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Boxen an einem Pfingstmontag in Krefeld
Das Kaya Plaza in Krefeld hat sich als Veranstaltungsort für Kampfsport etabliert. Am Pfingstmontag, dem 16.05.2016, stellte Klaus Waschkewitz wieder eine schöne Veranstaltung auf die Beine. Es gab acht K1, ein MMA und zwei Boxkämpfe, Version IKBO, zu sehen. Den Abschluss bildeten drei Profiboxkämpfe. Wie immer berichte ich nur von den letztgenannten. Habe ich schon erwähnt, dass das mit dem Treten nicht so meine Welt ist?
Als erste stiegen im Mittelgewicht Burak Cakir (9 Kämpfe, 9 Niederlagen, 7 durch KO) und Sahan Aybay (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) in den Ring. Aybay boxte, wie schon in seinem Profidebüt vor zweieinhalb Wochen, souverän. Er machte von Anfang an Druck und dominierte den Kampf. Er verteilte seine Schläge gut und schlug viel und hart zum Körper. Cakir hatte dem nichts entgegenzusetzen. Zwei Minuten lang hielt Aybay den Druck am Anfang konstant aufrecht. Dann nahm er ihn, nach einer Kampfunterbrechung, erst mal wieder heraus, um ihn ca. eine halbe Minute später erneut aufzubauen. Am Ende der Runde nahm Cakir einen rechten Aufwärtshaken, der ihn erstarren ließ. Erstaunlicherweise ließ Aybay dann von ihm ab. Kurze Zeit später war die Runde, bzw. der Kampf, zu Ende. Cakir trat zur zweiten Runde nicht mehr an: Sieger durch TKO in Runde 2: Sahan Aybay.
Im Super Mittelgewicht trafen danach Yusuf Kanguel (12 Kämpfe, 9 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden) und Yesilat Berkta (32 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 27 Niederlagen, 12 durch KO) für einen Zehnrunder aufeinander. Kanguel war auf schnellen Beinen unterwegs, zeigte einen beweglichen Oberkörper und versuchte, seine Rechte ins Ziel zu bringen. Berkta verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, sich an sein Gegenüber heranzuschieben, um dort zu explodieren. In der zweiten Runde ging Kanguel vermehrt zum Köper. Einer der Schläge ging sehr tief, mit der entsprechenden Wirkung. Nach einer relativ kurzen Unterbrechung stellte sich Berkta wieder zum Kampf. Am Ende der Runde ging er wieder zu Boden, diesmal nach einer Links-Rechts-Kombination zum Körper. Die folgende Runde war munter und hart umkämpft. Beide hatten ihre Momente, wenn sie ihren Gegner in der Ecke oder an den Ringseilen stellten. Kanguel hatte aber mehr solche Momente.
In der vierten Runde wollte Kanguel den KO. Immer wieder suchte er mit Links-Rechts-Kombination zum Körper den Erfolg. Jedoch war es eine Rechte zum Kopf, die Berkta auf die Bretter schickte. Kurz darauf musste er dann noch dreimal zu Boden: Das erste Mal durch Schlagwirkung, das zweite Mal durch einen Ausrutscher und das dritte Mal durch einen Tiefschlag. Zur fünften Runde trat Yesilat Berkta dann auch nicht mehr an. Er hatte sich seine Schlaghand verletzt. Später konnte man sehen, dass das Gelenk an seinem Daumen dick geschwollen war. Kanguel erschien mir unter der Führung von Trainer Werner Kreiskott technisch und taktisch sichtbar verbessert. Sieger durch TKO in Runde 5: Yusuf Kanguel.
Den Hauptkampf des Abends stellte die WBU-Europameisterschaft im Halbschwergewicht zwischen Badien Hasso (12 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO) und Remo Arns (21 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 15 Niederlagen, 9 durch KO) dar. Von der ersten Sekunde an war klar, der Kampf geht auf keinen Fall über die Distanz. Hasso machte Druck mit seiner Führhand und ging zum Körper. Arns versuchte sein Glück mit rechten Schwingern, gefolgt von einer Linken. Dabei konnte man das Gefühl bekommen, Arns, der eigentlich nicht den Kampf bestimmte, setzte mehr als Hasso auf einen vorzeitigen Sieg. In der zweiten Runde wurde das Gefecht intensiver. Hasso erhöhte deutlich den Druck, wobei er ruhig und konzentriert blieb. In der dritten Runde kam dann das plötzliche Ende. Nach einer Folge von schönen harten Jabs, setzte Hasso einen brutalen Leberhaken, der Arns fällte. Das Handtuch verhinderte, dass er ausgezählt wurde. Sieger durch TKO in Runde 3, nach 50 Sekunden: Badien Hasso.
Wenn Klaus Waschkewitz im Kaya Plaza in Krefeld veranstaltet, dann muss man einfach hin. Wenn mir persönlich dort auch immer zu viele Kämpfe mit Tretern gezeigt werden, so sind seine Veranstaltungen doch immer wieder gut und definitiv einen Besuch wert. Ich warte schon auf die nächste Veranstaltung.
© Uwe Betker
Gutes Boxen in Detmold
Am 10. Oktober gab es in der Stadthalle Detmold eine bemerkenswert gute Boxveranstaltung zu sehen. Kai Gutmann stellte sie auf die Beine. Die Stadthalle ist ein ausgesprochen schöner Veranstaltungsort; sie hat etwas von einem Theater. An zwei Seiten des Rings stiegen 12 Theaterstuhlreihen an. Auf der einen Längsseite war eine Empore.
Es gab fünf gute Amateurkämpfe, davon ein Frauenkampf. Außerdem waren vier Profiboxkämpfe zu sehen, von denen zwei von Frauen bestritten wurden. Geschätzte 400 Zuschauer sahen eine außerordentlich gute Veranstaltung.
Es begann schon gleich sehr gut. Jammy Kummande gab sein Profidebüt gegen Remo Arns (20 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 13 Niederlagen, 7 durch KO) im Halbschwergewicht. Gegen Arns sein Debüt zu geben, zeugt schon von einem großen Selbstbewusstsein. Der Schützling von Ralf und Graciano „Rocky“ Rocchigiani boxte auch wie ein Erfahrener. Seine linke Führhand war schnell und präzise. Er dominierte das Geschehen von der ersten Minute an. Der erfahrene Arns hatte tatsächlich keine Chance. Am Ende der ersten Runde wurde er an den Seilen gestellt, wo er zwei linke Haken zum Kopf, gefolgt von einer Rechten nehmen musste, die ihn sichtlich erschütterten. Arns versuchte zu Beginn der zweiten Runde schneller an Kummande heranzukommen, um ihn mit Schwingern einzudecken, aber die trafen nur die Deckung. Kummande konterte ihn vielmehr souverän und erhöhte seinerseits den Druck. Dann war es plötzlich auch schon zu Ende. Kummande kam mit einem schönen harten linken Haken zur Schläfe durch. Es folgte noch eine Rechte und Arns ging zu Boden. Bevor der Ringrichter anfangen konnte zu zählen, flog auch schon das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 2:27 Minuten Jammy Kummande. – Ein beeindruckendes Profidebüt. Wir können gespannt sein, wie sich Kummande weiter entwickelt.
Graciano Rocchigiani und Mario Achour zeigten sich nach dem Kampf zufrieden mit dem Ausgang. Sie plauderten noch über ihr neues Gym, ihre Pläne für eine Box-Casting-Show und ihre Zusammenarbeit mit Holger Petersent, dem neuen und sehr umtriebigen Veranstalter aus Hamburg. In diesem Zusammenhang wurde auch von einer Achse Berlin-Hamburg und von der Website boxen-im-norden.de gesprochen.
Der folgende, von zwei Frauen geführte Kampf stand dem vorangegangenen in nichts nach. Im Leichtgewicht traf Beke Bas (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) auf Zsofia Bedo (49 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 35 Niederlagen, 10 durch KO, 1 Unentschieden). In der ersten Runde tasteten sich die beiden noch ab. Bedo, die größere Boxerin, versuchte lang zu bleiben. Bas versuchte, den Abstand zu verkürzen und in die Halbdistanz und den Infight zu kommen. Bas war in ihren Bemühungen sehr viel erfolgreicher als ihre Gegnerin. Sie erhöhte kontinuierlich den Druck, ohne dabei zu überhasten. Im zweiten Durchgang zeigte sie mehrfach ein sehr schönes „bob and weave“, wobei sie schöne Treffer setzte. Aber auch mit der klassischen Führhand-Schlaghand-Kombination kam sie durch. In der dritten Runde kam dann das Ende für Bedo. Erst nahm sie eine harte Rechte zum Kopf, die sie wackeln ließ. Dann wurde sie in den Seilen gestellt und nahm eine Rechte an die Schläfe, die sie zu Boden schickte. Auf dem Boden sitzend wurde sie ausgezählt. Siegerin durch KO in Runde 3 nach 2:00 Minuten Beke Bas. Auch hier dürfen wir gespannt sein, wie sich die talentierte Bas weiter entwickeln wird.
Hiernach stiegen Christian Pawlak (33 Kämpfe, 24 Siege, 14 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Norbert Szerkeres (64 Kämpfe, 16 Siege, 9 durch KO, 45 Niederlagen, 11 durch KO, 3 Unentschieden) für einen Vierrunder im Super Mittelgewicht in den Ring. Pawlak, der auch wohl sehr kurzfristig den Kampf angenommen hat, wirkte unkonzentriert. Vier Runden lang schlug Pawlak, bis auf eine einzige Ausnahme immer nur zum Kopf. Sehr erstaunlich war, dass ein so erfahrener Mann wie Szerkeres konsequent falsch herum ging, d.h. immer in die Schlaghand von Pawlak. Dessen Ecke coachte auch fast gar nicht, dafür hörte Pawlak aber offensichtlich auf Graciano Rocchigiani, der im Saal stand und Anweisungen gab. Auch in den Ringpausen suchte Pawlak Augenkontakt zu Rocchigiani. Was kann man noch über den Kampf sagen? Szerkeres kann nehmen und er nimmt viel. Er nimmt so viel, dass das einfach nicht gesund sein kann. Am Ende stand ein etwas glanzloser Punktsieg für Christian Pawlak.
Der Hauptkampf des Abends war ein Frauenboxkampf. Leonie Giebel (9 Kämpfe, 8 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) traf im Super Federgewicht auf Daniela Graf (12 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden). Bei dem Aufeinandertreffen ging es um die vakante deutsche Meisterschaft der GBA. Bei dem Achtrunder handelte es sich um eine regelrechte Ringschlacht, die sicher noch lange diskutiert werden wird. Graf war die aggressivere Boxerin, die ihrer Gegnerin den Schlagabtausch antrug. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ging sie nach vorne. Sie schlug aus jeder Position Haken. Giebel, die etwas größer war, boxte den aufrechten Stil und schlug schöne Graden. Sie setzte die saubereren Treffer, vor allem zum Kopf. Manchmal brachte sie auch Aufwärtshaken zum Kopf, die dann auch Wirkung erzielten. Im Infight und meist auch in der Halbdistanz aber war sie unterlegen. Der Kampf wogte hin und her und wurde von Runde zu Runde verbissener geführt. Die sechste Runde wurde dann vom Zeitnehmer – wohl aus Versehen – 45 Sekunden zu früh abgegongt. Die Ecke von Graf vermutete lautstark ein Komplott gegen sie, wodurch die verbleibenden zwei Runden dann noch giftiger ausgetragen wurden. Die Punktrichter der GBA werteten 77:75, 75:77 und 79:75, wodurch Giebel der Sieg zugesprochen wurde.
Dieser Ausgang wurde nach dem Kampf aber noch lange und hitzig diskutiert. Ich persönlich hatte den Kampf unentschieden gepunktet. Man muss dazu aber sagen, dass es schon extrem schwer war zu punkten. In jeder Runde musste die Workrate (Graf) gegen klarere Treffer (Giebel) abgewogen werden, und hier schwingen dann natürlich persönliche Vorlieben mit. Ein Sieg für Graf hätte mich auch nicht gewundert. Egal wie die Punktrichter auch noch hätten entscheiden können, die Entscheidung wäre, meine ich, in jedem Fall diskutiert worden. Vor allen Dingen lässt sich festhalten, es war ein großer Kampf von beiden Boxerinnen.
Die Veranstaltung, die Kai Gutmann in der Stadthalle Detmold da auf die Beine gestellt hat, war wirklich gut. Was ich persönlich schon bemerkenswert fand, war, dass sich Gutmann nicht scheute, auf Frauenboxen zu setzen. Das Publikum wusste das wohl auch zu schätzen. Jedenfalls saßen im Zuschauerraum erstaunlich viele Frauen. Denen wurde auch in den Ringpausen etwas geboten. Bei den Boxkämpfen der Männer zeigten zwei Nummerngirls im rückenfreien kleinen Schwarzen die Runde an. Bei den Frauenboxkämpfen wurde dieser Part dann von einem Mann mit nacktem Oberkörper übernommen. So war für jeden etwas dabei. Ich werde wieder hinfahren.
(C) Uwe Betker
Profiboxen in Bassenheim
Wer sich nicht das Pokalfinale ansehen wollte, hätte auch in die Karmelenberg Halle in Bassenheim, Rheinland-Pfalz kommen können, um sich dort gutes Boxen anzuschauen. Der Veranstalter Detlef Loritz (FLP Box Team) stellte ein gutes Programm auf die Beine. Im Vorprogramm gab es zwei Amateurkämpfe zu sehen. Mir fiel dabei der Weltergewichtler Dennis Braun auf, der einen guten und beherzten Kampf zeigte.
Die ersten drei Profikämpfe waren typische Aufbaukämpfe, wie man sie auf allen Veranstaltungen der Welt zu sehen bekommt, egal wie groß der Promoter auch ist.
Den ersten Profikampf des Abends bestritten im Halbschwergewicht Lothar Longwitz (9 Kämpfe, 5 Siege. 4 durch KO, 3 Niederlagen) und Matran Schade. Die Begegnung dieser beiden geriet zu einem Kurzauftritt des Lokalmatadors Longwitz. Dieser setzte seinen Gegner von der ersten Sekunde an unter Druck. Schon bald stellte er Schade in einer neutralen Ecke. Er kam mit einer geraden Führhand durch, die seinen Gegner zu Boden brachte. Danach ließ er nicht mehr locker. Er trieb seinen Gegner vor sich her und stellte ihn wenig später in der anderen neutralen Ecke, wo er ihn mit einem rechten Kopfhaken wieder fällte. Der Ringrichter brach nach 1:22 min den Kampf ab.
Danach stiegen Nazmi Kurteshi (5 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) und Akan Jiyan (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) in den Ring. Auch dieser Kampf im Mittelgewicht war eine einseitige Angelegenheit. Kurteshi suchte von der ersten Sekunde an den KO. Er trieb Jiyan vor sich her und deckte ihn mit Schlägen ein. Schon nach kurzer Zeit ging Jiyan zu Boden. Hiernach prügelte Kurteshi nur noch so auf seinen Gegner ein, der dann auch erwartungsgemäß schon bald wieder zu Boden musste. Schließlich gab Jiyan zu verstehen, er hätte sich die Schlaghand verletzt. Überraschenderweise stellte er sich jedoch noch mal zum Kampf, um beim nächsten Schlaghagel wieder zu Boden zu gehen. Der Ringrichter brach die Begegnung nach 2:16 ab. Jiyan sollte vor seinen nächsten Trainingseinheiten vielleicht überlegen, ob er als Boxer nicht besser aus der Schlaghand raus-, anstatt in sie hineingehen sollte.
Im nächsten Kampf trafen im Schwergewicht Michael Stromberg (7 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage) und Kalas Nawzet aufeinander. Dieser Kampf sollte auch nur unerheblich länger dauern als die vorangegangenen. Stromberg ging systematisch ans Werk. Er schob sich an seinen Gegner heran, stellte ihn und verteilte seine Kombinationen. Schnell war klar, dass Nawzet mit der Situation überfordert war. Er versuchte, sich irgendwie über die Zeit zu retten, aber Stromberg ließ das nicht zu. Eine Kombination Körper und Kopf brachte Nawzet zu Boden. Der Ringrichter fing erst gar nicht an zu zählen, sondern brach das ungleiche Gefecht nach 2:45 min zu Recht ab.
Der nächste Kampf im Superweltergewicht wog die vorangegangenen Aufbaukämpfe dann aber auf. Hier trafen Antonio Hoffmann (9 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO) und Mehmet Tanriverdi (17 Kämpfe, 17 Niederlagen, 7 durch KO) aufeinander. Hofmann, der bessere Boxer, bestimmte das Geschehen im Ring. Tanriverdi beschränkte sich weitgehend auf Konter und hatte dabei durchaus seine Momente. Beide schenkten sich in der ersten Runde nichts. In der zweiten Runde steigerten beide Boxer das Tempo. Tanriverdi gehörte der erste Teil der Runde. Er war der Aktivere und versuchte seinen Jab zu etablieren, was ihm aber nicht gelang. Hoffmann wurde von Aktion zu Aktion stärker. Irgendwann hatte er Tanriverdi an den Ringseilen gestellt. Zwei schwere linke Kopfhaken ließen seinen Gegner in den Seilen zusammensacken. Während Tanriverdi langsam in den Seilen sitzend einknickte traf ihn noch ein weiterer rechter Haken zum Kopf. Tanriverdi war KO. Der junge und umsichtige Ringrichter der GBA Ivan Horn stoppte sofort den Kampf. TKO nach 2:00 min in Runde 2.
Der amtierende Jugendweltmeister der IBF im Cruisergewicht, Dennis Ronert (21 Kämpfe, 21 Siege, 14 durch KO), boxte gegen Remo Arns (17 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 12 Niederlagen, 8 durch KO) einen Sechsrunder. Arns, der seine großen sportlichen Erfolge beim Kickboxen hat, war zwar boxerisch unterlegen, aber seine Kondition und seine Willensstärke waren bewundernswert. Er nahm viele Treffer, aber ein ums andere Mal kam er auch mit Kopfhaken durch. Immer wieder tauchte er tief ab, wenn er unter Druck kam. Zum Ende des Kampfes hin konnte man dann den Eindruck gewinnen, es wäre nur ein sehr hart und sehr verbissen geführtes Sparring. Vermutlich haben die beiden auch schon oft miteinander gesparrt, was aber nicht die Qualität des Kampfes schmälert, denn er war gut und unterhaltsam. Am Ende stand ein eindeutiger Punktsieg für Ronert.
Im letzten Kampf des Abends ging es um die vakante Deutsche Meisterschaft im Schwergewicht nach Version GBA. Yakup Saglam (36 Kämpfe, 32 Siege, 29 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) boxte gegen Alexander Kahl (32 Kämpfe, 19 Siege, 17 durch KO, 12 Niederlagen, 11 durch KO, 1 Unentschieden). Saglam begann stark. Er boxte gerade durch die Mitte und er verteilte gut auf Kopf und Körper. Kahl schlug Haken und versuchte seine Deckung zu halten. Am Ende der Runde schlug Saglam mehr und mehr zum Körper, um die Deckung von Kahl herunter zu ziehen. Hierbei traf ein Schlag den linken Ellenboden von Kahl. Trotz Schmerzen wollte Kahl zur zweiten Runde antreten – er wollte ernsthaft nur mit seiner Rechten boxen. Aber der Ringrichter nahm ihn auf Anraten des Ringarztes aus dem Kampf. TKO 2
Leider war die Halle in Bassenheim nicht ausverkauft. Die Veranstaltung von Detlef Loritz hätte mehr Zuschauer verdient gehabt. Sie war nämlich gut. Zu viele wollten doch wohl lieber zu Hause sehen, wie Bayern München Pokalsieger wird. Schade!
© Uwe Betker
Boxen am Ostersonntag
Knockout Events stellte am Ostersonntag in Herne eine schöne Show auf die Beine. Dabei gab es 11 K1 und 7 Profiboxkämpfe zu sehen. Im ersten Kampf trafen Fabian Veltum (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Mohamed Ali Kahli im Super Mittelgewicht aufeinander. Der Debütant Kahli verließ sich auf seine Reflexe und hielt daher seine Linke tief. Er hatte in den ersten beiden Runden leichte Vorteile. Veltum war zwar der Aggressor, schlug aber relativ häufig ins Leere. Wenn er traf, traf er zumeist die Deckung oder den Körper. In der zweiten Runde kam Kahli zweimal schön mit Aufwärtshaken durch, die zu Nasenbluten bei Veltum führten. Zur dritten Runde trat Kahli nicht mehr an, weil er Schmerzen im rechten Unterarm hatte, da er sich ihn gestaucht hatte.
Im zweiten Kampf gab es gleich zwei Profidebuts zu sehen. Im Halbschwergewicht kämpften Samy Raid Musa (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO) und Bayram Kayalapp (1 Kampf, 1 Niederlage, 1 durch KO) gegeneinander. Musa, dem anzumerken war, dass er nervös war, machte den Kampf und versuchte seine Schläge zu verteilen. In der zweiten Runde ging er mehr zum Körper und kam damit direkt zum Erfolg. Kayalapp musste auf die Bretter. Er kam zwar rechtzeitig wieder hoch, um dann aber direkt wieder nach einem Körpertreffer runter zu gehen. Er stand dann auf, um den Kampf abzubrechen. Für Musa ein schönes Profidebuts.
Der dritte Kampf, der im Cruisergewicht stattfand, wurde ebenfalls durch Aufgabe beendet. Er war der seltsamste der ganzen Veranstaltung. Hizni Altunkaya (20 Kämpfe, 20 Siege, 12 durch KO) boxte gegen Remo Arns. Der Kampf, aber auch die Schläge der Boxer, wirkten auf mich die ganze Zeit seltsam verhalten. Altunkaya, der mit der längeren Reichweite ausgestatte Boxer, verlegte sich aufs Kontern und überließ Arns die Ringmitte und das Kampfgeschehen. In der vierten Runde brachte Altunkaya eine rechten Körperhaken ins Ziel und Arns drehte ab und gab auf, er hatte sich offensichtlich verletzt.
Der folgende Kampf war der Hauptkampf des Abends. Christian Hiller (8 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage), der Veranstalter selber, boxte im Halbschwergewicht gegen Turgay Uzun (60 Kämpfe, 37 Siege, 24 durch KO, 21 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) um den WM-Titel der WBU. Nun gehört die World Boxing Union nicht gerade zu den größten und bedeutendsten Weltverbänden, aber sie ist immerhin ein Verband, der Titel vergeben kann, womit auch kleinere Veranstalter werben können. Und außerdem ist ein Weltmeistertitel immer nur so bedeutend wie sein Titelträger.
Uzun hatte es von Anfang an gegen den größeren Hiller schwer. Es suchte die Lücke, die er aber nur sehr selten fand, um Treffer zu setzen. Zwischenzeitlich versuchte er dann den Erfolg mit Schwingern zu erzwingen. Hiller boxte abgeklärt und setzte von Anfang an auf rechte Körperhaken. In der dritten Runde ging dann Uzun nach einem schönen rechten Haken zum Körper zu Boden. Er kam wieder hoch, um dann direkt noch einmal runter zu müssen. Dann warf auch schon Uzuns Ecke das Handtuch.
Im darauf folgenden Kampf, der auch im Halbschwergewicht stattfand, traf Tiran Mkrtschjan (5 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 1 Unentschieden) auf den Debutanten Ben Ali Abdelkader (1 Kampf, 1 Unentschieden). Der 18jährige Abdelkader, der offensichtlich vom Kick- oder Thaiboxen her kommt, stürmte volle vier Runden voran. Es fehlte ihm zwar an boxerischer Technik, aber dieses Manko machte er mit Ausdauer und Siegeswillen wieder wett. Der boxerisch sehr viel bessere Mkrtschjan konnte sich kaum seiner Haut erwehren. Das Publikum liebte Abdelkader. Das Unentschieden nach vier Runden war dem Kampfverlauf angemessen.
Im Weltergewicht maßen Engin Guel (6 Kämpfe, 6 Siege, 6 durch KO) und Mohamed Kazan (8 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 7 Niederlagen, 5 durch KO) ihre Kräfte, wenn man dies so nennen kann. Hierbei ging es um den Jugendtitel der WBU. Das Gefecht war sehr einseitig. Guel dominierte den Kampf nach Belieben. In der dritten Runde wurde Kazan das erste Mal angezählt. Er wäre vermutlich sogar ausgezählt worden, wenn sein Gegner nicht so lange gebraucht hätte, die neutrale Ecke zu finden. Aber auch diese zusätzlichen Sekunden halfen Kazan schließlich nicht wirklich. Kaum war der Kampf wieder freigegeben worden, prasselte auch schon der nächste Schlaghagel auf ihn hernieder, so dass der Handtuchwurf von Sekundant Suleyman Dag notwendig wurde.
Der letzte Kampf des Abends, der im Weltergewicht stattfand, stahl dann allen anderen die Show. Yavuz Ertuerk (16 Kämpfe, 15 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) boxte gegen Denis Hamasi (12 Kämpfe, 11 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Ertuerk, der als Einmarschmusik Rammstein hatte, stieg schwer gehandicapt in den Ring. Er hatte eine böse aussehende Verletzung auf dem linken Jochbein. Die erste Runde begann sehr munter. Hamasi schlug mehr und kam auch manchmal durch – und es passierte, was passieren musste: Die Verletzung brach wieder auf. Von nun an wurde der Kampf schnell und hart geführt. Hamasi hoffte auf einen vorzeitigen Sieg und hielt dagegen, merkend, dass er immer stärker blutete. In der zweiten Runde wurde der Kampf noch intensiver. Ertuerk traf besser und härter. Dann war es vorbei. Der Ringrichter Daniel Van de Wiele nahm den geschlagenen Hamasi aus dem Kampf.
© Uwe Betker