Da Korte nicht die neutrale Ecke fand unterbrach Baum das Zählen und schickte Korte in die entsprechende Ecke. Damit hatte Korte seinem Gegner zusätzliche Erholungszeit gegönnt. Die konnte Kurnaz aber nicht mehr wirklich nutzen. Kurze Zeit später wurde er in einer neutralen Ecke gestellt. Nach einem brutalen rechten Haken auf die Schläfe ging er wieder zu Boden. Baum brach an dieser Stelle den Kampf ab.
Sieger durch KO in Runde 3, nach 2:28. Patrick Korte.
Im Super Mittelgewicht trafen Slim Ben Khalifa (10 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und René Oeffner (11 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) für einen Achtrunder aufeinander. Es war das typische Aufeinandertreffen von einem Fighter auf einen Boxer. Ben suchte den Schlagabtausch und machte Druck. Oeffner wollte boxen und beschränkte sich weitestgehend darauf, seine Führhand rauszustechen und die Schläge zu blocken. Es gab nur wenige Treffer. In der zweiten Runde machte Oeffner mehr. In der dann folgenden Runde versuchte Ben immer wieder mit Gewalt den Schlagabtausch, wurde aber ein ums andere Mal abgekontert. In der vierten Runde schien Khalifa leichte Konditionsprobleme zu bekommen. Er versuchte weiter mit Gewalt ans Ziel zu kommen, aber viele Schläge trafen nur die Deckung. Oeffner konterte und punktete, aber er machte zu wenig. In der siebten Runde zog sich Oeffner einen Cut auf der Nasenwurzel zu. Kurz sah es so aus, als müsste der Kampf abgebrochen werden. Der Kampf wurde aber fortgesetzt und wurde dann härter. Khalifa versuchte, den Cut weiter zu öffnen und Oeffner versuchte, den Kampf noch zu drehen.
Einstimmiger Punktsieger (Thomas Hackenberg 77:76, Jens-Uwe Baum 77:74 und Goran 78:74): Slim Ben Khalifa.
Ebenfalls im Super Mittelgewicht gab Timo Rost sein Profidebüt in einem Sechsrunder gegen Dominik Tietz (14 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 8 Niederlagen, 6 durch KO). Rost dominierte den Kampf von Beginn an. Er übernahm die Ringmitte und trieb mit seiner steifen Führhand seinen Gegner vor sich her; seine Rechte zog als Haken zum Kopf oder Körper hinterher. Zu Beginn der dritten Runde forderte er seine zahlreich mitgereisten Fans auf, ihn zu unterstützen, was die dann auch taten. Als Gegenleistung deckte er Tietz sofort mit einem Schlaghagel ein. Rost, ein Schützling von Rüdiger May, stellte seinen Gegner immer wieder und deckte ihn mit Kombinationen ein. Am Ende der vierten Runde schickte Rost seinen Gegner dann auch mit einer Rechten zum Körper auf die Bretter. Bevor der Kampf weitergehen konnte, ertönte der Pausengong. Schon nach einer Minute in der folgenden Runde musste Tietz erneut nach einem rechten Körpertreffer zu Boden und nahm danach noch viele weitere harte Treffer. Zu Beginn der sechsten Runde schickte Rost Tietz wieder zu Boden, wieder durch einen rechten Körpertreffer. Der Ringrichter winkte dann schließlich den Kampf ab, weil ein Handtuch im Ring lag.
Sieger durch TKO in Runde 6, nach 23 Sekunden: Timo Rost.
Es folgten drei Titelkämpfe in Folge. Nawid Haksamdieh (9 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO) und Sandro Luetke Bordewick (14 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO) machten mit ihrer Internationalen Deutschen Meisterschaft im Halbweltergewicht den Anfang. Haksamdieh, zeigte schnelle Beine und schnelle Hände. Er kreiste um seinen Gegner und verteilte seine Schläge. Anfang der zweiten Runde brachte eine grade Führhand zum Kopf Luetke Bordewick zu Boden. Es folgte ein weiterer Niederschlag durch eine Rechte zur Schläfe. Der endgültige KO kam durch einen knallharten Kinnhaken durch die Mitte. Ringrichter Baum winkte den Kampf zu Recht sofort ab und nahm dem schwer Getroffen den Mundschutz raus.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:29 Minuten: Nawid Haksamdieh.
Sherif Morina und Said Mundi kämpften im Weltergewicht um die Internationale Meisterschaft der WBF. Beide Boxer zeigten ein technisch sehr gutes Boxen. Der größere Mundi versuchte, seinen Reichweitenvorteil zu nutzen und mit seiner Linken zu punkten. Morina überbrückte immer wieder schnell die Distanz und kam ein ums andere Mal mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch. Beide boten Boxen aus dem Lehrbuch. Es war der technisch beste Kampf des Abends. In der fünften Runde erhöhte Morina den Druck. Es sah alles danach aus, als ob er auf einen KO-Sieg ausgehen wollte. Mundi schien auch einmal erschüttert gewesen zu sein. Ende der siebten Runde holte Morina seinen Gegner dann auch mit einer Linken zum Körper von den Beinen. Er hatte jedoch keine Möglichkeit, ihn zu finischen, da der Gong ertönte. Gleich am Anfang der nächsten Runde fand sich Mundi wieder auf dem Boden. Eine lange Kombination ließ ihn einknicken. Kurze Zeit später stellte Morina Mundi in seiner Ecke und ließ ihn nicht mehr raus. Schlag um Schlag fand sein Ziel. Mundi sank schließlich unter diesem Schlaghagel zu Boden. Der WBF Ringrichter Christophe Hembert zählte bis acht und brach den Kampf ab.
Sieger durch TKO in Runde 8, nach 2:27 Minuten; Sherif Morina.
Den Schlusspunkt bildete dann der Abschiedskampf von Werner Kreiskott (46 Kämpfe, 25 Siege, 17 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO). Es ging um den Weltmeistertitel der UBO und die Internationale Meisterschaft der WBF im Schwergewicht. Sein Gegner war Gogita Gorgiladze (56 Kämpfe, 36 Siege, 30 durch KO, 20 Niederlagen, 9 durch KO). Beide begannen verhalten. Sie tasteten einander ab und studierten einander. Aktionen gab es nur wenige. Die zweite Runde war dann schon etwas munterer, in der beide Boxer versuchten, einander zu provozieren. Kreiskott zeigte dabei die besseren Aktionen. So ging es dann auch in der dritten Runde weiter. Am Ende der vierten Runde stellte Kreiskott seinen Gegner in einer neutralen Ecke und deckte ihn mit Schlägen ein. Gorgiladze schien nur mit Mühe das Rundenende zu erreichen. Es folgte eine kreiskottypische Materialschlacht mit vielen harten Aktionen, bei denen beide Boxer viel austeilten, aber auch viel nahmen. In der fünften und sechsten Runde ging es so weiter. In der folgenden Runde erhöhte Kreiskott, der von Garip Ilbay betreut wurde, den Druck. Immer wieder kam er durch, aber Gorgiladze schien durch Treffer nicht beeindruckt werden zu können. In der achten Runde hatte er dann sogar seine Momente; zweimal kam er hart durch. Am Ende der neunten Runde sah es dann wieder danach aus, als könnte Kreiskott vorzeitig gewinnen. Aber Gorgiladze blieb stehen. Der Kampf wogte hin und her. Für Freunde des technischen Boxens das allerdings nichts. In der zwölften und letzten Runde versuchte jeder der beiden Kotrahenten, den anderen KO zu schlagen, wobei Kreiskott dies vielleicht noch etwas mehr wollte. Am Ende hob Ringrichter Thomas Hackenberg den Arm von Werner Kreiskott.
Sieger nach Punkten: Werner Kreiskott.
Kreiskott hat seinen letzten Kampf als Profiboxer wieder aufgrund einer unglaublichen Konditions- und Willensleistung gewonnen. In der vierten Runde hatte er sich den Kiefer gebrochen. Darüber sprach er in der Halle aber nicht. Es ist ein großer Fighter, der hier seine lange Karriere beendete. Wir werden ihn als Boxer vermissen. Als Veranstalter wird er aber weitermachen. Bei aller Wehmut über das Ende der Profikarriere muss man aber auch froh darüber sein, dass hier ein Mann den richtigen Zeitpunkt für seinen Schlusspunkt gewählt hat. Werner Kreiskott – Respekt!
© Uwe Betker
Boxen auf dem Fußballplatz
Boxveranstaltungen auf Fußballplätzen kennt man eigentlich aus den zwanziger und fünfziger Jahren. Aber Björn Sothmann wählte für seine erste Veranstaltung einen Aschenplatz in Essen. Die Veranstaltung stand unter keinem guten Stern oder besser gesagt unter keinen guten Wolken. Denn bis kurz vor dem Beginn regnete es. Da aber im Vorverkauf bereits fast alle Eintrittskarten verkauft worden waren, stand dem Beginn der Show nichts im Wege. Das Problem war nur der Weg an den Ring und zu den Stühlen. Es war matschig.
Den Anfang machten zwei weibliche Debütantinnen im Super Leichtgewicht, Susan Kolukisa und Maike Sieberger. Kolukisa begann gut, verlor aber nach 30 Sekunden die Linie und Sieberger punkte mit der Führhand. In der zweiten Runde war Kolukisa wieder stärker, sie schob sich an ihre Gegnerin ran und brachte einige gute und harte Hände ins Ziel. Die dritte Runde war fast ausgeglichen und es gab viele Schlagabtausche. In der vierten Runde begann Kolukisa stark und stellte Sieberger in einer neutralen Ecke und deckte sie ein. Hiernach wogte der Kampf hin und her. Am Ende stand ein Unentschieden.
Es folgte ein Kampf im Schwergewicht zwischen Hasan Kurnaz (7 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (17 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO, 9 Niederlagen, 8 durch KO). Kurnaz bestimmte weitest gehend den Kampf. Er hatte seine besten Momente, wenn er mit seiner Linken zum Körper ging. Bilgetekin beherrschte im zweiten Durchgang die Ringmitte und hatte seine Momente, wenn er eine Links-rechts-Kombination schlug. In der dritten Runde drehte Kurnaz auf. Er stellte Bilgetekin in dessen eigener Ecke und deckte ihn mit Kombinationen ein. Kaum war dieser aus der Ecke heraus, wurde er erneut an den Seilen gestellt und ging nach vielen Schlägen und vor allem einen einem Linken Kopfhaken zu Boden. Er wurde von GBA Ringrichter Roman Morawiec angezählt. Er stellte sich wieder, aber er wurde direkt wieder gestellt und musste nach einem rechten Kopfhaken wieder zu Boden. Während er angezählt wurde signalisierte er, dass er nicht mehr wolle. Sein Trainier reagierte und warf das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 50 Sekunden: Hasan Kurnaz.
Hiernach gab es den ersten Titelkampf des Abends. Sandro Lütke Bordewick (13 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 7 Niederlagen, 6 durch KO) und Sergej Vib (16 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO, 8 Niederlagen, 6 durch KO) boxten die vakante Deutsche Meisterschaft im Leichtgewicht der German Boxing Association aus. Von der ersten Sekunde an, wurde der Kampf verbissen und hart geführt. Bordewick versuchte seinen Reichweitenvorteil zu nutzen, was ihm aber nicht gelang. Vib brachte die härteren Treffer ins Ziel. Immer wieder kam er mit dem Rechten Cross durch. Schon nach der ersten Runde sah es so aus, als ob Bordewick Konditionsproblem hätte. Ab der zweiten Runde versuchte Bordewick nur noch ganz selten lang zu boxen. Oft machte er sich klein, boxte nicht an und versuchte Haken zu schlagen, weshalb er immer mehr Schläge kassierte. In der Ringpause nach der zweiten runde wollte sein Trainer ihn schon aus dem Kampf nehmen, wenn er nicht mehr und besser boxen würde. Die dritte und vierte Runde war etwas verhaltener, aber Bordewick bekam dennoch weiter Prügel. Anfang der fünften Runde hatte er seine beste Szene, als er Vib in dessen eigener Ecke stellte. Aber nahezu alle Schläge trafen nur die Deckung. Im siebten Durchgang war nicht mehr zu übersehen, dass Bordewick tapferer ist, als für seine Gesundheit zuträglich. Irgendwann signalisierte er dann endlich seiner Ecke, dass er genug hat. Ein Handtuch flog. Sieger durch TKO in Runde 7 nach 2:35: Sergej Vib.
Den sportlichen Hauptkampf des Abends bestritten zwei Frauen, Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Sandy Coget (16 Kämpfe, 9 Siege, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden). Dabei ging es um den WM Titel der UBO, Universal Boxing Organization, und dem Intercontinentaltitel der WBF von Sahin. In der ersten runde beherrschte Sahin, wie weitestgehend im ganzen Kampf, die Ringmitte und trieb Coget vor sich her und sammelte ihre Punkte. Coget wich zurück und versuchte gar nicht ihren erheblichen Reichweitenvorteil zu nutzen. In der zweiten Runde machte sie dann mehr, wodurch die Runde ausgeglichener war. In der dritten Runde erwischte Sahin Coget mit einer Rechten, als sie außer Balance war, wodurch diese dann sich auf dem Ringboden wieder fand. Der Ringrichter Thomas Hackenberg zählte bis acht. Die folgende Runde war hart umkämpft, wobei Sahin am Ende die klareren Treffer in Ziel brachte. Die sechste Runde ging an Coget. Sie boxte lang, nutzte ihren Reichweitenvorteil, wodurch Sahin nicht an sie heran kam. Die folgende Runde war wieder ausgeglichener. Beide Boxerinnen hatten ihre Momente. In der achten Runde konnte Coget, obwohl sie mehrfach gut durch kam sich Sahin nicht mehr vom Hals halten. In der folgende Runde bestimmet Sahin weitest gehend das Ringgeschehen. In der zehnten Runde gaben beide Boxerinnen noch einmal Gas. Es gab viel Schlagabtausche, aber wenig Treffer. Die Punktrichter werteten 95:94, 95:93 und 98:91. Einstimmige Punktsiegerin: Özlem Sahin.
Nach einer Pause, in der Cheerleader tanzten, trafen die beiden Schwergewichtler Ali Kiydin (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Muhammed Ali Durmaz (34 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO, 24 Niederlagen, 21 durch KO) aufeinander. Kiydin deckte seinen Gegner von der ersten Sekunde an mit Schlägen ein und ließ ihm keine Chance. Nach drei Niederschlägen nahm Ringrichter Thomas Hackenberg Durmaz aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:15: Ali Kiydin.
Shokran Parwani (8 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO) und Frank Blümle (19 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) boxten um den International Titel der World Boxing Federation im Cruisergewicht. Die Vorteile in dem schönen Kampf wechselten von Runde zu Runde. Parwani begann verhalten. Er zeigte eine schöne lange Führhand. Blümle ersuchte mit überraschenden Angriffen ans Ziel zu kommen. Wobei die Runde ab Blümle ging. In der zweiten Runde erhöhte Parwani den Druck. Es sah so aus, als ob Blümle nach einem rechten Kopftreffer kurz wackelte. In den folgenden Runden zeigten beide Boxer gutes Boxen, wobei Blümle mehr Hände ins Ziel brachte. Die vierte Runde ging wiederum an Parwani. In der fünften Runde kam wie aus dem Nichts ein perfekt getimter Leberhaken, der Blümle zu Boden schickte. Blümle kam nicht mehr rechtzeitig hoch. Sieger durch KO in Runde 5 nach 2:05 Minuten: Shokran Parwani.
Den Hauptkampf des Abend bestritt der Essener Lokalmatador Patrick Korte (11 Kämpfe, 11 Siege, 9 durch KO). Er traf auf Davit Gorgiladze (19 Kämpfe, 13 Siege, 11 durch KO, 6 Niederlagen, 6 durch KO). Korte wollte dem Publikum, welches vor allem wegen ihm gekommen war etwas bieten und er bot ihnen viel. Er stieg in den Ring um zu zerstören. Bereist mit der ersten Aktion ließ er Gorgiladze in die Seile taumeln. Dann fing Korte an seinen Gegner systematisch zu demontieren. Mehrfach kam er mit der Rechten zum Körper durch. Eine von diesen Schlägen zwangen dann Gorgiladze auch zu Boden. Dieser ging dann kurz vor Rundenende mit dem Knie zu Boden, um sich noch einmal anzählen zu lassen, den Kampffluss von Korte zu unterbrechen um die Runde zu überstehen. In der zweiten Runde arbeitet Korte systematischer. Er verteilte die Schläge. Ende der Runde „verlor“ Gorgiladze seinen Mundschutz um eine kleine Pause zu gewinnen. In der dritten Runde war Gorgiladze nur noch auf der Flucht und Korte auf der Jagd. Eine Rechte zum Körper zwang Gorgiladze erneut zu Boden. Ein Rechte zur Schläfe beendete dann den Kampf: Sieger durch KO in Runde 3 nach 25 Sekunden: Patrick Korte.
Obwohl es am Abend doch recht kühl wurde, war die Boxveranstaltungen auf dem Fußballplatz von Björn Sothmann ein voller Erfolg.
© Uwe Betker
Ringschlachten in Velbert
Der Wuppertaler Kultboxer und Veranstalter Werner Kreiskott zog für einen Tag in die Nachbarstadt Velbert. Dort fand am 19.09.2015 in der EMKA Sportarena eine bemerkenswerte Veranstaltung statt. Zwölf Kämpfe standen auf dem Programm, von denen sechs Profiboxkämpfe waren. Der Hauptkampf war sogar eine Weltmeisterschaft, wenn auch nur nach Version WBU, aber immerhin – und wenn die Veranstaltung was hermachen will, dann muss das Kind ja schließlich auch einen Namen haben.
Der einzige Frauenboxkampf des Abends war auch gleich der erste Profiboxkampf des Abends. Dabei trafen im Leichtgewicht Ikram Kerwat (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO) und Bojana Libiszewska (9 Kämpfe, 1 Sieg, 8 Niederlagen) aufeinander. Kerwat, die vom ehemaligen Weltmeister im Super Mittelegewicht Sven Ottke sekundiert wurde, bestimmte den Kampf, wenn auch ohne viele Aktionen. Sie war die klar bessere Boxerin und dominierte den Vierrunder nach Belieben. Ihre Beinarbeit und ihre Deckung waren, soweit ich das nach dem,was ich gesehen habe, jetzt sagen kann, gut. Aber sie macht eben extrem wenig. Pro Runde gab es nur eine Handvoll Aktionen. Meist standen sich die beiden Boxerinnen fintierend gegenüber. Manchmal ließ Kerwat auch lässig ihre Führhand fallen, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Sie zeigte auch zwischendurch Andeutungen eines Bolo Punches. Dem folgten dann aber keine Aktionen. Die unterhaltsamste Runde war die dritte. In der kam Kerwat am Ende mit einem rechten Schwinger zum Kopf durch, der Libiszewska einknicken ließ. Kerwat setze nach und konnte noch einen rechten Schwinger ins Ziel bringen. Libiszewska erreichte klammernd die Ringpause. Der Punktsieg von Ikram Kerwat war eindeutig.
Es folgte ein Gefecht im Cruisergewicht, das auf 10 Runden angesetzt war, aber nur 46 Sekunden dauerte. Sanel Papic (16 Kämpfe, 16 Siege, 13 durch KO) traf auf Slobodan Jankovic (7 Kämpfe, 1 Sieg, 5 Niederlagen, 5 durch KO). Papic war von Anfang an auf der Jagd und Jankovic auf der Flucht. Praktisch in der ersten Aktion fällte Papic dann auch schon seinen Gegner. Zwei Leberhaken in der Ecke von Papic brachten Jankovic zu Boden. Dann flog ein Handtuch. TKO in Runde 1.
Es folgte der Kampf Emin Atra (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) gegen Radovan Petrovic (10 Kämpfe, 10 Niederlagen, 9 durch KO) im Super Mittelgewicht. Von einem Kampf mag ich eigentlich gar nicht sprechen. Mir stellte sich das Ganze eher als eine Demonstration von Arbeitsverweigerung durch Herrn Petrovic dar. Er ließ die sich dann auch schon bald nach einem Wischer zu Boden fallen. Kurze Zeit später ging er erneut schmierentheatermäßig zu Boden – je nach Perspektive: aufgrund eines Schlags auf die Schulter oder nach einem Kopfstreichler. Der Ringrichter Arno Pockrand fing an zu zählen. Dann kam ein Handtuch geflogen, aber Pockrand ließ sich nicht beirren und zählte bis 10. Immerhin bekommt Petrovic nun eine Zwangspause, in der er nicht Veranstalter, Gegner und Publikum auf die Nerven gehen kann durch seine Arbeitsverweigerung. Sieger durch KO in Runde 1 nach 1 Minute 19 Sekunden: Emin Atra.
Die folgenden drei Kämpfe entschädigten mich dann aber vollends für das Vorangegange. Um es vorab zu sagen: Das Hauptprogramm war einfach klasse. Marco „Krawallo“ Martini (6 Kämpfe, 6 Siege, 2 durch KO) und Jovica Jovanovic (4 Kämpfe, 1 Sieg, 3 Niederlagen, 1 durch KO) stiegen für einen Sechsrunder in den Ring. Von der ersten bis zur letzten Minute standen die beiden Kontrahenten Fuß an Fuß und deckten sich mit Schlägen ein. Die ersten zwei Runden waren einfach nur intensiv. Beide gingen ein extrem hohes Tempo. Sie hielten sich nur sehr selten mit Anboxen auf, sondern suchten und fanden gleich den Schlagabtausch. Mit Körper- und Kopfhaken deckten sie sich ein, wobei Martini meist die Oberhand behielt. Jovanovic steckte aber zu keinem Zeitpunkt auf. Ende der dritten Runde bekam Martini sein Leistungstief, das anhielt bis zum Ende der nächsten Runde, die auch deutlich langsamer geführt wurde. In dieser Zeit nahm er mehr als sein Gegner. In der folgenden Runde erhöhte Martini dann wieder das Tempo und hatte auch wieder mehr vom Kampf. Beide Boxer nahmen im Laufe des Kampfes viele Schläge. Am Ende der Materialschlacht stand ein Punktsieg für Marco Martini.
In der GBA Juniorenmeisterschaft im Halbschwergewicht trafen David Saric (7 Kämpfe, 7 Siege, 7 durch KO) und Kevin Laubach (5 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) aufeinander. Saric kam am Anfang der ersten Runde mit einem schönen präzisen rechten Cross zur Schläfe durch und war damit auf der Siegerstraße, die er nicht mehr verließ. Im Laufe der Runde kam er auch noch mehrfach schön mir rechten Kopfhaken und Körperhaken durch. Die Linke von Laubach war schlicht zu langsam für die Rechte von Saric. Auch in der zweiten Runde nahm Laubach viele Treffer. Wobei Saric ruhig und überlegen boxte. Es war nur noch die Frage, wann und wie der Kampf zu Ende gehen würde. In der dritten Runde erhöhte Saric den Druck und ließ nicht mehr von seinem Gegner ab. Laubach stand an den Seilen und kam nicht mehr weg. Irgendwann sackte er einfach in sich zusammen und wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 3 nach 1 Minute 45 Sekunden: David Saric.
Hauptkampf des Abends war dann die vakante Interimsweltmeisterschaft im Schwergewicht nach Version World Boxing Union zwischen Werner Kreiskott (43 Kämpfe, 22 Siege, 16 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO) und Zoltan Csala (13 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO). Um es gleich vorweg zu sagen: Es war eine Ringschlacht. Beide hielten sich nicht lange mit Abtasten und Studieren des Gegners auf. Sie gingen vielmehr direkt aufeinander los und versuchten sich gegenseitig KO zu schlagen. Die ersten drei Minuten waren ein nahezu ununterbrochener Schlagabtausch, der hin und her wogte. Keiner konnte für sich einen klaren Vorteil herausarbeiten. In der zweiten Runde verlegte sich Kreiskott dann darauf, mehr zum Körper zu gehen, was Csala auch offensichtlich nicht gut vertrug. Der KO Sieg für Kreiskott war schon zum Greifen nah. Dann plötzlich, am Ende der Runde, lief Kreiskott in eine Rechte hinein, die ihn fast durch die Seile schlug. Er wurde von Ringrichter Mustafa Erenay angezählt. Die verbleibende Zeit bis zur Rundenpause versuchte Kreiskott nur noch irgendwie zu überstehen, während Csala auf ihn eindrosch.
Die dritte Runde setzte dort an, wo die zweite aufgehört hatte. Kreiskott, der wohl immer noch nicht ganz da war, nahm und Csala deckte ihn mit harten Schlägen ein. Aber dann bekam Kreiskott den „zweiten Wind“ und drehte den Kampf doch noch mal. Erst gab es einen offenen Schlagabtausch nach dem anderen. Dann deckte er seinen Gegner mit Schlägen ein. Am Ende der Runde war Csala kurz vor dem KO. Er spuckte den Mundschutz aus, um sich ein paar Sekunden Luft zu verschaffen. In der folgenden vierten Runde trieb Kreiskott Csala vor sich her. Immer wieder stellte er ihn und immer wieder kam er mit schweren, harten Treffern zu Kopf und Körper durch. Kreiskott stellte Csala an den Seilen und ließ ihn nicht mehr weg. Irgendwann drehte Csala sich dann ab und gab auf. Zeitgleich ging der Ringrichter dazwischen und brach den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 4 nach 43 Sekunden: Werner Kreiskott.
Die Veranstaltung Werner Kreiskott in Velbert war ein voller Erfolg. Es gab sechs Kickboxkämpfe, drei Aufbaukämpfe und drei Hauptkämpfe zu sehen. Bei den drei letzten handelte es sich um regelrechte Ringschlachten, über die die Zuschauer noch lange reden werden.
© Uwe Betker
Lübecker Requiem
Die geschätzt einhundert Zuschauer, die sich am 26.04.2014 in die Hansehalle Lübeck einfanden, kamen nicht für ein Requiem, sondern für eine Profiboxveranstaltung. Der Veranstalter Rolf Neumann stellte seine zweite Show auf die Beine. Zwei weitere waren für dieses Jahr geplant. Er schickte sich an, eine feste Größe im Boxgeschäft zu werden. Aber alles kam ganz anders. Die Fightcard der „2. Fight Night Hansestadt Lübeck“ sah 10 Kämpfe vor.
Den ersten Kampf bestritten im Cruisergewicht Helge Rippe (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Özgur Göcmen (5 Kämpfe, 3 Siege, 2 Niederlagen, 2 durch KO). Das Aufeinandertreffen der beiden war kurz und – zumindest für Göcmen – schmerzhaft. Dieser versuchte sich hinter einer Doppeldeckung zu verschanzen, während Rippe seine harten Schläge gut auf Körper und Kopf verteilte. Göcmen wurde bald schon an den Seilen gestellt und kam nicht mehr weg. Ein rechter Haken ans Kinn fällte ihn. Schwer KO lag er minutenlang auf dem Ringboden. KO 1, 1:24min.
Im zweiten Kampf trafen im Halbschwergewicht Ismael Özen (11 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Dusan Makula (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) aufeinander. Der von Artur Grigorian trainierte Özen begann sehr passiv. Er behauptete zwar die Ringmitte, aber Makula setzte mehr Treffer. Im zweiten Durchgang wurde Özen aktiver und bestimmte von da an den Kampf. Sein Jab kam immer häufiger durch. Makula versuchte mit überfallartigen Angriffen zum Ziel zu kommen. In der hart umkämpften dritten Runde musste er zu Boden, weil Özen ihn getroffen hatte, als er aus der Balance war. Es wurde nicht als Niederschlag gewertet. In der vierten Runde zahlte sich die Geduld von Özen aus. Bei einem Schlagabtausch traf er seinen Gegner hart. Der versuchte noch mit einer schauspielerischen Einlage die Schlagwirkung zu kaschieren. Aber Özen ließ sich nicht täuschen. Er deckte ihn mit Schlägen ein, die ihn dann schließlich auch zu Boden zwangen. Makula wurde angezählt. Um Zeit zu gewinnen, spuckte er noch seinen Mundschutz aus. Aber auch diese Extrasekunden retteten ihn nicht. Der folgende Schlaghagel zwang ihn erneut zu Boden. Wieder wurde er angezählt. Sein Trainer hatte dann schließlich ein Einsehen und warf das Handtuch um seinen noch schwankenden Schützling vor weiteren Schlägen zu schützen. TKO 4, 2:45min
Der dritte Kampf fand im Mittelgewicht statt. Hier trafen Omar Siala (39 Kämpfe, 21 Siege, 8 durch KO, 15 Niederlagen, 9 durch KO, 3 Unentschieden) und Pavel Hermann (10 Kämpfe, 10 Niederlagen, 8 durch KO) aufeinander. Die erste Runde wurde von beiden extrem schnell geführt. Beide waren schnell auf den Beinen und umkreisten sich. Am Ende der Runde kam Siala mit einem linken Haken durch und Hermann musste runter. Auch er spuckte seinen Mundschutz aus, um sich Extrasekunden zu verschaffen – mit Erfolg. Kurz drauf kam der Gong. Die folgende Runde war dann sowas wie eine Jagd auf Hermann. Dieser konnte boxerisch seinem Gegner kaum etwas entgegensetzen. Mitte der Runde spuckte er erneut seinen Mundschutz aus, um Sekunden für eine Verschnaufpause zu schinden. Wofür er ermahnt wurde. Das Ende der Runde gestaltete sich identisch zur Vorrunde. Der Unterschied war nur, dass Hermann zur dritten Runde nicht mehr antrat. TKO 3
Die folgende Begegnung im Cruisergewicht war sehr seltsam. Der sehr schlaksig wirkende Mohamed Soltby (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO), der von Arthur Grigorian trainiert wird, traf auf Martin Stensky (31 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 30 Niederlagen, 29 durch KO). Stensky ging zweimal nach nicht besonders hart wirkenden linken Kopfhaken runter. Als er das zweite Mal hoch kam hielt er sich den rechten Ellbogen und gab auf. TKO 1, 2:17 min.
Auch der folgende Kampf, der im Mittelgewicht ausgetragen wurde, ging nicht über die Distanz und wirkte auch eher merkwürdig. Chris Hermann (24 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO, 1 Unentschieden) trat gegen Sabri Ulas Göcmen (22 Kämpfe, 10 Siege, 12 Niederlagen, 11 durch KO) an. Hermann wirkte stabil und boxte druckvoll. Er verteilte seine Schläge schön. In der zweiten Runde stellte Hermann seinen Gegner mehrfach an den Seilen. Einmal ging Göcmen auch zu Boden, was aber mehr das Resultat eines unbeabsichtigten Tiefschlags war. In der Ringpause gab er dann auf. TKO 3
Der folgende Kampf im Halbmittelgewicht war der erste, der über die angesetzte Distanz ging. In ihm trafen Arman Torosyan (13 Kämpfe, 12 Siege, 9 durch KO, 1 Unentschieden) und Artem Karasev (14 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 10 Niederlagen, 1 durch KO) aufeinander. In den ersten beiden Runden schlug Torosyan nur sehr selten und wenn, dann meist mit der Linken. Die traf dann regelmäßig den rechten Handschuh von Karasev. Der wiederum traf immer wieder mit seinem rechten Cross den Kopf seines Gegners. Im dritten Durchgang war dann Torosyan etwas aktiver, wobei er am Anfang der Runde noch einmal zurück in seine Ecke musste, weil sein Trainer seinen Mundschutz vergessen hatte. Auch die vierte Runde konnte er für sich entscheiden. Er schaffte es sogar, dass Karasev am Ende der Runde aus der Nase blutete. Die folgenden zwei Runden gehörten dann wieder Karasev, nicht zuletzt deshalb, weil sein Gegner einfach zu inaktiv war und nur sehr selten die Führhand benutzte. Karasev glaubte irrtümlicherweise, der Kampf wäre auf sechs Runden angesetzt worden. Obwohl er sich in den letzten zwei Runden doch etwas verausgabt hatte, konnte er Torosyan, der sein Arbeitstempo partout nicht erhöhen wollte, aber dennoch weiter dominieren. Zu Beginn der letzten Runde rief sein Trainer Torosyan in den Ring zu: „Nach Punkten kannst du nicht mehr gewinnen, du musst ihn KO schlagen.“ Aber Torosyan konnte einfach den Druck nicht erhöhen. Am Ende der achten Runde feierte Karasev sich als Sieger und das Publikum sah es genauso. Aber er – und auch die Zuschauer – hatte die Rechnung ohne das Kampfgericht vom BDF gemacht. Die Punktrichter gaben den Sieg durch Mehrheitsentscheidung dem Mann aus Berlin. Dieser musste sich die Pfiffe und die Unmutsäußerungen der Zuschauer gefallen lassen. Die Punktrichter werteten 78:74, 77:75 und 76:77. Es war übrigens Matthias Kranz, der Punktrichter vom Bund Deutscher Faustkämpfer, der richtig lag. Der Punktsieg für Torosyan ist eine böse Fehlentscheidung.
Auch der nun folgende Frauenboxkampf ging über die Distanz. Im Minimumgewicht boxten Özlem Sahin (18 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO, 1 Unterschieden) gegen Elke Beinwachs (12 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 7 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden). Die ungeschlagene Sahin ist erheblich kleiner als ihre Gegnerin. Trotzdem hatte sie kaum Schwierigkeiten, die Distanz zu verkürzen und selber mit der Führhand zu punkten. Sie boxte variabler, druckvoller und aggressiver. Gleichwohl hielt Beinwachs dagegen, wodurch sich ein munterer Kampf entwickelte, der der beste des Abends war. Am Ende der sechs Runden stand ein klarer und einstimmiger Punktsieg für Sahin fest.
Der achte Kampf des Abends, der auf vier Runden im Halbschwergewicht angesetzt war, ging glücklicherweise nicht über die Distanz. Am Ende siegte Sami Said (5 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage) durch TKO 2, 1:51. Selten kamen mir 291 Sekunden so lang vor. Der Debütant Maruen Chabbouh hüpfte durch den Ring und versuchte wohl durch hartes Auftreten auf den Ringboden seinen Gegner zum Umfallen zu bringen oder zumindest zu beeindrucken. Manchmal schlug er auch zu, aber zumeist war er zu weit von seinem Gegner entfernt um ihn auch nur zu berühren. Said machte irgendwie nichts und ging langsam durch den Ring. Kam er seinem Gegner zu nah, drehte dieser sich ab. Said machte dann in der folgenden Runde mehr und irgendwie wurde dann Chabbouh vom Ringrichter aus dem Kampf genommen, wodurch dann das groteske aber unamüsante Theater zu Ende war.
Danach gab es eine Pause, die dann immer länger wurde. Per Lautsprecher wurde der Ringarzt zum Ring gerufen, dann waren alle Offiziellen verschwunden. Dann ergriff Ringsprecher Gerhard Müller das Mikrofon und erklärte dem wartenden Publikum, der Veranstalter Rolf Neumann sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Offensichtlich war er nach Hause gefahrenen, um etwas zu holen. Es gab eine Schweigeminute und danach wurde die Veranstaltung abgebrochen. Die Athleten, Trainer, Manager und Offiziellen versammelten sich noch mal. Es wurde die weitere Vorgehensweise besprochen, schließlich hatten ja die Boxer ihre Börsen noch nicht bekommen.
Das also war das Lübecker Requiem. Ein Veranstalter, der auszog, das Boxen zu bereichern, starb vor der Zeit. Ob seine letzte Veranstaltung nun eines Requiems für ihn würdig war, kann man nicht sagen. Zu heterogen war die Qualität der Kämpfe. Ob die zwei abgesagten Kämpfe, von dem einer der erste Titelkampf des BDF sein sollte, das Gesamtbild geändert hätte, darüber kann man auch nur spekulieren.
Epilog: Im Internet kursiert das Gerücht, dass Rolf Neumann lebt und seinen Tod nur vorgetäuscht hat. Um sich vor der Auszahlung der Börsen zu drücken. Ob diese Behauptung richtig ist, ist zurzeit nicht zu klären. – Vor der Veranstaltung haben mehrere Personen einige Boxer angeschrieben, um ihnen die Absage der Veranstaltung mitzuteilen.
(C) Uwe Betker