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Drei Kämpfe sind manchmal schon genug
Das Cultureel Centrum Corneliushuis in Heerlen ist schon seit geraumer Zeit ein Ort in der Euregio Region, an dem Freunde des gepflegten Faustkampfs auf ihre Kosten kommen. Am Samstag, dem 14. September 2019 gab es hier zwölf Amateur- und drei Profikämpfe zu sehen. Die Profikämpfe gingen alle über sechs Runden.
Zwischen den Amateur- und den Profikämpfen gab es eine kurze Pause, die sich kurzweilig gestaltete. Zuerst gab es ein Showact mit einem Sänger und danach sang der Ringsprecher, zusammen mit den Zuschauern, Neil Diamonds „Sweet Caroline“.
Den Anfang bei den Profis machte im Weltergewicht Xavier Kohlen (6 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO) und Karlo Tabaghua (33 Kämpfe, 18 Siege, 13 durch KO, 15 Niederlagen, 5 durch KO). Kohlen bestimmte den Kampf. Direkt in der ersten Aktion kam er schön mit einem Rechten Cross durch. Tabaghua hielt aber dagegen und erarbeite sich seine Momente. Am Ende der Runde kam Kohlen sowohl mit einer Linken als auch mit einer Rechten zum Kopf durch und brachte dadurch seinen Gegner in Bedrängnis. In der zweiten Runde erhöhte er dann den Druck. Wieder in der ersten Aktion, kam er mit einer geraden Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch. Kurze Zeit später stellte Kohlen Tabaghua in einer neutralen Ecke und kam mit mehreren Händen durch. Tabaghua brach, schwer KO, zusammen. Der Ringrichter fing erst gar nicht an zu zählen, sondern nahm ihm sofort den Mundschutz heraus. Zusammen mit einem Punktrichter brachten sie Tabaghua in die stabile Seitenlage. Es dauerte unendlich sich hinziehende Sekunden, bis er sein Bewusstsein wiedererlangte.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:05 Minuten: Xavier Kohlen.
Anschließend stiegen im Halbschwergewicht Martin Houben (7 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage) und Nasser Bukenyan (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) in den Ring. Beide gingen von Anfang an ein hohes Tempo. Houben beherrschte weitestgehend die Ringmitte. Es gab viel Schlagabtausche, wobei viel, aufgrund der guten Technik beider Kontrahenten, auf die Deckung ging. Mitte der ersten Runde kam Houben mit einer sehr schönen rechten Graden zum Kopf durch. Kurze Zeit später punktete er mit schönen Kontern. Am Ende der Runde ging Bukenyan zu Boden, aber der Ringrichter wertete das als Ausrutscher – ich sah es nicht so. In der ersten Hälfte der zweiten Runde machte Bukenyan mehr Druck und versuchte mit Haken seinen leichten Reichweitennachteil auszugleichen. Houben konterte ihn, in der Mitte der Runde, schön mit einer Rechten zum Kopf ab und dominierte klar die zweite Hälfte. Die dritte Runde wurde etwas langsamer geführt. Die vorangegangen waren ja auch extrem schnell geführt worden. In den ersten zwei Dritteln brachte Houben mehr Hände ins Ziel. Dann kam Bukenyan auf, zwang Houben Schlagabtausche auf, bei denen beide Kontrahenten Treffer setzen konnten. Danach wogte der Kampf hin und her. Im vierten Durchgang wurde es verbissener und härter und es entwickelte sich eine Ringschlacht, die hin und her ging, wobei Bukenyan die Oberhand behielt. Die fünfte Runde war eng. Houben boxte wieder mehr, ließ aus, boxte an, setzte Treffer und ging wieder raus. In der sechsten Runde suchte Houben den KO. Er machte Druck, trieb Bukenyan an den Seilen entlang, stellte ihn und versuchte, ihn zu fällen, was aber nicht gelang. Das rächte sich dann.
Die Punkrichter werteten 58:56, 57:57 und 58:56. Punktsieger: Nasser Bukenyan. Aus meiner Sicht eine krasse Fehlentscheidung.
Den Hauptkampf des Abends bestritten Ricardo Snijders (19 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) und Istvan Kun (23 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO, 14 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden). Beide Boxer standen viel Fuß an Fuß und suchten die Lücke in der Deckung des anderen. Snijders konnte mehr Treffer setzen. Er verteilte gut zu Kopf und Körper. Ende der ersten Runde sah es so aus, als wäre Kun durch einen Kopftreffer beeindruckt. Auch in der zweiten Runde war die Doppeldeckung von Snijders stabiler als die von Kun. Ein perfekt getimter linker Körper-, gefolgt von einem rechter Kopfhaken, fällte Kun. Auf dem Boden hockend wurde er ausgezählt.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:25 Minuten: Ricardo Snijders.
Der Veranstalter Patrick Driessen stellte eine schöne und sehenswerte Show auf die Beine. Drei gute Profikämpfe reichen aus, um einen guten Boxabend zu gestalten. Ein Wermutstropfen – ein Fehlurteil.
© Uwe Betker
Ein großer Kampfabend in Heerlen
Heerlen ist – ich werde es nicht müde zu wiederholen – ein sehr guter Ort fürs Profiboxen. Regelmäßig gibt es hier die Veranstaltungen von Patrick Driessen – und dessen Name steht für Qualität. So ist es nicht verwunderlich, dass die Show am 15.09.2018 im Cultureel Centrum Corneliushuis wieder einmal richtig gut war. Neun Amateurkämpfe und sechs Profikämpfe waren zu sehen.
Den Anfang bei den Profis machten Julaidan Abdul Fatah und Daniel Botlik (60 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO, 50 Niederlagen, 18 durch KO, 3 Unentschieden) im Super Mittelgewicht. Der Debütant aus Saudi Arabien, der seinen ersten Boxkampf überhaupt bestritt, war physisch sehr stark und dominierte die erste Hälfte der ersten Runde. In der zweiten Hälfte machte er weniger Druck; so wurde Botlik stärker und hielt dagegen. Anfang der zweiten machte Fatah wieder mehr Druck. Er trieb seinen Gegner vor sich her. Eine schöne Rechte zur Schläfe schickte Botlik zum ersten Mal auf die Bretter. Danach suchte er den vorzeitigen Sieg. Er stellte sein Gegenüber in seiner eigenen Ecke, ließ ihn nicht mehr raus und deckte ihn mit Schlägen ein. Nach mehreren Treffern ging Botlik wieder runter. Er stellte sich zwar noch einmal zum Kampf, aber er lief in einen Konter rein, ein linker Kopfhaken, der ihn erneut zu Boden zwang. Der Ringrichter hatte genug gesehen und winkte den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2 Minuten und 3 Sekunden: Julaidan Abdul Fatah.
Dann stiegen im Weltergewicht Xavier Kohlen und Dijby Diagne (7 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) in der Ring. Für einen Vierrunder war dieser Kampf außerordentlich gut. Zwar machte der Debütant Kohlen den Kampf, aber Diagne hielt dagegen. Kohlen boxte mehr, Diagne fightete mehr. In der zweiten Runde errang Kohlen die Oberhand. Er bestimmte mit seiner steifen Führhand das Geschehen und punktete immer wieder schön mir seiner Rechten als Graden oder Cross. In der dritten Runde kam Diagne auf. Kohlen machte zu wenig. Gegen Ende der Runde kam Kohlen dann mit einer Rechten zum Kopf durch, die sein Gegenüber erschütterte. Kohlen versuchte nun, ihn zu finishen, wobei er aber etwas überhastet ans Werk ging. Dennoch kam er mehrfach mit schweren Händen durch. Was nun folgte, war kurios. Diagne hatte bei einem der Treffer, die er nehmen musste, seinen Zahnschutz verloren: Der war irgendwo ins Publikum geflogen. Diagnes Ecke hatte keinen Ersatzschutz dabei. Nach langem Suchen brach der Ringrichter den Kampf ab. Sieger durch Disqualifikation in Runde 4: Xavier Kohlen. – Noch im Ring wurde ein Rückkampf angekündigt.
Den dritten Kampf des Abends, einen Sechsrunder, bestritten Timo Rost (5 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) und Jann Kulik (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage) im Super Mittelgewicht. Beide gingen ein extrem hohes Tempo. Sie zeigten technisch gutes Boxen. Es gab viele harte Schlagabtäusche. Der Kampf wurde extrem intensiv geführt, wobei die erste Runde etwas hektisch war. Die folgenden Runden wurden ruhiger, aber nicht langsamer, geführt. In den ersten beiden Runden hatte Rost immer eine Hand mehr im Ziel. Die folgenden Runden gingen hin und her. Kulik trug Rost den Kampf immer und immer wieder an und Rost nahm an. Der Kampf blieb bis zur letzten Sekunde spannend und begeisterte das Publikum. Die Punkrichter des niederländischen Boxverbandes werteten: 58:56, 58:56 und 59:55. Einstimmiger Punktsieger: Timo Rost.
Der folgende Schwergewichtskampf zwischen Ricardo Snijders (14 Kämpfe, 14 Siege, 5 durch KO) und Paul Zummach (5 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) war auf acht Runden angesetzt. Beide Boxer zeigten gutes technisches Boxen. Snijders boxte systematisch und abgeklärt. Er dominierte aufgrund seiner Technik. Ende der vierten Runde kam Snijders mehrfach mit schönen harten Schlägen durch. Zur Runde fünf trat Zummach nicht mehr an. Sieger durch TKO: Ricardo Snijders.
Der vorletzte Kampf des Abends, ein Sechsrunder mit Andranik Mirzoyan (6 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Nassar Bukenya, hielt eine faustdicke Überraschung für die Zuschauer bereit. Der ungeschlagene Mirzoyan war von Anfang an auf einen KO aus. Jede seiner Aktionen wollte nur ein KO-Schlag sein. In der ersten Runde gab es nur wenige Aktionen, was sich aber mit zunehmender Kampfdauer änderte. Am Ende der zweiten sah es auch tatsächlkich danach aus, dass Mirzoyan vorzeitig gewinnen könnte. In der folgenden Runde hatte aber Bukenya, der Debütant aus Uganda, seine Momente. In der vierten Runde boxte Mirzoyan überhaupt nicht mehr an, wodurch er immer mehr Schläge nahm. Am Ende der Runde wurde er dann an den Seilen gestellt und nahm viele Volltreffer zum Kopf. Torkelnd und mit wackeligen Knien ging er in seine Ecke zurück. In die fünfte Runde versuchte er mit einem verzweifelten Schlaghagel seine Schwäche zu kaschieren. Aber er erzielte keine Wirkung. Ihm wurde noch etwas Zeit geschenkt, weil sich das Tape von seinem Handschuh gelöst hatte. Aber nach dieser Pause nahm er Treffer um Treffer zum Kopf. Erst wurde Mirzoyan im Stehen angezählt und dann vom Ringrichter aus dem Kampf genommen. Sieger durch TKO in Runde 5, nach 2 Minuten 13 Sekunden: Nassar Bukenya.
Im Hauptkampf des Abend boxten Gevorg Khatchikian (30 Kämpfe, 28 Siege, 14 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Volodymyr Romanenko (16 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 8 Niederlagen, 5 durch KO) um den BeNeLux Titel im Mittelgewicht. Auch Khatchikian ging auf den KO aus, aber er boxte an. Er trieb sein Gegenüber unaufgeregt vor sich her und verteilte gut. Ende der Runde hatte er Romanenko in einer neutralen Ecke, wo er ihn mit einer brutalen Rechten zum Körper von den Beinen holte. Es sah so aus, als hätte er ihm eine oder mehrere Rippen gebrochen. In der zweiten Runde stellte Khatchikian Romanenko an den Seilen und schickte ihn wieder mit einer brutalen Rechten zum Körper zu Boden. Der Ringrichter brach den Kampf an dieser Stelle ab. Es war eine beeindruckende Demonstration der boxerischen und physischen Qualität von Khatchikian. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1 Minute und 6 Sekunden: Gevorg Khatchikian.
Mal wieder habe ich eine richtig gute Veranstaltung in Heerlen gesehen und ich freue mich schon auf die nächste.
© Uwe Betker
Profiboxen in Voerendaal – Quintessens des Boxens
Die Veranstaltungen von Patrick Driessen sind immer eine Reise wert. Hier gibt es immer gutes Boxen zu sehen. Diesmal war jedoch etwas anders. Diesmal nämlich waren im Zaalencentrum in De Borenburg in Voerendaal bei Heerlen 17 Amateurkämpfe und nur 2 Profikämpfe zu sehen. Diese beiden Profikämpfe waren allerdings so etwas wie die Quintessenz des Boxens: eine brutale Ringschlacht und ein Fechten mit der Faust.
Den Anfang bei den Profis machten im Weltergewicht Bo Delbressine, der sein Profidebüt gab, und Bryan Nisia (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) mit einem Vierrunder. Von der ersten Sekunde an war es eine harte Ringschlacht, bei der sich die Kontrahenten nichts schenkten, vor allem keine Ruhe. Nisia boxte unorthodox. Er verzichtete weitestgehend auf seine Deckung, schlug aus allen Positionen und verließ sich auf seine Reflexe und Meidbewegungen. Delbressine boxte hinter einer Doppeldeckung, suchte aber auch den Schlagabtausch. Und davon gab es dann auch wirklich viel zu sehen. In der zweiten Runde kam Nisia immer häufiger mit seinen Schlägen durch. Delbressine nahm viele und harte Treffer. Es sah auch schon danach aus, als würde er runter gehen, er machte es aber nicht. Stattdessen kam er selbst mit harten Treffern durch, die Nisia erschütterten. Zu Anfang der dritten Runde konnte Delbressine mehrfach Körperhaken anbringen. Es sah sogar schon danach aus, dass er den Kampf für sich entscheiden könnte. Dann aber kam wieder Nisia. Er erhöhte den Druck und Delbressine musste wieder mehr und mehr nehmen. Schließlich traf ihn eine harte Linke zur Schläfe und er drehte sich wie eine Schraube, während er zu Boden sank. Er wurde angezählt, kam schwankend wieder hoch. Der gute Ringrichter Gerard Steifzand nahm ihn jedoch aus dem Kampf, weil er Delbressine nicht mehr als kampffähig einschätzte.
Sieger durch TKO in Runde 3 nach 2:25 Minuten: Bryan Nisia.
Der Hauptkampf des Abends war die Beneluxmeisterschaft im Cruisergewicht zwischen Ricardo Snijders (11 Kämpfe, 11 Siege, 2 durch KO) und Erik Nazaryan (48 Kämpfe, 24 Siege, 18 durch KO, 19 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden). Beide Kontrahenten zeigten gutes technisches Boxen, allerdings in unterschiedlicher Ausführung. Snijders war erheblich größer als Nazaryan und hatte dementsprechend mehr Reichweite. Er boxte überlegt und kreiste langsam um seinen Gegner herum. Er agierte hinter einer kompakten Doppeldeckung und versuchte, seine Führhand zu etablieren, um seinen Reichweitenvorteil zu nutzen. Nazaryan versuchte, an Snijders heranzukommen, um dann seine Haken ins Ziel zu bringen. Seine Deckung war auch gut. In der zweiten Runde wurde der Kampf etwas munterer. Snijders verteilte gut, was Nazaryan dazu verleitete, gestenreich darauf hinzuweisen, dass die Schläge ihm nichts anhaben könnten. Er forderte Snijders auf, ihn doch anzugreifen. Snijders reagierte auf die Provokationen nicht – nur Ringrichter Toni Tiberi. Der ermahnte Nazaryan, die Faxen zu lassen. In der dritten Runde trieb Snijders Nazaryan kontrolliert vor sich her, ohne zu überhasten. In der vierten Runde erhöhte Snijders den Druck und trieb Nazaryan an den Seilen entlang. Dann öffnete sich ein böser Cut unter der linken Braue, auf dem Lid, von Nazaryan und der Kampf wurde gestoppt. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 1:45 Minuten: Ricardo Snijders. – Eine bemerkenswert souveräne Leistung.
Die Veranstaltung in Heerlen war klein, aber fein. Sie stellte einen tollen Start in die neue Boxsaison dar. Es gab zwar nur zwei Profiboxkämpfe zu sehen, nachdem sich geplante Kämpfe zerschlagen hatten, weil sich die Boxer verletzt hatten. Zum Ausgleich boten gerade diese beiden Kämpfe aber die komplette Spannbreite des Boxens.
© Uwe Betker
Ricardo Snijders ist neuer niederländischer Meister
Das Cultureel Centrum Corneliushuis in Heerlen (Niederlande) war wieder einmal Austragungsort für eine Veranstaltung von Patrick Driessen. Sie stand unter dem Motto „True Champions“. Und wieder war es eine gute und sehenswerte Veranstaltung. Es gab zur Einstimmung zwölf Amateurboxkämpfe zu sehen, die zum Teil sehr unterhaltsam waren. Es würde mich auch nicht wundern, wenn der ein oder andere Boxer schon bald in den Profibereich wechseln würde, um dort auch eine gute Figur zu machen.
Es gab fünf Profikämpfe zu sehen. Den Anfang machten Somay Bilal (9 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO) und Giorgi Gviniashvili (20 Kämpfe, 12 Siege, 8 durch KO, 7 Niederlagen, 1 durch KO) mit einem Sechsrunder im Super Leichtgewicht. Der Rechtsausleger Bilal begann verhalten aber druckvoll. Es gab nur wenige Aktionen und die gingen von Bilal aus, der so aussah, als ob er seinen Gegner nicht ausboxen, sondern KO schlagen wollte. Mitte der zweiten Runde kam er auch mit einer schönen Linken zum Kopf durch, die Gviniashvili beeindruckte. Bilal erhöhte den Druck, er bereitete mehr mit seiner Führhand vor und hatte Ende der Runde seinen Gegner in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht. In der folgenden Runde wurde der Kampf härter. Bilal kam mehrfach hart mit linken Kopfhaken durch. Aber er zog sich auch einen Cut über dem linken Auge zu. Die vierte Runde war etwas verfahren. Der etwas kleinere Bilal wollte in den Gegner hinein und Gviniashvili versuchte, ihn abzukontern und den Cut zu vergrößern. Immer wieder kamen sich die Köpfe der beiden Kontrahenten gefährlich nahe. Die fünfte Runde war die beste von Gviniashvili. Bilal viel in seine Schläge rein und war unkonzentriert. In der sechsten Runde suchte Bilal den KO. Er trieb Gviniashvili vor sich her und kam immer wieder mit harten linken Kopfhaken durch. Einstimmiger Sieger nach Punkten (58:56, 59:55 und 59:55): Somay Bilal.
Danach stiegen Andranik Mirzoyan (5 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO, 1 Unentschieden) und Mohamed Boulahya (7 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden) für einen Vierrunder im Halbschwergewicht in den Ring. Der Kampf war kurz und heftig. Mirzoyan trieb seinen Gegner vor sich her und deckte ihn ein. Er stellte ihn an den Seilen und fällte ihn mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf. Boulahya wurde angezählt, kam wieder hoch und stellte sich erneut. Mirzoyan setzte nach und stellte ihn kurze Zeit später in einer neutralen Ecke. Da ließ er ihn auch nicht mehr heraus und prügelte so lange auf ihn ein, bis Boulahya zusammenbrach. Es flog noch ein Handtuch, aber der gute Ringrichter Brahim Ait Aadi vom niederländischen Profiboxverband ließ sich davon nicht beirren und zählte bis zehn durch. Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:13 Minuten: Andranik Mirzoyan.
Es folgte eine Mittelgewichtsbegegnung über sechs Runden zwischen Gevorg Khatchikian (28 Kämpfe, 26 Siege, 12 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Nikoloz Gvajava (18 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden). Die erste Runde war geprägt durch Abwarten und Beobachten. Es gab nur wenige Aktionen. In der zweiten Runde bereitete Khatchikian seine Aktionen mehr mit der Führhand vor, wodurch sich auch direkt mehr Chance ergaben. Ein brutaler rechter Aufwärtshaken zum Kinn ließ Gvajava einknicken. Danach versuchte Khatchikian, den Kampf vorzeitig zu beenden. Gvajava seinerseits arbeitete daran, seinen Gegner in wilde Keilereien zu verwickeln. Das Machogehabe, das er an den Tag legte, indem er sich auf die Brust schlug und provozierte, war nicht gerade die beste Idee seines Lebens. Immer wenn er das nämlich tat, kassierte er prompt einen Volltreffer. Nachdem er zwei eingesteckt hatte, hatte er das offenbar auch verstanden. Nur mit Mühe erreichte er die Rundenpause. Auch in der dritten Runde nahm Gvajava mehr als für ihn gesund sein konnte. Im vierten Durchgang nahm Khatchikian ein wenig das Tempo aus dem Kampf heraus. In der fünften Runde erhöhte er dann aber wieder den Druck und kam erneut mit Kinnhaken durch. Gvajava brach zusehends auseinander. Er hatte Mühe, überhaupt das Rundenende zu erreichen. Die letzte Runde war nur noch ein Gemetzel. Immer wieder meinte der tapfere Gvajava die Schläge mit seinem Kopf abwehren zu müssen.
Einstimmiger Sieger nach Punkten (60:52, 60: 54 und 60:55): Gevorg Khatchikian.
Den vorletzten Kampf des Abends bestritten im Halbschwergewicht Ben Tingen (8 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden) und Beka Aduashvil (36 Kämpfe, 24 Siege, 14 durch KO, 12 Niederlagen, 11 durch KO). Tingen zeigte von der ersten Sekunde an eine schöne linke Führhand. Er nahm sich Zeit und stellte sich seinen Gegner zurecht. Ende der ersten Runde kam er mehrfach mit Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf durch. In der zweiten Runde machte Tingen da weiter, wo er in der ersten aufgehört hatte. Er zeigte sehr schönes systematisches Boxen. Am Ende der Runde stellte er seinen Gegner kurz an den Seilen, wo er ihn dann mit einer kurzen brutalen Rechten zum Körper fällte. Aduashvil wurde ausgezählt und brauchte lange, bis er wieder auf die Beine gekommen war.Sieger durch KO in Runde 2, nach 2:49 Minuten: Ben Tingen.
Der Hauptkampf des Abends war eine auf zehn Runden angesetzte Begegnung im Cruisergewicht. Dabei ging es um die vakante Niederländische Meisterschaft. Es trafen Ricardo Snijders (8 Kämpfe, 8 Siege, 1 durch KO) und Ramazi Gogichashvili (53 Kämpfe, 30 Siege, 17 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO, 2 Unentschieden) aufeinander. Snijders zeigte ein technisch gutes Boxen. Er verteilte gut. Gogichashvili verschanzte sich hinter einer kompakten Doppeldeckung und schlug selten mit. Ende der ersten Runde kam Snijders mit einer schönen Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch. Im letzten Drittel der dritten Runde wackelte Gogichashvili nach einem rechten Aufwärtshaken. Obwohl Snijders nachsetzte, schaffte es Gogichashvili zu überleben. Auch in den folgenden Runden hielt Snijders das Tempo hoch. In der fünften kam er mit einem schönen Uppercut durch, der Eindruck hinterließ. In der achten Runde wurde der Kampf schließlich langsamer, aber Snijders boxte und punktete unbeirrt weiter. Am Ende war an dem Punktsieg für Snijders nicht zu zweifeln. Einstimmiger Sieger nach Punkten (100:90, 100:90 und 100:90): Ricardo Snijders.
Ich bin sehr gespannt, wie sich Ricardo Snijders weiter entwickeln wird und auch, wie weit er kommen wird. Er besitzt alles, was man sich von einem Boxer wünschen kann. Er kann technisch gut und sauber boxen. Er kann Strategien umsetzen. Er sieht auch gut aus und soll sehr nett sein. Nur hat er leider keinen Punch. Die Frage ist also: Wie weit kann man ohne Punch im Profiboxen kommen? Aber das Beispiel von Henry Maske oder Sven Ottke hat uns auch gezeigt, was ohne Punch eben doch auch alles möglich ist. Wie gesagt, ich bin gespannt. Auf jeden Fall aber werde ich versuchen, auch die nächsten Veranstaltungen von Patrick Driessen zu besuchen, denn die sind immer gut.
© Uwe Betker
Ein Perfekter Sonntagnachmittag: 27 Kämpfe, eine Band und zwei Go-Go-Tänzerinnen
An einem Sonntag Nachmittag und Abend gibt es doch kaum etwas Besseres, was man tun könnte, als Boxen zu gucken. Am 1. März war Hoensbroek, bei Heerlen, der Ort, wo man gewesen sein sollte. Die Halle dort ist relativ klein; sie fasst einen Hochring, links und rechts davon ein paar Stuhlreihen, dahinter eine Bühne mit Stühlen und Tischen, eine Theke und jede Menge Stehplätze – ein guter Ort also fürs Boxen. Es gab 22 Amateurkämpfe, und es fand das Finale der Südniederländischen Meisterschaft statt. Dann gab es noch einen Semi-Profikampf und 4 Profikämpfe zu sehen. Insgesamt waren es also 27 Kämpfe. In den Pausen spielte eine kleine Band und, was immer noch viel zu selten dargeboten wird, zwei Go-Go-Tänzerinnen zeigten ihr Können.
Den ersten Profikampf des Abends bestritten Melvin Wassing (7 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Azad Dogru (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO) im Weltergewicht. Wassing zeigte eine schöne steife Linke, die immer wieder ihr Ziel fand. Nach ungefähr einer Minute stellte er seinen Gegner in einer neutralen Ecke und deckte ihn mit einer kleinen Kombination ein, die Dogru zu Boden schickte. Hierauf suchte dieser sein Heil in Schwingern, die aber nicht ihr Ziel fanden. Kurze Zeit später fand sich Dogru erneut auf dem Ringboden wieder. Diesmal wurde er jedoch nicht angezählt, weil er nach einer Rangelei und einem Dreher gestoßen worden war. Kurze Zeit später stellte Wassing ihn aber wieder in der neutralen Ecke. Er kam mit einer schönen linken Graden zum Kopf und einem rechten Körperhaken durch und Dogru musste zu Boden, wo er angezählt wurde.
Wassing kam offensichtlich in die zweite Runde mit dem Vorsatz, seinem Gegner den Rest zu geben. Der musste dann auch schon bei der ersten ernst zu nehmenden Aktion wieder runter. Hiernach versuchte sich Dogru durch tiefes Auspendeln zu schützen, aber Wassing kam mit einem linken und rechten Körpertreffer durch, die sein Gegenüber erneut zu Boden zwangen. Hier nun hatte der Ringrichter genug gesehen und brach das ungleich gewordene Duell ab. TKO Runde 2 nach 0:40 Sekunden.
Im folgenden Kampf trafen René Oeffner (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und und Selim Sarialioglu (7 Kämpfe, 7 Niederlagen, 7 durch KO) im Supermittelgewicht aufeinander. Zwar besetzte Sarialioglu die Ringmitte, aber Oeffner punktete schön mit seiner steifen Führhand. Immer wieder konnte Oeffner seinen Gegner mit seiner steifen rechten Graden zum Kopf abkontern. Die erste Runde war ausgesprochen schön. Leider gab es keine weitere, weil Sarialioglu, aufgrund einer Verletzung der linken Schulter, nicht mehr zur zweiten Runde antrat. TKO 2 nach 0 Sekunden.
Der folgende Kampf war noch kürzer, aber dafür spektakulärer. Andranik Mirzoyan, der sein Profidebüt gab, traf auf Chauki Harnasi (17 Kämpfe, 17 Niederlagen, 8 durch KO) im Halbschwergewicht. Mirzoyan wirkte sehr stabil und fokussiert. Man hatte den Eindruck, dass jeder seiner Schläge, die er gut verteilte, entscheidend für den Kampf hätte sein können. Er trieb seinen Gegner vor sich her und suchte den KO. Bald schon hatte er Harnasi an den Seilen gestellt und kam mit einer Linken zum Kopf, gefolgt von einem Leberhaken durch. Harnasi wurde ausgezählt. KO in Runde 1 nach 2:17 min.
Der Hauptkampf war auf sechs Runden angesetzt. In ihm trafen Somay Bilal (5 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO) und Arnaud Dimidschtein (16 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO) im Halbweltergewicht aufeinander. Bilal, ein Rechtsausleger, boxte lässig mit hängender Deckung, sich auf seine schnellen und gute Reflexe verlassend. Er dominierte den Kampf. Er schlug meist ein- oder zweimal eine Führhand, um dann mit seiner Schlaghand nachzuziehen. Leider kam es zu einigen unschönen Zusammenstößen mit den Köpfen, weil beide Boxer immer wieder nach Aktionen in den Mann reingingen. In den zweiten Durchgang ging Bilal mit dem offensichtlichen Vorsatz, eine vorzeitige Entscheidung zu suchen. Immer wieder kam er mit seiner rechten Führhand, gefolgt von seiner linken Schlaghand, häufig als Haken geschlagen, durch. Mitte der dritten Runde, die noch intensiver als die vorangegangene geführt worden war, zog sich Dimidschtein einen Cut rechtsseitig im Haaransatz zu. Der Ringarzt brach den Kampf ab. TKO Runde 3 nach 1:35 min.
Für mich war nicht erkennbar, wie es zu der Cutverletzung gekommen war. Auch hätte ich, den Kampf wohl noch eine Weile weiter laufen lassen. Aber ich bin kein Arzt und habe die Wunde auch nicht von Nahem gesehen.
Hoensbroek bei Heerlen war der Ort, an dem man am 1. März gewesen sein musste. Der Veranstalter Patrick Driessen hat wieder einmal eine großartige Veranstaltung auf die Beine gestellt. Die Amateurkämpfe waren gut, die Life Band, die in den Pausen spielte, war hörenswert, die Go-Go-Tänzerinnen waren ein Augenschmaus – habe ich schon erwähnt, dass Go-Go-Tänzerinnen, wie ich finde, durchaus eine Bereicherung für den Boxsport darstellen? – und die Profikämpfe waren so, wie sie sein sollten, nämlich hart und gut. Mindestens dreien der vier Boxer, die dort gewonnen haben, traue ich noch einiges zu. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. – Herr Driessen, hiermit möchte ich mich schon jetzt für ihre nächste Veranstaltung akkreditieren.
(C) Uwe Betker