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Die ultimativ subjektive Liste 2013
Boxer des Jahres
Robert Stieglitz (49 Kämpfe, 46 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) wurde am 23.03.2013 Weltmeister der WBO im Super Mittelgewicht. Er besiegte dabei nicht nur den Titelträger Arthur Abraham, der ihn 25.08.2012 als Weltmeister entthronte hatte, sondern er zwang ihn zur Aufgabe.
Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Der Weltergewichtler Alexander Mengis (5 Kämpfe, 4 Siege, 1 KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gab Alles für den Sport, den wir lieben. Er gab sogar seine Gesundheit dafür. Am 23.05.2013 wollte er in Berlin gegen Stefan Worth seinen Internationalen Deutschen Meistertitel verteidigen. In der der 8. Runden ging er KO. Er war schwer verletzt und wurde in einem berliner Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt. Er gab eine Notoperation und eine Verlegung nach Stuttgart.
Nach meinen Informationen gibt es keinen, der für den Zustand von Mengis verantwortlich ist. Alle Beteiligten haben wohl Alles richtig gemacht. Boxen ist gefährlich und Alexander Mengis ist das Opfer einer furchtbaren Tragödie.
Boxerin des Jahres
Elina Tissen (19 Kämpfe, 17 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen), die in Orynbor, Russland geborene „Elin The Machine“, boxte am 26.10.2013 gegen Fleis Djendji, die bis dahin von ihren 37 Kämpfen immerhin 16 gewinnen konnte. Eine interessante Wahl auf dem Hintergrund, dass sie ungeschlagene und andere Boxerinnen mit sehr viel besseren Kampfrekorden als Gegnerin abgelehnt hatte.
Bei ihrem Kampf gegen Djendji soll es um den vakanten GBU-Titel im Superbantamgewicht gegangen sein. Die „5-Fach Worldchampionesse“ gewann natürlich einstimmig nach Punkten. Das Problem an diesem Kampf ist nur, dass die Global Boxing Union den Kampf nicht sanktioniert und nicht beaufsichtigt hat. Offensichtlich hat überhaupt kein Verband Aufsicht geführt, jedenfalls war keiner willens ihn bei boxrec eintragen zu lassen. – Wenn ich mich recht entsinne, lehnte Frau Tissen dieses Jahr eine Pflichtverteidigung ab, weil ihr der deutsche Verband zu unseriös sei.
„Die 5-Fach Worldchampionesse“ Tissen ist die beste Boxerin der Welt, daher braucht sie auch keine Punktrichter und Ringrichter von irgendwelchen Verbänden. Daher ist sie auch die „Boxerin des Jahres“.
KO des Jahres
Gennady Golovkin schlug am 29.06.2013 Matthew Macklin in der dritten Runde KO. Jenen „Mack The Knife“ Macklin, der am 25.06.2011 gegen Felix Sturm umstritten nach Punkten unterlag. Er hatte aber gegen Golovkin keine Chance. GGG jagte und erlegte ihn. Ein unglaublich präziser und ansatzlos geschlagener Leberhaken beendete den Kampf.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Es gab leider viele schlechte Veranstaltungen. An deutschen Ringen sitzen immer noch Punktrichter, die im Sinne der großen Veranstalter punkten und nicht das bewerten, was im Ring zu sehen ist. Es wird immer noch an der Waage manipuliert. Es werden Boxer für Kämpfe gebucht, die sie nicht gewinnen können und dabei passiert es, dass sie verletzt werden. Die schlimmsten Veranstaltungen sind jene, bei denen Boxerinnen oder Boxer zu Schaden kommen.
Rookie (männlich) des Jahres
Der Super Mittelgewichtler Vincent Feigenbutz (10 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) geht seinen Weg. In seinem zweiten Kampf verlor er durch TKO. Die folgenden Kämpfe konnte er alle gewinnen und fast alle durch KO. Er boxte bereits in Ungarn und in Polen.
Rookie (weiblich) des Jahres
Die 29-jährige Melanie Zwecker (4 Kämpfe, 4 Siege, 1 durch KO) schickt sich an, das Federgewicht aufzumischen. Die von Michael Siegel trainierte Boxerin aus Karlsruhe ist eines der größten weiblichen Talente in Deutschland. Es bleibt zu hoffen, dass sie viele Kämpfe bekommt, um sich sportlich weiterzuentwickeln und in den Ranglisten weiter aufzusteigen.
Absteiger des Jahres
Waldemar Kluch, der Käufer der Hülle von Universum Box-Promotion, schickte wohl folgende SMS an Klaus-Peter Kohl: „Sie haben unsere wahrnung ighnorirt. Ich habe die freundlichkeit ihnen mitteilen ich habe bekommen ihnen Hand und Ohr abschneiden. Sie haben 2 wochen sich einigen wegen universum mit anwahlt. kein wort an Polizei oder klug. sonst sofort Kugel in Kopf. Deine letzte Chance danach du nie wieder gesund dein geld ausgeben. Allah dich bestrafen Du ungläubiger.“
Aufsteiger des Jahres
Eva Rolle, die früher in Berlin Profiboxkämpfe veranstaltete, wurde zur Präsidentin des MBC, Malta Boxing Council, des maltesischen Verbandes gewählt. Keiner versteht, warum dies geschah und weshalb der maltesische Verband eine Ausländerin zu seiner Präsidentin machte. Aber dies ist sicherlich ein Aufstieg für Frau Rolle, der sich vermutlich auf finanziell für sie lohnen dürfte.
Aussteiger des Jahres
Der russische Schwergewichtler Alexander Wladimirowitsch Povetkin (27 Kämpfe, 26 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage) ließ sich seit Mitte 2005 von den Rundfunkgebühren der Deutschen bezahlen. Als Gegenleistung boxte er ein wenig, vermied es aber, gegen einen der Klitschkos anzutreten und arbeitete an seiner politischen Karriere als loyaler Gefolgsmann von Wladimir Putin. Am 05.10.2013 stellte er sich endlich Wladimir Klitschko (64 Kämpfe, 61 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und verlor klar nach Punkten. Nun hat der in Tschechow lebende Povetkin angekündigt, natürlich nicht auf Deutsch, denn er hat sich schließlich 8 Jahre lang geweigert, auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen, nicht mehr für Sauerland Event anzutreten. Er wird in Zukunft für den russischen Milliardär Andrey Ryabinski antreten, der zuletzt den Kampf zwischen ihm und Klitschko für 23 Mio. US-Dollar ersteigert und veranstaltet hatte.
Veranstalter des Jahres
Der Magdeburger Veranstalter Ulf Steinforth hat sich etabliert. Von den großen Promotern in Deutschland, ist er derjenige, der die solidesten Veranstaltungen auf die Beine stellt. Mit seinem WBO Weltmeister im Super Mittelgewicht, Robert Stieglitz (49 Kämpfe, 46 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO), hat er den Mann unter Vertrag, der Arthur Abraham zur Aufgabe zwang und entthronte.
Man kann auch sagen SES Boxing ist gerade noch „Veranstalter des Jahres“ geworden. Die beiden letzten Gegner von Stieglitz hätten allerdings wirklich besser sein können. Und Michael Wallisch (10 Kämpfe, 10 Siege, 7 durch KO) eine Internationale Deutsche Meisterschaft gegen einen Alexander Kahl boxen zu lassen, der von der EBU gesperrt war, ist geradezu ein Tiefschlag. Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich SES Boxing entwickelt.
Der Newcomer Michaelis TV aus Erkrath zeigte allen in der Branche bei seiner ersten Veranstaltung, wie es geht. Es wurden gute Kämpfe und eine perfekte Show gezeigt. Man darf gespannt sein, ob Bernd Michaelis dem Boxen treu bleibt und damit weiter der Konkurrenz zeigt, wie es geht.
Veranstaltung des Jahres
Die Veranstalter Benedikt Poelchau und Götz Bauer (Blanko Sports) machten am 07. September 2013 in Ravensburg ihre erste Veranstaltung und setzten damit direkt Standards. Es gab gutes Boxen zu sehen, die Kampfansetzungen waren durch die Bank weg gut und der Veranstaltungsort, ein Biergarten, war gut gewählt. Was will ein Boxfan mehr?
Blanko Sports schickt sich wohl an, auch in den USA zu veranstalten. Man kann hier nur viel Glück wünschen und hoffen, dass bald auch deutsche Boxer in den USA ihre Erfahrungen sammeln können.
Boxevent des Jahres
Den Rahmen bildete die „erste WM im Charity Boxen“, bei dem sich Uwe Hück, der Konzern-Betriebsratsvorsitzende und stellv. Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG und Luan Krasniqi in einem Ring in Ludwigsburg trafen. Der Newcomer aus Erkrath, Michaelis TV, machte alles richtig. Es gab gutes Boxen und eine perfekte Show zu sehen. Bemerkenswert ist, dass Bernd Michaelis das richtige Gespür für Profiboxen zeigte. Denn die Abfolge der Kämpfe sowie die Wahl des Hauptkampfes, ich spreche hier vom Profiboxen und nicht von Charity Boxen, war genau richtig.
Fehlentscheidung des Jahres
Istvan Szili vs. Goekalp Özekler. Am 23.08.2013 kam für Istvan Szili nur ein Unentschieden heraus, wo nach meiner Meinung nach ein klarer Punktsieg hätte stehen müssen. Die beiden BDB Punktrichter Frank Michael Maass (114:114) und Holger Wiemann (113:115) retteten für Oezekler ein Unentschieden. Auch der Ringrichter tat hierfür, was er konnte, indem er auf das ständige Klammern von Özekler durch Ignorieren reagierte.
Nun könnte man argumentieren, dass Szili ja immerhin noch ein Unentschieden bekommen hat und daher dieser Kampf nicht zur Fehlentscheidung des Jahres taugt. Dem muss man aber entgegenhalten, dass es diesmal nicht bei einem der üblichen Verdächtigen zu so einer Fehlentscheidung gekommen war, also nicht bei den Veranstaltern, bei denen so etwas schon fast zur Regel gehört. Dieses Mal reihte sich EC Boxing in die Reihe dieser Veranstalter ein und EC-Boss Erol Ceylan reagierte denn auch, genau wie die anderen Promoter, mit Aussitzen und Ignorieren.
Hinzu kommt, dass Istvan Szili eigentlich in die Kategorie „Boxer, der einen WM-Kampf verdient“, gehört. Durch die Aktivität der Punktrichter und des Punktrichters vom Bundes Deutscher Berufsboxer e.V. aber ist das Ziel Weltmeisterschaft in weite Ferne gerückt. Seit diesem Unentschieden bekam er nämlich keinen Kampf mehr.
Trainer des Jahres
Ulli Wegner. Wohl niemals zuvor hat ein Trainer einem seiner Schützlinge so deutlich in der Öffentlichkeit gesagt, dass er nicht an ihn glaubt. Wegner musste sich entscheiden, ob er am 26. Oktober 2013 sich in die Ecke von Ex-Weltmeister Arthur Abraham oder von Karo Murat stellt. Abraham bestritt einen Kampf um die Zeit bis zu einem neuen WM Kampf gegen Robert Stieglitz zu überbrücken. Murat bestritt einen WM Kampf gegen die Boxlegende Bernard Hopkins. Wegner beschloss, bei dem sicheren Sieger Abraham in der Ecke zu stehen. Er erklärte: „So ein Kampf ist eine einmalige Sache. Aber wir müssen Prioritäten setzen. Wir brauchen Arthur noch.“
Murat verlor und Abraham gewann erwartungsgemäß. Alle Fernsehzuschauer konnten in den Rundenpausen sehen, dass Wegner Abraham nicht mehr erreichen kann. Aber die Deutlichkeit, mit der Wegner an die Öffentlichkeit geht, macht ihn zum Trainer des Jahres.
Entgleisung des Jahres
Manuel Charr zog kurz in den „Promi Big Brother“ Container ein, um dort zu verkünden, er hielte Wladimir Klitschko für 100% schwul. Nun ist eigentlich das fremd- oder zwangsouten seit mehr als 20 Jahren out. Damals hatte der Schwulenaktivist Rosa von Praunheim, der mit bürgerlichen Namen Holger Radtke heißt, zwei Showmaster geoutet. Nun versuchte sich der Schwergewichtler Manuel Charr, der mit bürgerlichem Namen Mahmoud Omeirat Charr, in der gleichen Disziplin.
Boxkampf (männlich) des Jahres
Der WM Kampf zwischen Alexander Wladimirowitsch Povetkin (27 Kämpfe, 26 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage) und Wladimir Klitschko (64 Kämpfe, 61 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) am 05.10.2013 war langweilig. Er war sogar furchtbar langweilig. Dennoch war er für mich der Boxkampf des Jahres, weil hier der linientreue russische Putingefolgsmann und russischer Nationalist in Moskau auf den Bruder des Führers der ukrainischen Opposition traf.
Boxkampf (weiblich) des Jahres
Den habe ich verpasst.
Comeback des Jahres (männlich)
Adnan Catic (45 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) ist wieder Weltmeister und diesmal sogar ein richtiger. Nachdem er, seit seiner Loslösung von Universum Box-Promotion 5-mal erfolgreich den WBA Super Champion Titel im Mittelgewicht verteidigte, den er laut Verbandsstatuten gar nicht tragen durfte, dann gegen Daniel Geale verlor und dadurch erstaunlicherweise seinen Titel verlor, konnte er am 07.122013 der IBF Weltmeister Darren Baker entthronen. Nun ist er also wirklich nach dreieinhalb Jahren wieder Weltmeister.
Catic zeigte in seinem Kampf gegen Baker die beste Leistung seit Jahren. Das letztlich eine Hüftverletzung von Baker zum TKO Erfolg führte, schmälert nicht die Leistung von Catic. Es war ein beeindruckendes Comeback. Man kann nur hoffen, dass Catic seine wieder gefundene Stärke jetzt auch dazu nutzt, gegen starke Gegner anzutreten.
Comeback des Jahres (weiblich)
Rola El-Halabi stieg nach 16 Monaten Zwangspause – ihr Stiefvater hatte auf sie geschossen und sie verletzt – am 12.01.2013 gegen Lucia Morelli wieder in den Ring. Sie gewann zwar nicht die Titel der WIBA (Women’s International Boxing Association), GBU (Global Boxing Union) und WBF (World Boxing Federation) im Leichtgewicht, aber sie zeigte einen guten Kampf und, was eventuell noch viel wichtiger ist, sie zeigte sich als gute und faire Verliererin, was leider sehr selten ist und was wirkliche Größe zeigt. Heute ist sie Weltmeisterin im Junior Weltergewicht nach Version WBF (World Boxing Federation).
Bester Show Act des Jahres
2013 gab es viele bemerkenswerte Show Acts:
Die Rundenpausen mit Ulli Wegner und Arthur Abraham. Diese beiden wirken auf mich wie ein seit ewigen Zeiten verheiratetes Paar, das sich nicht traut, sich scheiden zu lassen, obwohl es sich nichts mehr zu sagen hat und sich auch nicht mehr versteht.
Eine großartige Show war auch, als Ulli Wegner den Ringarzt Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner zu Hilfe rief, um zu verschleiern, dass Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz aufgegeben hatte.
Aber der beste Show Act war:
Kalle Sauerland kritisierte öffentlich den Kampfstil von Wladimir Klitschko. Er forderte fairere Kämpfe und dass man sich an die Regeln gehalten möge.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Nuri Seferi (40 Kämpfe, 34 Siege, 20 durch KO, 6 Niederlagen. 1 durch KO) ist Cruisergewichtler. Der Albanian Tyson ist nur noch einen Sieg von einer Platzierung entfernt, die ihn berechtigen würde, um eine WM zu boxen.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Özlem Sahin (17 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden), die amtierende Interims Weltmeisterin im Junior Fliegengewicht nach Version WIBF ist eigentlich eine natürliche Minimumgewichtlerin. Sie muss kein Gewicht machen und ist dort stärker, als in den höheren Gewichtsklassen. Wir dürfen gespannt sein, ob sie 2014 einen WM Kampf im Minimumgewicht bekommt.
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Agron Dzila (20 Kämpfe, 19 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage) ist ein Cruisergewichtler, dem man viel zutrauen kann. 2011 wurde er Jugend Weltmeister der WBC. Es wäre schön, wenn er 2014 ein paar Kämpfe gegen starke Gegner bekommen würde.
Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (männlich)
Felix Sturm vs. Gennady Golovkin. Sturm trat mit dem Anspruch an, gegen die Besten boxen zu wollen. Diesem Anspruch ist er bis jetzt nicht gerecht geworden. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass Sturm Golovkin seit den gemeinsamen Tagen bei Universum Box-Promotion aus dem Weg geht. Sturm hat sich durch seinen Sieg über Darren Baker seinen Platz im Geschichtsbuch des Boxens gesichert. Die Frage ist nun, ob dort auch vermerkt wird, dass er immer vor Golovkin davonlief. Es wird Zeit, dass Sturm seinen großen Worten nun auch Taten folgen lässt.
Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (weiblich)
Der Weltmeisterin der WBC, WBA und WBO im Weltergewicht, Cecilia Braekhus (23 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO), gehen die Gegnerinnen aus. Kaum eine Gegnerin hat auch nur die Spur einer Chance gegen sie. Hinzu kommt natürlich auch das sehr clevere Matchmaking von Sauerland Event. Die einzige Gegnerin, die ihr gefährlich werden kann, ist Jessica Balogun (25 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen). Das erste öffentliche Aufeinandertreffen der beiden in einem Boxring, am 02.06.2012, konnte Braekhus für sich entscheiden. Balogun ist heute reifer und fokussierter und daher könnte ein Rückkampf auch anders ausgehen.
© Uwe Betker
Das berliner Sommertheater
Die Sommerpause im Boxen hat noch nicht angefangen, aber das Sommertheater ist schon im vollen Gange. In der größten deutschen Boulevardzeitung wird der Streit, den Ex-Weltmeister Arthur Abraham (40 Kämpfe, 36 Siege, 28 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) mit seinem Veranstalter Sauerland Event um die Kampfbörse für den nächsten Abraham-Kampf führt, öffentlich ausgetragen.
Die Ausgangssituation ist die: Abraham verlor seinen letzten Kampf am 23.03.2013 gegen Robert Stieglitz (47 Kämpfe, 44 Siege, 25 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) durch TKO und verlor damit auch seinen WBO Titel im Super Mittelgewicht. Wann er wieder einen WM Kampf bekommt, ist unklar. Noch unklarer ist, ob er überhaupt noch einmal Weltmeister werden kann. Da aber Abraham zurzeit mit dem Weltmeister der WBO im Cruisergewicht, Marco Huck (39 Kämpfe, 36 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), der einzige Boxer des berliner Veranstalters ist, der gute Einschaltquoten bringt, will man Abraham wieder aufbauen.
Abraham soll nun am 24. August in Schwerin gegen Willbeforce Shihepo (26 Kämpfe, 20 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) boxen. Shihepo schmückt sich mit dem angsteinflößenden Kampfnamen Black Mamba. Er ist aktuell immerhin die Nummer 1 in Namibia. Er hat eine furchteinflößende KO-Quote von 57.69%. – Abraham hat 70%. – Er ist auf Position 67 der unabhängigen Weltrangliste zu finden, also nur ein paar Ränge hinter Jürgen Doberstein (16 Kämpfe, 14 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden), der auf Position 64 steht, und Khoren Gevor (41 Kämpfe, 32 Siege, 17 durch KO, 9 Niederlagen, 2 durch KO), der sich auf Position 55 befindet.
Sportlich ist diese Kampfansetzung, so wie ich das sehe, eine Nullnummer. Sie macht eigentlich nur Sinn, wenn man die Herausnahme von Abraham in seinem letzten Kampf durch Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner als das interpretiert, als was sie Augen- und Ohrenzeugen auch tatsächlich sahen, nämlich als Aufgabe.
Leider wird nicht veröffentlicht, wie viel Sauerland Event von dem Geld, das sie von den Rundfunkgebühren der ARD bekommen, Abraham für diesen Kampf bereit sind zu geben. Abraham ist es jedenfalls zu wenig. Er droht: „Wenn Sauerland Event sich nicht mit meinem Anwalt einigt, boxe ich nicht. Nicht am 24. August und auch später nicht mehr. Ich brauche nicht mehr zu boxen, kann sofort aufhören. Mit einem Sportler muss man fair umgehen.“
Abraham droht also damit, seine Handschuhe an den Nagel zu hängen. Was das aber wirklich zu bedeuten hat, lassen wir einfach mal dahingestellt sein.
Wie in einem richtigen Sommertheater jedenfalls geht die mediale Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien noch weiter. Da wird auf der einen Seite behauptet, Abraham sei bis zum 1. Juli im Urlaub. Abraham aber sagt: „Ich mache keinen Urlaub, trainiere im Gym und im Fitnessstudio.“ – Sommertheater.
© Uwe Betker
Über weiße Kittel und geschlossene Augen
Ärzte in weißen Kitteln, insbesondere wenn sie auch noch das Stethoskop lässig aus einer ihren Taschen herauslugen lassen, flößen unendlich viel Respekt ein. Sie sind wahre Götter in weiß. Nie – nie würde ich das fachliche Urteil eines Arztes im weißen Kittel in Frage stellen, eine zweite Meinung einholen oder gar daran zweifeln. Leider haben Ringärzte keine Kittel an, und daher erwacht in mir manchmal der Zweifel an einigen Entscheidungen dieser Herren.
Der bekannteste Ringarzt in Deutschland ist Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner aus Bayreuth. Wagner war erst vor kurzem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen und zu hören. Auf sein Anraten hin wurde der letzte Kampf von Arthur Abraham, am 23.03.2013 in Magdeburg, gestoppt. Abraham (40 Kämpfe, 36 Siege, 4 Niederlagen, 1 durch KO) verlor seinen Titel der WBO, World Boxing Organisation) im Super Mittelgewicht an Robert Stieglitz (47 Kämpfe, 44 Siege, 25 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO), dem er eben diesen Titel zuvor, nämlich am 25.08.2012, abgenommen hatte.
Nun erscheint es einem blutigen Laien wie mir nur natürlich, dass ein Kampf abgebrochen wird, wenn einem Boxer ein Auge zugeschwollen ist. Das leuchtet schon deshalb ein, weil der Boxer dann ja die Schläge von dieser Seite nicht mehr sehen kann. Dementsprechend ist die Entscheidung von Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner uneingeschränkt zu befürworten. Mein Problem dabei ist nur, dass es sich hier um den berühmten Ringarzt Wagner handelt und dass er keinen weißen Kittel trägt. Wagner erlangte schließlich internationale Berühmtheit dadurch, dass er Abraham am 23.09.2006 in Wetzlar acht Runden mit einem doppelten Kieferbruch weiterboxen ließ. Wir erinnern uns noch alle gut an das grotesk geschwollene Gesicht von Abraham und wie das Blut aus seinem Mund quoll. – An diesem Vergleich erkennt man vermutlich den medizinischen Laien, der einen doppelten Kieferbruch für gefährlicher hält als ein zugeschwollenes Auge.
Vermutlich würde Dr. Wagner argumentieren, dass durch ein geschlossenes Auge der Boxer die Schläge nicht mehr sehen kann und schlimmstenfalls sogar das Augenlicht in Gefahr ist. Dem würde ich den 11. März 1988 entgegen halten. Damals wurde Graciano Rocchigiani gegen Vincent Boulware in der Philipshalle in Düsseldorf das erste Mal Weltmeister. Es war eine Ringschlacht wie wir sie wohl niemals vorher oder nachher in Deutschland zu sehen bekommen haben. Wenn ich mich recht entsinne, war seinerzeit das linke Auge von Rocchigiani auch komplett geschlossen. Und wenn ich mich weiter recht entsinne, war ausgerechnet Dr. Wagner damals der Ringarzt, der den Kampf nicht abgebrochen hat. Da frage ich mich doch: Was unterscheidet denn eigentlich ein komplett geschlossenes Auge bei Graciano Rocchigiani von einem bei Arthur Abraham?
Die Antwort dürfte wohl in einem „Ich will nicht mehr!“ liegen. Laut einem Augen- und Ohrenzeugen soll Abraham, als er zurück in seine Ecke kam, nämlich zu seinem Trainer Ulli Wegner gesagt haben: „Ich will nicht mehr!“. Und als Dr. Wagner zu ihm kam, um sein Auge zu untersuchen, soll er auch zu ihm gesagt haben: „Ich will nicht mehr!“.
Um es deutlich zu sagen: Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner hat sich um den deutschen Boxsport sicherlich sehr verdient gemacht. Soweit ich informiert bin, war er maßgeblich an der Einführung der Dopingkontrollen und der MRT Untersuchung beteiligt. Aber am Ring sollte er vielleicht doch einen weißen Kittel tragen. Dann würde ich auch seine Entscheidungen womöglich nicht mehr hinterfragen.
© Uwe Betker
Von TV-Ärzten und einem Ringarzt
Prof. Dr. med. Klaus Brinkmann (Die Schwarzwaldklinik), Dr. Karsten Mattiesen bzw. Dr. Ulrich Teschner (Der Landarzt), Dr. Thomas Burgner (Der Bergdoktor), Oberstabsärztin Dr. Sabine Petersen (Die Rettungsflieger), Dr. Peter Brockmann bzw. Dr. Peter Sommerfeld (Praxis Bülowbogen), Dr. Margarethe Haase (Doctor´s Diary), Dr. Christian Kleist (Familie Dr. Kleist) und Frauenarzt Dr. Markus Merthin sind die Doktoren, die man so aus dem deutschen Fernsehen kennt. Fast ebenso bekannt, jedenfalls bei den Boxinteressierten, ist Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner aus Bayreuth. Dr. Wagner ist mit Sicherheit der bekannteste deutsche Ringarzt.
Erst vor kurzem aber, nämlich am 04.02.2012, fungierte Dr.Wagner beim Kampf von Sauerland Event nicht als Ringarzt, obwohl er dort sonst eigentlich immer seinen Dienst versieht. Der Grund war wohl, dass Steve Cunningham glaubte, in seinem ersten Kampf gegen Yoan Pablo Hernandez am 01.10.2011 hätte Dr. Wagner zu sehr in den Kampf eingegriffen.
Wir erinnern uns: Hernandez erlitt in der dritten Runde nach einem Zusammenstoß eine stark blutende Cutverletzung am Haaransatz. Am Ende der sechsten Runde kam es zu einem weiteren Zusammenstoß, durch den sich ein Cut an Hernandez’ rechter Augenbraue öffnete. Auf Anraten von Wagner wurde der Kampf von Ringrichter Mickey Vann gestoppt. Die Punktrichter entschieden für den Sauerland Boxer Hernandez. Cunningham wiederum glaubte, dass der Cut keinen Abbruch gerechtfertigt hätte. Seltsam war schon, dass vor, bei und nach der Urteilsverkündung kein Tropfen Blut zu sehen war.
Damit wären wir bei meinem Grundproblem der Beurteilung der Leistungen von Ringärzten angekommen. Ich bin kein Mediziner. Ärzten ist man in der Regel hilflos ausgeliefert, daher nennt man sie wohl auch Götter in Weiß und man hofft darauf, dass sie ihren Job anständig machen.
Seinen spektakulärsten Auftritt hatte Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner am 23.09.2006 in Wetzlar. Dort kämpften Arthur Abraham und Edison Miranda gegeneinander. In der vierten Runde zog sich Abraham einen doppelten Kieferbruch zu. Sein Gesicht schwoll grotesk an und Blut quoll die restlichen Runden aus seinem Mund. Wie gesagt, ich bin kein Mediziner. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es ungefährlich ist, mit einem doppelten Kieferbruch weiter zu kämpfen.
Es gibt den Eid des Hippokrates – benannt nach dem griechischen Arzt Hippokrates von Kós (um 460 bis 370 v. Chr.) -, der als erste grundlegende Formulierung einer ärztlichen Ethik gilt, an die sich Ärzte halten sollten. Obwohl der Eid des Hippokrates heute in seiner klassischen Form nicht mehr von Ärzten geleistet wird und er auch keine Rechtswirkung hat, hat er doch Einfluss auf die Formulierung moderner Alternativen. In der ursprünglichen Eidesformel heißt es: „Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.“
Um es noch einmal deutlich zu machen. Ein Arzt darf seine Fähigkeit und sein Urteil nicht zum Schaden seiner Patienten nutzen. Er darf auch nicht seine Fähigkeit und sein Urteil in „unrechter Weise anwenden“. Also Dr. Wagner würde niemals einen Boxer bevorteilen und dadurch einen Anderen benachteiligen. Vermutlich ist es reiner Zufall, dass ich mich an keinen einzigen Boxkampf erinnern kann, bei dem Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner Einfluss auf den Ausgang eines Kampfes genommen hätte in der Weise, dass der Heimboxer durch die Entscheidung von Wagner einen Kampf verloren hätte.
Dementsprechend war wohl die schon angesprochene Cutverletzung von Hernandez viel gefährlicher als der doppelte Kieferbruch von Abraham. Vermutlich hat Dr. Wagner Hernandez sogar das Leben gerettet und kein Boxer sollte ohne Kieferbruch boxen. Für mich reiht sich Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Walter Wagner in die Reihe der großen TV-Ärzte ein.
© Uwe Betker