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Gastbeitrag: Der letzte Zeuge! Der letzte deutsche Weltmeister darf nicht verlieren

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Brodelnde Stimmung auf der Pressekonferenz vor der Box-WM am Wochenende! Bevor es am Samstag im Ring der Potsdamer MBS Arena zur Sache gehen wird (live ab 22.50 Uhr in SAT.1), trafen sich heute WBA-Champion Tyron Zeuge und Pflichtherausforderer Isaac Ekpo vor der versammelten Presse, um über das Duell um die Weltmeisterschaft im Super-Mittegewicht zu sprechen – am Ende schossen aber eher die Trainer verbale Giftpfeile ab!
Promoter Kalle Sauerland erhöhte in jedem Fall den Druck auf Zeuge. Sauerland: „Tyron ist der letzte Mohikaner – der letzte deutsche Box-Weltmeister. Er steht quasi in der Pflicht, den Kampf am Samstag
siegreich für sich zu entscheiden. Wir haben zwar viele junge Talente, die das Potenzial haben, in Zukunft oben anzugreifen. Trotzdem braucht es jemanden, der den anderen ein Vorbild ist und den Weg ebnet und in dieser Rolle sehe ich aktuell Tyron!“
Der 24-jährige Titelverteidiger bestätigt aber, dass er solche Forderungen nicht an sich heranlässt. Zeuge: „Ich habe mich gewissenhaft auf diesen Kampf vorbereitet und weiß, was ich kann. Am Samstag gebe ich alles für den Sieg – ich tue das allerdings für mich und für niemand anderen!“
Herausforderer Isaac Ekpo (34) verpasste sich, im Gegensatz zum Weltmeister, weitestgehend einen Maulkorb. Er gab zu verstehen, dass „nur entscheidend ist, was im Ring passiert. Am besten lasse ich immer noch meine Fäuste für mich sprechen!“
Laut Zeuge-Coach Jürgen Brähmer werden die allerdings größtenteils zum Schweigen verdammt sein, „denn mein Boxer ist einfach eine Klasse besser als Ekpo! Wenn Tyron dass abrufen kann, was er in der Vorbereitung gezeigt hat, wird das eine klare Sache für uns werden!“
Das sieht das Lager des Herausforderers hingegen ein wenig anders. Stacey McKinley, der schon Mike Tyson trainierte, sagt einen Albtraum für den letzten deutschen Weltmeister voraus: „Stilistisch wird das eine ganz schwere Geschichte für Zeuge gegen Ekpo. Isaac schlägt aus allen Lagen, geht physisch voll zur Sache. Dafür ist so ein junger Hüpfer wie Zeuge einfach noch nicht bereit!“
Viele Geschichten wurden auch zum zweiten Hauptkampf am Samstag erzählt. Die Camps um GBU-Champion Deniz Ilbay und Herausforderer Angelo Frank belegten sich teilweise so sehr mit Kraftausdrücken, dass beide Kämpfer beim obligatorischen Staredown auf Sicherheitsabstand gehalten werden musste. In drei Tagen werden die „Streithähne“ schließlich aufeinander losgelassen. Dann können alle Animositäten sportlich aus der Welt geräumt werden.
(C) Team Sauerland

Freie Auswahl für Arthur Abraham

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Der Ex-Weltmeister Arthur Abraham (40 Kämpfe, 36 Siege, 28 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) hat die freie Auswahl. Er könnte, wenn er und sein Veranstalter Sauerland Event es denn wollten, so gut wie jeden im Super Mittelgewicht boxen. Es dürfte finanziell für den Promoter von Abraham kein Problem sein, ihn in einen WM Kampf einzukaufen, außer gegen den WBO Weltmeister Robert Stieglitz (48 Kämpfe, 45 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO). Gegen den hat Abraham zuletzt verloren.
Abraham könnte weiter Boxer der Qualitätsstufe eines Willbeforce Shihepo (26 Kämpfe, 20 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) verprügeln und warten, dass er irgendwann wieder Pflichtherausforderer für Stieglitz wird. Er könnte aber auch hingehen und sich andere Aufgaben suchen. Er könnte den amtierenden Weltmeister der WBC und Super Champion der WBA, Andre Ward (26 Kämpfe, 26 Siege, 14 durch KO), boxen. Ward ist noch ungeschlagen und Abraham könnte versuchen, seine Punktniederlage vom 14.05.2011 wettzumachen. Auch Carl Froch (33 Kämpfe, 31 Siege, 22 durch KO, 2 Niederlagen), der amtierende Weltmeister der IBF und Super Champion der WBA, wäre ein guter Gegner. Auch gegen ihn könnte er versuchen seine Punktniederlage, vom 27.11.2011, auszubügeln. Sakio Bika (39 Kämpfe, 32 Siege, 21 durch KO, 5 Niederlagen, 2 Unentschieden), der Weltmeister des WBC, wäre noch ein guter Gegner. Am leichtesten zu organisieren, dürfte aber ein Kampf gegen Mikkel Kessler (49 Kämpfe, 46 Siege, 35 durch KO, 3 Niederlagen) sein. Beide sind bei Sauerland unter Vertrag.
Die Frage ist nun, will Abraham so lange warten, bis er als Pflichtherausforderer wieder gegen den Stieglitz antreten darf, gegen den er aufgegeben hat, oder sucht er sich vielleicht andere Ziele. Das Problem mit den anderen Zielen ist, ob Abraham sich überhaupt noch zutraut gegen Gegner wie Andre Ward, Carl Froch, Sakio Bika und Mikkel Kessler anzutreten.
© Uwe Betker

Boxen im Ballsaal

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Magdeburg ist der Sitz von Sport Events Steinforth, und daher war auch die Veranstaltung unter dem Titel „Schwere Jungs“ am 16.11.2012 in einem Ballsaal des Maritim Hotels in Magdeburg ein Heimspiel. Der Ballsaal war ein edler Rahmen für die wirklich gute Veranstaltung.
Im ersten Kampf bekam es Toni Thes (11 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO) im Halbschwergewicht mit Freddy Lemmer (16 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO) zu tun. Eigentlich sollte ein junger und aufstrebender Boxer wie Thes kein Problem mit einem 42 Jahre alten Mann wie Lemmer haben. Aber Thes tat sich erstaunlich schwer. Dabei sah es in der ersten Runde so aus, als könnte sich der Mann aus Magdeburg seiner Aufgabe schnell entledigen. Er war ganz offensichtlich der bessere Boxer. Und dem Mann aus Bad Aussee in Österreich ist anzusehen, dass er von einer anderen Kampfsportart kommt. Aber immerhin hatte er seine letzten vier Kämpfe alle gewonnen. Immer wieder sah es so aus, als würde Lemmer gleich KO gehen. Bereits in der dritten Runde begann er schwer zu atmen und bekam einen Punktabzug wegen Haltens. Aber die folgende musste ich ihm auf meinen Punktzettel dann wieder geben. Thes fand gegen den Rechtsausleger einfach kein Rezept. Je länger der Kampf dauerte, umso mehr Sympathie bekam ich für Lemmer und hoffte, dass er es über die Runden schafft. Das tat er auch. Thes gewann des Sechsrunder einstimmig nach Punkten (60:53, 60:53 und 60:53).
In der gleichen Gewichtsklasse kämpfte Moritz Stahl (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) mit Josef Obeslo (9 Kämpfe, 1 Sieg, 7 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden). Der Magdeburger Stahl kam in den Kampf, um ihn durch KO zu gewinnen. Ungestüm ging er nach vorne. Am Anfang der dritten Runde kam er mit einer linken Graden zum Kopf durch und Obeslo ging runter. Nach dem Anzählen stellte er sich erneut zum Kampf. Zwei rechte Graden zum Kopf ließen ihn in die Seile fallen. Hier nun ging Ringrichter Oliver Brien schützend dazwischen. TKO nach 1:42.
Der Düsseldorfer Schwergewichtler Markus Tomala (11 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen) zeigte gegen Istvan Ruzsinsky (11 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) eine beeindruckende Leistung. Nach einigen wenigen Aktionen hatte er seinen ungarischen Gegner in die Defensive gedrängt. Tief abgeduckt sich hinter seiner Doppeldeckung versteckend versuchte Ruzsinsky sich heran zuschieben. Tomala schlug eine Rechte zur Schläfe, die seinen Gegner auf die Knie zwang, wo er angezählt wurde. Diese Rechte war sensationell. Es ist eine Ewigkeit her, dass ich solch einen Schlag in einem deutschen Ring gesehen habe. Der Rest war reine Formsache. Vier Rechte zu Körper und Kopf zwangen den Ungarn zum Abdrehen. Der Ringrichter ging dazwischen und bewahrte ihn vor einem schweren KO. TKO nach 1:14.
Der vierte Kampf machte qualitativ da weiter, wo der vorherige aufgehört hatte. Im Halbschwergewicht boxten Dominic Bösel (9 Kämpfe, 9 Siege, 3 durch KO) gegen Zoltan Kiss Jr. (38, Kämpfe, 24 Siege, 8 durch KO, 11 Niederlagen, 10 durch KO, 3 Unentschieden) – eine ziemlich mutige Ansetzung. Immerhin ist Kiss ungarischer Meister und er besitzt einen eindeutig positiven Kampfrekord. Bösel wurde von vielen lautstarken Fans angefeuert. Bereits Mitte der ersten Runde hatte er seinen Gegner nahe am KO; nach einem schönen Leberhaken ging er auf die Knie. Jedoch schaffte er es, sich noch in die dritte Runde zu retten. Bösel, der ohne Hast arbeitete, beeindruckte besonders durch die Präzision seiner Schläge. Ende der dritten Runde kam er mit harten Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf durch, die Kiss fast über die Seile schickten. Der Ringrichter verhinderte durch sein Einschreiten, dass er aus dem Ring geschlagen wurde. TKO nach 2:55.
Der folgende Kampf war der schlechteste des Abends. Dennis Ronert (13 Kämpfe, 13 Siege, 10 durch KO) boxte gegen Tamas Bayzath (7 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden). Dieser Kampf entwickelte sich nämlich schnell zu einer Keilerei, und leider noch einer ziemlich langweiligen. Absolut unverständlich war mir, warum beide Boxer ganz auf die Führhandarbeit verzichteten und sich auf Schwinger auf die Deckung beschränkten. Ronert gewann schließlich den Sechsrunder einstimmig nach Punkten (59:56, 58:56, 58:55). Das sehr sachkundige Publikum verabschiedete den Ungarn Bayzath danach mit fast so viel Applaus wie Ronert.
So lang der Vorgängerkampf war, so kurz war der nachfolgende Kampf. Francesco Pianeta (29 Kämpfe, 28 Siege, 15 durch KO, 1 Unentschieden) bekam es im Schwergewicht mit Nelson Dario Dominguez (17 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) zu tun. Der Argentinier versuchte vor allem mit Schwingern, Halten und Beschwerden über vermeintlich illegale Schläge auf den Hinterkopf zu seinem Ziel zu kommen. Bevor der Kampf erst richtig angefangen hatte, schlug bei ihm dann aber eine linke Gerade zum Kopf ein, die ihn fällte. Auf dem Boden, an den Seilen sitzend, machte er keine Anstalten noch einmal aufzustehen, worauf der Ringrichter den Kampf abbrach. Es sah so aus, als ob Dominguez keine Lust mehr gehabt hätte und nun, nachdem er zuerst den Clown gegeben hatte, auch noch den Spielverderber machen würde. Der Eindruck aber trog, denn er hatte sich einen Knochen an der rechten Augenhöhle gebrochen. TKO nach 2:31.
Den Hauptkampf des wirklich guten Kampabends bestritt Robin Krasniqi (31 Kämpfe, 28 Siege, 15 durch KO, 2 Niederlagen). Diesen Kampf kann man als so etwas wie einen Aufwärmkampf bezeichnen, denn Krasniqi ist ja der Pflichtherausforderer des Weltmeisters der WBO Nathan Cleverly (25 Kämpfe, 25 Siege, 12 durch KO) – und dieser Kampf soll nun bald stattfinden. Max Heyman (41 Kämpfe, 25 Siege, 14 durch KO, 12 Niederlagen 6 durch KO, 4 Unentschieden) hatte kein Mittel gegen den aggressiv nach vorne gehenden Krasniqi. Ende der ersten Runde stellte der WBO-International-Titelverteidiger Krasniqi seinen Gegner in einer Ecke. Nach mehreren Treffern ging dieser dann mit dem Knie runter und wurde von WBO Ringrichter Manfred Küchler, der, wenn ich recht informiert bin, noch immer vom BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) gesperrt ist, angezählt.
In der dritten Runde stellte Krasniqi ihn erneut in einer Ecke und ließ ihn nicht mehr raus. Mehrere harte Rechte trafen ihr Ziel. Heyman ging zu Boden und wurde angezählt. Ringrichter Küchler gab, obwohl Heyman rechtzeitig wieder stand und auch klar und kampfbereit schien, den Kampf nicht wieder frei. Für mich kam der Abbruch zu früh. Jedoch gab es keinen Zweifel daran, dass Heyman KO gegangen wäre.TKO nach 2:45.
Magdeburg ist definitiv eine Reise wert, um dort Boxen zu gucken. – Eigentlich hätte neben mir ein Redakteur der Zeitschrift BoxSport sitzen sollen. Der Sitz blieb aber leer. Da bin ich gespannt, was der BoxSport über die Veranstaltung zu berichten weiß.
© Uwe Betker

Ein schwerer Kampf für Benjamin Simon

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Dem berliner Benjamin Simon (21 Kämpfe, 20 Siege, 19 durch KO, 1 Niederlage) steht ein schwerer Kampf bevor. Am Freitag, dem 01.April soll die Nummer 83 der unabhängigen Weltrangliste gegen Sam Soliman (50 Kämpfe, 39 Siege, 17 durch KO, 11 Niederlagen, 1 durch KO) antreten. Soliman ist immerhin die Nummer 35 der unabhängigen und Nummer 11 der IBF Rangliste.
Der Australier aus Melbourne hat einen mit guten Namen gespickten Kampfrekord. So stand er bereits mit Jerry Elliot (06.05.2000, L 8), Howard Eastman (16.09.2000, L 12), Anthony Mundine (03.09.2001, L 12, 07.03.2007, L KO 9, 25.03.2008, L 12), Nader Hamden (02.06.2003, W 12) und Ronald Wright (10.12.2005, L 12) zusammen im Ring. In seiner seit über 13 Jahren andauernden Karriere machte er auch immer wieder Ausflüge in höhere Gewichtsklassen, z.B. ins Cruisergewicht. Mit seinen 37 Jahren dürfte er physisch unterlegen sein. Jedoch hat er immer noch eine sehr gute Beinarbeit, ist beweglich, technisch stark und sehr erfahren.
Iron Bens Stärke ist offensichtlich seine Physis. Er hat eine beeindruckende KO-Quote von 90,48 %.
Soliman ist mit Sicherheit der beste Mann, dem Simon jemals gegenüber stand. Gleichzeitig ist er aber auch, aufgrund seines Alters und seiner körperlichen Unterlegenheit, jemand, den er schlagen kann. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass der Ausgang des Kampfes schon entschieden ist. Erfahrung ist der entscheidende Pluspunkt für Soliman. Er ist ein Überlebenskünstler im Ring und es bleibt abzuwarten, ob Simon ihn stellen kann und was passiert, wenn er es nicht schafft.
In dem auf 12 Runden angesetzten Kampf im Mittelgewicht geht es zum einen um den Intercontinental Titel der IBF. Zum anderen ist er vermutlich aber auch ein WM-Ausscheidungskampf. Der Sieger würde damit dann zum Pflichtherausforderer für den für Sauerland Event boxenden Sebastian Sylvester (38 Kämpfe, 34 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) werden.
© Uwe Betker

Kämpfe die nicht stattfinden

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Der TV-lose Veranstalter von Profiboxkämpfen Universum Box-Promotion ist vom Pech verfolgt. Hier eine kleine Chronik: Erst behandelte der Schwergewichts-Europameister Alexander Dimitrenko (31 Kämpfe, 30 Siege, 20 durch KO, 1 Niederlage) eine Durchfallserkrankung nicht. Dann verheimlichte er sie vor seinem Team. Schließlich brach er am 04.12.2010 vor seinem Kampf gegen Albert Sosnowski (50 Kämpfe, 46 Siege, 28 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) in der Kabine in Schwerin zusammen. Danach gab es dann eine Pressekonferenz, in der Dimitrenko erklärte: „Ich wollte einfach nicht als Weichei dastehen.“
Der WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer (38 Kämpfe, 36 Siege, davon 29 durch KO und 2 Niederlagen) wollte lieber seinen eigenen Titel mit dem des WBA-Weltmeister Beibut Shumenov (11 Kämpfe, 10 Siege, davon 6 durch KO und 1 Niederlage) vereinigen als gegen den Ausnahmeboxer und Pflichtherausforderer Nathan Cleverly (21 Kämpfe, 21 Sieg, 10 durch KO) kämpfen. Dafür flog Brähmer, der als „Jahrhunderttalent“ oder auch als „Knastboxer“ bezeichnet wird, nach Kasachstan, wo er am 08.01.2011 boxen sollte. Dort bekam er starken Durchfall mit Erbrechen. Das letzte, das über die PR-Abteilung des Veranstalters zu hören war, ist, dass er sich in der Asklepios Klinik in Hamburg befindet.
Susianna Kentikian (27 Kämpfe, 27 Siege, 16 durch KO), die Weltmeisterin nach Version WIBF, WBA und WBO im Fliegengewicht, sollte am 29. Januar 2011 in Hamburg gegen die Minimumgewichtlerin Teeraporn Pannimit (18 Kämpfe, 13 Siege, 5 durch KO, 3 Niederlagen) antreten. Sie sollte also gegen eine Gegnerin, die zwei Gewichtsklassen unter ihrer boxt, kämpfen – mit den bekannten Vorteilen für Frau Kentikian und den entsprechenden Nachteilen für Pannimit. Dieser Kampf ist wohl auch abgesagt. Jedenfalls ist er aus den einschlägigen Listen verschwunden. Leider hat der hamburger Veranstalter noch nicht mitgeteilt, ob wieder eine Durchfallerkrankung oder ein anderer Grund zu dieser Stornierung führte.
Ein Nachtrag zu Frau Kentikian: Sie fand im letzten Jahr genug Zeit, ein Buch zu schreiben. In ihm berichtet die selbsternannte „Killer Queen“ in ihren eigenen Worten über ihr nunmehr 23-jähriges Leben und ihre Träume. Ihre Autobiographie mit dem viel versprechenden Titel „Mir wird nichts geschenkt!“ erscheint im März 2011.
Wobei, wenn ich ihre Boxkämpfe so Revue passieren lasse …
© Uwe Betker

Viel Schatten

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Odlanier Solis ist der nächste Pflichtherausforderer von Vitali Klitschko. Solis und sein Veranstalter Ahmet Öner fordern schon lange den WBC-Weltmeister im Schwergewicht heraus. Nach seinem Sieg gegen Ray Austin, in dem so genannten „Final Eliminator“ (17.12.2010), muss Klitschko, auch wenn er sich lange geziert hat, nun doch gegen ihn antreten. Mich, aber auch viele andere, ließ Solis’ Leistung allerdings etwas ratlos zurück. Um es deutlich zu sagen, er enttäuschte mich.
Der Kubaner wirkte, wie eigentlich immer, mit seinen 117,8 kg, bei einer Größe von 187 cm nicht austrainiert. Im Kampf zeigte er wenig, was ihn als einen ernsthaften Anwärter auf den Schwergewichtsthron empfehlen könnte. Über weite Strecken sah er geradezu lethargisch aus. Erstaunlich oft ließ er sich durch den nicht sehr guten Jab von Austin stören und auf Distanz halten. Obwohl er den Amerikaner in der fünften Runde durch eine Vielzahl von Kopfhaken zu Boden geschickt hatte, schaffte er es dann aber nicht, den Angeschlagenen auszuknocken. Es schien ihn dann schließlich auch noch die Kondition zu verlassen.
Nach dem Kampf erklärte Solis: „Ich wusste, dass er mir nicht gefährlich werden konnte. Ich hätte den Kampf jederzeit beenden können, aber ich wollte ihn dafür bestrafen, dass er mich bei der Pressekonferenz beleidigt hatte. Er hatte gesagt, wenn er mit mir fertig wäre, könnte ich zurück nach Kuba gehen. Jetzt habe ich ihn und sein großes Maul nach Hause nach Cleveland geschickt. Da gibt es nichts außer Kühe. Ich wollte ihn bestrafen, demütigen und wie einen Idioten aussehen lassen. Scheinbar hätte er mich dafür gar nicht gebraucht.“
Diese Erklärung wirkt auf mich nicht sehr glaubhaft. Zu oft war er damit beschäftigt mit seiner Doppeldeckung die Führhand seines 40-jährigen Gegenübers abzuwehren. Dominanz sieht für mich doch etwas anders aus.
Dessen ungeachtet schwärmte Ahmet Öner „Vitali kann sich schon mal warm anziehen. Solis wird ihn vor eine für ihn unlösbare Aufgabe stellen. Er ist eine Kampfmaschine und weiß genau, was er im Ring zu tun hat. Ich freue mich schon heute auf den Kampf zwischen Solis und Klitschko.“
Odlanier Solis (17 Kämpfe, 17 Siege, 12 durch KO) nennt sich „La Sombra“ – der Schatten. Davon zeigte er in seinem letzten Kampf m. E. auch mehr als Licht. Viele würden sich wünschen, dass die Übermacht der ukrainischen Weltmeister endlich gebrochen wird. Es ist jedoch sehr die Frage, ob es Solis sein wird, der dies leisten kann.
© Uwe Betker

Wiederholungstäter: Marco Huck

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Was treibt Muamer Hukic, der sich Marco Huck, oder auch manchmal Käpt’n Huck nennt, und seinen Veranstalter Sauerland Event nur dazu, eine solche, wie ich finde, äußerst geschmacklose PR-Kampagne zu fahren? Es begann damit, dass der WBO-Weltmeister im Cruisergewicht Marco Huck (31 Kämpfe, 30 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) bei einer Pressekonferenz seinen Pflichtherausforderer Denis Lebedev (21 Kämpfe, 21 Sieg, 16 durch KO), so meine ich, übel beleidigte: „Ich wundere mich über mein Team, das sonst alles möglich macht, aber dem hässlichen Russen konnten sie für heute kein Visa besorgen. Lebedev hat nichts zu verlieren, er kann durch meine Schläge nur schöner werden. Auch wenn es Zweifel an meinem Sieg gibt, in der Schmeling Halle werde ich den Russen vor den Augen meiner Fans aus dem Ring prügeln.“
Lebedev reagierte auf diese verbalen Tiefschläge souverän mit Ironie und schenkte Huck einen kleinen Strauß Blumen. Dies konnte wohl der in Ugao, Gemeinde Sjenica, Jugoslawien, dem heutigen Serbien, geborene Huck nicht auf sich sitzen lassen. Es gelang ihm nun allerdings nicht, seinerseits mit feiner Ironie oder mit einer geschliffen Replik zu reagieren. Vielmehr legte er schlicht nach: „Ich wusste von Bildern bereits, dass er hässlich ist, aber in echt ist er noch viel hässlicher.“ Es scheint fast so, als hätte er Gefallen an verbalen Tiefschlägen gefunden.
Gut, sprechen wir also über die Schönheit von Menschen. Lebedev ist mit seiner Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte wohl kaum als gut aussehender Mann zu bezeichnen. Aber ist Huck denn eine so umwerfende Schönheit, dass er sich so über einen anderen erheben dürfte?
Hier ist ein Foto, entscheiden sie selber:

Danach versuchte Huck mit einem Scherz-Geschenk weiter zu punkten. Er überreichte bei der letzten offiziellen Pressekonferenz Lebedev einen kleinen Plastik-WM-Gürtel. „Weihnachten ist die Zeit der Geschenke. Und Du sollst ja nicht mit leeren Händen nach Hause fahren“, erklärte Huck launig. „Der richtige Gürtel gehört mir. Den bekommst Du auf gar keinen Fall.“
Da ich nicht davon ausgehe, dass Huck vor seiner Titelverteidigung so viel Zeit gehabt hat, einen solchen Gürtel besorgen zu gehen, muss man wohl davon ausgehen, dass sein Management, Sauerland Event, diese PR-Kampagne entweder initiiert hat oder mit trägt. Ich persönlich finde diese Replik nicht übermäßig witzig. Aber Humor ist etwas sehr Individuelles, und das Überreichen des Plastik-Gürtels war immer noch um sehr viele Klassen niveauvoller als seine Reflexionen über die Schönheit seines Gegners.
Gutes Benehmen ist definitiv nicht etwas, was individuell ist, sondern etwas, das auf einem gesellschaftlichen Konsens beruht. Die Mutter von Herrn Hukic hat ihrem Sohn offensichtlich nicht beigebracht, dass man sich nicht über andere Menschen lustig macht. Wenn es seine Familie, seine Freunde, sein Management, seine Berater, sein Trainer, sein Masseur, sein Friseur, seine Teamkollegen, sein Veranstalter, seine Groupies und seine PR-Berater nicht machen, so will ich es denn machen: Herr Hukic! Herr Huck! Herr Käpt’n Huck! Man macht sich nicht über die Gebrechen von anderen lustig! Das macht man nicht!
© Uwe Betker

Hoffung für das Schwergewicht

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Der Sieger des Schwergewichtskampfes Ray Austin und Odlanier Solis wird der nächste Gegner von Vitali Klitschko – ein so genannter „Final Eliminator“. Der Amerikaner Austin (36 Kämpfe, 28 Siege, 18 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO und 4 Unentschieden) ist bereits 40 Jahren alt und geht als krasser Außenseiter ins Gefecht. Arena Boxpromotion vermeldete: „Auch die amerikanischen Buchmacher sind sich einig, dass der vierfache Amateur-Weltmeister aus Kuba als Favorit in das Duell mit der amerikanischen Nr. 1 der Weltrangliste geht. Bei einem Sieg von Solis gibt es für 100,- Dollar Einsatz gerade mal 110,- Dollar zurück. Wer 100,- Dollar auf Austin setzt, bekommt dafür immerhin 7.500,- Dollar ausgezahlt.“
Alle glauben, dass der Kubaner Odlanier Solis (16 Kämpfe, 16 Siege, 12 durch KO) der Pflichtherausforderer für den WBC-Weltmeister Vitali Klitschko wird. Obwohl Solis erst relativ wenige Profikämpfe bestritten hat, ist er mit seinen 30 Jahren kein junges Talent mehr. Seinen Mangel an Profi-Erfahrung macht er geradezu mit einem Übermaß an Amateur-Erfahrung wett: Vier Mal Weltmeister, Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen und weit über 200 Amateur-Kämpfe mit nur 14 Niederlagen sprechen eindeutig für Solis.
Solis kann, wenn er denn seiner Favoritenrolle gegen Austin gerecht wird, das Schwergewicht aus der Alles erstickenden Umklammerung der Klitschko-Brüder befreien. Denn ähnlich wie sich die Klitschkos im Kampf auf den Gegner legen und damit den Kampf ersticken, erstickt auch die Dominanz von Vitali und Wladimir Klitschko das Schwergewichtsboxen. Das Seltsame an diesem Phänomen ist, dass, trotz der Dominanz, ihre Kämpfe als langweilig gelten. Dies ist ja wohl auch der Grund dafür, dass der so große und mächtige amerikanische Fernsehsender HBO keine Klitschko-Kämpfe mehr zeigen will. Mike Tyson war auch dominant, aber ihn wollten alle sehen.
© Uwe Betker

Wie man nicht zu einem ganz Großen wird

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Auf dem Kongress des WBC haben sich Don King und Ahmet Öner gegen die Klitschkos durchgesetzt. Nunmehr steht fest, dass der Kampf zwischen Ray Austin (36 Kämpfe, 28 Siege, 18 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 4 Unentschieden) and Odlianer Solis (16 Kämpfe, 16 Siege, 12 durch KO), der am 17. Dezember stattfinden soll, der „final eliminator” für den Kampf gegen Vitali Klitschko sein wird. Der Sieger ist Pflichtherausforderer für den WBC Weltmeister im Schwergewicht, und dieser Pflicht soll er auch so schnell wie möglich nachkommen, spätestens 100 Tage nach dem Kampf. Einer vorhergehenden freiwilligen Titelverteidigung gegen Schwergewicht (43 Kämpfe, 42 Siege, 27 durch KO, 1 Niederlage) wurde nicht zugestimmt.
Man kann mich nun missgünstig nennen – aber ich habe mich darüber gefreut. Dabei halte ich einen Kampf zwischen Klitschko und Adamek sogar noch für eine relativ gute Paarung. Gefreut habe ich mich trotzdem darüber, dass dieser Kampf nun nicht stattfindet, weil uns dadurch wohl eine, wie ich finde, Geschmacklosigkeit erspart bleibt. Die K2 Promotion, die Veranstaltungsfirma der Brüder Klitschko, und die HBO, der große US-amerikanische Bezahlfernsehsender, wollten zum 40sten Jahrestag des ersten Ali-Frazier-Kampfes im Madison Square Garden in New York Vitali Klitschko gegen jenen Tomasz Adamek antreten lassen.
Im Vorfeld gab es dann diesen, meiner Meinung nach, völlig unnötigen und sehr ungemessenen Wladimir-Klitschko-Muhammad-Ali-Vergleich. Da versucht sich Vitali Klitschko also nun in die Tradition von Muhammad Ali zu stellen.
Natürlich kann jeder Besitzer einer Kirmesboxbude zum 40sten Jubiläum des Ali-Frazier-Kampfes eine Veranstaltung auf die Beine stellen. Wenn er denn genug Geld hat und die Halle denn frei ist, könnte er diese Veranstaltung auch im Madison Square Garden stattfinden lassen. Dadurch verändert sich aber nicht die Qualität seiner Veranstaltung. Es färbt auch kein bisschen von dem Ruhm, der Klasse und der Größe eines Ali oder Fraziers auf seine Kämpfer ab.
Kann nicht endlich jemand den Boxern, Trainern, Veranstaltern, Managern, PR-Beratern und Fernsehsendern auf der Welt erklären, dass sie Vergleiche mit Muhammad Ali und anderen großen Boxern einfach sein lassen sollen! Als Boxer wird man groß und wird als Großer wahrgenommen, wenn man groß ist, d.h. durch nichts Anderes als durch seine Leistung. Wer aber solche Vergleiche und vermeintlichen Traditionslinien nötig hat, beweist m.E. nur, dass er weder die Größe hat noch in der besagten Tradition steht. Man kann einfach neben dem Größten, so jedenfalls meine Auffassung, nur ziemlich mickrig aussehen. Muss hier noch erwähnt werden, dass Vitali Klitschko nicht in der Tradition von Muhammad Ali steht? Er ist kein linearer Champion. Einen Vergleich erspare ich mir.
© Uwe Betker

Hat da jemand Angst vor Nathan Cleverly?

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Wer erinnert sich nicht an den letzten Kampf von Nathan Cleverly gegen Karo Murat vom 18.09.2010 in Manchester? Cleverly (20 Kämpfe, 20 Sieg, 10 durch KO) sah einfach phantastisch aus. Er boxte schnell. Er boxte variabel. Er schlug hart – eine wahre Augenweide. Mit seinem TKO-Sieg über Murat, dem WM-Ausscheidungskampf der WBO im Halbschwergewicht, wurde er zum Pflichtherausforderer für den Weltmeister Jürgen Brähmer. Jürgen Brähmer (38 Kämpfe, 36 Siege, 29 durch KO, 2 Niederlagen), wir erinnern uns, wurde einst als Jahrhunderttalent tituliert, und nun spricht die Boulevardpresse von ihm nur noch als Knastboxer. Den Spitznamen Knastboxer errang er durch die Tatsache, dass seine Profikarriere von einem Gefängnisaufenthalt unterbrochen wurde und eine rechtskräftige Verurteilung zu einer weiteren Gefängnisstrafe erst unlängst erfolgte. Es geht um jenen Brähmer also, der 2009 nur deshalb um den vakanten WBO-Titel boxen konnte, weil der Veranstalter Klaus-Peter Kohl Zsolt Erdei dazu bewegte, den Titel aufzugeben und eine Gewichtsklasse höher zu boxen, weil Universum Box-Promotion unbedingt einen Titel für Brähmer haben wollte. Dabei ist noch nicht mal geklärt, ob Brähmer nicht schon bald wieder ins Gefängnis muss.
Boxfans in Deutschland hatten sich schon auf den Kampf Brähmer gegen Cleverly gefreut. Schließlich hatten sie gehofft, endlich wieder einmal einen Kampf von boxerischer Bedeutung von dem Deutschen sehen zu können. Nicht wenige seiner Gegner waren nämlich vom Matchmaker Mohamed Hedi Taouab so ausgewählt worden, dass der Sieger schon vorher feststand. Es gibt sogar böse Zungen, die behaupten, Brähmer würde gegen starke Gegner (Mario Veit 27.052006 und Hugo Hernan Garay 22.11.2008) immer verlieren. Für diese These spricht, dass Brähmer ja tatsächlich nicht aus eignener Kraft, d.h. durch einen Sieg über einen amtierenden Weltmeister, seinen Titel errang.
Dieser Kampf findet nun aber nicht statt. Stattdessen gibt es nun das Aufeinandertreffen von Cleverly und Alejandro Lakatos (38 Kämpfe, 31 Siege, 23 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden). In Deutschland ist der 36-jährige Lakatos bekannt geworden durch seine Niederlagen gegen Zsolt Erdei (11.09.2004) und Dariusz Michalczewski (05.05.2001). In seinem dritten Anlauf hofft er nun offenbar, doch noch Weltmeister bei der WBO werden zu können. Der Kampf am 11. Dezember 2010 ist nämlich als Interims Weltmeisterschaft angesetzt.
Man kann schon den Eindruck gewinnen, dass Brähmers Promoter Klaus-Peter Kohl Angst davor hat, einen seiner letzten Boxer – und dann noch einen mit einem Titel – gegen einen starken Mann antreten zu lassen. Dass der WBO Universum Box-Promotion nicht zu einer Pflichtverteidigung zwingt, ist der alten Verbundenheit zwischen den Beiden geschuldet. Wer erinnert sich nicht mit Grauen daran, dass Dariusz Michalczewski kaum Pflichtverteidigungen absolvieren musste. Die Veranstalter Klaus-Peter Kohl und Frank Warren haben die WBO ja erst zu einem anerkannten Weltverband gemacht – wodurch wir hier nun eine Pattsituation haben. Ob es je zu einem Brähmer-Cleverly-Kampf kommen wird, wird sich zeigen. Das hängt wohl vor allem davon ab, ob Kohl noch lange sein „Talent“ vor starken Boxern schützen will.
© Uwe Betker