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Die ultimativ subjektive Liste 2016

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Boxer des Jahres
Tyson Fury (25 Kämpfe, 25 Siege, 18 durch KO) boxte 2016 nicht. Er hatte mit psychischen Problemen, Drogen, Alkohol und einem positiven Dopingtest zu tun. Der Weltmeister der WBO und Super Champion der WBA verlor kampflos seine Titel. Aber immer war er in den Medien präsent. Wir dürfen gespannt sein, ob er den Weg zurück in den Ring findet.
Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Die Liste der Boxer, die einen zu hohen Preis für ihr Tun bezahlen, wird immer länger. Erst war es Alexander Mengis, der nach seinem Kampf am 23. Mai 2013 in Berlin ins Koma fiel. Nun kam am 18. November 2016 Eduard Gutknecht hinzu. Boxfans, Manager, Veranstalter und Journalisten vergessen gerne, dass Boxen gefährlich ist. Alexander Mengis und Eduard Gutknecht sind die Boxer des Jahres 2016 ehrenhalber.
Boxerin des Jahres
2016 sah ich in Deutschland keine Boxerin, die diesen Titel verdient hätte.
KO des Jahres
Marek Jedrzejewski (11 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO) boxte am 05.11.2016 in Plettenberg um den Titel des GBU Europameisters im Super Federgewicht. Dabei traf er auf Manuel Buchheit (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Jedrzejewski boxte überlegt und kontrolliert bis in die letzte Runde. Dann stellte Jedrzejewski Buchheit an den Seilen und deckte ihn mit Links-rechts-Kombinationen zum Kopf ein. Buchheit stürzte KO durch die Seile auf den Tisch der Offiziellen.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.
Feiglinge des Jahres
Zwei Schläger bedrohten im Rahmen der Veranstaltung am 04. Dezember in Hamburg den renommierten Boxsportjournalisten Per Ake Persson. Ein Boxer oder eine Boxerin fühlte sich wohl von Persson nicht nett genug behandelt. Der Boxer oder die Boxerin hat erst einmal ein intellektuelles Problem, weil er oder sie meint, Journalisten hätten Hofberichterstatter zu sein. Zum anderen scheint er oder sie auch feige zu sein, weil er oder sie nicht das Gespräch gesucht hat.
Rookie des Jahres
Ein 32-jähriger Boxer soll ein Rookie sein? Ja. Der Schwergewichtler Patrick Korte hat bis jetzt nur 8 Profikämpfe bestritten. Er ist ein Spätberufener. Aber als Typ ist er interessant und als Boxer viel versprechend. Den Rest wird die Zukunft zeigen.
Überschätzter Boxer des Jahres
Erkan Teper (17 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) hat am 15.10.2016 in Christian Hammer seinen Meister gefunden. Der Schwergewichtler war und ist die Hoffung von Z!-Promotion. Inwieweit Teper die in ihn gesetzten Hoffnungen aber erfüllen kann, wird sich zeigen.
Überschätzte Boxerin des Jahres
Es gibt sie, aber ich will sie hier nicht mit einer Nennung ehren.
Ringrichter des Jahres
Drei Ringrichter sind mir sehr positiv aufgefallen: Goran Filipovic vom BDB, Thomas Hackenberg von der GBA und Alexander Plumanns von dem FVA.
Absteiger des Jahres (männlich)
Alexander Zastrow und Boris Zastrow, die Besitzer von Z!-Promotion wollten von Deutschland aus das Schwergewichtsboxen erobern. Sie holten sich Hagen Döring als Mastermind, Oktay Urkal als Trainer und drei Schwergewichtler, Erkan Teper, Christian Lewandowski und Franz Rill. Die Dopingskandale um Erkan Teper wurden ausgesessen. Dann kam aber noch der 15.10.2016 und alle drei Schwergewichtler verloren. Lewandowski und Urkal verloren wohl sogar ihren Vertrag. Unbeschädigt blieb nur ein Nicht-Schwergewichtler, nämlich der Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (17 Kämpfe, 16 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage).
Absteiger des Jahres (weiblich)
Maria Lindberg (19 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 2 Unentschieden) ist die Nummer sechs im Super Weltergewicht. Dennoch boxte sie in ihrem letzten Kampf am 04. Dezember in Hamburg gegen eine Debütantin, Selma Music aus Kroatien.
Aufsteiger des Jahres
Felix Sturm (48 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) ist aufgestiegen in den Sportolymp, u. z. in den, in dem schon die Großen Lance Armstrong, Ben Johnson und Jan Ullrich sind. Wie vermutlich bei all den oben Genannten enthielten auch die Körperausscheidungen von Sturm Substanzen, die dort nicht hinein gehören.
Aussteiger des Jahres
Der BDB ist zum zweiten Mal von der EBU in ihrer Mitgliedschaft herabgestuft worden. Grund war wohl jeweils der Umgang des BDBs mit Doping. Man könnte die Informationspolitik des BDB gegenüber der EBU als Ausstieg aus der EBU verstehen.
Veranstalter des Jahres
Der Veranstalter des Jahres ist eine Frau, um es noch präziser zu sagen, eine sehr junge Frau. Die erst 14 Jahre alte Ranee Schröder, stellte am 18.12.2016 in Bielefeld einen Box-Frühschoppen auf die Beine. Und es war eine richtig gute Veranstaltung. Ranee Schröder ist wohl der/die jüngste Boxpromoter/in der Welt sein. Hoffen wir, dass sie weiter macht.
Veranstaltung des Jahres
Christoph Jan Jaszczuk (First Punch Boxpromotion) stellte am 05.11.2016 in Plettenberg eine großartige Veranstaltung auf die Beine. Es gab einfach nur richtig gutes Boxen zu sehen. Im Hauptkampf des Abends wurde Marek Jedrzejewski (11 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO) GBU Europameister im Super Federgewicht.
Boxevent des Jahres
Gab es überhaupt ein gutes großes Boxevent 2016?
Fehlentscheidung des Jahres
Felix Sturm (48 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) gewann am 20.09.2016 seinen Rückkampf gegen Fedor Chudinov (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage). Das wenigstens sahen die Punktrichter Jean-Louis Legland (115:113), Giuseppe Quartarone (115:113) und Ignacio Robles (114:114). Die meisten Boxfans allerdings, sofern sie nicht gerade Felix Sturm Fans waren, sahen das wohl anders.
Trainer des Jahres
Kai Gutmann aus Lemgo hat mit zwei Boxerinnen das Frauenboxen in Deutschland aufgemischt und bereichert: Beke Bas (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO) und Leonie Giebel (11 Kämpfe, 10 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden).
Entgleisung des Jahres
Doping fängt an, das Profiboxen in Deutschland zu zerstören. Erkan Teper, Felix Sturm und Alexander Povetkin sind 2016 im Zusammenhang mit Doping in Erscheinung getreten. Aber das interessiert offenbar keinen, am wenigsten die Verbände, deren Strafen für Doping nach wie vor geradezu lächerlich sind.
Boxkampf des Jahres (männlich)
Der Kampf zwischen Milos Janjanin und Atilla Kayabasi um den WBU International Titel im Super Leichtgewicht am 21.05.2016 in Dorsten, im Rahmen der zweiten Assassin Fighting Championship. Beide gingen von der ersten Sekunde an ein unglaublich hohes Tempo. Ein Schlagabtausch folgte auf den nächsten. In der sechsten Runde zog sich Kayabasi einen stark blutenden Cut über dem rechten Auge zu. Danach verwandelte sich der klasse Kampf in eine geradezu epische Ringschlacht, die Atilla Kayabasi schließlich nach Punkten für sich entscheiden konnte.
Boxkampf des Jahres (weiblich)
Es fand kein wirklich großer in Deutschland statt, oder ich habe weder von ihm gehört noch habe ich ihn gesehen.
Comeback des Jahres (männlich)
Markus Bott ist wieder da. Der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht nach Version WBO trainiert seit kurzem Vincent Feigenbutz.
Comeback des Jahres (weiblich)
Habe ich übersehen.
Bester Show Act des Jahres
Troy Afflick, ein unglaublich guter Soulsänger, sang mehrfach beim Box-Frühschoppen von Ranee Schröder in Bielefeld. – Eine super Stimme.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Cruisergewichtler Noel Gevor (22 Kämpfe, 22 Siege, 10 durch KO) ist vermutlich der Boxer von Sauerland Event mit dem größten Potential. Er ist WBO International Champion und die Nummer 22 der unabhängigen Weltrangliste.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Die Super Federgewichtlerin Leonie Giebel (11 Kämpfe, 10 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) dürfte reif für eine WM sein. Sie hat zwar keinen richtigen Punch, dafür hat sie aber eine gute boxerische Grundausbildung. Mit ihren 24 Jahren hat sie noch viele Jahre vor sich.
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Der Schwede Adrian Grant (14 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO) ist zurzeit der vielversprechendste unter den in Deutschland boxenden Schwergewichtlern. Und er ist erst 25 Jahre alt. D.h. für einen Schwergewichtler ist er noch richtig jung. In der unabhängigen Weltrangliste wird er bereits auf Position 27 geführt.
Boxerin, die zu Unrecht übersehen wird
Die erst 22 Jahre alte Leichtgewichtlerin Beke Bas (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO) ist eine Kriegerin und so boxt sie auch.
Boxkampf, den wir 2017 nicht sehen wollen (männlich)
Laut Internet-Gerüchteküche ist ein Aufeinandertreffen von Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) und Arthur Abraham (50 Kämpfe, 45 Siege, 30 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO) geplant. Vor fünf Jahren wäre das ein Weltklassefight gewesen, jetzt, fürchte ich, ginge es nur noch ums Kasse-Machen. Außerdem stellt sich noch eine moralische Frage: Soll man Boxer, die doch wohl des Dopings überführt sind, auch noch mit einer vermutlichen Millionenbörse belohnen?
Boxkampf, den wir 2017 nicht sehen wollen (weiblich)
Es soll da eine Boxerin in Deutschland geben, eine Weltmeisterin, die angeblich in ihren letzten sechs Titelkämpfen, in den letzten drei Jahren, keine Frau mit einem positiven Kampfrekord geboxt hat.
Boxkampf, den wir 2017 sehen wollen (männlich)
Wladimir Klitschko (68 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) vs. Anthony Joshua (18 Kämpfe, 18 Siege,18 durch KO) – Eventuell werden wir den Kampf auch zu sehen bekommen, den wir wollen. Der Gewinner dürfte dann der neue oder der alte Herrscher über das Schwergewicht sein.
Boxkampf, den wir 2017 sehen wollen (weiblich)

Bis jetzt kam es immer noch nicht zum Rückkampf zwischen Christina Hammer (21 Kämpfe, 20 Siege, 9 durch KO) und Anne Sophie Mathis (33 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 4 Niederlagen, 12 durch KO). Wir erinnern uns noch mit Entsetzen an Ringrichter Manfred Küchler und daran, dass Hammer den Kampf nicht durch KO verlor. Nun wird es langsam Zeit, denn Mathis ist bereits 39 Jahre alt und sie hat ihren letzten Kampf gegen Cecilia Braekhus durch TKO in Runde 2 verloren.
© Uwe Betker

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31. Dezember 2016 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen

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Ein Kessel Buntes: Arthur Abraham, Robert Stieglitz, Vincent Feigenbutz und viele andere

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Wer zu spät losfährt, muss sich auch nicht wundern, wenn er Kämpfe verpasst. Das ist mir passiert. Den ersten Kampf, Leon Bauer (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) gegen Misa Nikolic (58 Kämpfe, 20 Siege, 9 durch KO, 36 Niederlagen, 24 durch KO, 2 Unentschieden) im Super Mittelgewicht, habe ich verpasst. Und das tut mir sehr leid. Ich hatte mich nämlich darauf gefreut, mir Leon Bauer anzusehen, von dem ich schon viel gehört habe. Bauer gewann durch TKO in Runde zwei. Offensichtlich war man mit seiner Leistung zufrieden, denn Team Sauerland unterzeichnete mit ihm später, auf der Pressekonferenz, einen Vertrag.
Angekommen bin ich erst zur Mitte des zweiten Kampfes. Es schlugen sich Enrico Kölling (19 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) und Vasyl Kondor (34 Kämpfe, 18 Siege, 5 durch KO, 15 Niederlagen, 8 durch KO, 1 Unentschieden) im Halb Schwergewicht. Kölling, der seinen vorletzten Kampf, am 25.04.2015 gegen Andrej Mauer, verloren hatte, traf hier auf einen soliden Aufbaugegner aus der Ukraine. Kondor hat einen Reichweitenvorteil, den er auch zu nutzen versuchte, indem bestrebt war, lang zu boxen. Kölling gelang es aber, sich, hinter seiner kompakten Doppeldeckung verschanzt, an ihn heranzuschieben und schöne Kombinationen zu Körper und Kopf zu schlagen. Er zeigte schönes und sauberes Boxen. Immer wieder kam er mit Schlägen, besonders zum Kopf, durch. In den letzten vier Runden – der Kampf war auf acht Runden angesetzt – gab es in jeder Runde zwei Situationen, in denen Kondor, der immerhin schon achtmal KO gegangen ist, wackelte. Mitte der letzten Runde wackelte Kondor nicht nur, sondern er torkelte. Kölling konnte oder wollte aber die Gelegenheit nicht nutzen. Schon nach geschätzten fünfzehn Sekunden suchte Kölling nicht mehr den KO. Sieger nach Punkten: Enrico Kölling.
Es folgte dann erst mal die WKU Kickbox WM im Leichtgewicht, in der Marie Lang Viktoria Emma Lomax nach Punkten besiegte.
Dann wurde aber nur noch klassisch geboxt. Im Mittelgewicht trafen Anthony Ogogo (8 Kämpfe, 8 Siege, 4 durch KO) und Ruslan Schelev (15 Kämpfe, 11 Siege, 4 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) aufeinander. – Ein seltsamer Kampf! Es begann damit, dass der ungeschlagene Ogogo, der von einigen als ganz großes Talent gehandelt wird, mit einer braunen Maske oder einem Helm – irgendetwas Richtung Gladiator – in den Ring kam und damit natürlich Erwartungen, große Erwartungen, weckte, die er auch ein bis zwei Runden lang, zumindest ein wenig, halten konnte. Seine linke Führhand kam schnell und präzise zum Kopf. Aber es kam dann nur sehr wenig nach. Die Haken trafen nicht und die rechte Gerade, nachgezogen, kam zu selten. Ogogo sah gut aus, wenn er nach vorne ging. Im Rückwärtsgang hatte er seine Probleme. Er boxte sehr breitbeinig. Den Infight unterband er durch Klammern. Ab der dritten Runde versuchte Schelev, die Ringmitte zu besetzen und durch mehr Aktivität Ogogo in die Defensive zu drängen. Der Kampf wurde sehr unansehnlich. Schelev zerstörte den Kampf und Ogogo konnte ihn nicht führen. Es wurde viel geklammert und durchgesteckt, und nur sehr wenige Schläge fanden ihr Ziel. Am Ende der sechs Runden stand eine einstimmiger Punktsieg für Anthony Ogogo. Leider hat er, als er den Ring und die Halle verließ, seine Maske nicht wieder angezogen.
Auch Stefan Härtel (6 Kämpfe, 6 Siege) bestritt einen Sechsrunder und auch er musste über die Distanz gehen, aber er sah sehr viel besser aus als Ogogo. Er boxte im Super Mittelgewicht gegen Maurice Possiti (17 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO). Härtel boxte sehr souverän und abgeklärt. Man hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, er könnte nicht Herr der Situation sein, auch wenn er sich an die Ringseile stellte und ihn der Franzose mit Schlägen eindeckte. Härtel boxt einen schönen klassischen Stil. Possiti hielt manchmal lässig seine Führhand auf Höhe des Hosenbundes. In der zweiten Runde kam Härtel mit einer schönen Linken durch, die Possiti, der schlecht stand, ins Straucheln brachte. Härtel zog eine Rechte nach. Wenn ich es richtig gesehen habe, traf der Schlag nur die Brust, aber Possiti ging zu Boden und wurde angezählt. Die nächsten drei Runden boxte Härtel lässig seinen Stiefel runter. In der sechsten und letzten Runde versuchte Possiti noch ein paar überfallartige Angriffe, aber die konterte Härtel locker. Es war ein Kampf für Boxästheten. Einstimmiger Punktsieger: Stefan Härtel.
Der folgende Kampf war das Gegenteil des Vorangegangenen. Es war ein Titelkampf. Dabei ging es um den vakanten Eurasia Pacific Titel oder die Euro-Asia Meisterschaft im Mittelgewicht der WBC, was immer dies auch für ein Titel sein mag. Mike Keta (22 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) traf auf Aliklych Kanbolatov (15 Kämpfe, 11 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO). Der Kampf gestaltete sich als kurzweilige Keilerei. Der kleinere Keta stürmte auf seinen Gegner los und schlug, meist Schwinger, aus allen Positionen. Der größere Kanbolatov versuchte nur sehr kurze Zeit boxen und beteilige sich dann an der Keilerei. In den ersten beiden Runden ging er jeweils zweimal zu Boden. Zum Ende der dritten Runde kam dann das endgültige Aus. Keta kam mit zwei hintereinander geschlagenen Rechten zum Kopf durch, die Kanbolatov erneut zu Boden zwangen. Dann stellte Keta seinen Gegner in der neutralen Ecke, wo dieser ohne Deckung stand und schlug ihm, praktisch mit Anlauf, eine Rechte gegen die Schläfe. Kanbolatov ging schwer runter und der Ringrichter winkte den Kampf sofort ab. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 3:00 Minuten: Mike Keta.
Nach einer kleinen Pause wurde wieder geboxt – und das gut. Im Cruisergewicht boxten Noel Gevor (18 Kämpfe, 18 Siege, 10 durch KO) und Lukasz Rusiewicz (41 Kämpfe, 20 Siege, 11 durch KO, 21 Niederlagen, 2 durch KO) gegeneinander. Gevor zeigte gegen Rusiewicz „Fechten mit der Faust“. Mitte der dritten Runde stellte Gevor sein Gegenüber in der Ringmitte und deckte ihn mit einer langen Schlagkombination ein, die seinen Gegner sichtlich beeindruckte und leicht einknicken ließ. Ende der Runde schlug Gevor Rusiewicz noch einmal leicht an. Auch die folgenden zwei Runden dominierte Gevor. Am Ende der fünften Runde sah es wieder so aus, als ob Rusiewicz wackeln würde. Dann kamen die besten zwei Runden von Rusiewicz. Ich hatte den Eindruck, ein Leberhaken, den Gevor Anfang der sechsten Runde nehmen musste, war dafür die Ursache. Die letzte Runde gehörte aber wieder Gevor, obwohl sie zäh umkämpft war. Am Ende der Runde sah es noch mal so aus, als würde Rusiewicz wackeln. Punktsieger nach acht Runden: Noel Gevor.
Während dieses Kampfes traten dann auch das erste Mal Nummerngirls auf. Sie trugen einen schwarzen Tennis Rock und ein schwarzes Top von Adidas. Es ist, glaube ich, das erste Mal, dass ich Nummerngirls in Adidas gekleidet sah. Die hochhackigen Schuhe der Damen waren vermutlich nicht vom Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach, denn sie hatten keine Streifen.
Als nächstes kam die erwartete einseitige Interim Weltmeisterschaft der WBA im Super Mittelgewicht. Vincent Feigenbutz (21 Kämpfe, 20 Siege, 19 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) machte seine Sache gegen Mauricio Reynoso (18 Kämpfe, 15 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) gut, und das Publikum in der Halle war begeistert. Während der ersten zwei Minuten der ersten Runde blieb Feigenputz passiv, studierte seinen Gegner und beschränkte sich aufs Mitschlagen. Dann kam er mit einem rechten Körperhaken durch und startete seine Attacke. Von da an bestimmte er das Geschehen im Ring und suchte den Schlagabtausch. Der KO war nur noch eine Frage der Zeit.
Anfang der zweiten Runde zwang ein rechter Kopfhaken Reynoso zu Boden. Danach ging Feigenbutz regelrecht auf die Jagd. Der Mann aus Peru versuchte sein Bestes. Er stellte sogar Feigenbutz zweimal an den Ringseilen, musste dafür aber jedesmal direkt einen hohen Preis bezahlen. Gleich in der ersten Szene nach Wiederangongen nahm Reynoso ein harte Rechte zum Kopf, die ihn einknicken ließ. Ca. eine Minute später kam Feigenputz mit einem rechten und einem linken Körperhaken, gefolgt von einem linken Kopfhaken, durch, die Reynoso zu Boden schickten. Er kam zwar wieder hoch, ging aber nach einem rechten Kopfhaken direkt wieder runter. Er versuchte noch bei acht aufzustehen, aber der Ringrichter Giuseppe Quartarone winkte den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1:31 Minuten: Vincent Feigenbutz. – Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass das Management von Feigenbutz über diese Kampfansetzung nicht glücklich war.
Hauptkampf des Abends war dann das vierte Aufeinandertreffen von Arthur Abraham (47 Kämpfe, 43 Siege, 29 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) und Robert Stieglitz (53 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO). Dabei ging es um Abrahams Weltmeistertitel der WBO im Super Mittelgewicht.
Beide Boxer gingen in der ersten Runde ein hohes Tempo. Abraham boxte von Anfang an mit, was er, wie wir uns erinnern, nicht in allen seinen Kämpfen macht und er versuchte seine harte Rechte ins Ziel zu bringen. Stieglitz griff unermüdlich an, traf aber meist nur die Deckung. In der zweiten Runde kam Abraham zweimal mit seiner Rechten durch. Bei einem Zusammenprall der Köpfe verletzte/beschädigte sich Abraham einen Zahn, was ihn für den Rest des Kampfes sichtlich störte. In der dritten Runde ließ der Tempo ein wenig nach, wodurch Stieglitz stärker wurde. In der vierten Runde wurde Stieglitz angezählt – für etwas, das halb nach Ausrutscher, halb nach Schlag aussah. In der sechsten Runde kam dann das Ende für Stieglitz. Abraham traf in sehr hart mit zwei Rechten an der Schläfe. Stieglitz knickte leicht ein. Abraham setzte nach, ging kurz zum Körper, um dann wieder mit einer Rechten zur Schläfe durchzukommen. Stieglitz sackte in sich zusammen. Der Ringrichter, zählte Earl Brown Stieglitz an und wollte den Kampf wieder freigeben. Abraham wies ihn aber darauf hin, dass Stieglitz Trainer Dirk Dzemski das Handtuch als Zeichen der Aufgabe hoch hielt. Sieger durch TKO in Runde 6, nach 1:14 Minuten: Arthur Abraham.
Dieser vierte Kampf von Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz war richtig gut: Er wurde intensiv geführt und lebte geradezu von den unterschiedlichen Boxstilen. Eine fünfte Auflage, die, wie ich finde, auch wenig bis gar keinen Sinn machen würde, wird es, dem Vernehmen nach, nicht mehr geben. Die Frage drängt sich nun auf: Was wird sportlich aus Stieglitz?
Auf der Veranstaltung von Team Sauerland am 18.07.2015 im Gerry Weber Stadion, Halle in Westfalen gab es einen Kessel Buntes. Es gab einen tollen Kampf zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz, einen soliden, beeindruckenden Vincent Feigenbutz, Noel Gevor und Stefan Härtel die durchaus überzeugten, allerdings auch einen Enrico Kölling, der mich nicht überzeugen konnte und einen Anthony Ogogo, der mich geradezu enttäuschte. Geboten wurde auch noch eine WM im Kickboxen der Frauen und eine amüsante Keilerei mit Mike Keta, einen Leon Bauer, den ich aber nicht gesehen habe, und Nummerngirls in Adidas. Zusammen ein Kessel Buntes, der viel Unterhaltsames zu bieten hatte und auf jeden Fall sehr viel unterhaltsamer war als jene Unterhaltungsshow gleichen Namens, die es einmal gab.
(C) Uwe Betker

Die Brüder Gevor

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Es war nur eine Frage der Zeit, wann ein Veranstalter die Brüder Noel und Adam Gevor zusammen in einer Show boxen lässt. Erol Ceylan von EC Boxpromotion erkannte als erster das Potential dieses Doppelpacks. Beide boxen am 07. Juli 2012 in Hamburg. Der Cruisergewichtler Noel Gevor (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) zeigte schon mehrfach sein Talent. Sein Bruder Abel, der im Halbschwergewicht startet, gibt sein Profidebüt. Es wird sich zeigen, wie sich die Stiefsöhne des skandalumwitterten Super Mittelgewichtlers Khoren Gevor (40 Kämpfe, 32 Siege, 17 durch KO, 8 Niederlagen 2 durch KO) sportlich entwickeln werden.
© Uwe Betker

Foto: Noel Gevor vs. Vaclav Fiala

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(C) Uwe Betker

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5. September 2011 at 23:59

Eine interessante Veranstaltung in Göppingen

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3.200 Zuschauer sahen am 15.07.2011 eine zum Teil hochklassige und immer interessante Boxshow von Arena Box-Promotion in Göppingen. Im ersten Kampf des Abends bestritt Noel Gevor seinen zweiten Profikampf. Die im Cruisergewicht angesetzte Begegnung war ein typischer Aufbaukampf und dementsprechend kurz. Der Tscheche Vaclav Fiala hatte dem Sohn von Khoren Gevor nichts entgegenzusetzen. Schon früh brachte er mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf Fiala in Schwierigkeiten. Der folgende Schlaghagel zwang ihn dann zu Boden. Er kam zwar noch einmal hoch, aber bereits eine Aktion später musste er erneut runter. Noch einmal stellte er sich dem Kampf. Wenige Treffer später drehte er sich jedoch ab, und der Ringrichter beendete die einseitige Begegnung. Noel Gevor (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) überzeugte, und man darf auf seine weitere Entwicklung gespannt sein. Vaclav Fiala (9 Kämpfe, 9 Niederlagen, 8 durch KO) wird wohl weiter als lebender Sandsack sein Zubrot verdienen.
Im folgenden Kampf war das Weltergewichtstalent Timo Schwarzkopf zu sehen. Schwarzkopf wird von Conny Mittermeier in Stuttgart trainiert. Obwohl Mittermeier Schwarzkopf vor der ersten Runde sagte: „Mach nichts, guck ihn dir nur an“, ging Yauheni Pashkelevich (4 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) am Ende der Runde doch zu Boden. In die zweite Runde wurde Schwarzkopf dann mit einen „jetzt kannst du loslegen“ geschickt. Das machte er dann auch. Eine Linke zum Körper und eine Rechte zum Kopf fällten schließlich den Mann aus Minsk/Weißrussland. Schwarzkopf (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) ist offensichtlich ein sehr hart schlagender Boxer, der auch weiß, dass man das Publikum unterhalten sollte. Das tat er, indem er nach der Siegerehrung einen Salto rückwärts machte. Es würde mich nicht wundern, wenn wir den noch sehr häufig zu sehen bekommen.
Ebenfalls im Weltergewicht boxten Petar Zivkovic (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) aus Belgrad/Serbien und Laszlo Szekeres (23 Kämpfe, 9 Siege, 2 durch KO, 11 Niederlagen, 7 durch KO) aus Nagykanizsa/Ungarn gegeneinander. Von der ersten Sekunde an war zu spüren, dass es sehr schnell zugehen würde. Zivkovic traf mit einer Linken zum Kopf und einer Rechten zum Körper, und sein Gegenüber musste runter. Er kam noch mal hoch. Der Serbe verschwendete dann auch noch Zeit, indem er mit Gewalt und zu wenig Konzentration den KO erzwingen wollte. Kaum boxte er wieder ruhiger, kam er auch schon mit einem Leberhaken durch, der den Kampf beendete.
Der wohl schlechteste Kampf des Abends, dafür aber einer der interessantesten, war das Aufeinandertreffen von WBC Weltmeister, bzw. Silber Champion, im Weltergewicht Selcuk Aydin (22 Kämpfe, 22 Siege, 17 durch KO) und Raman Dzekhkanau (13 Kämpfe, 10 Sieg, 10 durch KO, 3 Niederlagen 2 durch KO). Die Begegnung war auf acht Runden angesetzt. Vorher konnte man sich nicht vorstellen, dass der Boxheld aus Trabzon/Türkei sich gegen den Boxer aus Dokszyce/Weißrussland so schwer tun würde. Erst schien Aydin abgeklärt ans Werk zu gehen. Er schlug wenig, traf aber gut. Eine Rechte zur Schläfe fällte Dzekhkanau. Dass Aydin seinen hilflos auf dem Boden sitzenden Gegner dann aber noch mit einem Schlag an den Kopf traktierte, war nicht nur unsportlich, sondern auch unnötig. Der Ringrichter bestrafte dieses grobe Foul allerdings nicht, was mir völlig unverständlich ist.
Nach dieser Aktion kippte der Kampf, Aydin verlor den Faden bzw. Dzekhkanau zwang ihm seinen Kampf auf. Er ließ à la Klitschko seine Führhand ausgestreckt. Er drosch Heumacher, meist auf die Deckung. Es entbrannte eine muntere Keilerei. Im vierten Durchgang verließen dann jedoch Dzekhkanau langsam die Kräfte und Aydin kam besser durch. Endlich ging in Runde fünf Dzekhkanau zu Boden und wurde ausgezählt. Anschließend ließ er sich von dem Publikum feiern. Der Sieger bekam weniger Applaus.
Im fünften Kampf des Abends zeigte die Schwergewichtshoffnung Erkan Teper eine sehr souveräne und abgeklärte Leistung. Der ungeschlagene Mann aus Ahlen, bekam es in seinem sechsten Profikampf mit Jakov Gospic zu tun. Es ging dabei um die „Mediterranean Championship“ der WBC, was immer das auch sein mag. Bemerkenswert ist die Geschwindigkeit, mit der Schützling von Mittermeier aufgebaut wird und wie viel sein Veranstalter ihm schon zutraut. Jakov Gospic aus Zedar/Kroatien (12 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) ist nämlich durchaus kein schlechter Boxer.
Teper und Gospic boten einen technisch sehr schönen Schwergewichtskampf, bei dem Teper, dank seiner präziseren Schläge und seiner guten Deckung die Oberhand behielt. Teper zermürbte seinen Gegner systematisch, der zuvor noch nie vorzeitig verloren hatte. In der neunten Runde erhöhte er den Druck. Er kam mit zwei Rechten zum Kopf durch, die Gospic zwangen, mit dem Knie auf den Boden zu gehen. Zwar reklamierte er Schwierigkeiten mit seinem Tiefschutz, aber die folgenden Sekunden straften ihn Lügen. Ein brutaler, wunderschön geschlagener Aufwärtshaken schlug ihn KO.
Der ebenfalls ungeschlagene Nikola Sjekloca aus Budva/Montenegro bekam es im Super Mittelgewicht mit dem Skandalboxer Khoren Gevor zu tun. Wir erinnern uns: In seinem letzten Kampf, am 09.04.2011, hatte er den WBO Supermittelgewichtschampion Robert Stieglitz herausgefordert. Nach einer Unsportlichkeit disqualifizierte der Ringrichter Manfred Küchler Gevor, worauf dieser dann den Ringrichter schlug. Es sah jedoch für mich so aus, als wäre Küchler vorher von dem Delegierten Jean-Marcel Nartz, der wiederum wohl der Trauzeuge des Veranstalters Ulf Steinforth war, dazu aufgefordert worden.
Bei dem Kampf ging es um die WBC International Championship. Vorab haben einige Boxexperten vermutet, Gevor bekäme hier eine sehr leichte Aufgabe gestellt. Gevor selbst schien für mich auch ziemlich überrascht. Er fand kein probates Mittel gegen die steifen Graden. Mindestens zweimal war er angeschlagen. Nur selten kam er mit seinem Cross durch: Auch wenn er ein ums andere Mal Sjekloca den Infight aufzwängen konnte, war dies doch zu wenig, um den Kampf gewinnen zu können. Die Karriere von Khoren Gevor (38 Kämpfe, 31 Siege, 16 durch KO, 7 Niederlagen, 2 durch KO), dem viermaligen WM-Herausforderer, scheint sich dem Ende zu nähern. Was ihn dazu getrieben hat, die zwei Personen in seine Ecke zu nehmen, die dort waren, weiß ich nicht. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass seine Sekundanten vollständig überfordert und ihm keine Hilfe waren. Es würde mich nicht wundern, wenn irgendein Weltmeister im Supermittelgewicht nun auf die Idee kommen würde gegen Nikola Sjekloca zu boxen.
Firat Arslan (37 Kämpfe, 31 Siege, 20 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) meldete sich mit einer starken Leistung zurück. Der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht nach Version WBA boxte gegen den guten Lubos Suda (30 Kämpfe, 23 Siege, 15 durch KO, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden). Arslan hatte gegen ihn am 12.12.2003 in Prag schon mal einstimmig nach Punkten verloren. Dieses Mal wirkte Arslan allerdings so kompakt und druckvoll wie nie zuvor. Er verteilte seine Schläge sehr gut, wobei er immer wieder mit Aufwärtshaken durchkam. Kaum konzentrierte sich Suda darauf, diese zu vermeiden, trafen ihn die Körperhaken. In der vierten Runde zwangen Leberhaken ihn zweimal zu Boden. In der folgenden Runde schickten wiederum Leberhaken ihn zweimal zu Boden, woraufhin der Ringrichter den Kampf abbrach. Veranstalter Ahmet Öner möchte am liebsten Arslan gegen den WBO-Weltmeister Marco Huck kämpfen lassen. Dies wäre mit Sicherheit ein sehenswerter Kampf. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass das Management von Huck freiwillig einem solchen Kampf zustimmen würde.
Der letzte Kampf des Abends wurde von Frauen bestritten. Özlem Sahin maß ihre Kräfte mit Corina Carlescu. Dabei ging es um die Weltmeisterschaft der WIBF im Junior Fliegengewicht. Der Kampf fand auf einem technisch sehr hohen Niveau statt und wurde bis zur letzten Sekunde verbissen und hart geführt.
Sahin machte den Kampf und trieb ihre Gegnerin vor sich her. Zu keinem Zeitpunkt konnte diese ihren Reichweitenvorteil von sieben Zentimetern nutzen. Ihre gefährlichste Waffe waren ihre kurzen Kopfhaken. Sahin agierte hinter einer sehr stabilen Deckung und suchte die Lücke, die sie auch fand, um ihre Treffer zu setzen. In den letzten zwei Runden verschärfte Sahin noch einmal das Tempo des ohnehin schnellen Gefechts, nachdem sie in den Runden 7 und 8 den Druck herausgenommen hatte. Sie suchte den KO Erfolg, konnte aber letztlich Carlescu nicht vorzeitig besiegen, sondern nur einstimmig nach Punkten.
Es wird sich zeigen, ob die Rumänin Corina Carlescu (12 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO, 4 Niederlagen, 1 Unentschieden) sich nun wieder vermehrt dem Boxen zuwendet, oder ob sie sich lieber weiter aufs Thai- und Kickboxen konzentrieren wird. Von Özlem Sahin (14 Kämpfe, 13 Siege, 4 durch KO, 1 Unentschieden) werden wir wohl noch mehr zu sehen bekommen – leider aber nicht auf Eurosport, das offenbar kein Frauenboxen zeigen will. Der türkische Sender Show TV, der über Satellit zu empfangen ist, zeigte Sahin als Hauptkampf des Abends live.
© Uwe Betker

PS: Jean-Marcel Nartz verwehrt sich gegen den Eindruck, dass er dem Ringrichter Manfred Küchler irgendwelche Anweisungen  gegeben habe.