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Pressemeldung: Ken Burns‘ Doku-Epos über Boxlegende Muhammad Ali am 11. und 12. Januar auf ARTE
Er gilt als eine der bekanntesten und legendärsten Figuren des 20. Jahrhunderts, der dreifache Weltmeister im Schwergewichtsboxen Cassius Clay alias Muhammad Ali. Der preisgekrönte amerikanische Regisseur Ken Burns hat ihm, gemeinsam mit Sarah Burns und David McMahon, mit einer Dokureihe ein filmisches Denkmal gesetzt. In acht Stunden erzählt der Vierteiler die Geschichte dieses herausragenden Athleten, dessen Einfluss weit über den Boxring hinausging. Zu sehen ist „Muhammad Ali“ ab Montag, den 20. Dezember in der ARTE Mediathek und in einer Sonderprogrammierung am 11. und 12. Januar 2022 jeweils ab 20.15 Uhr im TV.
Provozierendes Selbstbewusstsein und sportliche Megaerfolge – Muhammad Ali war Weltmeister im Boxen und ein Genie der Selbstvermarktung. Die vierteilige Dokumentation „Muhammad Ali“ zeichnet den Werdegang Alis nach, der am 17. Januar 2022 seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte. Mit seiner absoluten Willenskraft, seiner Prinzipientreue und durch sein charismatisches Auftreten inspirierte der dreifache Weltmeister im Schwergewichtsboxen Menschen auf der ganzen Welt und wird, auch für sein aktivistisches Engagement und seinen Einsatz für Frieden und Verständigung, bis heute verehrt.
Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Ken Burns („The War“, „Vietnam“) nähert sich gemeinsam mit seinen Co-RegisseurInnen Sarah Burns und David McMahon dem Phänomen und Menschen Muhammad Ali. Der Film- und Fernsehschauspieler Charly Hübner, selbst ein bekennender Ali-Bewunderer, spricht den deutschen Kommentar.
4-teilige Dokureihe von Ken Burns, Sarah Burns und David McMahon
Erzählt von Charly Hübner
ARTE GEIE, PBS, USA 2021, 4×120 Min., Erstausstrahlung
Die Folgen mit Sendedaten im Überblick:
Erste Runde: Der Größte (1942-1964)
Online 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Dienstag, 11. Januar 2022, 20.15 Uhr
Zweite Runde: Wie heiße ich? (1964-1970)
Online: 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Dienstag, 11. Januar 2022, 22.30 Uhr
Dritte Runde: Rivalen (1970-1974)
Online: 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Mittwoch, 12. Januar 2022, 20.15 Uhr
Vierte Runde: Der Zauber bleibt (1974-2016)
Online: 20. Dezember 2021 bis 11. März 2022 auf arte.tv
TV-Ausstrahlung: Mittwoch, 12. Januar 2022, 22.10 Uhr
© ARTE TV
Wunder gibt es immer wieder
Das Lied „Wunder gibt es immer wieder“ wurde 1970 von Christian Bruhn und Günter Loose geschriebener. Von Katja Ebstein eingesungen, war es der deutsche Beitrag zum 15. Eurovisie Songfestival, also dem Eurovision Song Contest 1970. Es belegte den dritten Platz.
Abgesehen davon dass das Lied ein Ohrwurm ist, hat es Tiefe. Das zeigt sich z.B., wenn man den Text in einen Zusammenhang mit den neuen Entwicklungen beim DBV bringt. Wir erinnern uns: Am 22. Januar 2019 verkündetet der Deutsche Boxsport-Verband e. V. das Aus für den 26. Chemiepokal in Halle an der Saale. DBV-Präsident Jürgen Kyas erklärte. In einer Pressemeldung. „Die Hauptgründe liegen in den angekündigten drastischen Reduzierungen von Fördermitteln bei gleichbleibenden Anforderungen der Zuwendungsgeber Land Sachsen-Anhalt und LOTTO Sachsen-Anhalt und nicht erfüllbarer bürokratischer Auflagen.“
Wie singt Katja Ebstein?
Viele Menschen fragen
„Was ist Schuld daran?
Warum kommt das Glück
Nicht zu mir?“
Fangen mit dem Leben
Viel zu wenig an
Dabei steht das Glück
Schon vor der Tür
DBV-Präsident Jürgen Kyas beschuldigt das Land Sachsen-Anhalt Fördermittel „drastsich“ gestrichenzu haben und „nicht erfüllbare bürokratische Auflagen“ zu verlangen. Das Landesverwaltungsamt von Sachsen-Anhalt weist die Schuld weit von sich und bezichtigt Kyas damit sozusagen der Falschaussage. Es erklärte gegenüber dem MDR: „Beide Sachverhalte sind falsch. Die Fördermittel in Höhe von 50.000 Euro wurden nicht gekürzt und stehen zur Verfügung. Daran hat sich nichts geändert. Zudem wurden die vorzeitigen Maßnahmebedingungen für den Geldfluss vergangene Woche genehmigt.“ Leider veröffentlichte Herr Kyas bis heute nicht den Brief, das Fax oder die Mail, aus der hervorgeht, dass das Land Sachsen-Anhalt Fördermittel kürzt. Was für mich vollständig unverständlich ist, wenn Kyas‘ Aussage richtig ist.
Aber wie singt doch Katja Ebstein?
Wunder gibt es immer wieder
Heute oder morgen
Können sie geschehen
Wunder gibt es immer wieder
Wenn sie dir begegnen
Musst du sie auch sehen
Dieses Wunder ist nun offenbar geschehen. Der Internetseite http://www.boxato.com zufolge wird der Chemiepokal dieses Jahr in Köln stattfinden und dann „Chemie Colonia Worldcup“ heißen. Angeblich soll er vom 09. bis 14. April 2019 stattfinden.
Wie ging aber nun dieses Wunder vonstatten? Bei der „Hochzeit zu Kana“, einer Wundererzählung aus der Bibel, ging das relativ einfach. Jesus von Nazaret, Gast bei einer Hochzeitsfeier, verwandelte Wasser in Wein, als den Feiernden der Wein ausging.
Wie aber schaffte es Jürgen Kyas, sein Wunder zu vollbringen. Wie schaffte er es, kurzfristig das Land NRW dazu zu bewegen, auf die Schnelle Fördermittel für ein Amateurboxturnier bereit zu stellen. Und er schaffte es, das Land NRW dazu zu bringen, geringere bürokratische Auflagen zu fordern als Sachsen-Anhalt.
Ronny Poge, der Autor des Artikels über „Chemie Colonia Worldcup“ sieht die Verlegung in einem anderen Kontext. „Nach den beiden gescheiterten Olympia-Bewerbungsversuchen von München und Hamburg versucht jetzt Nordrhein-Westfalen die Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2032. Dafür braucht der neue Bewerber hochkarätige Sportevents für die einzelnen Sportarten. Deshalb wurde der Chemiepokal Halle, als einziges internationales Elite-Boxturnier Deutschlands, von Sachsen-Anhalt nach Köln verlegt. Hamburg hatte bei seiner Olympia-Bewerbung für die Sommerspiele 2024 von der AIBA die Weltmeisterschaften 2017 als „Generalprobe“ zugesprochen bekommen.“
Das Grundproblem mit Wundern ist nicht, wie Katja Ebstein singt, dass man sie sehen muss, sondern dass man sie glauben muss. Und Glauben ist nicht Wissen. Wenn man voraussetzt, der Bericht über die Verlegung des Chemiepokals ist richtig, dann stellen sich ein paar Fragen. Hat DBV-Präsident Jürgen Kyas tatsächlich nur kurzfristig auf die drastische Kürzung von Fördermitteln durch das Land Sachsen-Anhalt reagiert oder hat er die Verlegung von langer Hand geplant, um Olympia-Bewerbungsversuchen von NRW zu unterstützen? Hat das Land Sachsen-Anhalt die Fördermittel für den Chemiepokal überhaupt gekürzt?
Es wäre schon hilfreich, wenn der Präsident des DBV, Herr Jürgen Kyas, das besagte Schreiben veröffentlichen würde. Ich finde es sehr schwer zu ertragen, dass man einfach nicht weiß, wem man glauben kann: dem DBV oder dem Land Sachen-Anhalt.
© Uwe Betker
Einer lügt immer
„Einer lügt immer“ ist eine Sammlung von Kriminalgeschichten von Ross Macdonald rund um die Figur Lew Archer. Die Bücher dieses Autors kann man jedem nur empfehlen, der auf Krimis steht. Ross Macdonald gilt als einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten „harten Schule“ des Detektivromans. Er steht in der Tradition von Dashiell Hammett und Raymond Chandler und ist ein Vorbild von James Ellroy. Auch hat er als einer der ersten Krimiautoren der Gattung Gedanken der Psychoanalyse zugeführt.
Aber was hat das alles nun mit Boxen zu tun? Nichts. Außer, dass wohl immer einer lügt. Genau das scheint mir nämlich bei der Absage der 46. Auflage des Chemiepokals der Amateurboxer in Halle/Saale der Fall zu sein. Der renommierte Chemiepokal, der für Anfang April geplant war ist abgesagt worden. Damit hat die wohl traditionsreichste und wertigste Veranstaltung der Amateurboxer in Deutschland ihr Leben ausgehaucht. Wie in einem Krimi stellt sich natürlich die Frage: Wer ist der Mörder? Oder hier: Wer ist dafür verantwortlich?
Der DBV, der Deutsche Boxsport-Verband, zeigt mit dem Finger auf das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt. „Die Hauptgründe liegen in den angekündigten drastischen Reduzierungen von Fördermitteln bei gleichbleibenden Anforderungen der Zuwendungsgeber Land Sachsen-Anhalt und LOTTO Sachsen-Anhalt und nicht erfüllbarer bürokratischer Auflagen.“ So wird DBV-Präsident Jürgen Kyas in einer Pressemeldung des DBV zitiert. „Das wirtschaftliche Risiko ist nicht mehr zu verantworten. Der Umgang mit uns als Verband durch das Land Sachsen-Anhalt ist inakzeptabel. Mit Sportförderung von hochrangigen Sportveranstaltungen hat dies nur noch wenig zu tun. Die Politik des Landes Sachsen-Anhalt hat uns im wahrsten Sinne des Wortes im Stich gelassen. Eines der weltweit hochwertigsten Boxturniere im Olympischen Boxsport ist damit vom Kalender des Landes Sachsen-Anhalt verschwunden. Zum gegenwärtigem Zeitpunkt ist die Finanzierung des Chemiepokals völlig offen und fast nicht zu erfüllende Nachforderungen und Auflagen des Landes Sachsen-Anhalt verhindern die erforderlichen vertraglichen Vereinbarungen.“ Soweit Kyas.
Weiter heißt es in der Pressemeldung: „Trotz vorliegender Zusagen von Partnern und Sponsoren, die die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen wollen, ist die Finanzierung des Chemiepokals nicht gesichert. Derzeit ist der vorzeitige Maßnahmenbeginn durch das Land Sachsen-Anhalt noch nicht genehmigt, was aber die zwingende Voraussetzung für eine finanzielle Landesförderung und vertragliche Vereinbarungen darstellt. Hinzu kommt eine bis zu 30prozentige Kürzung der Fördersumme durch LOTTO -Sachsen-Anhalt. „Wir können derzeit keinerlei vertragliche Vereinbarungen treffen und für die Suche nach weiteren Sponsoren bleibt kaum noch Zeit“, erläuterte der für die Finanzen zuständige Vizepräsident des DBV, Erich Dreke (Mettmann). „Der DBV hat bereits über vier Jahren darauf hingewiesen, dass die Organisation des weltgrößten Boxturniers eine stabile finanzielle Grundlage erfordert“, so Dreke weiter.
„Wir arbeiten zurzeit intensiv an einer Alternative für die Fortführung an einem anderen Standort und werden dies in Kürze veröffentlichen“, sagte Sportdirektor Michael Müller (Dortmund). „Wir danken allen bisherigen Partnern und Sponsoren, namentlich der Stadt Halle, den Stadtwerken Halle, der Firma S&G, der HAVAG, dem Stadtmarketing Halle, dem Fachbereich Sport der Stadt Halle, dem TRYP Hotel und der GWG ausdrücklich für die bisher geleistete Unterstützung“, erklärte Müller abschließend.“
Also wer ist der Mörder? Laut DBV und seiner Führungsriege Jürgen Kyas, Erich Dreke und Michael Müller eindeutig das Land Sachsen-Anhalt. Denn – hier nochmals der Hauptvorwurf, also die Tatwaffe. „Die Hauptgründe liegen in den angekündigten drastischen Reduzierungen von Fördermitteln bei gleichbleibenden Anforderungen der Zuwendungsgeber Land Sachsen-Anhalt und LOTTO Sachsen-Anhalt und nicht erfüllbarer bürokratischer Auflagen.“
Der vermeintliche Täter, das Landesverwaltungsamt von Sachsen-Anhalt, widerspricht dem DBV allerdings. Es erklärte gegenüber dem MDR: „Beide Sachverhalte sind falsch. Die Fördermittel in Höhe von 50.000 Euro wurden nicht gekürzt und stehen zur Verfügung. Daran hat sich nichts geändert. Zudem wurden die vorzeitigen Maßnahmebedingungen für den Geldfluss vergangene Woche genehmigt.“ Auch die vom DBV kritisierten angeblichen bürokratischen Wege, könne die Landesverwaltung nicht nachvollziehen, „schließlich handelt es sich um öffentliche Gelder der Bürger und Bürgerinnen, an die sich auch der DBV halten muss.“
Wenn ich die Äußerungen des Landesverwaltungsamts von Sachsen-Anhalt richtig verstehe, wird darin nun der DBV bzw. einige seiner Vertreter der Lüge bezichtigt. Womit wir wieder bei unserem anfänglichen „Einer lügt immer“ wären.
Jetzt wird es interessant. Die Auflösung ist nämlich in greifbarer Nähe. Der hinterhältige meuchelnde Mörder des Chemiepokals, um in der Sprache von Kriminalromanen zu bleiben, kann entlarvt werden. Der DBV ist in einer geradezu phantastischen Situation: Er hat nämlich den ultimativen Beweis für die Überführung des Täters in den Händen. Der DBV, also Jürgen Kyas, der Präsident des Verbandes, Erich Dreke, der Vizepräsident und Michael Müller, Sportdirektor, braucht nur hingehen und das Schreiben veröffentlichen, in dem das Landesverwaltungsamt die Reduzierung der Fördermittel ankündigt. Wenn jedoch Jürgen Kyas, Erich Dreke und Michael Müller keinen Brief oder Email vorlegen können …
Einer lügt immer.
© Uwe Betker
Die Krise ist da
Die Krise ist da. Lange wurde das Herannahen der Krise im deutschen Profiboxen von den Beteiligten übersehen, ignoriert und verleugnet. Aber nun ist die Krise da, und jetzt kann sie nicht mehr übersehen werden. Spätestens seit Marco Hucks letzter Niederlage hat sich der allgemeine Blick aufs Profiboxen geändert. Man hört und liest kritische Töne allüberall. Selbst Funktionäre von deutschen Verbänden fangen an, in der Öffentlichkeit ein realistisches Bild zu zeichnen. Unlängst kritisierte sogar ein Funktionär einen Kampf, der auf einer Veranstaltung des eigenen Verbandes stattgefunden hatte. BILD fand die griffige Überschrift: „Nur noch ein Weltmeister – Darum steht das deutsche Boxen vor dem K.o.“.
Wirklich sieht die Situation auch nicht gut aus. Fangen wir mit dem Schwergewicht an. Christian Lewandowski (11 Kämpfe, 9 Siege, 9 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Erkan Teper (18 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO, 2 Niederlagen) verloren ihre letzten zwei Kämpfe. Dennis Lewandowski (12 Kämpfe, 11 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) verlor Mitte letzten Jahres gegen Tom Schwarz. Adrian Grant (15 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) ging in seinem letzten Kampf KO. Da haben wir gleich vier deutsche oder in Deutschland boxende Schwergewichtler, die fette Rückschläge einstecken mussten.
Gerüchten zufolge will sich Z! Promotion, deren Zugpferde Erkan Teper und Christian Lewandowski sind, aus dem Geschäft zurückziehen, bzw. ihr Engagement deutlich runter fahren. Wie gesagt, es ist nur ein Gerücht.
Das letzte Mal, als ich hier ein Gerücht, das mir zu Ohren gekommen ist, widergegeben habe, erfuhr ich viel Häme. Damals kursierte das Gerücht, der TV Sender Sat.1 wolle „nur noch drei bis vier Boxveranstaltungen, und zwar Weltmeisterschaften“ im Jahr übertragen. Es folgte eine Pressemeldung, die verkündete, Sat.1 und Sauerland hätten ihren Vertrag verlängert – und dann viel Häme. Wenn ich dann aber nachzähle, stelle ich fest, dass Sat.1 in diesem Jahr erst eine Veranstaltung übertragen hat.
Zudem ist die Zukunft einiger Hauptkämpfer ungewiss. Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO), der ehemalige König des Schwergewichts, steht mit seinen 41 Jahren und seinen letzten beiden Niederlagen gegen Tyson Fury und Anthony Joshua im Herbst seiner Karriere. Der ehemalige Cruisergewichtsweltmeister Marco Huck (45 Kämpfe, 40 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ist zwar erst 32 Jahre alt, wirkte aber in seinem letzten Kampf sehr viel älter.
Jürgen Brähmer (51 Kämpfe, 48 Siege, 35 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) verlor in seinem letzten Kampf seinen WM Titel im Halbschwergewicht.
Arthur Abraham (51 Kämpfe, 46 Siege, 30 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO) ist schon sein eineinhalb Jahren seinen WM Titel im Supermittelgewicht los.
Robert Stieglitz (57 Kämpfe, 50 Siege, 29 durch KO; 5 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) hat seinen Rücktritt erklärt und Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Niederlagen, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) ist seit mehr als einen Jahr inaktiv. Damit dürfte er eine mögliche Dopingsperre schon abgegolten haben.
Mit der obigen Liste erhebe ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Was ich zu verdeutlichen versuche, ist, dass es dem Profiboxen in Deutschland an TV-tauglichen Hauptkämpfern mangelt. Damit soll nicht gesagt werden, dass es keine Kandidaten hierfür gäbe. Sie sind nur noch nicht so weit, dass ein großer TV-Sender damit eine entsprechende Einschalquote erzielen könnte.
Durch die Niederlagen von Klitschko und Huck ist es fraglich geworden, ob und wann RTL überhaupt wieder Boxen zeigen wird. Der MDR hält weiter zu SES-Boxing, zumal die Quoten gut sind. Der ehemalige Boxsender Sat.1 zeigt nur noch sehr selten Boxen. Die Veranstaltungen von Sauerland sind nun zumeist im Internet oder in Spartensendern zu sehen.
Das Grundproblem von Profiboxen und großen TV Sendern ist, dass die Letzteren diesen Sport nur dann zeigen können und wollen, wenn die Einschaltquote stimmt. Das bedeutet aber nun nichts anderes, als dass Boxen Hauptkämpfer braucht, die auch eine entsprechende Zuschauerzahl an die TV-Geräte locken, nämlich auch solche, die Boxen sonst nicht gucken. Einige Veranstalter haben hier auf die falschen Boxer und auch auf die falschen Berater gesetzt. Und natürlich haben TV-Sender zum Teil auch das falsche Produkt von den Veranstaltern gekauft.
Auch die angekündigte Zusammenarbeit zwischen einem der deutschen Profiverbände, BDB, mit dem Amateurverband DBV dürfte dieses Problem nicht lösen. Allein durch eine Zusammenarbeit der beiden Verbände werden ihre Produkte, nämlich Profi- und Amateurboxen, noch keineswegs attraktiver.
Die Krise ist da, und es ist gut, dass man sie jetzt nicht mehr verleugnet. In Deutschland gibt es genug talentierte Boxer, die das Zeug dazu hätten, genug Zuschauer für TV-Sender zu mobilisieren. Aber die brauchen noch Zeit. Außerdem ist auch vorstellbar, dass schon bald jemand ein neues Konzept für die Vermarktung von Profiboxen ausarbeitet.
© Uwe Betker
Leitet die vom BDB vorgenommene Urteilsänderung beim Profidebüt von Araik Marutj einen Wandel im Profiboxen ein?
Profiboxen ist archaisch und brutal. Dabei stehen sich zwei Personen gegenüber, die mit ihren Fäusten aufeinander einschlagen. Die Regeln sind weitestgehend selbsterklärend. Wer KO geschlagen wird, hat verloren. Wer aufgibt, hat verloren. Wer nicht weiter machen kann, hat verloren. Wer weniger Runden für sich entscheiden kann, hat verloren. Mehr oder weniger so war es schon von alters her. Jedenfalls war es so bis zum 04. März 2017. An diesem Tag nämlich geschah etwas entweder Einzigartiges oder etwas, das das Boxen verändern wird.
Was also passierte am 04. März 2017? An diesem besagten Tag, einem Samstag, bestritt Araik Marutjan in Wangen im Allgäu sein Profidebüt. Marutjan, der Bronzemedaillengewinner der Amateurweltmeisterschaften und Silbermedaillengewinner der Europameisterschaften der Amateure 2013 im Weltergewicht, hatte von Team Sauerland einen Profivertrag bekommen. Angedacht war wohl auch, den in Armenien geborenen Marutjan unter dem Künstlernamen Rayko Löwe boxen zu lassen. Davon habe ich aber seither nichts mehr weiter gehört.
Bei seinem Profidebüt bekam Marutjan es mit Serhii Ksendzov zu tun. Der in der Ukraine geborene und in Köln lebende Ksendzov bestritt bis zu der besagten Begegnung drei Kämpfe. Den ersten konnte er gewinnen, die folgenden zwei aber verlor er. Im Januar 2016 stand er zum letzten Mal im Ring.
Soweit zu lesen war, dominierte Sauerlands neuer Mittelgewichtler Marutjan den Kampf. Es schien alles danach auszusehen, als würde er seinen Gegner in der vierten Runde KO schlagen. M.a.W. sah es so aus, als würde der Kampf genauso ausgehen, wie das Management von Marutjan es wünschte. Dann jedoch passierte das Unerwartete: Marutjan erlitt einen Achillessehnen-Abriss.
Nun sollte man annehmen, dass dies genau die Folgen haben sollte, die so etwas schon seit ungefähr 3.000 Jahren beim Boxen nun mal hat. Das bedeutet aber nichts anderes als, dass derjenige, der nicht weiterboxen kann und aufgibt, eben zum Verlierer erklärt wird und derjenige, der weiterkämpfen kann und will, zum Sieger. Wir sprechen natürlich nur von Fällen, in denen Verletzungen nicht durch Fouls und sonstige Dinge zu Stande gekommen sind. Es wäre demnach also zu erwarten gewesen, dass man Ksendzov zum Sieger und Marutjan zum Verlierer erklärt hätte.
Ich möchte nun allerdings vorab bemerken, dass ich leider kein Jurist bin und auch an keiner Schulung für Regelkunde eines deutschen Boxverbandes teilgenommen habe. Alle Aussagen hier im Text sind somit lediglich Meinungsäußerungen eines Laien, der schon die eine oder andere Boxveranstaltung besucht hat und versucht, die Angelegenheit mit etwas gesundem Menschenverstand zu betrachten.
Zurück zum Kampf von Araik Marutjan. Berichten zufolge, die im Internet publiziert wurden, lautete das Urteil, das im Ring verkündet wurde, No Contest. Das zieht dann natürlich die Frage nach sich, warum, also aufgrund welcher Regeln, das Kampfgericht des Bundes Deutscher Berufsboxer so entscheiden konnte. Laut boxrec waren Bernd Hupfer der Ringrichter, Irene Kostenko und Jürgen Langos die Punktrichter und Alexander Walter Delegierter.
Offensichtlich aber hat aber der älteste Berufsboxerverband Deutschlands das No Contest nachträglich noch mal geändert. Später hieß es nämlich in einer Pressemeldung von Team Sauerland: „Sauerlands Mittelgewichtler Araik Marutjan siegt nach seinem verletzungsbedingten Abbruch durch technischen Punktsieg gegen den Ukrainer Serhii Ksendzov.“ Für den einfachen Boxzuschauer wird das ja nun noch unverständlicher als der No Contest. Wie kann denn jemand, der den Kampf doch offenbar aufgegeben hat, zum Punktsieger erklärt werden?
(C) Wycisk/go4boxing.com
Exkurs: Stellen wir uns für einen Moment vor, der Kampf wäre anders verlaufen. Der Debütant von Team Sauerland, Araik Marutjan, hätte nicht in den Kampf gefunden und Serhii Ksendzov ihn dermaßen vorgeführt, eventuell auch mit Niederschlägen, dass die Punkrichter nicht umhin gekonnt hätten, Ksendzov die ersten drei Runden zu geben. Dann, in der vierten Runde, hätte Marutjan den Kampf gedreht, so dass es nur noch als eine Frage der Zeit erschienen wäre, wann er seinen Gegner KO schlägt. Dann das abrupte Ende, Ksendzov reißt die Achillessehne und er muss aufgeben. Und nun versuchen wir uns vorzustellen, das Kampfgericht des BDB hätte erst den Kampf als No Contest gewertet und später Serhii Ksendzov zum Punktsieger erklärt. – Also ich komme einfach nicht weiter.
Die Urteilsänderung wurde in besagter Meldung durch die Satzung des BDB, Artikel 21, Absatz 4, gerechtfertigt, in der von unfallbedingter oder durch höhere Gewalt verursachter Verletzung die Rede ist. Da Marutjan bis zum Zeitpunkt des Abbruchs auf „allen Punktzetteln deutlich vorne lag“ wurde das Urteil in einen „technischen Punktsieg“ umgewandelt. Um die Urteilsänderung zu erklären, wurde in der besagten Pressemeldung der Originalwortlaut aus den „sportliche Regeln“ des BDB zitiert:
„Falls ein Boxer sich unfallbedingt oder durch höhere Gewalt verletzt, so
dass der Kampf nicht fortgesetzt werden kann, muss bis Ende der 3. Runde das
Urteil“ ohne Entscheidung“ lauten. Die Runde ist mit dem Gongschlag beendet.
Die daran anschließende Pause zählt schon zur nächsten Runde. Die
angefangene Runde ist zu bewerten. Hat keine Aktion stattgefunden ist die
Runde mit 10:10 zu bewerten. Bei Damenkämpfen muss bis Ende der 3. Runde das Urteil „ohne Entscheidung“ lauten.
Ringrichter, Punktrichter und der Delegierte müssen sich vor Bekanntgabe des
Urteils beraten. Nach Beginn der 4. Runde hat eine Punktwertung zu erfolgen.
Das Urteil lautet dann „technischer Punktsieg“ oder „technisches
Unentschieden“.“
Soweit der Wortlaut der sportlichen Regeln des BDB, Artikel 21, Absatz 4. Nun steht aber vor (!) dem zitierten 4. Absatz, nämlich in Absatz 2 folgendes:
„Der KO-Sieg wird erklärt bei einer Kampfunfähigkeit des Gegners durch Niederschlag von 10 Sekunden Dauer und im Falle des § 23 Abs. 7 der „Sportlichen Regeln“ sowie, wenn die Schwere des Niederschlages einen Abbruch des Kampfes ohne Auszählen rechtfertigt.
Der technische KO-Sieg wird erklärt bei:
# Abbruch des Kampfes durch den Ringrichter wegen zu großer Überlegenheit eines Boxers
# Aufgabe durch den Chefsekundanten eines Boxers durch das Werfen von Schwamm oder Handtuch.
# durch Aufgabe des Boxers selbst
Zum Sieger durch Aufgabe wird der Boxer erklärt, dessen Gegner den Kampf selbst aufgibt.
Zum Sieger durch Abbruch wegen Verletzung wird der Boxer erklärt, dessen Gegner wegen Verletzung vom Ringrichter aus dem Ring genommen wird. Dies gilt nicht bei Verletzungen eines Boxers durch unkorrekte Kampfhandlungen des Gegners.“
(C) Wycisk/go4boxing.com
Wie gesagt, leider bin ich kein Jurist und leider habe ich auch an keinen Schulungen des Bundes Deutscher Berufsboxer über Regelkunde teilgenommen. Daher kann ich hier nur versuchen, mit gesundem Menschenverstand und mit Erfahrungswerten an die Sache heranzugehen. Danach aber hat der Boxer, der sich verletzt und nicht weiter boxen kann, automatisch verloren, es sei denn die Verletzung entstand durch ein Foul. Punkt. Nach meinem Verständnis der Regeln des BDB hat Araik Marutjan durch TKO verloren.
Soweit ich das verstehe, bezieht sich die Regelung für unfallbedingte Verletzungen und die Verletzung durch höhere Gewalt in Artikel 21, Absatz 4 der Satzung des BDB auf Fälle, die sich etwa dadurch ergeben, dass der Ring zusammenbricht, die Beleuchtung oder Fallschirmspringer herunterkommen oder was Ähnliches.
Hinzu kommt, dass Gesetze und Verordnungen doch gewöhnlich hierarchisch geordnet sind – wenn ich da richtig informiert bin. D.h. das Wichtigste steht vorne. So liest sich Artikel 1 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland so:
„(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.“
Mir sagt das, dies ist das Wichtigste und steht dementsprechend über und vor anderen Regeln, weil es allen anderen Regeln übergeordnet ist. Auf das Regelwerk des BDB bezogen, heißt das, dass Artikel 21, Absatz 2 nicht nur geographisch vor Artikel 21, Absatz 4 steht, sondern auch aufgrund seiner Bedeutung.
Der Trainer von Araik Marutjan, Jürgen Brähmer, schrieb: „Es ist wohl das Schlimmste, was einem jungen Sportler bei seinem Profidebüt passieren kann. Eine so schwere Verletzung wie ein Achillessehnenriss, ausgerechnet im ersten Kampf, den man bis dato klar dominiert hat.“ – Das ist absolut richtig. Ich bin mir sicher, dass jeder Boxfan in Deutschland Araik Marutjan eine baldige Genesung und viele sportlichen Erfolge wünscht.
Nichtsdestotrotz steht der BDB in der Pflicht zu erklären, wieso Marutjan trotz seiner wohl verletzungsbedingten Aufgabe zum Sieger des Kampfes erklärt wurde. Das ist wichtig für jeden Boxer, der bei einer Veranstaltung, die vom Bund Deutscher Berufsboxer sanktioniert wird, auftritt. Im Augenblick sieht alles danach aus, als hätte der BDB einen Präzedenzfall geschaffen, so dass in Zukunft verletzungsbedingt abgebrochene Kämpfe anders gewertet werden könnten als bislang üblich. Wieso sollte denn Alexander Walter, der Delegierte des BDB, sonst ein Urteil ändern.
© Uwe Betker
Trainer und entlassene Trainer
Aus der Welt des professionellen Fußballs erreichen uns immer gleich mehrere Meldungen im Jahr wie: „Der Fußballverein Y hat Trainer X entlassen. Z neuer Y-Trainer. Nach nur zwei Siegen in zehn Pflichtspielen ziehen die Verantwortlichen die Reißleine und feuern X. ….“ So oder so ähnlich lesen sich diese Meldungen.
Bei den Amateurboxern, die nun aber nicht mehr Amateure sein wollen, sondern nur Boxer oder olympische Boxer, liest sich so eine Meldung anders. „DBV und Cheftrainer Dr. Bastian gehen getrennte Wege. Der Deutsche Boxsport-Verband e. V. und sein Cheftrainer Dr. Michael Bastian gehen zukünftig getrennte Wege – Der zugrunde liegende Vertrag ist mit Wirkung zum Jahresende 2014 beendet worden. Der Verband dankt Herrn Dr. Bastian für dessen geleistete Arbeit und wird mit seinen Partnern die personelle Ausrichtung auf die Olympischen Spiele in Rio abstimmen und zu gegebener Zeit bekannt geben.“
Aus der Pressemeldung des Deutschen Boxsport-Verbands e.V. geht nicht hervor, warum Dr. Michael Bastian nicht mehr Cheftrainer ist. Aber „getrennte Wege gehen“ hört sich doch nach einem Rauswurf an. Wieso wurde dann Dr. Bastian rausgeworfen? Noch witziger finde ich, dass überhaupt nicht gesagt wird, wer sein Nachfolger wird. Soll das denn heißen, der DBV hat keinen Cheftrainer mehr. Stellen wir uns für einen Augenblick vor, Bayern München entlässt Josep Guardiola in der Saison und verkündet dann, dass der Nachfolger „zu gegebener Zeit bekannt“ gegeben wird. Unvorstellbar! Beim Verband der Amateurboxer ist das Realität.
Das Verhältnis des eingetragenen Vereins, der schließlich den Anspruch erhebt, die Amateurboxer zu vertreten, scheint mir da ganz schön von Willkür geprägt zu sein. Der DBV bestand immer darauf, dass Amateurboxen und Profiboxen nicht vereinbar sind. Es werden auch immer noch Amateurtrainer gesperrt, die auch bei einem Profiboxer in der Ecke stehen. Gleichzeitig beteiligt sich der DBV aber an einer eigenen Profiliga. Dieses Profiboxen, das die AIBA selbst betreibt und das dann APB (Amateur Pro Boxing), heißt, ist dann wohl in Ordnung. Die Profis des Association Internationale de Boxe dürfen dann auch in den Leistungszentren des DBV unter der Leitung der dortigen Amateurtrainer trainieren. Da drängt sich mir auch noch die Frage auf, was wohl die AIBA Profis dem DBV dafür zahlen, dass sie deren Trainingseinrichtung benutzen dürfen. Und wie hoch sind eigentlich die Trainerhonorare?
Wir erinnern uns: Michael Müller, der Sportdirektor des DBV erklärte erst unlängst, sein Verband habe mit dem der World Series of Boxing, also der Profiliga der AIBA nichts zu tun. Dementsprechend müssten dann doch die WSB Profis zahlen, wenn sie Trainingsstätten und Trainer der Amateure in Anspruch nehmen. Sollte es aber so sein, dass die Profis den Amateuren nichts zahlen, muss man dann nicht aber daraus schließen, dass der DBV wohl doch etwas mit der WSB zu tun hat. Dann kann aber DBV Müller doch wohl nicht ganz so recht haben mit seiner Äußerung.
Ganz seltsam kommt mir dann noch das Gerücht vor, DBV Müller selbst hätte die Position von Dr. Bastian eingenommen. Das kann ich nun eigentlich kaum glauben. Denn wir erinnern uns: Michael Müller war bis 2008 DRV Müller. Er war Sportdirektor Michael Müller des Deutschen Ruderverbands. Er wurde 2008 entlassen – Entschuldigung: Er und der Verband kamen überein getrennte Wege zu gehen. Unter seiner Leitung hatte die deutsche Rudermannschaft bei den Olympischen Spielen in Peking erstmals seit 52 Jahren kein Olympiagold gewonnen. Das Flaggschiff der Ruder, der Deutschland-Achter, schied sogar schon im Vorlauf aus. Kritiker machen tatsächlich DRV Müller für dieses Desaster verantwortlich.
Aber noch mal zurück zu den Trainern: Seit geraumer Zeit setzt der Amateurboxverband auf Profitrainer. Mittlerweile haben schon vier Trainer hier ihr Auskommen gefunden: Valentin Silaghi, Zoltan Lunka, Michael Timm und neuerdings auch Torsten Schmitz. Ich will es noch einmal deutlicher sagen: Es geht hier nicht um die Kompetenz der Trainer, denn die ist unbestritten. Aber … – Soweit ich informiert bin, müssen Bundestrainer Diplom-Trainer sein. Soweit ich auch gehört habe, sind Timm und Schmitz das aber nicht. Worauf ich hinaus möchte ist, dass es auch beim DBV doch Regeln geben sollte, die für alle gelten. Wenn ein Amateurtrainer in der Ecke eines Profiboxers steht, dann wird er beim DBV normalerweise ganz schnell gesperrt. – Es sei denn, es handelt sich um einen AIBA Profi oder um einen Trainer, der vom DBV angestellt wird. So ähnlich verhält es sich auch mit den Lizenzen, die ein Trainer braucht. Also ich meine, so etwas kann man schon Willkür nennen.
© Uwe Betker
Über die Adidas/ Double D Boxhandschuhe bei Sauerland Event
Vor dem Rückkampf zwischen Marco Huck (40 Kämpfe, 37 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (42 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) um den Weltmeistertitel der WBO im Cruisergewicht gab es einen Skandal. Huck sollte, laut Medienberichten, ursprünglich mit zwei verschiedenen Handschuhen in den Ring steigen. Ein Handschuh hatte eine normale Schaumstofffüllung. Der andere, jener für die Schlaghand, war mit Rosshaar gefüllt, was definitiv die Schlagwirkung weniger absorbiert. Das heißt aber nun nichts anderes, als dass der Schlag sehr viel härter wird.
Wären diese Handschuhe nun benutzt worden, hätte sich daraus eine klare Benachteiligung von Arslan ergeben, was zumindest eine Wettbewerbsverzerrung gewesen wäre. Es lag dann auch der Verdacht von Straftaten wie Betrug und vorsätzlicher Körperverletzung in der Luft. Der Veranstalter Sauerland Event hat bis heute den Sachverhalt nicht aufgeklärt, bzw. sich hierzu nicht öffentlich geäußert. Auch Adidas tat dies nicht.
Adidas kann man dabei in gewisser Weise noch verstehen. Die Boxhandschuhe von Adidas werden nicht von Adidas im fränkischen Herzogenaurach hergestellt. Die Boxhandschuhe werden von der französische Firma Double D in Lizenz herstellt und vertrieben.
Ich wandte mich dennoch an Adidas mit folgender Email, die ich dreimal, im Abstand von je einer Woche verschickte:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Laut Medienberichten gab es im Vorfeld des WM Kampfes zwischen Marco Huck und Firat Arslan gravierende Probleme mit den Adidas Boxhandschuhen. Bei dem Paar Handschuhe, mit dem Marco Huck boxen sollte, bestand wohl die Dämmung des einen aus Schaumstoff und die des anderen aus Rosshaar. Wie sie selber wissen, dämmt Rosshaar sehr viel weniger die Schlagwirkung und wird daher eigentlich von nahezu keinem Hersteller von Boxhandschuhen mehr verwendet.
Nun stellen sich mehrere Fragen: Produziert Adidas noch Handschuhe mir Rosshaarfüllung? Wie ist es möglich, dass Handschuhe aus zwei verschiedenen Produktionslinien zusammen in eine gemeinsame Verpackung kommen? Wie viele ungleiche Paare von Handschuhen sind produziert und verkauft worden? Ist eine Rückrufaktion geplant oder soll eine Verbraucherwarnung veröffentlicht werden, die darauf hinweist, dass diese Handschuhe ein größeres Verletzungsrisiko darstellen und sportliche Wertkämpfe massiv beeinflussen? Oder ist Adidas das Opfer von Manipulationen Dritter? Es wäre sehr freundlich, wenn Sie mir die Fragen beantworten könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Betker
Freier Sportjournalist
Als Antwort bekam ich folgende Standardantwort:
Liebe/r Uwe Betker,
Danke, dass du adidas kontaktiert hast. Dein Feedback ist wichtig für uns. (…)
Wir werden dir so schnell wie möglich eine hilfreiche Antwort senden.
Vielen Dank für deine Anfrage
adidas
Drei Anfragen, dreimal dieselbe Standardantwort und genug Zeit über diese Antwort nachzudenken. Zuerst mal: Wieso glauben die Menschen, die diese Antwort programmiert haben, eigentlich, alle duzen zu können? Will Herbert Hainer, der Vorstandsvorsitzende der adidas AG, etwa auch bei einem Geschäftsessen vom Kellner geduzt werden? Dann kann ich mir vorstellen, dass Herr Hainer deshalb alle duzen lässt.
Wie dem auch sei, bevor ich dieselbe Frage wieder an Adidas schickte, suchte ich erneut im Internet, u. z. nach anderen Kontaktadressen. Ich fand dann die Emailadressen der PR-Abteilung und schickte vier Personen die schon bekannte Mail.
Einer von diesen Vieren antwortete mir auch schnell. An dieser Stelle würde ich gerne den Emailwechsel einfach wiedergeben. Aber leider wurde meine Frage, ob ich die Ausführungen zitieren dürfe, verneint. Vielmehr wurde ich darauf hingewiesen, dass die Ausführungen „allgemeine adidas-Statements“ sind und keine direkten Zitate. Schade!
Der Herr aus der PR-Abteilung also teilte mir mit, natürlich entsprächen alle Füllungen der Adidas Boxhandschuhe dem aktuellen Stand der Technik und dementsprechend bestünde auch keine Veranlassung, eine Verbraucherwarnung auszusprechen. Auch wurden im Kampf Huck gegen Arslan baugleiche Handschuhe verwendet.
Bezüglich des nunmehr berühmt berüchtigten Paares für die Veranstaltung von der Sauerland Event GmbH führte er sinngemäß aus:
Der Veranstalter Sauerland Event verwaltet die Boxhandschuhe selber und gibt sie dann sowohl den eigenen Boxern als auch deren Gegnern. Bei dem Paar unterschiedlicher Boxhandschuhe handele es sich nicht um das Paar von Marco Huck. Vielmehr war dies ein Paar, das von einem „technischen Mitarbeiter“ von Sauerland Arslan „freundlicherweise im Vorfeld des Kampfes“ zur Verfügung gestellt worden ist, „um sich an die Handschuhe zu gewöhnen.“ Bedauerlicherweise habe jener besagte technische Mitarbeiter von Sauerland, welcher mittlerweile sein Missgeschick bedauert, zwei Handschuhe der gleichen Farbe, aber mit unterschiedlicher Füllung, mit Rosshaarfüllung und mit „Sandwich Foam“, kombiniert.
In einer weiteren Mail führte der Herr der PR-Abteilung von Adidas weiter aus, dass Adidas vier verschiedene Modelle von Boxhandschuhen für Profis hat. Natürlich sind diese in Zusammenarbeit mit namhaften Profiboxern entwickelt wurden. Sie unterscheiden sich in Passform, Dämpfung und Gelenkunterstützung. Und sie unterscheiden sich auch durch ihre Füllungen. Zwei der vier Modelle sind „mit einem so genannten Sandwich Foam (drei Schaumstofflagen aufeinander)“ gefüllt, eines mit einem „Injection Foam“ und eines eben auch mit Rosshaar.
Auf meine Frage, welches Modell denn eine Rosshaarfüllung habe, kam keine Antwort. Hier brach der Emailverkehr ab.
Natürlich schreibt die PR-Abteilung nicht, dass Adidas gar keine Handschuhe selber herstellt, sondern sie von einem französischer Hersteller von Judozubehör, Double D, in Lizenz in Pakistan produzieren lässt. Selbstverständlich hatte auch keiner erwartet, dass der pakistanische Lieferant Handschuhe verschiedener Produktionslinien zusammen packt. Auch hätte mich noch interessiert, welche namhaften Profiboxer Double D bei der Entwicklung ihrer Handschuhe unterstützen.
Immerhin ist nun raus, dass das Zusammenbringen der verschieden Boxhandschuhe ein „technischer Mitarbeiter“ von Sauerland Event besorgte. Warum nun dieser zwei Handschuhe zusammenbrachte, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit getrennt waren, ist bis heute nicht geklärt. Selbst Neuntklässler, die zum ersten Mal ein Praktikum machen, machen nicht solch einen Unsinn. Schließlich muss man doch wohl davon ausgehen, dass es sich hier um neue Handschuhe handelte. Würde das denn nicht heißen, ein „technischer Mitarbeiter“ von Sauerland, was immer das auch heißen mag, nahm zwei Paar Boxhandschuhe, holte sie aus ihrer Verpackung heraus, vertauschte sie und schob sie wieder in die Verpackung. Nehmen wir an, es war so, dann wissen wir ja noch nicht, warum jemand so etwas macht. Eventuell war es aber auch ganz anders. Das können wir aber nicht beurteilen, da die Sauerland Event GmbH in Berlin bis heute noch keine diesbezügliche Pressemeldung veröffentlicht hat.
Ganz seltsam kommt mir auch vor, dass jener unbekannte „technische Mitarbeiter“ dieses neu zusammengestellte Paar genommen und es Firat Arslan „freundlicherweise“ vor dem Kampf zukommen gelassen haben soll, damit der sich an die Handschuhe gewöhnen könne. Hier bin ich doch etwas ratlos. Sprechen wir hier eigentlich noch von Profiboxen beim größten Boxstall in Europa. Und da wird dann einem ehemaligen Weltmeister im Cruisergwicht ein Paar Boxhandschuhe zur Verfügung gestellt, damit er sich daran gewöhnt? Was gibt das denn? Und das soll tatsächlich die Erklärung sein, die Sauerland Event seinem Ausrüster Adidas gegeben hat?
Wieso will Adidas mir nicht sagen, welcher Handschuh eine Rosshaarfüllung hat? Ich würde gerne dieses Modell mit den anderen vergleichen. Einfach nur um zu sehen, ob es ein Modell gibt, was genauso aussieht.
© Uwe Betker
Sauerland Event und die Adidas Boxhandschuhe
Es scheint sich zu einer unendlichen Geschichte auszuweiten, die Beziehung zwischen der Sauerland Event GmbH und den Adidas Boxhandschuhen. Adidas ist kein Hersteller von Boxhandschuhen mit Tradition. Eigentlich ist Adidas selber überhaupt kein direkter Hersteller von Boxhandschuhen. Wenn ich richtig unterrichtet bin, stellt Adidas die Handschuhe nicht selber her, sondern hat die Rechte an die französische Firma Double D abgegeben, die im Namen von Adidas Handschuhe nun herstellen lässt und verkauft. Double D hatte, bevor sie Lieferant und Vertreiber von Adidas-Boxhandschuhen wurde, praktisch keine Erfahrungen mit den Erfordernissen des Boxens sammeln können. Das Hauptgeschäft von Double D ist und war die Produktion von Judo Zubehör.
Nun kämpfen die Boxer von Sauerland Event schon seit geraumer Zeit mit Handschuhen von Adidas bzw. Double D. Vermutlich bekommt der Berliner Veranstalter ja Geld dafür. Soweit so gut – soweit so legitim. Problematisch ist diese Geschäftsbeziehung im März 2013 geworden. Damals fiel nämlich dem Trainer Dirk Dzemski auf, dass die Double D/Adidas Handschuhe von Arthur Abraham nicht die vorgeschriebenen 10 Unzen (283,5 Gramm) auf die Waage brachten, sondern schlappe 10% leichter waren. Leider darf es beim Boxen eben nicht wie beim Metzger, „etwas mehr sein“ oder meinetwegen auch etwas weniger. Die 1 Unze weniger nämlich hätte für Abraham ein Mehr an Schlaghärte bedeutet.
Sauerland hat seinerzeit versucht, den Skandal zu bagatellisieren, indem er eine launige Pressemeldung verbreitete mit dem Titel: „Handschuh-Tricks lassen Abraham kalt“. Die Meldung endete mit den Worten: Abraham trocken: „Na dann haue ich ihn doch einfach k.o.” Es kam anders als gedacht. Abraham boxte mit regelkonformen Handschuhen und gab nach der dritten Runde gegen Robert Stieglitz auf.
Adidas nahm die Schuld für das zu leichte Paar Handschuhe auf sich. Angeblich soll es bei der Fertigung in Pakistan, wo nahezu alle Boxhandschuhanbieter fertigen lassen, zu Fehlern gekommen sein. So etwas nennt man wohl Qualitätsmängel.
Was aber nun kurz vor dem Rückkampf zwischen Marco Huck (39 Kämpfe, 36 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (41 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) um den Weltmeistertitel der WBO im Cruisergewicht wohl passiert ist, ist schon unglaublich. Einer Zeitungsmeldung zufolge, die als Scan im Internet kursiert, war folgendes passiert:
Tomas Künzel, dem technischen Leiter und Betreuer von Arslan fiel auf, dass einer der beiden Handschuhe von Huck, die man ihm zur Begutachtung vorgelegt hatte, sich stabiler anfühlte. Künzel zerschnitt daraufhin kurzerhand beide Handschuhe und stellte dann fest, dass der linke Handschuh, der für die Führhand, mit Rosshaar gefüllt war und der rechte Handschuh hatte „im vorderen Bereich eine verklebte Verbundschaumstoffplatte“ . Der rechte Handschuh, also der für Hucks Schlaghand, war viel härter als der linke. Dabei muss man hier außerdem noch anmerken, dass ein mit Rosshaar gefüllter Handschuh die Schlagwirkung sehr viel weniger dämpft, als ein mit dem heute üblichen Schaumstoff gefüllter Handschuh.
Hier nun muss man sich fragen, wie so etwas eigentlich passieren kann. Es gibt natürlich die theoretische Möglichkeit, dass Double D Handschuhe noch gravierendere Qualitätsmängel aufweisen als bisher bekannt. Obwohl ich einen der ersten Boxhandschuhe von Adidas/ Double D schon einmal an den Fingern hatte, kann ich mir das nun aber doch beim besten Willen nicht vorstellen. Soweit ich informiert bin, werden in Pakistan auch nur Handschuhe mit Kunststofffüllung produziert. Die mit Rosshaar kommen aus Mexiko.
Sollte sich herausstellen, dass es sich auch bei diesem Vorfall wieder um ein Resultat von Qualitätsmängeln bei Adidas bzw. Double D gehandelt haben soll, so bekommt die Firma doch wenigstens ein beträchtliches Imageproblem. Wenn ein Hersteller nicht mal garantieren kann, woraus die Polsterung besteht, wie soll man da künftig überhaupt noch wissen, was drin ist. Können sich dann nicht auch Glas, Eisen oder Steine in die Polsterung eingeschlichen haben?
Sollte nun aber Adidas alias Double D schuldlos sein, so erhebt sich doch die Frage: Wie kommen dann zwei verschiedene Handschuhe aus zwei unterschiedlichen Produktionslinien, die vermutlich auf zwei verschiedenen Kontinenten hergestellt wurden, zusammen in eine Verpackung? Da keimt doch der Verdacht auf, dass irgendjemand versucht hat, den Ausgang des Kampfes zu manipulieren – von dem Versuch einer vorsätzlichen Körperverletzung mal ganz zu schweigen.
Ich bin ehrlich gespannt, ob sich die Meldung bewahrheitetet und wie mit dem Vorfall dann weiter umgegangen wird. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn die ARD den Sachverhalt juristisch klären lassen würde.
© Uwe Betker
Training und Hitze
Es ist heiß in Mitteleuropa. Ganz Deutschland leidet unter der aktuellen Hitzewelle. Alle, die keinen Urlaub haben, müssen arbeiten: Die Bäcker, die Metzger, die Dachdecker, die Pressesprecher von Veranstaltern und auch Boxer. Alle leiden unter der Hitze.
Auch der Europameister im Halbschwergewicht, Jürgen Brähmer (42 Kämpfe, 40 Siege, 31 durch KO, 2 Niederlagen), bereitet sich vor auf seine Titelverteidigung am 24. August in Schwerin gegen den Italiener Stefano Abatangelo (20 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden).
Der Hitze ist es dann auch zuzuschreiben, dass eine Pressemeldung mit dem Titel „Brähmer kämpft mit Hitze“ geschrieben wurde. Da ist dann davon die Rede, dass Brähmer „wohl die heißeste Vorbereitung aller Zeiten“ zu überstehen hat. Wir erfahren, dass das Training den Temperaturen angepasst ist. Des Weiteren lernen wir, dass ein Wasserschlauch für Abkühlung sorgen kann. Und „wichtig ist, dass man viel trinkt“. Lauter solche interessanten Dinge lässt die Pressemeldung Jürgen Brähmer verkünden.
Was haben wir nun durch diese Meldung erfahren? – Alle leiden unter der Hitze, auch Boxer und Pressesprecher von Veranstaltern.
(C) Uwe Betker