Posts Tagged ‘Profiboxkämpfen’
Zehn Profiboxkämpfe in Remscheid
Am Samstag, dem 17.11.2018, war die Sporthalle West in Remscheid Austragungsort von zehn Profiboxkämpfen, einem Kick-Box- und einen K1-Kampf. Die Sporthalle mit Empore, sechs VIP Tischen und Bestuhlung war wohl ausverkauft. Abgerundet wurde der Abend durch Rapper und mehrere Tanzgruppen.
Den Anfang machten im Mittelgewicht Ibrahim Yildirim (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Kemal Faik (11 Kämpfe, 11 Niederlagen, 10 durch KO). Faik begann schön und boxte lang. Aber schon bald übernahm Ibrahim Yildirim das Kommando. Er stellte seinen Gegner an den Seilen und ließ ihn nicht mehr weg. Nach ein paar Dutzend unbeantworteten Schlägen nahm der GBA-Ringrichter Kazim Kurnaz Faik aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:58 Minuten: Ibrahim Yildirim,
Im Schwergewicht maßen sodann Daniel Balabula (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Nikola Spasojeviv ihre Kräfte. Balabula machte von der ersten Sekunde an Druck. Er suchte den KO. Er trieb seinen Gegner vor sich her und versuchte ihn an den Seilen zu stellen, wo er ihn eindeckte. In der zweiten Runde ging dann Spasojevic nach einer solchen Aktion zu Boden. Zwar kam er noch rechtzeitig wieder hoch, doch sein Trainer nahm ihn aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2:13: Daniel Balabua,
Ebenfalls im Schwergewicht traf anschließend Huenkar Polat (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) auf den Debütanten Samir Begic. Polat beherrschte die Ringmitte und trieb seinen Gegner vor sich her. Schön waren seinen Rechten zum Körper. Mitte der zweiten Runde legte Begic einen Zwischensprint ein: er verteilte viele Schläge auf die Deckung von Polat. Der dritte Durchgang war munter, beide machten mehr und standen häufig Fuß an Fuß und schlugen aufeinander ein, wobei Begic mehr Hände ins Ziel brachte. Zur vierten Runde trat er nicht mehr an, weil er sich seine rechte Schlaghand verletzt hatte. Sieger durch TKO, in Runde 4: Hunkar Polat.
Der erste Höhepunk des Abends war der Sechsrunder im Super Weltergewicht mit Malik Yasir (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) und Robin Schoengart (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO). Schoengart versuchte, seinen Reichweitenvorteil zu nutzen. Yasir versuchte dementsprechend, seinen Reichweitennachteil auszugleichen und an den Mann heranzukommen, wobei er mit seinem Vorhaben erfolgreicher war als Schoengart. Die Begegnung war ausgesprochen munter. Mehrfach kam Yasir schön mit seinem rechten Cross durch. In der zweiten Runde ging Schoengart nach mehreren Körpertreffern in der Ecke von Yasir runter. Anfang der dritten Runde stellte Yasir seinen Gegner erneut in seiner Ecke und ließ ihn nicht mehr raus. Schoengart nahm Körpertreffer auf Körpertreffer, bevor er vom Ringrichter aus dem Kampf genommen wurde. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 54 Sekunden: Malik Yasir.
Im Mittelgewicht gaben danach Yan Sumbu Nsasi und Hasa Kurdia ihr Profidebüt. Nsasi boxte bemerkenswert abgeklärt. Er schaute sich in der ersten Runde seinen Gegner genau an, um dann in der zweiten die Jagd aufzunehmen. Er trieb ihn vor sich her, verteilte schön zu Körper und Kopf. In der dritten Runde stellte er ihn in seiner eigenen Ecke und holte ihn mit Körpertreffern von den Beinen. Kurdia wurde von Ringrichter Izzet Kurnaz am Boden kniend ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 3, nach 53 Sekunden: Yan Sumbu Nsasi.
Armin Malekzadeh (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Baskim Jakupi (12 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 11 Niederlagen, 9 durch KO) boxten einen Vierrunder im Super Weltergewicht gegeneinander. Malekzadeh dominierte den Kampf durch seine Schnelligkeit: schnelle Beine und schnelle Fäuste. Er trieb seinen chancenlosen Gegner vor sich her und streckte ihn mit einem Leberhaken zu Boden. Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:23 Minuten: Armin Malekzadeh.
Im Mittelgewicht traten dann Sergej Wotschel (14 Kämpfe, 11 Siege, 5 durch KO, 3 Niederlagen, 1 Unentschieden) und Zoran Sekularac (24 Kämpfe, 17 Siege, 13 durch KO, 7 Niederlagen, 6 durch KO) zu einem Sechsrunder gegeneinander an. Sekularac kam, gekleidet mit einem Wolfsfell als Umgang, in den Ring. Wölfe sind Rudeltiere und Boxen ist ein Individualsport. Das ging dann auch nicht gut. Wotchel machte sich sehr unaufgeregt daran, den Wolf zu erlegen. In der ersten Runde kam er mehrfach schön mit Körperhaken durch, in der zweiten ging er mehr zum Kopf. Immer wieder kam er durch die Deckung, durch die Mitte zum Kopf durch. Ende der dritten Runde holte sich Sekularac einen tiefen Cut über dem linken Auge und konnte zur nächsten Runde nicht mehr antreten. Sieger durch TKO in Runde 4: Sergej Wotschel.
Als nächstes stiegen Kai Hildebrandt (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Amir Suljovic (10 Kämpfe, 10 Niederlagen, 8 durch KO) für einen Vierrunder im Cruisergewicht in den Ring. Der Kampf war schon zu Ende, bevor er noch richtig angefangen hatte. Sehr schnell verletzte Amir Suljovic seinen rechten Ellenbogen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 45 Sekunden: Kai Hildebrandt.
Hiernach boxten Adem Fetahovic (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Sabri Ulas Göcmen (39 Kämpfe, 11 Siege, 1 durch KO, 28 Niederlagen, 27 durch KO) einen Vierrunder im Mittelgewicht. Fetahovic wollte den vorzeitigen KO. Jeder Schlag war mit größtmöglicher Härte geschlagen. Dem hatte Göcmen nicht viel entgegenzusetzen. Zur zweiten Runde trat er dann auch nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Adem Fetahovic.
Hauptkampf des Abends war ein Sechsrunder im Halbschwergewicht mit Martin Houben (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Armin Kukic (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 3 durch KO). Der Kampf der beiden war gut, aber kurz. Houben kam mit seiner Rechten gut zu Kopf und Körper durch. Eine brutale Rechte zum Körper schickte Kukic auf die Bretter, wo er ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:06 Minuten: Martin Houben.
Die erste Remscheider Profi-Boxnacht war ein Erfolg. Von einigen, die dort geboxt haben wird man in den nächsten Jahren noch hören. Es wäre schön, wenn der ersten nun auch eine zweite, eine dritte, eine vierte usw. Profi-Boxnacht in Remscheid folgen würde.
© Uwe Betker
Ein Sonntagmorgen mit Profiboxen in Essen
Das „Boxing Industry“, das schöne nagelneue Boxgym von Sebastian Tlatlik in Essen, war am Sonntagmorgen, dem 12.02.2017, Austragungsort für eine kleine Veranstaltung mit vier Profiboxkämpfen.
Zuerst stiegen Hani El Jarie (10 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 8 Niederlagen, 8 durch KO) und Adam Peszko, der sein Profidebüt gab, in den Ring. Der Kampf fand im Super Mittelgewicht statt. Peszko boxte für einen Debütanten relativ unhektisch. Er ging viel mit der Rechten zum Körper. In der zweiten Runde trieb Peszko seinen Gegner vor sich her und machte weiter Druck. Dabei schlug er gerne erst eine Linke zum Kopf und dann eine Rechte zum Körper. Wenige Sekunden vor dem Ende der Runde verletzte sich El Jarie. Zwar beendet er noch die Runde, aber zur dritten trat er nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3.
Im Weltergewicht trafen Dejan Pavlovic (5 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Alexander Garbusov (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) aufeinander. Der Kampf war ruck zuck beendet. Pavlovic war der Herr im Ring. Er ging nach vorne und kam mit einem linken Körperhaken durch, der Garbusov stoppte. Dann deckte ihn Pavlovic mit Schlägen ein, Garbusov ging zu Boden und wurde von Ringrichter Thomas Hackenberg ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:02 Minuten: Dejan Pavlovic.
Ebenfalls im Weltergewicht boxten Yaser Yüksel (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Lorans Elyas (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 4 durch KO) gegeneinander. Elyas startete stark. Er deckte Yüksel mit Schlägen ein. Dieser ließ sie einfach an seiner Deckung abtropfen. Am Ende zog Yüksel einen schönen rechten Cross zum Kopf durch, der Elyas erschütterte. In die zweiten Runde ging Yüksel zur Sache. Er boxte an, stellte Elyas durch eine linke Grade zum Kopf in einer neutralen Ecke und fällte ihn mit Körperhaken. Sieger durch KO in Runde 2 nach 1:09 Minuten: Yaser Yüksel.
Zum Schluss boxte der Hausherr selber. Sebastian Tlatlik (13 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) boxte im Super Federgewicht gegen Marc Schulz (8 Kämpfe, 8 Niederlagen, 8 durch KO). Dies war des kürzeste Kampf des Morgens. Tlatlik machte mit Schulz, war er wollte. Er spielte mit ihm. Dann zog er einen schönen rechten Haken auf die kurze Rippe durch, die Schulz fällte. Sieger durch KO in Runde 1, nach 2:14 Minuten: Sebastian Tlatlik.
© Uwe Betker
Die 10. Neuwieder Boxnacht
Die 10. Neuwieder Boxnacht wurde am 29.05.2016 in der Eissporthalle Icehouse in Neuwied ausgetragen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, es war für mich die erste Boxveranstaltung in Neuwied. Die Halle war sehr gut gefüllt. Was auffiel, war der extrem hohe Frauenanteil im Publikum. Offensichtlich gehen vorwiegend Ehepaare zu den Neuwieder Böxnächten, was definitiv für die Veranstaltungen spricht. Ca. 800 Zuschauer füllten die Eissporthalle. Der Promoter Turhan Altunkaya von PunchUp Promotion stellte eine Show mit vier Profiboxkämpfen auf die Beine. Drei davon wurden von Verwandten von ihm bestritten. Bevor die Profiboxkämpfe begannen, sorgte noch ein Duo auf einer Bühne für musikalische und vier Amateurkämpfe für sportliche Unterhaltung.
Den ersten Kampf des Abend bestritten dann im Halbschwergewicht Yasin Altunkaya (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO) und Cemal Gülsen (8 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 7 Niederlagen, 7 durch KO). Yasin Altunkaya verteilte seine Schläge gut. Gülsen verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte mit Kopfhaken zu punkten. In der zweiten Runde versuchte Gülsen mehr Druck zu machen. Er schlug vermehrt zum Körper. Er wurde jedoch von Yasin Altunkaya immer wieder abgekontert und musste nun seinerseits einige Körpertreffer nehmen. In der Ringpause sah es kurzzeitig so aus, als wollte Gülsen nicht mehr antreten. Aber, er stellte sich erneut zum Kampf. Kurze Zeit später wurde er aber von Yasin Altunkaya gefällt. Ich kann nicht sagen, was für ein Schlag es war, weil Gülsen unmittelbar mit dem Rücken zu mir stand, als er ihn nehmen musste. Er wäre mir auch beinahe durch die Seile auf meinen Arbeitsplatz gefallen. Zwar kam er rechtzeitig wieder hoch, gab aber auf. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 1:03 Minuten: Yasin Altunkaya.
Anschließend trafen im Mittelgewicht Adnan Altunkaya (3 Kämpfe, 3 Siege) und Burak Cakir (10 Kämpfe, 10 Niederlagen, 8 durch KO), der von Cemal Gülsen betreut wurde, in einem Vierrunder aufeinander. Es war ein irgendwie seltsamer Kampf. Cakir wechselte immer wieder die Auslage, eine Unart, die sich immer weiter ausbreitete. Er versuchte, mit seiner wechselnden Führhand zu punkten und mit Haken und Schwingern harte Treffer zu setzen. Adnan Altunkaya, aud der anderen Seite, arbeitete ruhig und systematisch. Er schlug schöne Eins-Zwei-Kombinationen zum Kopf, hatte seinen Gegner vollkommen im Griff und punktete. Das schien ihm zu genügen. Sieger nach Punkten: Adnan Altunkaya.
Der Halbschwergewichtler Lukasz Golebiewsk (6 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO) war dann der einzige nicht Altunkaya, der aus der blauen Ecke kam. Dabei muss man aber erwähnen, dass zwei Kämpfe kurzfristig ausgefallen waren. Golebiewsk boxte gegen Kevin Laubach (7 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO). Es begann spektakulär: Bereits Mitte der ersten Runde musste Laubach nach einem rechten Kopfhaken zu Boden. Der GBA Ringrichter Kornelius Bernds zählte ihn an. Golebiewsk schlug viele schöne Linke, um den entscheidenden Schlag zu landen. Der Blieb aber aus. Dafür kam Laubach besser rein. Er versuchte Haken und Schwinger ins Ziel zu bringen und er versuchte, Golebiewsk den Schlagabtausch aufzuzwingen. Der nahm ihn auch an und kam mit mehreren harten rechten Körperhaken durch. Dennoch schaffte er es nicht, Laubach noch mal auf die Bretter zu schicken. In der folgenden Runde arbeitete Golebiewsk wieder mehr aus der Distanz und mehr mit der Führhand. Immer und immer wieder traf sein Jab den Kopf von Laubach. Immer wieder fand auch Golebiewsks Linke ihr Ziel. In der dritten Runde schließlich zog Golebiewsk eine perfekte rechte Grade zum Kopf nach, die Laubach fällte. Auf dem Boden sitzend wurde es ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 3, nach 1:11 Minuten: Lukasz Golebiewsk.
Im Hauptkampf des Abends ging es um den vakanten Global Boxing Council Intercontinental Titel im Cruisergewicht. Es standen sich Hizni Altunkaya (27 Kämpfe, 27 Siege, 16 durch KO) und Gogita Gorgiladze (43 Kämpfe, 31 Siege, 26 durch KO, 12 Niederlagen, 5 durch KO) gegenüber. Der Kampf veränderte sich in den ersten zwei Runden von Minute zu Minute. In der ersten Minute war es ein Duell der Führhände, danach eins der Schläge zum Körper. In der dritten Minute gingen beide dann vermehrt zum Kopf. In der vierten Minute machte Gorgiladze Druck. In der fünften kam Hizni Altunkaya schön und hart zum Körper durch und Gorgiladze tat so, als würde ihn dies nicht beeindrucken. In der sechsten Runde schlug Hizni Altunkaya vermehrt zum Kopf. Beide Runden gingen an ihn. In den folgenden zwei Runden machte er weniger und ließ Gorgiladze mehr Raum, wodurch dieser dann stärker wurde. Hiernach war der Rhythmus des Kampfes etabliert. Immer wenn Hizni Altunkaya lang boxte und schnell auf den Beinen war, punktete er. Immer wenn er sich auf Schlagabtäusche einließ, war es ungewiss, ob er sie für sich würde entscheiden können. Hizni Altunkaya gewann aber die meisten. Der gute und unterhaltsame Kampf wogte bis zur letzten Sekunde hin und her und das Ergebnis war, in meinen Augen, knapper, als es die Punktwertung widerspiegelt. Sieger nach Punkten (97:94, 100:93 und 98:92): Hizni Altunkaya.
Der Promoter Turhan Altunkaya (23 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) war von 1995 bis 2008 selber aktiver Profiboxer gewesen. Er boxte im Cruiser- und im Schwergewicht. Heute veranstaltete er in seiner Heimatstadt Neuwied eine schöne Boxshow und arbeitete an der Karriere von zwei Neffen und einem Bruder. – Es wird für mich nicht die letzte Neuwieder Boxnacht gewesen sein.
© Uwe Betker
Von einem guten, einem sehr guten Boxkampf und von seltsamen Flugobjekten (wie Flaschen und Stühlen)
Am Samstag, dem 19. Dezember 2015, stellte Klaus Waschkewitz eine Veranstaltung mit zehn K1 und zwei Profiboxkämpfen auf die Beine. Austragungsort war die Sporthalle an der Krefelderstraße in Duisburg. Soweit ich das beurteilen kann, waren die K1 Kämpfe durch die Bank weg gut. Hier gilt es aber von den beiden Boxkämpfen und den Ereignissen danach zu berichten.
Der erste Boxkampf war die Internationale Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht, nach Version GBA. Es trafen Ismael Altintas (25 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 17 Niederlagen, 6 durch KO, 4 Unentschieden) und Rami Ali (7 Kämpfe 6 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage) aufeinander. Ali ist kurzfristig eingesprungen. Die ersten beiden Runden gehörten Ali. Altintas schob sich hinter seiner Doppeldeckung an ihn heran und versuchte, in der Halbdistanz Haken ins Ziel zu bringen. Ali seinerseits versuchte lang zu boxen. Die meisten Schläge, von beiden, landeten jeweils auf der Deckung. Darüber hinaus traf Ali aber häufiger und besser. Die dritte Runde ging an Altintas. Mit stoischer Ruhe schob er sich an seinen Gegner heran und suchte Lücken, die er zum Teil dann auch fand. In der ersten Aktion in der vierten Runde kam Ali mit einem rechten Körperhaken durch, der Altintas sichtlich wehtat. Er wich zurück und Ali setzte nach. Nach mehreren Haken zum Körper ging Altintas in der neutralen Ecke zu Boden. GBA Ringrichter Kornelius Bernds zählte ihn an. Zwar kam Altintas wieder hoch, aber Ali ließ ihn nicht mehr aus der Ecke raus. Nach einigen weiteren Körperhaken knickte Altintas ein und sackte langsam zu Boden. Bevor noch sein Knie den Boden berührte, kam schon ein Handtuch in den Ring geflogen. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 0:47 Minuten: Rami Ali.
Den folgenden Hauptkampf des Abends bestritten Yusuf Kangül (10 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) und Tiran Metz (18 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 4 Unentschieden) im Super Mittelgewicht. Bei dem auf zwölf Runden angesetzten Kampf ging es um die WBU Europameisterschaft. Sehr früh etablierte sich ein Muster, das sich durch den ganzen Kampf ziehen sollte. Kangül versuchte, mit wenigen Aktionen und harten Schlägen, vor allem Haken in der Halbdistanz, und Metz durch Boxen aus der Distanz zum Ziel zu kommen. Die erste Runde ging an Kangül. Er machte Druck und kam mit einigen Kombinationen durch. Am Ende der Runde stellte er seinen Gegner in der neutralen Ecke, wo der dann Treffer nehmen musste. Metz etablierte in der folgenden Runde seinen Jab. Damit hielt er sich Kangül vom Leib und punktete. Der wiederum versuchte es dann mit überfallartigen Angriffen, die aber an der guten Deckung von Metz abprallten. Im folgenden Durchgang ging Kangül auf die Bretter. Bei einem seiner Überfälle wurde er, als er schlecht stand, abgekontert und ging zu Boden. Der Ringrichter Mustafa Erenay zählte ihn an. Metz punktete weiter.
Die folgenden drei Runden gingen an Kangül. Immer wieder kam er mit Kopfhaken durch. Bei einem öffnete sich ein kleiner Cut an der rechten Augenbraue von Metz. Die nächsten vier Runden gingen an Metz. Er etablierte seine Führhand, an der Kangül nur noch selten vorbeikam und wenn, dann gingen seine Schläge auf die Deckung oder Metz pendelte sie aus. Der bekam sogar einmal Szenenapplaus, als er drei oder vier wuchtige Haken einfach auspendelte. Kangül wirkte frustriert. Die elfte und vorletzte Runde bot einen Schlagabtausch ohne Unterbrechung. Kangül versuchte, den Kampf noch durch einen KO zu drehen. Er trieb Metz vor sich her und deckte ihn mit Schlagkombinationen ein. Beide schenkten sich nichts. Kangül brachte mehr Hände ins Ziel und es sah zwischenzeitlich auch danach aus, als wäre Metz von einigen Schlägen beeindruckt. Die letzte Runde war wie die vorangegangen, nur dass nun Metz der Stärkere war. Schließlich ertönte der Schlussgong und beendete einen der besten Boxkämpfe, die in Deutschland in den letzten Jahre zu sehen waren – und das Chaos fing an.
Bevor noch die letzten Punktzettel eingesammelt waren, wurde klar, dass einige der Unterstützer des einen Boxers eine Punktentscheidung nicht akzeptieren würde, schon gar nicht, wenn sie gegen ihren Boxer ausfallen sollte. Erst flogen Flaschen und dann Stühle. Für mich ist dabei vollkommen unerheblich, ob es dafür einen Anlass gab oder gar Provokationen vorangingen für dieses ungezügelte Ausleben von Affekten. Ein solches Verhalten ist immer und überall unangemessen. – Angeblich wurde auch eine Flagge gezeigt und dazu eine obszöne Bewegung gemacht.
Ein Lob möchte ich dem Veranstalter, Klaus Waschkewitz, aussprechen, der sofort eingriff und die Randalierer unter anderem damit in Schach hielt, dass er drohte, kein Profiboxen mehr zu veranstalten, es auch nicht zu einer Urteilsverkündung kommen zu lassen usw. Hiernach beruhigte sich die Situation ein wenig, wobei es aber zu immer neuen Ausbrüchen kam. Dann musste Ringrichter Mustafa Erenay erklären, er hätte vergessen, die Bandagen von Metz zu kontrollieren und abzuzeichnen. Dadurch wurde jeder Partei die Möglichkeit eines Einspruches gegen das Urteil eingeräumt. Das Angebot, die Bandagen nachträglich noch zu kontrollieren, nutzte auch nichts mehr. Der Versuch, die Halle zu räumen und das Publikum auf die Tribüne zu schicken, war nur bedingt von Erfolg gekrönt. Zu viele der sogenannten Zuschauer suchten offenbar einen Grund, wieder mit der Randale anzufangen. Das Kampfgericht beschloss, kein Urteil zu fällen und zu verkünden. Das wurde der WBU überlassen.
© Uwe Betker
Boxen à la Sauerland Event und die ARD
Erst unlängst war in einer Zeitung ein Artikel mit dem Titel zu lesen: „Rundfunkrat sieht Boxen in der ARD kritisch“. Darin ging es darum, dass der WDR-Rundfunkrat seine kritische Position gegenüber den Übertragungen von Profiboxkämpfen erneuert hatte. Damit positioniert sich der WDR gegen den MDR, bei dem Boxen eine starke Lobby hat. Das WDR-Aufsichtsgremium fordert „mehr Transparenz im Sportrechterwerb, um die programmstrategischen Beratungen zu intensivieren“. Mehr Transparenz heißt: Die Ausgaben für Sportrechte werden veröffentlicht, was bei ARD und ZDF aber bislang nicht üblich ist. Die Forderung nach mehr Transparenz zielt darauf, „die Bandbreite der Sportarten im Programm weiter zu erhöhen“.
Die ARD geht nun mit gutem Beispiel voran! Sie macht z.B. transparent, was die Intendanten der einzelnen Sendeanstalten verdienen. So kann man erfahren, dass Tom Buhrow vom WDR 367.232 Euro und Karola Wille vom MDR 247.801 Euro im Jahr verdienen.
Weniger Fußball will die ARD aber wohl nicht zeigen – davon ist doch eher nicht auszugehen. Also geht wohl die geplante Hinzunahme von anderen Sportarten ins Programm auf Kosten des Boxens. Als bekennender Boxenthusiast sind solche Verlautbahrungen schon beunruhigend. Gleichzeitig eröffnet mehr Transparenz aber auch eine Chance: Dann könnte sich jeder Zuschauer die Frage selbst beantworten, ob ihm diese konkrete Show von Sauerland Event diese Gebührengelder wert sein soll.
(C) Uwe Betker